Afrika
#16
@hunter1:

Nüchtern? Ja. Zynisch? Na gut, das liegt in meiner Mentalität. Wink
Resignierend? Ganz bestimmt nicht. Ich habe nicht einfach nur die derzeitigen sog. "Bemühungen" kritisiert, ich habe auch angesprochen, wie man es besser machen könnte, wenn man denn nur wollte. Leider ist Afrika eben ein Betätigungsfeld, das sich nicht mit ein paar Millionen Dollar und einigen sympathischen UN-Soldaten, die die "Weltgemeinschaft" repräsentieren, adäquat managen lässt. Bzw. ist es das sogar: reines Krisenmanagement statt Krisenlösung. In Somalia erfolgte der Todesstoß für alles, was einigermaßen in Richtung Krisenlösung zielte. Und selbst damals waren die Befugnisse nicht berauschend.
Ich kann nur sagen, so lobenswert Dinge wie die Hungerhilfe sind...solange sie nicht von begleitenden Maßnahmen unterstützt werden, und dazu gehört auch so etwas wie erzwungener Regimewechsel bzw. das Ermöglichen von wirklich demokratischen Wahlen etc. in den betreffenden Staaten, sind diese Anstrengungen allesamt nur dazu nützlich, den Politikern, die sie initiieren, gute PR einzubringen.
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#17
Regimewechsel und erzwungenes "good governannce" sind ja alles nette und schöne Dinge, nur letztlich ändert sich an den Strukturen wirklich nichts durchgreifendes.
Sicher, man ändert damit die Institutionen, nur zweifel ich daran, dass man so einfach Gesellschaften irgendwelche Institutionen überstülpen könnte.
Gut, wenn Merowig noch im Forum wäre, dann würd er das Beispiel von Japan und Deutschalnd nach dem WK2 bringen. Aber das wäre recht undifferenziert.

Wie schon Hunter sagte, eine Patentlösung gibt es einfach nicht.
Kann es auch nicht. Denn man sollte sich mal vor Augen führen, wo Afrika und Europa um 1800 standen bzw. dann während der Phase der Kolonialisierung.
Da stecken einfach mal Dimensionen dazwischen und während der Phase der Kolonialisierung wurde sicher auch viel falsch gemacht, genauso wie bei der Unabhängigkeit dieser Staaten.
Die strukturellen Probleme sind einfach zu groß. Da passiert nix von heute auf morgen. Allein schon die Staatenbildung und Gründung sind in ihrer Entwicklung katastrophal. Unabhängig von Ethnien und Stämmen wurden Staaten gebildet. Dies könnte man so ewig fortsetzen.

Ich denke, man kann sich und darf sich aus Afrika nicht raushalten: Viel wurde falsch gemacht, aber nachdem so viel schon an Rumpfuscherei gegeben hat, muss man eben der Dialektik der Intervention folgen und weiter machen.
Aber direkter Zwang bringt nichts. Die Staaten müssen sich vorallem innerlich entwickeln. Geld für Sanitätsdienst, Geld für Bildung, eine bessere Krankenversorgung, das wäre um vieles wichtiger als irgendwelche Kriseninterventionen. Krisen gibt es so oder so, allein strukturell aufgrund der schweren geschichtlichen Fehler bei der Staatenbildung und der gesellschaftlichen Entwicklung ( Patronage-Wirtschaft von kleinen raffgierigen Eliten). Da kann man so viel intervenieren, wie man will, da würde man einfach nicht fertig werden ( dies soll nicht heißen, dass ich gegen Einsätze in Afrika wäre, sie müssen schon sein, aber mit Krisenmanagement hilft man Afrika nicht viel weiter allein).
Nein, die Gesellschaften müssen entwickelt werden um die alten bestehenden Risse zu kitten und neue Strukturen zu formen, die auch die Staaten mit Leben erfüllen: Also, fördert Bildung, Gesundheitswesen und gebt den Staaten auch die Möglichkeit ihre Vorteile auszuspielen ( Landwirtschaft und Schutz unserer Märkte vor den billigen Erzegnissen aus der 3. Welt).
Gebt den Afrikaner billige Aids-Medikamente, gebt Geld für AIDS-Informationskampagnen ( immerhin sterben dort viele, viel zu viele an dieser Krankheit).
Es gibt sehr viele Dinge, die man noch tun könnte und die sich nicht nur in Kriseninterventionen und Regimewechsel erschöpfen, und meines Erachstens auch viel wirksamer wären....
Nachhaltige Entwicklung, Humankapital vorallem müssen gefürdert werden.
Da ist ein Schuldenerlaß schon mal wieder ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.
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#18
Thomas, ich glaube, du hast meinen Post nicht wirklich gelesen, denn du lieferst im Prinzip eine Pauschalantwort:

Zitat:Thomas Wach postete
Regimewechsel und erzwungenes "good governannce" sind ja alles nette und schöne Dinge, nur letztlich ändert sich an den Strukturen wirklich nichts durchgreifendes.
Sicher, man ändert damit die Institutionen, nur zweifel ich daran, dass man so einfach Gesellschaften irgendwelche Institutionen überstülpen könnte.
Ich sprach nie davon, dass ich irgendwem einfach etwas überstülpen will. Nur so, wie es jetzt von statten geht, ist wie gesagt keinerlei Fortschritt zu erkennen.


Zitat:Denn man sollte sich mal vor Augen führen, wo Afrika und Europa um 1800 standen bzw. dann während der Phase der Kolonialisierung.
Da stecken einfach mal Dimensionen dazwischen und während der Phase der Kolonialisierung wurde sicher auch viel falsch gemacht, genauso wie bei der Unabhängigkeit dieser Staaten.
Gewiß. Die altbekannten Probleme: willkürlich gezogene Staatsgrenzen während der Kolonialisierung ohne Berücksichtigung der ethnischen Verhältnisse, und nach der Entkolonialisierung Gebiete, die im Prinzip sich selbst überlassen worden sind. Keine Freiheit, sondern eben Chaos. Und gerade deshalb ist die derzeitige Afrika-Hilfe alles andere als eine Hilfe, denn sie wird an diesen Verhältnissen nichts ändern.

Zitat:Die strukturellen Probleme sind einfach zu groß. Da passiert nix von heute auf morgen. Allein schon die Staatenbildung und Gründung sind in ihrer Entwicklung katastrophal. Unabhängig von Ethnien und Stämmen wurden Staaten gebildet. Dies könnte man so ewig fortsetzen.
Hab nie gesagt, dass sich die Dinge von heute auf morgen ändern. Theoretisch müsste man viele Staatsgrenzen ausradieren und neu ziehen, nur ist selbst das heute nicht mehr sinnvoll, da sich während der Unabhängigkeit die demographischen Verhältnisse weiter verändert haben. Man muss eben sehen, was sich praktisch/realistisch mit der heutigen Situation anfangen lässt. Und Druck bzw. Zwang zur friedlichen Einigung, ohne dass Nachbarn mit der Machete übereinander herfallen, ist stellenweise notwendig.


Zitat:Aber direkter Zwang bringt nichts. Die Staaten müssen sich vorallem innerlich entwickeln. Geld für Sanitätsdienst, Geld für Bildung, eine bessere Krankenversorgung, das wäre um vieles wichtiger als irgendwelche Kriseninterventionen.
Thomas, wach mal auf (sorry, kein Wortwitz beabsichtigt Wink )! In vielen der krisengeschüttelten Staaten werden Kriege geführt, die älter sind als diejenigen, die daran beteiligt sind. Inzwischen haben sich dort Banden und Guerilla-Gruppierungen etabliert, die vom Krieg leben und diesen daher weiter fördern. Wenn du da ein Krankenhaus oder eine Schule hinstellst, bewirkst du nichts anderes, als dass die Gebäude innerhalb einiger Wochen geplündert und auf die Grundmauern niedergebrannt werden. Zwang bringt nichts? Dann frage ich mich, wie man es sonst hätte ermöglichen sollen, dass etwa 1996 in Sierra Leone die ersten demokratischen Wahlen seit Jahrzehnten abgehalten werden konnten. Oder dass die UNITA in Angola nur dann zu Verhandlungen bereit war, als man sie mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen hat. Es ist übrigens kein Zufall, dass ich hier Beispiele anspreche, die von PMC's ermöglicht worden sind, andere erfolgreiche Maßnahmen zur Stabilisierung gibt es nämlich in Schwarzafrika nicht und im Falle von Angola wurde selbst dieses durch die Ohnmacht der 1. Welt und das Desinteresse bzw. Unfähigkeit afrikanischer Nachbarn wieder zunichte gemacht.


Zitat:Krisen gibt es so oder so, allein strukturell aufgrund der schweren geschichtlichen Fehler bei der Staatenbildung und der gesellschaftlichen Entwicklung ( Patronage-Wirtschaft von kleinen raffgierigen Eliten). Da kann man so viel intervenieren, wie man will, da würde man einfach nicht fertig werden ( dies soll nicht heißen, dass ich gegen Einsätze in Afrika wäre, sie müssen schon sein, aber mit Krisenmanagement hilft man Afrika nicht viel weiter allein).
Klingt sehr nach purer Resignation. Natürlich müssen hier Interventionen mit weitergehenden Maßnahmen kombiniert werden, ansonsten kann man sich die Mühe sparen. Das habe ich oben auch schon geschrieben...

Zitat:Nein, die Gesellschaften müssen entwickelt werden um die alten bestehenden Risse zu kitten und neue Strukturen zu formen, die auch die Staaten mit Leben erfüllen: Also, fördert Bildung, Gesundheitswesen und gebt den Staaten auch die Möglichkeit ihre Vorteile auszuspielen ( Landwirtschaft und Schutz unserer Märkte vor den billigen Erzegnissen aus der 3. Welt).
Gebt den Afrikaner billige Aids-Medikamente, gebt Geld für AIDS-Informationskampagnen ( immerhin sterben dort viele, viel zu viele an dieser Krankheit).
Es gibt sehr viele Dinge, die man noch tun könnte und die sich nicht nur in Kriseninterventionen und Regimewechsel erschöpfen, und meines Erachstens auch viel wirksamer wären....
Nachhaltige Entwicklung, Humankapital vorallem müssen gefürdert werden.
Da ist ein Schuldenerlaß schon mal wieder ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.
Schuldenerlässe sind wie gesagt nichts neues. Sie haben in der Vergangenheit keine signifikanten Verbesserungen bewirkt. Nachhaltige Entwicklung klingt wunderbar, damit lässt sich der 0815-Wähler wirklich beeindrucken. Nur hakt es in Afrika am Ansatzpunkt. Das einzige Mal, wo man einigermaßen gewillt war, anzusetzen, war in Somalia...und als die ersten toten GI's durch die Straßen geschleift worden sind, hat man dort ganz schnell die Koffer gepackt. Das ist das Problem: Das beste wollen, aber nicht für den Fall bereit sein, dass selbst Opfer gebracht werden müssen. Und das ist die Krux: denn Opfer werden gebracht werden müssen, will man in Afrika wirklich etwas erreichen... Entweder das, oder man privatisiert die Interventionen und der Staat übernimmt die Stabilisierung danach. Exakt so ist es in Sierra Leone gelaufen und sofern nicht die afrikanischen Staaten selbst den Willen und die Fähigkeiten entwickeln, sich selbst zu helfen, sehe ich das mittelfristig als die einzige Möglichkeit.
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#19
Zuallerst war mein Beitrag bloß erst mal ein allgemeiner Diskussionsbeitrag, der sich ja auf niemanden direkt bezogen hat.
@ Turin
Desweiteren hatte ich deinen Post nur mal kurz überflogen gehabt und wollte daher noch ein bißchen deinen Post ergänzen und weiter ausbauen.
Denn so sehr du auf die Notwendigkeit militärischer Interventionen Wert legst, um so mehr lege ich Wert auf das State-building in diesen Staaten. Beides gehört zusammen, beide kann man nicht trennen, wie du ja selbst auch gesagt hast.
Nur problematisch an der ganzen Sache ist eben, dass wenn Interventionen überhaupt mal durchgeführt werden ( wie in Ruanda 1994 durch die Franzosen in sehr bescheidenem Maße), dann werden sie oft unter dem Deckmantel humanitärer Gründe durchgeführt, aber andere Zielsetzungen dann wiederum hintertreiben die eigentlich notwendigen Maßnahmen und Vorgehensweisen.
Beispielsweise unterstütze damals Frankreich einseitig eine der beiden Volksgruppen...

Desweiteren:
Sicher kann man erst in einem befriedeten Gebiet eine Schule bauen.
Nur: Afrika sind nicht alles nur failed state in Reinform, Afrika ist nicht nur Bürgerkrieg. Das ist auch eine etwas verzerrte Sichtweise. Darauf wollte ich auch hinaus. Es gibt genügend instabile Patronageregime, in denen politische und wirtschaftliche Instabilitäten herrschen, aber keine offene direkte Gewalt.
Und es ist gebauso Fakt, dass einige Regionen durch Völkermord entvölkert werden, ebenso wie durch AIDS. Das sind Probleme, die man einfach nicht vergessen darf! Und es sind Probleme, die man relativ einfach und auch billig lösen könnte, wenn zum Beispiel die Pharmaunternehmen Genrika Medikamente zulassen würde und Lizenzen verteilen würde.
Damit würde Afrika auch enorm geholfen!
Afrika ist nun mal vielschichtig, ebenso wie seine Probleme.
Nur mit Gewalt und Intervention wird man aber auch nichts bewegen können.
In Südafrika als Beispiel leidet ein hoher Prozentansatz der 20 bis 35 Jährigen an AIDS ( ich hab leider vergssen wie viele). Man muss eben zur Kenntnis nehmen, dass auch durch diese Bedrohung eine ganze Generation wegsterben wird und Dynamik und Wachstum verhindert wird.
Und dagegen etwas zu tun, etwas zu lindern, dass würde nicht mal tote westliche Soldaten kosten.. nur die Lizenzen von ein paar Pharmaunternehmen.
Man muss eben den Fokus groß halten. Genauso wie Afrika auch mehr Chancen auf dem Weltmarkt haben muss und deren Produkte mehgr Chancen eingeräumt werden müssen... Aber auch dass trifft uns wirtschaftlich, also läßt man es und überläßt Afrika sich selbst.

Wie du schon richtig sagtest, es geht nicht von heute auf morgen Afrika aufzubauen. Viel wurde falsch gemacht, aber auch ich sage ja, dass man sich darum kümmern muss.
Nur betone ich ( nicht mal im Gegensatz zu dir, sondern ergänzend) dass die Reichweite und die bandbreite einfach größer sein muss, um die komplexen Problemlagen zu lösen. Und letztlich hat es bei allen Problemen auch mancherorts Fortschritte gegeben. Alles ist nicht schlecht, nur muss man mit eine realistischen Sichtweise darauf schauen.
Was nun die militärische Komponente für die vielen Bürgerkriege angeht, so halte ich es realistsich aber trotzdem für schwierig überall effektiv zu intervenieren. Aber es geht ja. Bei Sierra Leone fällt mir übrigens nicht so sehr die Rolle der PMCs ein, sondern der britischen Fallschrimjäger die (1999??) Ausländer aus Freetown holen sollten... sie unterstützten die überfordeten UN-Truppen und befriedeten das Umland und die Hauptstadt erfolgreich.
Allerdings hatte ich ja schon geschrieben, dass ich militärische Interventionen nicht ablehne generell und das Schulbeispiel bezog sich ja eher auch auf die Fälle von schwachen und korrumpierten Staaten und nicht auf die akuten Bürgerkriege.

Was die wirtschaftliche Seite angeht, so ist die KOnditionalität bei Hilfsgeldern sicher eine gute sache, ebenbso wie der Erlaß sämtlicher Schulden. Rein aus wirtschaftlicher Sicht bringt dies enrom viel: Das Wachstum der Transformationsländer Ostmitteluropas hing auch u.a. an der Umschuldung dieser Länder bzw. an der Entschuldung dieser Länder.
Rein wirtschaftlich bringt also die Entschuldung durchaus etwas. wichtig ist nur, dass letztlich bei der Neuvergabe der Gelder auch kontrolliert werden um deren Einsatzeffizienz zu überwachen.
Aber da geht die Weltbank ja inzwischen in diese Richtung mit mehr Konditionalität, mit Überwachung der Projkete vor Ort etc....

Es wird eben alles etwas dauern. Man kann eben keine Gesellschaften mit tribalen Strukturen einfach mal so ins 21. Jahrhundert katapultieren. Das braucht alles lange....
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#20
Zitat:Thomas Wach postete
Allerdings hatte ich ja schon geschrieben, dass ich militärische Interventionen nicht ablehne generell und das Schulbeispiel bezog sich ja eher auch auf die Fälle von schwachen und korrumpierten Staaten und nicht auf die akuten Bürgerkriege.
Da binn ich aber gespannt was bei uns innenpolitisch passiert wenn die ersten deutschen Soldaten gezwungen sein werden (im Rahmen ihrer reinen Selbstverteidigung) einige Kindersoldaten zu erschiessen.
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#21
@ Wolf

Rolleyes
Ups, den Punkt hatte ich vergessen. Genau, das wäre ein Problem, dass ich auch bei Turin anmerken wollte.
Allerdings, gibt es ja Söldnerfirmen und die können das dann erledigen.
Sauberes peycekeeping durch uns, peace-enforcing durch die PMC´s.
So wären dann die bösen Söldner an allem schuld und die Europäer könnten den helfenden Saubermann spielen.

Allerdings hatte ja auch Turin gesagt, dass eine verstärkte Interventionsbereitschaft zur Friedensschaffung bislang noch nicht da ist und ich sehe es wohl ähnlich ( höchstens da, wo gewissse weitergehende Interessen betroffen sind, wird in dem Maße eingeschränkter Interessenlage auch interveniert).
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#22
@Thomas:

Nun gut, ich fand einfach, dass bei dir ein paar Punkte anklangen, die ich so nicht akzeptieren konnte, Wink
Aber sicherlich ist es richtig, dass man auch in Bezug auf Schwarzafrika nicht verallgemeinern sollte. Das einzige, was ich wirklich allgemein für dieses Gebiet empfehlen würde, währe ein totales Waffenembargo, und zwar insbesondere Kleinwaffen betreffend, denn in dieser Hinsicht sind diese Konflikte ausschließlich extern beeinflusst. Aber wie realistisch das ist... nuna ja... Rolleyes


Zitat:Ups, den Punkt hatte ich vergessen. Genau, das wäre ein Problem, dass ich auch bei Turin anmerken wollte.
Allerdings, gibt es ja Söldnerfirmen und die können das dann erledigen.
Sauberes peycekeeping durch uns, peace-enforcing durch die PMC´s.
So wären dann die bösen Söldner an allem schuld und die Europäer könnten den helfenden Saubermann spielen.
Zweifelhaft, da ja die PMC's immer noch durch die Europäer bzw. internationale Gemeinschaft angeheuert werden und der Presse so etwas sicher nicht entgeht. Allerdings möchte ich in dieser Hinsicht auch darauf hinweisen, dass wir hier bitte nicht in Klischees vom bösen Söldner, der auch mal ein paar Kindersoldaten erschießen kann, verfallen sollten. Ich sprach wohlweislich von PMC's und nicht allg. von Söldnern. Die Arbeitsweise einer seriösen PMC besteht sowieso darin, sich bzw. ihre Vertreter aus dem Konflikt so weit wie möglich herauszuhalten und lokale Manpower für den Kampf heranzuziehen. Das wäre auch absolut notwendig, da sonst wohl ein nicht unerhebliches Legitimationsvakuum entstehen würde, das die Kritiker jeglicher Art von privatisierter Konfliktlösung mit Freuden ans Licht der Öffentlichkeit zerren würden.
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#23
Zitat:Turin posteteDie Arbeitsweise einer seriösen PMC besteht sowieso darin, sich bzw. ihre Vertreter aus dem Konflikt so weit wie möglich herauszuhalten und lokale Manpower für den Kampf heranzuziehen. Das wäre auch absolut notwendig, da sonst wohl ein nicht unerhebliches Legitimationsvakuum entstehen würde, das die Kritiker jeglicher Art von privatisierter Konfliktlösung mit Freuden ans Licht der Öffentlichkeit zerren würden.
Hm. Stimmt zwar, aber ich wage zu bezweifeln, dass sich die von mir angedeute Situation gänzlich ausschliessen lässt. Die "Rebellen" in Afrika weichen für sie potentiell verlustreichen Konflikten i.d.R. aus, sie haben nicht den Drang nach der Entscheidungsschlacht wie Europäer und Amerikaner. Sie sammeln meist langsam Kräfte in einem Sektor, haben keine klare Front und ein Einsickern potentieller Rebellenkräfte, vorbei an schwarzen und weissen Söldnern, zu den in Watte gepackten EU/NATO Truppen ist nie ausszuschliessen.
Man würde auch um eine Vorbereitung der Öffentlichkeit auf das angesprochene Szenario nicht herumkommen. Zudem müsste unsere Informationspolitik nach Amerikanischem oder Israelischem Vorbild umgestaltet werden, denn unsere derzeitigen Verantwortlichen verfügen einfach nicht über die nötige Diziplin oder Weisungsbefugniss um in einem Konfliktfall durch bewusste Zurückhaltung ungünstiger Informationen unsere Soldaten und deren Familien vor Nachstellungen der Presse oder politischer Aktivisten zu schützen.
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#24
Und schon beginnen die Streitereien:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4418592_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Schuldenerlass für ärmste Länder - aber wann?
Die USA und Großbritannien haben eine Vereinbarung zum Schuldenerlass für die ärmsten Staaten der Welt getroffen. Wie der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, mitteilte, hat sich die US-Regierung mit Großbritannien auf Eckpunkte geeignet. So sollen Schulden in Milliardenhöhe von 18 meist afrikanischen Staaten gestrichen werden.
Die Verbindlichkeiten sollten von Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank erlassen werden. Zu Details des Vorgehens wollte sich McClellan jedoch nicht äußern. Die "New York Times" hatte unter Berufung auf einen Regierungsbeamten bereits berichtet, Nutznießer des Angebots seien neben afrikanischen Ländern auch Bolivien, Guyana, Honduras und Nicaragua.
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#25
Zitat:Hm. Stimmt zwar, aber ich wage zu bezweifeln, dass sich die von mir angedeute Situation gänzlich ausschliessen lässt. Die "Rebellen" in Afrika weichen für sie potentiell verlustreichen Konflikten i.d.R. aus, sie haben nicht den Drang nach der Entscheidungsschlacht wie Europäer und Amerikaner. Sie sammeln meist langsam Kräfte in einem Sektor, haben keine klare Front und ein Einsickern potentieller Rebellenkräfte, vorbei an schwarzen und weissen Söldnern, zu den in Watte gepackten EU/NATO Truppen ist nie ausszuschliessen.
Sicher hast du recht. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass man diese Problematik auf ein Minimum beschränken könnte, fängt man die Sache nur richtig an. Dazu gehört natürlich eine genaue Konfliktanalyse (beteiligte Kräfte, Lokalisierung von Hochwertzielen etc.) und dann eine schnelle und entschlossene Intervention. Gerade Sierra Leone hat gezeigt, dass sich so gezielt feindliche Gruppen, so frei ihr normaler Bewegungsspielraum auch ist, sehr effizient ausschalten lassen. Beispielhaft ist hier auch die Situationsanalyse, die zB. Sandline für Papua-Neuguinea erstellt hat (zu einer Realisierung kam es aufgrund der Politik bekanntlich nicht). Natürlich müssten Stabilisierungstruppen nichtsdestotrotz ein sehr robustes Mandat bekommen und den beteiligten Soldaten ebenso wie der Öffentlichkeit muss klar gemacht werden, dass sie Leichensäcke nach Hause geliefert bekommen oder unangenehme Geiselvideos sehen werden, sollte etwa gegenüber Kindersoldaten das Handeln von Zögerlichkeiten bestimmt werden. Das ist allerdings Sache der Politik.
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#26
:hand: von <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E474613C0EA6C45919E58A3FF8D3AEAB4~ATpl~Ecommon~Scontent.html#top">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... t.html#top</a><!-- m -->
Zitat:Die Spur des Geldes
Vermutlich hat Pierrot Katindi recht. „Suche das Geld, und du verstehst, was hier vorgeht”, hatte der Kämmerer von Goma geraten, um das politische Tohuwabohu in der ostkongolesischen Provinz Nordkivu auch nur annähernd zu beschreiben. Bei Katindi nach dem Geld zu suchen scheint verlorene Zeit zu sein.

Der Kämmerer trägt einen verschlissenen Anzug und gebietet über einen Schreibtisch, den man woanders bestenfalls als Werkbank verwenden würde. Ein Telefon hat er nicht, jedenfalls kein Diensttelefon. Da er weder über Schreibmaschine noch über Computer verfügt, macht er seine Berechnungen handschriftlich. [...]
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#27
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,379917,00.html">http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,379917,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Pilgerfahrt nach Peking

Von Thilo Thielke

Amerikaner und Chinesen liefern sich eine Schlacht um Afrikas Bodenschätze. Das Hauptinteresse gilt seinen riesigen Erdölreserven. Doch Chinas ungehemmt wachsende Industrie verlangt auch nach Kupfer, Mangan oder Tropenholz. Die Gewinner der Globalisierung sind die Diktatoren des Kontinents.
...
Und so lange das so sein wird, wird Afrika auch weiterhin von Diktaturen beherrscht werden... Rolleyes
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#28
Zitat:Strategie der EU für Afrika:


Das Flüchtlingsdrama vor den Toren der EU spiegelt die Probleme Afrikas: 40 Prozent der Afrikaner leben von weniger als einem Euro pro Tag; 18 der 20 ärmsten Länder der Welt liegen auf dem afrikanischen Kontinent.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eu-kommission.de/html/presse/presse_05_02.asp?id=306">http://www.eu-kommission.de/html/presse ... asp?id=306</a><!-- m -->
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#29
Wahlen in Sansibar

Ich wurde von einigen hier gebeten, was über die Situation in Sansibar zu schreiben. Ich habe bereits das wiedergegeben, was ich vor meiner Reise nach Ostafrika gewusst habe. Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=2849&pagenum=2&time=1128937238">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... 1128937238</a><!-- m -->
Dazwischen liegen zwei Monate. Ich hätte eigentlich über die Ereignisse vor der Wahl ebenfalls berichten können, hab dies aber unterlassen, weil ich nicht wirklich viel mitbekommen habe und die „Action“ an vergangenem Wochenende losging. Einzig Wahlkampfveranstaltungen der beiden Parteien kann ich persönlich bezeugen. So hat die CCM Ende September in Nungwi eine grosse Versammlung abgehalten, an der vor zahlreichen Anhängern der Präsident sprach. Ich war zufällig an diesem Tag grad dort, allerdings mit der Heimfahrt nach Stone Town vor Augen, also habe ich die Rede nicht mitbekommen, dafür aber den Aufmarsch. Da Nungwi eher als Oppositionsort bekannt ist, hat die CCM das kleine Fischerdorf regelrecht mit eigenen Leuten überschwemmt; per Boot und per Strasse wurden Tausende herangekarrt, aus allen Teilen Sansibars, möglicherweise auch vom Festland. Dadurch war in Nungwi gewährleistet, dass der Präsident vor eigenen Leuten sprechen konnte und es angesichts der Überzahl an CCM-Supportern (es müssen mehr gewesen sein als die Dorfbevölkerung) keine Zwischenfälle mit der Opposition gibt. Ein paar Tage später hat die Oppositionspartei CUF offenbar dasselbe gemacht. So wird hier Wahlkampf durchgeführt.
Zu einem Zwischenfall ist es ca. vor zwei Wochen in Mahonda, das zwischen Stone Town und Nungwi liegt gekommen. Eine unbewilligte Demo der CUF ist von Sicherheitskräften gewaltsam aufgelöst worden. Die Polizei gab an, nur Tränengas eingesetzt zu haben. Allerdings gab es Berichte von Spitälern, die Patienten mit Schusswunden meldeten. Die CUF behauptet, die Demo sei bewilligt gewesen, doch die lokalen Behörden, der CCM zugehörig, hätten sie dann eben doch noch verhindern wollen. Wie immer gibt es zwei Darstellungen.
Bis zum Wahlwochenende hat man eigentlich nicht mehr viel gehört, die Leute in der Stadt (bzw. allgemein) waren auch nicht besonders redselig, viele hatten einfach Angst. Angst davor, wählen zu gehen, Angst vor erneutem Blutvergiessen und Ähnlichem.
Am Wahlsonntag, also vor drei Tagen, war das sonst lebhafte Stone Town wie ausgestorben. Fast alle Läden hatten geschlossen, die Leute sind in langen Schlangen vor den Wahllokalen angestanden; es dauert bisweilen drei Stunden, bis man seine Wahlzettel in die Urne legen kann. In dieser Zeit wird man natürlich vom politischen Gegner und von den Sicherheitsleuten begutachtet, es kommt auch hie und da zu Ausschreitungen, wie mir von einem Wahlbüro in Stone Town berichtet wurde. In den Strassen sind fast nur UN-Fahrzeuge, internationale Wahlbeobachter und das Militär rumgekurvt. Am Sonntagabend haben die Leute in den Strassen der Altstadt, die fest in der Hand der Opposition ist, gefeiert. Die Meldung vom Sieg der Opposition hatte die Bürger vor allem via Mobiltelefon erreicht. An der Creek Road, welche die Alt- und Neustadt trennt, gab es gleichzeitig Demonstrationen; Oppositonelle feierten ihren Sieg, worauf die Sicherheitskräfte einschritten, mit dem Argument, der Sieg dürfe vor dem Bekanntgeben des Resultats nicht zelebriert werden (ist bei einer fairen Wahl und Auszählung eigentlich auch in Ordnung so).
Montags warteten eigentlich alle auf das Resultat, die Leute in der Stadt wirkten aber wesentlich bedrückter, da inzwischen natürlich auch die CCM behauptete, gewonnen zu haben. Weiter habe ich am Montag nichts mitbekommen, hatte meinen Kopf grad woanders.
Gestern morgen sind wir von „Explosionslärm“ geweckt worden. Es handelte sich dabei in etwa um den Krach von Tränengaspatronen, denn es wurde wieder demonstriert, Bilder dazu gibt’s heute z.B. auf BBC. Die Stadt ist abgeriegelt worden, Verkehr in die anderen Orte ist nicht mehr möglich. Selbst die Altstadt Stone Town ist vom Rest der Stadt abgeriegelt. Da die meisten Arbeitnehmer der Altstadt nicht da wohnen, lief hier heute gar nichts mehr, selbst die wenigen Geschäfte, die gestern noch geöffnet hatten, sind heute zu. Seit den 17.00-Uhr-Nachrichten berichtet BBC, dass Präsident Karume wiedergewählt worden sei, dass also die CCM gewonnen habe. Allerdings ist dass eine offizielle Verlautbarung der Regierung, welche die Opposition sehr wahrscheinlich nicht hinnehmen wird. Die Stimmung in der Stadt ist an einigen Orten niedergeschlagen, an anderen Stellen feiern sowohl Opposition als auch Regierungspartei den Sieg. Richtig Stunk ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Obwohl alle die ganze Zeit sagen, dass man keine Gewalt wie 2000/01 wolle, weil der Tourismus zu sehr darunter leiden würde. Die Opposition hat mehrfach eine Revolution nach Art der Ukraine angekündigt, falls sie erneut beschissen würde.
Dienstagabend haben wir dann ueber Radio erfahren, dass der CUF-Praesidenschaftskandidat Said Seif Hamad ca. 46% der Stimmen machte, der Praesident Karume 53%. Die Opposition behauptet natuerlich genau das Gegenteil.
Heute Morgen hat der Belagerungszustand aufgehoert. Die Internetcafes sind wieder offen, die Fernsehsender (BBC, CNN) berichten bereits nicht mehr ueber das Thema. Spricht man mit Oppositionellen, dann sind die ein wenig ratlos. Man ist sich offenbar nicht einig, wie man gegen das von der CCM proklamierte Resultat vorgehen will. Einstimmigkeit scheint nur darueber zu herrschen, dass die CCM die Wahl erneut manipuliert habe. Was zuerst bewiesen werden muss, was wiederum nicht einfach ist und garantiert noch fuer Reibereien sorgen wird.
Mehr gibt’s momentan nicht zu sagen. Sansibar befindet sich aber wahrscheinlich erneut in der Ruhe vor dem Sturm. Und ich versuche, den Kopf unten zu halten. Stay tuned! :-)

Infoseite aus Tansania: <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.ippmedia.com">www.ippmedia.com</a><!-- w --> (gilt hier als regierungsfreundlich, berichtet aber erstaunlich viel über die Opposition)
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#30
TSCHAD

Der Bürgerkrieg im Tschad, der sich bislang v.a. auf den Osten des Landes beschränkt hat (Grenze zum Darfur, wo die Rebellen ihr Rückzugsgebiet haben), weitet sich nun auf das ganze Land aus:

Zitat:Vormarsch der Rebellen in Tschad
Die Kämpfe dehnen sich vom Osten auf das Zentrum des Landes aus

In Tschad sind die Rebellen bis ins Zentrum des Landes vorgestossen. Die Armee konnte allerdings die Ortschaft Mongo zurückerobern. Paris ist besorgt über das Vordringen der Rebellen.
[...]
Schneller Vorstoss
Die Rebellen, die über Stützpunkte im Sudan verfügen und von Khartum grosszügig mit Nachschub versorgt werden, haben die Regierungstruppen in und um Adré nun aber südlich umgangen. Bei ihrem überraschenden Vorstoss, der sie zuerst über das Gebiet der Republik Zentralafrika führte, nahmen sie mehrere Ortschaften im Südosten von Tschad ein. Darauf stiessen sie bis ins Zentrum des Landes vor. Sie eroberten am Dienstag das Städtlein Mongo. Danach versuchten sie, ihren Vormarsch nach der 400 Kilometer entfernten Hauptstadt Ndjamena fortzusetzen.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/04/13/al/articleE0JTA.html">http://www.nzz.ch/2006/04/13/al/articleE0JTA.html</a><!-- m -->

Und ebenfalls aus der NZZ von heute, allerdings noch aktueller:

Zitat:Rebellenangriff auf Ndjamena
(sda/afp/dpa/irin) Die Lage sei «unter Kontrolle», sagte Déby am Donnerstag im Sender Radio France Internationale. Die FUC-Kämpfer seien vollkommen aufgerieben worden. In der Nähe des Parlaments habe es Schüsse gegeben, drei verdächtige Fahrzeuge seien zerstört worden.
Nach Armeeangaben gab es am frühen Morgen am Stadtrand Kämpfe zwischen Soldaten und den Rebellen. Eine Reporterin der französischen Nachrichtenagentur AFP berichtete von schwerem Artilleriefeuer.
[...]
Kämpfe zwischen Soldaten und Rebellen gab es nach Angaben humanitärer Organisationen auch 800 Kilometer weiter östlich in der Stadt Adré an der Grenze zum Sudan. Frankreich ist in der derzeitigen Krise die Hauptstütze des tschadischen Präsidenten.
Die 1200 französischen Soldaten im Tschad wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Weitere 150 in der gabunischen Hauptstadt Libreville stationierte französische Soldaten trafen am Mittwoch zur Verstärkung in Ndjamena ein.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/04/13/al/newzzELYUCM88-12.html">http://www.nzz.ch/2006/04/13/al/newzzELYUCM88-12.html</a><!-- m -->
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