Syrien
Zur Situation in Idlib und die Verhandlungen im Hintergrund:
Zitat:Waffenruhe

Von Russland und Türkei vereinbarte Waffenruhe in Idlib in Kraft

Laut Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte herrschte in der Region "relative" Ruhe. Dieser waren zähe Verhandlungen vorausgegangen. [...]

Idlib/Moskau/Ankara – In der seit Monaten heftig umkämpften nordsyrischen Provinz Idlib ist in der Nacht zum Freitag eine zwischen Russland und der Türkei vereinbarte Waffenruhe in Kraft getreten. Kurz nach Inkrafttreten der Feuerpause um Mitternacht (Ortszeit) herrschte in der Region "relative" Ruhe, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Weder die syrische Regierungsarmee noch die mit ihr verbündeten russischen Verbände hätten zunächst ihre Luftangriffe in Idlib fortgesetzt, hieß es. Noch einige Stunden vor der Waffenruhe hatte die türkische Armee Stellungen der syrischen Regierungsarmee mit Drohnen angegriffen, wie das Verteidigungsministerium in Ankara mitteilte. Bei diesen Angriffen um 16.00 Uhr Ortszeit seien 21 syrische Soldaten "neutralisiert" worden. [...]

Die türkischen Drohnenangriffe waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein Vergeltungseinsatz für die Tötung von mehr als 30 türkischen Soldaten durch die syrischen Regierungstruppen in jüngster Zeit. Während nach Mitternacht laut der Beobachtungsstelle dann "relative" Ruhe eintrat, feuerte die syrische Regierungsarmee in an die Provinz angrenzenden Gebieten von Aleppo und Hama mehrfach Artillerie auf Positionen der Aufständischen ab. [...]

Putin machte für die jüngste Eskalation "Banden in Idlib" verantwortlich, die drastisch ihre Angriffe auf syrische Truppen, aber auch den russischen Stützpunkt Hmeimim verschärft hätten. Laut Putin sei die russische Luftwaffenbasis seit Jahresbeginn 15-mal angegriffen worden. Erdoğan wiederum erhob einmal mehr schwere Anschuldigungen gegen das von Russland gestützte Regime von Bashar al-Assad. Dieses habe die seit dem 2018 ausgehandelten Sotschi-Memorandum bestehenden Vereinbarungen in der Deeskalationszone verletzt. Es sei "nicht hinnehmbar", dass vier Millionen Bewohner der Region zu Terroristen erklärt werden. [...]

Wie haltbar der Waffenstillstand ist, bleibt abzuwarten. Die Türkei erkennt damit notgedrungen die jüngsten Eroberungen der syrischen Armee in Idlib an. Putin betonte jedoch zugleich die "territoriale Unverletzlichkeit Syriens" – ein Wink, dass die Türken früher oder später ganz Idlib räumen sollen.
https://www.derstandard.at/story/2000115...n-im-kreml

Schneemann.
Zitieren
Nach dem Tod von über 30 türkischen Soldaten bei einem Luftangriff vorletzte Woche, standen die Zeichen auf Sturm zwischen Russland und der Türkei. Mancher Kommentator sah sogar schon einen möglichen Krieg zwischen den beiden tief in den syrischen Konflikt verwickelten Protagonisten heraufziehen. Nun haben sich die Wogen zum Glück wieder etwas geglättet. Zwar scheint die unten anstehende Meldung Entspannung zu suggerieren, allerdings sind die Gegensätze zwischen beiden Ländern in Syrien nachwievor eminent...
Zitat:Waffenruhe in Idlib hält

Russland und Türkei patrouillieren zusammen

In den vergangenen Wochen ist die Gewalt in Syriens letztem großen Rebellengebiet eskaliert. Seit mehr als einer Woche gilt eine Waffenruhe, bislang hält sie auch. Die vertriebenen Menschen trauen sich aber nicht zurück.

Russland und die Türkei wollen am Sonntag in Syriens letztem großen Rebellengebiet um die Stadt Idlib mit gemeinsamen Patrouillen entlang einer wichtigen Schnellstraße beginnen. Darauf hatten sich die beiden Länder vor mehr als einer Woche geeinigt. Die ebenfalls vereinbarte Waffenruhe für die umkämpfte Region hält seitdem weitestgehend. Russland unterstützt im syrischen Bürgerkrieg die Regierung, die Türkei steht an der Seite der Rebellen. [...]

Die Vereinbarung zwischen Russland und der Türkei sieht neben einer Waffenruhe und gemeinsamen Patrouillen auch einen so genannten Sicherheitskorridor entlang der Schnellstraße M4 vor, die durch das Rebellengebiet läuft. Die beiden Schutzmächte wollen zudem ein "gemeinsames Koordinierungszentrum" schaffen, um die Waffenruhe zu beobachten. Die Türkei hat in der Region eigene Truppen im Einsatz. Mit dem Abkommen hatten Moskau und Ankara auf die Eskalation in der Region regiert.
https://www.n-tv.de/politik/Russland-und...42045.html

Schneemann.
Zitieren
(15.03.2020, 15:56)Schneemann schrieb: Nach dem Tod von über 30 türkischen Soldaten bei einem Luftangriff vorletzte Woche, standen die Zeichen auf Sturm zwischen Russland und der Türkei. Mancher Kommentator sah sogar schon einen möglichen Krieg zwischen den beiden tief in den syrischen Konflikt verwickelten Protagonisten heraufziehen. Nun haben sich die Wogen zum Glück wieder etwas geglättet. Zwar scheint die unten anstehende Meldung Entspannung zu suggerieren, allerdings sind die Gegensätze zwischen beiden Ländern in Syrien nachwievor eminent...
Zitat:Waffenruhe in Idlib hält

Russland und Türkei patrouillieren zusammen

In den vergangenen Wochen ist die Gewalt in Syriens letztem großen Rebellengebiet eskaliert. Seit mehr als einer Woche gilt eine Waffenruhe, bislang hält sie auch. Die vertriebenen Menschen trauen sich aber nicht zurück.

Russland und die Türkei wollen am Sonntag in Syriens letztem großen Rebellengebiet um die Stadt Idlib mit gemeinsamen Patrouillen entlang einer wichtigen Schnellstraße beginnen. Darauf hatten sich die beiden Länder vor mehr als einer Woche geeinigt. Die ebenfalls vereinbarte Waffenruhe für die umkämpfte Region hält seitdem weitestgehend. Russland unterstützt im syrischen Bürgerkrieg die Regierung, die Türkei steht an der Seite der Rebellen. [...]

Die Vereinbarung zwischen Russland und der Türkei sieht neben einer Waffenruhe und gemeinsamen Patrouillen auch einen so genannten Sicherheitskorridor entlang der Schnellstraße M4 vor, die durch das Rebellengebiet läuft. Die beiden Schutzmächte wollen zudem ein "gemeinsames Koordinierungszentrum" schaffen, um die Waffenruhe zu beobachten. Die Türkei hat in der Region eigene Truppen im Einsatz. Mit dem Abkommen hatten Moskau und Ankara auf die Eskalation in der Region regiert.
https://www.n-tv.de/politik/Russland-und...42045.html

Schneemann.

Interessant ist dass die Türkei sich auf dieses Abkommen einlässt und damit quasi eingesteht dass die Gebietsgewinne des Assad-Regimes in Idlib so schnell nicht mehr umkehrbar sind. Das hat wenige Tage vorher noch ganz anders geklungen.
Zitieren
Laut meist nicht sehr zuverlässiger Quelle:

https://sputniknews.com/middleeast/20200...-in-syria/

Zitat:A Russian major-general was killed and two troops were injured in Syria Tuesday after vehicles they were traveling in were hit by an improvised explosive device (IED), the Russian Ministry of Defence has announced

wurde ein russischer Generalmajor in Syrien getötet. Indem Fall mal glaubwürdig und der bisher höchstrangige russische Offizier der in Syrien ums Leben kam.
Zitieren
(18.08.2020, 21:58)Quintus Fabius schrieb: Laut meist nicht sehr zuverlässiger Quelle:

https://sputniknews.com/middleeast/20200...-in-syria/

Zitat:A Russian major-general was killed and two troops were injured in Syria Tuesday after vehicles they were traveling in were hit by an improvised explosive device (IED), the Russian Ministry of Defence has announced

wurde ein russischer Generalmajor in Syrien getötet. Indem Fall mal glaubwürdig und der bisher höchstrangige russische Offizier der in Syrien ums Leben kam.

Wenn man den Syrienkrieg über die Jahre verfolgt hat dann muss man doch zugestehen dass die russischen Quellen recht informativ sind. Je größer die Rückeroberungserfolge Assads wurden desto wahrheitsgetreuer wurde die Berichterstattung meines Erachtens.
Zitieren
Russland hat ein von der Türkei betriebenes Ausbildungslager für Islamistische Kämpfer in Syrien bombardiert. Das ganze wird nun von manchen als ein erster Schritt hin zu einer weiter gehenden Eskalation im gesamten Raum gedeutet:

https://www.aljazeera.com/news/2020/10/2...-to-ankara

Zitat:Moscow, traditionally closer to Armenia, has voiced dismay at reports indicating Syrian mercenaries have been sent to fight alongside Azerbaijani forces – opening up a new front in the proxy standoff.

And in Libya, thousands of Syrian fighters have been reportedly sent by Turkey over the past year to fight on behalf of the United Nations-recognised Government of National Accord in Tripoli, which is fighting Russian-backed forces.

Idiz said other reasons may have led to the strike, such as Ankara’s inability to solve the issue of groups in Idlib that Moscow perceives as “radical”.

“This latest strike is Russia’s way of saying that time is running out – or has run out,” he said, referring to the conditions set in a deal agreed on by Russian President Vladimir Putin and his Turkish counterpart Recep Tayyip Erdogan at a summit earlier this year.
Zitieren
(28.10.2020, 21:32)Quintus Fabius schrieb: Russland hat ein von der Türkei betriebenes Ausbildungslager für Islamistische Kämpfer in Syrien bombardiert. Das ganze wird nun von manchen als ein erster Schritt hin zu einer weiter gehenden Eskalation im gesamten Raum gedeutet:

https://www.aljazeera.com/news/2020/10/2...-to-ankara

Zitat:Moscow, traditionally closer to Armenia, has voiced dismay at reports indicating Syrian mercenaries have been sent to fight alongside Azerbaijani forces – opening up a new front in the proxy standoff.

And in Libya, thousands of Syrian fighters have been reportedly sent by Turkey over the past year to fight on behalf of the United Nations-recognised Government of National Accord in Tripoli, which is fighting Russian-backed forces.

Idiz said other reasons may have led to the strike, such as Ankara’s inability to solve the issue of groups in Idlib that Moscow perceives as “radical”.

“This latest strike is Russia’s way of saying that time is running out – or has run out,” he said, referring to the conditions set in a deal agreed on by Russian President Vladimir Putin and his Turkish counterpart Recep Tayyip Erdogan at a summit earlier this year.

Laut BILD-Zeitung war es ja angeblich eine moderate Miliz. Man betrauerte einige der Opfer mit Bildern. Ich frage mich was solche Fake News sollen. Diese Miliz hat sich von einer klar islamistischen Miliz abgespalten und diese Abspaltung dann als moderat zu bezeichnen ist schon sehr verwirrend, wenn man vorher Teil einer extremistischen islamistischen Truppe war. Dass Erdogan im Dreieck springt wenn seine Handlanger bombardiert werden ist ja nun kein Wunder. Und das Erdogan auch alles andere als moderat ist dürfte ja klar sein.
Zitieren
Zitat:Ich frage mich was solche Fake News sollen. Diese Miliz hat sich von einer klar islamistischen Miliz abgespalten und diese Abspaltung dann als moderat zu bezeichnen ist schon sehr verwirrend, wenn man vorher Teil einer extremistischen islamistischen Truppe war.
Ohne jetzt zu wissen, wie die angesprochenen beiden Milizen so ticken: Natürlich kann man von extremistisch zu moderat werden. Das Schlüsselwort ist "Abspaltung".
Würde das nicht gehen, wären z.B. die Deutschen heute mehrheitlich Nazis und die Russen mehrheitlich Kommunisten. Es kommt letzlich auf das Verhalten einer Gruppe an, wo man sie geistig verortet.

Insofern also nicht unbedingt Fake News.
Zitieren
(31.10.2020, 14:26)hunter1 schrieb:
Zitat:Ich frage mich was solche Fake News sollen. Diese Miliz hat sich von einer klar islamistischen Miliz abgespalten und diese Abspaltung dann als moderat zu bezeichnen ist schon sehr verwirrend, wenn man vorher Teil einer extremistischen islamistischen Truppe war.
Ohne jetzt zu wissen, wie die angesprochenen beiden Milizen so ticken: Natürlich kann man von extremistisch zu moderat werden. Das Schlüsselwort ist "Abspaltung".
Würde das nicht gehen, wären z.B. die Deutschen heute mehrheitlich Nazis und die Russen mehrheitlich Kommunisten. Es kommt letzlich auf das Verhalten einer Gruppe an, wo man sie geistig verortet.

Insofern also nicht unbedingt Fake News.

Urplötzlich ticken also ca. 30% der extrem islamistischen Miliz moderat, wenn man das im Zusammenhang mit Erdogan überhaupt so bezeichnen kann? Halte ich für total unglaubwürdig. Und dein Vergleich hinkt sehr stark, weil die ursprüngliche Miliz ihre Macht ja nicht verloren hat, die Nazis und Kommunisten aber schon und erst danach kam es zu relevanten Absatzbewegungen.
Zitieren
Zitat:Urplötzlich ticken also ca. 30% der extrem islamistischen Miliz moderat, wenn man das im Zusammenhang mit Erdogan überhaupt so bezeichnen kann?
Erdogan benötigt Krieger, keine Gotteskrieger. Diese würden ihm später zum Problem werden. Ohne die türkische Intervention wäre Idlib von den Syrern zurückerobert worden, d.h. im Moment müssen sich die verschiedenen Gruppen in Idlib mit den Türken gut stellen, damit diese dort bleiben. Es ist also gut möglich, dass sich diese Gruppen ideologisch etwas anders ausrichten. Eine vorläufige Analyse der in Bergkarabach eingesetzten syrischen Kämpfer hat z.B. ergeben, dass diese als Söldner dort sind und nicht als Dschihadisten. Dies unter anderem, da in Aserbaidschan hauptsächlich Schiiten leben und die Regierung dort mit Israel verbündet ist. Sunnitische Gotteskrieger wären dort also alles andere als erwünscht.

Zitat:Und dein Vergleich hinkt sehr stark, weil die ursprüngliche Miliz ihre Macht ja nicht verloren hat, die Nazis und Kommunisten aber schon und erst danach kam es zu relevanten Absatzbewegungen.
Gut, stimmt in Bezug auf Nazis/Kommunisten. Aber um Deine Argumentation auf Idlib anzuwenden: Wie oben geschrieben, haben sich die Machtverhältnisse dort eben auch geändert mit der türkischen Intervention. Somit ist die Grundlage für eine ideologische Anpassung gegeben.
Zitieren
Man sollte dazu vielleicht noch ergänzend anmerken, dass selbst in den Reihen der Streitkräfte des islamischen Staates erstaunlich viele Söldner kämpften, welche in keinster Weise religiöse Fanatiker waren. Auch in den Reihen der Taliban et al finden sich reihenweise Söldner und von daher ist nicht jeder Kämpfer einer Radikal-Islamischen Gruppe selbst ein Islamist. Gerade sehr radikale Gruppen haben das Problem, dass es gar nicht so viele extreme Fanatiker gibt. Wenn man irgendwie größer werden will, andere Gruppen unter sich bringen und sich ausbreiten führt daher kein Weg an Berufs-Kämpfern vorbei. Gerade daraus erklärt sich auch einiges in Bezug auf die Erfolge solcher Gruppen und/oder deren Zusammenbruch wenn die Sache erkennbar schlecht läuft. Das hat mich anfangs auch erstaunt, aber es ist tatsächlich Fakt.

Die syrischen Kämpfer im genannten Konflikt sind allerdings fast alle Sunniten und ideologisch nicht gerade freundlich gegenüber den Azeris, und dies nicht primär wegen der Vorherrschaft der Schia dort, sondern weil sehr viele Azeris relativ säkular denken und der Islam in Azerbeidschan keineswegs so dominant ist wie in anderen Ländern der Region. Das ist auch so ein Punkt der mich überrascht hat, wieviele Azeris ziemlich säkular sind bzw. gerade mal so islamisch wie viele der Weihnachten-in-die-Kirche Christen hierzulande. Darüber hinaus haben die ohnehin nicht vor dortzubleiben. Einzelne oder kleine Grüppchen werden sich wennn möglich natürlich in Richtung Kaukasus (Tschetschenien, Dagestan etc) absetzen, nicht zuletzt weil sie ursprünglich mal von dort kamen. Der Gros aber ist sicher wirklich nur dort zum Geld absahnen, und weil er schlicht und einfach nichts anderes mehr kann.

Um bei leicht eigenartigen Analogien zu den Nazis zu bleiben: viele SS Soldaten heuerten bei der Fremdenlegion an.
Zitieren
(01.11.2020, 23:02)Quintus Fabius schrieb: Man sollte dazu vielleicht noch ergänzend anmerken, dass selbst in den Reihen der Streitkräfte des islamischen Staates erstaunlich viele Söldner kämpften, welche in keinster Weise religiöse Fanatiker waren. Auch in den Reihen der Taliban et al finden sich reihenweise Söldner und von daher ist nicht jeder Kämpfer einer Radikal-Islamischen Gruppe selbst ein Islamist. Gerade sehr radikale Gruppen haben das Problem, dass es gar nicht so viele extreme Fanatiker gibt. Wenn man irgendwie größer werden will, andere Gruppen unter sich bringen und sich ausbreiten führt daher kein Weg an Berufs-Kämpfern vorbei. Gerade daraus erklärt sich auch einiges in Bezug auf die Erfolge solcher Gruppen und/oder deren Zusammenbruch wenn die Sache erkennbar schlecht läuft. Das hat mich anfangs auch erstaunt, aber es ist tatsächlich Fakt.

Die syrischen Kämpfer im genannten Konflikt sind allerdings fast alle Sunniten und ideologisch nicht gerade freundlich gegenüber den Azeris, und dies nicht primär wegen der Vorherrschaft der Schia dort, sondern weil sehr viele Azeris relativ säkular denken und der Islam in Azerbeidschan keineswegs so dominant ist wie in anderen Ländern der Region. Das ist auch so ein Punkt der mich überrascht hat, wieviele Azeris ziemlich säkular sind bzw. gerade mal so islamisch wie viele der Weihnachten-in-die-Kirche Christen hierzulande. Darüber hinaus haben die ohnehin nicht vor dortzubleiben. Einzelne oder kleine Grüppchen werden sich wennn möglich natürlich in Richtung Kaukasus (Tschetschenien, Dagestan etc) absetzen, nicht zuletzt weil sie ursprünglich mal von dort kamen. Der Gros aber ist sicher wirklich nur dort zum Geld absahnen, und weil er schlicht und einfach nichts anderes mehr kann.

Um bei leicht eigenartigen Analogien zu den Nazis zu bleiben: viele SS Soldaten heuerten bei der Fremdenlegion an.

Wie hoch der Anteil der Söldner beim IS war kann ich nicht beurteilen. Allerdings glaube ich kaum dass diese Söldner dann so gar nichts mit der Ideologie des IS zu tun hatten. Vermutlich wenn nach dem Zusammenbruch des IS nicht mehr. Auch dürfte die Fluktuation zwischen den islamistischen Milizen sehr hoch gewesen sein bzw. ist sie noch hoch, da der Mentalität entsprechend sich viele einfach der vermeintlich stärksten Gruppierung unterwerfen.
Weiterhin stimmt es dass die Azeris mehrheitlich sehr wenig religiös sind. Allerdings steigt auch dort seit Jahren die Anzahl der schiitischen und auch der sunnitischen Islamisten. Dort nun islamistische Kämpfer hinzuschicken, die dann durch ihre Erfolge auch Werbung für ihren Glauben machen passt doch zu Erdogans Strategie die Region immer weiter zu islamisieren. Davon abgesehen werden die Armenier halt als einer der Hauptfeinde der Türkei betrachtet.
Und zu ehemaligen SS Soldaten in der Fremdenlegion ist zu sagen, dass es für diese sicher eine Möglichkeit war der Inhaftierung zu entgehen. Dieses Problem sehe ich bei den Söldnern islamistischer Milizen nicht, denn die Türkei würde sie sicher nicht einsperren, egal ob sie sich nun einer erdogannahen moderaten/fake Miliz anschließen oder nicht.
Zitieren
Nur zum letzten Punkt: die Türken bedrohen durchaus islamische Kämpfer mit der Inhaftierung in Lager, mit Auslieferung an syrische oder irakische Behörden etc, primär um sie durch solche Drohungen in ihre Dienste zu pressen. Und du unterschätzt die Feindschaft zwischen Schiiten und Sunniten. Islamistische sunnitische Kämpfer werden von radikalen Schiiten in Azerbeidschan als die größtmöglichen Todfeinde betrachtet und umgekehrt. Gerade weil Azerbeidschan vergleichsweise areligiös ist, ist diese Hilfestellung und das Bündnis mit der Türkei überhaupt möglich. Wäre der Islamismus in Azerbeidschan auch nur ansatzweise stärker, wäre schon die ganze Konstellation an sich ausgeschlossen.

Die können nicht miteinander, ohne Ausnahme. Die wahre Gefahr ist hier viel eher, dass diese Sunniten sich in den Kaukasus absetzen und dort den islamischen Wiederstand gegen die Russen im Kaukasus stärken. Das ist auch die primäre Sorge der Russen in diesem Kontext und könnte sekundär auch ein Ziel der Türkei sein um damit Russland im Kaukasus ein Ei zu legen.
Zitieren
(05.11.2020, 22:58)Quintus Fabius schrieb: Nur zum letzten Punkt: die Türken bedrohen durchaus islamische Kämpfer mit der Inhaftierung in Lager, mit Auslieferung an syrische oder irakische Behörden etc, primär um sie durch solche Drohungen in ihre Dienste zu pressen. Und du unterschätzt die Feindschaft zwischen Schiiten und Sunniten. Islamistische sunnitische Kämpfer werden von radikalen Schiiten in Azerbeidschan als die größtmöglichen Todfeinde betrachtet und umgekehrt. Gerade weil Azerbeidschan vergleichsweise areligiös ist, ist diese Hilfestellung und das Bündnis mit der Türkei überhaupt möglich. Wäre der Islamismus in Azerbeidschan auch nur ansatzweise stärker, wäre schon die ganze Konstellation an sich ausgeschlossen.

Die können nicht miteinander, ohne Ausnahme. Die wahre Gefahr ist hier viel eher, dass diese Sunniten sich in den Kaukasus absetzen und dort den islamischen Wiederstand gegen die Russen im Kaukasus stärken. Das ist auch die primäre Sorge der Russen in diesem Kontext und könnte sekundär auch ein Ziel der Türkei sein um damit Russland im Kaukasus ein Ei zu legen.

Es stimmt natürlich dass sich sunnitische und schiitische Islamisten gegenseitig spinnefeind sind. Allerdings halte ich es trotzdem für möglich, dass sie sich für ein höheres Ziel, wie die Bekämpfung "Ungläubiger" doch zusammen tun könnten bzw. in getrennten Gruppen dabei vereint zuschlagen.
Die islamistischen Milizen in Syrien müssen wenn es darauf ankommt nach der türkischen Pfeiffe tanzen, denn sonst bekommen sie keinen Nachschub mehr und wenn sie dazu aufgefordert werden Kämpfer gegen Geld in diesen Krieg zu entsenden dann werden sie es tun, wenn Erdogan es fordert.
Und ob sich nun ein paar tausend dieser Kämpfer in den Kaukasus durchschlagen ändert die dortige Lage doch kaum. Schließlich gibt es dort sicherlich zehntausende Schläfer, also rein zahlenmäßig keine große Änderung. Man darf nicht vergessen dass Putin kein Westeuropäer ist, wenn es eine islamistische Rebellion im Kaukasus gäbe, dann würde Putin diese ohne mit der Wimper zu zucken zerschmettern lassen.
Zitieren
Zitat: Allerdings halte ich es trotzdem für möglich, dass sie sich für ein höheres Ziel, wie die Bekämpfung "Ungläubiger" doch zusammen tun könnten bzw. in getrennten Gruppen dabei vereint zuschlagen.

Mit einem Wort: Nein.

Zitat:Und ob sich nun ein paar tausend dieser Kämpfer in den Kaukasus durchschlagen ändert die dortige Lage doch kaum. Man darf nicht vergessen dass Putin kein Westeuropäer ist, wenn es eine islamistische Rebellion im Kaukasus gäbe, dann würde Putin diese ohne mit der Wimper zu zucken zerschmettern lassen.

Wo soll man da anfangen? Um es möglichst kurz zu halten: selbst eine deutlich kleinere Zahl als ein paar tausend könnte das fragile Gleichgewicht in diesem Gebiet empfindlich stören. Das ganze ist dort viel labiler / instabiler als du annimmst und keineswegs kann Russland nach belieben islamistische Gruppen dort einfach so zerschmettern. Selbst mit dem was ist hat man schon jede Menge Mühe und ist schwer gefordert.
Zitieren


Gehe zu: