Großbritannien
(15.07.2016, 12:06)hunter1 schrieb: Warum ist dieser Einfluss gefährlich?

Weil wir hinnehmen müssen, dass durch den demografischen Wandel in zunehmenden Maße auch strategische Entscheidungen von Personen getroffen werden, die in abnehmenden Maße von diesen Entscheidungen betroffen sind. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weniger langfristige Perspektiven als vielmehr kurzzeitige Effekte relevante Kriterien einer Wahl werden. Ich halte dies bei den Herausforderungen, denen wir uns zwangsläufig im Laufe des Jahrhunderts stellen müssen, für problematisch, weil nur ein vernünftiger Mix der Interessensgruppen, und damit auch einer Durchmischung beim Alter, eine stabile gesellschaftliche Basis bilden. 

Davon ab ist es sicherlich nicht per se schlecht, konservativer zu werden. Intoleranter zu werden erachte ich hingegen in keiner Weise als positiv. 

(15.07.2016, 12:09)Mitleser schrieb: Was ich gar nicht so verkehrt finde, die sind anfälliger für Manipulation. Da staunt man manchmal, wenn man merkt dass einige tatsächlich glauben man hätte früher keinen Urlaub machen können wegen der Grenzen.
Das ist doch reine Polemik, gerade die Brexitwahl und mit ihr die Manipulationen von beiden Seiten und für alle Altersschichten sollte dies recht deutlich gemacht haben.
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(15.07.2016, 14:03)Helios schrieb:
(15.07.2016, 12:06)hunter1 schrieb: Warum ist dieser Einfluss gefährlich?

Weil wir hinnehmen müssen, dass durch den demografischen Wandel in zunehmenden Maße auch strategische Entscheidungen von Personen getroffen werden, die in abnehmenden Maße von diesen Entscheidungen betroffen sind. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weniger langfristige Perspektiven als vielmehr kurzzeitige Effekte relevante Kriterien einer Wahl werden. Ich halte dies bei den Herausforderungen, denen wir uns zwangsläufig im Laufe des Jahrhunderts stellen müssen, für problematisch, weil nur ein vernünftiger Mix der Interessensgruppen, und damit auch einer Durchmischung beim Alter, eine stabile gesellschaftliche Basis bilden. ...

Ich erlebe es eher so, dass die jüngeren Leute sich offen halten auszuwandern wenn es ihnen nicht mehr passt. Ältere Leute sind sesshafter. Inwiefern sollten also jüngere Leute von der Entscheidung betroffener sein ?
Abgesehen davon missfällt mir die kleinkarierte Art, wie mit dem Thema umgegangen wird. Wenn das Egebnis nicht passt war es zu knapp oder es sind die falschen Leute wählen gegangen, wäre es das Wunschergebnis, würde jeder der sich jetzt beschwert von einer klaren demokratischen Entscheidung sprechen.
Was auch wieder zeigt, dass Demokratie an sich definitv an Wertschätzung verloren hat weil die Leute einfach zu verwöhnt sind. Allein die Lässigkeit mit der davon geredet wird, das Wahlrecht passend einzuschränken ist atemberaubend. Diese Haltung wird uns alle noch teuer zu stehen kommen.
Mit welchem Recht wollen so verantwortungslose Leute über andere entscheiden ?
Es geht bei Wahlen um Interessen, und die Briten auf ihrer Insel mit ihrer USA-Bindung sind in einer anderen Lage als die Deutschen. Zumal die Deutschen mit ihren schrägen Vorstellungen eines Zuchtprogramms für Europa wohl das Zünglein an der Waage waren, da sollten sie jetzt mal gepflegt schamhaft im Boden versinken statt zu stänkern.

Nur was die angebliche EU-Bürokratie angeht werden die Exiteers sich noch wundern, denn ohne einheitliche Regeln für Patente und ja, auch Gurken usw, gibt es natürlich viel mehr Papierkram Big Grin
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Helios¨ schrieb:Weil wir hinnehmen müssen, dass durch den demografischen Wandel in zunehmenden Maße auch strategische Entscheidungen von Personen getroffen werden, die in abnehmenden Maße von diesen Entscheidungen betroffen sind. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weniger langfristige Perspektiven als vielmehr kurzzeitige Effekte relevante Kriterien einer Wahl werden.
Dem kann ich nur zum Teil zustimmen. Während es wohl stimmt, dass man sich typisch für seinen eigenen "Kontext", d.h. für die Welt, in der man aufgewachsen/geprägt worden ist, verhält und entsprechend abstimmt (also als alter Mensch für eine vergangene Welt), hat die ältere Generation auch den Vorteil, länger dabei gewesen zu sein und die Entwicklungen von Anfang an miterlebt zu haben. So ist es denkbar, dass man als Rentner zu einem anderen Urteil kommt, als ein Jugendlicher, der nie etwas anderes gekannt hat (im Bezug auf die EU).

Zudem finde ich es schade, die älteren Wähler alle als egoistisch und kurzsichtig zu pauschalisieren. Die haben auch Kinder und Enkel, denen sie (vielleicht) ein besseres Leben ermöglichen wollen.

Zitat:Davon ab ist es sicherlich nicht per se schlecht, konservativer zu werden. Intoleranter zu werden erachte ich hingegen in keiner Weise als positiv.
Für mich zieht eine konservative Haltung automatisch intolerantes Verhalten nach sich. Irgendwas muss man ablehnen, um etwas bewahren/schützen zu können. "Konservativ" heisst für mich nicht "rückständig", "altmodisch" o.ä., sondern eben, dass man einen bestimmten Status Quo bewahren will.
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Knapp 40% der jungen Wähler haben sich für den Brexit entschieden. Die Mehrheit der Jungwähler ist nicht einmal zur Wahl gegangen. Sie haben sich somit dafür entschieden die Entscheidung anderen zu überlassen oder ihnen war es schlichtweg egal. Das bedeutet daß nur etwa 30% der Jungen sich klar für die EU ausgesprochen haben. Dies ist alles andere als ein klares Votum. Wenn man dann noch die einseitige Propaganda pro EU mit einbezieht fällt das Ergebnis noch katastrophaler für die EU aus.
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(15.07.2016, 19:51)hunter1 schrieb: Zudem finde ich es schade, die älteren Wähler alle als egoistisch und kurzsichtig zu pauschalisieren. Die haben auch Kinder und Enkel, denen sie (vielleicht) ein besseres Leben ermöglichen wollen.

Auf der einen Seite erwähnst du, dass man auf die älteren Mitbürger und deren Bedürfnisse eingehen muss, auf der anderen Seite unterstellst du eine pauschalisierte Bewertung als egoistisch und kurzsichtig, wenn ich darauf Hinweise, dass der Einfluss der demografischen Entwicklung auf politische Entscheidungen zu einem stärkeren Fokus auf die älteren Mitbürger und deren Bedürfnisse führt. Davon abgesehen bin ich nicht der Meinung, dass die älteren Wähler egoistisch denken, sondern dass ein ähnlicher Anteil in allen Bevölkerungsschichten eher an der persönlichen Perspektive interessiert ist, als an einer gesamtgesellschaftlichen.

Zitat:Für mich zieht eine konservative Haltung automatisch intolerantes Verhalten nach sich. Irgendwas muss man ablehnen, um etwas bewahren/schützen zu können. "Konservativ" heisst für mich nicht "rückständig", "altmodisch" o.ä., sondern eben, dass man einen bestimmten Status Quo bewahren will.

Ich will jetzt hier keine Toleranzdiskussion vom Zaun brechen, aber meiner Meinung nach kann man konservativer in seinen Ansichten werden, ohne deswegen zwangsläufig intoleranter zu werden, weil das Bewahren des Einen nicht das Erweitern um etwas Anderes ausschließen muss. Allerdings hat bei mir Intoleranz zur Zeit sowieso einen sehr starken persönlichen Bezug, den ich fälschlicherweise in deine Worte hineingelegt habe. 

(15.07.2016, 20:59)frieder75 schrieb: Knapp 40% der jungen Wähler haben sich für den Brexit entschieden. Die Mehrheit der Jungwähler ist nicht einmal zur Wahl gegangen. Sie haben sich somit dafür entschieden die Entscheidung anderen zu überlassen oder ihnen war es schlichtweg egal. Das bedeutet daß nur etwa 30% der Jungen sich klar für die EU ausgesprochen haben. Dies ist alles andere als ein klares Votum. Wenn man dann noch die einseitige Propaganda pro EU mit einbezieht fällt das Ergebnis noch katastrophaler für die EU aus.

Ach bitte, diese Polemik ist hier doch wirklich Fehl am Platze. Weder sind die statistischen Spielereien irgendwie zielführend (denn nach diesen kann man auch sagen, dass sich lediglich 37,8% explizit für einen Austritt ausgesprochen haben), noch gab es eine einseitige Propaganda pro EU (auffälliger waren auf jeden Fall die Brexit-Befürworter, gelogen wurde auf beiden Seiten).
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Helios schrieb:Auf der einen Seite erwähnst du, dass man auf die älteren Mitbürger und deren Bedürfnisse eingehen muss, auf der anderen Seite unterstellst du eine pauschalisierte Bewertung als egoistisch und kurzsichtig, wenn ich darauf Hinweise, dass der Einfluss der demografischen Entwicklung auf politische Entscheidungen zu einem stärkeren Fokus auf die älteren Mitbürger und deren Bedürfnisse führt. Davon abgesehen bin ich nicht der Meinung, dass die älteren Wähler egoistisch denken, sondern dass ein ähnlicher Anteil in allen Bevölkerungsschichten eher an der persönlichen Perspektive interessiert ist, als an einer gesamtgesellschaftlichen.
Den ersten Teil verstehe ich nicht. Ich unterstelle nicht, dass eine Pauschalisierung der älteren Generation kurzsichtig und egoistisch sei, sondern dass es falsch sei, die ältere Generation pauschal als kurzsichtig und egoistisch darzustellen.
Den zweiten Teil kann ich nachvollziehen. Ich verstehe Dein Argument jetzt.
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(18.07.2016, 09:41)hunter1 schrieb: Den ersten Teil verstehe ich nicht. Ich unterstelle nicht, dass eine Pauschalisierung der älteren Generation kurzsichtig und egoistisch sei, sondern dass es falsch sei, die ältere Generation pauschal als kurzsichtig und egoistisch darzustellen.

Es ist vielleicht etwas kompliziert von mir formuliert, aber genau darauf will ich ja hinaus. Du kannst doch nicht auf der einen Seite ausdrücken, dass man auf die älteren Mitbürger und ihre Bedürfnisse eingehen muss, auf der anderen Seite aber kritisieren, wenn ich befürchte, dass es zu einer Fokusbildung auf die älteren Mitbürger und deren Bedürfnisse kommt. Ich unterstelle nicht, dass diese Bevölkerungsgruppe egoistischer ist als andere, sehe aber auch nicht, warum sie weniger egoistisch sein sollte. Und das eine egoistische Sichtweise auf die Gesellschaft mit zunehmendem Alter zwangsläufig kurzsichtiger wird liegt in der Natur der Sache. 

Oder anders ausgedrückt: wir hatten in meinen Augen bis Ende der neunziger Jahre ein auf die Altersgruppen bezogen ein relativ ausgewogenes Meinungsbild. Das kippte mit Aufkommen der neuen Medien immer mehr Richtung Jugend, weil die deutlich stärker in diesem Bereich aktiv waren und es von da auch in traditionelle Medien überschwappte. Eine Folge davon war die sehr liberale Entwicklung der letzten Jahre bei vielen gesellschaftlichen Themen. Ältere Generationen fühlten sich weniger Verstanden, weniger Vertreten, was wiederum in einen stärkeren Konservatismus mündete. Und dies drückt sich eben in den Wahlergebnissen aus, auch, weil die Jüngeren zu großen Teil lieber im Internet quatschen oder auf der Straße demonstrieren als in den Wahllokalen für ihre Interessen einzustehen. Noch könnten sie es, durch die demografische Entwicklung wird allerdings auch das immer schwieriger.
Im Brexit hat diese Situation in meinen Augen nun auch die ersten langfristigen Konsequenzen, weil die Entscheidung eben eine für Jahrzehnte sein wird. Dabei halte ich sie gar nicht so sehr als Ausdruck gegen die EU, wie dies teilweise suggeriert wird, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil auch als Ausdruck einer gefühlten Entfremdung ganzer Personenkreise vom Leitbild unserer Gesellschaft, so wie es in den Medien transportiert wird. Glücklich kann mit der Situation auf Dauer niemand sein, nur will sie offensichtlich auch niemand ändern. Stattdessen überlässt man Populisten das Feld.
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Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man diese Situation ändern sollte, außer indem man Älteren das Wahlrecht entzieht oder ihr Stimmrecht mit jedem Jahr prozentual verringern würde. Und beide Maßnahmen wären höchst undemokratisch und verfassungsfeindlich. Im Übrigen wird davon ausgegangen, dass der Brexit ein Fehler war und die Jungen gegen ihren Mehrheitswillen drunter leiden müssen. Was aber wenn der Brexit sich nicht als Fehler entpuppt, sondern genau das Richtige wahr und UK nun den möglichen Untergang der EU nicht mitfinanzieren und daran teilnehmen muß? Dann nämlich hätte die Mehrheit der konservativen und erfahreneren Alten die Jugend vor einem bösen Fehler bewahrt.
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(18.07.2016, 23:41)frieder75 schrieb: ...Was aber wenn der Brexit sich nicht als Fehler entpuppt, sondern genau das Richtige wahr und UK nun den möglichen Untergang der EU nicht mitfinanzieren und daran teilnehmen muß? Dann nämlich hätte die Mehrheit der konservativen und erfahreneren Alten die Jugend vor einem bösen Fehler bewahrt.

Dann würde das trotzdem so nicht in der Zeitung stehen.
Es sind verrückte Zeiten, und wo Kritik schon verteufelt wird darf man erst recht keine Selbstkritik oder Einsicht erwarten. Irgendwie hat man es geschafft, den jungen Leuten einzureden dass die EU genau so wie sie jetzt ist den alternativlosen Urzustand darstellt. Vielleicht bedient die EU bei den Jüngeren das Bedürfnis nach Entmündigung durch eine starke Zentralmacht oder so was. Die Wahlbeteiligung nach Altersgruppen lässt es vermuten.  Außerdem: Die jungen Leute sind auf ihre Art genauso ängstlich, naiv und widerspenstig wie ihre Eltern waren, als sie damals gegen die EU gestimmt haben (wo sie es durften). So sind Menschen nun mal.
Antiseparatismus an sich ist natürlich auch nichts neues, da wird von der Obrigkeit immer mit harten Bandagen gekämpft. Aber woher sollen die jungen Leut so was wissen.
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(18.07.2016, 23:41)frieder75 schrieb: Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man diese Situation ändern sollte, außer indem man Älteren das Wahlrecht entzieht oder ihr Stimmrecht mit jedem Jahr prozentual verringern würde. Und beide Maßnahmen wären höchst undemokratisch und verfassungsfeindlich.

Auch wenn ich nicht glaube, dass ein festes Maximalalter für das Wahlrecht wirklich verfassungsfeindlicher oder undemokratischer als ein festes Mindestalter wäre, so ist das sicherlich kein Weg, den man beschreiten sollte. In meinen Augen kann man die Situation nur ändern, wenn man wieder zu einem medialen Konsens findet. Meinungsfreiheit kann nur dann ausgeübt werden, wenn Meinungsvielfalt eine gesellschaftliche Basis hat, sich also auch in allen Massenmedien nicht nur niederschlägt, sondern von diesen auch gestützt wird. Allerdings bezweifel ich, dass die Menschen vernünftig genug dazu sind, genau deswegen empfinde ich die Entwicklungen auch als gefährlich, sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung. Sogar gefährlicher wie der immer wieder betonte Unterschied zwischen Arm und Reich.

Zitat:Im Übrigen wird davon ausgegangen, dass der Brexit ein Fehler war und die Jungen gegen ihren Mehrheitswillen drunter leiden müssen. Was aber wenn der Brexit sich nicht als Fehler entpuppt, sondern genau das Richtige wahr und UK nun den möglichen Untergang der EU nicht mitfinanzieren und daran teilnehmen muß? Dann nämlich hätte die Mehrheit der konservativen und erfahreneren Alten die Jugend vor einem bösen Fehler bewahrt.

Ja, und? Es kommt im Leben mehr als einmal vor, dass man falsch liegt mit seiner Einschätzung, und dass sich dementsprechend eine Meinung auch nachträglich als törricht herausstellt. Deswegen sollte man aber nicht aufhören, eine Situation zu beurteilen und eine Meinung zu haben. 


(19.07.2016, 00:07)Mitleser schrieb: Aber woher sollen die jungen Leut so was wissen.

... wenn die älteren es ihnen nicht beibringen.  Wink 
Bildung genießt, von den älteren Generationen gesteuert, heutzutage ein Großteil der Bevölkerung Europas. Die Erziehung derjenigen, die heute in vielen Bereichen die Meinung vorgeben, wurde von jenen geleistet, die diese Meinungen heute kritisieren oder sich dadurch diskriminiert fühlen. Das ist ja die Krux am Generationenkonflikt, die Schuld lässt sich beliebig hin und her schieben, alleine eine Lösung wird daraus nicht erwachsen. Die kann es nur geben, wenn das Wohl der Gemeinschaft nicht nur in der Darstellung nach Außen, sondern auch über den persönlichen Egoismus im Inneren siegt. Und ich wiederhole mich wenn ich befürchte, dass dies in weiten Teilen nicht passieren wird.
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Nachdem die Deutschen im Rahmen ihrer Rachephantasien so taten, als wollten sie die Briten jetzt schmerzhaft schnell aus der EU kicken, betteln sie nun im Hintergrund um genug Zeit, um die nächsten Wahlen zu überstehen.
Das würden sich die Briten freilich vergolden lassen.
http://www.express.co.uk/news/world/7007...-elections

Sind evtl auch nur Latrinenparolen, aber die deutsche Hysterie um den Brexit sprach ja schon Bände.
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(17.08.2016, 11:53)Mitleser schrieb: Sind evtl auch nur Latrinenparolen, aber die deutsche Hysterie um den Brexit sprach ja schon Bände.

Die deutsche Hysterie war eine Mediensache, die für ein paar Tage das Sommerloch ausgefüllt hat. Nach zwei Wochen war das Thema Brexit dann wieder weitgehend irrelevant. Und Boulevardmedien sind hier wie da keine gute Informationsquelle für eine seriöse Diskussion. Wink
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Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Großbritannien haben die Tories von Premierministerin May einen Dämpfer erlitten. Im Kontext des Brexit kamen manche Hardliner-Töne vermutlich bei den Wählern, denen langsam die möglichen negativen Folgen des Brexit bewusst werden, nicht gerade gut an. Allerdings dürften lt. Beobachtern auch interne politische und wirtschaftliche Probleme (Altersarmut, Bildungsfragen, Infrastruktur) die Wahlniederlage begünstigt haben.
Zitat:Wahl in Großbritannien

Die Tür zurück zur EU steht einen Spaltbreit offen [...]

Auf den zwei Bildschirmen bei der Wahlparty der Pro-Europäer von „Best for Britain“ und „InFact“ blitzt es immer öfter rot auf. Mehr und mehr Sitze gehen überraschend an Labour. Für die Gäste hier im West End klar ein Votum gegen Theresa Mays Plan vom harten Ausstieg. [...] Die britische Parlamentswahl am Donnerstag hat der Premierministerin nicht das von ihr erhoffte „starke Mandat“ gegeben, im Gegenteil. Aber das heißt noch lange nicht, dass der Brexit nun ganz anders ausgeht. [...]

Gerade eine angeschlagene Premierministerin „könnte jetzt noch mehr auf die Konfrontation mit Brüssel setzen“, warnt Simon Tilford vom Centre for European Reform. Denn in ihrer Tory-Partei sind die brennenden Euroskeptiker gegenüber den Moderaten noch immer in der Überzahl. Angesichts der knappen Mehrheit, die May sich gerade zusammenklaubt, klingt Tilfords Warnung nicht weit hergeholt. [...]

Momentan gibt es nur eine Folgerung, auf die sich die Experten einigen können: dass dem Königreich eine lange Zeit wirtschaftlicher wie politischer Instabilität bevorsteht. Zumal die Brexit-Verhandlungen, die am 19. Juni beginnen sollen, nur eine der riesigen Herausforderungen sind, vor denen die Regierung steht. Schon vor der Wahl haben die Briten die steigende Inflation zu spüren bekommen, jüngste Zahlen zum Wirtschaftswachstum sind dürftig. Es knirscht an allen Ecken und Enden: bei der Gesundheitsversorgung, der Altersabsicherung, im Wohnungsmarkt, im Bildungssystem. [...]

Doch immerhin: „Die Regierung wird in den Brexit-Gesprächen nun weit demütiger auftreten“, glaubt Adam Thomson, Direktor des European Leadership Network. Bis dato hat May den Europäern beispielsweise unverhohlen gedroht, die Kooperation im Sicherheitsbereich aufzukündigen, sollte es keinen guten Deal geben. „Jetzt wird London vermutlich viel mehr betonen, was es in Europa alles beitragen kann.“
https://www.welt.de/politik/ausland/arti...offen.html

Ferner: Die Gespräche zwischen Tories (die eine Minderheitsregierung planen) und der DUP (die diese Regierung "dulden" soll) sind bislang nicht so ganz erfolgreich gewesen, wie den ersten Meldungen zufolge man hätte annehmen können. Und auch hier überschattet der Brexit anscheinend die Verhandlungen. Es wird sogar darüber spekuliert, dass May, die mit der vorgezogenen Wahl ein starkes Mandat angestrebt hatte, zurücktritt...
Zitat:Großbritannien: Mays Regierung wackelt wieder

Tories und rechte nordirische DUP haben sich, anders als gemeldet, noch nicht geeinigt. Premierministerin May strebt eine von der DUP tolerierte Minderheitsregierung an.

Die Verhandlungen zwischen den britischen Konservativen und der nordirischen Partei DUP über eine Zusammenarbeit im Parlament dauern entgegen früherer Meldungen an. "Die bisherigen Gespräche waren positiv", teilte DUP am Sonntag mit; die Diskussionen würden nächste Woche fortgesetzt. Mays Büro hatte zuvor gemeldet, es gebe im Grundsatz eine Verständigung. Eine offizielle Koalition sei nicht geplant, aber die DUP habe zugesagt, bei wichtigen Abstimmungen im Parlament für die konservative Regierung zu stimmen. [...]

Ein Streitpunkt in den Gesprächen dürfte die Grenze zwischen Irland und Nordirland nach dem EU-Austritt der Briten sein. Die Brexit-Verhandlungen sollen am 19. Juni starten. Die DUP will keine geschlossene EU-Außengrenze zu Irland, für Theresa May ist die Kontrolle über die Grenzen aber einer der wichtigsten Punkte in den Verhandlungen. [...] May hat in der vorgezogenen Parlamentswahl am Donnerstag ihre Regierungsmehrheit verloren und strebt nun eine Minderheitsregierung an. [...] Beobachter halten es für möglich, dass die Premierministerin zurücktritt, sobald sie eine Minderheitsregierung gebildet hat.

Mays Ansehen hat auch in den eigenen Reihen schwer gelitten.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-...handlungen

Schneemann.
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Die Geschichte um die Vergiftung des ehemaligen, mittlerweile in England lebenden GRU-Agenten Sergej Skripal und seiner Tochter vor knapp zwei Wochen in Salisbury, beide leben noch, sind aber aktuell in einem kritischen Zustand, mit einem bislang unbekannten Nervengift (manche Quelle spricht von Nowitschok, einem in vielen Derivaten existierenden Nervengift aus spätsowjetischen Zeiten), zieht diplomatisch allmählich immer weitere Kreise. Laut britischen Quellen weist die Art des Anschlags, man denke auch an den Fälle Litwinenko und Gluschkow, eindeutig nach Russland bzw. in Richtung russischer Geheimdienstkreise. Nachdem Großbritannien daraufhin am 14. März rund zwei Dutzend russische Diplomaten vor die Türe gesetzt hatte, hat sich Russland nun revanchiert und seinerseits 23 britische Diplomaten ausgewiesen, zudem wurden Kultureinrichtungen mit Sanktionen belegt.
Zitat:Nach Anschlag auf Skripal

Russland weist britische Diplomaten aus

Das russische Außenministerium weist im Streit um den Giftanschlag auf den Ex-Spion Skripal 23 britische Diplomaten aus dem Land. Damit reagiert es wie angekündigt auf die britischen Sanktionen nach dem Attentat.

Im Streit mit Großbritannien über den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal im englischen Salisbury verweist Russland 23 britische Diplomaten des Landes. Die Betroffenen hätten eine Woche Zeit das Land zu verlassen, teilte das Außenministerium mit. [...] Das britische Außenministerium bestätigte die Ausweisung seiner Diplomaten und kündigte an, in der kommenden Woche im nationalen Sicherheitsrat über weitere Schritte in dem Streit zu beraten. Zunächst wolle man aber erst einmal den betroffenen Mitarbeitern in Russland bei der Rückkehr nach Großbritannien helfen. [...]

Nach dem Attentat hatte Moskau ein britisches Ultimatum zur Aufklärung des Attentats verstreichen lassen. Die Regierung in London verwies daraufhin 23 der Spionage beschuldigte russische Diplomaten des Landes. Russland hat jegliche Verwicklung in die Affäre zurückgewiesen. Deutschland, Frankreich und die USA stellten sich hinter Großbritannien. Italien und Australien sicherten London ebenfalls Rückendeckung zu. Auch die NATO hat nach eigenen Angaben keine Zweifel daran, dass Russland für den Anschlag verantwortlich ist.
https://www.tagesschau.de/ausland/skripa...n-101.html

Schneemann.
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https://www.cicero.de/aussenpolitik/nord...ill-brexit

Zitat:Machtwechsel erschüttert das Vereinigte Königreich
Nach den Wahlen in Nordirland stellt zum ersten Mal die nationalistische Partei Sinn Fein die Regierungschefin. First Minister Michelle O’Neill kündigt als Erstes ein Referendum über die Wiedervereinigung Nordirlands mit den Rest der Insel an. Doch ihre Partei kann nicht allein regieren. Und der Brexit sorgt für zusätzliche Spannungen.
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