Krieg im 21. Jahrhundert
Um noch mal Großkampfverbände aufzugreifen, hier mal eine These, warum kompakte Divisionen besser sind als überladene Brigaden und besser als große Divisionen:

Schlussendllich gibt es drei Arten von Räumen. 1. Räumen die man selbst beherrscht (im weitesten Sinne) - 2. umkämpfte Räume (in welchen eigene wie feindliche Kräfte zugleich präsent sind und - 3. Räume welche der Feind beherrscht. Durch die Möglichkeiten der heutigen Technologie ist der umkämpfte Raum wesentlich größer geworden, sogar immens viel größer als früher und zugleich ist das Risikio in diesem Raum wie im vom Feind beherrschten Raum immens gestiegen. Genau dies bewirkt schlussendlich auch eine Stärkung der Defensive und eine höhere Wahrscheinlichkeit für statische Kriegsführung, lineare Fronten und Abnutzung. Wobei Abnutzung nicht per se schlecht ist, auch wenn die Befürworter der Manöverkriegsführung und des Bewegungskrieges dies leugnen. In Wahrheit aber ist auch der Manöverkrieg ein Abnutzungskrieg, er soll lediglich das Verhältnis der Abnutzung durch eine andere Vorgehensweise deutlich verbessern. Die heutigen teilweise übersteigerten Ideen dass man durch Manöver in allen Dimensionen den Feind mit möglichst wenig Abnutzung schlägt, sind einfach von Grund auf verfehlt. Das eigentlich und ursprüngliche Ziel der Manöverkriegsführung, nämlich die Vernichtung des Gegners, gerät dadurch zu weit außer Sicht.

Die umkämpfte Zone (im weiteren Sinne des Begriffes) ist also viel größer, und das Risiko immens viel größer. Wenn ich nun einen Großkampfverband im Kriegsraum bewege, so erhöht diese Bewegung erneut das Risiko. Zudem führen diese Umstände dazu, dass die Versorgungslinien deutlich länger sind als früher und auch deutlich länger sein müssen und dass sie Versorgung stärker disloziert werden muss. Dadurch wird die Versorung von sich bewegenden Großkampfverbänden erneut zu einem größeren Problem, und ist heute ein größeres Problem als früher.

Wenn ich also nun einen Großkampfverband bewege, so muss ich die überlangen Versorungswege und die verstreuten Versorungsmöglichkeiten sichern und das Risiko minimieren weil Verluste gerade beim Material nicht mehr so einfach ersetzt werden können wie früher. Die industriell-technologischen Möglichkeiten erhöhen immens die Kampfkraft pro Einheit, aber auch die Kosten pro Einheit und vor allem die Produktionsdauer/den Produktionsaufwand pro Einheit. Entsprechend müssen die Verluste gering gehalten werden. Noch mehr gilt dies für Verluste bei der Versorgung.

Das bedeutet zwingend, dass immer wenn ich einen Großkampfverband bewege, ich die Zone welche ich tatsächlich kontrolliere mittels dieses Großkampfverbandes ausdehen muss (und ihm zuarbeitender Systeme wie der Luftwaffe etc). Und dass ich die umkämpfte Zone möglichst weit weg von dem Raum drücken muss in welchem der entscheidende Teil des Großkampfverbandes steht. Denn ich bewege einen solchen ja nicht einfach so zum Spaß, sondern immer mit einem Ziel, also mit der Zielsetzung einen bestimmten Raum damit einzunehmen (gleich ob dieser nun "strategisch" wichtig ist, oder nur eine Zwischenetappe oder aus was für Gründen auch immer eingenommen werden soll). Dieser Zielraum muss also so weit wie möglich in die eigene kontrollierte Zone hinein gedrückt werden, die umkämpfte Zone hingegen so weit wie mögich von ihm weggedrückt werden (als theoretischer Idealfall). Jede Abweichung davon erhöht sehr schnell das Risiko und dem folgend die Verluste querschnittlich in für uns nicht tragbare Dimensionen.

Das heißt, der Raum um den Zielraum herum muss durch Kampf, Fernkampfmittel usw usf so gestaltet werden, dass der Zielraum in die von uns kontrollierte Zone hinein gedrückt wird. Damit dies gelingt müssen unsere Streitkräfte in stärkerer Dislozierung kämpfen. Sobald aber dies gelungen ist, müssen sie schnellstmöglich konzentriert werden, um den Raum tatsächlich so schnell wie möglich einnehmen zu können, zumal dieser ja in vielen Fällen noch von Feinden besetzt oder teilbesetzt sein wird.

Aufgrund der größeren Distanzen eignet sich nun eine überblähte Brigade nicht mehr für diese Aufgabe. Warum?! Weil die Distanzen und die für die Gestaltung des Gefechtsfeldes notwendige Feuerkraft zu groß sind, als dass eine Brigade sie leisten könnte und dies selbst dann, wenn man die Brigade erheblich verstärkt. Die größeren Räume, die heutige größere Ausdehnung derselben erfordern daher einfach aufgrund der größeren Fläche einen größeren Kampfverband.

Nun könnte man darauf erwiedern, dass man dann halt eine größere Division nimmt, die aus solchen größeren Brigaden zusammen gesetzt ist. Wenn es eine größere Brigade nicht leisten kann, dann nimmt man halt mehrere zusammen. Jedoch sind solche größeren Divisionen langsamer (in allen Prozessen) als eine kleinere Division und ihre überblähten Brigaden aufgrund ungünstiger Unterstruktur ebenfalls und damit scheitert das schlagartige konzentrieren der dislozierten Untereinheiten. Zieht man aber in eine Brigade die Unterstruktur einer Division ein, ist sie dann zwar in allen Prozessen schnell genug, ihr fehlt aber die notwendige Feuerkraft und Durchhaltefähigkeit um die Umstände zu schaffen, in welchen der Zielraum durch sie selbst eingenommen werden kann. Die daraus entstehende größere Division wäre wiederum weiterhin zu langsam und würde zu viel Raum einnehmen, denn der Raum ist begrenzt. Es gibt also immer zwei Grenzen: zum einen einen maximalen Raum den ein Verband einer bestimmten Größe überhaupt bearbeiten kann und umgekehrt eine maximale Truppenkonzentration pro Raumeinheit (beides stark geländeabhängig). Man kann nicht auf einer operativen Linie mehrere Großkampfverbände zugleich agieren lassen, weil der Raum sie nicht aufnimmt. Wo sich eine übergroße Brigade bewegt, könnte sich aber eine kleine kompakte Division auch bewegen, hingegen mehrere übergroße Brigaden zusammen genau so wenig wie eine größere Division.

Nun wurde mir auf solche Ausführungen schon erwiedert, dass man die Brigaden ja dann noch weiter vergrößern könnte. Aber wenn ich nun Brigaden habe, die de facto die exakt gleiche Größe, Kampfkraft, Fähigkeiten wie eine kompakte Division haben und auch noch die gleiche Unterstruktur, dann habe ich ja genau dies: kompakte Divisionen und damit sind das keine Brigaden mehr.

Auf die Korps-Ebene hochgerechnet sieht das ähnlich aus. Schlussendlich benötigt ein Korps in Bezug auf einen Zielraum immer mindestens zwei Elemente in Form von Großkampfverbänden. Um den Zielraum damit zu flankieren, und dann zu isolieren. Dazu bedarf es heute nicht der Einschließung, es genügt den Raum mit Aufklärung und Feuer zu beherrschen. Nachdem man den Zielraum durch die Gestaltung des Schlachtfeldes in die von einem selbst kontrollierte Zone verschoben hat, kann man dem folgend die vorher dislozierten Großkampfverbände oder zumindest einen davon (je nach Art des Zielraumes, dort noch vorhandener feinidlicher Präsenz etc) schlagartig zusammen ziehen um den Zielraum einzunehmen und zu besetzen.

In Bezug auf die Bewegung eines Korps entlang strategischer Linien gilt schlussendlich genau das gleiche. Ein zu großes Korps aus zu vielen übergroßen Divisionen ist im Raum zu sperrig und kann sich nicht schnell genug bewegen, also nicht schnell genug zusammen fassen oder verteilen. Nun kommt oft seitens der Bundeswehr nach ursprünglilcher klassischer Kalter Krieg Doktrin die Aussage, dass die übergroßen Divsionen ja de facto Mini-Korps seien und damit nochmals schneller und beweglicher als ein normales Korps. Da aber ihre Unterbestandteile, nämlich die überladenen Brigaden ungeeignet sind, können diese Divisionen selbst ebenfalls nicht funktional sein, weil ihre Unterbestandteile ihre jeweilige Aufgabe nicht erfüllen können. Ein Korps hingegen welches nun aus solchen übergroßen Divisionen in Form von Mini-Korps aufgebaut ist, erleidet das gleiche Geschick wie die übergroßen Divisionen, nur eine Ebene höher. Es wird zu langsam, zu sperrig im Raum, zu schwer zu führen, zu reaktionsträge und damit ungeeignet für den modernen Krieg in welchem die Zeitfenster immer kurz sind und sich der Raum oft nur vorübergehend so verschieben lässt, dass man überhaupt Großkampfverbände von ihrem aktuellen Raum in den Zielraum verschieben kann. Ohne dabei untragbare Risiken einzugehen.

So weit zu meinen Auffassungen von der für den modernen Krieg genau richtigen Größe der Verbände auf diesen Ebenen, die eben aufgrund der Veränderungen in Bezug auf die Räume und die Länge der Bewegungslinien mit einem bestimmten Umfang besser aufgestellt sind, als wenn sie kleiner oder größer wären.
Zitieren
Fortsetzung:

Die besser geeignete Größe und Unterstruktur der Verbände ergibt sich daher aus den Anforderungen der Umstände. Die heutigen Umstände definieren damit Distanzen und damit die Größe der Räume welche Großkampfverbände einnehmen müssen / sollten und auf welche Strecken sie den Feind bewegen bzw. beeinflussen können müssen - welche ich nun im weiteren konkreter benennen will. Ungezieltes Artilleriefeuer ist gegen Verbände ab 40km Entfernung auch heute nicht sonderlich effektiv, und mit gewisser Flächenmunition auch bereits auf 30km am Rande seiner Möglichkeiten (für Raketen hingegen jedoch mehr). Spezialisierte / gelenkte Präzisionsmunition hingegen hat eine Grenze bei um die 100km ab welcher sie taktisch sinnlos wird, selbst wenn man die Distanz über die 100km hinaus erweitert. Der Grund liegt einfach in der Bewegung der Ziele am Boden und der notwendigen Flugdauer der Geschosse. Drohnen kann man querschnittlich bis zu einer distanz von um die 60km ansetzen, zielsuchende Munition und einfache Marschflugkörper reichen natürlich viel weiter, wirken aber wirklich große Distanzen vor allem gegen statische Ziele und man kann sie dann auch viel besser abwehren. Damit kommen wir zum wesentlichsten Punkt: natürlich gibt es heute Wirkmittel die entweder nicht abgefangen werden können und/oder die eine immens viel größere Reichweite erzielen und trotzdem treffen aber, davon gibt es nicht so viele, sie erzielen keine Flächenwirkung - und da wir hier über Großkampfverbände sprechen eignen sie sich nicht dazu solche wirklich zu zerschlagen, wenn man mal taktische Nuklearwaffen etc außer Acht lässt.

Stichwort taktische Nuklearwaffen: diese erzwingen eine größere Dislozierung des Großkampfverbandes um ihn nicht vollständig auszuschalten. Auch hier landet man schnell bei Flächen von 100 km bis 150 km Durchmesser. Nun ist eine Brigade in einem solchen Raum völlig unzureichend (allen Träumereien der Bundeswehr völlig zum Trotz), während eine größere Division entweder noch viel weiter disloziert werden muss oder wiederum in dem gleichen Raum eine "zu große" Truppendicht erreicht.

Wenn wir also wie in der oben beschriebenen Theorie von der Einteilung des Kriegsraumes einen Zielraum für einen Großkampfverband sicher einnehmen wollen (im weiteren Sinne des Wortes, also auch ohne großen Feindwiderstand etc), so wird es erforderlich diesen Zielraum so tief in den Raum zu bringen den man selbst kontrolliert wie es notwendig ist. Im theoretischen Idealfall muss also feindliche Artillerie welche die stärkste Flächenwirkung entfalten kann (unter bedingter Exkludierung taktischer Nuklearwaffen und unter Exkludierung der Luftwaffe) so weit vom Zielraum entfernt werden, dass dieser, zusammen mit den heute verlängerten Nachschubrouten ausreichend tief im selbst kontrollierten Raum liegt. Das führt zu einem anderem Ansatz im Vorgehen: als erstes muss der Raum um den Zielraum von uns unter Kontrolle gebracht werden. Dem folgend erst wird der Zielraum selbst eingenommen.

Damit es nicht zu abstrakt klingt: aus einer Vielzahl von Gründen wird der Zielraum im modernen Krieg ein bebautes Gebiet sein, eine Stadt beispielsweise. Zuerst wird das Umland in das von einem selbst kontrollierte Gebiet gebracht, also unter Kontrolle gebracht, dem folgend nimmt man die Stadt ein. So weit folgt dies durchaus auch jetzt schon geltender militärwissenschaftlicher Theorie. Die Stadt wird Isoliert, dann gestürmt. So weit so klassisch. Neu ist, dass der Kampf im Umland stark disloziert stattfindet, die Verbände für den Sturm der Stadt in einem beschränkten Zeitfenster der Gelegenheit jedoch konzentriert werden müssen und dies so schnell und schlagartig wie möglich. Der Kampf in dieser konzentrierten Form darf dabei nicht zu lange dauern. Das gleiche gilt für Durchbrüche !

Entsprechend muss der Zielraum im Idealfall ungefähr 80km tief im von einem selbst kontrollierten Raum stehen. Also muss man vorher die Grenze vom selbst kontrollierten Raum zum umkämpften Raum um 80km vom Zielraum in Richtung des Feindes wegbewegen, erst dann kann der Zielraum (Stadt, Durchbruch etc.) gesichert erfolgreich angegangen werden. Je mehr man diese Distanz nicht einhält, desto stärker steigen Risiko und Verluste.

Nun kann eine Brigade auch wenn sie verstärkt ist keine 80km Distanz einnehmen. Ihr fehlen dafür die notwendigen Fähigkeiten. Eine übergroße Division mit mehreren übergroßen Brigaden ist für 80km wiederum zu groß. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich hiermit keine wirklich exakten Werte meine, sondern ungefähre Werte und Mindestmaße. Beispielsweise wird es immer noch mit vertretbarem Risiko möglich sein auch nur auf 60km zu agieren und ist es natürlich völlig unschädlich stattdessen den Feind um 100km zurück zudrängen was die Möglichkeiten seiner Feuerkraft angeht. Es geht also um Bereiche und deren Mittelwerte. Aber um zum eigentlichen zurück zu kommen, nämlich der Frage, wie groß die Verbände sein sollten. Aus den Distanzen ergibt sich automatisch, dass kompakte Divisionen in diesem Distanzbereich von um die 80km die beste Größe darstellen, während wie gesagt zu große Divisionen in diesem Bereich entweder zu viel Truppen im gleichen Raum darstellen oder umgekehrt übergroße Brigaden für diesen trotzdem zu klein sind.

Heutige Bundeswehr-Brigaden können beispielsweise allen Phantasien der Bundeswehr zum Trotz praktisch allenfalls einen Streifen von querschnittlich 30km bearbeiten. In der Verzögerung, in günstigem Gelände und nicht mit dem Ziel diesen tatsächlich zu halten sondern allenfalls eine Art Abschirmung für diesen zu bilden sind bis zu 40km denkbar, damit ist aber die absolute Obergrenze dessen erreicht was eine heutige (überladene) Bundeswehrbrigade bearbeiten könnte, aber dann sprechen wir nicht davon, dass sie in dieser Breite überhaupt ernsthaft etwas halten kann. Geländebedingt, Verlustebedingt und auch je nach der Disposition der feindlichen Streitkräfte kann der Streifen auch deutlich schmaler ausfallen. Beispielsweise würde man auf den für mechanisierte Streitkräfte im Norden Estlands verfügbare Breite von "nur" 60km also mindestens 3 Brigaden ansetzen müssen und damit schlussendlich eine Division.

Da der Zielraum (Stadt, Stellungssystem, Knotenpunkt strategischer Linien usw usf) zuerst "umgangen" werden muss (im weitesten Sinne des Wortes) beöntigt man eine Ebene höher schlussendlich Einheiten welche diesen isolieren (dies kann auch durch Aufkärung und Feuer geschehen, Einheiten welche den Feind weiter zurück drängen und schlussendlich Einheiten welche den Zielraum sichern. Das spricht für eine Dreiteilung auf der Ebene der Division wie des Korps. Da der Zielraum im modernen Krieg oft städtisches / bebautes Gelände sein wird, macht es Sinn dafür und für die Sicherung desselben (der dann ja zur neuen Operationsbasis der Einheit wird, von welcher aus sie den nächsten Zielraum angeht) einen dezidierten Infanterieverband vorzuhalten. Will man den Zielraum auf beiden Seiten umgehen, landet man damit dann völlig organisch bei 2 mechanisierten Brigaden und 1 leichten Infanterie Brigade. Auf der Ebene des Korps dann schlussendlich bei 2 mechanisierten Divisionen und 1 Infanterie Division. Mehr Divisionen und Brigaden bedeuten, man kann mehr rotieren, Verbände austauschen und auffrischen etc. aber das bedeutet, dass man für die entscheidende Auftaktschlacht in welcher noch die Bewegung dominiert (und wir sprechen hier ja von mechanisierten Verbänden, also von Bewegungskrieg) man Einheiten ohne Kampfauftrag stehen lässt. Das ist langfristig gut, senkt aber in Bezug auf unsere numerisch begrenzten Streitkräfte die Kampfkraft in der Auftaktphase. Ist diese erst vorüber, werden ohnehin dann ganz von selbst Kriegsstrukturen wachsen, entsprechende Großkampfverbände zusammen gelegt werden etc. Diese Kriegsstruktur muss man aber nicht schon im Friedensbetrieb voraus nehmen, weil sie ohnehin von selbst entsteht und weil sie wie geschrieben für die Auftaktschlacht negativ ist. Diese aber ist wesentlicher. Geraten wir trotz dieser in den Abnutzungskrieg, verändert sich ohnehin alles und eher zu unserem Nachteil.

Stichwort Luftwaffe: wir haben also am Boden Verbände die Distanzen zwischen 60km und 100km einnehmen, also kompakte Divisionen, aber wie wird nun der eigene Raum so weit ausgedehnt, dass der Zielraum ausreichend tief im eigenen kontrollierten Raum steht? Wie wird kontrollierter Raum überhaupt so weit "ausgedehnt"? Die Antwort liegt in den Fernkampfsystemen. Man gestaltet mit Aufklärung und Feuer den umkämpfen Raum so weit, dass dieser immer mehr und mehr zum eigenen kontrollierten Raum wird. Wenn wir dies primär mit Artillerie leisten wollten, erhöht dies am Boden die dann durch die verlängerten und stärker gefährdeten Nachschubwege ohnehin prekäre Versorungslage noch weiter. Deshalb auch keine Artillerie in die Briagden, weil dies logistisch in einem Großkrieg nicht nachhaltig durchhaltefähig ist. Da unsere Überlegenheit jedoch bei den Luftkampfsystemen ist, so müssen wir diesen Vorteil in welchem wir den Vorsprung haben explorieren. Das heißt, mechanisierte Einheiten die schneller sind, beweglicher und durchhaltefähiger (weil geringerer Gesamtversorgungsaufwand) verschieben vor allem in Zusammenarbeit mit der Luftwaffe die Grenze vom kontrollierten zum umkämpften Raum um die genannten Distanzen vom Zielraum weg in Richtung des Raumes welchen der Gegner kontrolliert. Diese Verbände benötigen am Boden stärkere Aufklärung, starke EW und starke Dislozierung. Sie kämpfen dann auch nicht primär mit eigenem Feuer sondern durch das von ihnen abrufbarer Feuer aus der Luft. Viele unterschätzen hier meiner Ansicht nach, welche Feuerkraft heute aus der Luft abrufbar ist.

Diese Verbände werden (da es keinen Sinn macht dezidierte spezialisierte Einheiten dafür vorzuhalten) von der gepanzerten Truppe der Divisionen gestellt, die damit eine Art "Einheits-Kavallerie" bilden, die sowohl zugleich als leichte wie als schwere Kavallerie kämpfen kann. Dazu benötigen wir andere Panzer, andere Bewaffnung für diese und andere Konzepte von Einheiten. Diese Einheiten welche zugleich in diesem Kampf um den Raum stark disloziert agieren, werden dann für die Einnahme des Zielraumes teilweise schlagartig konzentriert um dann dort die Infanterie welche diesen einnimmt zu unterstützen. Es entsteht eine Abschirmung in welcher diese Truppen disloziert primär mit Feuerkraft agieren, und schlussendlich eine das Zeitfenster nutzende Schwerpunktsetzung um den Zielraum für sich zu gewinnen, welche vorübergehend ist. Damit die Verbände dies schnell genug leisten können ist es erforderlich, dass sie nicht zu groß sind.

Nun schrieb ich, dass eine Dreiergliederung hier mit zwei mechanisierten Untereinheiten (beispielsweise zwei mechanisierten Divisionen) die effizienteste und effektivste darstellt - immer mit dem Vorbehalt der zeitlichen Beschränktheit dieses Vorteils, der absinkt je länger der Kampf dauert (Durchhaltefähigkeit). Jedoch ist im mechanisierten Kampf eine Vierer-Gliederung erfahrungsgemäß sinnvoller. Aber auch diese ergibt sich nach unten (mit der Zielsetzung kleinerer und stärker dislozierter Verbände für das Gefecht um den Raum um den Zielraum herum) ganz von selbst. Wenn jede Division zwei mechanisierte Brigaden hat, so hat das Korps damit in der effizientesten Form 4 mechanisierte Brigaden. Hat die Division pro Brigade zwei Kampfgruppen, so kommt die Division auf 4 mechanisierte Kampfgruppen, und das Korps auf 8 mechanisierte Kampfgruppen. Die Zahl von 8 Untereinheiten entspricht dem was nach kriegswissenschaftlichen Studien (Dupuy et al) am häufigsten im Einsatz ist, am effizientesten ist und die größte Wirkung im Verhältnis zur Zahl der Untereinheiten darstellt. Diese Struktur entsteht trotz der prinzipiell triangularen Struktur dann ganz von selbst. Dazu tritt noch die Infanterie welcher es dann obliegt den Zielraum einzunehmen und zu besetzen. Oder welche wenn das Gelände dies erfordert die mechanisierten Kampfgruppen unterstützt. Oder die per Heli zusätzlich zu diesen in die Tiefe des gegnerischen Raumes hinein eingesetzt wird, je nach den Umständen.
Zitieren
Fortsetzung:

Ein weiterer Grund warum kompakte Divisionen besser sind als große Brigaden ist, dass man heute in immer mehr Bereichen (Domänen) zugleich agieren können muss. Entsprechend benötigen Großkampfverbände die selbstständig das Gefecht der verbundenen Waffen führen sollen Fähigkeiten in all diesen Domänen. Dies führt aber bei einer Brigade zu einem ungünstigeren Verhältnis solcher Unterstützungstruppen zu den Kampftruppen und leicht dazu, dass diese Unterstützungstruppen unzureichend sind von der Quantität her. Wenn man aber nun diese Unterstützungsleistungen von übergroßen Divisionen her bezieht, fängt man sich alle Nachteile derselben ein, oder wenn diese Leistungen von der übergroßen Division aus der Brigade unterstellt werden, und die Kampftruppen im Verhältnis auch verstärkt werden, wozu dann überhaupt jemals die Brigade als primären Großkampfverband? Denn dann landet man ja bereits de facto erneut bei der kompakten Division.

Das gleiche gilt für das Korps, insbesondere im Kontext des möglichst engmaschigen Einsatz von Lufteinheiten und Bodeneinheiten zusammen. In der netzwerkzentrierten Kriegsführung ist die Frage der Wege welche Daten nehmen müssen, der Entscheidungsprozesse, und der Widerstandsfähigkeit dieser Wege gegen feindliche Einwirkung entscheidend. Immer mit der Zielsetzung möglichst schneller Prozesse (insgesamt gesehen). Wie ich es oft schreibe ist der moderne Krieg ein Rennen zur Geschwindigkeit. Um es in einem praktischen höchst einfachen und plakativen Beispiel zu verdeutlichen: wenn beide Seiten eine bestimmte Zeit n von der Aufklärung eines Zieles bis zu dessen Bekämpfung benötigen, ist eine kürzere Zeit hier selbsterklärend besser. Die Frage wie kurz man diese Zeit kriegen kann hängt aber auch wieder wesentlich von der Frage der Größe der Verbände, insbesondere der Größe und der Befähigung ihrer Führungsstrukturen und der engen Verbindung zwischen der obersten Führung der Landeinheiten und der Lufteinheiten ab. Entsprechend wäre es auf Korps-Ebene sinnvoll, dass der Stab hier gleichermaßen und zugleich Luft- und Bodeneinheiten zusammen führt, also ein vereinigtes Kommando (Joint) darstellt, in welchem die Luftwaffe gleichberechtigter und in keiner Weise unterschiedener Bestandtetil des Gesamtverbandes ist. Damit das die notwendigen Effekt hat benötigt man sehr starke Strukturen in der Kommunikation, der Aufklärung, der Gegenaufklärung usw. auf allen Ebenen, insbesondere aber auf der Korps-Ebene. Das befördert größere Einheiten - für die Aufgaben des primären Großkampfverbandes also die Divisoin, für die Aufgaben der Ebene darüber die eines Korps anstelle einer übergroßen Divisoin als Mini-Korps. Umgekehrt darf der Regieaufwand nicht zu groß sein, und sollte der Nachschub nicht über zu weite Distanzen geführt werden müssen und innerhalb der Reichweite eines drohnengestützten Nachschub sein. Auch Ansätze eines vorausschauenden und modularen Nachschub sprechen wiederum für kompakte Korps.

Vor allem aber die Fähigkeit länger durchzuhalten (als eine übergroße Division), mehr Bereiche (Domänen) zugleich bearbeiten zu können, die Luftwaffe eng einzubinden als organischen Bestandteil aller eigenen Prozesse und die Nachschubfrage (insbesondere auch die der Sicherung des Nachschub) sprechen stark für eine organische, nationale und im Friedensbetrieb komplett aufgestellte Korps-Ebene, während umgekehrt die Frage der Beweglichkeit, der Geschwindigkeit aller Prozesse und der Effizienz der zur Verfügung stehenden Mittel für kompaktere Korps sprechen. Man unterschätzt die Bedeutung welche organische, bereits vorher vorhandene feste Strukturen, Verbindungen, menschliche Beziehungen und die wechselseitige Erfahrung militärischer Führer miteinander haben und wie sehr dies die Leistungsfähigkeit erhöht, statt mit irgendwelchen ad hoc zusammen gestellten Task Forces agieren zu wollen. Deshalb sollten die Strukturen insbesondere für die Auftaktschlacht bereits im Friedensbetrieb intensiv eingeübt und möglichst fest zusammen gestellt werden. Um auf allen Ebenen möglichst eingespielte Führungsgruppen zu haben. Gerade im modernen, hochtechnologisierten Krieg bieten deshalb kompaktere Korps einen strategischen Vorteil, sowohl gegenüber überstarken Divisionen als auch gegenüber größeren Korps.
Zitieren
Broensen:

Mal ein paar Gedanken dazu wie eine ultraleichte Aufklärungstruppe auf Korps-Ebene für Räume geringer Bodendichte aussehen könnte, was die Bodeneinheiten angeht. Wir sprachen ja darüber.

Man wird dabei nicht darum kommen, auch ein paar leichte Fahrzeuge einzusetzen die keine Motorräder sind. Für Nachschubfragen, Durchhaltefähigkeit, den Einsatz elektronischer Kriegsführung, das Mitführen bestimmter Systeme etc das mit Motorrädern allein nicht zu bewerkstelligen ist. Diese Fahrzeuge müssen klein sein, kompakt, extrem geländegängig, mit hoher Nutzlast, selbst möglichst leicht - hier spricht alles für 4x4 Geländefahrzeuge. Diese sollten in der Lage sein, im Extremfall (wenn man allen Platz nutzt) maximal 6 Mann transportieren zu können. Die normale Besatzung pro Fahrzeug sollte jedoch bei 3 Mann liegen. So hat man Platz für Ausrüstung, notwendige Verbrauchsmittel, und den Transport von Verwundeten oder von Angehörigen der Fernaufklärer welche ihre Fahrzeuge verloren haben.

Um sich im Gelände helfen zu können wäre es erforderlich, dass immer mindestens zwei der Fahrzeuge zusammen agieren. Eine Fernaufklärungs-Gruppe könnte zwei solcher Binome umfassen und käme damit auf 4 Fahrzeuge mit 12 Mann. Eine weitere Fernaufklärungs-Gruppe würde ebenfalls 12 Mann umfassen, dies jedoch auf 12 Motorrädern. Dazu kämen noch zwei weitere Führungs-Fahrzeuge, und der Fernaufklärungszug käme damit auf 6 Fahrzeuge und 12 Motorräder sowie 30 Mann. Die Fahrzeug würden zudem eigene Drohnen mitführen.

Drei solcher Fernaufklärungs-Gruppen würden dann zusammen mit einem Kommando-Zug entsprechend eine Fernaufklärungs-Kompanie bilden. Der Kommando-Zug würde zwei Kommando-Gruppen zu je 4 Fahrzeugen umfassen, welche von Führung, Kommunikation über EloKa bis hin zu Versorgung weitere Möglichkeiten bieten würden. Dabei wäre jede der Gruppen für sich allein der Lage die ganze Kompanie zu führen, so dass alle Strukturen hier doppelt vorhanden sind. Damit käme eine solche ultraleichte Fernaufklärungs-Kompanie auf 26 Fahrzeuge, 36 Motorräder und 114 Mann.

Wohlgemerkt wäre das nur eine Kompanie und das wäre nur die Bodenkomponente der Korps-Aufklärung für die Aufklärung in Räumen mit geringer Truppendichte. In meiner Korps-Struktur welche ich hier vorgestellt habe, gäbe es ja als Korps-Truppe sowohl ein komplettes Fernaufklärungs-Bataillon als auch zusätzlich mehrere Spezial-Drohnen-Bataillone, welche mit diesem zusammen in diesen Räumen agieren würden.
Zitieren
All das formulierte, wäre alles mit Carcall abbildbar. Man könnte sogar noch weiterdenken und bestimmte Fahrzeuge mit einem E-Motorrad auf "handelsüblichen" Heckträgern ausstatten. Eine Gruppe aus zwei dieser gebildet, könnte die Sichtaufklärung durchführen, welche durch zwei weitere durch Drohnen vorbereitet und überwacht wird und durch einen weiteren mit einem Mörser gedeckt wird und mit einem "Mannschaftstransporter" als Eingriffsreserve in der Hinterhand gesichert wird. Aufgrund der Drohnengefahr sehe ich dann allerdings, bei allen drei Varianten bald schon ein Fahrzeug wie den Terrier? ( MG6 als Drohnenschutz mit KI) als Sicherung.
Zitieren
Mörser wären gar nicht notwendig, da eine solche Einheit nicht durch eigene mitgeführte Feuerkraft wirkt, sondern durch abrufbare. Aber ansonsten ja, von Heckträgern für die Motorräder bis hin zur Aufgabenverteilung, ginge das genau in die Richtung die du beschreibst.

Wichtig ist, dass die ganze Einheit mit Helis verlegbar ist, gerade deshalb auch die ultraleichte Ausstattung, und dass entsprechende Sensorik mitgeführt wird. In Bezug auf Drohnen ist das primäre Problem gar nicht die Bekämpfung derselben, sondern deren frühzeitige Detektion. Entsprechend sind akustische Sensoren, elektro-optische Sensoren und Thermalsicht wesentlich. Heutige hochmoderne Sensoren können selbst kleine Drohnen bereits auf viele Kilometer aufspüren. Sie können beispielsweise KI gestützt die Geräuschsignatur einer Drohne selbst aus großem Lärm sicher heraus filtern und dies auf erhebliche Distanzen.

Ich schreib heut abend noch was zur Frage der genauen Bewaffnung und der Rollen und Aufgaben der jeweilgen Fahrzeuge / Gruppen.

Vorab aber noch ein kurzer Punkt: in diesem Raum sollen ja auch eigene Drohnen agieren und die Bodeneinheit dient auch der dezentralen Lenkung derselben und als Relais für diese. Daher beispielsweise als Korps-Truppe die benannten Spezial Drohnen Bataillone. Deren Aufgabe ist aber auch vor allem die Jagd auf feindliche Drohnen in diesem Raum.

Und wie gesagt habe ich erstmal nur eine Fernaufklärungs-Kompanie umrissen, Aber es wäre ja ein komplettes Bataillon, dessen Struktur und Zusammensetzung ich ja auch noch darlegen werde.
Zitieren
Einen Caracall mit drehringlafette bekomme ich aber nicht in eine Ch47 , das geht nur ohne waffenaufnahme. Ch53 wäre möglich .

Fernspäher , wie auch Fern und Spezialaufklärer verzichten eigentlich durchweg auf Fahrzeuge bei ihren Aufträgen. Nicht bloß weil die Verbringung unentdeckt nahezu unmöglich ist da diese ihren einsatzraum meist im freifallverfahren erreichen , ist auch das fortbewegen mit Fahrzeugen unentdeckt nahezu unmöglich. Auch erreiche ich mit einem Hubschrauber den man dazu bräuchte nicht die aufklärungstiefe die für solche Truppenteile vorgesehen sind.
Gerade bei dem Einsatz von drohnen heutzutage , als Hinweis dazu , wenn ich eine feindl Drohne in seinem eigenen Hinterland abschiesse habe ich mich verraten .
Zitieren
Zitat:Gerade bei dem Einsatz von drohnen heutzutage , als Hinweis dazu , wenn ich eine feindl Drohne in seinem eigenen Hinterland abschiesse habe ich mich verraten .

Es geht hier zwar nicht (primär) um das feindliche Hinterland, aber grundsätzlich ja. Deshalb ja meine Betonung dass solche Drohnen von anderen Drohnen oder EloKa gejagt werden und die Fernaufklärer nicht selbst feuern (im weitesten Sinne des Wortes) sondern Feuer von anderen Systemen her abrufen.

Fernaufklärer ist hier zudem ungleich Fernspäher. Das sind völlig verschiedene Methoden.

Bezüglich des Caracall stimme ich dir zu, dass ist nicht das optimale Fahrzeug dafür. Schlussendlich sollte so ein Fahrzeug ein Vollhybrid sein, und es müsste von den Abmessungen her in Zivile Garagen passen und durch enge zivile Durchfahrten. Jede Art von Schutz ist irrelevant, was das Gewicht senkt. Das Fahrzeug sollte ohne festes Dach sein, an den über dem Fahrzeug befindlichen Gestell hingegen ein ad hoc herunterziehbares Tarnnetz sein, welches so weit wie möglich auch gegen Thermalsicht schützt (zumindest vorübergehend).

Spezifisch zur Verbringung per Heli: Motorräder kann man sehr gut per Heli verlasten.

Spezifisch zum agieren im feindlichen Hinterland, also dem vom Feind kontrollierten Raum: dass wird konventionell immer schwieriger werden und kann durch normale uniformierte Aufklärungseinheiten am Boden eigentlich kaum noch geleistet werden.
Zitieren
Bei fernaufklärern bezog ich mich auf das Gegenstück zu fernspäher in der NVA .
Ansonsten kenne ich die Bezeichnung nur im Zusammenhang mit fliegenden Aufklärung der ehem Luftwaffe .
Zitieren
Da hast du einen guten Punkt angesprochen: wir müssten erstmal wieder über Namen / Begriffe und Definitionen sprechen. Sonst verstellt der Name mal wieder die Sicht darauf, was gemeint ist. Werde ich heute Abend nachholen.
Zitieren
(13.11.2025, 15:45)Quintus Fabius schrieb: wir müssten erstmal wieder über Namen / Begriffe und Definitionen sprechen. Sonst verstellt der Name mal wieder die Sicht darauf, was gemeint ist.
In diesem Fall ergibt es sich ja aus der Historie der Debatte. Es ging um leichte Aufklärungskräfte, die in Räumen geringer Truppenstärke operieren sollen. Das ist ungleich der Aufgabe der BW-Fernspäher. Am ehesten könnte man das wohl irgendwo zwischen den leichten Spähtrupps und den LL-Aufklärern einordnen. Ein direktes Äquivalent wäre mir in der BW allerdings nicht bekannt.


Gibt es eigentlich in der BW irgendwelche Ansätze dafür, die Heckklappe des NH90 für die Anlandung von ATV o.ä. zu nutzen, so wie die Franzosen mit dem Fardier?
Zitieren
Da wird die Ch53 bevorzugt , einfach weil sie höhere Transportkapazität hat und eine bessere Einsatzbereitschaft . Es wurde aber schon gemacht , in Österreich glaub ich bei einer Übung .
Zitieren


Gehe zu: