(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
(09.06.2025, 14:11)muck schrieb: Dass John Deere und andere Firmen mit Beginn der Sanktionen gegen Russland dorthin verkaufte Maschinen aus der Ferne abgeschaltet haben?

Hat zwar eigentlich nichts mit dem Thema zu tun aber die Abschaltung betraf wohl nur Maschinen die in der Ukraine gestohlen wurden. Soweit ich weiss werden die Fahrzeuge von Deere aber sowieso abgeschaltet wenn man sie als gestohlen meldet. Die regulär nach Rußland verkauften Exemplare betraf dies nicht, möglicherweise sind aber weitere Software Updates durch die Sanktionen verhindert wurden. Prinzipiell nützt das aber nicht wirklich viel. Selbst einige deutsche Bauern hacken inzwischen die Software um Kosten zu sparen.
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Zum einen bitte keine persönlichen Animositäten, zum anderen kehren wir von der Frage der Fernabschaltung von Traktoren hiermit wieder zurück zur Bundeswehr.

Für Cyberwarfare gibt es einen eigenen Strang:


https://www.forum-sicherheitspolitik.org...berwarfare
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(07.06.2025, 13:33)Wittgenstein schrieb: Strategie bestes Thema Big Grin

In Deutschland mangelt es an militärischer Forschung und Fachjournalismus. Information über taktische/strategische militärische Themen findet man nahezu ausschließlich in Englischsprachigen Quellen.
Angelsächsische Fachartikel und Studien sind qualitativ hochwertig.
In Deutschland ist das Gegenteil der Fall:
Beispiele:
https://metis.unibw.de/de/publications/2...edrohungen
https://metis.unibw.de/de/publications/3...likationen
https://www.hartpunkt.de/der-faktor-zeit...sfuehrung/

Solche "Fachartikel" sind leider typisch deutsch. Fachlich teilweise falsch und ansonsten oberflächliche Banalitäten.

Auch unsere Experten wie Kiesewetter, Masala, Gaub oder Tsetsos sind Luftpumpen, wenn man genau hinhört.

Institutionen wie:
https://www.rand.org/
https://www.usni.org/
https://warontherocks.com/
.....
haben wir nicht.

Das Thema ist unter deutschen Akademikern/Journalisten eine winzige Nische und jeder der sich damit beschäftigt automatisch ein Experte. Es gibt wenig Konkurrenz.

Ist aber nicht schlimm.
Unsere Politiker sind zum Glück mehrsprachig. Man sollte deutsche Experten am besten ignorieren. Zumindest zur Zeit.
Mittelfristig könnte man, mindestens zwei konkurrierende, Institute für militärische Forschung nach dem Vorbild der öffentlich-rechtlichen Medien etablieren.
Durch öffentliche Gelder finanziert, aber inhaltlich unabhängig vom Staat, der BW und der Industrie.

Kurzfristig sollte das BMVg auch in der Frage der strategischen Ausrichtung externe Hilfe suchen. Gerne aus Übersee.

Es ist offensichtlich das die BW strukturell und in ihrer strategischen Ausrichtung nicht funktioniert.
Das muss sich ändern.

Wer sich Wittgenstein nennt, sollte dann auch entsprechend differenzieren können.
Kiesewetter ist ein Politiker und kein aktiver Wissenschaftler. Er hat ein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und daher wissenschaftliche Erfahrungen.
Masala ist zusammen mit Krause, Uni Kiel, einer der wenigen realistisch forschenden Politikwissenschaftler.
Tsetos ist ein Schüler von Masala.

Es gibt durchaus gute deutschsprachige Publikationen:
https://www.degruyterbrill.com/journal/key/sirius/html
https://shop.oemz-online.at/
https://www.swp-berlin.org/
https://www.e-periodica.ch/digbib/volumes?UID=asm-004
https://www.ispk.uni-kiel.de/de
https://zms.bundeswehr.de/de/

Generell erstmal die Forschungslandschaft scannen: 1. welche Profs haben wir, 2. welchen Paradigma gehören die an, 3. welche Zeitschriften vertreten welches Paradigma, 4. welches Paradigma ist vorherrschend, usw.

Es gibt genügend Friedensforschung in Deutschland. Es müssen m. M. mehr Realisten Masala, Krause, Hacke usw. auf Lehrstühle gesetzt werden.
In der Militärgeschichte sieht es noch schlechter aus: Es gibt nur eine Professur nämlich Sönke Neitzel in Potsdam.
In Hamburg dominiert das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) die Geschichtswissenschaft, hier ist nur bedingt Operationsgeschichte oder Strategiegeschichte möglich.

Auch wird selbst
https://www.portal-militaergeschichte.de/node?page=1
dieses sehr stark von pazifistischen Leuten bestimmt, die wenig über Doktrinen, Militärtechnik und militärische Formationen und ihre Zusammenhänge wissen und daher auch kaum dazu forschen können und wenig bis keine Erkenntnisse generieren können.
Stig Förster ist hier vor allem zu nennen und seine Schüler, bspw. Dierk Walter, der Emeritus der Uni Zürich hat viele aus Augsburg und anderen eher pazifistischen Universitäten um sich versammelt und bspw. das Reihenwerk "Krieg in der Geschichte" (KriG) herausgegeben.

Auch die Sammelbände bspw. im Reihenwerk "Zeitalter der Weltkriege" des MGFA (jetzt ZMSBw) sind sehr gemischt, mitunter nur moralisch argumentierend.

Und auch wenn Lanz bereits besser ist, weil vertiefend, ist es doch nur Boulevard und nicht wissenschaftlich.
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Man sollte wirklich nicht das Niveau an Sendungen wie Lanz festmachen. Das lässt keinerlei Rückschlüsse zu.

Ich möchte noch auf den Punkt eingehen, welchen Broensen angeführt hat, nämlich dass ein rein auf die Kriegsführung ausgerichtetes Studium außerhalb der Offizierslaufbahn keinen Sinn macht (und dort gibt es in der Führungsakademie / dem Generalstabslehrgang usw. ja solche de facto Studien). Ich sehe das nicht so. Eine solche Ausrichtung könnte durchaus auch für Zivilisten im Beruf verwertbar sein. Beispielsweise kann man mit dem Studium in Potsdam dann auch in ausländischen Unversitäten studieren wo solche, spezialisierten Studiengänge angeboten werden. Studenten die sich so spezialisieren hatten noch nie Probleme hier später Arbeit zu finden, obwohl ihr anschließendes Auslandstudium dann einfach nur noch rein "War Studies" hieß.

Dafür gibt es durchaus einen Markt, wenn auch nicht unbedingt in dieser Bundesrepublik, in welcher Krieg primär immer in Bezug auf Konfliktlösung und Friedensforschung hin untersucht wird und nicht auf die Frage, wie man siegreich Krieg führt.
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(09.06.2025, 23:51)Delbrueck schrieb: ....
dieses sehr stark von pazifistischen Leuten bestimmt, die wenig über Doktrinen, Militärtechnik und militärische Formationen und ihre Zusammenhänge wissen und daher auch kaum dazu forschen können und wenig bis keine Erkenntnisse generieren können.
.

Dankeschön, das war mein Punkt.
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(10.06.2025, 00:15)Wittgenstein schrieb: Dankeschön, das war mein Punkt.
Du hattest Dich zum Portal für Militärgeschichte doch gar nicht geäußert? Huh Darauf bezog sich aber @Delbrueck.
(09.06.2025, 23:51)Delbrueck schrieb: Kiesewetter ist ein Politiker und kein aktiver Wissenschaftler. Er hat ein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und daher wissenschaftliche Erfahrungen.
Er ist außerdem Oberst d.R., Absolvent der Generalstabsausbildung und Artillerieoffizier mit Einsatzerfahrung.
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https://www.zeit.de/politik/deutschland/...hnung-frei

Mit den Sozialdemokraten wird es keine Rückkehr zur bisherigen Wehrpflicht geben. Das sagt Vizekanzler Klingbeil. Also: Keine Wehrpflicht für Männer eines Jahrgangs. Er schlägt vor, den Führerschein dort zu finanzieren, um attraktiver zu werden. Dabei war sein Vater Berufssoldat, Unteroffizier in Munster.

Die CDU hält dagegen. Ohne Wehrpflicht wird die Lücke von 50.000 bis 60.000 Soldaten nicht zu schliessen sein. Generell wird kein Aufwuchs möglich sein.
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@Frank353

Im Gegenteil. Ich denke, dass Klingbeil gesichtswahrend eingeknickt ist. Er signalisiert Zustimmung zu den Plänen von Friedrich Merz, ohne sich vor dem SPD-Parteitag zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Zitat:"Es wird keine Rückkehr zur alten Wehrpflicht geben, bei der alle jungen Männer eines Jahrgangs eingezogen werden", sagte der SPD-Chef den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.
Es ist viele Jahrzehnte her, dass zuletzt alle tauglichen dienstwilligen Männer überhaupt eingezogen wurden. Außerdem hat das niemand vor. Um über den beabsichtigten Zeitraum aufwachsen, braucht die Bundeswehr ungefähr eine Verdopplung der jetzigen Rekrutenzahlen (knapp 20.000 jährlich), also reden wir hier von vielleicht 20.000 Wehrpflichtigen.
Zitat:Klingbeil zeigte sich einverstanden damit, dabei "jetzt schon die Voraussetzungen dafür" zu schaffen, "dass auch verpflichtend eingezogen werden könnte". Das soll für den Fall gelten, dass sich nicht genügend Freiwillige melden.
Das ist der Einstieg in den Ausstieg der Aussetzung der Wehrpflicht, gegen den sich die SPD bisher gesperrt hatte. Denn die "Voraussetzungen", um die es hier geht, sind logischerweise nur durch eine Wehrersatzorganisation zu schaffen. Wie sonst sollte die Bundeswehr geeignete Wehrpflichtige identifizieren und einziehen.
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