29.10.2024, 23:42
Danke für diese Relativierung des Tages.
Russland vs. Ukraine
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29.10.2024, 23:42
Danke für diese Relativierung des Tages.
29.10.2024, 23:51
Die Hauptkirche der Streitkräfte Russlands gehört genauso zur russischen propaganda wie die plakataktion in dem vorherigen Beitrag. Diese ist auch nur ein Teil eines ausstellungskomplexes. Diese wurde den russischen Streitkräften zum 75 Jahrestag zum Tag des Sieg gestiftet. Auch wenn die Bilder von stalin und Putin mittlerweile entfernt wurden.
Verwerflich ist daran nur das es keine wirkliche Trennung zwischen Staat und Kirche gibt.
30.10.2024, 00:57
30.10.2024, 01:35
@alphall31
Es geht nicht um sakrale Anklänge oder die Einspannung der Kirche. Kanonenrohre segnen, das tun ukrainische Popen und polnische Pfarrer auch. Wer aber das Bild eines russischen Soldaten mit dem Z auf der Brust und dem Heiligenschein über dem Haupt anschauen und darin nicht faschistoide Anklänge entdecken kann, der ist bestenfalls durch den inflationären Gebrauch des Wortes "Faschist" durch die politische Linke abgestumpft. Schlimmstenfalls taumelt er selbst durch faschistoide Gedankengebäude. Das ist NICHT normal. Und wenn Du das für eine bloße Meinung meinerseits halten solltest – das ist es nicht, ich bin Jurist. Wer dieses Bild in einem Zusammenhang teilt, der nicht Kritik erkennen lässt, riskiert in Deutschland Besuch vom Staatsanwalt wegen Aufstachelung zum Verbrechen der Aggression (§ 80a StGB) und der Billigung von Straftaten (§ 140 StGB). @Ottone Tja. – Trennung – Zur geostrategischen Lage: Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol hat angekündigt, dass sein Land Militärbeobachter in die Ukraine entsenden wird, um der Ukraine Informationen über die nordkoreanische Armee zur Verfügung zu stellen und eine umfassende Kooperation zu erörtern. (Quelle) Zur geostrategischen Lage, part deux Der 'New York Times' zufolge handelt es sich bei dem "Siegesplan" des ukrainischen Präsidenten Selenskyj weniger um eine diplomatische Offerte an die Adresse westlicher Staaten, als vielmehr um ein innenpolitisches Manöver. Die Autoren sind nach eigenen Recherchen der Ansicht, dass Selenskyj die öffentliche Meinung in der Ukraine beeinflussen möchte, die immer noch mit größter Mehrheit Zugeständnisse an Russland ablehnt. Indem Selenskyj auf die Ablehnung des Planes und die ausbleibende Hilfe aus dem Westen verweise, so die Mutmaßung, werde er die Ukrainer zu territorialen Zugeständnissen überreden können. Damit würde er eine in der Ukraine zuletzt an Verbreitung gewinnende Meinung bedienen, dass der Westen die Ukraine nur benutzt, um Russland auszubluten. (Quelle) Zur operativen Lage: Nach Perpetuas Lagekarte haben die Russen im Oktober mit knapp 480 km² den höchsten Geländegewinn in einem Monat seit März 2022 erzielt. Während sich der Vormarsch im Sektor Pokrowsk verlangsamt hat (nach damaligem Informationsstand hätten die Russen die Stadt bei gleichbleibendem Tempo schon Ende September erreicht), nimmt er nördlich und südlich der Stadt an Fahrt auf. Zur Lage in Russland: Die soziologische Fachzeitschrift 'Wjorstke' berichtet, dass die Zahl der Menschen mit einer anerkannten Behinderung in Russland erstmals seit 11 Jahren wieder gestiegen ist. Zwar unterscheiden die Zahlen der Statistikbehörde Rosstat nicht danach, in welchem genauen Zusammenhang die Behinderung erworben wurde, sodass Veteranen der "Spezialoperation" nicht direkt erfasst sind, und es wird ein gewisser Einfluss von Sozialbetrug vermutet; trotzdem sehen die Autoren in den Daten einen Hinweis auf die gesundheitlichen und sozialpolitischen Kriegskosten. Denn bereinigt um kongenitale Defekte und Altersleiden, wurde 2023 726.000 Erwachsenen erstmals eine körperliche Behinderung bescheinigt. Besonders auffällig sind dabei der Anstieg bei bestimmten Arten von Behinderungen und die geographische Herkunft der Betroffenen. Den Zahlen nach wurde bei den Behinderungen "aufgrund externer Effekte" ein Anstieg von 62% verzeichnet, bei gleichzeitig aufgetretenen Beeinträchtigungen des Augenlichts und Gehörs sogar ein Anstieg von 75%. Der höchste Anstieg wurde bei Menschen aus dem Kaukasus, Transuralien und Moskau verzeichnet; aus den erstgenannten Regionen stammt ein Großteil der russischen Soldaten in der Ukraine. (Quelle) Luftkrieg: Die Ukrainer haben nach tschetschenischen Angaben mit Drohnen eine Einrichtung der russischen Spezialkräfte in Gudermes, östlich von Grosny, angegriffen. Die Entfernung zur Hauptkampflinie (vulgo VRV) beträgt hier rund 1.000 km. Bisher sind nur Sachschäden bekannt. (Quelle) Zu Kriegsverbrechen: Als Reaktion auf den Angriff auf Gudermes hat der tschetschenische Diktator Ramsan Kadyrow angekündigt, dass seine Truppen in Zukunft jeden ukrainischen Kriegsgefangenen, der in ihre Hände fällt, töten werden. (Quelle)
30.10.2024, 07:58
muck:
Zur Frage der Einstufung des aktuellen russischen Systems: man könnte dieses meiner Meinung nach als Klerikalfaschistisch bezeichnen, auch wenn dieser Begriff heute politwissenschaftlich nicht mehr verwendet wird. Trotzdem definiert er meiner Meinung nach besser als andere Begriffe die aktuelle Verfasstheit in der RF. Dessen ungeachtet hat die RF aber auch immer mehr eindeutig Feudalistische Züge. Tatsächlich erklärt sich manches in Russland am ehesten, wenn man es als Feudalismus ansieht und von dieser Warte aus durchdenkt. Zitat:Wer aber das Bild eines russischen Soldaten mit dem Z auf der Brust und dem Heiligenschein über dem Haupt anschauen und darin nicht faschistoide Anklänge entdecken kann, der ist bestenfalls durch den inflationären Gebrauch des Wortes "Faschist" durch die politische Linke abgestumpft. Schlimmstenfalls taumelt er selbst durch faschistoide Gedankengebäude. Das ist NICHT normal. Normal ist eine Frage des Kontext. Es ist nicht normal für die heutige Gesellschaft in dieser Bundesrepublik. Es ist für andere Länder aber absolut normal. Im übrigen verwendet auch die Ukraine solche Bilder: [Bild: https://www.saintjavelin.com/cdn/shop/pr...1646614519] Und ich kenne auch aus anderen christlichen Ländern solche Darstellungen. Ich würde daher die Frage ob Russland faschistisch ist nicht daran festmachen, dass Soldaten mit Heiligenschein gezeigt werden, meiner Meinung nach überhöhst du diese Darstellung hier in diesem Kontext, weil sie dir einfach sozialkulturell fremd ist. Da gibt es ganz andere Gründe, warum man Russland als Faschistisch einstufen kann. Aber um dir hier eine Synthese anzubieten: Klerikalfaschismus wäre meiner Meinung nach die passendste Bezeichnung / Definition.
30.10.2024, 11:08
(30.10.2024, 07:58)Quintus Fabius schrieb: Da gibt es ganz andere Gründe, warum man Russland als Faschistisch einstufen kann. Der Einbezug der Kirche ist nur ein Propagandamittel. Es ist nicht so, als dass die Orthodoxie irgendetwas wesentlich im operativen Tagesgeschäft mitbestimmen würde. • Die russisch-orthodoxe Kirche hat Macht und Einfluss, ist aber nicht gleichgestellt mit dem Staat; vielmehr unterstützt sie das Regime vor allem auf ideologischer Ebene. Vielleicht wird dieser Einfluss in Zukunft steigen, sobald Putin schwächer wird oder es einen Nachfolger gibt. • Der Staat verfolgt eine nationalistische und imperiale Ideologie, die zwar auf „orthodoxen Werten“ basiert, jedoch auch Elemente eines neuen russischen Imperialismus aufweist, der nicht rein religiös ist. • Der russische Staat kontrolliert und lenkt die Medien und politische Opposition stark, wobei die Religion eine untergeordnete Rolle spielt im Vergleich zur Stärkung der nationalen und kulturellen Identität. Russland lässt sich daher besser als autoritäres, ultranationalistisches Regime beschreiben, das religiöse und traditionelle Werte nutzt, um gesellschaftliche Stabilität und den Zusammenhalt zu fördern und seine Macht zu legitimieren. Der Einbezug der Religion ist daher mehr als eine Art gesellschaftlicher Kleber zu verstehen, der die Kohäsion fördern soll. Rigide konservative Moralvorstellungen, wie sie scheinbar religiös legitimiert werden, sind dabei hilfreich im Kampf gegen den „dekadenten Westen“. Und schliesslich: eine gläubige Bevölkerung, die das eigene kritische Denken in Bezug auf gewisse Dinge (Moral, Obrigkeit) aufgegeben hat, lässt sich viel einfacher manipulieren.
30.10.2024, 18:04
(30.10.2024, 01:35)muck schrieb: (...) "Ukraine is now struggling to survive, not to win Russia is slicing through Ukrainian defences in parts of the battlefield (...) In private, his (Austin - Secretary of Defense) colleagues in the Pentagon, Western officials and many Ukrainian commanders are increasingly concerned about the direction of the war and Ukraine’s ability to hold back Russian advances over the next six months." https://www.economist.com/europe/2024/10...not-to-win
30.10.2024, 20:19
Kiew versuchte, die von Katar vermittelten Verhandlungen wieder aufzunehmen, die im August einer Einigung nahe kamen über den Winter Angriffe auf Infrastruktur auszusetzen. Durch die ukrainische Kursk Offensive wurden die Kontakte unterbrochen. Katar hatte im Juni damit begonnen, diese Verhandlungen zu vermitteln. .
https://www.ft.com/content/69a57022-aeed...ccd38f162a
30.10.2024, 21:57
Zardo:
Zitat:Der russische Staat kontrolliert und lenkt die Medien und politische Opposition stark, wobei die Religion eine untergeordnete Rolle spielt im Vergleich zur Stärkung der nationalen und kulturellen Identität. Die nationale / kulturelle Identität ist aber sehr weitgehend und sehr tief reichend vom orthodoxen Christentum geprägt und dies selbst bei völlig atheistischen Russen. Das reicht da viel tiefer in den Nationalcharakter und die gesamte Sozialisation hinein als man dies hierzulande versteht. Die Rolle der Religion ist daher keineswegs untergeordnet, ganz im Gegenteil. Gerade eben deshalb muss die russische Propaganda dies so dermaßen weitgehend aufgreifen und selbst die nihilistische Mafia-Kamarilla zumindest der äußeren Form nach dem genügen. Zitat:Der Einbezug der Kirche ist nur ein Propagandamittel. Eben nicht nur, bzw. nicht einzig und allein. Das reicht weiter und tiefer. Zitat:Es ist nicht so, als dass die Orthodoxie irgendetwas wesentlich im operativen Tagesgeschäft mitbestimmen würde. Obwohl nach außen absolute Einigkeit zur aktuellen russischen Führung demonstriert wird, gibt es durchaus einen nicht unerheblichen Einfluss radikaler Kreise in der Orthodoxie auf das "operative Tagesgeschäft", man könnte sogar sagen, explizit auf dieses. Das sind Überzeugungstäter mit einer eigenen Agenda. Und viele russische Nationalisten / Ultranationalisten sind schlussendlich von ihrem Selbstverständnis her orthodoxe Kreuzritter. Und selbst Putin und sein Kreis können nicht nach belieben dagegen schalten und walten wie sie wollen, sonst würde dass ihre Macht sehr schnell extrem instabil und volatil machen. Selbst Putin muss daher in einem bestimmten Rahmen agieren, und sichert sich damit zugleich die grenzenlose Unterstützung dieser christlichen Fanatiker. Zitat:Der Staat verfolgt eine nationalistische und imperiale Ideologie, die zwar auf „orthodoxen Werten“ basiert, jedoch auch Elemente eines neuen russischen Imperialismus aufweist, der nicht rein religiös ist. Es gibt diese Trennung so nicht. Beides geht fließend ineinander über, bzw. hat der nicht-religiöse Imperialismus tiefenpsychologisch / von seinen sozialkulturellen Wurzeln her gerade eben einen Ursprung in der Orthodoxie in ihrer archaischen Form. Bei atheitischen / nihilistischen Russen (und solche gibt es viele, und insbesondere in der Führung viele), führt das oft zu einem seltsamen Zwiedenken. Man ist ein überzeugter Nihilist und zugleich christlich, aber nicht in unserem westlichen Verständnis davon. Für die ist das kein Widerspruch nur weil es sich vollständig wiederspricht, was der normale Westeuropäer gedanklich gar nicht aufschließen kann. Zitat:Russland lässt sich daher besser als autoritäres, ultranationalistisches Regime beschreiben, das religiöse und traditionelle Werte nutzt, um gesellschaftliche Stabilität und den Zusammenhalt zu fördern und seine Macht zu legitimieren. Was exakt die Definition von Klerikalfaschismus ist. Interessant in diesem Kontext ist vielleicht die aktuell wachsende Begeisterung in Russland für Gruppen wie die VFP / VFO - Vserossiyskaya Fašistskija Organizatsiya welche aus der weißrussischen Bewegung hervorgingen und die eindeutig Klerikalfaschistisch angelegt waren. In diesem Kontext sei auch auf die Verkündung der russisch-orthodoxen Kirche über die Zukunft Russlands am 27.03.2024 verwiesen. https://risu.ua/en/ordinary-fascism-or-t...ll_n147526 https://risu.ua/en/order-of-the-xxv-worl...ld_n147334 Zitat:It should be noted that this remarkable document, while not formally an official act of the Russian Orthodox Church, can be considered such in practice. It was unanimously supported by 488 delegates, including more than 30 bishops and more than 60 ROC-MP priests. As protodeacon Andrei Kuraev noted, "Of course, this represents the official position of the Russian Orthodox Church. Because all this was developed and adopted under the direct leadership of the Russian Patriarch. He is the head of this Council. In the Council Hall, this document was unanimously approved. And there were at least 20 ROC bishops present, six of them permanent members of the Synod. Und nein, dass sind eben keine bloßen Marionetten, wie man das hierzulande allzu leicht glaubt. Deren Ziele reichen weit über alles hinaus was Putin will und sind teilweise höchstgradig irrational: Zitat:in the new Russian myth-making the ideal of the medieval holy Caliphate was replaced by a myth of the so-called "Holy Russia" (which never existed in history). In fact, the term "Russian World" itself was introduced into use as a separate ideologeme on the model of the "Islamic world" Es wurde schon mehrfach von diesen Kreisen verkündet, dass Putin nur ein Werkzeug sei, und dass Endziel in der Zukunft die Einigung der gesamten Christenheit in einer einzigen Kirche, unter einem einzigen Patriarchen, und dem folgend die christliche Weltherrschaft (selbstverständlich der russisch orthodoxen Kirche über alles und jeden, als Nachfolger Roms) usw usf. Die Idee ist dabei die Restauration des Dritten Rom, in welcher der weltliche Herrscher (Kaiser, Zar) von der Kirche eingesetzt wird und zusammen mit dem Patriarchen über ein einziges heiliges christliches Weltreich regiert, dass dann alle anderen Kulturen, Religionen, Völker usw. auf Dauer überwinden wird. Da gibt es Figuren mit einem Größenwahn der weit über alles hinausgeht was man sich hierzulande überhaupt vorstellen kann.
30.10.2024, 23:56
(30.10.2024, 07:58)Quintus Fabius schrieb: muck: Meines Erachtens ist der Einfluß der orthodoxen Kirche nicht groß genug um Rußland so einzustufen. Tatsächlich kommt Rußland dem klassischen Faschismusbegriff am nächsten, wenn auch Putin noch nicht dem Stand als Führungsfigur erreicht haben dürfte der Rußland zu einem echten faschistischen Staat macht. Eine Autokratie die sich zunehmend in Richtung des klassischen Faschismus entwickelt dürfte aktuell die passende Beschreibung sein, wobei der Ukrainekrieg hierbei noch als Beschleuniger fungiert.
Gestern, 01:38
(30.10.2024, 21:57)Quintus Fabius schrieb: In diesem Kontext sei auch auf die Verkündung der russisch-orthodoxen Kirche über die Zukunft Russlands am 27.03.2024 verwiesen. Danke für die Erläuterungen und die Links. Aus dem ersten ein Zitat: Zitat:In essence, the document developed and approved under the auspices of the ROC-MP resembles and partially copies the program documents of the pro-Nazi church movement known as the "German Christians" (German: Glaubensbewegung "Deutsche Christen"). In particular, certain similarities can be traced to the so-called "Directives" of May 1932 and the "10 basic principles" of May 1933, which supported the new imperial-religious doctrine of the Third Reich, "sacralized" and blessed expansionist and xenophobic ideas, sanctioned the unification of church and state, and the synthesis of Christianity and German National Socialism. The Deutsche Christen movement effectively distanced itself from the Gospel precepts of peace, love, and forgiveness as those that weaken a nation. They sought to monopolize the status of a single imperial church, putting it at the service of the interests of Hitler's regime and Nazi Germany. It is obvious that some of the authors of the new ROC-MP ”Edict” were inspired by these ideas and prototypes Das wundert mich wiederum nicht. Mit Ende von WW2 sind auch viele einschlägige NS-Dokumente nach Moskau verbracht worden, diese wurden daraufhin intensiv studiert und auf „Anwendbarkeit“ geprüft. Vielleicht irre ich mich, aber ich meine, Putin wäre weitestgehend atheistisch aufgewachsen - oder zumindest war er nicht praktizierend. Dass man mit fingiertem Glauben Ziele erreichen und andere manipulieren kann, hat ja bekanntlich Bushs Blick in die Seele gezeigt (sic). Für mich sind diese religiösen Oberhäupter „useful idiots“, die erst in den letzten Jahren ins Boot geholt wurden. Es wurde mit der Abkehr vom Westen ab ca. 2007 ein neues Narrativ gebraucht, um die spätere Annexion der Krim und im weiteren Verlauf die Spezialoperation zu rechtfertigen. Dieses Narrativ hat sich zunächst langsam entwickelt. Scheint ganz so, als habe man sich wieder einmal an einschlägigen Vorlagen bedient, wie in der KGB-Schule gelehrt. Diese zunächst vage Ideologie der „russischen Welt“ wurde künstlich aufgebaut und konkretisiert, unter Einbezug nationalistischer russischer Philosophen einerseits, und andererseits eben aus dem vielfältigen „intellektuellen“ WW2 NS-Erbe diverser Propaganda- und Strategieschriften. So war z.B. diese absurde Christenbewegung aus der Hitlerzeit eine unerwartete Randerscheinung für eine zunächst aus der Esoterik heraus entstandene arische Bewegung, welche den „schwachen“ Jesus Christus ablehnte, und sich zu „starken“ urgermanischen Göttern hingezogen fand. Hitler baute auf dieses unbedeutende nationalistisch-esoterische Fundament, welches zu Beginn des WW2 bereits gut 40 Jahre alt war (siehe Ariosophie), seine eigene Ideologie auf. In Russland mag sich in ähnlicher Weise etwas gegenseitig befruchtet haben, wobei die Clique der Ultra-Nationalisten die orthodoxen Kirchenfürsten mit ins Boot geholt haben, wir mir scheint (und nicht umgekehrt), und nationalistische philosophische Schriften haben das Ideologiegefüge zusätzlich auf eine überzeugende intellektuelle Basis gestellt. So konnte sowohl eine theologische als auch säkuläre Rechtfertigung des „russischen Sonderwegs“ erreicht werden. Also eine „russische Welt“, die weder westlich-europäisch noch asiatisch sondern eurasisch (im Sinn eines Sonderstatus) ist. Natürlich, wenn man sich erst mal die Kleriker ins Boot geholt hat, wollen die dann auch mitrudern, haben sie doch die politische Agenda (Spezialoperation usw. rechtfertigen) nur zu bereitwillig mit übernommen. Auch wenn es eine Rivalität zwischen diversen orthodoxen Oberhäuptern (Ukraine und Russland) geben mag, denke ich nicht, dass es die Idee der russischen Kleriker war, die Ukraine mit einer „Spezialoperation“ im Sinn eines Kreuzzugs zu „bewirken“.
Gestern, 02:56
Auf Kindle kann man sich Bob Woodwards neues Buch 'War' heute mit Preisnachlass besorgen, worin er die Entscheidungsprozesse der US-Regierung der letzten vier Jahre beleuchtet. Er beruft sich dabei auf hochrangige Quellen im Weißen Haus, teilweise auch auf Gesprächsprotokolle. Zur Ukraine berichtet Woodward Folgendes:
Woodward liefert hier ein starkes Indiz dafür, dass die NATO wirklich die "Boiling frog"-Strategie verfolgt. Das ist bitter für die Ukraine. Nebenbei: Wenn Trump wirklich mit Putin gesprochen hat, und dies nicht auf Veranlassung der rechtmäßigen Regierung geschah, wovon man angesichts des ideologischen Grabens ausgehen muss, wäre dies ein maximal illoyaler und gefährlicher Akt. Außerdem wäre es ein Verbrechen: Der Logan Act verbietet es US-Bürgern, ohne Auftrag der Bundesregierung mit fremden Mächten zu verhandeln. (30.10.2024, 18:04)Hinnerk2005 schrieb: "Ukraine is now struggling to survive, not to winDazu empfehle ich die neueste Folge von Eberhard Bühlers Podcast, dessen Einschätzung nicht so pessimistisch ist. Man sollte auch nicht die Wahlkampfkomponente übersehen; europäische Medien malen zurzeit in düstersten Farben ein Bild der Welt nach einem Wahlsieg Donald Trumps. Natürlich hat sich das Kriegsglück zurzeit gegen die Ukraine gewandt, aber "struggling to survive"? Das sehe ich auf den Lagekarten persönlich nicht, und auch nicht in den bildlich bestätigten Verlustlisten. Man muss sich ja auch fragen, woraus bestehen diese 480 km². Das Argument, dass Du in der Kursk-Frage vorgebracht hattest, gilt umgekehrt natürlich auch hier: 100 km² Ackerland sind ein geringer einzuschätzender operativer Erfolg als 10 km² dicht besiedelte Infrastruktur. Und die eklige Geschichte kommt erst noch. Pokrowsk ist etwa so groß wie Bachmut, und der Kampf um diese Stadt kostete 42.000 Menschen das Leben. Es stellt sich also nicht die Frage, was ist bisher passiert, sondern was passiert als Nächstes, wenn die Russen ihre mutmaßlichen Angriffsziele erreichen. Denn bis auf Wuhledar haben sie im Oktober in der Hauptsache Ackerland, Baumreihen und kleine Dörfer erobert. (30.10.2024, 07:58)Quintus Fabius schrieb: Normal ist eine Frage des Kontext. Es ist nicht normal für die heutige Gesellschaft in dieser Bundesrepublik. Es ist für andere Länder aber absolut normal. Im übrigen verwendet auch die Ukraine solche Bilder:Du ignorierst aber gerade den Kontext, deswegen halte ich diesen Vergleich für absolut unangebracht. Die Ukrainer verteidigen sich gegen einen Angriff, der erklärtermaßen ihrer Unterwerfung dient. Saint Javelin war auch eine Art Meme, die unverhoffte Rettung. Das Z und der Heiligenschein hingegen verklären bewusst und gezielt einen verbrecherischen Angriffskrieg als heiligmäßigen Opfergang. Ohne Kontext könnte man auch Parallelen herstellen zwischen z.B. diesem amerikanischen Propagandaposter aus dem Zweiten Weltkrieg und diesem Deutschen. Was natürlich Unsinn wäre. Beide Bilder verklären den Krieg als Spektakel, bedienen sich patriotischer Bilder, augenscheinlich ähneln sie einander. Doch steht das eine eben für den Kampf des Angegriffenen gegen den genozidalen Diktator, und das andere ruft zum Kampf für den genozidalen Diktator auf.
Gestern, 03:08
Die Ukraine kündigt die Mobilisierung von 160.000 Mann angesichts der russischen Vorstöße an
https://www.france24.com/fr/info-en-cont...rd-coréens
Gestern, 08:32
Bittere Bestandsaufnahme der Lage an der politischen Front:
Zitat: Schleichender Verrat an der Ukraine https://internationalepolitik.de/de/schl...er-ukraine
Gestern, 10:29
(Gestern, 03:08)alphall31 schrieb: Die Ukraine kündigt die Mobilisierung von 160.000 Mann angesichts der russischen Vorstöße an Wie will man diese ausstatten? Meine letzte Information war, dass es schon zur Zeit nicht gelingt mechanisierte Brigaden hinreichend auszurüsten. (Gestern, 02:56)muck schrieb: (...) Ich sehe das ähnlich und hatte die Meldung des Economist auch nur gepostet, um zu illustrieren wie sich die Stimmung in den Unterstützerstaaten der Ukraine dreht. Das hätte ich natürlich dazu schreiben können. Ich habe den Eindruck, dass viele Medien langsam aber sicher umschwenken, um neueren möglichen politischen Entwicklungen wie einem Wahlsieg von Trump in den USA Rechnung zu tragen. (Gestern, 02:56)muck schrieb: Auf Kindle kann man sich Bob Woodwards neues Buch 'War' heute mit Preisnachlass besorgen, worin er die Entscheidungsprozesse der US-Regierung der letzten vier Jahre beleuchtet. (...) Danke für die ausführliche Darstellung! Ich halte sie auch für i.w. plausibel, da sie einige "missing links" enthält. Im übrigen ist sie eine starke Stütze für die These von Prof. Mearsheimer, wonach politische Führer untereinander ehrlicher miteinander umgehen als mit ihrer eigenen Bevölkerung. Er hat diese These in seinem Buch "Why leaders lie" überzeugend dargelegt. Ich empfehle das Buch ausdrücklich. Eine kurze Zusammanefassung hier: https://de.wikipedia.org/wiki/John_J._Me...itik,_2011 Ich habe von Anfang an gesagt, dass die USA mithilfe der NATO auf Kosten der Ukraine eine "boiling the frog" Strategie gegenüber Russland verfolgt. Ich bin dafür mehrfach scharf kritisiert worden. Ich erinnere mich an Aussagen der US-Amerikaner kurz nach Kriegsausbruch im Februar 2022, dass "man das Ziel habe Russland für Jahrzehnte auf die Knie zu zwingen". Spätestens da wurde mir klar worum es in diesem Konflikt geht. |