(Zweiter Weltkrieg) Unternehmen Barbarossa
#18
@Rudi
Zitat:Beispiel aus der Erinnerung: Man kann leicht erkennen, ob die Luwtwaffe offensive oder defensiven Aufgaben hat, anhand der Lage der Feldflugplätze. Bei offensiven Absichten werden die Flugplätze in Grenznähe sein, damit bei Geländegewinnen die Flugplätze nicht gleich verlegt werden müssen, mit der Folge der Unterbrechung der Luftunterstützung. Bei defensiver Ausrichtung werden sie deutlich im Hinterland angelegt, damit sie nicht so leicht angegriffen werden können und bei Geländegewinn des Gegners nicht ebenfalls sofort im kritischen Moment die Flugplätze verlegt werden müssen und wiederum die Luftunterstützung fehlt.
Da liegt leider ein Irrtum vor. Der damalige - also im Frühsommer 1941 - Flugpark der Sowjets war von älteren Typen stark geprägt, etwa gab es noch eine Vielzahl von veralteten I-15- und I-16-Jägern (grob rund 2.500 Exemplare von etwa 4.200 Jägern in den westlichen Sektoren), die eine vergleichsweise geringe Reichweite hatten - wir reden hier von etwa 500 bis max. 700 Kilometern, was äußerst wenig ist, da die Maschinen ja normal auch wieder nach Hause zurückkommen sollten.

Bereits während des spanischen Bürgerkrieges haben sowjetische Militärberater auf der Seite der spanischen Republikaner deswegen den Hinweis ausgegeben, dass die Maschinen in jedem Falle - egal ob defensiv oder offensiv angesetzt - in Frontnähe sein müssten, wenn sie überhaupt zeitnah in der Lage versetzt werden können sollen, über der Front in Kämpfe eingreifen zu können. Aus diesem Grund waren auch die sowjetischen Flugplätze in Ostpolen 1941 recht nahe an der eigentlichen Grenze (was es den Deutschen dann auch ermöglichte, diese frontnahen Plätze teils mit zehn, zwölf oder gar mehr Feindflügen pro Tag je Bomber anzugreifen [!], was entsprechend auch die verheerenden Verluste der Sowjets in den ersten 24 Stunden erklärt). Dies war aber, wie gesagt, dem Umstand der geringen Reichweite der alten Typen geschuldet. Hieraus eine Offensivabsicht ableiten zu wollen, ist allerdings nicht möglich. Zudem muss berücksichtigt werden, dass quasi keinerlei Tarnungen oder Schutzmaßnahmen vorlagen, die Maschinen standen wie im tiefsten Frieden Flügel an Flügel auf den Rollfeldern, oftmals nicht aufgetankt und aufmunitioniert - für die Deutschen ein Scheibenschießen...
Zitat:Und genau das wird ja durch den Erfolg der Wehrmacht bestätigt, die einer auf Angriff ausgerichteten weot überlegenen Armee zuvor kam und sie dadurch gleich anfangs massiv schlagen konnte. Und Du, Schneemann, bestätigst das ja, daß genau das viele Wehrmachtssoldaten aus eigener Anschauung später berichtet haben.
Nein, das bestätige ich nicht. Ich habe dargelegt, dass a) Schukow und Timoschenko die Gefahr zwar durchaus sahen, aber dass b) Stalin nichts von einem Angriff der Deutschen oder einer eigenen Offensive wissen wollte. Hinzu kam, dass c) Schukow und Timoschenko auch wussten, dass die Truppen nicht wirklich kampfbereit und auch erst recht nicht angriffsbereit waren.

Hinzu kommt, dass die anfangs sehr schnell vorrückenden deutschen Verbände fast immer dann aufgehalten wurden, wenn sie a) auf entschlossene Verteidiger stießen - etwa schon in Brest-Litowsk, aber auch entlang der Molotow-Linie sowie später auch bei Smolensk [d. h. die Verteidigung hat durchaus teils ihren Zweck erfüllt, es gibt auch viele deutsche Berichte, die diese Tapferkeit der Russen in der Verteidigung erwähnen] - oder b) auf eine der wenigen sowjetischen Einheiten stießen, die bereits mit moderneren Panzern (T-34) oder schweren Panzern (KW-1 & -2) ausgestattet waren. (In der Anfangsphase von "Barbarossa" waren viele russische Panzer noch älteren oder leichteren Typs, etwa BT-Modelle oder T-26 etc.) Aber selbst die Gefechte mit diesen Einheiten, die über T-34 oder KW-1 verfügten, wobei die Deutschen da durchaus temporär aufgehalten wurden und auch empfindliche Eigenverluste erlitten, z. B bei Rossienie in Litauen, waren von stümperhafter Führung auf sowjetischer Seite gekennzeichnet. Manche Panzer, die voll einsatzbereit waren, stießen einzeln vor, blieben dann aber erstmal nach wenigen Kilometern stehen, weil die Crews nicht wussten, was sie machen sollten etc. Dieser Umstand ermöglichte es dann auch den Deutschen, diese Kräfte durch ihren koordinierten und von erfahrenen Leuten geleiteten Einsatz verbundener Waffen niederzukämpfen. Kurzum: Die Rote Armee war 1941 sicherlich vieles, aber sie war nicht auf einen Angriff vorbereitet.

Schneemann
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