EU vs. Großbritannien: Brexit und Folgen
#91
(20.07.2023, 20:55)Schneemann schrieb: Es ist völlig egal, was Hr. Lukaschenko macht, denkt oder will oder nicht umsetzt. Er ist hier einfach kein Maßstab, zum Glück nicht. Und deshalb macht es auch keinen Sinn, das Verhalten des weißrussischen Regimes heranzuziehen, nur um die Verhaltensweisen Großbritanniens im Kontext von Brexit und Asylgesetzen zu rechtfertigen oder erklären zu wollen. Dieses Regime ist schlicht kein Maßstab hinsichtlich der Europäischen Menschenrechtskonvention, weder für uns noch für London - gottlob nicht. 

Schneemann

Da hast Du mich falsch verstanden, ich wollte die Reaktion auf Lukaschenko seitens der angrenzenden EU-Staaten heranziehen als Vergleich.
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#92
Kommt der Re-Brexit?
Neue Zollunion mit der EU? Brexit-Debatte in Großbritannien eskaliert
Ich habe das Gefühl, dass dich viele Briten das Ergebnis des Brexit deutlich optimistischer vorgestellt haben. Jetzt wird vorsichtig versucht, die schlimmsten Folgen zu bereinigen. Und die Frage der Zölle - und damit der Handelshemmnisse - ist eine Sache mit möglicherweise extremen Auswirkungen.
Londons Parlamentarier scheinen da völlig konträr zur US-Administration zu agieren, aus meiner Sicht aus leidvoller Erfahrung in den Wahlkreisen. Allerdings ist dieses Thema stark emotional belastet. Das verhindert eine zügige Lösung.
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#93
(13.12.2025, 11:23)Kongo Erich schrieb: Kommt der Re-Brexit?
Neue Zollunion mit der EU? Brexit-Debatte in Großbritannien eskaliert
Ich habe das Gefühl, dass dich viele Briten das Ergebnis des Brexit deutlich optimistischer vorgestellt haben. Jetzt wird vorsichtig versucht, die schlimmsten Folgen zu bereinigen. Und die Frage der Zölle - und damit der Handelshemmnisse - ist eine Sache mit möglicherweise extremen Auswirkungen.
Londons Parlamentarier scheinen da völlig konträr zur US-Administration zu agieren, aus meiner Sicht aus leidvoller Erfahrung in den Wahlkreisen. Allerdings ist dieses Thema stark emotional belastet. Das verhindert eine zügige Lösung.

Die Wirtschaftskompetenz der britischen Regierung ist gleich Null. Aktuell hat GB ein jährliches Handelsdefizit von 110 Milliarden Euro zur EU. Der beiderseitige Abbau der Zölle würde die EU gegenüber GB eindeutig übervorteilen.
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#94
(13.12.2025, 20:49)lime schrieb: Die Wirtschaftskompetenz der britischen Regierung ist gleich Null. Aktuell hat GB ein jährliches Handelsdefizit von 110 Milliarden Euro zur EU. Der beiderseitige Abbau der Zölle würde die EU gegenüber GB eindeutig übervorteilen.
ich denke, da hast Du keine Ahnung von Volkswirtschaft - lies einfach mal unter "Ricardo" und "komparative Vorteile" was Du da beim googeln findest; erstes Semester Volkswirtschaft.
Aber gut - Theorie ist nicht jedermanns Sache.

Daher etwas mehr aus der Praxis von der Deutschen Industrie- und Handelskammer:
Internationaler Handel: Märkte öffnen, Barrieren abbauen, Lieferketten absichern (oder sind die jetzt auch "links-grün versifft"?
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#95
(13.12.2025, 22:38)Kongo Erich schrieb: ich denke, da hast Du keine Ahnung von Volkswirtschaft - lies einfach mal unter "Ricardo" und "komparative Vorteile" was Du da beim googeln findest; erstes Semester Volkswirtschaft.
Aber gut - Theorie ist nicht jedermanns Sache.

Daher etwas mehr aus der Praxis von der Deutschen Industrie- und Handelskammer:
Internationaler Handel: Märkte öffnen, Barrieren abbauen, Lieferketten absichern (oder sind die jetzt auch "links-grün versifft"?

Natürlich ist die DIHK dafür, weil Deutschland eine Exportnation ist. GB aber eben nicht und deshalb profitiert man dort mehr vom Gegenteil. Zölle bringen Vorteile wenn man sie richtig nutzt. Gerade für Staaten mit negativer Handelsbilanz wäre es sinnvoller Zölle zu erhöhen und daraus Staatseinnahmen zu generieren, wenn im Gegenzug zum Beispiel Konsumsteuern gesenkt würden.

Ich bezweifle auch stark dass du ein oder mehrere Semester Volkswirtschaft absolviert hast, denn da wird nicht gelehrt dass zollfrei das Allheilmittel ist. Ganz im Gegenteil stand da soweit mir bekannt die Komplexität dieses Instruments auf dem Lehrplan.

Kein Zoll ist zum Beispiel auf Waren sinnvoll die sowieso nicht im eigenen Land hergestellt werden, in dem Fall ist der Zoll darauf kontraproduktiv, außer es würde sich dadurch eine eigene Produktion etablieren können. Wenn Milei zum Beispiel die Zölle auf Smartphones auf 0 senkt dann ist das ein völlig logischer Schritt, da in Argentinien auch in den nächsten 20 Jahren sicher keine Smartphones produziert werden.
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#96
lies einfach noch einmal
(13.12.2025, 22:38)Kongo Erich schrieb: unter "Ricardo" und "komparative Vorteile" was Du da beim googeln findest; erstes Semester Volkswirtschaft.
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#97
(14.12.2025, 11:48)Kongo Erich schrieb: lies einfach noch einmal

Kann sein dass ich deine Anmerkung fehlinterpretiert habe. Diese Theorien kommen also unter anderen im 1. Semester auf den Plan. Wobei ich persönlich mich nicht erinnern kann in welchem Semester diese gelehrt wurden. Einige Semester in VWL habe ich ja auch hinter mich gebracht, ist allerdings schon ewig her. Wirklich praktikabel sind diese Theorien meines Erachtens nicht, denn sie betrachten nur ein Idealmodell, in dem Arbeitskräfte, Industrien etc. völlig austauschbar sind. Nach diesen Theorien müsste Deutschland etliche Industriezweige schließen weil sie ohne Zölle und Subventionen nicht mehr auf dem Weltmarkt bestehen könnten. Auch wird die strategische Komponente völlig ausgeklammert. Schaffen wir doch einfach die Rüstungskonzerne in der EU ab, schließlich könnte man in Südkorea usw. wesentlich günstiger einkaufen. Auch ein Großteil der Lebensmittelindustrie könnte geschlossen werden, gibt es im Ausland viel billiger. Deswegen bleibe ich dabei, Zölle sind nur sinnlos in Fällen wie dem den ich beschrieben habe, ansonsten haben sie durchaus ihre Daseinsberechtigung und sollten als Instrument auch Anwendung finden.
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#98
Ich komme Dir gerne entgegen - es gibt Güter, die nicht substituiert werden können, und es gibt weiter Güter, die man - um Abhängigkeiten zu vermeiden - nicht monopolisieren sollte. Obwohl ich es sehr bezweifle, dass die Pflanzung von Bananen in Skandinavien oder die Zucht von Eisfüchsen auf Malta wirklich zielführend wäre.

Ich gehe sogar weiter:
die "reine Lehre" geht vom umfassend informierten Marktteilnehmer, Abnehmer/Käufer oder Konsumenten aus. Den gibt es aber nicht - nirgendwo. Da hilft selbst KI nicht (obwohl Handys für die Bäuerinnen und Marktfrauen im Süden Afrikas diesbezüglich äußerst segensreich sind).
Insofern ist die "reine Lehre" ein sehr abstraktes Theoriegebäude.

Allerdings sind die gegenseitigen Verflechtungen in einem gemeinsamen europäischen Binnenmarkt so groß, dass Abhängigkeiten nur abstrakt zu befürchten sind. Und was die Handelsbilanz der Briten gegenüber der EU betrifft: die Handelsbilanz ist nur ein - wenngleich wichtiger - Bestandteil der Zahlungsbilanz.
Und die Zahlungsbilanz wird in einem einheitliche Währungsgebiet dann ohne hin nur noch eine abstrakte Größe. Weil sich das Währungsgebiet intern ausgleicht.
Oder möchtest Du die Altwährungen wie den Bayerischen Gulden bis 1873, die Goldmark (1873 - 1914) vor der Gründung des "Deutschen Reiches" zurück, oder zumindest die West- und die DDR-Mark?
"Deutschland" ist mit der Vereinigung zum Deutschen Reich (1871) nur stärker geworden als es die vorherigen Einzelstaaten waren. Das gleiche geschieht mit der EU. Es ist kein Wunder, dass mehr Staaten "Mitglied im Club" werden wollen als es Staaten gibt, die sich wieder verabschieden möchten. Die "Splendid Isolation" der Briten war dagegen schon immer etwas "eigen".
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