11.07.2021, 14:42
(11.07.2021, 13:09)Schneemann schrieb: https://www.tagesschau.de/ausland/charlo...e-101.html
Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass die Aufmärsche von rechtsextremen Milizen und Rassisten für sich sprechen, was eine entschlossene Antwort betrifft. Indessen habe ich dennoch Bauchweh, wenn die Statuen von Lee oder auch Jackson nun entfernt werden, ähnlich sehe ich es, wenn auch Statuen von europäischen Entdeckern, Eroberern oder Kolonialprotagonisten einfach abgebaut oder gar zerstört werden.
Gerade das Bsp. Lee eignet sich m. M. n. überhaupt nicht dafür, dass man die Erinnerung an eine Person wegen der (verklärend-geschichtsklitternden) Vereinnahmung eben dieser Person durch Rechtsextremisten einer generellen "Damnatio Memoriae" unterwirft. Lee war sich bei Beginn des Bürgerkrieges auch nicht sicher, auf welcher Seite er kämpfen würde, dass er sich dann letztlich für den Süden entschied (und später zu einem der profiliertesten Heerführer des Krieges wurde), hing auch mit seinen Gefühlen für seine Heimat Virginia zusammen - die er über seine Verpflichtungen der Union gegenüber stellte -, aber eben nicht damit, weil er ein fanatischer Rassist gewesen wäre. Er setzte sich in späteren Jahren auch explizit für die Aussöhnung ein. Wenn man nun seine Statue einfach entfernt, zerstört man auch ihn hinsichtlich der Erinnerung, und dies in mehrfacher Hinsicht. Da man somit seine Intentionen negiert, ihn schlicht "verschwinden lässt" und zugleich ihm damit verbunden unterstellt, er sei eine Symbolgestalt für Rechtsextremisten, redet man genau denen das Wort, die ihn missbrauchen, was seiner Gestalt historisch gesehen aber definitiv nicht gerecht wird.
Ich sehe diesen Trend mit einiger Besorgnis...
Schneemann.
Ich kann mit dieser "Cancel Culture" überhaupt nichts anfangen. Dass man diesen dubiosen Gruppierungen sozusagen das Thema einfach überlässt halte ich für absolut falsch. Das wird nur dazu führen dass diese noch an Zuspruch gewinnen werden.
Auch ist es Geschichtsverklärend den US-Bürgerkrieg auf das Thema Sklaverei einzugrenzen. Bei Ausbruch des Krieges gab es die Sklaverei meines Wissens auch noch in drei der Nordstaaten.
Müssten der Logik folgend dann nicht auch alle Statuen abgebaut werden von Generälen die sich rassistisch gegenüber Indianern verhalten haben? Dann hat man in den USA ja bald alle Hände voll zu tun.