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Türkische Grenadiere und Pioniere:
Die Türken hatten eine Grenadiertruppe, diese hieß: Humbaracilar, der Aufgabenbereich dieser Truppe wechselte aber, daher hatte ich geschrieben Grenadier und Minenleger. Prinzipiell waren die anfangs für Minen und Sprengungen zuständig, z.B. für das Sprengen von Brücken usw, weil ihre Aufgabe ohnhin so gefährlich war, und weil dabei Granaten nützlich waren (Belagerung/Orts-und Häuserkampf, Kampf in den Minen) wurde diese Truppe dann mit Granaten ausgerüstet und daher dann in der Folge zu einer Art Grenadiertruppe.
Später dann wurde diese Truppe dann auch noch um eine Mörserabteilung erweitert, so dass sie ihr eigenes Artillerie Segment hatte, sie benutzten schwere Mörser, die hießen havayi, und verschossen damit als erste Sprengbomben, die man nach den alten Bomben die sie anfangs hatten dann Humbara nannte, daher der Name Humbaracacilar.
Aus der gleichen Ableitung wurden die Granaten dieser Truppe als Humbarasi bezeichnet, sie waren aus Bronze oder häufiger aus Glas gefertigt.
Formalt gehörten die Humbaracilar zur Artillerie (Topey/Topcu) die wie die Yeniceri ein eigenes Korps bildete (Korps=Okca) das Topcu Okca.
Dazu gehörten zwei weitere Spezialtruppen: die Top arabacilari, die für den Transport der Kanonen zuständig waren. Da damit auch Pionieraufgaben wie Wege bauen, Brücken reparieren usw dazu gehörten, entwickelte sich daraus eine Art Pioniertruppe. Wohlgemerkt gab es den Begriff Pionier (von spanisch Peon=Knecht) zu dieser Zeit noch gar nicht, in Europa hießen die noch Sappeure.
Als die Humbaracilar immer mehr zu einer Art Sturmpioniere wurden (Sturmpioniere ist glaube ich die beste Entsprechung) und da man Bedarf an mehr Pionieren hatte wurde dann noch die Abteilung der Lagimcilar geschaffen, eine reine Pioniertruppe, die dann auch das Minenlegen mit den Humbaracilar zusammen übernahm oder auch die Grabarbeiten allein ausführte, sowie für Feldbefestigungen, Gräben usw zuständig war.
Formal gehörten auch diese beiden Truppen eben zur Artillerie und nicht zu Infanterie.
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Akindschis:
Am Anfang des Osmanischen Reiches - noch vor der Heeresreform von Kara Chalil Tschendarli – nannte man die gesamte Reiteri Müsellem. Die Armee teilte sich in Müsellem, die Yaya, das war die türkische Infanterie und Mourtatoi, das waren Söldner und Bogenschützen byzantinisch/griechischer Herkunft.
Diese ersten Truppen waren aber schwer zu kontrollieren, zu unabhängig und zu wenig loyal.
Die Müsellem Reiterei setzte sich aus schwerer und leichter Reiterei zusammen und ein Teil von ihr setzte sich aus den sogenannten Ghazis zusammen, dass waren Türken und Turkmenen, aber auch andere, die aus Glaubensgründen, als Glaubenskämpfer freiwillig und ohne Lohn in den Krieg zogen, Grenzkämpfer, die den Krieg des Islam gegen die Christenheit aufrechterhielten, auch in Friedenszeiten führten diese Truppen auf eigene Faust den Krieg als Gueriall und Räuberei fortwährend weiter und sie versorgten sich selbst aus Feindesland. Die Einheiten, die sich aus Turkmenischen Ghazis und anderen, nicht Türkischer Herkunft aufstellten, nannte man dann auch im allgemeinen Sprachgebracht Akindschis, dass heißt Renner aber auch Marodeur. Der Name wurde nur für Einheiten benutzt, die sich vor allem aus Turkmenen zusammen setzten, da diese offenbar eine besonders schnelle Reiterei waren und über herausragend schnelle Pferde verfügten. Als Begriff für Marodeur kam das Wort erst mit der Zeit auf, aus der Tätigkeit dieser Truppen, anfangs hieß es nur Renner.
Mit der Heeresreform wurden die ganzen alten Einheiten der Kavallerie, der Müsellem aufgelöst, in Sekundär Rollen abgedrängt und auf Dauer dann auf Rein Nichtmilitärische Aufgaben beschränkt. Anfangs stellten sie noch Teile der Provinz und Regionalkavallerie, der sogenannten Serratkuli, aber auf Dauer fielen sie alle weg und wurden Nichtmilitärische Verbände oder verschwanden ganz von der Bildfläche, mit Ausnahme der Turkmenischen leichten Reiterei und der Kriegsfreiwilligen in dieser Truppe, den Akindschis.
Der Name Akindschi wurde dieser Einheit nun offiziell verliehen und der alte Name Ghazi fiel weg. In diese Truppe wurden auch die Reiter der kleinen Emirate in der Osttürkei und an der Grenze zu Syrien aufgenommen, und auch weiter Glaubenskämpfer aus anderen Völkern. Damit wollte man den Turkmenischen Anteil in dieser Truppe senken, damit die Turkmenen nicht alleine eine solche Truppe bildeten. Um die Loyalität noch weiter zu sichern, wurde das Kommando der dem Sultan lange sehr loyalen Adelsfamilie Michaloglu übergeben, sie waren die Nachfahren von Michaloglu Ali Beg, einem der besten Heerführer Mehmets des II:
Bei den Nachbarn der Osmanen wurde diese Truppe, die nur vom Krieg und der von ihr selbst erzielten Beute finanziert wurde alsbald sehr berüchtigt und bestimmte hier in Europa das Bild des Türken als schnellem Reiter und sengend und mordend durch das Land tobendem Mob. Im Österreichischen Raum wurden sie Renner und Brenner genannt, ohne dass die Österreicher um die Bedeutung des Namens Akinschi (Renner/Marodeur) wussten.
Die Akindschis kämpften in Friedenszeiten, in denen sie offiziell nicht im Dienst des Sultans standen ebenfalls gegen den Feind, so wie die Engländer zum Beispiel zeitgleich Piraten beschäftigten, plünderten sie im feindlichen Terrain und der Sultan wälzte dann die Verantwortung auf die Freischaren ab.
Innerhalb der Akindschis bildete sich dann die Delhi Reiterei, die Tollköpfe, die sich mit Drogen vor dem Kampf berauschten und Raubtierfelle trugen. Diese Truppen waren so kampfstark und zuverlässig, dass man sie aus den Akindschis auf Dauer herauslöste und als Gardetruppe gesondert aufstellte. Alle Akindschis trugen von Anfang an Flügel auf dem Rücken, am Helm oder an der Seite oder am Pferd, aus Raubvogelfedern, dieser Brauch ging auch auf die Lanzenreiter der Kapikuli Kavallerie über, die sich selber Oughlan nannten. Und von diesen ging so wohl die Kampfweise, als auch die Lanze, als auch der Name und auch die Flügel auf einen Teil der Polnischen Reiterei über, die berühmten Ulanen. Und von den Polnischen Ulanen ging dann der Kampf mit der Lanze zu Pferd wieder in die Europäischen Heere über, davor war die Lanze außer Gebrauch gekommen.
Als die Familie Michaloglu in Ungnade fiel, ging das Kommando über die Akindschi Reiterei auf die verschiedenen Grenzkommandeure, die Uc Beys über, die Truppe wurde aufgeteilt. Damit wurden die Akindschis ein Gegengewicht zu den Sipahis, die von der Türkischen Nobilität direkt kontrolliert wurden. Auf Dauer erhielten einige der Akindschis auch Land oder eine begrenzte Bezahlung von ihrem Bey aber die meisten lebten bis zum Ende dieser Truppe von Raub und Plünderei. Im ersten Drittel des 16 Jahrhundert schlossen sich dieser Truppe dann auch Christliche Serben an, während der ursprünglich turkmenisch/islamistische Charakter der Truppe immer mehr verfiel und ihre Kampfkraft ebenso abnahm. Am Ende des 16 Jahrhundert war der Kampfwert der Truppe verfallen, und sie plünderte mehr in osmanischem Gebiet den in Feindesland, daraufhin verschleißte unterwarf der Sultan die Truppe dem Kommando der regulären Armee und verschleißte sie in Feldzügen auf dem Balkan und vor allem in den Karpaten, und füllte die Verluste nicht mehr auf, so dass die Reste dieser Truppe um 1595 untergingen. Übrig blieb die Delhi Reiterei, die noch bis Ende des 17 Jahrhundert als besondere Garde weiterfungierte, dann wurden in sie nur noch Türken aufgenommen und ihr besonderer Charakter verfiel.
Die Akindschis waren mit türkischen Kompositbögen, Klisch (türkischen Krummsäbeln), dem Palas (türkisches langes gerades Schwert, aus dem sich der Pallasch ableitet), leichten Rundschilden, und seltener kürzeren Lanzen vom 2,5-3m Länge bewaffnet. In der Spätzeit kamen dann auch Reiterpistolen und Karabiner in der Truppe auf, sie führte aber im Vergleich sehr lang den Kompositbogen als Hauptwaffe.
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Die nächste Einheit der Osmanischen Heere,
Die Kapikuli Kavallerie:
Durch die Heeresreform, die die alte Müsellem Reiterei der frühen Osmanen ablöste, entstand eine Zweiteilung der Armee in die Zentral- oder Hauptarmee die in der Nähe und um die Hauptstadt herum direkt der Zentraladministration unterstellt war und die Provinzarmeen, die über das Reich verteilt aus örtlichen Kräften gebildet wurden.
Die Truppen der Zentralstreitmacht nannte man Kapikuli, das kommt von Kapi = Tor/Pforte. Da der Oberbefehl über diese Armeen der Hohen Pforte unterlag, wie der Hof der Osmanen genannt wurde. Die Provinzarmeen nannte man dagegen Serratkuli, anfangs waren die Reste der alten osmanischen Armee auf diese Truppe aufgeteilt worden.
Zu den Kapikuli gehörte das Yeniceri Okca, das Topu Okca und die Kapikuli Kavallerie sowie einige andere Spezialtruppen. Die Kapikuli Armee war also nicht so groß und wurde aus lauter Eliteeinheiten wie den Yeniceri gebildet. Die Yeniceri selbst verfügten auch über einige Ortas, die als Kavallerie kämpften, dazu kamen berittene Sonderverbände wie die Delhis, aber all diese Reiter zählten nicht zur Kapikuli Kavallerie, obwohl sie Teil der Kapikuli waren.
Die Kapikuli Reiterei rekrutierte sich wie das Yeniceri Okca aus Knaben, die man mit der Devsirme rekrutierte. Häufig wird diese Reiterei den normalen Sipahis gleichgesetzt, also den Reitern, die für ihre Ausrüstung und Lebenserhaltung vom Sultan ein Stück Land erhielten, dass nannte man das Timar System. Obwohl es in der Kapikuli auch Sipahi Verbände als Sondereinheiten zusätzlich gab, waren diese eben nicht die Kapikuli Reiterei.
Die in der Devsirme eingezogenen Knaben wurden nach ihrer Ankunft bei der Hauptstadt noch einmal aufs gründlichste Gemustert und weiter aufgeteilt. Der Großteil ging an das Yeniceri Okca, das heißt, die Knaben wurden nach Anatolien verbracht und lebten dort in sehr karger Weise bis sie türkisch gelernt hatten und Muslime geworden waren unter der Aufsicht von Derwischen und ausgesuchten besonders gläubigen Bauern. Dann kamen sie in die zwei Ausbildungsstätten der Yeniceri und wurden Acemi Oghlan.
Die besonders gutaussehenden und dazu körperlich hervorragenden Knaben aber wurden für die Kapikuli Reiterei rekrutiert. Sie hatten aber dann nicht mehr den Status von Sklaven wie die Yeniceri und wurden besser behandelt. Diese Knaben kamen dann in der Hauptstadt selbst auf die Palastschule. Dort erhielten sie eine umfangreiche Ausbildung, die auch Taktik, Geschichte, Mathematik usw umfasste, den die Kapikuli Reiterei diente auch als Reservoir für Offiziere des Osmanischen Heeres. Sie galt als die absolute Elitetruppe der Osmanen und hatte einen höheren Rang als die Yeniceri. Mehmet der II stellte diese Reiterei unter das Kommando eines Aga, der seine Laufbahn innerhalb dieser Truppe gemacht hatte, wie bei den Yeniceri war also auch hier einer der wichtigsten Militärs des Reiches anfänglich ein Sklave christlicher Herkunft. Wie das Yeniceri Okca diente die Kapikuli als Gegengewicht gegen die Masse der Sipahis der Anatolischen und der Rumelischen Reiterei und sollte so auch dem Sultan eine gewisse Grundmacht gegen den Adel sichern.
Daher wurde diese Reiterei trotz ihres Charakters nie ganz zu einer Offizierschule, sondern blieb bis zu ihrem Ende eine aktive Kampfeinheit. So wie die Yeniceri wurde auch diese Truppe fortwährend größer und zählte am Beginn der Herrschafts Süleymans des I schon
10 000 Soldaten. Diese Kavallerie behielt trotz des Elite Status der Yeniceri immer das höhere Prestige und Ansehen innerhalb des Osmanischen Militärs.
Eingeteilt war diese Truppe in 6 Einheiten, mit dem Anwachsen der Truppe wurden auch diese Einheiten dann größer. Die Reiter innerhalb dieser Einheiten nannte man Süvarileri oder auch seltener Bölük Halki. Im Kampfeinsatz teilte sich diese Truppe in zwei Formationen auf, die in der Theorie die linke und die rechte Flanke der Yeniceri stellten. Egal wo sie dann in der Realität kämpften, hießen diese beiden Einheiten dann Linker Flügel und Rechter Flügel.
Im Laufe der Zeit wurden auch besonders verdiente Sipahis in die Truppe aufgenommen und Mitgliedern dieser Truppe selber Timare verliehen, so dass die Grenze zwischen ihr und den Sipahis dadurch verwischt wurde. In der Palastschule und als Rekruten dieser Truppe nannte man die Reiter auch Oghlan, was Knappe/Page heißt. Dieser Begriff und ihre Kampfweise mit Lanzen sowie die Flügel die sie häufig auch führten, inspirierten dann in Polen die Reiterei zur Aufstellung der Ulanen. Selbst das Wort Ulan leitet sich von Oghlan ab.
Innerhalb dieser Truppe gab es noch eine besondere Einheit, die als Leibwächter für den Sultan in der Schlacht dienten, die Silahtar (=Waffenträger), diese Truppe wurde aber nach einiger Zeit umgegliedert und hieß dann Sipahi Oghlan. Jeder der 6 Einheiten der Kapikuli Kavallerie wurde von einem sogenannten Kethüda Yeri kommandiert.
Im Laufe der Zeit verschwamm also wie schon erwähnt die Grenze zwischen den Sipahis und der Kapikuli Reiterei, dazu wurden Angehörige anderer Waffengattungen oder besonders kriegerischer Stämme für ihre Verdienste um den Sultan in diese Truppe aufgenommen. Darunter auch Yeniceri und einige Kurden. Dadurch, und durch den Verfall der Devsirme, ging es mit dieser Reiterei genau auf dem gleichen Weg wie mit den Yeniceri bergab, immer weniger echte Christenkinder kamen in die Truppe, dafür immer mehr Türken, trotzdem blieb ein Teil der Kampfkraft bestehen, die Einheit wandelte sich nur von einer Elite und Gardereiterei in eine reguläre und ganz normale türkische Kavallerieeinheit.
Die Angehörigen dieser Truppe wurden in ihrer Blütezeit mit den besten verfügbaren Rüstungen und Waffen ausgestattet, häufig hatten sie auch Pferdepanzerungen aus Metall. Sie wurden in allen Arten des Kavallerie Kampfes ausgebildet und eingesetzt, also sowohl als schwere Reiterei wie auch als leichte. Eine Besonderheit in der Truppe war der lange Gebrauch des Dscherid, eines kurzen Wurfspeers, den man am hinteren Ende greift und dann wie ein Wurfmesser schleudert. Dieser blieb in dieser Truppe noch länger als anderswo bei den Türken in Gebraucht. Eine weitere sehr eigene Waffe ist der Megg, ein langer, gradklingiger und vierkantiger Reiterdegen, der sehr massiv gebaut zum Durchstechen von Rüstungen gedacht war, und Überlänge besaßt. Auch der Busdogan, der Metallstreitkolben und der türkische Krummsäbel (Klisch) fanden in dieser Truppe bevorzugt Verwendung, dazu natürlich der unvermeidbare türkische Kompositbogen; die Hauptwaffe aber blieb die 3 bis maximal 3,5 m lange Lanze.
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Die Janitscharen
Die Yeniceri gehörten dem Militärsystem der sogenannten Militär/Staatssklaven an, einem System dass auch die Mamelucken in Ägypten, die Sklavensoldaten der Moguln in Indien und vor ihnen die Truppen diverser islamischer Staaten hatten, die sich aus türkischen Sklaven rekrutierten.
Seinen Ursprung hat das System darin, dass die frühen islamischen Herrscher sich auf kriegerische und unabhängige Stämme und deren Adelige stützen mußten, um ein Gegengewicht zu ihren zu unabhängigen Armee und Untergebenen zu schaffen, schufen sie so nur ihnen ergebene, da ihnen gehörende Truppen.
Offiziell wurde das mit dem Verbot, das Muslime gegeneinander kämpfen dürfen begründet, in Wahrheit aber lag es darin, dass sich die Kalifen und Herscher eine eigene Hausmacht schaffen wollten, um ein Machtmittel gegen den Provinzadel und die Stämme zu haben. Die ersten die ganze Heere so rekrutierten, waren die Ghaznaviden, abgesehen von den Mamelucken, die es in kleinerer Zahl auch in den Berbereskenstaaten und im Irak gab, gab es auch die Ghulams oder die Askaris, alle drei Typen rekrutierten sich anfangs vor allem aus türkischen Sklaven aus den Steppen Zentralasiens. Mit dem Aufstieg des Seldschukenreiches setzte eine gewisse Pause ein, bis dann die Mamelucken in Ägypten die Macht an sich rissen und zum ersten Mal einen Staat schufen, der im Endeffekt von Sklaven beherrscht wurde. Diese Militärsklaven der Mamelucken rekrutierten sich nun vor allem aus dem Kaukasus, aus den Tschetschenen, Awaren und Tscherkessen. Dabei gingen die Mamelucken einen völlig neuen Weg und rekrutierten nur Kinder, die sie dann von Kindesbeinen an nur für den Krieg trainierten und auf nichts anderes hin ausbildeten.
Als die Osmanischen Herrscher in der Anfangszeit an Macht gewannen und begonnen sich auszubreiten, standen die Sultane vor dem gleichen Problem, die Ghazis unter ihrem Kommando waren genauso unzuverlässig wie die Truppen aus den türkischen und turkmenischen Stämmen. Daher stellten auch sie eine Sklaventruppe auf, die sich aber nicht bewährte. Nach dem Vorbild der Mamelucken begannen sie daher nun ebenfalls Kinder zu rekrutieren. Da sie aber die Zeichen der Zeit erkannten, bildeten sie aus diesen keine Reiterei sondern eine Infanterie die als erste der Welt primär auf Schwarzpulver Waffen setzte.
Gegründet wurde das Janitscharen Korps im 14 Jahrhundert, von dem Wesir Kara Chalil Tschenderli, seine endgültige Form und Besonderheit erhielt es aber durch den Derwisch Hadschi Bektasch um 1389.
Diese Infanterietruppe wurde dann Yeniceri genannt, was einfach Neue Truppen bedeutet. Mit der Ausbildung und Indoktrination der Kinder wurden verschiedene Derwischorden beauftragt, die militärische Ausbildung übernahmen Türken und loyale Sklaven, häufig aus dem Jagdgefolge des Sultans. Sie wurden nur nach Loyalität und gleichzeitiger Befähigung ausgesucht und stellten dann als erste Offiziere der Truppe Einheiten auf und führten sie an. Die ursprüngliche Herkunft oder Tätigkeit der Begründer einer solchen Einheit konnte man auch noch viel später am Namen der jeweiligen Yeniceri Einheit ablesen, spätere Namen geben die Waffengattung an oder Besonderheiten aus der Einheitsgeschichte, zwei Beispiel:
Das 28 Bataillon der Cemmat Division der Janitscharen hieß Okcus, dass heißt Bogenschützen und war lange zeit eine mit Bogen bewaffnete Einheit. Später führten die Truppen dieses Verbandes Bögen und Musketen.
Das 64 Bataillon der Cemmat Divison der Janitscharen trug den Namen Zagarcis, dass heißt Wolfshundeführer. Das heißt, die ersten Offiziere entstammten dem Jagdgefolge des Sultans. Es war eines von zwei Kavalleriebataillonen der Yeniceri, die mit Lanzen bewaffnet waren.
Anbei vielleicht ganz interessant, da unbekannt, die Gliederung des Janitscharen Korps:
Die Janitscharen bildeten ein eigenes Armeekorps, vergleichbar dem Marine Korps der USA heute und waren Teil der sogenannten Kapikuli Truppen, dass heißt der Zentral/Hauptarmee.
Die Infanterie der Kapikuli - Askerleri (Zentral – Streitmacht) nannte man Kapikuli Piyadesi, zu ihr gehörten auch die Yeniceri.
Der Begriff für Korps war Ocak, dass heißt die Gesamtheit der Yeniceri bildete das Yeniceri Ocak, also das Janitscharen Korps.
Das Yeniceri Ocak bestand aus drei Divisionen, der Cemmat Division, der Bölük Division und der Segmen Division. Diese drei Teile unterschieden sich aber in der numerischen Stärke beträchtlich, so war die Cemmat sehr groß, die Segmen aber vergleichsweise klein für eine Division.
Zu den drei Divisionen kamen, von ihnen getrennt noch die Ausbildungseinheiten, die man Acemi Oghlan nannte. Es gab insgesamt 34 Acemi Oghlan Einheiten, die getrennt vom restlichen Korps in zwei Trainingszentren stationiert waren. Oghlan bedeutet Knappe aber auch Reiter und von dem Wort Oghlan leitet sich der Polnische Name Ulan ab. (wird gleich ausgesprochen) Auch die Flügel der Ulanen und Federbanner sind von den Osmanischen Reitern der Akindschis und Delhis übernommen.
Dann gab es noch dazu die Cebeci, die für die Ausrüstung verantwortlichen, die Saka, das heißt Wasserträger, und die Topcu, das war die Artillerie. Zu ihr gehörten die eigenen Spezialtruppen der Toparabaci, die für den Transport der Artillerie zuständig waren, im Endeffekt eine Art Pioniereinheit, und die Humbaraci, die primär mit Sprengladungen und Granaten kämpften, im Endeffekt eine Art Grenadiere.
Die drei Divisionen des Korps bildeten sich dann aus einzelnen Bataillonen, die man Ortas nannte. Innerhalb der Cemmat Division gab es dazu die Solak Ortas, das waren besondere Garde Truppen, die als Bogenschützeneinheiten für die persönliche Leibwache von Feldherrn und für Spezialeinsätze genutzt wurden. In diese Einheiten kamen auch oft die Söhne von wichtigen Vasallen wenn man sie als Geiseln nahm. Bei der Segmen Division war die Besonderheit, dass ihre Einheiten ausschließlich mit Musketen bewaffnet waren und diese Einheiten signifikant kleiner waren, als die der anderen beiden Divisionen, auch wenn die Segmen gleich groß der Bölük war.
Aus den Reihen einiger bestimmter Yeniceri Einheiten rekrutierten sich auch die Bostanci, die in Istanbul als Feuerwehr und für Polizeiaufgaben eingesetzt wurden und die Haseki Garde, die für alle Kanonen und Artillerie innerhalb des Palastbezirks zuständig war.
Alle drei Divisionen rekrutierten sich aus den Acemi Oghlan Einheiten und zwar ohne spezielles Muster oder Plan, je nachdem wo gerade Rekruten fertig waren. Je höher die Verluste einer Einheit waren, und je mehr sie unter Soll Stärke lag, desto mehr Rechte hatte sie und durfte eher vor anderen mit Priorität rekrutieren.
Jede Orta innerhalb der Divisionen hatte die gleiche Struktur, die Ortas waren ganz am Anfang noch keine Bataillone sondern nur kleine Einheiten, eher Kompanien. Noch Anfang des 15 Jahrhundert hatten die jeweiligen Ortas nur 50 Mann. Insgesamt bestand das Korps aus 196 Ortas, seine Größe nahm im Laufe der Zeit immer mehr zu, indem man die Anzahl der Männer je Orta erhöhte. Die Ortas verteilten sich wie folgt auf die drei Divisionen: 101 Ortas für die Cemmat Division, 61/62 Ortas für die Bölük, und 34/33 für die Segmen.
Kommandiert wurde das Yeniceri Okca von einem Befehlshaber, der den Titel Yeniceri Agasi führte. Er stammte anfangs aus der zivilen Laufbahn am Hofe, aber bald darauf stellte in das Korps selbst, so dass jeder Yeniceri theoretisch durch Leistung sich bis in diese Position hochdienen konnte. Der Kommandant des Korps war im militärischen Bereich einer der mächtigsten und führendsten Militärs der gesamten osmanischen Armee. Selbst der Groß Wesir durfte ihm keine Befehle erteilen und er war einzig und allein dem Sultan direkt unterstellt. Offiziell führte er das Korps nur wenn der Sultan abwesend war, sonst hatte der Sultan selbst de jure den Oberbefehl über das Korps inne, der Yeniceri Agasi fungierte dann als Ausführender und Berater.
Der Yenicerei Agasi wurde von einer Art Generalstab beraten, dem Divan der Yeniceri, einer Versammlung der wichtigsten Offiziere und einiger Außenstehender Sonderpersonen.
Wegen der Einbindung von Derwischen in die Gründung des Korps hatten diese auch später noch viel Einfluß und auch Militärränge innerhalb des Korps, sie dienten auch als Imane für die Religionsausübung. Am engsten Verbunden waren die Yeniceri mit dem Derwisch Orden der Bektashi, der Derwisch Bektash der diesen Orden gründete war auch mit bei der Gründung des Korps dabei und sogar ihre besondere Kopfbedeckung leiteten die Yeniceri auf ihn zurück. Angehörige der Bektasi Sekte kämpften auch als Freiwillige auf der Seite der Yeniceri mit.
Die meisten Offizier und Unteroffizierränge im Korps trugen Titel aus dem Koch und Küchenbereich, was ursprünglich auf die große Bedeutung der Ernährung durch den Sultan zurückgeht, am Anfang erhielten die Yeniceri ihr Essen direkt vom Sultan und aus seiner Küche, das hielt sich auch so bei. So wurde auch der Kochkessel, überhaupt der Kessel das Symbol für die Yeniceri. Der Kessel einer Truppe, den sie Kazan nannten wurde mit in die Schlacht genommen und mit dem Feldzeichen mitgeführt, der Standort des Kessels diente beim Rückzug als Sammelpunkt und seinen Kessel an den Feind zu verlieren galt als unerträgliche Schande.
Aus der gleichen Richtung heraus trugen die Offiziersränge so Titel wie Corbasi, dass heißt Suppenkoch, ungefähr der Rang eines Oberstleutnant oder Major, darunter der Asci Usta, der Meisterkoch, dann der Bas Karakullukcu, dann der Vekilharc, was Quartiermeister bedeutet, der Sakabasi, was Verantwortlicher für die Wasserverteilung bedeutet, der einzige Rang bei den Yeniceri mit einem de facto militärischen Namen war der Bayraktar, der Standartenträger.
Die einfachen Yeniceri Soldaten ohne Rang nannte man Nefer oder Yoldas, sie gliederten sich in drei Mannschaftsränge nach Erfahrung: Am Anfang standen die Eskinci, die noch keine oder nur wenig Kampferfahrung hatten, mit der Zeit und nach Teilnahme an Schlachten wurden sie zu Amelimanda ernannt, das heißt Veteranen. Am Ende, wenn sie Alt Geworden waren nannte man sie Oturak (Sitzende) das waren im Endeffekt Pensionäre, die nur noch selten auf Feldzug zogen und dann eben Polizei, Zoll und Feuerwehraufgaben übernahmen oder auch als Derwische in den Bektasi Orden eintraten.
Noch zur anfänglichen Frage nach der Natur und Art des Korps:
Am ehesten kann man es von der Anfangszeit bis hin zu seiner Blütezeit mit einer Art Ritterorden vergleichen, kämpfende Mönche, in dem Fall Derwische bildeten die Grundlage auf der das Korps aufgebaut war. Ein Ritterorden aber trifft es deshalb nicht ganz, weil alle Yeniceri bis hin zum Oberbefehlshaber persönliches Eigentum des Sultans waren und blieben.
Die Yeniceri lebten anfänglich und bis zu ihrem Niedergang in Armut und Askese.
Sie schworen bedingungslosen Gehorsam und jeden Befehl auszuführen, nichts überflüssiges zu besitzen und in Armut zu leben, und den Geboten von Hadschi Bektasch zu folgen. Das heißt alle Gebete zu befolgen und keinen Kontakt mit Frauen zu haben.
Die Yeniceri waren kaserniert und kein Yeniceri durfte heiraten oder anfangs Kinder zeugen. Auch sonst jede Art von Verkehr mit Frauen war ihm untersagt, es sei den er war auf Feldzug. Auf einem Feldzug und im Krieg durfte er so viele Frauen des Feindes nehmen wie er wollte, er durfte sie aber nicht mitnehmen.
Und schließlich durfte niemand in das Korps, der als Muslim geboren worden war oder muslimische Elternteile oder Vorfahren hatte.
Die Yeniceri waren hochgradig diszipliniert
gerade deshalb so kampfstark,
so klagt schon 1566 Leonhardt Fronsperger: Der ander ursachen wann man des Türcken Ordnung und Gesetz in dero Truppe gegen unserem besicht, so übertrifft es uns so weit, wie die Sonn den Mondschein überlangt. Auß welchem auch dann folget, dass die Türcken besser Kriegsleut geben. Wenn die Türcken zu Feld ziehen, so nicht ein eintziges Weibsbild bey ihnen zu finden, geschweyge so viel tausent huren als sich in unseren Zügen finden. Zeige mir under deß Türcken seinem Kriegsvolck ein solches Huren, als under uns Christen gebreuchlichem und gewohnlichem.
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Nun hätte ich ergänzen müssen, daß sich nicht nur die Janitscharen aus geraubten Kindern zusammensetzen, sondern eben auch die sogenannten Sklaven der Pforte, das heißt die hohe Beamtenschaft und im Endeffekt die politischen Führer der Osmanen. Diese Besonderheit war entstanden, um ein Gegengewicht zum türkischen Hochadel in Anatolien zu schaffen und alle Macht ausschließlich in die Hände des Sultans zu bringen. Daher waren die hohen Beamten und sogar die Militärischen Führer des Osmanischen Reiches eben auch oft gar keine Türken sondern ehemals christliche Sklaven, meist Griechen oder Leute vom Balkan und eben de jure persönlicher Besitz des Sultans.
Mit der Devsirme für die Janitscharen wurden auch besonders Schöne!! und gleichzeitig Intelligente!! Knaben mitgenommen und dann in die Hauptstadt gebracht und dort gezielt zu Staatsbeamten erzogen, diese nannte man dann auch Oughlan (Pagen/Knappen) des Sultans und manche von ihnen stiegen eben wie in diesem Fall bis zum Großwesir auf. Die hatten aber mit den Yeniceri nur die Rekrutierung gemein, man stieg also nicht von den Yenicerei in diese Ämter auf, sondern durch eine getrennte, gesonderte Ausbildung und Laufbahn, es gab aber Ausnahmen im Militär, daß einige wenige Yeniceri INNERHALB ihres Korps bis zum Oberbefehlshaber aufstiegen.
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Coool:daumen:
Thx für die Info manches hab ich auch noch nicht gewußt.
Eines noch nannte man die Kappikule Reiterei nicht auch Sipahis der Pforte?
Naja was "Akindschi" angeht kommt eher von Akin "fließen" oder "stürmen" also "Stürmer".
Was noch zu erwähnen wäre die "Knabenlese" der Yeni Ceri bezog sich nicht nur aus geraubten christlichen Kindern sondern vorallem auch freiwilligen christlichen Kindern die von den Eltern geschickt wurden,damit hatten sie eine gutes Leben und eine hervorragnede Ausbildung.
Was noch den "Kessel" angeht die diente wirklich auch als Kochgeschirr Hirse und Fleisch das Hauptgericht der Yeni Ceri und damit hervorragendes Essen/sehr gute Versorgung.
Noch etwas zusätzlich die weiße Filzbedeckung die am hinteren Teil lang war,ist wie du sagst auf die Derwische zurückzuführen da diese lange weiße Ärmel hatten und diesem ähnelten,in der Schlacht sollte anfänglich den rücken vor Pfeilen schützen.Der vordere Bereich war mit Federn beschmückt um den Rang festzulegen oder auch Leistung zum Beispiel:
Wenn einer mit einem Hieb einem Feind den Kopf abschlug und dies dreimal hinkriegte,bekam er eine Feder.
Vergessen wir nicht die schwere Belagerungsartellerie die ihre Berühmtheit bei der Eroberung Konstaniopels erfuhr,allein die Kanonekugel wog 500 Pfund und die Kanone selbst mußte von sechs Ochsen gezogen werden diese Kanone konnte riesigen Breschen in die Mauern reinschlagen in die nun die Yeni Ceri hineinstürmte.Nochwas meines wissens konnte diese Kanone gerademal siebenmal abgefeuert werden an einem Tag.
MfG Azze
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Werter Azrail: Viele gute Ergänzungen, Danke !!
Zitat:Eines noch nannte man die Kappikule Reiterei nicht auch Sipahis der Pforte?
Ja nannte man.
Zitat:Was noch zu erwähnen wäre die "Knabenlese" der Yeni Ceri bezog sich nicht nur aus geraubten christlichen Kindern sondern vorallem auch freiwilligen christlichen Kindern die von den Eltern geschickt wurden,damit hatten sie eine gutes Leben und eine hervorragnede Ausbildung.
Anfänglich waren das geraubte Kinder, aber du hast vollkommen recht, daß dann immer mehr Freiwillig die Kinder abgegeben wurden, und dann haben Türken und andere Muslime ihre Kinder eingeschmuggelt, in der End- und Niedergangszeit der Yeniceri war es dann sogar Standard geworden, daß die Kinder von Yeniceri Soldaten wieder rekrutiert wurden.
Das ist eine Zeit von mehreren Jahrhunderten und da hat sich natürlich einiges verändert. Die zunehmende Zahl von Moslem Kindern und die Aufweichung der asketischen harten Lebensweise führten dann zum Niedergang des Korps.
Zitat:Vergessen wir nicht die schwere Belagerungsartellerie
Hab ich nicht vergessen, hier kommt sie :
Gerade der Einsatz und die Überlegenheit der osmanischen Artillerie entschied Schlachten für die Osmanen. Der ganze, übrigens fast immer ähnliche Aufstellungsplan osmanischer Heere mit der sogenannten Sultanschanze in der Mitte, wo sich dann in improvisierten Feldbefestigungen auch die Artillerie befand, zeigt schon von Anfang an die Wichtigkeit dieser Waffe für die Osmanen in Feldschlachten.
Die Artillerie der Osmanen war der europäischen Anfangs überlegen, später dann gleichwertig, und selbst als die Artillerie mancher europäischer Staaten wie England dann technologisch besser wurde, war die Ausbildung und das Können der Artielleristen der Osmanen weiter überlegen, als eigene Truppengattung hatten sie einen herausragenden Drill und bestanden zudem zu einem Großteil aus europäischen Söldnern, vor allem auch aus den Deutschen Staaten und aus England.
Bei Belagerungen taten sich dagegen die Osmanen trotz überlegener Artillerie in Ungarn und auf dem Balkan recht schwer, so wurde der große Krieg gegen die Ungarn ja auch der Burgenkrieg genannt, eine endlose Abfolge von zähen Belagerungen, die zwar wegen der Artillerie alle von den Osmanen gewonnen werden konnten, die aber beträchtliche Ressourcen banden, die dann an anderer Stelle fehlten.
Daher wurde es dann zur typisch osmanischen Belagerungstaktik, vor eine feindliche Burg oder Festung eine Gegenburg zu bauen um diese zu neutralisieren und sie von dieser aus dann langsam auszuhungern.
Im Londoner Tower kann man das größte Bronzegeschütz aus dem 15.Jahrhundert bewundern. Es war eines der Riesengeschütze ,die zur Überwachung der Dardanellen
installiert worden sind.
Der Büchsenmeister Munir Ali hat es 1464 gegossen . Die Rohrlänge beträgt 5,18 m
und der Kugeldurchmesser sage -und schreibe 63 cm
Artillerie der Osmanen: (teilweise aus Das Osmanische Reich von Majoros)
Der ganze Aufstieg des osmanischen Reiches geschah gleichzeitig mit dem Aufstieg der Schwarzpulverwaffen, so dass man das Osmanische Reich wie auch das Moguln Reich in Indien als eines der sogenannten Schwarzpulverimperien bezeichnen kann.
Im allgemeinen schätzen die Militärhistoriker die Rolle der frühen Artillerie bis zum 16 Jahrhundert hin als sehr begrenzt bis begrenzt ein. Die Artillerie war eine Spezial- und Sonderwaffe, die man primär für Belagerungen gebrauchen konnte.
Mitte bis Ende des 15 Jahrhundert kamen aber dann die ersten Weiterentwicklungen und Ausnahmen auf, so setzten die Burgunder unter Karl dem Kühnen (1433-1477) erstmals lafettierte Feldartillerie gegen ihre Feinde ein, und auch die Hussiten stellten fahrbare Geschütze auf, die sie auch auf Wägen beweglich montierten. Gleichzeitig entwickelte sich die Belagerungsartillerie in diesem Zeitraum ganz erheblich weiter.
Gerade die Osmanen gehörten mit zu denjenigen, die als erste besonders auf die Artillerietruppe setzten, vor allem deshalb, weil sie ohnehin ihre Kampfkraft durch Schwarzpulverwaffen als Handfeuerwaffen erzielten und weil sie besonders viele Belagerungen und schwere Belagerungen zu dieser Zeit hatten, so wurde ja auch Konstantinopel um 1453 von ihnen belagert, so wie viele andere starke Festungsanlagen der Byzantiner und anderer. Es folgte daher ein besonders früher und vielseitiger Ausbau der osmanischen Artillerie und die Aufstellung einer eigenen Artillerietruppe, der Topey, die erste ihrer Art Weltweit. In Westeuropa dagegen waren die Geschützmeister noch Privat Unternehmer und es gab mit Ausnahme Burgunds keine staatliche Organisierte Truppe dieser Art.
Zu einer Besonderheit und zu ihrer besonderen Stärke verhalf ihr dann Sultan Mehmet der II (1451-1481) der sich aus persönlichem Interesse dieser Waffe widmete. Er war geradezu besessen von Kanonen und dachte ständig selbst über immer neuere und größere Geschütze nach. Aus ganz Europa heuerte er die besten Kanonengießer, meist waren das gleichzeitig Glockengießer an und ebenso die besten Geschützmeister, dafür war ihm kein Preis zu hoch. Ähnlich wie der preußische Soldatenkönig mit seinen Langen Kerls hatte er einen Narren an Geschützen gefressen und baute während seiner Herrschaft die größte und Weltweit beste Artillerie auf, die es gab.
Mehmets Weitsicht in diesem Punkt äußert sich zum Beispiel in dem Satz von ihm: „dass durch den Gebrauch des Pulvers ein neues, völlig andersartiges Zeitalter eröffnet worden sei.“
Außer Feld- und Belagerungsgeschützen ließ Mehmet auch nach venezianischem Vorbild die aller ersten Kanonen auf türkische Schiffe montieren und zu seiner Zeit wurden auch die Meerengen erstmals von speziellen Küstengeschützen bewacht. Das hier schon erwähnte Dardanellengeschütz mit 5,18m Länge und Kaliber 63cm stammt aus seiner Zeit. Sogar der Name des Büchsenmachers der es fertigte ist noch bekannt, er hieß Munir Ali, dieser goß das Riesengeschütz im Jahre 1464.
Zu den bestehenden Kanonieren dazu schuf Mehmet einige Spezialtruppen, die sich um den Transport der Geschütze kümmern sollten, daraus entstand die türkische Pioniertruppe, sowie eine Art von Grenadiertruppe, die auch für das Legen und Zünden von Minen zuständig war.
Und dann schuf er noch eine weitere Spezialfähigkeit der Osmanen: Nämlich Geschütze direkt vor Ort schnell zu gießen, um so nur die Rohstoffe für das Gießen mitführen zu müssen und diese dann erst nach Ankunft auf dem Kriegsgebiet herzustellen.
Die Artillerie begann sich zu dieser Zeit auch in verschiedene Typen aufzuteilen und zu vereinheitlichen, während man vorher dutzende von Kalibern hatte, und jede Kanone ein anderes Kaliber führten, so dass man die Kugeln aus Stein noch speziell für die Kanone zurechtmeißelte, vereinheitlichte man zu dieser Zeit dann stück um Stück die Geschütze und Typen.
Kanonen wurden dann die Geschütze, die mit großer Reichweite und Rohlänge flach schossen, und eher Vollkugeln, als Mittelstufe zwischen Kanonen und Mörsern schuf man die Haubitzen, die auch ballistisch und granaten abfeuern konnten und dann die großkalibrigen Mörser, die ballistisch vor allem bei Belagerungen eingesetzt wurden und schon früh als erste Sprengbomben verschossen.
In der Anfangszeit dieser Epoche dominierten noch die Bombarden, die meist noch steinerne Kugeln verschossen und Belagerungsgeschütze waren, in der Feldschlacht setzte man auf die sogenannten Feldschlangen, oder Schlangen, die als Vorläufer der Kanonen flache Flugbahnen hatten.
Der Oberbefehlshaber der türkischen Artillerie war der Topey Pascha. Mit zwei Ausnahmen: die Yeniceri hatten eigene Kanonen unter eigenem Befehl, die nur auf Geheiß des Sultans auch dem Topey Pascha unterstellt wurden, und alle Kanonen im Palastbezirk fielen grundsätzlich unter die Aufsicht der Haserik Garde, die auch von den Yeniceri gestellt wurde.
Wenn neue Kanonen den Streitkräften übergeben wurden, ging das anfangs in dieser Zeit noch so feierlich zu, wie beim Stapellauf eines Schiffes, die Geschütze erhielten auch Namen und wurden bei guter Leistung hoch geehrt.
Fazit: gerade in der frühen Betonung und Weiterentwicklung der Artillerie bei den Osmanen ist ein wesentlicher Faktor für den Aufstieg dieses zu Reiches zu erblicken. Und gerade die Schlacht von Mohacs war, als erste Schlacht die vom Artilleriefeuer entschieden wurde ein absoluter Wendepunkt in der Kriegsführung, und veränderte diese für immer entscheidend.
(mit der bitte um kommentierung richtung richtig oder falsch (wenn man schon mal Ari Experten an der Hand hat )
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Zu den Janitscharen: Wurde die Knabenlese 1648 eingestellt, weil sich die Truppe faktisch zum Staat im Staate entwickelt hatte?
Mich würde mal interessieren, wie gut die Marine des Osmanischen Reiches war, besonders nachdem man auf Linienschiffe und Fregatten umgerüstet hatte. Mir ist bekannt, das sie gegen die russische Marine mehrere Niederlagen erlitt - Tschesme ist hiervon wohl die bekannteste - aber auch, das sich das Osmanische Reich auch später noch mehrere Seeschlachten mit Venedig lieferte.
Wurden die Mannschaften der Osmanischen Linienschiffe grösstenteils von ägyptischen und griechischen Seeleuten gestellt? Stellten die Vasallenstaaten des Reiches, z.B. Algier, auch Linienschiffe zur Verfügung?
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