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Mal einen allgemeinen Gedanken zu den "Kampfaufklärungsbrigaden" laut hartpunkt.de :
Die BW muss schnellmöglichst neue Heerestruppen aufstellen um die NATO-Forderungen zu erfüllen.
Da erscheint es doch als schnellen und pragmatischen Lösungsansatz die 6 Aufklärungsbataillone aus den 6 mechanisierten Brigaden herauszulösen und hieraus 2 Brigaden zu je 3 Bataillonen aufzustellen.
Denkbar wäre die Aufteilung in je 1 leichtes, mittleres und schweres Aufklärungsbataillon. De facto wäre also eine Umstrukturierung 2 aktiver Bataillone zu Panzeraufklärungsbataillonen eine Option. Ich würde dann auf Lüneburg und Gotha tippen.
Dazu liesse sich sicherlich noch ein Divisionsstab aufstellen, Stabsoffiziere haben wir ja reichlich. Und ruckzuck haben wir neben der Heimatschutzdivision eine weitere Division, welche wir der NATO Combat-Ready melden können. Realer Aufwuchs = +/- 0
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Auch wenn diese Idee viel mehr Probleme erschafft als sie ansatzweise löst, glaube ich, dass du dennoch damit den tatsächlichen Hintergrund dieser Idee getroffen haben könntest.
Wir haben der NATO mechanisierte Brigaden zugesagt - wir können keine stellen, also kannibalisiert man die Aufklärer in solche Pseudo-mechanisierte Brigaden und kann dann behaupten, man würde seine Zusagen einhalten.
Ich glaube wirklich, du hast damit die tatsächlichen Motive hinter dieser Idee aufgedeckt.
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Das sehe ich nicht so eng. Die Aufwuchsziele sind bis 2035 zu erreichen, und die Bundeswehrführung setzt offenbar einfach voraus, dass Berlin früher oder später zur Wehrpflicht zurückkehren muss (siehe etwa Mais’ Epistel zum Abschied).
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Das ist auch so ein Punkt: die Bundeswehr verfolgt anscheinend nur diesen einen Plan: die vollumfängliche Wehrpflicht kommt und damit werden alle Probleme gelöst. Es gibt anscheinend keinerlei andere Ideen, ausser dieser Ideenlosigkeit.
Aber bleiben wir bei der Heersaufklärung: die Aufklärung auf Korps-Ebene wird eigentlich nicht mit Panzeraufklärern geleistet und insbesondere nicht mittels Aufklärung durch Kampf (schwere Panzeraufklärer mit Kampfpanzern). Denn das - die Aufklärung direkt "vorne" ist Aufgabe der Kampfverbände selbst. Dass erledigen also die Brigaden, etwaig die Divisionen in Eigenregie und nicht das Korps. Die Aufklärung auf Korps-Ebene ist daher komplett anders (eigentlich) und damit ein Panzerspäh-Verband auf Korpsebene nicht sinnvoll, insbesondere nicht wenn er Kampfpanzer beinhaltet.
Panzerkavallerie auf Korps-Ebene müsste daher vollständig anders konzipiert und eingesetzt werden. Die Idee, damit für das Korps Aufklärung zu betreiben macht so mit schweren Panzeraufklärern keinen Sinn. Das kann allenfalls eine Nebenaufgabe sein.
Und wie schon dargelegt taugt die beschriebene Kampfaufklärungs-Brigade auch nicht als Korps-Reserve und nur sehr bedingt zum Flankenschutz. In diesem Kontext sollte man bedenken, dass 1 (in worten EIN) Kampfpanzer-Bataillon auch zum Flankenschutz heillos unzureichend ist, die sonstigen Kräfte aber nicht genug Kampfkraft aufbringen können um tatsächlich die Flanken (Mehrzahl) eines Korps zu decken.
Verbleibt noch der Vorstoss in die Tiefe, also die Exploration von Durchbrüchen. Hierfür benötigt man nun im weiteren Einheiten die schneller und beweglicher sind, bei größerer Reichweite und größerer Autarkie. Und auch da wird diese Brigade in der vorgestellten Zusammenstellung deutlich schlechter sein als andere mögliche Verbände. Vor allem ist sie für solche Aufträge wiederum quantiativ zu gross und damit zu unbeweglich und zu langsam (je grösser der Verband, desto mehr wird die Geschwindigkeit der Fahrzeuge durch die blosse Verbandsgröße reduziert).
Um es nochmal zusammen zu fassen:
1. Aufklärung auf Korps-Ebene benötigt andere Systeme und andere Strukturen. Die geplanten Brigaden können daher die Aufklärung für ein Korps so nicht richtig leisten.
2. Einheiten die Durchbrüche explorieren müssen kleiner sein, schneller und mehr auf Kampf und weniger auf Aufklärung ausgelegt sein. Hierfür ist eine Brigade wiederum zu gross.
3. Eine Korps-Reserve sollte zwar durchaus eine Brigade umfassen, aber die angedachte Brigade hat für diesen Auftrag viel zu wenig Schlagkraft. Eine Korps-Reserve und ein Aufklärungs-Auftrag widersprechen sich zudem.
4. Für die Flankensicherung ist die Kampfkraft ebenfalls unzureichend (nur ein Panzer-Bataillon für alle Flanken eines Korps)
5. Die Aufklärung unmittelbar vor den eigenen Einheiten wird durch die Kampfverbände selbst gewährleistet und nicht von Korps-Aufklärungstruppen
6. Die Korps-Reserve aus einer Brigade aus einer der Divisionen zu bilden ist wesentlich effizienter und sinnvoller. Insbesondere da unsere Divisionen ohnehin aktuell "zu viele" Brigaden haben.
7. Die vorgestellte Struktur krankt zudem an mangelnder Durchhaltefähigkeit, insbesondere auch weil sie so ein Stuckwerk aus lauter nicht zusammen passenden Untereinheiten und Systemen ist. Frühere Panzeraufklärungs-Bataillone die ja wie in der Heeresstruktur 3 auch oft recht gemischt waren, hatten das gleiche "Problem", sollten aber ja auch gar nicht so lange durchhalten und hatten nicht den Raum eines Korps zu bearbeiten.
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Ich sage nochmal... man bilde einfach eine Panzerkavallerieabteilungen als Korpsreserve und lässt die Aufklärungsbataillone bei den Brigaden. Da können dann auch alle Abgehalfterten ihren Kavalleriefetisch ausleben.
Der Grund warum man stattdessen die Aufklärungsbataillone zur eigenständigen Brigaden formieren möchte ist aber doch nicht die Nato. Vielmehr werden mit zwei neuen Großverbänden viele neue höhergruppierte Dienstposten geschaffen. Der Wasserkopf brauch Raum zu wachsen.
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Es wird sich zeigen, wie diese Verbände aussehen werden und ob sie überhaupt aufgestellt werden.Grundsätzlich ist der Auftrag gleich dem Auftrag, den die Armored Cavalry Regiments der US Army im kalten Krieg hatten. Aufklärung durch Kampf auf Korpsebene, Verzögerungsverband, Flankensicherung, Korpsreserve.
Allerdings hatten diese Verbände eine vollkommen andere Struktur als diejenige, die aktuell für die Bundewehr diskutiert wird: Im Prinzip waren das selbstständige Brigaden aus drei gemischten schweren Bataillonen (Panzer/Panzergrenadiere), einem Heeresfliegerregiment(!) mit Kampfhubschraubern, einem in die gepanzerten Bataillone integriertem Panzerartilleriebataillon und allen weiteren notwendigen Kampfunterstützungs- und Unterstützungseinheiten auf Brigadeebene. Falls nationale Korps in fallweise vorgeplanten Räumen eingesetzt werden sollen, mag das sinnvoll sein, solche Verbände (mit der heutigen Zeit entsprechenden Drohnenfähigkeiten) aufzustellen, aber nur dann, wenn sie ständig in sehr hoher Bereitschaft sind und relativ weit „vorne“ stationiert werden, um kurze Anmarschwege zum Verzögerungsgefecht zu haben. Das ist aber in fast jeder Hinsicht etwas vollkommen anderes als das, was diskutiert wird.
Die ACRs waren im kalten Krieg im Prinzip einfach überschwere gepanzerte Kampfverbände.
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Das wird wohl die Hoffnung einiger alten Aufklärer sein da jetzt der neue insp. Heer sein Dienst antritt als ehem Aufklärer das man vielleicht bevorzugt wird
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(23.09.2025, 11:10)Nightwatch schrieb: Es ist aber wahrscheinlich eher das was sich die Nato unter Combat Reconnaissance Brigade als Korpsreserve versteht als das was die Bundeswehr in typischer Überbetonung vermeintlicher Nicht-Kampfaufgaben daraus macht.
Ein ACR am Ende des kalten Krieges bzw. bei Desert Storm verfügte über 123 M1 Abrams, 123 M3 Bradley, 24 M109, 27 OH-58, 26 AH-64, 21 UH-60 und das ganze Sammelsurium von Bergepanzern, Brückenlegern, Transportpanzern, Lastwagen o.ä.
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Ja, mit ein Grund warum ich Panzerkavallerieabteilungen und nicht Panzerkavallerieregiment geschrieben habe. Es macht in meinen Augen wenig Sinn eine organische Heeresfliegerkomponente einzubinden, wenn diese Elemente sowieso auf Korpsebene vorhanden sind.
Ein kämpfendes Korps braucht organisch kampffähige Verbände als Korpsreserve. Früher hatte wir dafür mal die Luftlandebrigaden eingeplant, heutzutage wären unsere Korps sowieso schon viel leichter mit maximal zwei mäßig ausgestatteten Panzerdivisionen anstatt deren vier, sodass die fehlende Schlagkraft durch Panzerkavallerie wenigstens teilweise ausgeglichen werden könnte.
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In diesem Kontext sollte man anfügen, dass die ACR nur theoretisch Aufklärungseinheiten waren und in der praktischen Realität des Krieges auch nicht als Korps-Reserve dienten, sondern ganz im Gegenteil fast immer die vorderste Speerspitze der Kampftruppen bildeten, noch vor den sonstigen mechanisierten Brigaden. Das war insbesondere im Irak auffällig, wo beispielsweise das ACR das Macgregor dort kommandierte zu keinem Zeitpunkt zur Aufklärung oder Reserve diente, sondern stattdessen als reine Kampfeinheit im mechanisierten Gefecht agierte, und dies vor allen anderen mechanisierten Einheiten. Mcgregor erklärte mal in diesem Kontext, dass die Aufklärung für seine "Aufklärungseinheit" das grösste Problem war. Er hätte sich mehr Aufklärer gewünscht weil er ganz vorne "auf Sicht" in den Feind hinein stieß. Eine hübsche Ironie für einen Verband der eigentlich auch der Aufklärung dienen sollte (in der Theorie). Und wie hier schon dargestellt hatten diese Einheiten daher auch eine völlig andere Struktur als das was die BW da jetzt plant
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