Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges)
Zitat: Asyl kann ohnehin nicht gewährt werden, weil dafür im Herkunftsland eine politische Verfolgung bestehen müsste.

Politische Verfolgung ist nicht der einzige Grund für Asyl . Die Ukraine ist kein sicheres Herkunftsland das reicht für Asyl . Und so sicher wäre ich da nicht das es kein Asyl braucht. Auf die Idee ist man in Polen schon am Jahresanfang gekommen . Und so manches osteuropäisches Land würde da bestimmt sofort mitmachen , auch wenn die Zahl der Betroffenen dort geringer ist wie bei uns.
Und für Wählerstimmen würden das auch Politiker hierzulande auf die Tagesordnung bringen.
Ebenso wird das Thema litauenstationierung nicht lange brauchen um wahlthema zu werden.
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Die wenigsten irregulären Einwanderer welche hierzulande unter dem Sammelbegriff Flüchtlinge zusammen gefasst werden begründen ihren Aufenthalt hierzulande als Asylanten. Auch wenn natürlich viele davon Asyl beantragen, so ist Asyl nicht der primäre Grund warum sie ein Aufenthaltsrecht erlangen, dass gilt auch schon jetzt für einen Gros der sogenannten Flüchtlinge und es gilt natürlich auch für die Ukrainer.

Das Aufenthaltsrecht wird daher also ganz anders begründet und ist unabhängig von dem ganzen juristischen Schauspiel der Asylanträge.

Im übrigen beantragen hier und heute auch schon Ukrainer Asyl in Deutschland, vorsorglich oder aus was für Gründen auch immer. Gegen den abschlägigen Bescheid wird dann geklagt, gegen das Gerichtsurteil in einer weiteren Instanz vorgegangen, und dann ein neuer anderer Antrag mit anderen Angaben gestellt usw usf

emjay:

Theoretisch ja, aber in der Realität wurde und wird Asyl auch ohne politische Verfolgung gewährt, oder umgekehrt durchaus Personen Asyl verweigert die in ihrer Heimat höchstwahrscheinlich doch real politisch verfolgt werden. Das ist ein völlig geisteskrankes Willkürsystem, ich kenne da dutzende Fälle in beide Richtungen persönlich.

Aber nochmal das wichtigste: die Ukrainer begründen ihren Aufenthalt hierzulande nicht über Asyl als Aufenthaltsgrund. Entsprechend kann man ihnen auch kein Asyl entziehen wie das Kiesewetter hier schwadroniert. Natürlich könnte man ihnen ihr Aufenthaltsrecht rein theoretisch per Gesetz einfach entziehen, oder ihre Aufenthaltstitel auf Anweisung nicht mehr verlängern, dass heißt aber weder dass sie dann gehen, noch dass wir sie abschieben können, noch dass sie dann nicht anfangen einfach alle Asylanträge zu stellen, die dann auch erstmal über Jahre hinweg bearbeitet werden müssen usw.

Hab übrigens mal junge ukrainische Männer gefragt, ob sie gehen würden, wenn man ihnen die Sozialleistungen entzieht. Die Antwort war unisono nein, sie würden auch dann hier bleiben weil sie nicht im Krieg für die korrupten Oligarchen sterben wollen.

lime:

Es gibt sogar schon jetzt und hier Ukrainer die Asylanträge laufen haben. Und ohnehin können immer mehr Wähler das ganze bizarre Spektakel bezüglich der sogenannten Flüchtlinge nicht mehr nachvollziehen - und entsprechend steigt ja ständig die Zustimmung für die AfD und deren Positionen und kopieren nun andere Parteien AfD Positionen und hauen Sachen raus für die man noch vor wenigen Jahren wüst angegangen wurde.

Dessen ungeachtet: in dem Moment in welchem man dem Gros der Ukrainer ihren nicht Asylrecht basierten Aufenthalt entzieht, stellen sie natürlich Asylanträge und schon hast du ein paar Hunderttausend mehr zum bearbeiten. Wird bei den über 1000 pro Tag die man schon jetzt hat natürlich noch weitere Verzögerungen hervor rufen etc. Und weil sie schon hier sind, nützen natürlich auch alle aktuellen EU Ideen von Sammellagern an den Außengrenzen nicht.

Allgemein:

Ein Spaß am Rande: Dänemark ist dabei EU Recht einfach zu brechen - denn wir leben ja zunehmend in der EU nicht mehr in Rechtsstaaten und will alle Ukrainer raus schmeißen. Auch Frauen und Kinder.

Mit der witzigen Begründung dass sie anders sind als Dänen und anders leben. Beispielsweise schlagen die ihre Kinder und deshalb müssen sie raus. Das wurde ernsthaft so öffentlich von dänischen Politikern geäußert. Die Mohammedaner welche Asyl haben also bleiben in Dänemark, aber die Ukrainer fliegen raus weil sie kulturell zu fremdartig sind, itzo lasst mich lachen.

https://www.berlingske.dk/politik/minist...ges-ophold

Weil die Ukrainer Zitat: anders leben als Dänen, müssen alle Ukrainer bis 2025 Dänemark verlassen. Und mit alle meinen die ernsthaft Alle - bis auf die Reichen. Denn wer Geld hat oder ein hohes Einkommen nachweisen kann, der darf selbstverständlich bleiben. Denn der schlägt seine Kinder ja sicher nicht und ist nicht kulturell fremdartig, weil, er hat ja Geld. Der darf auch Skiurlaub machen, während die weniger betuchten für ihn an der Front sterben wie es sich gehört.

Das praktische Ergebnis wird natürlich sein, dass die meisten davon (der weniger betuchten und mittellosen) nach Deutschland und Polen gehen. Das dänische Vorgehen ist natürlich komplett rechtswidrig, genau so rechtswidrig wie die illegale Masseneinwanderung nach Deutschland es jeden Tag ist, aber wir leben hier in der EU nunmal zunehmend nicht mehr in Rechtsstaaten, sondern man macht einfach entgegen jedem Recht was man will.

Also von daher: man könnte natürlich einfach rein theoretisch die Ukrainer rechtswidrig rausschmeißen, vorher in Lager pferchen (was in Dänemark gerade aktuell geschieht) und dann von dort deportieren. Mit Gewalt versteht sich. Aber wird der verzagte Staat hierzulande das tatsächlich real tun können ?! Aber warum auch nicht, vielleicht kommt es ja noch so, dass wir mehr Muselmanen aus Afghanistan aufnehmen und parallel die Ukrainer rechtswidrig per Eisenbahn deportieren, denn wie heißt es so schön: legal? illegal? scheißegal?!denn Hauptsache Pseudolegal ! Und außerdem schlagen die ihre Kinder und sind ganz anders als wir......bis auf die Reichen versteht sich. Wahrhaft, die Würde des Reichen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Aufgabe aller staatlichen Gewalt. Und noch darüber hinaus sind die ja keine Muslime, oder gar Afghanen oder dergleichen. Sondern christliche Europäer und was will man den damit ?!
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https://de.statista.com/infografik/27275...e-ukraine/

nur statistik
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Über das von Seafire verlinkte Element bin ich auch auf die deutschen Unterstützungsleistungen gekommen. MBTs und Haubitzen lesen sich immer martialischer, aber es ist erstaunlich, was an alles an elektronischem Material und Logistik geliefert wurde oder im Zulauf ist...
Zitat:Kryptotelefone¹ 2.667
mobile Antennenträgersysteme¹ 50
Aufkärungsdrohnen VECTOR¹ 162
LUNA NG Aufklärungssystem 1
Schießbrillen 90.600
Bodenüberwachungsradare GO12 46
Aufklärungsdrohne Primoco ONE 7
AMPS Selbstschutzsysteme für Hubschrauber 4
Überwasserdrohnen¹ 20
SatCom Terminals¹ 230
SatCom Überwachung 1
Platinendrucker 1
Drohnensensoren¹ 182
Aufklärungsdrohnen RQ-35 HEIDRUN¹ 100
Laserentfernungsmesser¹ 63
Hochfrequenzgerät inkl. Ausstattung¹ 1
Laserzielbeleuchter¹ 40
Aufklärungsdrohnen¹ 32
Frequenzscanner/ Frequenzjammer¹ 1
Drohnenabwehrsensoren/-jammer¹ 57
Störsender¹ 10
Aufklärungssysteme SurveilSPIRE¹ 5

[...]

LKW 8x8 mit Wechselladesystem 40
Kraftfahrzeuge (LKW, Kleinbusse, Geländewagen) 324
LKW MAN TGS 25
Tankfahrzeuge Zetros 8
LKW-Nutzfahrzeuge Zetros¹ 240
Auflieger für Schwerlastsattelzüge¹ 89
Schwerlastsattelzüge 8x8 HX81¹ 87
https://de.statista.com/statistik/daten/...e-ukraine/

Schneemann
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Das Polen weder das Personal noch die Finanzmittel hat brauch man auch nicht drüber reden. Wie das ganze endet ist auch klar.

Wir beweisen doch aber gerade selber das es doch reicht das allernötigste zu machen für die Verteidigung . Im Notfall kommt schon jemand von außen und gibt uns das was wir brauchen. Nicht mal in der aktuellen kriegslage hat doch die Bevorteilung , fetternwirtschaft oder Korruption aufgehör in der Ukraine . Anstalten von denen die sich an der Ukraine bereichert haben mit Hilfe der Regierungen der letzten Jahrzehnte wenigstens einen Teil der Gelder zurück zu holen gibt es doch auch nicht. Das man die Gelder von Russen im Ausland eingefroren hat ist ja richtig , aber sie sollten auf keinen Fall in die Ukraine gehen sondern damit das bezahlt werden was die Ukraine bekommt von den unterstützerländern. Das die Steuerzahler der jeweiligen Länder das aufbringen müssen ist glaub ich für das friedliche Miteinander nicht sehr förderlich auf die Dauer.
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(04.01.2024, 11:57)alphall31 schrieb: Das man die Gelder von Russen im Ausland eingefroren hat ist ja richtig , aber sie sollten auf keinen Fall in die Ukraine gehen sondern damit das bezahlt werden was die Ukraine bekommt von den unterstützerländern. Das die Steuerzahler der jeweiligen Länder das aufbringen müssen ist glaub ich für das friedliche Miteinander nicht sehr förderlich auf die Dauer.

Eingefroren heißt aber nicht beschlagnahmt. Diese Assets zu beschlagnahmen und selbst zu verwenden könnte langfristig schwerwiegende Auswirkungen haben. Andere Staaten könnten in Zukunft auf ähnliche Ideen kommen.
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Zitat:Russische Öltanker auf dem Weg nach Indien kehren um – Grund ist ein Streit um Zahlungen an Moskau [...]

Russische Ölschiffe, die in der Nähe der indischen Küste treiben, haben angesichts der ungelösten Zahlungsstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern begonnen, abzudrehen. Den von „Bloomberg“ zusammengestellten Schiffsverfolgungsdaten zufolge sind fünf mit Sokol-Öl beladene Öltanker, die seit etwa einem Monat in der Nähe von Indien und Sri Lanka lagen, nun auf dem Weg nach Osten in Richtung der Straße von Malakka.

Ein weiteres russisches Schiff – die NS Century – treibt immer noch in der Nähe der Küste Sri Lankas. Der Tanker liegt seit über einem Monat still, da indische Beamte darüber nachdenken, ob sie das Schiff seine Ladung löschen lassen sollen, wie „Bloomberg“ bereits berichtete. Der Umschwung kommt, da indische Raffinerien für Öl mit Russland in Dirhams, der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate, bezahlen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen letzte Woche gegenüber „Reuters“ erklärten. Aber eine Einheit von Rosneft, einem der staatlichen russischen Ölgiganten, war nicht in der Lage, ein Bankkonto in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu eröffnen, was bedeutet, dass sie nicht in der Lage ist, Zahlungen zu akzeptieren, fügten die Quellen hinzu.

Im Oktober hatte Indien mindestens sieben Öllieferungen aus Russland, die nicht bezahlt worden waren, wie „Reuters“ ursprünglich berichtete. Indien steht auch unter dem Druck, die Beziehungen zu den USA aufrechtzuerhalten, die das Land Ende 2023 mit Sanktionen belegt haben, weil der Ölhandel mit Russland die Preisobergrenze von 60 US-Dollar (55 Euro) pro Barrel überschreitet. Diese Beschränkungen sind Teil des Versuchs des Westens, den Druck auf Russlands Energieeinnahmen zu erhöhen, die das Land zur Finanzierung seines Krieges gegen die Ukraine einsetzt. [...]

Russland exportiert inzwischen fast sein gesamtes Öl nach China und Indien, sagte der stellvertretende russische Ministerpräsident letzte Woche – obwohl die Lieferungen nach Indien kürzlich wegen Zahlungsproblemen ins Stocken geraten sind. Die russischen Ölexporte nach Indien brachen im Dezember ein, und die indischen Raffinerien erhielten in diesem Monat überhaupt kein Sokol-Rohöl, wie aus den von „Bloomberg“ zitierten Kpler-Daten hervorgeht.
https://www.businessinsider.de/wirtschaf...indien-um/

Ein Schelm, wer dabei böses denkt. Die Inder wollen mit Washington besser zusammenarbeiten, alleine schon wegen dem chinesischen Machgebaren. Aber Russland will man dann doch nicht ganz vor den Kopf stoßen, man will halbwegs neutral wirken, und sich doch zugleich auch nicht dem Vorwurf aussetzen, man unterlaufe Sanktionen. Also nimmt man russisches Öl ab, muss es aber "leider" über Dirham abrechnen - wobei man in Indien genau weiß, dass die VAE eine Kontoführung Rosnefts nicht zulassen aufgrund der Sanktionen - was die Scheichs zwar nicht offen sagen, aber eben einfach stillschweigend machen, da sie den Sanktionen nicht im Wege stehen wollen. Und schon kann man "leider" das russische Öl nicht mehr zahlen und es somit auch nicht abnehmen...

Schneemann
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(05.01.2024, 09:00)Schneemann schrieb: Also nimmt man russisches Öl ab, muss es aber "leider" über Dirham abrechnen - wobei man in Indien genau weiß, dass die VAE eine Kontoführung Rosnefts nicht zulassen aufgrund der Sanktionen - was die Scheichs zwar nicht offen sagen, aber eben einfach stillschweigend machen, da sie den Sanktionen nicht im Wege stehen wollen. Und schon kann man "leider" das russische Öl nicht mehr zahlen und es somit auch nicht abnehmen...

Schneemann

Ist das jetzt eine Theorie von Dir oder ein Fakt? Weil der russische Goldhandel in die VAE im gleichen Zeitraum abgeschmolzen ist. Dies liegt aber nicht an den Sanktionen sondern an Geldwäschevorwürfen. Vermutlich sind deshalb auch russische Konten in der VAE eingefroren worden, denn die VAE beteiligt sich doch bisher gar nicht an Sanktionen gegenüber Rußland die den Devisenhandel bzw. Zahlungsabwicklung betreffen? Davon ab sind die VAE doch seit diesem Jahr Mitglied im BRICS was Sanktionen unter den Mitgliedsstaaten eigentlich ausschließen würde.
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@lime
Zitat:Ist das jetzt eine Theorie von Dir oder ein Fakt?
Einerseits eine Vermutung von mir. Andererseits haben die VAE aber auch gesagt, dass sie den Sanktionen nicht im Wege stehen werden (ohne selbst welche auszusprechen oder konkret zu werden).

Vielleicht dazu:
Zitat:UAE Tightens Scrutiny on Russian Firms Amid Pressure From US [...]

US is pushing to close channels used to evade sanctions. [...] Russian firms face stricter banking rules, more documentation [...]

Russian firms based in the United Arab Emirates are coming under greater scrutiny from local banks as the Gulf state faces increased US pressure to tackle sanctions evasion and ramps up efforts to get off a global organization’s watch list. The UAE attracted a flood of Russian money in the first year after President Vladimir Putin ordered troops into Ukraine, with firms finding banking quick and easy to navigate. That process has gradually grown more arduous, with rejections increasingly common, because the UAE is showing less appetite for sanctions-related risk and pushing to get off the so-called gray list, according to more than half a dozen business owners and consultants interviewed by Bloomberg, who asked not to be identified as such information isn’t public.
https://www.bloomberg.com/news/articles/...re-from-us

Schneemann
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Saudi arabien hatte doch auch angefangen über Estland russisches Öl zu beziehen . Das Indien das Öl in Form von Heizöl Diesel oder Benzin dann nach Europa verkauft macht das ganze eher lächerlich als es als Erfolg zu verkaufen. Noch dazu das das Öl von Russland nach Indien auch von deutschen Reedereien transportiert wird.
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(05.01.2024, 22:58)alphall31 schrieb: ... macht das ganze eher lächerlich als es als Erfolg zu verkaufen.

Der Trick ist, das russische Öl dem Weltmarkt nicht zu entziehen und dabei die Marge Russlands auf nahe Null zu drücken.

Und das scheint gut zu funktionieren.

D.h. die Russen exportieren fleissig Öl und decken dabei bestenfalls ihre Produktionskosten.
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Zitat:D.h. die Russen exportieren fleissig Öl und decken dabei bestenfalls ihre Produktionskosten.
Ja und Nein. Also sie machen durchaus mit ihren Exporten noch etwas Gewinn. Und dieser fließt auch in ihre Rüstungsbemühungen für den Krieg gegen die Ukraine. Allerdings ist das keine Dauerlösung und dieses russische Modell ist eine reine Behelfslösung (mal von den Sicherheitsrisiken dieser illegalen Ölverschiffungen abgesehen), die zwar die Rüstung am Laufen hält, aber ansonsten langfristig dem Land schadet.

Dazu auch:
Zitat:Warum bricht Russlands Wirtschaft nicht ein? [...]

Es scheint, als könnten die Sanktionen Russland nichts anhaben. Im Interview mit ntv.de ordnet Russland-Experte Michael Rochlitz die angebliche Stabilität ein und erklärt, welchen Preis Putin dafür zahlt. [...]

Wie geht es der russischen Wirtschaft heute, knapp zwei Jahre später?

Erstaunlich gut. Sie ist viel krisenfester als zunächst angenommen. [...] Letztendlich musste Putin nur ein Minus von 5 Prozent verbuchen.

Wie kann das sein?

Die russische Wirtschaft ist krisenerprobt. Das ist ihr jetzt sehr zugutegekommen. Die Finanzkrise 2008, Sanktionen im Rahmen der Krim-Annexion 2014 und die Corona-Pandemie 2020 haben das Land zwar durchaus unter Druck gesetzt. Während dieser ganzen Krisen ist es Russland aber gelungen, kompetente Regionalverwaltungen aufzubauen, die wissen, was in solchen Ausnahmesituationen zu tun ist. [...]

Was hat der russischen Wirtschaft noch geholfen, einen Schock abzuwenden?

Einerseits hat die russische Zentralbank sehr kompetent reagiert. Sie hat Anfang März 2022 nicht nur den Leitzins radikal auf 20 Prozent angehoben, sondern auch kurzzeitig Exportkontrollen für Kapital verhängt und das Land so in ein künstliches Koma versetzt. Dadurch konnte der erste Schock der Sanktionen abgefedert werden. Andererseits ist es Russland gelungen, die Exportkontrollen auf Gas und Öl abzufedern, indem man eine ganze Flotte Schattenschiffe aufgebaut hat, die Öl trotzdem exportiert hat. [...]

Ist die Sanktionspolitik gegen Russland gescheitert?

Aus ökonomischer Sicht sind die Sanktionen sinnvoll. Sie schaden der russischen Volkswirtschaft und erschweren es Russland, diesen Krieg zu führen. [...] Seit Ende 2022 sehen wir, dass Russlands Regierung massiv die ganze Volkswirtschaft auf eine Kriegswirtschaft umstellt. Davon will Putin so schnell auch nicht wieder abrücken. Russland plant im kommenden Jahr 40 Prozent seines Haushalts allein in die Rüstungsindustrie zu investieren. Das ist Wahnsinn. [...]

Was bedeutet eine Umstellung auf Kriegswirtschaft genau?

Putin hat die Investitionen in den Rüstungssektor massiv angehoben. [...] Inzwischen ist klar, im vergangenen Jahr hat der Investitionsanstieg im Rüstungssektor die russische Wirtschaft um 3,5 Prozent wachsen lassen. [...]

Welche Gefahren birgt diese Strategie? [...]

Russland opfert momentan außerdem die Diversifizierung seiner Wirtschaft. Putin baut mit der Rüstungsindustrie gerade einen Sektor auf, der keine Zukunft hat. Sobald der Krieg vorbei ist, muss die Rüstungsindustrie wieder schrumpfen. Das wird ein großes innenpolitisches Problem, weil sehr viele Lobbygruppen daran interessiert sind, diese Pfründe zu behalten. [...]

Inwiefern leiden die Russen überhaupt unter den Sanktionen?

Die einfachen Bürger in Russland merken von den Sanktionen zurzeit noch nicht so viel. Dadurch, dass so viel Geld in die Wirtschaft gepumpt wird, geht es ihnen sogar erstmal besser. Während sich die Regierung mit der Widerstandsfähigkeit der russischen Wirtschaft brüstet, führen die massiven Investitionen aber auch zu hoher Inflation. [...]

Auch zahlreiche Unternehmen aus westlichen Ländern haben sich seit Beginn des Ukraine-Konflikts aus Russland zurückgezogen. Wie gut kann die russische Wirtschaft das kompensieren?

Dem Land gehen dadurch große Wettbewerbschancen im Hightechsektor verloren. Gerade die pharmazeutische Industrie und der Automobilsektor leiden unter dem Abgang. Inzwischen werden gar keine Autos mehr mit westlicher Technologie in Russland gebaut. Stattdessen wird billig in China eingekauft. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in anderen Sektoren zu beobachten. Der Krieg hat den Hightechsektor dazu verdammt, auf einem technologisch sehr niedrigen Level, zu bleiben. [...]

Eigentlich sollten die Sanktionen Putin den wirtschaftlichen Boden für die Invasion in der Ukraine entziehen. Doch die Rohstoffgroßmacht hält vor allem mit den Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft mit China und Indien seine Kriegswirtschaft am Laufen. Wieso ist es nicht gelungen, Russland wirtschaftlich zu isolieren?

Russland hat es geschafft, Länder zu mobilisieren, die ihre eigenen Probleme haben und gern weiter billiges Öl aus Russland einkaufen wollen. Das ansteigende Konfliktpotenzial zwischen dem Westen auf der einen Seite und dem globalen Süden und gerade Ländern wie Indien, China, Brasilien auf der anderen Seite hat dafür gesorgt, dass es nicht gelungen ist, eine gemeinsame Front gegen Russland aufzubauen, um die Sanktionen effizient durchzusetzen. [...]

Wie lange kann der Kreml den Krieg noch finanzieren?

Russland kann den Krieg mit seiner Kriegswirtschaft auf diese Art und Weise noch zwei, drei Jahre weiterführen. Damit produziert Putin die Ukraine momentan an die Wand.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Warum-bri...41680.html

Ergo: Russland kann noch exportieren. Und es verdient noch daran, wenn seine Rohstoffe abgenommen werden, wenn auch nicht mehr so viel. Zugleich nimmt man aber diese Gewinne und kurbelt damit in einem geradezu aberwitzigen Rahmen (30 bis 40% des Haushalts) die Rüstungsindustrie an. Das wiederum produziert erst einmal wirtschaftliches Wachstum, aber eben ein Wachstum ohne Substanz. Und es ist ein Wachstum, das einem technischen und personellen Kartenhaus gleicht, wenn das Land irgendwann wieder auf eine Nachkriegswirtschaft umsteigen müsste.

Das in gewisser Weise ebenso "witzige" wie zynische hieran ist: Es war einstmals die Sowjetunion, die gerne das Vorurteil kolportierte, dass der "dekadent-kapitalistische" Westen Kriege ja braucht, um die herrschende, "imperialistische" Klientel bei Laune zu halten. (Und manche linken Kreise im Westen haben das Vorurteil übrigens gerne mit aufgeschnappt.) Dass der Westen allenfalls einen Bruchteil seiner Wirtschaftskraft aufbringen musste (im Vergleich zur Sowjetunion), wird dabei natürlich ignoriert.

Und heute? Pumpt Moskau aberwitzige Summen in einen Krieg, dem imperiale Ambitionen zugrunde liegen, und muss dieses aufgeblähte Kriegswirtschaftsmodell beinahe gezwungenermaßen am Laufen halten, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Und zugleich will die herrschende Kaste um Putin dieses System auch gerne am Laufen halten, da sie daran kräftig verdient und sich bereichern kann - schließlich müssen die Oligarchenfreunde des Paten im Kreml sich bald mal neue Superyachten bestellen können, da die alten beschlagnahmt wurden. Bittere Ironie des Schicksals: Die Kinder der ehemaligen KPdSU-Apparatschiks und Sowjetpropagandisten setzen heute das für Russland um, was deren Väter einstmals den Westmächten nachsagten, um diese zu desavouieren...

Schneemann
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(05.01.2024, 11:06)Schneemann schrieb: @lime
Einerseits eine Vermutung von mir. Andererseits haben die VAE aber auch gesagt, dass sie den Sanktionen nicht im Wege stehen werden (ohne selbst welche auszusprechen oder konkret zu werden).

Vielleicht dazu:
https://www.bloomberg.com/news/articles/...re-from-us

Schneemann

Die Geldwäschevorwürfe könnten natürlich nur vorgeschoben sein, um die Sanktionen zu unterstützen. Wird man wohl in den nächsten Wochen sehen wie sich das weiterentwickelt.

(07.01.2024, 00:51)Philippe Gauchat schrieb: Der Trick ist, das russische Öl dem Weltmarkt nicht zu entziehen und dabei die Marge Russlands auf nahe Null zu drücken.

Und das scheint gut zu funktionieren.

D.h. die Russen exportieren fleissig Öl und decken dabei bestenfalls ihre Produktionskosten.

Die Produktionskosten von Rosneft liegen bei ca. 10-15 USD. Die Inder nehmen das Öl für ca. 65-70 USD ab. Transportkosten dürften bei ca. 5 USD liegen. Also bleiben Rußland im schlechtesten Fall 45 USD pro Barrel. Für Rußland ist das kein schlechtes Geschäft.
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Die USA können/wollen wohl bald keine Raketen mehr für die Patriot-Systeme liefern

Zitat:The American-provided air-defense systems have helped Ukraine defend itself against Russian assaults, but Washington has warned that it will not be able to keep them supplied for much longer.

https://www.nytimes.com/2024/01/06/world...ts-us.html
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Zitat: Der Trick ist, das russische Öl dem Weltmarkt nicht zu entziehen und dabei die Marge Russlands auf nahe Null zu drücken.

Auch wenn nicht mehr in dem Ausmaß wie vorher beziehen auch noch europäische Länder Öl aus Russland . Da braucht man sich nichts vormachen
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