(Luft) Boeing CH-47F Chinook // Schwerer Transporthubschrauber (STH) // CH-53-Nachfolger
Nach Rheinmetall und MTU hat sich Sikorsky nun noch einen weiteren deutschen Industrie-Partner an Bord geholt im Rahmen seiner Strategie im anstehenden Ausschreibungsverfahren für den STH zusätzlich zu punkten mit deutlichen Wertschöpfungsanteilen, sowie Systembetreuungs- und Instandsetzungspartnern im Inland.

Zitat:Der US-Hubschrauberproduzent Sikorsky und das deutsche Luftfahrtunternehmen Autoflug haben eine Absichtserklärung (LOI) zur Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich der Kabinenausstattungen und beim Transporthubschrauber CH-53K von Sikorsky im Rahmen des deutschen Programms zur Beschaffung eines schweren Transporthubschraubers (STH) unterzeichnet.
Wie Autoflug weiter mitteilte, sehen beide Unternehmen in der Zusammenarbeit aber auch Chancen über das STH-Programm hinaus.
Autoflug produziert Luftfahrtsitze, MedEvac Ausstattungen und Zusatztank-Systeme.
https://www.hartpunkt.de/autoflug-im-tea...elicopter/

Ich glaube, dass dieses Vorgehen seitens Sikorsky durchaus von Erfolg gekrönt sein könnte.
Es wurde ja z.T. bemängelt, dass der STH (egal ob CH53K oder CH47) nicht bzw. auch nicht einmal wie die alten CH 53 mit Lizenz in Deutschland gebaut werden (aufgrund zu geringer Stückzahl). Deshalb könnten zumindest große Zulieferer-Anteile aus Deutschland im Sinne von Wertschöpfungsanteil ein Industriepolitisches Extra-Sternchen sein im Vergabeverfahren.
Desweiteren wünscht sich ja die Politik, dass endlich mal ein Rüstungsprojekt reibungslos abläuft und nachvollziehbarerweise die Beschaffung eines Hubschrauber mit höherer Einsatzbereitschaft als die zuletzt neubeschafften Muster Tiger/NH90.
Die heimische Industrie als ständiger Systembetreuer ist m.M.n. ein ziemlicher Coup und könnte den höheren Preis gegenüber der Chinook (höher wird er mit Sicherheit sein, auch wenn ich Helios Annahme zustimme, dass die im Moment kolportierten Zahlen nicht korrekt sein dürften), zusammen mit den deutlich besseren Leistungswerten der King Stallion entkräften.
Darüber hinaus hat der CH53 ja eine beträchtliche Lobby innerhalb der Truppe und Sikorsky wurde wohl auch im Rahmen der letzten Jahrzehnte als zuverlässiger Partner wahrgenommen. Im Sinne von Netzwerken hat Sikorsky also meiner Einschätzung nach im Moment absolut die Nase vorn.
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Zwei interssante Zahlen im https://ukdefencejournal.org.uk/osprey-v...abilities/ zu den Chinook-Kosten
Fly-away Preis USD 39M, Flugstunde USD 4,6k
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Frankreich, dass zur Zeit RAF Chinooks in Mali nutzt zeigt Interesse an der CH-47, die Gerüchte sprießen ... meldet "Flight International" online https://www.flightglobal.com/news/articl...on-459660/
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https://www.aerobuzz.de/militar/sikorsky...chreibung/

Sikorsky Aircraft hat gestern seine Unterlagen für die erste Phase der Ausschreibung für die Beschaffung des neuen Schweren Tansporthubschraubers (STH) für die Bundeswehr abgegeben. Damit sind zwei Kandidaten im Wettbewerb: Boeing mit der CH-47 Chinook und Sikorsky mit der CH-53K King Stallion.

Seit gestern beteiligt sich die Lockheed Martin-Tochter Sikorsky Aircraft offiziell an der Ausschreibung der Bundeswehr für einen neuen Schweren Transporthubschrauber (STH) als Nachfolger für die CH-53G/GS. Das CH-53K Team schickt die CH-53K King Stallion in das Rennen um den neuen Hubschrauber der Luftwaffe. Gestern um 14.00 Uhr endete die Abgabefrist für die Ausschreibung. Bislang ist das US Marine Corps der einzige Kunde für den größten Helikopter, den Sikorsky bislang gebaut hat.

Zu dem Team der deutschen Industriepartner, die Lockheed Martin um sich geschart hat, gehören die MTU Aero Engines, die Rheinmetall Group, Hensoldt, Autoflug, Liebherr, Collins Aerospace, ZF, Rohde & Schwarz sowie Vincorion und Hydro Systems.

Ende Februar dieses Jahres hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Ausschreibung „Beschaffung STH (QL2CKKA039HA376)“ veröffentlicht und damit den Prozess in Gang gesetzt. Der Auftrag ist attraktiv, immerhin geht es um 45 bis 60 Helikopter, und das Verteidigungsministerium hat dafür Mittel in Höhe von 5,6 Milliarden Euro in seiner Planung vorgesehen. Neben der CH-53K ist nur die CH-47 Chinook von Boeing in dem Wettbewerb vertreten. Das Verteidigungsministerium hat bei der Beschaffung des STH eine – wie früher einmal vorgesehen – Neuentwicklung eines Hubschraubers aufgrund des engen Zeitplans ausgeschlossen. Die heute noch im Einsatz stehenden CH-53G/GS müssen ab 2025 ausgemustert werden.
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Das USMC wird die Anzahl der zu beschaffenden CH53K möglicherweise reduzieren. Nachzulesen hier.
Auf sinkende Produktionskosten basierend auf Skaleneffekten brauchen wir darum nicht zu hoffen.

Ich wäre sehr klar für die Boeing CH47.
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Was in den USA hinsichtlich schwerer Transporthubschrauber passiert ist durchaus interessant, man muss es aber im Ganzen betrachten.
Die US Army hat die Beschaffung der Block-II-Version der CH-47F für die nächsten Jahre vorerst ausgesetzt, weil die beiden aktuellen Programme (FLRAA als H-60-Ersatz und FARA als neuer Scout) zum einen höhere Priorität genießen, man aber vor allem die realistischen Leistungsdaten des FLRAA anschauen möchte bevor man eine Entscheidung hinsichtlich der Beschaffungsgröße beim Chinook trifft. Die geplante Stückzahl von über 450 Maschinen ist damit so oder so hinfällig:
https://breakingdefense.com/2019/04/will...cconville/

Boeing hat daraufhin im letzten Jahr verstärkt politischen Druck erzeugt (auch mit der zivilen Krise im Hinterkopf), was schließlich dazu führte, dass das Pentagon eine Studie zum Einsatz des Chinook beim USMC beauftragte. Das Ziel wäre eine gemischte Flotte von CH-53K und CH-47F Block II, so könnte man die Produktion des Chinook bis zur Entscheidung der US Army aufrecht erhalten. Dagegen läuft das USMC Sturm, dort will man weder den Mehraufwand einer gemischten Flotte, noch kann man die prognostizierte Kostenreduktion nachvollziehen, da die Chinook für einen Großteil der Missionen zu klein wären. Dieser Kommentar bringt dies eigentlich gut zum Ausdruck:
https://www.defensenews.com/opinion/comm...poor-idea/

In diese Gemengelage platzt im Endeffekt der Plan zur Neuausrichtung des USMC, der sich in den letzten Monaten schon abgezeichnet hatte und der eine stärkere Fokussierung auf einen pazifischen Krieg gegen China vorsieht. Zwar geht es darin auch um eine möglich Reduktion der Stückzahl des CH-53K (da die Transportfrage noch nicht geklärt ist, kann sich daran auch noch etwas ändern), allerdings gleichfalls um dessen Notwendigkeit hinsichtlich der Leistungfähigkeit. Das ist zwar eher keine direkte Reaktion auf die Studie des Pentagons, wird aber bei der Entscheidung eine Rolle spielen.

Für die deutsche Entscheidung spielt das aber alles keine große Rolle, weder die Aussetzung der Block-II-Produktion des Chinook noch die Stückzahlreduzierung des USMC beim CH-53K werden sich unmittelbar in steigenden Kosten niederschlagen (weil beide Programme bereits national durchfinanziert sind und sich Skaleneffekte nur über die Produktionsrate, nicht über die Gesamtstückzahl ergeben, auch wenn das häufig anders dargestellt wird). Im Gegenteil haben beide Hersteller aufgrund dieser Entwicklungen ein Interesse daran, weitere Hubschrauber abzusetzen.

Auch wenn man die Betrachtung CH-47F Block II vs CH-53K seitens des USMC nicht einfach 1:1 übernehmen kann, weil dort viele für uns maximal indirekt relevante Faktoren eine besondere Rolle spielen, so bestärkt mich dies nur darin, dass für uns der King Stallion die deutlich bessere Wahl wäre. Es ist einfach die leistungsfähigere, zukunftstauglichere Lösung mit zudem deutlich größerem, deutschen Wertschöpfungsanteil (aktuell besonders relevant).
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Zitat:Während der jüngsten Tests auf See wurde auch die automatische Rotorfaltanlage des Hubschraubers erfolgreich genutzt. In weniger als 2 Minuten können per Knopfdruck die Hauptrotorblätter sowie der Heckrotor geklappt werden, um den Platzbedarf des Hubschraubers signifikant zu reduzieren. Eine Funktionalität, die bereits in der aktuellen Flotte der CH-53G in der Bundeswehr seit Jahrzehnten zur Anwendung kommt und als Alleinstellungsmerkmal der CH-53K den nahtlosen Übergang in der bestehenden Infrastruktur an den zukünftigen STH Standorten in Holzdorf und Laupheim garantieren würde. So könnten langwierige Infrastrukturmaßnahmen und Folgekosten vermieden und die Interoperabilität im Einsatz der CH-53K von anderen Hubschrauberstandorten der Bundeswehr sichergestellt werden.

Quelle: https://www.hardthoehenkurier.de/index.p...en-auf-see

Klar wurde der Hinweis von Sikorsky angestoßen, ist aber in meinen Augen ein zu berücksichtigender Aspekt. Die Blätter des Chinook lassen sich zwar manuell falten, durch die Synchronisation allerdings nicht alle über den Rumpf. Zur Anpassung des Musters an die Erfordernisse des USMC (siehe vorherigen Beitrag), hat Boeing die Entwicklung eines entsprechenden Mechanismus vorgeschlagen (klar, möglich ist alles), verfügbar ist er aber nicht. Die Briten haben inzwischen einige schlechte Erfahrung mit der Nutzung an Bord der Träger gesammelt, und die Relevanz für uns könnte über Landanlagen hinausgehend nochmal steigen, falls das Thema "amphibische Großeinheiten" perspektivisch wirklich auf der Agenda stehen sollte (und nicht nur Lippenbekenntnisse sind).
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Bedingt abflugbereit

Zitat:Die Luftwaffe braucht dringend neue Transporthubschrauber. Ihre alten Maschinen müssen immer öfter auf freiem Feld notlanden.

https://www.sueddeutsche.de/politik/bund...-1.4972969
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(20.07.2020, 19:14)GermanMilitaryPower schrieb: Bedingt abflugbereit

Zitat:Die Luftwaffe braucht dringend neue Transporthubschrauber. Ihre alten Maschinen müssen immer öfter auf freiem Feld notlanden.

https://www.sueddeutsche.de/politik/bund...-1.4972969

Es ist wirklich mehr als lächerlich dass man nicht einmal in der Lage ist zeitnah ein paar hundert Helis zu ordern, obwohl 2018 schon fast 6 Mrd dafür bereitgestellt wurden.
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Ob das mit dem automatisierten Zusammenklappen der Hauptrotorblätter und des Heckauslegers im Hinblick auf die sonstigen Auswahlkriterien ein Hauptkriterium bin ich mir nicht so sicher.
Zunächst: Das Thema eines Betriebs von Landungsschiffen sehe ich im Hinblick auf die Rückbesinnung der BW auf Einsätze im kontinentaleuröpäischen Bündnisbereich als sekundär.
Und bzgl. der Hangar-Infrastruktur beim HSG 64: Es ist sicherlich jahrzehntelange Praxis der CH-53 Einheiten, die LFZ abends in die Hangare zu schieben und morgens wieder auf die Rampe zu stellen. Die A400M parken allerdings auch unter freiem Himmel. Im Hinblick auf die Gesamtkosten über den Lebenszyklus des neuen Typs, vielleicht 50 Jahre, denke ich sind Investionen in CH-47 taugliche Hangare, in denen die LFZ auch ohne zusammengeklappte Rotorblätter passen, vernachlässigbar.
... und mehr als Anekdote sei noch ergänzt: Zur Not kann man ja den alten Gütersloher CH-47 Hangar 1, der ja nicht immer für Covid-19 Tests benötigt wird, demontieren und in ETHL oder ETSH neu errichten. Wäre ja nicht das erste Mal, siehe das heutige Passagierterminal in Weeze, das einst als Ju 87 Endlinie in Bremen errichtet wurde.
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Es hat ja niemand behauptet, dass dies ein Hauptkriterium wäre. Es unberücksichtigt zu lassen bei einer Typentscheidung, die vermutlich für die nächsten 30+ Jahre Gültigkeit haben wird, wäre allerdings fahrlässig - aktuelle Ausrichtungstendenzen der Bundeswehr hin oder her. Und ein stärkerer Fokus auf Landes- und europäische Bündnisverteidigung bedeutet ja nicht grundsätzlich eine Abkehr von anderen Einsatzszenarien.
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Der Grund dafür ist die Lobby-Arbeit bestimmter deutscher Politiker welche hier eine ganz andere Zielsetzung verfolgen. In diesem Fall konnte ich das sogar mal aus eigener Anschauung erleben. Namen kann und darf ich keine nennen, aber hier werden mit Absicht sinnvolle Lösungen verhindert um daraus rein persönliche Vorteile zu erzielen.
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German Platform Decisions: CH-53K versus the Chinook

Zitat:From this standpoint the choice is clear: The Chinook represents the Cold War past; the CH-53K the future of the integratable force.

https://sldinfo.com/2020/08/german-platf...e-chinook/
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Hier noch ein Text zum CH53K:

https://www.army.mil/article/238895/ch_5...ing_ground

Vor vielen Jahren war ich ja mal eine Zeitlang fasziniert von der Verlegung leichter Panzer mittels Hubschraubern (bei der Bundeswehr Wiesel). Mit einem CH53K könnte man schon ganz erstaunlich leistungsfähige Panzer einfach per Heli verlegen. Das ist zwar scheinbar eine Spielerei, da man so ja nur relativ wenige Fahrzeuge zugleich irgendwo absetzen kann, könnte aber bei irgendwelchen Neokolonialscharmützeln in der dritten Welt immense Möglichkeiten eröffnen den dort doch recht fluiden Gegner tatsächlich festnageln und vernichten zu können.

Gerade wo die Infrastruktur besonders schlecht ist könnte man so quasi-mechanisierte Einheiten über alle möglichen Hindernisse hinweg entwickeln.
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(18.09.2020, 00:19)GermanMilitaryPower schrieb: German Platform Decisions: CH-53K versus the Chinook

Ganz meine Rede, ob das die Politik aber genauso sieht? Die leistungsfähigere und zukunftstauglichere Lösung ist augenscheinlich zumindest kurzfristig auch die teurere (der Legacy-Vorteil halt, gilt ja für alle Bereiche).
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