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Zitat: So kurz und einfach wie es mir nur möglich ist: die Führungsstrukturen der Bundeswehr, insbesondere die Stäbe der Brigaden / Divisionen sind nicht kriegstauglich.
Die müssen auch nicht Kriegstauglich sein.
Hättest mal in die Vorschrift geschaut dann wüsstest du was mit den Stäben passiert im Einsatz.
Und über die Gliederung machen sich Leute aus 32 Ländern Gedanken die krieg nicht nur aus Büchern und YouTube kennen.
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Die müssen in Zukunft kriegstauglich sein. Und die Idee aus den Stäben heraus entsprechende kompakte und mobile Führungsstrukturen (Gefechtsstand) herauszubilden, und diese teilweise vom Gefechtsstand (Main) aus nach vorne zum Zweck der Führung der Kampftruppe abzustellen (taktische Führungselemente), wird so auch nicht funktionieren wie ihr euch das vorstellt oder wie es entsprechend in der Bundeswehr schriftlich tradiert wird. Alle Führungsstrukturen sind Primärziele - und zwar in der gesamten Tiefe des Raumes, sogar über die hinteren Teile (Rear) hinaus. In welcher sie sowohl aufgeklärt als auch bekämpft werden können.
Im übrigen kennt ihr den echten Krieg in keinster Weise, ihr kennt ihn allenfalls aus euren entsprechenden Ausbildungen und natürlich aus der HDv  Ironischerweise kenne ich echten Krieg vermutlich sogar besser als die meisten, und trotzdem maße ich mir nicht an in irgendeiner Weise eine Autorität deswegen zu sein. Weil absolut alles was ich an Erfahrung diesbezüglich habe für die moderne Kriegsführung der Zukunft genau so irrelevant ist wie deine persönliche Erfahrung und deine Kenntnise in diesem Kontext.
Deine Argumentation mit Autoritäten läuft im weiteren völlig ins Leere, weil sich diese 32 besagten Länder in den letzten Jahren vor allem mit Versagen ausgezeichnet haben und damit, dass sie sich nicht ausreichend an den echten richtigen Krieg angepasst haben, sondern ihr ihrer netten kleinen Führungswelt sich immer weitergehender nur auf die Prozesse konzentriert und immer mehr Führungsprodukte generiert haben.
Und mit dieser Ansicht stehe ich in besagten 32 Ländern keineswegs alleine dar. Insbesondere auch Truppenführer welche tatsächlich in Kriegen gekämpft haben, vertreten hier schon seit Jahren die gleiche Ansicht und auch bei der Bundeswehr sehen einige die aktuellen Führungsstrukturen als eines der primären Probleme für die Kriegsführung an.
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Der "Krieg" in Afghanistan war kein Krieg...zumindest nicht, wie der, den wir jetzt in der Ukraine sehen ...und zukünftig im Baltikum/Polen/Nordstaaten sehen würden.
Es war mehr oder weniger eine riesengroße Polizeiaktion gegen halb verdeckte, primitiv ausgerüstete aber ideologisch hoch motvierte Kräfte, die in Ihrem eigenen Land "Fremde Kulturen" bekämpften....mit Erfolgf, weil die "Besatzer" null eigenes Interesse an diesem Flecken Wüste und Gebirge hatten.
In Europa sieht das völlig anders aus, da es ein vollumfänglicher Zivilisations Krieg sein würde...und klar eine externe Invasionsarmee in ziviisierte Länder einmarschieren würde...oder diese von außen mit Angriffen bedecken würde.
Die NATO hat solche Kriege noch nie geführt.
Dementsprechend gibt es zwar kriegserfahrene Sopldaten in den Stäben (hauptsächlich USA natürlich, aber auch UK, F (wegen IRAK Feldzügen/Syrien/Lybien).
Der Restaber der 32 ist völlig kriegslos ...seit 70 Jahren.
Dementstsprechend auch völlig unerfahren (Was aber bis 2022 auch für Russland galt)
Stäbe sollten sich stark mit Ukrainern treffen und deren effahreungen abfragen.
Ansonsten, behaupte ich, gilt für deutsche Führungsebenen:
Krieg lernen wir in Deutschland erst durch den echten Krieg hier bei uns vor der Haustür !
Das ist zwar bitter, aber logisch und unvermeidlich.
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Überlebensfähige Gefechtsstandsysteme benötigen:
Eine durchgehende Dislozierung der Stäbe / Gefechtsstände / ja selbst der taktischen Führungselemente vorne. Diese Aufteilung in verschiedene, räumliich voneinander getrennte Bausteine ermöglicht es zudem, diese jeweils für sich allein zu verlegen / für sich allein Stellungsänderungen durchzuführen. Damit ist der gesamte Gefechtsstand praktisch fortwährend in Bewegung, aber immer nur jeweils einer oder ein paar der Bausteine. Da diese für sich allein klein sind, können sie sich viel leichter verbergen und haben eine viel größere Mobilität / Geschwindigkeit.
Die Stäbe / Gefechtsstände müssten zudem massiv verkleinert werden, nicht nur damit sie funktionaler und schneller (in Bezug auf die Führung) werden, sondern auch um ihre Signatur und Mobilität dadurch deutlich zu verbessern. Heutige Gefechtsstände umfassen bei höheren Ebenen bereits mehrere hundert Mann und der komplette Regieaufwand für einen Korpsgefechtsstand kommt bereits auf die Größe einer eigenen Brigade. Das sind absurde Fehlentwicklungen. Selbst in der Bundeswehr gab es noch zu Kalter Krieg Zeiten viel schlankere Strukturen die viel beweglicher waren. Die heutige Technologie müsste eigentlich das Gegenteil von dem bewirken was sich da in den letzten 25 Jahren so entwickelt hat.
Sie müssen allesamt in erheblichem Umfang mit Ausrüstung zum Verbergen versehen werden, von entsprechender Tarnung über sofort abrufbare massive Nebelmittel und beigesellte elektronische Kriegsführung bis hin zu Täuschkörpern und der Befähigung auch sonst falsche Signaturen zu erzeugen, sei es im elektromagnetischen Spektrum, sei es im Bereich der Wärmesignatur usw.
Wir benötigen viel mehr und bessere terrestrische Übertragungssysteme. Welche eine möglichst hohe Querfeldeinbeweglichkeit und zugleich eine möglichst geringe Auf- und Abbauzeit haben.
Allgemein muß die Auf- und Abbauzeit von Gefechtsständen drastisch reduziert werden. Wir müssen unter die Zeiten kommen, nach welchen solche Strukturen in Kalter Krieg Zeiten verlegt wurden. Heute sind wir da stattdessen in Wahrheit deutlich darüber.
Wir müssen die Fähigkeiten von KI so schnell und so weitgehend wie möglich für die Führung verwenden und KI in den Führungsprozess einbauen.
Unnötige Funktionen (als plakatives Beispiel nenne ich mal den Offizier für Innere Führung) müssen absolut alle gestrichen werden.
Das ganze Meldewesen, das ständige zu engmaschige Führen in zu großer Detailliertheit und die bürokratischen rein prozessorientierten Prozedere müssen so weitgehend wie möglich gestrichen werden. Sie verlangsamen nur den Betrieb ohne praktischen Nutzen.
Stattdessen muss eine echte Auftragstaktik wieder hergestellt werden, denn allen Lippenbekenntnissen der Bundeswehr zum Trotz ist diese in der Bundeswehr degeneriert. Nur so werden wir unter möglichst weitgehender Ausnützung der heutigen technischen Möglichkeiten in der Lage sein, den Führungsprozess drastisch zu beschleunigen, und dass ist zwingend notwendig. Wir sind viel zu langsam und würden allein dadurch den Krieg verlieren, weil der Führungsprozess keine Unterstützung der kämpfenden Truppe mehr darstellt, sondern zunehmend eine Behinderung derselben.
Man muss weg von der Prozessorientierung bzw. dem Schwerpunkt beim Prozess statt der eigentlichen Zielsetzung welche die Führung haben sollte.
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(10.04.2025, 15:22)Quintus Fabius schrieb: Die Stäbe / Gefechtsstände müssten zudem massiv verkleinert werden, nicht nur damit sie funktionaler und schneller (in Bezug auf die Führung) werden, sondern auch um ihre Signatur und Mobilität dadurch deutlich zu verbessern. Heutige Gefechtsstände umfassen bei höheren Ebenen bereits mehrere hundert Mann und der komplette Regieaufwand für einen Korpsgefechtsstand kommt bereits auf die Größe einer eigenen Brigade. Das sind absurde Fehlentwicklungen. Selbst in der Bundeswehr gab es noch zu Kalter Krieg Zeiten viel schlankere Strukturen die viel beweglicher waren. Die heutige Technologie müsste eigentlich das Gegenteil von dem bewirken was sich da in den letzten 25 Jahren so entwickelt hat.
Fortschritt geht in unserer Zeit mit einer Zunahme der Komplexität einher. Das Potential aus dem technischen Fortschritt wird fast schon zwanghaft für eine Zunahme der Komplixität bzw. einen höheren Ressourcenverbrauch (Jevons-Paradoxon) verbraucht. Hinsichtlich der Führungsfähigkeit als Gegenstand des technischen Fortschritts und der Ressource Führungspersonal könnte man das Wirthsche Gesetz etwa so anpassen:
"Führungspersonal dehnt sich aus, um alles zu Führen, was geführt werden kann"
"Die Führungsprozesse werden schneller langsamer, als die Führungsfähigkeit schneller wird."
Oder so ähnlich.
(10.04.2025, 15:22)Quintus Fabius schrieb: Wir müssen die Fähigkeiten von KI so schnell und so weitgehend wie möglich für die Führung verwenden und KI in den Führungsprozess einbauen.
KI könnte hier tatsächlich zu einem Durchbruch verhelfen, aber es hat seinen Preis: Verlust von Führungsfähigkeit/Entscheidungsfähigkeit je nach Einsatz in wenigen oder vielen oder allen Schritten einer Entscheidung. Es kann sich aber auszahlen wenn man bereit ist diesen Weg konsequent zu gehen, also Entscheidungspotentiale entweder zu verrigern oder konsequent organisatorisch einzuengen (die Gefahr ist dabei dass am Ende doch wieder jeder mitreden will weil es möglich ist).
Möglicherweise ist dies auch eine Stärke der russischen Streitkräfte: brachiale Unterkomplexität in Führung und Taktik.
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Vorab: willkommen im Forum.
Zitat:Möglicherweise ist dies auch eine Stärke der russischen Streitkräfte: brachiale Unterkomplexität in Führung und Taktik.
Meiner Ansicht nach verhält es sich so: die Russen versuchen Hochkomplex zu führen, haben aber nicht ansatzweise die Fähigkeiten dafür (die Bataillons Taktischen Gruppen wären ein Musterbeispiel hierfür). Die rigide zentralisierte russische Befehlstaktik lähmt die Russen praktisch auf allen Ebenen, und was bei uns die Bürokratie ist, ist bei den Russen der Versuch alles so detailliert wie möglich militärisch führen zu wollen, ohne dass man dies kann und vor allem ohne dass die realen Untergebenen die man hat überhaupt so geführt werden könnten.
Entsprechend sind auch die Russen heillos prozessorientiert und gerade darin liegt eine ihrer wesentlichen Schwächen. Daraus resultiert auch ihre mangelnde Geschwindigkeit. Gerade dieser Aspekt, die Geschwindigkeit wäre daher der Bereich in welchem wir gegenüber den Russen am leichtesten kriegsentscheidende Effekte generieren könnten. Nur tun wir das nicht, sondern ergeben uns gleichermaßen zu weitgehend in den Prozess als Selbstzweck.
Zitat:KI könnte hier tatsächlich zu einem Durchbruch verhelfen, aber es hat seinen Preis: Verlust von Führungsfähigkeit/Entscheidungsfähigkeit je nach Einsatz in wenigen oder vielen oder allen Schritten einer Entscheidung. Es kann sich aber auszahlen wenn man bereit ist diesen Weg konsequent zu gehen, also Entscheidungspotentiale entweder zu verrigern oder konsequent organisatorisch einzuengen
Exakt. Und das ist als Idee kriegsgeschichtlich nicht neu. Mit der Kultur der allgemeinen Wehrpflicht und dem Entstehen der Massenheere stellte sich diese Problemstellung in der Frage der Führung schon einmal. Die Preußen entwickelten das Führen mit Aufträgen (Auftragstaktik) aus genau diesem Grund! Man konnte nicht wie früher führen, man erkannte dem folgend, dass der Versuch alles zu kontrollieren und zu steuern militärisch nachteilig ist, und versuchte es daher als Sonderweg erst gar nicht. Dazu muss man es aber zulassen, dass man in ganz vielem keine wirkliche Kontrolle hat. Das benötigt immenses Vertrauen, eine möglichst hohe Qualifikation der Untergebenen und schlussendlich das bewusste in Kauf nehmen von Risiken, eine regelrechte Risikoaffinität.
Heute aber ist die Bundeswehr so Risikoavers wie eine Armee es nur sein kann. Viele der aktuellen Fehlentwicklungen resultieren genau daraus, der Risikoaversion.
Zitat:die Gefahr ist dabei dass am Ende doch wieder jeder mitreden will weil es möglich ist
Exakt das ist ja das Rebound-Phänomen in Bezug auf Vernetzte Kriegsführung. Diese müsste alles beschleunigen, macht aber alles langsamer, weil von immer weiter oben nach immer weiter unten hinein geführt werden kann. Also wird diese Möglichkeit immer weitgehender missbraucht. Man will immer mehr kontrollieren, um Risiken zu minimieren, um die persönliche Verantwortung nicht zu haben, oder diese so weit wie möglich zu diffundieren, man will alles im Detail führen und verfällt immer mehr in Mikromanagement. Man führt also von immer weiter oben nach immer weiter unten - obwohl gerade die Bundeswehr mit ihrem Mythos Auftragstaktik das natürlich von sich weist und behauptet, das sei auf keinen Fall so, weil Auftragstaktik usw. Gerade deshalb nenne ich die Auftragstaktik in der Bundeswehr einen Mythos.
Das ist vor allem anderen auch ein Ausdruck eigener Unsicherheit und im Krieg ganz typisch. Je höher der Druck und das Risiko, desto mehr verfallen Soldaten selbst im Kampf in dieses Verhaltensmuster. Da man das größere Ganze nicht kontrollieren kann, sich ausgeliefert und unsicher fühlt, konzentriert man sich automatisch auf einen Kleinbereich - den man überschauen und tatsächlich kontrollieren kann, und konzentriert sich dann immer mehr und mehr auf solche irrelevanten Kleinigkeiten und verbraucht seine Zeit hierfür, während man die eigentlich wirklich relevanten Sachen vernachlässigt. Das reicht hinunter bis auf die Gruppenebene wo der Gruppenführer dann anfängt in einer Tour verbleibende Munition und Wirkmittel abzufragen und damit nicht aufhört, obwohl es sehr viel wichtigeres zu tun gäbe. Er versagt ohne dies überhaupt zu merken weil er sich in dem Chaos und der Ungewissheit auf etwas stürzt was er ordnen, kontrollieren und führen kann.
Deshalb ist es so relevant Offiziere und dergleichene militärische Führer vor allem danach auszuwählen, ob sie mit extremen Chaos, Ungewissheit, Ambiguität und Kontrollverlust nicht nur gut umgehen können, sondern dass sie unter solchen Umständen überhaupt erst so richtig aufblühen. Das wäre aber ein ganz anderer Menschenschlag als derjenige welcher heute im Offizierskorps mehrheitlich gegeben ist.
Zitat:"Führungspersonal dehnt sich aus, um alles zu Führen, was geführt werden kann"
"Die Führungsprozesse werden schneller langsamer, als die Führungsfähigkeit schneller wird."
Das ist perfekt formuliert. Wenn ich es in Zukunft zitiere verweise ich natürlich auf dich als Urheber - genau auf den Punkt gebracht. Mir fehlt für das Schaffen solcher ganzheitlicher Bilder einfach die sprachliche Eleganz.
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In diesem Kontext und auch schon wieder zwei Jahre alt, ohne dass sich in der real existierenden Bundeswehr da wirklich etwas substanziell (!) verändert hätte:
https://www.reservistenverband.de/magazi...eue-krieg/
Zitat:Das Herzstück dafür, die Kommandoposten, müssen ihre Signatur verringern. Das heißt weniger Container mit Funkmasten und Generatoren, um weniger Signale und Wärme abzustrahlen. Die US-Armee überlegt, ob sie ihre vorgeschobenen Kommandostäbe in ein paar gepanzerte Fahrzeuge bekommt, so dass sie sich nicht von der Masse der Fahrzeuge abheben.
Doch über die Jahrzehnte der asymmetrischen Konflikte wurden die Stabs- und Führungsstrukturen immer üppiger; auch um zivile Aspekte und zahlreiche Partner einzubinden. Nun ist Vereinfachen angesagt, was für die Bundeswehr schwierig wird. Die Einschätzung von Oberstleutnant Felix Lotzin: „Wir brauchen andere Lösungen zum Führen von Verbänden; zur Integration von künstlicher Intelligenz auch mehr Standardisierung.“ Um hier voranzukommen, sei es wichtig, abseits der etablierten Formen zu denken, so Lotzin.
Zitat:Der neue Kampf der verbundenen Waffen verlangt das rasche Führen vieler Systeme unter umfassender gegnerischer Aufklärung. Bis heute beherrscht das noch keine Armee überzeugend. ........Unter der massiven Schwäche unterschiedlicher Führungssysteme leidet auch die NATO. Allein für Übungen mit Partnerstreitkräften braucht die US-Armee zehn bis fünfzehn Tage vorab, um die Führungssysteme auf-einander abzustimmen. Das müsse eigentlich in wenigen Stunden erfolgen, so US-General Guy Jones vom Army Futures Command.
Zitat:Eine weitere Herausforderung für gutes Führen auf dem modernen Gefechtsfeld kommt von der digitalen Führungstechnik selbst. Diese kann hohe Kommandos zum Mikro-Management verleiten.
Zitat:Auch die Bundeswehr ist gerade dabei, ihre Führungssysteme zu digitalisieren samt Einbindung der Waffen, wie die Panzergrenadiere über das System „Infanterist der Zukunft“. Ob die Digitalisierung die Führungsphilosophie der Auftragstaktik herausfordert, auf welche die Bundeswehr so große Stücke hält, wird sich zeigen.
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blic...rainekrieg
Zu den wesentlichen „Lessons Identified“ gehören eine permanente Bedrohung von Führungseinrichtungen
Zitat:Zu den wesentlichen „Lessons Identified“ aus dem Ukrainekrieg gehören: eine permanente Bedrohung von Führungs- und logistischen Einrichtungen auf dem „gläsernen“ Gefechtsfeld, Bedrohung durch Drohnen und Drohnenabwehr, elektronischer Kampf und die Relevanz des engen Zusammenspiels von Aufklärung und Wirkung (der sogenannte „Sensor to Shooter Loop“).
Man weiß also natürlich auch in der Bundeswehr um die Problemstellung - welche ja so offensichtlich ist, dass sie selbst Leuten wie mir völlig klar ist, aber es geht nichts wirklich voran. Alles bleibt bei bloßen Absichtserklärungen und dass ist meiner Ansicht nach systeminhäret.
Es gäbe genug Soldaten die sofort eine Reform durchführen wollen und auch durchführen könnten, die wüssten wie man das alles praktisch umsetzt, aber nichts geschieht. Weil das organisch gewachsene Gesamtsysteme jede solche Veränderung kompensiert. Die Trägheit des Gesamtmechanismus ist einfach zu gro8, die Selbstregulation des Systems Bundeswehr stellt einen stabilen Regelkreis dar, aus welchem man nicht ausbrechen kann und welcher die fördert, welche nicht einmal gedanklich aus diesem ausbrechen.
Und entsprechend betet man dann die HDv 100/200 an und wie ausführlich diese im speziellen den Planungs- und Entscheidungsprozess beschreibt. Dabei hat dieses gewaltige Werk meiner Kenntnis nach nicht mal einen / mehrere Kommentare dazu, sondern umfasst bereits selbst in genauen Angaben was wie analysiert werden muss und was für Beurteilungskriterien jeweils dezidiert gegeben sind. Damit ist der moderne Krieg der Zukunft meiner Überzeugung nach aber nicht mehr führbar.
Dafür können wir dann alsbald mehrere hundert tote Soldaten pro vernichtetem Brigadegefechtsstand beerdigen, welche wie schon erwähnt im Krieg nicht nachziehbar sind - und die damit eine sich abnutzende, nicht regenierbare Hochwertressource darstellen.
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Na das könnte interessant werden wie man was vernichten will was es nur im friedlichen übungsbetrieb gibt .
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Einen Gefechtsstand mit Main, Rear, vorgeschobenen taktischen Führungselementen, Kommandoposten usw. gibt es also nur im friedlichen Übungsbetrieb.......
Dann erleuchte uns bitte was genau dann im Krieg stattdessen getan wird !
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(10.04.2025, 23:26)alphall31 schrieb: Na das könnte interessant werden wie man was vernichten will was es nur im friedlichen übungsbetrieb gibt .
Beobachtbar in verschiedenen Bereichen ist ein Vertrauen darauf, dass mit dem Krieg neue Rahmenbedingungen einträten, welche die im Friedensbetrieb auftretenden Schwachstellen/Leistungsdefizite aufheben würden. Hier das Vertrauen auf Ersatz-Prozesse, anderswo betrifft es Vorstellungen zur Personalgewinnung oder dem Nutzen ziviler Ressourcen für den Kriegsfall.
In dieser -- ausdrücklich nicht den Teilnehmern hier unterstellten und nur von mir beobachteten -- Sichtweise erscheint der Krieg gegenüber dem Frieden vorteilhafter für die Funktionsfähigkeit von Streitkräften. Die "negativen" Aspekte des Krieges die alles schwieriger machen sehe ich, aber das kanm auch am fehlenden Verständnis / fehlender Kenntnis liegen, manchmal nicht ausreichend berücksicht.
Um darauf zurückzukommen: woher wissen wir denn dass diese Führungsprozesse im Krieg tauglich sind, wenn sie vorher nicht angewendet /beübt werden?
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Wir wissen es nicht. Was nicht bereits im Frieden - in welchem in Wahrheit alles einfacher und viel leichter ist - intensiv geübt wurde, und auch praktisch in großen Manövern geübt wurde, funktioniert im Krieg dann nicht ausreichend.
Die Idee, dass man im Krieg dann andere Führungsstrukturen verwendet, welche man aber vorher im Übungsbetrieb nicht intensiv praktisch erprobt hat, ist gelinde gesagt abenteuerlich. Ganz allgemein ist bei der Bundeswehr in der Theorie eine enorme Menge an Kenntnissen vorhanden, aber es fehlt an der praktischen Übung. Mit realen Verbänden und nicht nur am Rechner und bei Simulationen.
Und das ist nicht meine Einzelmeinung. Sehr viele Bundeswehroffiziere sagen und schreiben exakt das gleiche. Praktisch jeder Punkt den ich hier angeführt habe in den letzten Beiträgen ist in der Bundeswehr den meisten völlig klar und wird so auch von einer Mehrheit der Offiziere dort geteilt.
Das Problem ist, dass man sozusagen wieder besseres Wissen dennoch zu sehr an dem festhält was ist und dieses nicht ausreichend, und vor allem nicht ausreichend schnell ändern kann. Nicht weil die unfähig wären, sondern weil die Beharrungsresistenz in diesen Fragen systeminhärent ist. Sie wird durch das Gesamtsystem Bundeswehr verursacht und zwingt damit fähige Leute dumme und falsche Dinge zu tun, obwohl diese Soldaten wissen wie es besser ginge.
alphall31:
Und? Wie exakt wird denn die Bundeswehr im Krieg im Unterschied zum friedlichen Übungsbetrieb agieren was die Führung der Großkampfverbände angeht ?
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In der gefechtsgliederung hat man neben der beweglichen befehlsstelle schon mal mindestens 4 Gefechtsstände zu bilden , ausweichgegefechtsstände sind da noch nicht dabei . Da es sich dabei um das gleiche Personal handelt welches im friedensbetrieb im Brigadestab ist kann man die jetzt auf alle Gefechts und befehlsstellen aufteilen. Nicht bloß die Gefechtsstände sind räumlich weit voneinander entfernt, auch die gefechtsstandzellen der einzelnen Gefechtsstände sind räumlich voneinander getrennt . Die Gefechtsstände liegen auch außerhalb taktischer gegnerischer Waffenreichweite. Um einen Brigadestab zu vernichten müsste man also alle Gefechtsstände zerstören was nahezu unmöglich ist . Noch dazu verfügt ein Brigadestab nicht über mehrere Hundert Mann . Die komplette Division bei uns hat nur einen Bedarf von 150 Arbeitsplätzen .
Man sollte das nicht verwechseln mit den Gefechtsständen der Stabilisierungsoperationen, wo man lange durchhaltefähig sein musste und die dort eingesetzten Brigade/Division/Korps-Gefechtsstände durchhaltefähig, teilweise über Jahre, Aufgaben übernehmen mussten, die über das rein taktische Führen und Planen von Landoperationen hinausgingen. Auch Gefechtsstände mit NATO Bezug sind unverhältnismäßig aufgebläht .
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Dann ist zumindest die Dislozierung ja bereits exakt so, wie ich es als Notwendigkeit beschrieben habe. Das entspricht dann exakt dem was ich schrieb. Sehr gut, wenn zumindest dieser Punkt bereits so ist, wie ich es mir gewünscht habe. Dann stellt sich mir aber die Frage, warum du schreibst, ich hätte keinerlei Ahnung vom Krieg. Denn wenn die Bundeswehr selbst (!) exakt das was ich hier als Wunsch angeführt habe bereits für den Krieg genau so vorsieht, worin liegt dann der Fehler in meinen Gedankengängen dazu? Inwiefern ist das was ich dann in Bezug auf Stäbe und deren Gefährung geschrieben habe falsch?
Denn es gibt ja nur einen Grund warum die Bundeswehr es bereits genau so plant / macht wie ich es beschrieben habe: weil Stäbe hochgradig gefährdet sind und weil über viele Jahre ausgebildete Offiziere eine Hochwertressource sind. Das heißt es ist exakt so, wie ich es beschrieben habe und man verteilt sich bereits auf mehrere Gefechtsstände, einschließlich mobiler (!) Gefechtsstände aus genau den Gründen welche ich nannte.
Verbleiben noch die Probleme von Signatur, Tarnung, Vernetzung und vor allem der Übung in dieser Gliederung. Sowie:
Zitat:Die Gefechtsstände liegen auch außerhalb taktischer gegnerischer Waffenreichweite.
In der heutigen Zeit meiner Meinung nach nicht. Meiner Ansicht nach unterschätzt man die Reichweite feindlicher Aufklärung wie Wirkung. Die gegnerische Aufklärung und Waffenreichweite ist heute so immens, dass du die Gefechtsstände praktisch gesehen dem Zugriff des Gegners nicht nach hinten entziehen kannst. Genau deshalb die Dislozierung, die Notwendigkeit von Tarnung, Signaturminderung, hoher Mobilität und redundanten Strukturen.
Zitat:Um einen Brigadestab zu vernichten müsste man also alle Gefechtsstände zerstören was nahezu unmöglich ist
5 Gefechtsstände zu vernichten würde ich keineswegs als unmöglich betrachten. Meiner Meinung nach sind die hochgradig gefährdet, auch wenn die Kriegsgliederung anscheinend sehr viel besser ist als von mir angenommen. Desweiteren stellt sich mir die Frage, ob der Brigadestab tatsächlich noch funktionsfähig ist, wenn beispielsweise nur noch zwei der Stände von fünf übrig sind etc.
Zitat:Noch dazu verfügt ein Brigadestab nicht über mehrere Hundert Mann
Mein letzter Stand aus dem Jahr 2023 dazu war, dass ein Brigadestab gemittelt ungefähr 200 Mann hat (nur der Stab, ohne Sicherung, Logistik usw. die dann da noch dazu kommen). Verteilt man das auf 5 Gefechtsstände, wären das 40 pro Stand. Was meiner rein privaten Meinung nach ausreichend wäre um eine komplette Brigade zu führen, dann würde tatsächlich ein Gefechtsstand reichen - und der Rest würde dann auch ein Schichtsystem ermöglichen so dass man durchgehend 24 Stunden lang alles abdecken kann. Wie groß ist den nun also 2025 ein Brigadestab ? (ohne Sicherung / Logistik)
Zitat:Auch Gefechtsstände mit NATO Bezug sind unverhältnismäßig aufgebläht .
Wie ich es schrieb nimmt der Stab eines NATO Korps mit Anhang den Umfang einer Brigade an.
Zitat:Die komplette Division bei uns hat nur einen Bedarf von 150 Arbeitsplätzen .
Nie im Leben hat hier und jetzt ein Divisionsstab der Bundeswehr nur 150 Mann. Du schreibst aber nun ja nicht Mann, sondern Arbeitsplätze ?! Bezieht sich dass dann auf eine Schicht ? die Kriegsgliederung ? Nur die Offiziere ?
Zudem möchte ich dir noch eine Frage stellen:
Zunächst mal ist die von dir beschriebene Aufteilung auf 5 Gefechtsstände einschließlich eines mobilen Gefechtsstandes ja hervorragend und entspricht exakt dem was ich als Forderung hier geschrieben habe. Das ist also schon mal sehr gut.
Wird diese Kriegsgliederung aber auch intensiv beübt ? Betreibt man den Stab auch im Frieden bei allen Übungen so ? Wie gut ist das Training in Bezug auf diese Gefechtsgliederung ?
(wenn du mir jetzt noch schreibst, dass ihr in dieser Struktur des Stabes regelmäßig trainiert und darin absolut fit seid, läuft natürlich der wichtigste Punkt meiner Kritik komplett ins Leere. Dann ist ja schon alles so, wie ich es mir gewünscht hätte)
Und ich verstehe deine Kritik an meinen Ausführungen nicht, da die Bundeswehr ja offenkundig bereits genau das macht, was ich hier als Wunsch für die Bundeswehr beschrieben hatte. Meine Ideen dazu entsprechend also einfach nur dem, was bereits deiner Aussage nach in der Bundeswehr Realität ist. Mein Kenntnisstand war da ein anderer, aber gut möglich dass es halt einfach inzwischen veraltet ist.
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Die Antwort auf Deine wichtigste Frage lautet: Es wird beübt, soweit es geht. Es fehlt an Personal und auch an FüFu-Fahrzeugen, um die nötige Redundanz herzustellen. Letztes Jahr hörte ich z.B., dass den Jägerbataillonen jeweils 8 GTK Boxer zur Mobilität des Gefechtsstandes fehlen.
Immerhin, das sind Probleme, die man abstellen kann.
Das Problembewusstsein ist da.
Im Übrigen würde ich in diesem Kontext darauf hinweisen, dass im Ukraine-Krieg bisher nur wenige erfolgreiche Schläge gegen Verbandsgefechtsstände geführt werden konnten.
Die Ukrainer haben noch keinen Brigadekommandeur und "nur" eine Handvoll Bataillonskommandeure verloren.
Auf russischer Seite sind zwar über 20 Generale und Admirale gefallen, aber die Mehrzahl davon, als sie sich an der HKL aufhielten, wo sie nichts zu suchen hatten.
Spontan fällt mir nur ein einziges Beispiel für einen strategischen Enthauptungsschlag ein, wie Du ihn befürchtest, nämlich im letzten November der erfolgreiche Angriff der Ukrainer auf das Hauptquartier der russischen 36. Armee in Kursk.
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Die Arbeit ist nicht auf 5 Gefechtsstände aufgeteilt, nur auf 2 . 2 Gefechtsstände sind in Betrieb , 2 Gefechtsstände werden gerade abgebaut und verlegen an neuen Standort und eigentlich 2 als Reserve. Also eigentlich sogar 6 Gefechtsstände .
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