(Luft) Lockheed Martin F-22
Zitat:In der Luftüberlegenheitsrolle wäre ein Kampfflugzeug auf F-22-Basis der F-35 vermutlich überlegen.
Selbst wenn dem so wäre ist der Unterschied so gering, dass es vor allem für Deutschland vollkommen irrelevant ist.

Die Supercruise-Fähigkeit der F-22 ist sicherlich ein Element, dass in der Betrachtung des taktischen Luftkriegs gerne zu kurz kommt und mithin ein Vorteil für die F-22 wenn man sich derartigen Quartettspielüberlegungen hingeben möchte.
Allerdings tritt diese Fähigkeit hinter der geringeren Reichweite zurück, erst recht wenn wir perspektivisch eine F-35D mit noch effizienteren Triebwerk betrachten.
Die Manövrierbarkeit dagegen ist und bleibt im modernen Luftkampf vollkommen irrelevant. WVR und erst recht der Dogfight sind viel zu tödlich als das man sich darauf einlassen sollte oder mit wilden Kurbeleien einen Vorteil erringen könnte.

Ein F-22/F-35 Hybrid ist derweil auf der antizipierten Zeitachse chinesischer Fortentwicklungen des Luftkampfes (die aktuelle J-20 wird seitens der US-Luftwaffe ja eher wenig positiv bewertet wie vor kurzem zu vernehmen war) keine Lösung, da die Entwicklung seitens der Amerikaner ja bereits durch NGAD vorangetrieben wird.
Und wohl auch relativ schnell in einer operativen Fähigkeiten resultierten könnte sofern dies notwendig wäre.
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Nicht_Peter:

Ob EIN System EINEM anderen System überlegen ist, spielt überhaupt gar keine Rolle mehr. Die Frage ist vielmehr, wie es mit dem Gesamtverbund der Systeme bestellt ist, welche alle hier zusammen wirken müssen und können. Ebenso ist für den künftgen Luftkampf der Dogfight völlig irrelevant, und der Luftkampf im WVR Bereich nur von geringer Bedeutung. Die Raketen sind in diesem Bereich einfach zu leistungsfähig geworden, die No-Escape Zonen zu groß, und heute treten zudem Drohnen an die Seite der Kampfflugzeuge die weil sie auf keinen menschlichen Piloten mehr Rücksicht nehmen müssen noch ganz andere Manöver fliegen können.

Die effektive Reichweite und wieviele Waffen intern mitgeführt werden können sind daher für die zukünftige Luftkriegsführung meiner Ansicht nach viel relevanter. Auch in Europa wird die Reichweite aus eigener Kraft (ohne Luftbetankung etc) ein wesentlicher Vorteil sein. Das ermöglicht immense Möglichkeiten, auch in Bezug auf die Frage von wo aus man operiert und wie weit man solche Operationen führen kann. Ganz allgemein bin ich der Überzeugung dass die sinnvollste bemannte Komponente eines zukünftigen Luftkampfsystems ein leichter Bomber sein sollte. Von einem solchen aus können auch Drohnen und andere solche Begleitsysteme viel besser gelenkt und eingesetzt werden.

Nun aber zum wesentlichsten Punkt: niemand außer uns würde dieses System beschaffen. Wir stünden also alleine da. Dies ist höchst nachteilig, von den Kosten für das System über die Kosten des Betriebs bis hin zur Kompatibilität mit den Verbündeten usw. Und die Kosten die mal für Japan genannt wurden sind einfach nur geschönt und bis zum geht nicht mehr runter gerechnet. Du kannst bei einer solchen insularen Lösung von drastischen Kostensteigerungen ausgehen, und dann nochmal von einer weiteren deutlichen Erhöhung der Kosten insgesamt.

Entsprechend macht diese Idee eben keinen Sinn. Ein Ausnahmesystem zu beschaffen, nur um damit dann in dem System selbst irgendwelche Vorteile gegenüber anderen vergleichbaren Systemen zu haben ist hochgradig ineffizient. Darüber hinaus beschränkt sich eine solche Betrachtung zu sehr auf EIN System. Viel relevanter aber ist - wie eingangs schon geschrieben - der Gesamtverbund. Diesen Fehler gibt es in vielen Bereichen, beispielsweise ganz genau so bei Kampfpanzern, wo man zu sehr auf den einzelnen Panzer sieht und zu wenig auf den Großkampfverband in welchen dieser eingebettet ist. Das reicht schon so weit, dass Panzer zu sehr aus dieser Beschränkung des Blickwinkelns auf das einzelne System hin entwickelt werden.

So sehr ich also seit jeher rein persönlich ein Fan der FB-22 bin und immer noch der Überzeugung, dass dieses System der große Wurf gewesen wäre, so muss ich doch beschließend für mich zu der Schlußfolgerung kommen, dass dieser Zug genau so abgefahren ist wie ein F-22 / F-35 Hybrid.

Spezifisch zur "normalen" F-22 sollte man zudem noch anmerken, dass deren Produktion still gelegt wurde, und auch wenn einiges eingelagert wurde, würde es erhebliche Zeit brauchen die Produktion dieser Flugzeuge wieder zu starten. Das ist schlicht und einfach vorbei. Man kann also aktuell keine F-22 bauen, und bräuchte Jahre bis allein dies wieder möglich ist, von einem F-22 / F-35 Hybrid ganz zu schweigen.
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Ich habe die Diskussion in diesen eigenen Strang ausgelagert

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Dieser von Lockheed vorgeschlagene Hybrid darf man sich nicht einfach als Integration der F-35-Technik in eine F-22-Zelle vorstellen, vielmehr ging es darum, die aerodynamischen Grundlagen der F-22 für ein neues Muster auf der Systeminfrastruktur der F-35 zu entwerfen. Der Vergleich zur Mitsubishi F-2 ist da nicht so verkehrt, zumal dieses Muster zeigt, wie aufwändig eine solche Entwicklung werden und welche Probleme sich ergeben können.

Hinzu kommt, dass ein solcher Hybrid für Japan deutlich anders ausgesehen hätte, als dies für Deutschland der Fall wäre, weil es diese früher durchaus mal zutreffende Schwerpunktbildung im Bereich Luftüberlegenheit so mangels entsprechender finanzieller Möglichkeiten gar nicht mehr vorhanden ist.
In der JASDF gibt es an den USA orientiert einen deutlichen High-Low-Mix, bei dem allerdings die High-Komponenten im Bereich der Luftüberlegenheit eine stärkere Rolle spielt. Aus diesem Grund hat Japan immer wieder versucht, die F-22 als F-15-Ersatz zu kaufen, und in diesem Kontext hätte ein Hybrid-Modell durchaus Sinn ergeben.
In der Luftwaffe hingegen geht es aus finanziellen Gründen um einen intergenerationalen Mix von Multifunktionsmustern, deren Aufgabengebiete im Zweifel evolutionär weiterentwickelt werden sollen (was sich aufgrund der Zellenanforderungen bei modernen Kampfflugzeugen als schwierig erweist, weswegen hier von vornhinein ein anderer Ansatz gewählt wird). Ein reiner oder primärer Luftüberlegenheitsjäger wäre in einem solchen Mix das falsche Muster, müsste entsprechend ergänzt werden (beispielsweise durch eine Vergrößerung der F-35-Flotte), was die Stückzahlen deutlich reduzieren würde. Dementsprechend müsste ein Hybrid deutlich größere Zellenveränderungen und eine Aufweitung der Fähigkeiten erfahren, was ihn eher zu einem F-35 Heavy als zu einem F-22/F-35-Hybrid machen würde. Der hier angeführte Vergleich mit der nie realisierten FB-22 ist da durchaus passend.
Der einzige Vorteil einer solchen Lösung könnte tatsächlich ein größeres internationales Interesse sein, da diese anders als der japanische Hybrid eher als langfristiger Ersatz einer F-15E bzw. deren modernen Nachfolgern taugt.

In all diesen Fällen müssten aber drei Aspekte berücksichtigt werden:
- man würde sich dauerhaft abhängig von den USA machen
- man würde auf ein Muster der fünften Generation setzen, das erst Fähigkeiten der sechsten Generation erlernen muss (sofern es um einen entsprechend ambitionierten Zeitplan geht)
- ein neues Kampfflugzeug ist nur ein Teil der gewünschten Fähigkeiten des FCAS

Wenn man den ersten Punkt am Ende des Tages beschließt, dann wiederum ergeben sich ganz andere Möglichkeiten einer engen Kooperation mit den USA, so wie dies in der Vergangenheit durchaus der Fall war. Aktuell gibt es ja bereits Sondierungen, in wie weit es zwischen Tempest und NGAD gemeinsame Entwicklungen geben kann. Die USA sind durchaus Offen für Kooperationen, das gilt auch mit Blick auf die Weiterentwicklung der F-35 (wie die hier im Strang bereits von Nightwatch erwähnte Möglichkeit). Das wäre jeweils deutlich gehaltvoller, als jetzt ein Projekt zu forcieren, dass mit viel Aufwand wenig Leistung zu hohen Kosten erbringt.
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