14.06.2024, 08:16
Glaube nicht, dass der Iran da so einfach zusehen wird, wenn Aserbaidschan Anstalten unternehmen sollte den Grenzverlauf zu Armenien zu verändern.
Armenien vs. Aserbaidschan
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14.06.2024, 08:16
Glaube nicht, dass der Iran da so einfach zusehen wird, wenn Aserbaidschan Anstalten unternehmen sollte den Grenzverlauf zu Armenien zu verändern.
14.06.2024, 21:37
Sehe ich skeptisch. Die aserbaidschanisch-iranischen Beziehungen waren Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre auf einem absoluten Tiefpunkt - damals hatte Baku die Iraner mehr oder minder vor die Türe gesetzt als es um die Ausbeutung der Öllager im Kaspischen Meer ging und war stattdessen mit Amerikanern und Franzosen angebandelt -, aber seitdem, grob seit den letzten 15 Jahren, haben sich die Beziehungen wieder deutlich verbessert, teils im Ölgeschäft, aber v. a. auch im (lastwagengestützten) Transitgeschäft. Hier arbeiten beide Seiten sehr gut zusammen.
Ob die Iraner dieses mittlerweile recht lukrative Geschäft wegen den Armeniern zu riskieren bereit wären, halte ich für wenig wahrscheinlich. Schneemann
15.06.2024, 17:03
(14.06.2024, 21:37)Schneemann schrieb: grob seit den letzten 15 Jahren, haben sich die Beziehungen wieder deutlich verbessert, teils im Ölgeschäft, aber v. a. auch im (lastwagengestützten) Transitgeschäft. Hier arbeiten beide Seiten sehr gut zusammen. Das Handelsvolumen zwischen Aserbaidschan und Iran liegt mit mittleren dreistelligen Bereich jährlich. Das ist nicht wenig, aber auch nicht viel. Problematischer ist die Präsenz israelischer "Militärberater" in Aserbaidschan und in die offensichtlichen, expansionistischen Bestrebungen des aserbaidschanischen Herrschaftshauses. Wenngleich der Handelsumfang deutlich geringer ist, so gestalten sich die diplomatischen Beziehungen zu Armenien für den Iran als eher unproblematisch. Das gegenseitige Vertrauen zwischen IR + AZ ist auf Regierungsebene recht begrenzt. Obwohl der Iran sich bei der jüngsten Eskalation mehr oder weniger hinter die betreffenden Gebietsansprüche Aserbaidschans in Nagorno Karabakh stellte, wurden gleichzeitig iranische Truppen (u.a. Panzer und Artillerie) an die Grenze zu Aserbaidschan verlegt. Als Kompromiss könnte der Iran eine steuerfreie, zivile Landverbindung über sein Staatgebiet vom Kerngebiet Aserbaischans zu seiner Enklave nach Nakchivan anbieten. Aber dass Aserbaidschan sich ohne iranische Gegenwehr, wie auch immer die dann aussieht, mit einer eigenen Landzunge gleichzeitig die Grenzverbindung zwischen Iran und Armenien so mirnichtsdirnichts kappen darf, daran glaube ich nicht.
19.06.2024, 23:28
Zitat:Iran, Azerbaijan to hold military exercises in Nagorno-Karabakhhttps://www.middleeastmonitor.com/202406...-karabakh/ Zitat:Iran, Azerbaijan hold first joint military drillhttps://ifpnews.com/iran-azerbaijan-firs...ary-drill/ ..was auch immer Gegenstand der betreffenden Übung gewesen sein soll. Es fand wohl angeblich eine statt.
10.07.2024, 20:26
Zitat:Armenia to Acquire Indian Prahaar and Pralay Missiles https://turdef.com/article/armenia-to-ac...y-missiles
15.08.2024, 17:50
Nachdem Armenien im letzten Krieg von seiner "Schutzmacht Russland" erbärmlich "im Stich gelassen" wurde, sucht sich das Land neue Partner - und scheint dabei langsam erfolgreich zu sein.
Die Tagesschau berichtet: Zitat: Armenien sucht neue Partner
16.08.2024, 10:25
(15.08.2024, 17:50)Kongo Erich schrieb: Nachdem Armenien im letzten Krieg von seiner "Schutzmacht Russland" erbärmlich "im Stich gelassen" wurde, sucht sich das Land neue Partner - und scheint dabei langsam erfolgreich zu sein. Inwiefern denn im Stich gelassen? Die von Aserbaidschan eroberten Gebiete schlossen die Verträge mit Rußland doch gar nicht ein? Im Übrigen fand die schleichende Abkehr von Rußland und die behutsame Anlehnung an westliche Staaten schon vor dem aserbaidschanischen Angriff statt. Unabhängig davon ist die strategische Lage Armeniens mehr als schlecht. Man hat nur die Wahl zwischen Rußland/Iran oder dem Westen, der Armenien aber nur über die Türkei versorgen kann, die aber der zweite Erzfeind Armeniens ist und quasi mit Aserbaidschan verbündet ist.
16.08.2024, 10:41
Russland hat - wie im Tagesschauartikel beschrieben - seine zugesicherte Rolle etwa zum Schutz der Zivilbevölkerung in Berg-Karabach wie auch zum Schutz der originären armenischen Grenzen nach dem letzten Waffengang nicht selbst ausgefüllt - ich zitiere:
Zitat:...Und Russland hat auch nicht die erforderliche mobile Flugabwehr gegen aserbaidschanische Drohnen bereit gestellt. Was nun die besch... geographische Lage anbelangt: Ja, die ist für Armenien alles andere als leicht. Armenien liegt aber nicht nur zwischen der Türkei und Aserbaidschan mit dem südlichen Nachbarn Iran, sondern hat auch nach Norden einen Nachbarn, Georgien, dessen Bevölkerung scheinbar sehr EU-freundlich ist - während die aktuelle Regierung wohl eher eine Appeasement- und Beschwichtigungs- Politik gegenüber dem russischen Nachbarn betreibt. Der wiederum hält zwei große Regionen Georgiens besetzt. Durch Georgien führt die transkaukasische Pipeline von Aserbaidschan in die Türkei. Georgien ist also in einer Schlüsselstellung und muss sich seinen Nachbarn - weder Russland noch der Türkei - nicht anbiedern. Es braucht allerdings einen stärkeren Partner, um nicht in eine einseitige Abhängigkeit zu geraten. Auch die Türkei kann nicht viel dagegen haben, wenn sich EU-Länder stärker in Georgien engagieren und dabei auch Armenien etwas "vom Kuchen" abbekommt. Dazu müssten aber auch die Bindungen zwischen Armenien und Georgien noch enger werden, als sie es bisher sind.
16.08.2024, 13:14
Solange man nicht wieder irgendwelche aufnahmeversprechungen macht .
18.08.2024, 23:18
Wir sprechen hier von einer Bruchzone, einem Gebiet welches stets Puffer bzw. Schauplatz von Auseinandersetzungen von Regionalmächten gewesen ist. An dessen Ende stand eine Autarkie der betreffenden Staaten mit einer gewissen Stabilität. Die "historische" Aufgabe der Türkei, Irans und Russland sehe ich darin, den Konflikt dort in einem gewissen Gleichgewicht bzw. befriedet zu halten. Umso weniger hielte ich davon die Lage dort mit EU oder US Außen- bzw. Interessenspolitik zu vermischen.
19.08.2024, 09:59
(18.08.2024, 23:18)KheibarShekan schrieb: .... Die "historische" Aufgabe der Türkei, Irans und Russland sehe ich darin, den Konflikt dort in einem gewissen Gleichgewicht bzw. befriedet zu halten. ...Deshalb haben die russischen "Friedenstruppen", die in Bergkarabach die Zivilbevölkerung schützen sollten, bereits im April das Gebiet verlassen (siehe #224 vom 13.06.2024, 13:44). Man kann natürlich sagen, dass Russland diese Einheiten anderswo benötigt - in der Ukraine oder im Niger. Der Eindruck für die Armenier ist wohl klar. Und die Folge im Juni d.J. war dann eindeutig (siehe Zitat unten). Putin signalisiert jedenfalls nun nochmal deutlich, dass er eher Aserbaidschan unterstützt. Sein Besuch beim aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev kann nur "als Warnsignal an Armenien" (Zitat: ORF) gesehen werden. Klar, Russland nimmt die zunehmende Expansion der Türkei in den ehemaligen Sowjetrepubliken wahr. Und weil das "nicht gefällt", versucht man "gegen zu steuern". Und Aserbaidschan spielt geschickt die beiden Regionalmächte Russland und Türkei gegeneinander aus. Dabei werden dann wohl die armen Bruderstaaten wie Armenien geopfert. Allerdings glaube ich nicht, dass Russland bei den Azeris "verlorenes Terrain" zurück gewinnen kann. Da sind inzwischen die "türkisch-osmanischen Brüder" viel zu dick vertreten. Der Versuch einer Restauration "sowjetischer Größe" unter Putin's Russland dürfte also allenfalls verzögern, aber nicht erfolgreich sein. An wen sollen sich nun die Armenier also wenden, wenn Russland bei den Azeris auf "gut Wetter" macht? Die Türkei - den Iran? Oder vielleicht doch an jemand, der keine Aktien in der Region hat? Für mich ist jedenfalls klar, dass gerade das eher individualistische säkuläre westliche Gesellschaftsmodell einen großen Reiz auf die Jugend und die städtischen Eliten ausübt. Dazu nochmal der ORF: Zitat: ...
19.08.2024, 11:18
(16.08.2024, 10:41)Kongo Erich schrieb: Was nun die besch... geographische Lage anbelangt: Die Lage Georgiens ist doch genauso schlecht. Wenn man sich mit Rußland anlegen würde wäre man immer auf die Türkei angewiesen. Aber ein christlicher Staat wie Georgien wird sich kaum der Türkei abhängig machen wollen. Insofern ändert eine verstärkte Zusammenarbeit Armeniens mit Georgien überhaupt nichts an der strategischen Sachlage. Beide Staaten sind militärisch schwach und wenn sie sich Rußland zum Feind machen sind sie der Türkei ausgeliefert, die vermutlich nicht mehr als ein paar Wochen brauchen würde um beide Staaten geleichzeitig zu besetzen.
20.08.2024, 15:01
In Georgien ist der "Drang zum Westen" noch wesentlich weiter ausgeprägt als in Armenien, wie ein Bericht heute in der Süddeutschen Zeitung belegt (Print, S. 3).
https://www.sueddeutsche.de/projekte/art...duced=true Die Türkei wird gegen ein verstärktes Engagement der EU in Georgien (und Armenien) nichts einwenden können. Wer sollte dann dagegen vorgehen? Der Iran? Oder Russland? Das Land verbrät gerade seine letzten Reserven im selbst begonnenen Ukraine-Krieg und wird zunehmend als selbst und unabhängige agierende Macht an den Rand gedrängt - von China abhängig. China hat aber mit der "Seidenstraßeninitiative" schon seit Jahren die Umgehung Russlands auf der Agenda. Und China hat damit ein Projekt aufgegriffen, das unter dem Namen "TRACEA" schon vorher von Georgiens Schewardnadse als europäisches Projekt angeschoben worden war. Zitat: ...Damit wurden z.B. Ausbauarbeiten für Eisenbahnfähren an Häfen des Schwarzen Meeres finanziert. Daran könnte die EU wieder anknüpfen und Georgien - und damit auch Armenien - wirtschaftlich noch mehr an Europa binden.
20.08.2024, 16:46
(20.08.2024, 15:01)Kongo Erich schrieb: In Georgien ist der "Drang zum Westen" noch wesentlich weiter ausgeprägt als in Armenien, wie ein Bericht heute in der Süddeutschen Zeitung belegt (Print, S. 3). Warum sollte die Türkei nichts einwenden können? Davon ab steht die Kündigung des Militärpaktes mit Rußland durch Armenien vor der Tür. Danach wird es wahrscheinlich einige Monate oder vielleicht sogar nur Wochen dauern bis Aserbeidschan die Situation nutzt und in Armenien einmarschiert um eine Landverbindung zur Türkei zu schaffen oder sogar noch wesentlich mehr armenisches Gebiet zu besetzen. Armenien wird dem militärisch nichts entgegen zu setzen haben. Auch der Westen wird dagegen nichts machen können. Die dadurch entstehende Flüchtlingswelle könnte Armenien als Staat defacto in Frage stellen. Bleibt die Reaktion des Westens darauf machtlos wird sich auch in Georgien das Stimmungsbild wieder ändern. Ich sehe hier keine reale Möglichkeit der Westanbindung für beide Staaten da diese zwingend über die Türkei führen muss.
05.09.2024, 22:57
Zitat:Iran summons Russian ambassador over support for Zangezur corridorhttps://www.msn.com/en-us/news/world/ira...r-AA1pVhaL Es scheint also als würden die Russen den von Aserbaidschan geplanten Sangesur-Korridor unterstützen, welcher eine direkte Landverbindung zischen AZ Kernland und der AZ Enklave sicherstellen soll. Dieses Projekt mittfällt den Iranern und Armeniern. Die iranische Seite wehrt sich dagegen, weil Befürchtung besteht dass ihnen hier die bestehende direkte Grenze nach Armenien abgeschnitten wird und wahrscheinlich auch, weil diese Strecke entlang ihres nördlichen Grenzverlaufs strategisch auch nicht ganz ungefährlich ist militärlogistisch für Operationen in den Iran hinein. Nicht zuletzt sieht sich der Iran aber auch genötigt pro-armenische Thesen hinreichend zu vertreten und gleichzeitig den Konflikt dort zu deeskalieren. Nicht wirklich ein Ort für perfekte Lösungen. |