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Dann muss ich da (wie ObiBiber anscheinend auch) falsche Zahlen gehört haben. Mir wurde selbst von Bundeswehrmuckeln gesagt, die Spike käme teurer als für andere. Umso erfreulicher wenn dem nicht so ist.
Zum eigentlichen Thema: ich halte die Akeron in all ihren Varianten für hervorragend. Und es gibt ja nicht nur die LP (MHT), sondern auch die MLP, die normale Version MP und die für Schweden und Indien angedachte RBS-58. Alle mit unterschiedlichen Reichweiten und auch unterschiedlichen Kosten.
Was für mich zu der Frage führt, ob und inwieweit man günstigere und kleinere Varianten dieser Raketen nicht auch beim französischen Tiger verwenden könnte ?!
Die MLP und die LP sollen ja ohnehin vom Tiger aus eingesetzt werden können. Aber wie sieht es mit der ganz normalen MMP aus ? Könnte man diese in den Tiger integrieren ? Könnte dies dann die Lösung für den Waffenmix sein ?
Als Stückpreis werden hier meist um die 50.000 bis 60.000 Euro genannt, die Reichweite liegt zwar "nur" bei 5000 Meter, aber das reicht eigentlich für die Ziele welche man damit bekämpfen will. Dafür wäre der jeweilige Schuss halt dann auch deutlich günstiger.
Außerdem ist die normale MMP serienreif, eingeführt, Frankreich hat tausende davon geordert und sie wird ja auch sonst bodengestützt verwendet.
Entsprechend meine Frage: könnte man den Tiger nicht auch mit ganz normalen MMP ausrüsten ? (Ergänzend zu den aufwendigeren und teureren Langstrecken-Varianten)
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MLP ist die ältere Bezeichnung für die heutige Akeron LP, aus der MMP wurde die Akeron MP. Der Preis von letzterer liegt, wie hier gerade von voyageur erwähnt, bei 220.000 Euro für die französischen Streitkräfte. Die Akeron LP wird logischerweise darüber liegen.
Die Akeron MP für den Tiger ist halt das Problem, dass du eine technologisch fortschrittliche Rakete auf eine vergleichsweise kurze Distanz einsetzen willst. Da stellt sich hinsichtlich des Einsatzrisikos und möglicher Alternativen natürlich direkt die Frage, die voyageur hier bereits angerissen hat: ergibt sowas Sinn, oder wäre da nicht eine deutlich günstigere Rakete sinnvoller?
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Das hatte ich anders gelesen:
Die MMP hat eine Reichweite von 5000 m.
Die MLP hat eine Reichweite von 8000 m.
Die LP (Missile Haut de Trame) hat eine Reichweite von 20.000 m.
Und was ich nun meinte ist, dass man eventuell auch die normale MMP mit ihren 5000 m in den Tiger integrieren könnte, weil sie deutlich günstiger ist (50.000 bis 60.000 Euro) und die Reichweite meiner Meinung nach immer noch ausreichend.
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Wie gesagt, alte und neue Bezeichnungen. Und die unterschiedlichen Reichweiten der MLP/MP ergeben sich aus der Verwendung, ob bodengestützt oder vom Heli gestartet. Die normale MMP ist die MP, und die bekommst du definitiv nicht für die von dir genannten Preise.
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Dann habe ich das aufgrund der veränderten Namen durcheinander gebracht. Was aber nichts an meiner Grundaussage in Bezug auf den Waffenmix ändert: also nehmen wir mal die zwei Systeme welche hier vom Hersteller selbst auf dessen eigener Seite angeführt werden:
https://www.mbda-systems.com/product/akeron-mp/
Zitat:Range: 4,000m+ all modes, all conditions
https://www.mbda-systems.com/product/akeron-lp/
Zitat:Range: +8 km up to 20km
Der eigentliche Kern / Inhalt meiner Aussage war lediglich, ob man nicht die Akeron MP nicht auch in den Tiger integrieren könnte - und entsprechend hätte man damit dann eine im Vergleich zur Akerion LP günstigere Rakete. Die geringere Reichweite (im Vergleich) würde ich dabei für einen Kampfhubschrauber und angesichts der Fähigkeiten der Rakete für nicht so problematisch halten.
Damit hätte man dann eine günstigere (leichtere) Rakete die man auf Ziele abfeuern könnte, für welche man die LP nicht verwenden will (weil zu teuer etc)
Zum Preis: die Franzosen haben angeblich (Quelle: https://www.defensenews.com/land/2017/11...nk-system/) 550 Mio bezahlt. Auf die tausenden Raketen und mehreren hundert Startgeräte umgelegt ist das natürlich immer noch eine Menge (keine Ahnung was die Starter kosten), aber es wären halt dann immer noch die viel günstigeren Raketen im Vergleich zu sicherlich sehr viel teureren LP Variante.
Das ist eigentlich alles worauf ich hinaus wollte:
Dass man die LP Variante beim Tiger eventuell durch die MP Variante ergänzen kann. Und dann die MP auf all das feuert wofür eine LP einfach zu Schade wäre. Und ja ich weiß: voyageur meinte ursprünglich eigentlich, dass schon die MP zu teuer ist, und man deshalb nochmal günstigere Raketen für weniger wertvolle Ziele benötigt - aber dass ist meiner Ansicht nach so nicht der Fall. Denn es ist meiner Ansicht nach höchst fragwürdig, ob man solche Ziele überhaupt mit dem Tiger angreifen sollte. Da wäre es dann eventuell wesentlich sinnvoller, dass der Tiger diese nur aufklärt, und die Bekämpfung anderen Systemen überlässt. Einen Tiger beispielsweise auf irgendwelche Schützenlöcher oder befestigten Häuser anzusetzen wäre ganz allgemein eine Verschwendung dieses Systems (IMO). Das sollte ein Hochwertsystem für entsprechende Hochwertziele sein. Um irgendwelche Billigziele zu bekämpfen gibt es genügend andere Systeme und andere Lösungen.
Kampfhubschrauber in der Art des Tiger sind meiner Auffassung nach keine (vollständigen) Generalisten, sie sind daher nicht dazu da alles anzugehen was da an Zielen verfügbar ist.
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(17.08.2023, 00:05)Quintus Fabius schrieb: Um irgendwelche Billigziele zu bekämpfen gibt es genügend andere Systeme und andere Lösungen. Z.B. 68/70mm Raketen und die weiter hinten stehende Raketenartillerie.
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(17.08.2023, 00:05)Quintus Fabius schrieb: Dass man die LP Variante beim Tiger eventuell durch die MP Variante ergänzen kann. Und dann die MP auf all das feuert wofür eine LP einfach zu Schade wäre.
Schon klar, aber in meinen Augen beißt sich das mit zwei anderen Punkten:
Zitat:es wären halt dann immer noch die viel günstigeren Raketen im Vergleich zu sicherlich sehr viel teureren LP Variante
Zitat:Das sollte ein Hochwertsystem für entsprechende Hochwertziele sein.
Teurer wird die Akeron LP sicherlich sein, ob "sehr viel teuer" bleibt abzuwarten, zwingend ist das für mich nicht. Reine Reichweite ist kein großer Kostentreiber, teuer ist vor allem der Sucher und der Sprengkopf. Es sind aber von ihrer Konzeption her beides Waffen gegen Hochwertziele, die von einem Hochwertsystem eingesetzt werden sollen. Und da kommt dann die Risikobewertung ins Spiel, gibt es so viele Einsatzsituationen, in denen risikolos die Angriffsdistanz halbiert werden kann, um im Vergleich zu den Gesamteinsatzkosten "etwas" Geld zu sparen? Denn die Einsparung im Vergleich zum Gesamtmittelpreis ist verschwindend gering.
Und selbst wenn man das bejaht, müsste die nächste Frage sein, ob bei einer so geringen Gefährdungslage wiederum ein Hochwertsystem zum Einsatz kommen sollte, und wenn ja, ob es wirklich eine im Vergleich zu anderen Waffen "Hochwertrakete" sein muss. Denn das ist die Akeron MP unabhängig von ihrer Ersparnis im Vergleich zur LP.
Ich würde prognostizieren, dass in einem realen Kampfeinsatz ein Tiger mit einem Waffenmix aus beispielsweise 8x LP und 8x MP (was sich ausgehen sollte) eher mit verschossenen LP als MP seine Mission beendet, weil im Zweifel die "sicherere" Waffe verwendet werden würde. Und ihn nur auf MP zu setzen, weil die Mission vermeintlich nichts anderes erfordert, beraubt dem System einem wichtigen Vorteil, ergibt für mich also auch wenig Sinn.
Insofern würde ich es so formulieren, ja, unter gewissen Umständen kann eine solche Waffe durchaus sinnvoll sein. Aber ich persönlich würde eher den Schritt gehen und entweder eine "Akeron SP" (nur um dem Kind einen Namen zu geben) mit deutlich günstigerem Sucher und Sprengkopf entwickeln, oder die Möglichkeiten im Bereich gelenkter 68/70-mm-Raketen zu nutzen und auszubauen. Von letzteren bin ich aufgrund der Flexibilität und Vielseitigkeit eh ein Freund.
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Vielen Dank für diese Diskussion die höchst lehrreich für mich war.
Eine "Akeron SP" oder auch andere Akeron Varianten wären sicher interessant. Von Spike gibt es ja auch sehr viele Versionen, entsprechend könnte man eigentlich die Akeron zu einer Art Konkurrenz-Familie aufbauen.
Und ich würde eine Mischung von MP und LP trotz deiner Ausführungen für vorteilhaft erachten, und dies selbst dann, wenn der Preis nicht derart unterschiedlich ausfallen sollte weil: die geringere Reichweite immer ein geringeres Gewicht mit sich bringt und man deshalb dann einfach mehr Raketen mitführen kann. Zudem gibt es eigentlich immer Ziele die auch mal näher dran sind oder wo man sich mehr annähert - gerade mit einem Kampfhubschrauber.
Du hast selbst auch schon mehrfach geschrieben, dass Kampfhubschrauber explizit auch mal "näher" ran fliegen und deshalb eine maximale Reichweite der von ihnen eingesetzten Raketen nicht so relevant ist (im Vergleich). Wenn ich alles nur auf 8 bis 20 km Entfernung bekämpfe, stellt sich die Frage, wozu ich überhaupt einen Kampfhubschrauber nehme.
Die Diskussion hatten wir ja schonmal. Dann könnte man auch andere Helis nehmen und diese mit den entsprechenden Raketen versehen und man könnte dann mit einem Einheitsmuster auskommen, dass sowohl für Transport als auch als Raketenträger verwendet wird. Oder man setzt entsprechende Raketen von Bodeneinheiten aus ein.
Wenn ich mich richtig erinnere hast du auf diesen Vorschlag hin explizit geschrieben, dass Kampfhubschrauber aufgrund ihrer Fähigkeiten eben auch "näher" heran können, und dies wiederum für die Aufklärung wesentlich ist und damit machen Raketen mit "geringerer" Reichweite meiner Ansicht nach durchaus Sinn.
Man hat dann mit den entsprechend leichteren Raketen des Typs MP einfach mehr Schuss dabei.
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(17.08.2023, 01:52)Broensen schrieb: Z.B. 68/70mm Raketen und die weiter hinten stehende Raketenartillerie.
Es wird immer davon ausgegangen, dass dann
a. dahinten tatsächlich jemand steht
b. die Kommunikation (Sprache/Daten) funktioniert
c. die Raketenartillerie auch Kapazität hat.
Das ist nicht Afgahnistan, im Zweifel werden diese Systeme gegen einen ebenbürtigen Gegner eingesetzt. Meiner Meinung sollten Kampfhubschrauber autark sein, das bedeutet nicht, dass sie immer alleine als "lone wolf" agieren sollen.
Ich stimme Dir zu, dass die lasergelekten 68/70mm Raketen viel ausgleichen.
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@Quintus:
Ich habe hier deine Aussagen und damit deinen (vermeintlichen?) Standpunkt aufgenommen. Das bedeutet ja nicht, dass ich diesen Teile. Ich bin definitiv der Ansicht, dass gerade das Agieren in Räumen näher zum Ziel der entscheidende Vorteil eines Kampfhubschraubers ist und durch die sich daraus ergebenen Möglichkeiten, auch was den selbstständigen Einsatz betrifft, seine Existenzberechtigung besteht.
Und natürlich braucht er auch eine auf den Kampf in diesem Bereich abgestimmte Bewaffnung. Aber es ergibt sich durchaus die Frage, über welche Distanzen wir da tatsächlich reden, und welche Reichweiten entsprechend erzielt werden sollten. Und für mich ist eine Reichweite von fünf bis acht Kilometern bei einer Waffe, die primär gegen hochwertige Ziele gerichtet ist, von denen man ausgehen kann, dass sie auch entsprechend geschützt werden, eher zu wenig. Und das nicht, weil ich einen Kampf auf solche Distanzen generell ausschließen oder für unwahrscheinlich halten würde, sondern weil ich der Ansicht bin, dass er aufgrund der Informationslage vermutlich selten gezielt geführt werden wird. Wenn man ihn aber nicht gezielt führen will, bringt das geringere Gewicht und damit die theoretisch höhere Zahl keinen Vorteil.
Rein technisch möglich sollte ein Einsatz der Akeron MP ohne größeren Aufwand sein, eine Spike LR2 (mit ähnlichen Reichweiten) ist explizit auch für den Einsatz von Hubschraubern aus vorgesehen. Und ja, durch das geringere Gewicht könnten mehr davon mitgeführt werden, dann muss aber von Anfang an eben auch deren Einsatz klar sein. Wenn ich mir die Kosten anschaue, und dann im Vergleich beispielsweise die Kosten für gelenkte 70-mm-Raketen sehe (APKWS II bspw. zwischen 40.000 und 60.000 Dollar je nach Konfiguration), von denen nochmals mehr mitgeführt werden könnten, dann stellt sich mir die Frage, was in dem Bereich tatsächlich benötigt wird. Also ganz konkret, was für ein Such- und Sprengkopf gebraucht wird, und gegen welche Ziele man eine solche Waffe plant einzusetzen (und nicht, wie es dann wirklich kommt).
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(17.08.2023, 08:29)Kopernikus schrieb: Es wird immer davon ausgegangen, dass dann
a. dahinten tatsächlich jemand steht
b. die Kommunikation (Sprache/Daten) funktioniert
c. die Raketenartillerie auch Kapazität hat.
Das ist nicht Afgahnistan, im Zweifel werden diese Systeme gegen einen ebenbürtigen Gegner eingesetzt. Meiner Meinung sollten Kampfhubschrauber autark sein, das bedeutet nicht, dass sie immer alleine als "lone wolf" agieren sollen. Nun, die Raketenartillerie ist natürlich nur vorhanden, wenn der Hubschrauber in der Nähe eigener Kräfte agiert. Tut er dies aber nicht, stellt sich die Frage, welche Ziele für "dumme" Munition sich ihm bieten. Befestigte Stellungen anzugreifen, fern ab eigener Kräfte, ist eher ungewöhnlich. Also besteht dort, wo keine Raketenartillerie verfügbar ist, auch selten die Notwendigkeit, solche einzusetzen. Und die Kapazität ist eine Frage der Priorisierung. Aber klar, es braucht die 68/70mm u.a. auch deshalb, weil man sich nicht immer auf Unterstützungsfeuer verlassen kann.
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(17.08.2023, 11:37)Broensen schrieb: Nun, die Raketenartillerie ist natürlich nur vorhanden, wenn der Hubschrauber in der Nähe eigener Kräfte agiert.
Das war der Punkt den ich meine.
Im Krieg ist nichts natürlich und man ausser Chaos nichts als gegeben vorraussetzen.
Es sollte so sein, dass dass die Raketenartellerie in der Nähe ist.
Aber man sollte niemals davon ausgehen, dass sie natürlich da ist, weil sich ja sonst kein Kampfhubschrauber da rumtreiben sollte/würde.
Es klingt hier als ob es fast eine Gesetzmäßigkeit wäre, dass
a. dahinten tatsächlich jemand steht
b. die Kommunikation (Sprache/Daten) funktioniert
c. die Raketenartillerie auch Kapazität hat
(Ich habe mich al selbst zitiert)
Ist ein Beispiel für ein generelles Problem, ist hier fast OT.
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Helios:
Zitat:sondern weil ich der Ansicht bin, dass er aufgrund der Informationslage vermutlich selten gezielt geführt werden wird. Wenn man ihn aber nicht gezielt führen will, bringt das geringere Gewicht und damit die theoretisch höhere Zahl keinen Vorteil.
Das geringere Gewicht ist immer ein Vorteil, und zwar dahingehend, dass man den Vorteil des geringeren Gewichtes nicht zwingend in eine höhere Anzahl umsetzen muss, sondern man kann dann auch einfach weniger Raketen mitnehmen und dann erheblich Gewicht einsparen. Oder man spart bei gleicher Anzahl Raketen immer noch Gewicht ein. Und Gewicht einzusparen ist gerade beim Tiger ein wesentlicher Vorteil. Wenn ich den Tiger maximal vollade, mit der maximalen Anzahl von Raketen und den jeweils schwersten (reichweitenstärksten Raketen), dann sinkt dadurch dessen Reichweite / Einsatzdauer.
Zitat:Und ja, durch das geringere Gewicht könnten mehr davon mitgeführt werden, dann muss aber von Anfang an eben auch deren Einsatz klar sein.
Wenn ich davon ausgehe, dass ich 70mm Raketen einsetze, dann sprechen wir von Reichweiten in welchen auch die MP eingesetzt werden kann. Und dann wäre eben ein Mix aus MP und 70mm wiederum überlegen, denn beide Systeme sind ja kein Widerspruch zueinander, sondern ganz im Gegenteil ergänzen sie sich.
Zitat:Wenn ich mir die Kosten anschaue, und dann im Vergleich beispielsweise die Kosten für gelenkte 70-mm-Raketen sehe (APKWS II bspw. zwischen 40.000 und 60.000 Dollar je nach Konfiguration), von denen nochmals mehr mitgeführt werden könnten, dann stellt sich mir die Frage, was in dem Bereich tatsächlich benötigt wird. Also ganz konkret, was für ein Such- und Sprengkopf gebraucht wird, und gegen welche Ziele man eine solche Waffe plant einzusetzen (und nicht, wie es dann wirklich kommt).
Natürlich, aber das hängt ja auch immer vom jeweiligen Auftrag des Helis ab. Wenn ich nun dem Heli einen Auftrag erteile, bei dem Ziele zu bekämpfen sind für welche die 70mm Raketen sinnvoll sind, dann ergänzt man diese mit ein paar MP für etwaige andere Ziele die einen anderen Such- und Sprengkopf benötigen. Dann spart man Gewicht und etwaig etwas Geld.
Statt die 70mm mit LP zu kombinieren. Zudem hat man sicher immer mehr MP insgesamt als LP und diese sind auch so bei den Bodentruppen verbreitet. Das hat logistische Vorteile, erzeugt Synergieeffekte da Bodeneinheiten und Helis dann mit der MP die gleiche Rakete benutzen (alles Einsparungen die man mit berechnen könnte statt nur auf den Preis der Rakete selbst zu starren) und man hält die LP für Hochwertziele und entsprechende Aufträge vor.
Im übrigen würde ich eine Einsparung nicht allein deshalb verwerfen, nur weil sie gering ist. Das Ikea Prinzip wird meiner Meinung nach beim Militär zu gering geachtet. Viele kleine Einsparungen können sich auch erheblich addieren.
Allgemein:
Wenn man davon ausgeht, dass Helis primär über den eigenen Truppen bzw. über eigenem Gebiet operieren, und spezifisch der Tiger primär über eigenen Verbänden und eher defensiv eingesetzt wird, dann erzeugt dies ganz andere Umstände als wenn ich autonom / autark über feindlichem Gebiet offensiv operieren will. Entsprechend ist die Kommunikation zu anderen Systemen viel leichter, ist die Präsenz eigener Kräfte im gleichen Raum fast immer gegeben und sollte man beschließend eine solche Unterstützung der Helis durch andere Systeme nicht auf Raketenartillerie beschränken. Das reich von Drohnen bis hin zur Rohrartillerie oder gar dem direkten Feuer von Kampfpanzern.
Und gerade wenn man primär über eigenen Truppen agiert, ist die MP meiner Meinung nach in vielen Fällen sinnvoll. Mit dem geringeren Gewicht hat man entweder mehr davon oder man spart Gewicht. Die Reichweite ist ausreichend (für die defensiven Aufträge) und man hat Synergieeffekte zu den Bodentruppen.
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(18.08.2023, 11:27)Quintus Fabius schrieb: Wenn ich den Tiger maximal vollade, mit der maximalen Anzahl von Raketen und den jeweils schwersten (reichweitenstärksten Raketen), dann sinkt dadurch dessen Reichweite / Einsatzdauer.
Die maximale Reichweite und Ausdauer sinkt ausgehend von einer lediglich vollgetankten und bemannten Maschine mit zunehmender Zuladung immer, bei jedem Muster. Das ist eine Binse, die in der Betrachtung immer berücksichtigt werden muss. Ja, wenn man weiß, dass man keine LP braucht, könnte man auch MP mitnehmen und so sparen (in verschiedener Hinsicht). Wenn man weiß, dass man keine MP braucht, dann nimmt man eine 70-mm-Rakete. Das lässt sich bis aufs niedrigste Niveau fortführen, darüber brauchen wir nicht diskutieren, das ist so.
Es geht aber um die Frage, welcher praktisch sinnvoll Mix sich daraus ergibt, und welche Fähigkeiten zur Vorhersage der Einsatzsituationen es realistisch betrachtet gibt. Und in dem Punkt sind wir augenscheinlich unterschiedlicher Ansicht und werden deshalb auch zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Minimierung zur Verfügung stehender Typen für den regulären Einsatz und deren konsequente Standardisierung, mindestens was die einzelnen Baugruppen angeht. Aus dem Grund stimme ich auch deiner Argumentation bezüglich der variablen Nutzung der MP zu, allerdings beschränke ich mich dabei auf die Möglichkeit der Nutzung, nicht der Regelmäßigkeit. Und nicht umsonst habe ich deswegen auch so etwas wie eine SP vorgeschlagen.
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Ein Budget im Jahr 2024, um den Kampfhubschrauber von morgen in die Luft zu bringen.
FOB (französisch)
Nathan Gain 5 Oktober, 2023
Der Kampfhubschrauber Tiger hat noch zwei Jahrzehnte im Dienst des französischen Heeres vor sich, aber schon jetzt werden sich Militär und Industrie daran machen, einen Nachfolger für ihn zu finden, wie aus den Haushaltsplänen für den Haushaltsentwurf 2024 hervorgeht.
Analyse des künftigen Bedarfs
Die Vorbereitung der Nachfolge des Tigers über das Jahr 2040 hinaus ist das Ziel der neuen Aktivität "Kampfhubschrauber der Zukunft", die mit dem FPL 2024 eingeführt wurde. Die im Innovationspatch des nächsten Militärprogrammgesetzes erwähnte Maßnahme sieht insbesondere vor, "den künftigen Bedarf an Angriffskapazitäten für den Luftkampf bis zu diesem Zeitpunkt zu analysieren und die Konzepte der Fähigkeitsarchitekturen zu definieren".
Für den Beginn dieser Überlegungen wird eine Haushaltslinie von 30 Millionen Euro vorgeschlagen, wobei der Großteil dieser Mittel bereits im nächsten Jahr für die industrielle Unterstützung der Architekturstudien bereitgestellt werden soll.
Obwohl es für eine realistische Vision der Zeit nach dem Tiger noch zu früh ist, erinnerte Armeeminister Sébastien Lecornu während der Debatten um die Verabschiedung des LPM an einige der Herausforderungen: "Die Technologiesprünge können bemerkenswert sein, ob es sich nun um eine besetzte oder unbesetzte Maschine handelt, um das Waffenniveau, die Geschwindigkeit, die Stealth-Eigenschaften oder die Ausstattung mit künstlicher Intelligenz".
Der Hubschrauber, der auch als "Future Aerocombat Attack System" (SAAF) bezeichnet wird, ist einer der Bausteine von TITAN, dem Nachfolgeprogramm von SCORPION, mit dem das schwere Segment des französischen Heeres erneuert werden soll.
Ein "neu ausgerichteter" Tiger
Hinter der Vorbereitung auf die Zukunft steht immer die Frage nach der Weiterentwicklung eines Tigers, der mindestens bis 2040-2045 fliegen soll. Während das Retrofit vom HAP-Standard zum HAD-Standard auf französischer Seite bis 2026 fortgesetzt wird, wurde die Neuausrichtung des Renovierungsprogramms in der Mitte der Lebensdauer sehr wohl "durch die LPM 2024-2030 beschlossen", versichert die PLF 2024.
Die Zukunft des Tigers wurde zwar im LPM nicht näher erläutert, stützt sich aber nunmehr auf die "Hypothese einer mit Spanien abgestimmten Entscheidung" im Hinblick auf eine Operation, "die der Dauerhaftigkeit des Bestands Vorrang einräumt und gleichzeitig die Ambitionen für kapazitive Verbesserungen verringert". Mit anderen Worten: Die Aufrechterhaltung eines Flugzeugparks von 67 Maschinen wird um den Preis bestimmter Verzichte geschehen, die nicht offiziell angekündigt wurden. Im nächsten Haushalt wird höchstens eine Neuausrichtung des MAST-F-Lenkflugkörperprogramms im Einklang mit der französisch-spanischen Hypothese angekündigt.
Ursprünglich sollten die erneuerten Tiger zwischen 2027 und 2036 ausgeliefert werden. Dieser möglicherweise hinfällige Zeitplan wird nach Abschluss der mit Spanien und der Industrie geführten Gespräche aktualisiert werden, heißt es im PLF 2024.
"Das Tiger-Programm ist ein Programm, bei dem sich viele Fragen gestellt haben: Wird es den bemannten Kampfhubschrauber 2045/2050 noch geben? Sollen wir Mittel in den Standard-Tiger 3 stecken, der bis 2055/2060 leben würde, oder sollen diese Mittel für ein anderes Projekt verwendet werden?", fragte der Generalstabschef des französischen Heeres, General Pierre Schill, im Mai dieses Jahres. Offensichtlich wurde diese Frage nun ansatzweise beantwortet.
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