(Zweiter Weltkrieg) Unternehmen Barbarossa
#1
Unternehmen Barbarossa

Zitat:@Francisco: hielt er einen Angriff im Jahre 1942 für unwahrscheinlich. 41 haben sie gemeinsamm noch gegen Polen gekämpft
Werter Francisco: zum ersten ist es mir eine Freude, in dir einen Diskussionsgegner zu haben, der endlich mal wieder NICHT meiner Meinung ist, da dies aber nichts mit Technik zu tun hat, laß uns hier gesondert über den Fall Barbarossa diskutieren, so du willst.

Zunächst einmal: Der Deutsche Angriff erfolgte am 22.6.1941. Aber ich vermute du hast dich nur verschrieben.

Grundsätzliches: den Sowjets waren alle Angriffspläne der Deutschen bekannt. Das ging so weit, daß sie alle Strategischen Planungen des deutschen Generalstabes nur zwei Tage später erfuhren.

1 Woche vor Kriegsbeginn stürzte zudem eine der deutschen Höhenmaschinen/Spionageflugzeuge ab. Der sowjetische Generalstab machte daher Stalin den Vorschlag, sofort die Generalmobilmachung anzuordnen und die an der Westfront stehenden Armeen in 4 Tagen zum Angriff gegen die Deutschen vorgehen zu lassen. Das es nicht dazu kam liegt an einem ganzen Bündel von Faktoren.

Kräfteverhältnisse:

Die Deutschen hatten für den Angriff insgesamt 146 Divisionen zusammengezogen mit insgesamt ca 3 Millionen Mann.

Dem standen an der direkten Front 139 sowjetische Divisionen gegenüber, dazu kamen noch 29 Brigaden in Divisionstärke insgesamt 4,7 Millionen Mann. Im Hinterland, wo die Vorbereitung auf den Angriff noch stärker betrieben wurde, standen weitere 4 Millionen Mann Reserven. Insgesamt hielten die Sowjets für den Deutschen Angrif 360 Divisionen bereit.

Es liefen überall auch Zivile Vorbereitungen So wurde schon 1 Monat vor dem Angriff überall Verdunklungsmaterial an die Zivilhaushalte ausgegeben oder Verdächtige Elemte deportiert, z.B. während der Deutsche Angriff erfolgte wurde am 22.6 fst 100 000 Deutschbalten aus dem Baltikum nach Sibirien verfrachtet. Das geht nicht ohne längere Vorbereitung, man bedenke allein die dafür notwendigen Züge.

Die Sowjetarmeen verfügten allein direkt an ihrer Westfront über 17 000 Panzer und über 8000 Flugzeuge.

Das die einfachen russischen Soldaten an der Westfront nicht über die deutschen Pläne informiert wurden, sagt nicht, daß die Sowjets sie nicht gekannt hätten. Die Einfachen Deutschen Soldaten wußten ebenso wenig. 1/3 der deutschen Soldaten ging noch 1 Woche vor dem Angriff davon aus, daß man mit Erlaubnis Stalins durch die Sowjetunion durchfahren würde, um über den Kaukasus den Iran und Irak und Ägypten zu erobern. Die Mehrheit der deutschen Soldaten ging davon aus, daß man nur zur Abschreckung und potentiellen Abwehr der sowjetischen Massen ihnen gegenüber hier abgestellt würde, um einen sowjetischen Angriff abzuschrecken.

Beide Seiten verstärkten ihre Truppen an ihrer Grenze über einen längeren Zeitraum hinweg und den Deutschen war der russische Aufmarsch auch bekannt.

Beide Seiten unterschätzten aber drastisch die Kampfkraft ihres Gegners. So gingen die Deutschen nur von 100 sowjetischen Divisionen aus und von nur 150 insgesamt, dabei waren es 360.

Nur in dem Punkt Luftwaffe und Panzer war den Deutschen die genaue Zahl und Position der sowjetischen Kräfte dank der Spionageflugzeuge bekannt.

Umgekehrt gingen die Sowjets ebenso von nur 80 bis 100 deutschen Divisionen aus, stattdessen waren es ja 146. Beide Seiten unterschätzten darüber hinaus die Bewaffnung und die Kampfkraft des Gegners drastisch.

Das man also von einem Überfall spricht, bzw daß die Sowjets wie Jeremenko dann behaupteten, überrascht worden zu sein, liegt allein daran, daß die Deutschen so gewaltig große sowjetische Verbände so schnell haben schlagen können. Umgekehrt waren die Deutschen über die Größte besagter Verbände ebenso überrascht oder sogar fassungslos.

Aber die sowjetische Führung wußte es, sie wußte von dem Angriffstermin wie auch von den strategischen Zielen, sie wurde nicht überrascht. Stalin selber aber hat mangels militärischen Können da unendlich viel Mist gebaut, er hätte sich nie träumen lassen, daß die Deutschen seine Armeen so hätten schlagen können. Das sie es konnten liegt an der Kampferfahrung, dem Fanatismus der Deutschen Truppen, der Taktik, der technologischen Überlegenheit aber primär vor allem auch an der Luftüberlegenheit.

Nach der Entdeckung der deutschen Luftaufklärung wollte z.b. der russische Generalstab seine Luftflotten umgruppieren, Stalin ging aber davon aus, daß die Deutschen diese Umgruppierung ebenso wieder aus der Luft entdecken könnten und da der Angriff bevor stand, hielt er es für unklug, die Truppen zu verlegen, damit sie nicht während dessen in mangelnder Koordination vom Angriff getroffen werden würden.

ABER: er informierte nur die höheren Offiziere dieser Verbände von dem bevorstehenden angriff und befahl zugleich auf keinen Fall diese Information an die einfachen Truppen weiterzugeben.

Den Vorschlag dieser Offiziere, die Luftstreitkräfte dann ins Hinterland aus der Reichweite der deutschen Flieger hinaus zu verlegen tat er mit dem Hinweis auf die Zahlenmäßige Überlegenheit der Sowjetflieger als lächerlich ab. Er wußte ja, daß die Deutschen nur 1800 Flugzeuge hatten, denen er über 8000 entgegen stellen konnte.

Sehenden Auges lieferten also die Sowjets trotz des Bekannt werdens der deutschen Höhenaufklärung ihre Luftstreitkräfte dem Feind aus, in der Gewissheit der Überlegenheit ihrer Truppen. Nur das diese Überlegenheit eben keine war. Im Endeffekt also waren die Sowjets vor allem in der Führung militärisch bei weitem nicht so kompetent wie ihre deutschen Gegner. Und allein weil sie die Kampfkraft und die Stärke der deutschen Flugzeuge massiv unterschätzten, begingen sie den strategischen Fehler ihre Luftstreitkräfte nicht in Sicherheit zu bringen oder zumindest zu alarmieren.

Nun noch andere Indizien die z.B. anscheinend für einen Überfall sprechen, dies aber nicht tun: Die Brücken!! Die Sowjets schafften es kaum, ihre Brücken zu sprengen, so steht es im Buch vom Großen Vaterländischen Krieg geschrieben. Das ist aber doppelt falsch. Den:

1 haben die Sowjets ihre Brücken nicht gesprengt, zum größten Teil waren das Holzbrücken und die sollten Verbrannt werden. Die Brücken wurden daher 1 Woche vor dem Deutschen Angriff mit Stroh usw präpariert und Benzin dafür bereit gehalten.

2 haben die Sowjets mehrere Brücken abgefackelt, zum Teil Stunden vor dem 22.6. In diesem Punkt ist die Rolle der Brandenburger hochinteressant, die viele der wesentlichen Brücken schon Stunden vor dem Angriff sicherten.

Usw usf, keine Zeit mehr, aber wie ist Deine Meinung den zu den Ereignissen, Franzisco ?
Zitieren
#2
War auf jeden Fall ein Überfall. Stalin hatte seinen Beratern keinen Glauben mehr geschenkt und die deutsche Truppenkonzentration als Manöver abgehakt. Er konnte seiner Meinung nach seinen Beratrern keinen Glauben mehr schenken, weil er dachte dass sie ihn dann im Falle eines Krieges gegen deutschland in den Rücken fallen. Er hatte von Anfang an niemandem geglaubt und immer gehofft dass es nie zum Kireg gen deutschland kommen würde.
Interessant wäre es geworden wenn sich churchill im winterkrieg gegen finnland eher durchgestezt hätte und es zu einer englisch sowjetisschen konfrontation gekommen wäre.
Zitieren
#3
Stalin hatte wirklich viel Angst vor allen möglichen Menschen um ihn herum als Deutschland Russland angriff ging Stalin unter anderm auch davon aus das er bald abgesetzt werden würde.
Ausserdem hielt lediglich Molotow am Mittag des Angriffs ein kurze Rede zuvor lief das Radioprogramm ganz normal weiter als ob nichts gewesen sei (!!!!).
Stalin zeigte sich erst nach ca einer Woche wieder in den Medien als er Vorsitzender des staatlichen Verteidigungskomitees wurde.
Zuvor war er sozusagen "sprachlos" was meiner Meinung nach für die Verwirrung nach einem Überfall spricht.
Strategisches Versagen spielt auf der sowjetischen Seite natürlich auch ein Rolle wobei ich den Begriff Überfall für durchaus berechtigt halte.
Zitieren
#4
@Quintus: Du hast gesagt das die Russen ALLE Deutsche pläne kannten, dank ihre spione, aber nichts von die Deutsche Aufklärer.
Ist das glaubhaft? Entweder waren die spionen gut und hatten alles in die hände gekriegt oder nicht.
Oder wäre, vieleicht, die Deutsche führung zweigeteilt. Die eine hälfte hatte die pläne und die andere hatte die fotos von luftaufklärung bewertet?

Also wie gut waren die Russische spione? Und was tat die Deutsche spionagenabwehr?
Zitieren
#5
Zitat:Du hast gesagt das die Russen ALLE Deutsche pläne kannten, dank ihre spione, aber nichts von die Deutsche Aufklärer.
ALLE deutschen Angriffspläne die Weisung Nr 21 betreffend. Nicht ALLES insgesamt.
Das ist ein Unterschied.

Wobei wie von mir geschrieben ja eine woche vor dem Angriff eines der deutschen spionageflugzeuge runterging und daher auch das bekannt wurde.

Oder wäre, vieleicht, die Deutsche führung zweigeteilt. Die eine hälfte hatte die pläne und die andere hatte die fotos von luftaufklärung bewertet?

Es gab in der deutschen Führung das OKH, das OKW usw viele Stellen. Die Russen entnahmen ihre Infor aber aus der Nazi Umgebung Hitlers, und so sickerten blieben bestimmte Unternehmungen der deutschen verborgen.

Nur die Weisung Nr 21 und die eigentlichen Angriffspläne waren bekannt, die deutschen Vorbereitungen aber in manchen Details wie eben den Spionageflügen wiederum nicht.
Zitieren
#6
@Quintus: Danke für die aufklärung.Smile
Zitieren
#7
Also ich möchte mich nicht allgemein in die Diskussion einmischen, aber in paar Punkte möchte ich aufgreifen:

Nach 1945 wurde von der sowjetischen Propaganda immer behauptet, die zeitweise Zusammenarbeit mit Hitler hätte nur dem reinen zeitgewinn gedient.
Allerdings waren die Sowjets tatsächlich beim Angriff der Sowjetunion nicht wirklich kriegsbereit.

Sicher man konnte gewisse Infos. So ist ja schon bekannt, dass Schukow wie von quintus Fabius angesprochen die sowjetischen Truppen zusammenziehen wollte und dann konzentriert zuschlagen wollte, um dem deutschen Angriff zuvorzukommen.
Stalin lehnte ab und daher kann man durchaus Quintus Fabius Einschätzung zustimmen, dass hauptsächlich letzendlich Stalin den ganzen Mist verbockt
hat.
Denn wie schon beschrieben von Quintus Fabius, aber auch von anderen:
Rein nominell hatten die Sowjets ihre Truppen enrom verstärkt im europäischen Bereich und rein zahlenmäßi gebot Stalin an seinen Westgrenzen über enormes Potential:
Aber die Truppen waren vollkommen falsch disloziert und über den ganzen Westen verteilt. Die Truppen selbst waren nicht informiert und ihr tatsächlicher Bereitsschaftsgrad wie auch wohl der Zustand der Truppen schlecht ( technisch wie moralisch).
Lew Besymenski beschreibt dies u.a. auch in seinem Buch "Hitler und Stalin".
Von daher standen oftmals Einheiten und Ausrüstungen auf dem papier, die so gar nicht bestanden, bzw. nicht in dem Umfang.
Aber das system befördete diese Schönfärberei.
Und so verfügte man siche rüber entsprechende Informationen, nur verfügen und nutzen sind zwei Dinge und so wurden die Infos über den Angriff von der entsprechenden Stelle (hier : Stalin) eben nicht so bewertet.
Die Problematik, dass Stalin eine großen Teil des Offizierskorps vernichtet hatte, trug auch dazu bei, dass die Rote Armee 1941 dieses Debakel erlebte.
Zitieren
#8
Wenn man den Angriff auf die Sowjetunion als Überfall deklariert, dann allenfalls weil eine offizielle Kriegserklärung ausblieb.

Ansonsten könnte man genau so den Angriff auf Frankreich als Überfall deklarieren, ja jeder Angriff überhaupt wäre folglich ein Überfall. Und zur Zeit überfallen die Amis ebenso andere Staaten.

Die Französischen Truppen waren taktisch ebenso überrascht wie die Sowjetischen und ebenso viele Flieger wurden am Boden noch zerstört. Und das OBWOHL Frankreich im bereits erklärten und bekannten Krieg mit Deutschland lag.

Item: Wenn man den Angriff auf die Sowjetunion als Überfall deklariert, dann geht das schon in Ordnung, wenn man es nur von der Sparte des Völkerrechts bzw des Kriegsrechts her betrachtet. Militärisch aber war das kein Überfall und das die Sowjettruppen derart geschlagen wurden liegt an diveresen anderen Gründen, vor allem an extrem heftigen strategischen Fehlern des Oberkommandos und der taktischen Unfähigkeit vieler Verbände auf sich rasch wechselnde Situationen zu reagieren. So meine Sicht der Dinge.

Also rein de jure, ja ein Überfall weil keine Kriegserklärung, de facto aber keiner, da sonst ja JEDER Angriff der Militärgeschichte ein Überfall gewesen wäre.
Zitieren
#9
Na komm, der Herr Schwipper ist doch schon ziemlich abgedriftet.
Man kann Stalin sicherlich unterstellen, geostrategische Interessen in Richtung Westen gehabt zu haben. Gleichzeitig kann man allerdings keinesfalls seriös behaupten, dass Hitlers Angriff auf die Sowjetunion einen sowjetischen Angriff auf das Deutsche Reich verhindert hätte. Hitler und eine ganze Menge Persönlichkeiten hinter ihm wollten ihren ganz eigenen Vernichtungszug gegen den Bolschewismus und kamen Stalins Absichten damit mindestens um mehrere Jahre zuvor.
Insofern ist und bleibt die Idee des Präventivkriegs Unsinn und Schwipper konnte der Debatte diesbezüglich nichts Relevantes hinzufügen. Dass die Sowjetunion nach dem Fall Frankreichs bereits unabhängig vor dem deutschen Aufmarsch im Osten Truppen in das besetzte Ostpolen verlegte und irgendwelche Stäbe irgendwelche Planspiele in Bezug auf Ostpreußen gemacht haben ist nur natürlich und kein Beweis für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff. Angriffsabsichten Stalins mögen davon unabhängig bestanden haben, spielten aber im deutschen Kalkül über 'den Bolschewismus vernichten bevor er uns vernichtet' hinaus keine unmittelbare Rolle.
Zitieren
#10
Schwipper hat im Detail die Dislozierung der sowj. Truppen untersucht. Anhand der Dislozierung kann man mit absoluter Sicherheit sagen, ob eine Armee offensiv oder defensiv aufgestellt ist.

Natürlich versucht man sich, wie immer, an der Person abzuarbeiten, wenn man die Fakten nicht widerlegen kann. Und die Fakten wurden m.W. nicht widerlegt.
Zitieren
#11
(22.02.2023, 17:10)Rudi schrieb: Schwipper hat im Detail die Dislozierung der sowj. Truppen untersucht. Anhand der Dislozierung kann man mit absoluter Sicherheit sagen, ob eine Armee offensiv oder defensiv aufgestellt ist.

Natürlich versucht man sich, wie immer, an der Person abzuarbeiten, wenn man die Fakten nicht widerlegen kann. Und die Fakten wurden m.W. nicht widerlegt.

Aber man kann davon nicht automatisch ableiten dass Stalin auch angegriffen hätte. Unabhängig davon basiert die Einschätzung dass man einen Präventivkrieg führt auch eher aus der emotionalen Lage heraus als auf gesicherten Fakten. Historisch betrachtet ist es auch für die Zukunft relativ egal wer welchen Krieg angefangen hat, denn entscheidend ist welche Kriegspartei gewinnt. Aber um zum aktuellen Krieg in der Ukraine zurückzukommen. Ich und sicher auch 99% der Forenschreiber würden vermutlich die Hand dafür ins Feuer legen dass die NATO keinen Angriffskrieg gegen Rußland führen würde. Aus russischer Sicht sieht die Lage aber eben ganz anders aus. Dort sieht man die Nato als stetig wachsende Gefahr, auch wenn diese Denkweise für uns nicht nachvollziehbar ist ist sie doch bei der großen Mehrheit der Russen schon über Jahrzehnte präsent. Dafür brauchte es keinen Putin der dies den russischen Bürgern per Propaganda einbläut.
Zitieren
#12
Also soweit ich mich erinnere beschränkte sich seine These diesbezüglich auf:
- Die Sowjettruppen wurden überrannt, ergo standen sie zu weit vorne weil sie offensiv aufgestellt waren
- Der Sowjetische Generalstab führte Planspiele durch, ergo wären die auch alsbald umgesetzt worden
- Der Sowjetische Aufmarsch erfolgte aufgrund einer unmittelbaren Angriffsabsicht
- Stalin wollte nach Westen marschieren, ergo wäre es im Sommer 1941 so weit gewesen

Für mich war das zu platt. Schwipper vermengt gewöhnliche Generalstabsarbeit, gewöhnliche Truppenverlegungen und Stalins Weltanschauung und strickt daraus eine These die grundsätzliche Kriegsbereitschaft mit Kriegsvorbereitung verwechselt.
Es ist unzweifelhat so, dass die Sowjetunion 1940/41 nach dem Fall Frankreichs den Bereitschaftsgrad im Westbezirk deutlich erhöht haben. Damit hatte es sich aber auch. Es fehlt einfach an gesamtheitlichen Vorbereitungen in der Sowjetunion, die die These untermauern könnten, dass Hitlers einen Angriffs Stalins nur um wenige Wochen/ Monate zuvorgekommen ist.
Insofern, sicher hätte Stalin irgendwann den Westen angegriffen, aber sicher nicht im Sommer 1941.

Die Präventivkriegsthese ist da nicht viel anders als die russischen Bemühungen heute, ihren Angriff auf die Ukraine mit irgendeiner nebulösen Bedrohungslage durch die Nato au ukrainischen Territorium zu rechtfertigen.
Zitieren
#13
Es ist doch auch ohne tiefergehende Analyse zum Stand der Geschichtsforschung ziemlich klar, dass Hitler und Stalin beide vorgehabt haben, den jeweils anderen auszuschalten, sobald man in der besseren Ausgangslage ist. Hitler war da einfach schneller. Das hat aber nicht zwingend etwas zu tun mit einem Präventivschlag, um einem unmittelbar bevorstehenden Angriff des anderen zuvor zu kommen.

(22.02.2023, 18:02)lime schrieb: Ich und sicher auch 99% der Forenschreiber würden vermutlich die Hand dafür ins Feuer legen dass die NATO keinen Angriffskrieg gegen Rußland führen würde. Aus russischer Sicht sieht die Lage aber eben ganz anders aus.
Die Frage ist aber auch, was man unter einem Angriffskrieg versteht oder verstehen will. Ist es ein Angriffskrieg der NATO, wenn ihre Streitkräfte die der Russen auf der Mecklenburgischen Seenplatte angreifen, während die dort nichts weiter tun, als ihr ureigenes Gebiet zu sichern? Nach russischer Lesart ist zumindest jede Verteidigung eines Nachbarlandes gegen die russische Vereinnahmung als Angriffskrieg zu werten, denn die russischen Truppen werden ja zu unrecht angegriffen in einem Gebiet, auf dass sie Anspruch haben.
Zitieren
#14
(22.02.2023, 18:03)Nightwatch schrieb: Also soweit ich mich erinnere beschränkte sich seine These diesbezüglich auf:
- Die Sowjettruppen wurden überrannt, ergo standen sie zu weit vorne weil sie offensiv aufgestellt waren
- Der Sowjetische Generalstab führte Planspiele durch, ergo wären die auch alsbald umgesetzt worden
- Der Sowjetische Aufmarsch erfolgte aufgrund einer unmittelbaren Angriffsabsicht
- Stalin wollte nach Westen marschieren, ergo wäre es im Sommer 1941 so weit gewesen

Für mich war das zu platt. Schwipper vermengt gewöhnliche Generalstabsarbeit, gewöhnliche Truppenverlegungen und Stalins Weltanschauung und strickt daraus eine These die grundsätzliche Kriegsbereitschaft mit Kriegsvorbereitung verwechselt.
Es ist unzweifelhat so, dass die Sowjetunion 1940/41 nach dem Fall Frankreichs den Bereitschaftsgrad im Westbezirk deutlich erhöht haben. Damit hatte es sich aber auch. Es fehlt einfach an gesamtheitlichen Vorbereitungen in der Sowjetunion, die die These untermauern könnten, dass Hitlers einen Angriffs Stalins nur um wenige Wochen/ Monate zuvorgekommen ist.
Insofern, sicher hätte Stalin irgendwann den Westen angegriffen, aber sicher nicht im Sommer 1941.

Die Präventivkriegsthese ist da nicht viel anders als die russischen Bemühungen heute, ihren Angriff auf die Ukraine mit irgendeiner nebulösen Bedrohungslage durch die Nato au ukrainischen Territorium zu rechtfertigen.

Da täuschen sich Deine Erinnerungen. Hast Du das Buch gelesen?
Zitieren
#15
@Rudi
Zitat:Nein, das ist es nicht. Zuletzt hat Bernd Schwipper sehr überzeugend und detailliert die Angriffsabsichten Stalins nachgewiesen. Als ehem. Generalmajor der NVA sicher kein Russenfeind. Ich staune, daß Du der Meinung bist, seit den 80iger Jahren wird darüber nicht mehr diskutiert. Da hast Du einiges nicht verfolgt. Ernsthaft behauptet das nur noch unsere Regierung.
Also zunächst: In der seriösen Geschichtsforschung, und das kann ich aus meinem eigenen Geschichtsstudium heraus ableiten, ist die Präventivkriegsthese widerlegt. Und sie wird auch nicht von der Regierung abgelehnt, genau genommen mischt sich die Regierung in diese historischen Diskussionen gar nicht ein (das würde auch in Historikerkreisen nicht akzeptiert werden), sondern wird von bekannten und durchaus namhaften zeitgenössischen Historikern, z. B. Müller, Beevor oder Kershaw, als widerlegt betrachtet.

Bei Schwipper nun habe ich ein ähnliches Problem wie bei Steigleder ("Die Kriegsmarine und der Ostfeldzug"), auch er ehem. DDR-Offizier; so sind die Aussagen von Schwipper vordergründig zwar nicht falsch, aber sie spielen leider genauso unscharf mit Einheiten, wie es Teile der deutschen Führung noch im April 1945 taten, als es um die Stärke der aufgestellten deutschen Verbände vor den Seelower Höhen ging - d. h. Korps waren auf der Karte platziert, aber sie hatten nur noch die Stärke einer Brigade. Und die Panzerverbände hatten vllt. im Schnitt zehn Prozent ihres Planbestandes.

Und ähnlich verhielt es sich mit der Roten Armee 1941. Wir können sicherlich von ausgehen, dass Stalin irgendwann die Chance wahrgenommen hätte, seinen ideologischen Feind in Berlin anzugreifen, aber mit Sicherheit nicht 1941. Als wahrscheinlichstes Zeitfenster für einen möglichen Angriff wird meistens das Jahr 1943 genannt. Die Hintergründe sind dabei mehrschichtig.

Ich habe gerade etwas Zeit, deswegen lege ich es mal etwas detaillierter dar:

1.) Stalin wollte alles vermeiden, was Hitler provozieren könnte. Zudem war Stalin fest davon überzeugt, dass irgendwelche deutschen Provokationen von den Briten lanciert waren (er misstraute Churchill massiv).
2.) Im Mai 1940 ordnete Stalin die Demobilisierung von fast 700.000 Soldaten an, da er den Krieg als beendet annahm. Diesen Befehl nahm er am 22. Mai 1940 wieder zurück, da er beinahe panisch den Zusammenbruch Frankreichs mitverfolgte.
3.) Im Juli 1940 erklärten GRU/NKWD Stalin, dass man mit einem Angriff der Deutschen rechnen müsste. Diese Agentenberichte stammten u. a. aus den besetzten deutschen Gebieten (Polen, Tschechien [verstärktes Anfahren der Produktion bei Skoda], Hinweise auf deutsche Versuche, russischsprachige Emigranten anzuwerben etc.). Stalin glaubt nicht daran, wittert eine Finte Churchills.
4.) Informationsquellen der Sowjets in Deutschland sind u. a. "Breitenbach" (Willy Lehmann), "Korse" (Arvid Harnack), "Hauptfeldwebel" (Harro Schulze-Boysen), auch der Doppelagent Orest Berlings ("Lyzeumsschüler") spielte hier eine Rolle, allerdings war dieser ein Doppelagent, der von der Gestapo gezielt falsche Informationen erhielt. Stalin hat nachweislich diese Berichte nicht ernst genommen.
5.) August 1940: NKWD meldet Aufmarschbewegungen und den Ausbau von Flugplätzen im deutsch besetzten Polen. Stalin nennt die Meldungen "Provokationen" der Engländer.
6.) Ca. Anfang Oktober 1940: OB der Roten Armee, Volkskommissar für Verteidigung, Semjon Timoschenko, erbittet von Stalin die Genehmigung zum Ausbau der sog. Molotow-Linie in Ostpolen zwecks verbesserter Verteidigungsbefähigung. Ideengeber dahinter ist ein "gewisser" Georgij Schukow, der später noch einige Bekanntheit erlangen wird, wie wir wissen. Stalin ist skeptisch, schiebt eine Entscheidung auf.
7.) November 1940: Molotow in Berlin. Meldete "große Freundlichkeit" Hitlers und Ribbentrops nach Moskau. Stalin ist beruhigt. Ab Dezember 1940 intensivieren die Deutschen ihren Aufmarsch.
8.) Januar 1941: Nach wiederholtem Drängen Timoschenkos und Schukows gibt Stalin endlich die Genehmigung, Manöver der Roten Armee durchzuführen, allerdings nur in Divisionsgrößen. Die Ergebnisse sind katastrophal: Der Großteil der Führungsoffiziere ist nicht in der Lage, Verbände von mehreren tausend Soldaten zu führen (eine Folge der Säuberungen der späten 1930er Jahre). Zudem ist das Material oftmals nicht einsatzbereit. Schukow meldet, dass die Armee der Wehrmacht nicht standhalten würde. Stalin gibt Weisung, alle diplomatischen Register zu ziehen, um einen Konflikt zu vermeiden.
9.) 10. Januar 1941: Unterzeichnung eines deutsch-sowjetischen Handelsvertrages - sowj. Zusage, dass Deutschland bis August 1942 günstig Öl und Erze beziehen könne. Stalin ist beruhigt, denn er glaubt nicht, dass Deutschland dann vor August 1942 aktiv werden würde.
10.) Ende Januar 1941: NKWD/GRU fangen ein Telegramm der japanischen Botschaft in Bukarest ab, wo der Führung in Tokio mitgeteilt wird, dass Deutschland seinen Aufmarsch gegen die Sowjetunion bald abgeschlossen habe. Molotow, Schukow und Timoschenko fahren zu Stalin, um ihn zum Handeln aufzufordern, es drohe Gefahr. Stalin wird wütend ("Sind sie scharf darauf, sich unbedingt mit den Deutschen anzulegen?"), unterbricht die Anwesenden oftmals, lehnt alle Befehle zu einer erhöhten Verteidigungsbereitschaft etc. ab.
11.) Angriff der Wehrmacht auf dem Balkan am 6. April 1941. Blitzfeldzug. Kapitulation Jugoslawiens nach nur wenigen Tagen, Griechenlands nach drei Wochen. Schockzustand in Moskau. Stalin soll in Panik geraten sein ("Jetzt wird Hitler uns angreifen!"), macht aber Hoffnungen, dass Hitler nicht angreifen werde, da Russland ein Riesenland sei.
12.) Mitte April 1941: Berichte des NKWD trudeln ein. Zustand der Roten Armee sehr schlecht, Logistik katastrophal. Zudem erhält er geschönte Berichte. So u. a.: Es wurden 593 neue Jagdflugzeuge LAGG-3 ausgeliefert, in Wahrheit waren es 158, davon 62 ohne Propeller. Stalin ist frustriert, da erhält er aus Deutschland die Meldung (vermutlich von "Lyzeumsschüler" lanciert), dass Hitler wohl ein Ultimatum an die Sowjetunion richten will (eine Falschmeldung). Stalin ist in gewisser Weise erleichtert, denn ein Ultimatum deutet er als Verhandlungsmasse - also keinen Krieg.
13.) 14. April 1941: Eine bis heute in ihrem Ursprung nicht genau verifizierbare Nachricht wird in der sowjetischen Botschaft in Berlin abgegeben: Deutschland wolle einen Handelsvertrag über 90 Jahre [sic!] mit der Sowjetunion abschließen. Die UdSSR solle die Türkei und Finnland zu ihrem Einflussgebiet machen dürfen. Stalin ist hellauf begeistert - wenn das kein Angebot über eine langfristige Zusammenarbeit ist? Interessanterweise hat niemand so richtig nachgeprüft, woher diese Information stammte. Der GRU will anscheinend einen Berliner namens Franz Kosch ermittelt haben, der die Nachricht abgegeben haben soll. Dieser Franz Kosch war vermutlich Elektriker in einem Berliner Betrieb - wie ein Elektriker an dieser Informationen gekommen sein soll, wurde aber nie geklärt...
14.) 21. April 1941: Churchill informiert Stalin, dass Berlin angreifen wird. Der Kremlchef wittert ein "raffiniertes, politisches Spiel des Britenpremiers". Die Briten wollen ihn nur provozieren und in einen Krieg gegen die Deutschen treiben, da Großbritannien alleine gegen Hitler stehe.
15.) Die Quelle "Hauptfeldwebel" (Harro Schulze-Boysen) meldete am 30. April 1941, dass Hitler "in den nächsten Tagen angreifen wolle". Seltsamerweise traut sich niemand, Stalin diese Meldung vorzulegen, vermutlich auch, weil dieser nichts von einem deutschen Angriff wissen will. Die Meldung verschwindet im Archiv. Zugleich um diese Zeit stürzt ein deutscher Aufklärer über Sowjetgebiet ab (mit entsprechender Bildausstattung).
16.) Mai 1941 - rund einen Monat vor Kriegsbeginn: Meldungen über Verdunkelungsalarm in Warschau. Stalin hält als Reaktion eine Rede vor 2.000 Absolventen der Moskauer Militärakademien - Tenor: "Wir sind eine moderne Armee und eine moderne Armee ist eine Angriffsarmee". Eine der ersten Nennungen hinsichtlich eines Angriffs. Hinter den Kulissen wissen aber Schukow und Timoschenko genau, dass die Situation der Truppen schlecht ist und die Armee weder modern aufgestellt ist noch zu einem großflächigen Angriff wirklich fähig wäre.
17.) Mitte Mai 1941: Schukow und Timoschenko erhalten von Stalin die Erlaubnis, dass sie bis zu 500.000 Reservisten einberufen dürfen, zudem darf die Verteidigung der grenznahen Gebiete ausgebaut werden. (Diese Erlaubnis wird fast immer als "Beleg" für die sowjetischen Angriffsabsichten gedeutet.) Stalin gab diese Erlaubnis aber nur widerwillig und riet Schukow, "keinerlei Abenteuer" zu riskieren.
18.) Ende Mai 1941: Die Meldungen über den deutschen Aufmarsch in Ostpolen häufen sich. Zudem fallen dem NKWD vier deutsche Deserteure in die Hände (übergelaufene Soldaten, teils mit kommunistischem Hintergrund), die vor einem Angriff warnen. NKGB-Chef Merkulow (Chef des Volkskommissariats für Staatssicherheit, zuständig für die sowjetische Auslandsaufklärung) kürzt aber die Verhörberichte, da es "gefährlich sein kann, Stalin unerwünschte Berichte" vorzulegen. Stattdessen erhält der Kremlchef die Berichte so umgeschrieben, als wie wenn die deutschen Soldaten übergelaufen seien, weil sie Angst vor der Roten Armee hätten. Merkulow hintertreibt zudem die Position Timoschenkos (vermutlich persönliche Abneigungen).
19.) Ende Mai 1941: Streit im Kreml. Schukow und Timoschenko flehen Stalin beinahe an, schleunigst mit der Mobilisierung beginnen zu dürfen. Stalin lehnt ab. Schukow bittet dann darum, dass man wenigstens die deutschen Aufklärungsflugzeuge bekämpfen dürfe. Stalin verbietet auch dies, da er "keine Provokationen" wolle. Stattdessen gibt Stalin - zum Entsetzen von Schukow und Timoschenko - die Erlaubnis [sic!], dass deutsche "Experten" vermisste deutsche Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg auf russischem Gebiet suchen dürften (was natürlich eine Spionageaktion war). Der Streit eskalierte derart, dass Schukow anscheinend heulend aus dem Raum gerannt sein soll...
20.) 1. Juni 1941: Meldungen von Richard Sorge aus Tokio: Berlin wird angreifen. Mit 95%-tiger Wahrscheinlichkeit in der "zweiten Junihälfte". Stalin meint, der Agent sei wohl den falschen Informanten aufgesessen.
21.) 6. Juni 1941: Etwa zwei Dutzend Divisionskommandeure melden Schukow, dass sie selbst die zurückhaltenden Reservistenbefehle nicht umsetzen könnten, von einer (möglichen) Mobilisierung ganz zu schweigen. Es fehle an Material, an Kleidung, an Fahrzeugen. Um die Molotow-Linie zu stärken, müsse man zudem alte Geschütze aus den Arsenalen holen, die aber erst überholt werden müssten. Bei einigen Einheiten seien Panzer angeliefert worden, die mit Glanzlack überzogen waren. Von 31 Schützenverbänden der Westfront seien nur 18 einsatzbereit, von 15 Panzer- und mot. Verbänden nur sieben. Und das auch nur bedingt.
22.) 11. Juni 1941: Schukow und Timoschenko sprechen erneut bei Stalin vor und bitten darum, die Rote Armee kampfbereit machen zu dürfen. Stalin hat einen Wutanfall und lehnt ab mit der Begründung, "dass es Krieg bedeuten würde, wenn wir jetzt mobilmachen würden!" Schukow beschreibt diesen Moment später als einen der frustrierendsten in seiner ganzen Laufbahn.
23.) 12. Juni 1941: Ein NKWD-Agent in Berlin meldet, dass der "deutsche Aufmarsch ein gigantischer Bluff" sei.
24.) 13. Juni 1941: Stalin ordnet eine Zeitungskampagne an. Alle Meldungen, wonach ein deutsch-sowjetischer Krieg bevorstehen könnte, seien plumpe Propagandaaktionen der "westlichen Mächte", die Moskau und Berlin aufeinander hetzen wöllten.
25.) Quelle "Hauptfeldwebel" (Harro Schulze-Boysen) meldet am 16. Juni nach Moskau: Deutscher Angriffsplan ist Realität, Angriff steht bevor. Stalin vermerkt auf der Meldung an ihn, dass "die Quelle aus dem Stab der deutschen Luftwaffe" abgezogen werden "und zu seiner Hurenmutter [Zitat, sic!] zurückgeschickt werden" solle. Er bezeichnet Boysen mehrfach als Desinformation.
26.) 18. Juni 1941: Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Moskau verbrennen Akten.
27.) 19. Juni 1941: NKWD fängt eine Meldung der italienischen Botschaft in Moskau ab, wonach die Deutschen in zwei bis drei Tagen angreifen würden, d. h. am 22. Juni. Schukow sucht erneut Stalin auf, drängt auf Mobilmachung. Stalin zu Schukow: "Wollen sie einen Krieg, weil sie noch nicht genug Orden haben?" Er meint weiterhin, dass man Timoschenko erschießen lassen müsste wegen seines "Spatzenhirns", da er wissen müsse, dass Deutschland niemals von sich aus Russland angreifen würde.
28.) 20. Juni 1941: Die sowjetische Hafenmeisterei in Riga kabelt nach Moskau, dass alle deutschen Schiffe ausgelaufen seien. Am gleichen Tag erlaubt es Stalin, dass wenigstens grenznahe Einheiten der Roten Armee dazu übergehen dürfen, sich abzutarnen [sic!]. Auf den Flugplätzen, wo die Maschinen dicht gedrängt stehen, dürfen allerdings keine Maßnahmen ergriffen werden.
29.) 22. Juni 1941, gegen 0:30 Uhr: Meldung an den Kreml, dass ein deutscher Überläufer, ein Berliner Kommunist namens Alfred Liskow, aufgegriffen worden sei. Er berichtete, dass seiner Einheit nur Stunden zuvor ein Marschbefehl verlesen worden sei. Stalin entgegnet, dass man diesen Überläufer wegen Desinformation sofort erschießen solle - der Befehl wird nicht mehr ausgeführt (über Liskows Schicksal gibt es abweichende Informationen, möglicherweise wurde er 1942 liquidiert?), denn nur wenige Stunden später tritt die Wehrmacht zum Angriff an...

Man sieht also, dass die Rote Armee nicht nur in keiner Weise kriegsbereit war - bzw. die meisten Einheiten nicht kampfbereit waren und auch Unterstärke und Führungs- und Versorgungsprobleme hatten -, was auch dem Versagen der oberen Führung geschuldet war, sondern dass sie noch viel weniger angriffsbereit gewesen wäre. Mal abgesehen davon, dass die obere Führung bzw. Stalin dies auch nie abgesegnet hätte, dass man zum Angriff übergeht. Das gilt zumindest für 1941, wie es dann ab August 1942 oder gar 1943 ausgesehen hätte, muss spekulativ bleiben.

Schneemann
Zitieren


Gehe zu: