Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
(31.08.2024, 06:26)Schwabo Elite schrieb: 70% der Bevölkerung des Jemen ist auf Hilfe von aussen angewiesen, ansonsten wäre dort ein Massensterben.

Trotzdem wird ein Großteil des nationalen Einkommens darauf verwendet, Öltanker im Roten Meer anzugreifen, was den "Bewohnern des Judenstaats" völlig pupe ist.

So ein Verhalten ist doch nicht normal.

Wieso trotzdem? Sie bekommen doch die Hilfen gratis, also können sie ihre Ressourcen für andere Sachen verwenden. Der Westen ist daran schlicht selbst schuld, weil er die Dynamik nicht begreift! Ohne Nahrungsmittellieferungen gebe es auch keine Angriffe auf Öltanker, weil die Ressourcen dann anderweitig genutzt werden müssten. Politik mit Helfersyndrom und Gutmenschelei einfach unterlassen.
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(31.08.2024, 09:20)lime schrieb: Wieso trotzdem? Sie bekommen doch die Hilfen gratis, also können sie ihre Ressourcen für andere Sachen verwenden.

Uneingeschränkte Zustimmung.

Nur gibt es hier im Forum eben Terrorfans, bei denen ich mich frage, ob ihnen das Schicksal der jementitischen Bevölkerung völlig gleichgültig ist.

Golda Meir hat einmal den Satz gesagt: "Sie werden erst aufhören uns zu bekämpfen, wenn sie ihre Kinder mehr lieben als sie uns hassen."
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Zitat:Ohne Nahrungsmittellieferungen gebe es auch keine Angriffe auf Öltanker, weil die Ressourcen dann anderweitig genutzt werden müssten.

Das ist eine bloße These, die fälschlicherweise davon ausgeht, dass die Zivilbevölkerung den bewaffneten Gruppen dort irgend etwas bedeuten würde.

Und man muss durchaus betonen, dass KheibarShekan hier bedingt Recht hat, dass nur ein geringer Teil der Lebensmittelhilfen in die Houthi Gebiete geht. Es stimmt zwar nicht, dass dort gar nichts hin geliefert wird wie er behauptet, aber die erhalten sehr viel weniger und trotzdem ist die Lage der Zivilbevölkerung dort besser und sie ist am schlechtesten in den Gebieten welche die Houthi nicht kontrollieren.

Und der wahre Schuldige und das primäre Problem des Jemen sind die Ölaraber und zuvorderst die Saudis.

Man will dem Jemen substanziell helfen und vor allem der jemenitischen Bevölkerung ?! Dann müsste man die Ölaraber aus dem Jemen nachhaltig heraus werfen. Das wird aber aufgrund der Gesamtumstände natürlich nie geschehen.

Der wahrhaft Schuldige, und indirekt auch für die Angriffe auf die Öltanker verantwortliche sitzt in Riad.
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Am weitesten hergeholt ist jedenfalls ein Bezug zum Thema Welternährungsprogramm. Das macht weder solche Angriffe möglich, noch verhindert es sie.

Die Saudis für Angriffe der Houthi auf die Schiffe verantwortlich zu machen, welche angeblich die Blockade Israels gebrochen haben, ist aber auch etwas weiter hergeholt. Das wäre ohne die Saudis auch nicht anders gelaufen. Die humanitäre Lage im Jemen wäre deutlich besser, weil die Saudis die zivile Infrastruktur systematisch vernichtet haben. Verantwortlich für die aktuellen Angriffe auf die Schiffe ist am Ende alleine die ideologisch feindselige Einstellung der Houthi gegenüber Israel und als konkreter Aufhänger der Krieg in Gaza. Exakt in diesem Kontext und aus diesem Grund führen die Houthi diese Angriffe durch. Technisch möglich machen das akribisch geplante Waffenlieferungen aus dem Iran, deren Grundlage so umfangreich ist, dass die Jemeniten zunehmend weniger auf diese Lieferungen materiell und fachlich angewiesen sind.

Übrigens ist alleine die Ladung des beschädigten SEUNION Tankers vielfach so teuer, wie die EU Hilfen für das erwähnte UN Ernährungsprogramm von ..[Trommelwirbel].. 7 Mio. USD.
Wie ich solche Organisationen verstehe, kommt von den Spenden bzw. Budgets maximal die Hälfte am Ziel an, also sagen wir mal Medikamente und Essen im Wert von bestenfalls 3,5-4 Mio. USD. Wie bereits gesagt, landen diese edlen Spenden nicht einmal hauptsächlich in Houthi Gebiet, sondern zumindest intentional woanders. Diese 3,5-4 Mio. Dollar Spenden sind ein Tröpfchen, dessen Relevanz in dieser Sache des Krieges mit Israel und in seiner ursprünglich Intention der humanitären Hilfe jeweils nicht ersichtlich ist. Es ist sogar technisch unmöglich mit diesen Mitteln irgendetwas Nachweisbares im Bereich Ernährung- und Gesundheit zu bewerkstelligen. Ergo brauchen wir das auch nicht hier zu betrachten. Aus meiner Sicht ist das ein Strohmann. Betrachten wir da mal lieber die 20 Mrd. USD Spenden, welche die Gegenseite von den US Steuerzahlern alleine in den letzten 12 Monaten erhalten hat. Und zwar intentional für die Beschaffung von Waffen für den Gazakrieg, der nächsten humanitären Katastrophe, nicht zuletzt weil einer der Kriegsteilnehmer meint, systematisch entsprechende Infrastruktur vernichten zu müssen.
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Bevor wir uns hier zu sehr verzetteln: Wer zumindest grob wissen will, wie viel wer an den Jemen transferiert hat oder wer wir viel (2024 läuft ja noch) vorgemerkt hatte und welche Organisationen mit dem Geld bedacht wurden, kann hier nachschauen: https://fts.unocha.org/countries/248/flows/2024

Hier nochmals die größten Geberländer im Chart: https://fts.unocha.org/countries/248/summary/2024
Zitat:Übrigens ist alleine die Ladung des beschädigten SEUNION Tankers vielfach so teuer, wie die EU Hilfen für das erwähnte UN Ernährungsprogramm von ..[Trommelwirbel].. 7 Mio. USD. [...]

Diese 3,5-4 Mio. Dollar Spenden sind ein Tröpfchen...
Nein, es ist vor allem Unsinn. Denn du stellst hier falsche und verzerrende Rechnungen an, denn das WFP hatte 2023 rund 1 Mrd. Dollar als notwendige Unterstützungssumme für den Jemen genannt, davon aber "nur" rund 250 Mio. Dollar erhalten (https://www.wfp.org/news/wfp-facing-crit...%20secured.), wovon zwar tatsächlich auch 7 Mio. Dollar von der EU direkt stammten, aber dies a) im Rahmen einer Einmalzahlung Ende 2023 als Nothilfe, nachdem das WFP wegen der sich verschlechternden Sicherheitslage vor Ort die Arbeit im Land eingestellt hatte (https://www.aljazeera.com/news/2023/12/5...s-of-yemen), zudem kam b) diese Summe direkt von der EU, d. h. die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU haben selbst alle nochmals Geld separat über ihre Regierungen und Entwicklungshilferessorts gegeben. Insgesamt gesehen wurden aus dem EU-Raum seit dem Beginn des Krieges 2015 dort ca. 1,5 Mrd. Dollar bereitgestellt - wobei aktuell die Gelder rückläufig sind, für 2024 sind noch ca. 125 Mio. Dollar nur von der EU vorgemerkt (https://civil-protection-humanitarian-ai...e%20shocks.), wobei der Großteil (etwa 40 bis 50%) in die Ernährungssicherung einfließen soll.

Schneemann
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Dessen ungeachtet halte ich die Grundaussage von Kheibar dennoch für richtig:

Zitat:Am weitesten hergeholt ist jedenfalls ein Bezug zum Thema Welternährungsprogramm. Das macht weder solche Angriffe möglich, noch verhindert es sie.

Das stimmt ja trotzdem, obwohl es entgegen seiner Behauptungen sehr viel mehr Hilfe ist die in den Jemen geht und diese teilweise auch in die Houthi Gebiete geht. Trotzdem: egal ob man nun Lebensmittel liefert oder nicht, dass hat keinerlei Einfluss auf die Angriffe. Alle Gruppen dort, einschließlich der Houthis sind völlig unabhängig von der Frage ob die Bevölkerung zu Essen hat dazu in der Lage weiter zu kämpfen. Meine These ist sogar, dass die Notlage der Bevölkerung diese explizit unfähig macht, irgend etwas gegen diese bewaffneten Gruppen zu unternehmen, weil sie allesamt nur noch mit dem Überleben von Tag zu Tag beschäftigt sind und damit keinerlei Möglichkeit besteht sich gegen die Missstände aufzuraffen.
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(01.09.2024, 08:56)Quintus Fabius schrieb: Trotzdem: egal ob man nun Lebensmittel liefert oder nicht, dass hat keinerlei Einfluss auf die Angriffe.

Diese Aussage halte ich für falsch.

Denn auch ein Huthi muß essen.
Und in der Zeit, in der er Landwirtschaft betreiben muß, hat er keine Zeit Raketen zu bauen oder anderen Unfug zu tun.

Das ist so einfach wie 123.

Der Westen alimentiert den Terror, in dem er die die 25 Mio. Jemeniten so versorgt, dass sie demnächst 55 Mio. sind.
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Die Kämpfer betreiben grundsätzlich keine Landwirtschaft und müssen dies selbst dann nicht tun, wenn es im Jemen gar keine Landwirtschaft und auch sonst keinerlei Lebensmittelgewinnung mehr gäbe. Und es kommt nur auf die Kämpfer an. Überspitzt gesagt: wären die weiterhin versorgt selbst dann wenn alle Zivilisten verhungert sind. Kämpfer ungleich Bevölkerung. Die Houthis haben wenn sie alles zusammen kratzen irgend etwas zwischen 150.000 und 200.000 Mann. Die Bevölkerung aber beträgt ungefähr 34 Millionen (und nicht 25 Mio wie von dir hier geschrieben). Entsprechend müssen nur diese maximal 200.000 richtig mit Lebensmitteln versorgt werden, dass sind nur so ca. 0,5% bis 0,6% der Gesamtbevölkerung. Folglich würden ungefähr 0,6% des Potentials der Lebensmittelproduktion immer noch reichen um diese Kämpfer nicht verhungern zu lassen und selbst der Jemen ist vom Verlust von 99,4% seiner gesamten Kapaziäten zur Lebensmittelproduktion immer noch Lichtjahre entfernt.

Folglicherweise hätte es überhaupt gar keinen Einfluss auf die Kampffähigkeit, würde man die Lebensmittellieferungen vom Westen aus einstellen. Allenfalls würde man dann vielleicht den Iran dazu bringen, zusätzlich zu Waffen und Technik auch noch Lebensmittel für die Kämpfer mitzuliefern. Und solche Lebensmittellieferungen anderer Staaten könnte man nicht verhindern, denn wie sollte man dies begründen? Man müsste den Jemen schon intentional vollständig abschließen um ihn auszuhungern und dies wäre völkerrechtlich natürlich ein schwerstwiegendes Verbrechen und auch sonst nicht praktisch umsetzbar. Ganze Länder zur Kampfunfähigkeit aushungern erfordert Mittel die wir nicht einmal haben, mal abgesehen von der rechtlichen Würdigung.

Entsprechend hätte eine Einstellung der Lebensmittellieferungen nur mehr Not für die Zivilbevölkerung zur Folge, aber sie hätte keine Einschränkung der Kampfkraft der Houthis zur Folge.

Dass sich die Not der Zivilbevölkerung in der Zukunft durch die Vermehrung natürlich nochmal drastisch erhöhen wird, und die Bevölkerungsentwicklung ein immenses Problem darstellt, ist davon völlig unabhängig und spielt für die Frage der Kampffähigkeit der Houthis keine Rolle. Natürlich wird das Leid durch das ständige Anwachsen der Bevölkerung so oder so immer nur noch weiter zunehmen, aber das schränkt die Kämpfer weder jetzt noch in Zukunft ein.
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Zitat:Entsprechend hätte eine Einstellung der Lebensmittellieferungen nur mehr Not für die Zivilbevölkerung zur Folge, aber sie hätte keine Einschränkung der Kampfkraft der Houthis zur Folge.
Das ist richtig.

Und das bittere Element daran ist auch: Selbst wenn wir nun einmal brutal und barbarisch und jenseits irgendwelcher ethisch-moralischer Vorstellungen denken und handeln würden und...

- jegliche Nahrungsmittellieferungen einstellen würden,
- jegliche Hilfen bzgl. der Cholera-Bekämpfung einstellen würden,
- eine völlige Blockade zu Land, zur See und in der Luft verhängen würden,
- Fischereikapazitäten und Hafenanlagen zerschlagen würden,
- gezielt (was natürlich Kriegsverbrechen wären) Wasser- und Nahrungsversorgung aus der Luft attackieren würden...

...würden wir zwar Bilder einer geradezu biblischen Apokalypse sehen, aber...

...die Bevölkerung des Jemen würde dennoch zunehmen.

Und auch dieser Raketenterror würde weiter anhalten.

Insofern: Wir haben also nicht wirklich große Optionen, solange wir nicht den Gegner direkt im Land besiegen wollen. (Wobei ich mit Gegner nun nicht die Menschen im Lande selbst, wie in obigem Gedankenspiel umrissen, meine, sondern eben gezielt die betreffenden Milizen vor Ort.) Eine Landung vor Ort will aber niemand, eine Besetzung und ggf. einen Guerillakrieg wollen noch weniger. Und einen brutalen Vernichtungskrieg will gottlob auch niemand - zumal er nicht mal ein Ergebnis zeitigen würde (von hunderttausenden unschuldigen Hunger- und Seuchentoten abgesehen). Bleibt also nur die Erkenntnis, dass wir noch lange Zeit dort unten mit Kriegsschiffen herumgondeln werden und ab und an Flugkörper abschießen müssen und immer mal wieder brennende Handelsschiffe sehen werden.

Das Ärgerliche daran ist jedoch, dass wir uns von einer irrlichternden terroristischen Miliz dort unten weiter das Handeln diktieren und auf der Nase herumtanzen lassen müssen, während diese mit recht geringem Aufwand Milliardenkosten bei uns verursacht. Denn so ganz ignorieren kann man diese Bande auch nicht, dazu hat sie dann doch wieder Raketen, die, wenn man nicht aufpasst, gefährlich werden können. Und zugleich müssen wir noch deren Bevölkerung vor dem Hunger- und Seuchentod bewahren. Das ist nervig, unfair, ärgerlich, macht einen zornig etc. - aber es ist eben so...

Schneemann
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(01.09.2024, 10:25)Schneemann schrieb: Denn so ganz ignorieren kann man diese Bande auch nicht, dazu hat sie dann doch wieder Raketen, die, wenn man nicht aufpasst, gefährlich werden können.

Natürlich kann man die Huthis ignorieren.

Bspw. haben sie jetzt den beschossenen Öltanker "zur Bergung freigegeben".

Sehr großzügig, jedoch bin ich mal gespannt, wer wann zur Bergung vorbeikommt.Big Grin

Was die Milliardenkosten angeht: Das Herumschippern um Afrika kostet zwar, legt man diese Mehrkosten jedoch auf das Produkt um, sind das 2 bis 3 %. Einmalig. Alles beherrschbar.
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Zitat:Natürlich kann man die Huthis ignorieren.
Das denke ich nicht.

Zudem haben wir genau genommen sie zu lange schon ignoriert, quasi nach dem Motto Was geht mich der Jemen an? und Was wollen diesen Kamelräuber schon ausrichten? Durch unser bisheriges Ignorieren und desinteressiertes Wegsehen haben wir den Houthis die Aufrüstung in gewisser Weise und indirekt mit ermöglicht. Und nun hat man recht überrascht und augenreibend festgestellt, dass diese bislang als "lokales Phänomen" angesehene Bande, sehr wahrscheinlich mit tatkräftiger iranischer Unterstützung, Raketen hat, die bis nach Israel fliegen können und mit denen sie auch große Bulk Carrier versenken können. Zwar treffen sie meistens nicht, aber das muss nicht dauerhaft so bleiben und man kann es eben nicht mehr gänzlich ignorieren...

Insofern: Ignorieren und ein "Aussitzen" des Problems ist keine Lösung. Irgendwann tauchen vielleicht deutlich bessere Raketen oder gar Massenvernichtungswaffen in den Händen dieser Fanatiker auf.

Schneemann
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Mal ein Gedankenspiel:

Zitat:Insofern: Wir haben also nicht wirklich große Optionen, solange wir nicht den Gegner direkt im Land besiegen wollen

Warum diesen Gegner überhaupt besiegen? Warum sich nicht mit ihm verbünden und ihm zum Sieg verhelfen, auf dass die Houthis den gesamten Jemen beherrschen und die Regierung dieses Staates bilden ?! Und im Gegenzug für unsere Unterstützung in dieser Sache stellen die Houthis jedwede Angriff auf den Schiffsverkehr ein und halten sich auch sonst zurück. Natürlich wird das die Ölaraber aufbringen, aber was konkret wollen sie tun? Noch besser - damit haben sie eine Bedrohung an ihrer Südflanke welche sie stärker von uns abhängig macht, da sie sich ohne uns dieser Bedrohung nicht erwehren können. Das primäre Gegenargument wird nun sein, dass damit der Iran mehr Macht in der Region erhält usw. usw. aber auch hier stellt sich die Frage, warum man sich derart krampfhaft überall dem Iran in der Region entgegen stellen muss. Die ganzen Dominotheorien stimmten schon in Vietnam nicht und sie stimmen auch heute nicht und allgemein führt ein weiteres ausgreifen des Iran nur zu einer weiteren Überforderung und Überdehnung seiner Mittel und macht ihn damit angreifbarer, auch wenn dies zunächst kontraintuitiv erscheint. Umgekehrt könnte man die Hisbollah aus dem Spiel nehmen was sich in der aktuellen Lage leicht bewerkstelligen ließe, so dass der Machtzuwachs insgesamt gerechnet ein Nullsummenspiel wäre und die spezifische Bedrohung für Israel sogar reduziert wäre.
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Die Houthis würden den Sieg mitnehmen und bei nächster sich bietender Gelegenheit wieder Angriffe gegen Israel und die Schifffahrtslinien starten.

Das Problem wäre lächerlich einfach zu lösen: Zerstörung aller Hafenanlagen unter Kontrolle der Houthis.
Die Kameraden wären vom iranischen Nachschub abgeschnitten und würden sehr schnell handlungsunfähig in ihren Bergen hocken. In einem nächsten Schritt sollte eine Koalition aus Regierungstruppen und Golfanrainern den Küstenstreifen einnehmen. Auch das wäre militärisch kein Problem und würde maximal robuste Luftunterstützung erfordern.
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(01.09.2024, 10:58)Schneemann schrieb: Das denke ich nicht.

Zudem haben wir genau genommen sie zu lange schon ignoriert, quasi nach dem Motto Was geht mich der Jemen an? und Was wollen diesen Kamelräuber schon ausrichten? Durch unser bisheriges Ignorieren und desinteressiertes Wegsehen haben wir den Houthis die Aufrüstung in gewisser Weise und indirekt mit ermöglicht. Und nun hat man recht überrascht und augenreibend festgestellt, dass diese bislang als "lokales Phänomen" angesehene Bande, sehr wahrscheinlich mit tatkräftiger iranischer Unterstützung, Raketen hat, die bis nach Israel fliegen können und mit denen sie auch große Bulk Carrier versenken können. Zwar treffen sie meistens nicht, aber das muss nicht dauerhaft so bleiben und man kann es eben nicht mehr gänzlich ignorieren...

Westliche Denkweise ist auf Zerstörung ausgelegt und nicht auf Kontrolle und daher stets zum Scheitern verurteilt, wenn es darum langfristige Kriegsziele in der Region zu erreichen. Es wurde massiver Krieg aus der Luft und am Boden gegen die Houthi sehr lange und mit sehr viel finanziellem und materiellem Aufwand geführt. Man hat versucht mit den Radikalsunniten+Söldnern+Luftunterstützung Syrien für die Saudis zu erobern und ist gescheitert. Man hat versucht ebendieser Truppe den Jemen zu erobern und ist gescheitert. Zerstört hat man viel, aber der Feind hat seine Kontroller dabei sogar noch optimiert. Weil er besser, nachhaltiger vernetzt und vor allem viel besser organisiert ist. Anschließend waren die Houthis zumindest waffentechnisch und auch sachlich, fachlich erheblich stärker als vorher. Auch der Zuspruch innerhalb der Bevölkerung ist dadurch gestiegen, nicht zuletzt weil sie den Zivilbereich auch unter diesen Bedingungen besser in den Griff bekommen haben, als die Sunnitischen Gegenpole, die über unbegrenzt Waffen und Geld, alllerdings auch über organisatorische Unfähigkeit verfügen. Daher können 30% Schiiten die 70% Nicht-Schiiten dominieren, aber n icht umgekehrt, obwohl es in den Houthi Gebieten weder nennenswerte Aufstände noch ethnisch-religiöse Verfolgungen gibt. Die Saudis haben es mit aushungern versucht. Das versuchen auch die Israelis in Gaza. Wir werden wahrscheinlich (leider) weiter sehen, wie hilfreich das für das Thema Area Control schlussendlich ist.

Insofern müsste schon etwas mehr Aufwand vollumfänglich betrieben werden, damit die Sunniten in der Lage sind, die schiitische Minderheit zu unterdrücken, um irgendetwas Nachhaltiges zu erreichen, was sich gegen die Houthi als erfolgreich erwiesen könnte. Das impliziert jedoch, dass Al-Kaida im Jemen dann freie Hand hat mit der entsprechenden Konsequenz daraus und die bedeutet, dass die nicht Schiffe im Roten Meer sinken sondern Weihnachtsmärkte in Europa brennen und in Arabien wieder die Köpfe rollen. Das ist am Ende Geschmackssache und auch eine Frage der jeweiligen Fähigkeiten und Mittel.

Zitat:Insofern: Ignorieren und ein "Aussitzen" des Problems ist keine Lösung. Irgendwann tauchen vielleicht deutlich bessere Raketen oder gar Massenvernichtungswaffen in den Händen dieser Fanatiker auf.

"Bessere" Raketen? Wozu? Mehr könnten es werden und die Houthis könnten sie auf wesentlich bösartigere Weise einsetzen. Also bpsw. statt 20 Ziele mit 50 Raketen anzugreifen könnten sie auch ein einziges Ziel mit 50 Raketen angreifen. Das ist die militärisch größere Herausforderung, kostet die Houthi dasselbe nur den Feind mehr. Das erfüllt gerade aus Sicht der Houthi aber keinen Zweck, weil sie eigentlich "nur" die Seefahrt nach Eilat stören wollen, was ihnen durch Heckenschützen-Taktik bereits heute gut gelingt. Eilat ist vom Markt und der private Betreiber wirtschaftlich bankrott. Mehr ist aus Sicht der Houthi nicht machbar aktuell und auch seitens der Widerstandsachse derzeit erforderlich. Die Houthi haben durch ihre militärstrategisch ausgesprochen erfolgreiche Seekriegsführung innerhalb der anti-israelischen Achse sich in den letzten Monaten höheres Standing erarbeitet. Also vom Netto-Empänger zum Netto-Zahler wenn man es so ausdrücken will. Damit haben sie ein Standing und Einfluss auf dem gleichen Level, wie Hisbollah oder die irakische PMF, damit entsprechend mehr Mitsprache und Leverage, denn Einigkeit besteht innerhalb dieser Achse nur im Groben was die gemeinsame Gegnerschaft betrifft. Im Detail kocht jeder seine eigene Suppe mit eigenen lokalen Präferenzen und Interessen, die oft nicht deckungsgleich sind. Da hilft es den Houthis sehr, dass sie wichtig (geworden) sind. Für den Iran sind die Houthi natürlich hochinteressant, weil sie abhängig sind.

(01.09.2024, 23:02)Quintus Fabius schrieb: Warum diesen Gegner überhaupt besiegen?

Dieser "Gegner" betrachtet(e) sich nur sehr indirekt als ein Feind von Ländern, wie Frankreich, Deutschland oder Spanien. Da besteht wenig Interesse, Reibung oder ähnliches. Im Jemen ist das ein Spiel zwischen

"Blau"
- Den Golfarabern, welche elementar eine organisierte Opposition schiitischer Minderheiten und den Erfolg schiitischer Milizstrukturen fürchten
- Israel, die von den Houthi zum ideologischen Feind erklärt wurden und als verlängerter Arm der USA gesehen werden
- USA, die von den Houthi zum ideologschen Feind erklärt wurden, weil sie hinter den Feinden im Jemen stecken
- Saudi Arabien, die den Houthi wiederholt den Krieg erklärt haben, weil sie ihre sunnitischen, dysfunktionalen Statthalter bekämpft und vertrieben haben, was ohne große Zahl an jemenitischen Sunniten nicht möglich gewesen wäre. = ganz gefährliche Vorlage.
- UK, F, EU die stets zur Verstärkung für Team Blau anreisen, wenn die Kapitäne mal wieder 3 1/2 Pläne haben

In roten Trikots:
Iran + Houthi. Der Iran, weil die Houthi ihnen religiös und von der Zusammensetzung der Feinde am nächsten stehen und die Lage so strategisch spannend ist. Gleichzeitig bietet der Jemen ungemein viel Leverage für die Pflege der historischen, freundschaftlichen, diplomatischen Beziehungen mit den saudischen Nachbarn. Saudis in Angst sind nicht nur den Westen am umgänglichsten, sondern auch für den Iran.

Militärisch kann die blaue Mannschaft die meisten Schlachten gewinnen, aber einen Krieg (s. Jemen, Libanon, Syrien, Irak, Afghanistan, ...) nur schwer nachhaltig in ihrem, Lager halten. Das liegt an der kulturellen, organisatorischen Inkompetenz insb. lokaler Partner, die das Terrain halten und im Zweifel gegen größere Minderheiten kontrollieren müssen. Und am Ende muss das auch jemand bezahlen, mit Geld und Leben.

Daher macht es am ehesten Sinn für die EU, die Probleme vor ihrer eigenen Haustür zu kehren und die Kriege Israels nicht zu ihren eigenen zu erklären.

Insofern mal ein Gedankenexperiment von der günstigen Sorte: Wie wäre es, wenn man Israel unter Druck setzt die Militäroperation in Gaza und der Westbank zu beenden und einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Dann ist das ganze Wind aus dem Segel. Und zwar auf allen Seiten. Das kostet am wenigsten. Geld und Leben.
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(01.09.2024, 23:02)Quintus Fabius schrieb: Mal ein Gedankenspiel:


Warum diesen Gegner überhaupt besiegen? Warum sich nicht mit ihm verbünden und ihm zum Sieg verhelfen, auf dass die Houthis den gesamten Jemen beherrschen und die Regierung dieses Staates bilden ?! Und im Gegenzug für unsere Unterstützung in dieser Sache stellen die Houthis jedwede Angriff auf den Schiffsverkehr ein und halten sich auch sonst zurück.

Die Abhängigkeit von der Paktfähigkeit dieser Gruppierung wäre eine vollständige. Überhaupt würde das einer Schutzgeldleistung zum Verwechseln ähnlich sein.
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