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(03.03.2025, 02:26)Milspec_1967 schrieb: Mit APAR und TRS 4D ist aber kein BMD möglich!
Das geht im gesamten Westen nur mit SPY-6 oder den israelischen Systemen.
Das israelische System gibt es aber nur als schwenkbare Single Face Antenne (F-124 Nachrüstung) .. Da müßte man die F-124 aber gehörig umplanen.
Bezüglich der F127 hätten wir aber noch das Thales AWWS und deren Radare wenn wir nicht US Systeme wollen. Warten wir mal ab ob die Niederländer die Aster in das MK41 einplanen.
https://marineschepen.nl/schepen/future-...tml#wapens
Future Air Defender/ Nieuwe LC-fregatten (Nederland)
..Wie die aktuellen LC-Fregatten müssen auch die neuen Fregatten über eine mehrschichtige Verteidigung mit verschiedenen Raketentypen verfügen, die sich in ihrer Reichweite gegenseitig ergänzen. Sie müssen in der Lage sein, sich selbst und andere gegen U-Boote, USV bis hin zu den schnellsten Raketen zu verteidigen.
Die Schiffe erhalten Raketen gegen Luftbedrohungen mit kurzer und langer Reichweite, müssen aber auch in der Lage sein, ballistische Raketen und Hyperschallwaffen auszuschalten. Welche Raketen die Schiffe zu diesem Zweck erhalten werden, ist noch nicht bekannt. Dies fällt unter das Projekt „Bewaffnung der maritimen Luft- und Raketenabwehr“, dessen A-Brief zusammen mit dem der Fregatten am 1. März verschickt wurde. Das D-Schreiben mit der endgültigen Entscheidung wird für 2026 erwartet.. (Erst nach der Raketen-Wahl erfolgt die Entwicklung der Fregatten/Zerstörer)
Im Moment scheinen die Aster-Familie von MBDA und Raketen israelischer Hersteller in Frage zu kommen. Die Standard Missile-Familie scheint nicht in Frage zu kommen, da die neue SM-2 Block IIICu nur in Kombination mit der US-Aegis verfügbar ist, während die Niederlande sich für ein System von Thales entscheiden.
Ausgehend von dem Bild vom April scheint sich die Zahl der Vertikalraketen erhöht zu haben. Zusätzlich zu den beiden vorderen Geschützen wurde nämlich auch ein Vertikalwerfer mittschiffs zwischen den Schornsteinen installiert. Es ist noch nicht klar, welcher Werfer verwendet wird. Die derzeitigen Schiffe verwenden den US Mk 41, der eine Reihe von Raketen abfeuert. Wenn die Niederlande den Tomahawk einsetzen wollen, ist der Mk41 die einzige Option. Zitate Ende
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(03.03.2025, 02:26)Milspec_1967 schrieb: Mit APAR und TRS 4D ist aber kein BMD möglich!
Das geht im gesamten Westen nur mit SPY-6 oder den israelischen Systemen.
Das israelische System gibt es aber nur als schwenkbare Single Face Antenne (F-124 Nachrüstung) .. Da müßte man die F-124 aber gehörig umplanen.
Die interessantere Frage ist doch eher, ob diese F127 als Fähigkeit überhaupt BMD leisten müssen. Nach meiner Kenntnis fängt man eine BM entweder in der Boost-Phase, wofür man nahe am Startpunkt stehen muss oder in der Terminal-Phase ab.
Eine ICBM oder ähnlich hat einen Apogee, der deutlich höher liegt, als die Wirkhöhe eines SM-3. Für den Intercept in der Boost-Phase muss man sehr nahe am Gegner stehen, was der sicherlich nicht tolerieren wird.
Damit bleibt für uns doch nur "realistisch" ein Intercept in der Terminal-Phase und das kann man dann auch von Land aus realisieren. Wenn die F127 durch Verzicht auf BMD deutlich günstiger wird, würde ich das eingesparte Geld eher in die landgestützte BMD stecken und evtl. auf teil- oder gar verbunkerte BMD-Systeme setzen. Diese sind durch Härtung und Dislozierung auch wesentlich widerstandsfähiger als eine F127.
Außerdem haben wir in Europa doch mit HYDIS² und HYDEF zwei BMD-Projekte am Laufen, die mit etwas Druck vielleicht 2030+ IOC erreichen und auch in einem Sylver A70 Platz finden könnten.
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(04.03.2025, 21:33)DeltaR95 schrieb: Wenn die F127 durch Verzicht auf BMD deutlich günstiger wird, würde ich das eingesparte Geld eher in die landgestützte BMD stecken Mein Reden. Aber weniger aus finanziellen, sondern mehr aus Gründen europäischer Rüstungssouveränität.
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Ich denke das Schiff muss zwingend auf US Systeme und Waffen verzichten. Es wird eines der größten Rüstungsvorhaben der nächsten Jahre sein und wir können noch nicht absehen wie viele Einheiten beschafft werden. Ich würde hier auch nicht ausschließen dass es mehr als sechs werden.
Wir dürfen uns bei diesem Schlüsselprojekt nicht erpressbar machen. Man muss nicht spinnen um ein Szenario zu entsinnen in dem Waffenlieferungen daran geknüpft werden, dass wir auf X nicht gegen Fake News vorgehen dürfen oder Ähnliches. Man weiß nicht ob man lachen oder weinen soll.
Wie wichtig seht ihr denn das Thema BMD grundsätzlich. Müssen wir das können oder könnten wir auch einfacher abschrecken in dem wir Offensivwaffen vorhalten? Wenn das ein Fass ohne Boden ist, sollte man zumindest Alternativen überlegen. Bodengebinden wurde von euch ja schon angebracht.
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In der reinsten Form der Spieltheorie macht eine funktionierende BMD die Idee des Gleichgewicht des Schreckens zunichte, nicht weil man alle Atomraketen abfängt sondern weil der Gegner womöglich nicht mehr ausgehen kann 10 von 10 urbanen Zentren zerstören zu können sondern nur noch 9, damit würde die andere Seite einen nuklearen Schlagabtausch als Sieger hervorgehen.
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(04.03.2025, 22:11)Pmichael schrieb: In der reinsten Form der Spieltheorie macht eine funktionierende BMD die Idee des Gleichgewicht des Schreckens zunichte, nicht weil man alle Atomraketen abfängt sondern weil der Gegner womöglich nicht mehr ausgehen kann 10 von 10 urbanen Zentren zerstören zu können sondern nur noch 9, damit würde die andere Seite einen nuklearen Schlagabtausch als Sieger hervorgehen.
Bin kein gamer.
Aber es als Sieg darzustellen, wenn der Russe mit BMD bei uns statt 10 nur 9 deutsche Städte pulverisiert, muss mir auch jemand erklären
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Hier werden einige Begriffe durcheinander geworfen, die nicht zusammengehören. Bei BMD geht’s nicht um die Wirkung gegen ICBMs, jedenfalls nicht nur. Da geht’s prinzipiell erstmal um eine Wirkfähigkeit gegenüber ballistischen Flugkörpern, besonders gegenüber hochentwickelten ballistischen Flugkörpern mit hohem Apogee. Eingeteilt wie folgt:
- Tactical Ballistic Missile (TBM), <300m
- Sort Range Ballistic Missile (SRBM), 300-1.000km
- Medium Range Ballistic Missile (MRBM), 1.000-3.500km
- Intermediate Range Ballistic Missile (IRBM), 3.500-5.500km
- Intercontinental Ballistic Missile (ICBM), >5.500km
Diese Flugkörper kommen mit verschiedenen Gefechtsköpfen. Das können nuklear bestückte Gefechtsköpfe sein, müssen es aber nicht. Diese Flugkörper gibt es auch als klassische Artillerierakete mit konventionellem Sprengkopf und bspw auch als Seezielflugkörper.
Gegen ICBMs gibt es aktuell keine wirklichen verlässlichen Wirkmittel. Dafür sind ihre Flugprofile und Geschwindigkeiten zu hoch.
MRBMs hingegen (teilweise auch IRBMs) sowie alles was weniger Reichweite hat, lässt sich sehr wohl abfangen. Da reden wir von maximalen Flughöhen zwischen 500 und 1.200km. Eine SM-3 IIA bspw hat eine maximale Wirkhöhe von rund 1.000km. Mit entsprechend dafür befähigter Sensorik, die solche hoch fliegenden Zeile präzise erfassen und verfolgen kann, und bspw der SM-3 lassen sich die meisten Arten von ballistischen Raketen sehr verlässlich abfangen.
In Bezug auf die russische Bedrohungslage ist hier vor allem BMD gegenüber TBMs, SRBMs und MRBMs relevant. Der Großteil der russischen Ballistik-Arsenals fällt in diese 3 Kategorien bspw die SS-1, Iskander und R-17. Diese wurden bereits in limitiertem Maße in der Ukraine eingesetzt und werden in einem Krieg mit Europa ebenfalls eine große Rolle spielen.
Nicht nur wir rüsten daher BMD in unsere zukünftigen AAW Komplexe zu Wasser ein. Die britische, französische und italienische Marine verfügt ebenfalls über solche Fähigkeiten, die future air defender der niederländischen Marine werden ebenfalls über diese Fähigkeiten verfügen. Das passiert parallel zur Einrüstung von BMD Fähigkeiten an Land.
Das Problem an BMD ist hierbei die Natur von ballistischen Flugkörpern. Sie fliegen einerseits relativ hoch und andererseits relativ schnell, gerade in der terminal phase. Der limitierende Faktor ist hier oft nicht die Performance des abfangenden Flugkörpers, sondern die Performance der Sensorik und des Feuerleitsystems die diese Ziele verfolgen muss.
Leider ist Europa was BMD angeht zu 100% auf die USA angewiesen. Wir haben aktuell und in absehbarer Zukunft weder die entsprechenden Sensorik um solche hoch und schnell fliegenden Ziele zu erfassen und zu verfolgen, noch die entsprechenden Feuerleitsysteme die mit dieser Art von Bedrohung umzugehen, noch die entsprechenden Effektoren um diese Ziele zu bekämpfen.
Bei den hier angesprochenen IRIS-T HYDEF und HYDIS handelt es sich um Effektoren gegen hypersonische Bedrohungen, nicht gegen Ballistische.
Die britischen und französisch/italienischen Zerstörer/Fregatten der Type 45 und Horizon Klasse sind im BMD lediglich gegen TBMs und SRBMs gerüstete und das auf der mittlerweile fast hoffnungslos veralteten Aster 30 Block 1, Dienstgipfelhöhe rund 600km. Und ob deren Sensorik das überhaupt einigermaßen packt steht aktuell noch völlig in den Sternen.
Das einzige aktuell in Europa verbreitete Waffensystem das effektives (und für uns relevantes) BMD betreiben kann, jedenfalls im TBM und SRBM Bereich, sind die Patriot Batterien in der Ausführung PAC-3 oder neuer. Da reden wir europaweit von weniger als 20 Systemen, überall verstreut und mit vergleichbar geringer Reichweite und Dienstgipfelhöhe.
Allerdings ist eine rein landgestützte BMD ebenfalls keine Option. Weder Patriot PAC-3 noch Arrow 3 verfügen über eine Performnace die auch nur ansatzweise an der SM-3 kratzt. Patriot PAC-3 MSE kann ballistische Ziele bis 60km horizontal und 36km vertikal bekämpfen. Da reden wir schon von Nähstbereichsverteidigung in Bezug auf ballistische Flugkörper mit bloßen Sekunden zwischen intercept und Einschlag. Arrow 3 schafft es ein wenig höher, bis etwa 120km. Aber auch das reicht maximal gegen TBM. (kurzer refresher, bei der SM-3 IIa reden wir von etwa 1.000km, 9 mal höher als Arrow 3 und 27 mal höher als Patriot PAC-3).
Und ja, BMD ist heute ein absolutes muss. Ohne auf BMD spezialisierte Ausrüstung haben wir TBMs, SRBMs und MRBMs effektiv nichts entgegenzusetzen. Nicht nur in einem nuklearen Kontext aber besonders in einem konventionellen Kontext. Bisher wurden im Ukrainekrieg von russischer Seite mehr als 800x ballistischen Raketen verschossen, abgefangen wurden aufgrund mangelnder Fähigkeiten seitens der Ukraine kaum welche. Es ist nicht genau bekannt, über wie viele ballistische Raketen kurzer und mittlerer Reichweite Russland verfügt aber Schätzungen liegen bei 3.000-4.000 dieser Flugkörper minimum, IRBMs und ICBMs nicht mitgerechnet.
Auf eine solche BMD Fähigkeit zu verzichten, einfach nur um unabhängiger zu sein ist reiner Selbstmord. Ich hätte auch gerne eine eigene europäische BMD Fähigkeit die wir auf den F127ern einrüsten könnten, aber wir haben sie nicht. Punkt. Die USA sind ein unzuverlässiger Partner aber 1. befinden wir uns nicht im Krieg mit den USA und 2. haben wir hier überhaupt keine Wahl. Entweder wir beißen jetzt in den sauren Apfel und beschaffen die SM-3 oder wir sehen in 6/7 Jahren dabei zu, wie Russland es fröhlich ballistische Raketen regnen lässt, ohne, dass wir groß was dagegen tun können. Über was reden wir hier?
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Wie viele SM3 sollten wir dann anschaffen? Weniger als 1000 würde dann ja wohl wenig Sinn machen. Alles andere ist nur Symbolik. Was kostet das 20 Mrd?
Wäre es nicht effektiver und auch günstiger die Plattformen zu bekämpfen von denen geschossen wird? Aus See würde das unter anderem Stärkung von ASW und ASuW bedeuten.
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(Gestern, 00:15)DopePopeUrban schrieb: Allerdings ist eine rein landgestützte BMD ebenfalls keine Option. Weder Patriot PAC-3 noch Arrow 3 verfügen über eine Performnace die auch nur ansatzweise an der SM-3 kratzt. Und warum kann eine SM-3 oder ein vergleichbarer neuer FK nicht landgestützt eingesetzt werden?
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SM 3 doch gar nicht im FMS angefragt und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass wir diese jetzt noch bekommen würden - Die bisherige Anfrage nach SM 6/ Tomahawk liegt nach meinem Kenntnisstand nach über einem Jahr immer noch irgendwo im Kongress. Ich kann mich noch an die Aegis Diskussionen hier erinnern - super, brauchen wir, scheiß Thales, können nix, dauert zu lange.Jetzt haben wir den Salat. Gott sei Dank ist noch nichts bestellt! Sollen sich Diehl und Hensoldt doch mal was einfallen lassen und dann entscheidet der Markt. Schiffsgestützte BMD ist nun wirklich nicht unser Hauptproblem!
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(Gestern, 09:05)Broensen schrieb: Und warum kann eine SM-3 oder ein vergleichbarer neuer FK nicht landgestützt eingesetzt werden? Das ist doch schon Realität, 24 SM-3BlkIIa sind im polnischen Redzikowo stationiert.
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(Gestern, 06:21)Leuco schrieb: Wie viele SM3 sollten wir dann anschaffen? Weniger als 1000 würde dann ja wohl wenig Sinn machen. Alles andere ist nur Symbolik. Was kostet das 20 Mrd?
Wäre es nicht effektiver und auch günstiger die Plattformen zu bekämpfen von denen geschossen wird? Aus See würde das unter anderem Stärkung von ASW und ASuW bedeuten. Zitat:Und warum kann eine SM-3 oder ein vergleichbarer neuer FK nicht landgestützt eingesetzt werden?
Nein. Die SM-3 wird vor allem benötigt um effektiv gegen MRBMs und, je nach Situation, IRBMS und ICBMs zu wirken. Das ist ein Wirkmittel gegen die absolute Speerspitze der ballistischen Raketen. SRBMs und TBMs hingegen lassen sich bspw auch mit der SM-6 (rund 34km maximale Wirkhöhe) abfangen. Teilweise (wenn auch eingeschränkter) mit landgestützten Patriot Batterien. Warum komm ich gleich zu.
1.000x SM-3 für die deutsche Marine alleine sind hier nicht wirklich erforderlich, da MRBMs vergleichsweise teure ballistische Flugkörper sind und im vergleich zu SRBMs und TBMs deutlich seltener als Artillerierakete eingesetzt werden. Eine Arleigh Burke Flt.III bspw verfügt im Bereich BMD standardmäßig über 8x SM-3 und 16x SM-6. Für die F127 wird hier über ein ähnliches loadout geplant sein, da auch hier die zu erwartende Bedrohung vor allem aus SRBMs und TBMs besteht, die auch einen Großteil des russischen Arsenals ausmachen. MRBMs werden ebenfalls relevant sein, aber in einem deutlich geringerem Maße.
Eine SM-3 kostet aktuell zwischen 10-15mio USD pro Stück. Wenn wir davon ausgehen, dass die Marine wirklich volle 8x F127 beschafft, die alle 8x SM-3 mitführen. Sagen wir mal pro Schiff werden 3x volle "Salven" an SM-3 beschafft, 1x Salve eingerüstet und 2x in Reserve, so sind das 24x SM-3 pro Schiff. Insgesamt also 192x SM-3, Beschaffungskosten (bei angenommenem Stückpreis von 12,5mio USD) liegen hier bei 2.4mrd USD bzw 2.25mrd Euro.
Eine Beschaffung von 1.000x SM-3 (was ich persönlich für overkill halte aber nehmen wir das mal an), liegt hier bei 12.5mrd USd bzw. 11.7mrd Euro. Da aber selbst für die gesamte USN "nur" 1.700 Stück geplant sind und nicht nur wir diese Fähigkeit im europäischen Kontext stellen werden, halte ich das wie gesagt für unnötig.
Die Startplattformen zu bekämpfen wäre zwar eine Möglichkeit, dabei gibt es jedoch ein entscheidendes Problem: Die Sowjets haben sich das damals auch gedacht weshalb so gut wie alle sowjetischen TBMs, SRBMs und MRBMs (teilweise auch IRBMs und ICBMs) sowie ihre russischen Nachfolgersysteme fahrzeuggestützt und somit mobil sind. Diese Batterien können in wenigen Stunden aufgefahren und einsatzbereit gemacht werden, da rechtzeitig den Starter aufzuklären und einen deep strike zu organisieren (der dann auch noch an der russischen Luftverteidigung vorbei muss UND treffen muss) bevor ein Abschuss erfolgt ist quasi unmöglich. Das wird bei "bekannten" Startern möglich sein, bspw durch Spionage aber aus einem "blinden" Zustand heraus, werden diese Fahrzeuge nicht rechtzeitig zerstört werden. Dementsprechend ist eine Fokussierung auf die Zerstörung dieser Plattformen so gut wie sinnlos.
Also warum die SM-3 oder ein vergleichbares Produkt nicht landgestützt einsetzen?. Letzteres ist schnell abgehandelt - es gibt schlicht kein vergleichbares Produkt. Die SM-3 ist der weltweit aktuell einzige Flugkörper, der MRBMs und hoch fliegende SRBMs effektiv bekämpfen kann.
Warum dann die SM-3 nicht landgestützt einsetzen? Kurz gesagt: Weil es ineffizient ist, das zu tun. Die SM-3 ist ein Flugkörper der, zumindest aktuell und in absehbarer Zukunft, ausschließlich mit dem AEGIS Combat System funktioniert. Dieser Flugkörper ist bis jetzt in kein anderes System integriert, kann dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht werden.
Die SM-3 gibt es durchaus in einer "landgestützten" Version, im Rahmen von AEGIS Ashore. Also letztendlich die Sensorinsel einer Arleigh Burke mit SPY Radar, CMS usw an Land aufgestellt mit dazugehörigem VLS Komplex. Warum sollte Deutschland das tun, wenn man AEGIS auch direkt in die neuen F127 integrieren kann? Zumal AEGIS nicht nur im BMD nützlich ist, sondern so ziemlich der Goldstandard in allen Bereichen der modernen Seekriegsführung ist. Warum Geld und Ressourcen investieren, um ein System an Land zu errichten um ausschließlich BMD zu betreiben, wenn das System auf See sowohl für BMD, als auch für die generelle Seekriegsführung genutzt werden kann? Man gibt seinem Biathleten ja auch nicht 2x Skier aber dann kein Gewehr...
Ich habe ja bereits angesprochen, dass eine Patriot Battiere deutlich geringere BMD Fähigkeiten als eine SM-6 besitzt. Und das obwohl die Patriot eine größere Dienstgipfelhöhe als die SM-6 besitzt. Woran liegt das? Naja stark vereinfacht gesagt: an AEGIS. Die Sensorik und das Feuerleitsystem der Patriot PAC-3 sind nicht zum abfangen ballistischer Bedrohungen ausgelegt. Das können sie zwar auch, aber wie bereits angesprochen in deutlich reduzierterem Maße. Das schränkt die Genauigkeit der Zielerfassung ein, schränkt die Detektionsweite und somit die Reaktionszeit der Batterie gegen ballistische Bedrohungen ein und führt dazu, dass besagte Ziele nicht wirklich effektiv und vor allem verlässlich bekämpft werden können.
AEGIS hingegen ist ein System, das von Anfang an, nebst seinen anderen Aufgaben, für BMD gedacht war. Sensorik, Software, Effektoren usw sind hervorragend für die Aufgabe geeignet und sind weltweit mit so gut wie nichts zu vergleichen. Unteranderem deswegen reißen sich Staaten wie Südkorea und Japan, die in sich in Bezug auf eine ballistische Bedrohungslage seitens Chinas in einer vergleichbaren Position befinden wie wir, ebenfalls um solche "AEGIS Equipped Vessels", kopieren teilweise die Arleigh Bruke Klasse fast 1 zu 1. Das brauchen wir so nicht, aber AEGIS ist, zumindest aktuell unverzichtbar.
Die Bewaffnung der F127 könnte somit, im Kontext der hier zu erwartenden Bedrohungslage, wie folgt aussehen:
- 8x SM-3 IIa (für MRBM, SRBM) [1x8 Mk41 Modul]
- 16x SM-6 Ia (für SRBM, TBM, nicht-ballistische Bedrohungen großer Reichweite) [2x8 Mk41 Modul]
- 24x SM-2 IIIa (für TBM und nicht-ballistische Bedrohungen mittlerer Reichweite) [3x8 Mk41 Modul, von der F124 übernommen]
- 64x ESSM IIb (für nicht-ballistische Bedrohungen mittlerer/kurzer Reichweite) [2x8 Mk41 Modul im quadpack]
insgesamt also 8x Mk41 Module (64x Zellen), davon 24x (SM-3/-6) zum vollwertigen BMD und 24x (SM-2) zum halbwertigen BMD (also auf sehr kurze Distanz) befähigt. ESSM und SM-2 lassen sich mittelfristig durch die IRIS-T SLM und SLX ersetzen, sobald Diehl mit der im letzten Jahr begonnenen Integration in das Mk41 VLS fertig ist. Inwiefern die IRIS-T HYDEF hier eine Aufgabe erfüllen kann bleibt abzuwarten. Offiziell wird hier von einer Reichweite von 100km und einer Dienstgipfelhöhe von 50km gesprochen, trotzdem handelt es sich hierbei erstmal um einen Flugkörper der auf hypersonische Bedrohungen ausgelegt sein wird. Inwiefern dieser Flugkörper also auch gegen ballistische Ziele eingesetzt werden kann, bleibt offen, vor allem in Bezug auf die Dienstgipfelhöhe. Aber auch mit all diesen Ersatzprodukten kommt man um AEGIS, das MK41 und das SPY6/7 einfach nicht drumherum. Für Diese ein Konkurrenzprodukt zu entwickeln benötigt viel Aufwand und Geld, vlt ein ganzes Jahrzehnt bis ein einsatzbereites System zur Verfügung steht. Ist somit für die F127 irrelevant.
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Wir sollten auf Aegis verzichten und eine nationale, bevorzugt, oder europäische, wenn es nicht anders geht, Lösung anstreben. BMD lassen wir einfach weg, wir können später noch 3 Schiffe mehr bauen mit BMD wenn es ITAR-free entwickelt ist. Dazu brauchen wir noch einen weitreichenden AAW-Flugkörper. Könnte man nicht eine Meteor mit einem Booster versehen und von Schiffe aus einsetzen?
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Ich hatte in diesem Thread bereits die Frage gestellt, welchen Forderungen, Einsatzszenarien oder Verpflichtungen die BMD-Fähigkeit der F127 zugrunde liegen soll. Es kommt doch darauf an, was man mit dem Schiff machen möchte/machen muss.
Ursprünglich resultiert das Thema „BMD-Fähigkeit“ aus dem Ansatz, dass sich die europäischen Saaten mehr in das NATO-BMD-Programm einbringen wollten/sollten. Also AEGIS-Ashore und Arleigh Burke im Mittelmeer. Aufgabe: BMD mit Blick auf Schurkenstaaten Iran und Nordkorea. Diese Bedrohung nimmt insbesondere ob der Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Russland, Iran und Nordkorea eher noch zu.
Hier im Thread scheint Einigkeit dahingehend zu bestehen, dass man eine F127 nicht in der Ostsee parkt. Dann bleiben zwei weitere Szenarien.
Nordatlantik und Missionen wie im Roten Meer.
Im Nordatlantik erkenne ich keine unmittelbare Gefahr durch ballistische Raketen. Es gibt AShBM, aber die sind selten und eher im Kontext Carrier-Killer verortet.
Dann bleibt für mich die BMD-Befähigung einer F127 als Ergänzung zu landgestützten Systemen wie z.B. Arrow 3.
Hier kommt dann auch wieder der Wahl des Flugkörpers eine entscheidende Bedeutung zu.
PAC-3 MSE (navalisiert) kann nur dem Selbstschutz dienen.
SM-6: Hier kenne ich die Reichweite im BMD-Szenario nicht.
SM-3 ist exoatmosphärisch aber potent
Aster 30 ist zumindest derzeit nicht vorgesehen
Hydeff soll zumindest BMD-fähig sein, wobei auch hier keine Leistungsparameter bekannt sind
Für HYDIS gilt das Gleiche.
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Wenn wir über die Territorialverteidigung Europas sprechen ist es meines Erachtens ein Trugschluss, seegestützte, AEGIS-basierte BMD-Einheiten als Vorteil zu betrachten, weil wir damit ja "alles in einem" bekämen. Selbst wenn es nicht um eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft gegen Überraschungsangriffe ginge, was in meinen Augen durchaus ein relevanter Punkt wäre, würden wir mit einer solchen Doppelrolle unsere leistungsstärksten Seeeinheiten operativ immer von entsprechenden Verteidigungsaufgaben abhängig machen, die zudem sehr leicht konstruiert werden könnten. Landgestützte Anlagen sind signifikant günstiger, hinsichtlich der Auslegung und der Nachrüstung bzw. Erweiterung flexibler und ermöglichen einen größeren Einsatzbereich, als das von See aus möglich ist. Zudem ist meiner Ansicht nach zumindest perspektivisch sehr wichtig, in diesem Bereich eine europäische Autonomie zu erzielen, die gerade in einem schrittweisen Prozess mit landanlagen wesentlich einfacher umgesetzt werden kann. Wir hatten auch die Diskussion hier bereits hinsichtlich der Geographie, unsere Lage und die der potenziellen Bedrohungen lässt eine seegestützte BMD gegen alles über den Bereich TMD hinaus wenig sinnvoll erscheinen, anders als das etwa bei den USA der Fall ist.
Eine F127 benötigt die Fähigkeit zur BMD nur im Rahmen des Selbst- bzw. Verbandsschutzes, alles andere halte ich für einen unnötigen Kosten- und Risikotreiber, der ein in meinen Augen sehr wichtiges Projekt unnötig verkompliziert.
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