20.05.2005, 18:48
so wenn quintus hier immer seine arbeiten reinstellt mach ich das auch mal - mine gfs zum thema imperialismus, gehalten in 12/2 (april 2004).
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Definition und historische Eingrenzung
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Definition
Mit Imperialismus wird die Errichtung eines Herrschaftsverhältnisses über ein Land bezeichnet mit dem Ziel der politischen und kulturellen Einflussnahme sowie der wirtschaftlichen Ausbeutung. Dies geschieht entweder durch direkte - gewaltsame – Besetzung des Landes und die Errichtung einer Kolonie oder durch indirekte Einflussnahmen, zum Beispiel durch Einsetzen einer Stellvertreter- oder Marionettenregierung, die im Auftrag und zum Wohl der ausländischen Macht handelt.
Historische Eingrenzung
Eine eindeutige historische Eingrenzung des Imperialismus als geschichtliche Epoche ist nicht möglich. In der Regel wird die Zeit von 1870 (Gründung des deutschen Kaiserreichs und Modernisierung Japans) bis 1914 (Ausbruch des 1. Weltkrieges) als Zeitalter des Imperialismus bezeichnet., teilweise jedoch auch bis 1918 oder sogar bis 1945.
Das Zeitalter des Imperialismus ist der Zeitraum, in dem sich die europäischen Mächte, vor allem Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Russland, sowie in geringerem Maße auch Italien, sowie Japan und die Vereinigten Staaten über die ganze Welt ausbreiteten und diese entweder in Kolonien (v.a. Afrika) oder in Einflusssphären (China) unter sich aufteilten (siehe auch Grafik 1 im Anhang). Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 war dieser Prozess abgeschlossen: Jedes Gebiet der Welt (mit Ausnahme Äthiopiens) befand sich in der einen oder anderen Form unter ihrer Herrschaft.
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Ursachen des Imperialismus
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Der Imperialismus hat – wie auch jede andere geschichtliche Epoche, Ereignis oder Konflikt – verschiedene politische, wirtschaftliche und soziale Ursachen:
Politische Ursachen
Die wichtigste politische Ursache war die Bildung und Erstarkung von miteinander konkurrierenden Nationalstaaten. Während Großbritannien, Frankreich, Russland und Spanien schon seit Jahrhunderten geeint waren, traf dies bei Italien und Deutschland erst 1870 zu. Somit gab es vier europäische Staaten, die miteinander um die Vorherrschaft auf dem Kontinent wetteiferten: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland.
In Asien erzwangen die Vereinigten Staaten 1858 die Öffnung Japans zum Westen und beendeten damit eine 200jährige Zeit der Isolation. Im Gegensatz zu anderen Ländern war Japan jedoch in der Lage, den Einfluss der ausländischen Mächte gering zu halten und seine Unabhängigkeit zu wahren. Es folgte eine umfangreiche Modernisierung des Landes, die unter anderem die Abschaffung des alten Feudalsystems, den Aufbau einer modernen Armee und die Einführung der Wehrpflicht sowie den Aufbau einer modernen und konkurrenzfähigen Industrie beinhaltete.
Mit der Einigung Italiens und Europas war zudem Europa vollkommen aufgeteilt und auch die Erschließung Nordamerikas war mit dem Erwerb Alaskas 1867abgeschlossen, was dazu führte, dass sich die imperialistischen Mächte auf die Aufteilung der gigantischen Gebiete Asiens und Afrikas konzentrierten.
Wirtschaftliche Ursachen
Die seit dem 18. Jahrhundert andauernde Industrialisierung führte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Steigerung der Produktion (siehe Grafik 2 und Grafik 3 im Anhang) und damit der Wirtschaftsleistung der europäischen Staaten. Um weiterhin eine hohe Wirtschaftsleistung garantieren zu können, forderten Politiker und Unternehmer die Sicherstellung der Rohstoffversorgung, d.h. die Kontrolle über die benötigten Rohstoffe bzw. den Zugang zu diesen, und die Erschließung neuer Absatzmärkte.
Als zweiter wichtiger Grund wäre die Ablösung des bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa vorherrschenden Freihandels durch das System des Protektionismus, d.h. den Schutz des einheimischen Marktes vor ausländischen Firmen durch Schutzzölle und damit Stärkung der einheimischen Industrie zu nennen.
Dies machte es notwendig, weitgehende Autarkie von ausländischen Importen zu erlangen, gleichzeitig aber die Lieferung der für die einheimische Industrie notwendigen Rohstoffe zu garantieren, d.h. diese wichtigen Rohstoffe sowie den Zugang zu diesen zu kontrollieren.
Außerdem kam es als Folge der Steigerung der Wirtschaftsleistung im Bankensektor zu einer Kapitalkonzentration, und es wurde die Forderung nach Anlagemöglichkeiten im Ausland gestellt.
Soziale / gesellschaftliche Ursachen
Neben den politischen und wirtschaftlichen Ursachen hatte der Imperialismus auch soziale Ursachen: Im 19. Jahrhundert herrschte in den Gesellschaften der europäischen Staaten, den Vereinigten Staaten und Japan als Folge der erst vor kurzem errungen Einheit (Japan, Deutschland, Italien) sowie dem wirtschaftlichen Erfolg eine nationalistische, teilweise auch militaristische (Deutschland) Begeisterung beziehungsweise Übersteigerung.
Gleichzeitig traten aber auf Grund der immer noch stark feudalistisch geprägten Gesellschaften (Deutschland), der hohen Arbeitslosigkeit als Folge des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft und der Forderung nach stärkerer politischer Mitbestimmung ernsthafte soziale Probleme auf, die die angestammten politischen Machtstrukturen und die gesellschaftliche Ordnung gefährdeten.
Der Imperialismus bot dabei die Möglichkeit, gleichzeitig die Bevölkerung von ihren Problemen abzulenken, sie in den Konkurrenzkampf mit ausländischen Mächten einzubinden und die eigene Herrschaft zu stärken und zu rechtfertigen. Man versuchte also, die innenpolitischen Konflikte nach außen abzulenken.
Weitere Vorraussetzungen
Ein wichtiges Merkmal des Imperialismus ist die Überlegenheit der Industrienationen über die kolonisierten Gebiete. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden neue leistungsfähige Techniken und Technologien erfunden: Eisenbahn, Dampfschiffe, Telegrafie und Unterseekabel machten die Erschließung großer Gebiete möglich und reduzierten gleichzeitig die Entfernung zwischen den Kolonien und den Mutterländern. Der Bau moderner Handels- und Kriegsschiffe ermöglichte gleichzeitige den schnellen Transport von Rohstoffen in die Heimatländer und den Einsatz von eigenen Truppen zur Intervention in weit entfernten Gebieten.
Der Aufbau moderner Armeen – der in der Regel die Einführung der Wehrpflicht beinhaltete –, die nationalistische Begeisterung der Massen und die technologische Überlegenheit führten gleichzeitig zu der Bereitschaft, diese militärische Macht auch einzusetzen, um die eigenen Interessen durchzusetzen.
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Imperialismustheorien
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Imperialismustheorien sind der Versuch, die Ursachen und die Folgen des Imperialismus zu erklären. Dabei gibt es ökonomische (John A. Hobsons 1902), marxistische (W. Lenin 1916), politische und soziale Imperialismustheorien.
Lenins marxistische Imperialismustheorie
Lenins marxistische Imperialismustheorie ist eine Fortführung des Marxismus von Karl Marx und Friedrich Engels. Der Imperialismus ist die letzte Stufe des Kapitalismus:
· Nachdem die kapitalistischen Mächte die Welt unter sich aufgeteilt haben, beginnen die internationalen Konzerne sie unter sich zu aufteilen, gleichzeitig bildet sich die Herrschaft der Monopole und Kapitalbesitzer heraus und Kapitalexporte gewinnen gegenüber den Warenexporten an Bedeutung.
· Der Imperialismus dient dazu, das Proletariat abzulenken und den Fortbestand des kapitalistischen Systems zu sichern.
· Das Proletariat verbündet sich mit der unterdrückten Bevölkerung in den Kolonien und beschleunigt zusammen mit den dem Konkurrenzkampf der imperialistischen Mächte das Ende des kapitalistischen Systems.
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Definition und historische Eingrenzung
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Definition
Mit Imperialismus wird die Errichtung eines Herrschaftsverhältnisses über ein Land bezeichnet mit dem Ziel der politischen und kulturellen Einflussnahme sowie der wirtschaftlichen Ausbeutung. Dies geschieht entweder durch direkte - gewaltsame – Besetzung des Landes und die Errichtung einer Kolonie oder durch indirekte Einflussnahmen, zum Beispiel durch Einsetzen einer Stellvertreter- oder Marionettenregierung, die im Auftrag und zum Wohl der ausländischen Macht handelt.
Historische Eingrenzung
Eine eindeutige historische Eingrenzung des Imperialismus als geschichtliche Epoche ist nicht möglich. In der Regel wird die Zeit von 1870 (Gründung des deutschen Kaiserreichs und Modernisierung Japans) bis 1914 (Ausbruch des 1. Weltkrieges) als Zeitalter des Imperialismus bezeichnet., teilweise jedoch auch bis 1918 oder sogar bis 1945.
Das Zeitalter des Imperialismus ist der Zeitraum, in dem sich die europäischen Mächte, vor allem Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Russland, sowie in geringerem Maße auch Italien, sowie Japan und die Vereinigten Staaten über die ganze Welt ausbreiteten und diese entweder in Kolonien (v.a. Afrika) oder in Einflusssphären (China) unter sich aufteilten (siehe auch Grafik 1 im Anhang). Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 war dieser Prozess abgeschlossen: Jedes Gebiet der Welt (mit Ausnahme Äthiopiens) befand sich in der einen oder anderen Form unter ihrer Herrschaft.
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Ursachen des Imperialismus
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Der Imperialismus hat – wie auch jede andere geschichtliche Epoche, Ereignis oder Konflikt – verschiedene politische, wirtschaftliche und soziale Ursachen:
Politische Ursachen
Die wichtigste politische Ursache war die Bildung und Erstarkung von miteinander konkurrierenden Nationalstaaten. Während Großbritannien, Frankreich, Russland und Spanien schon seit Jahrhunderten geeint waren, traf dies bei Italien und Deutschland erst 1870 zu. Somit gab es vier europäische Staaten, die miteinander um die Vorherrschaft auf dem Kontinent wetteiferten: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland.
In Asien erzwangen die Vereinigten Staaten 1858 die Öffnung Japans zum Westen und beendeten damit eine 200jährige Zeit der Isolation. Im Gegensatz zu anderen Ländern war Japan jedoch in der Lage, den Einfluss der ausländischen Mächte gering zu halten und seine Unabhängigkeit zu wahren. Es folgte eine umfangreiche Modernisierung des Landes, die unter anderem die Abschaffung des alten Feudalsystems, den Aufbau einer modernen Armee und die Einführung der Wehrpflicht sowie den Aufbau einer modernen und konkurrenzfähigen Industrie beinhaltete.
Mit der Einigung Italiens und Europas war zudem Europa vollkommen aufgeteilt und auch die Erschließung Nordamerikas war mit dem Erwerb Alaskas 1867abgeschlossen, was dazu führte, dass sich die imperialistischen Mächte auf die Aufteilung der gigantischen Gebiete Asiens und Afrikas konzentrierten.
Wirtschaftliche Ursachen
Die seit dem 18. Jahrhundert andauernde Industrialisierung führte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Steigerung der Produktion (siehe Grafik 2 und Grafik 3 im Anhang) und damit der Wirtschaftsleistung der europäischen Staaten. Um weiterhin eine hohe Wirtschaftsleistung garantieren zu können, forderten Politiker und Unternehmer die Sicherstellung der Rohstoffversorgung, d.h. die Kontrolle über die benötigten Rohstoffe bzw. den Zugang zu diesen, und die Erschließung neuer Absatzmärkte.
Als zweiter wichtiger Grund wäre die Ablösung des bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa vorherrschenden Freihandels durch das System des Protektionismus, d.h. den Schutz des einheimischen Marktes vor ausländischen Firmen durch Schutzzölle und damit Stärkung der einheimischen Industrie zu nennen.
Dies machte es notwendig, weitgehende Autarkie von ausländischen Importen zu erlangen, gleichzeitig aber die Lieferung der für die einheimische Industrie notwendigen Rohstoffe zu garantieren, d.h. diese wichtigen Rohstoffe sowie den Zugang zu diesen zu kontrollieren.
Außerdem kam es als Folge der Steigerung der Wirtschaftsleistung im Bankensektor zu einer Kapitalkonzentration, und es wurde die Forderung nach Anlagemöglichkeiten im Ausland gestellt.
Soziale / gesellschaftliche Ursachen
Neben den politischen und wirtschaftlichen Ursachen hatte der Imperialismus auch soziale Ursachen: Im 19. Jahrhundert herrschte in den Gesellschaften der europäischen Staaten, den Vereinigten Staaten und Japan als Folge der erst vor kurzem errungen Einheit (Japan, Deutschland, Italien) sowie dem wirtschaftlichen Erfolg eine nationalistische, teilweise auch militaristische (Deutschland) Begeisterung beziehungsweise Übersteigerung.
Gleichzeitig traten aber auf Grund der immer noch stark feudalistisch geprägten Gesellschaften (Deutschland), der hohen Arbeitslosigkeit als Folge des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft und der Forderung nach stärkerer politischer Mitbestimmung ernsthafte soziale Probleme auf, die die angestammten politischen Machtstrukturen und die gesellschaftliche Ordnung gefährdeten.
Der Imperialismus bot dabei die Möglichkeit, gleichzeitig die Bevölkerung von ihren Problemen abzulenken, sie in den Konkurrenzkampf mit ausländischen Mächten einzubinden und die eigene Herrschaft zu stärken und zu rechtfertigen. Man versuchte also, die innenpolitischen Konflikte nach außen abzulenken.
Weitere Vorraussetzungen
Ein wichtiges Merkmal des Imperialismus ist die Überlegenheit der Industrienationen über die kolonisierten Gebiete. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden neue leistungsfähige Techniken und Technologien erfunden: Eisenbahn, Dampfschiffe, Telegrafie und Unterseekabel machten die Erschließung großer Gebiete möglich und reduzierten gleichzeitig die Entfernung zwischen den Kolonien und den Mutterländern. Der Bau moderner Handels- und Kriegsschiffe ermöglichte gleichzeitige den schnellen Transport von Rohstoffen in die Heimatländer und den Einsatz von eigenen Truppen zur Intervention in weit entfernten Gebieten.
Der Aufbau moderner Armeen – der in der Regel die Einführung der Wehrpflicht beinhaltete –, die nationalistische Begeisterung der Massen und die technologische Überlegenheit führten gleichzeitig zu der Bereitschaft, diese militärische Macht auch einzusetzen, um die eigenen Interessen durchzusetzen.
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Imperialismustheorien
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Imperialismustheorien sind der Versuch, die Ursachen und die Folgen des Imperialismus zu erklären. Dabei gibt es ökonomische (John A. Hobsons 1902), marxistische (W. Lenin 1916), politische und soziale Imperialismustheorien.
Lenins marxistische Imperialismustheorie
Lenins marxistische Imperialismustheorie ist eine Fortführung des Marxismus von Karl Marx und Friedrich Engels. Der Imperialismus ist die letzte Stufe des Kapitalismus:
· Nachdem die kapitalistischen Mächte die Welt unter sich aufgeteilt haben, beginnen die internationalen Konzerne sie unter sich zu aufteilen, gleichzeitig bildet sich die Herrschaft der Monopole und Kapitalbesitzer heraus und Kapitalexporte gewinnen gegenüber den Warenexporten an Bedeutung.
· Der Imperialismus dient dazu, das Proletariat abzulenken und den Fortbestand des kapitalistischen Systems zu sichern.
· Das Proletariat verbündet sich mit der unterdrückten Bevölkerung in den Kolonien und beschleunigt zusammen mit den dem Konkurrenzkampf der imperialistischen Mächte das Ende des kapitalistischen Systems.