01.02.2023, 19:19
Russland vs. Ukraine
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01.02.2023, 19:54
(01.02.2023, 19:15)Nightwatch schrieb: Ich habe allerdings kein Abo, wäre interessant wenn jemand eine Zusammenfassung posten könnte.Grob werden fünf Gründe genannt. Klingt ein wenig nach Oberst Reisner. Warum es fast ausgeschlossen ist, dass die Ukraine noch siegt - Archiv
01.02.2023, 20:57
"Ich konnte vorhin auch ohne Abo den ganzen Artikel lesen, komischerweise geht es nun nicht mehr."
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01.02.2023, 21:10
Vielen Dank.
Zitat: Erstens:In den Debatten der vergangenen Wochen ist endgültig klar geworden, dass die USA, Deutschland und weitere Nato-Verbündete mehr Angst vor einer Ausbreitung des Krieges auf Nato-Gebiet haben als vor der Bedrohung der westlichen Sicherheit durch territoriale Eroberungen Russlands in der Ukraine. [...]Das sehe ich absolut genau so und die gewählte Vokabel 'Selbstabschreckung' ist sehr treffend. Nachvollziehbar ist und bleibt diese Angst für mich jedoch nicht. Russland selbst kann überhaupt kein Interesse daran haben, dass es zu einem Spillover Effekt kommt und die Nato in eine aktivere Rolle hineingedrängt wird. Genau genommen könnte die Nato viel, viel weiter gehen, weil Russland einen offenen Konflikt mit der Nato in der jetzigen Lage fast um jeden Preis vermeiden muss. Zitat: Zweitens: Russland hat bisher 60 bis 70 Prozent der kritischen Infrastruktur in der Ukraine zerstört. Es ist nicht abzusehen, dass Kiew aus dem Westen ausreichend Luftverteidigungssysteme wie Iris-T, Nasams und Patriots erhalten wird, um die russische Zerstörungsorgie zu stoppen. [...]Das sehe ich wiederrum sehr anders. Ich kann jetzt nicht sagen, wie viel Prozent welcher Infrastruktur nicht wiederherstellbar 'zerstört' sein sollen. Nach mehreren Monaten und etlichen Angriffswellen sehe ich aber, dass a) die Ukrainer eine sehr hohe Resilienz zeigen und überraschend schnell überraschend viel wieder zum laufen bringen, b) es jenseits der Front nirgendwo zu einem dauerhaften Zusammenbruch der Grundversorgung gekommen ist und die Menschen auch im tiefsten Winter überleben, c) das sich die russischen Angriffsbemühungen deutlich abschwächen und d) schon jetzt die Luftverteidigung der Ukraine regelmäßig hervorragende Ergebnisse erzielt. Insofern, während die Lage diesbezüglich sicherlich nicht rosig ist erscheint sie mir allemal beherrschbar. Richtig ist freilich, dass auch viel zu wenig Luftverteidigungssyteme geliefert werden und man den strategischen Luftkrieg der Russen eigentlich als Begründung hernehmen hätte müssen, der Ukraine Waffen mit großer Reichweite zu Angriffen auf russische Infrastruktur zu Verfügung zu stellen. Auch so eine Gelegenheit die man klar verpennt hat. Zitat: Drittens: Russlands Militär versucht den westlichen Präzisionswaffen mit Masse zu begegnen und kann dabei auf genügend Ressourcen zurückgreifen. Das gilt vor allem im Panzerbereich. Russland dürfte demnächst laut der Londoner Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS) über 4000 einsetzbare Panzer verfügen – eine erdrückende Masse, die nicht nur ein großes Risiko für die westlichen Leopard-Panzer darstellt, sondern Russland auch jederzeit in die Lage versetzt, in die Offensive zu gehen. Extrem oberflächliches Argument. Die Erkenntnis das Russland viele Panzer hat und eigentlich jederzeit in der Lage sein müsste, wenigstens 100 mal irgendwo für einen Durchbruch zu konzentrieren ist nicht neu. Führt aber seit nunmehr einem Jahr auch nicht zu irgendwelchen Erfolgen auf dem Schlachtfeld. In der Praxis bleibt es nicht beim Panzerzählen irgendwo hinter dem Ural, in der Ukraine wollen diese Panzerarmeen verlegt, bemannt und versorgt werden. Und diesbezüglich sind die Möglichkeiten der Russen seit letzem Jahr nicht gerade gewachsen wenn man sie ansieht, wie HIMARS der russischen Logistik zusetzt. Zitat: Viertens: Der Ukraine gehen mit zunehmender Dauer des Krieges die Soldaten aus. Man befindet sich bereits – je nach Betrachtung – mindestens in der achten Mobilisierungswelle, mittlerweile werden Männer über 60 Jahren an die Front geschickt. Der gleiche BS wie bei Reisner. Zaluzhnyi sagte im Dezember, dass er kein Manpowerproblem hat, ihm fehlt die Ausrüstung. Könnte man mal zu Kenntnis nehmen. Oder den Umstand, dass die Ukraine im letzten Herbst keine neuen Wehrpflichtigen eingezogen hat. Ansonsten einfach mal Logik: Das ist ein 40 Millionen Volk, die haben eine Generalmobilmachung, seit jeher eine Wehrpflichtigenarmee und zuletzt maximal eine Million unter Waffen. Was ist da bitte das Problem? Nur als Hausnummer, die Wehrmacht hatte bei Kriegsbeginn 1939 über 4 Millionen Mann unter Waffen, bei der doppelten Bevölkerung der Ukraine heute. Natürlich hat die Ukraine längst nicht mehr Zugriff auf seine komplette Bevölkerung, aber wir sind da noch deutlich vom Maximum entfernt. Das da auch ältere Männer (Spezialisten?!) eingezogen werden ändern daran nichts. Zitat: Fünftens: Russland dürfte aus den genannten Gründen nicht nur als militärischer Sieger mit territorialen Gewinnen aus diesem Krieg hervorgehen, sondern auch als politischer Sieger:Das ist einfach eine Behauptung ohne Belege und in sich überhaupt kein Argument warum die Ukraine nicht (mehr) siegen können soll. Zitat: Und wie ist die Lage derzeit auf dem Kriegsschauplatz?Damit hat er grundsätzlich recht. Allerdings baut die Ukraine genauso wie die Russen ihre Stellungen aus und bildet Reserven. Wie die dann die tatsächlichen Kräfteverhältnisse im Frühling lokal und global an der Front sein werden lässt sich aus öffentlich zugänglichen Quellen nicht seriös abschätzen. Richtig ist: Die Ukraine bräuchte viel viel mehr Gerät um optimal ausgerüstet zu sein. Zitat: Aus Angst vor dem Überschreiten „roter Linien“, die Russlands Präsident Wladimir Putin gesetzt hat, tun Europa und die USA auch nichts dafür, die russische Satellitenkommunikation zu stören, was die Angriffsfähigkeiten Moskaus massiv beeinträchtigen würde.Nicht verwunderlich, das wäre schließlich ein astreiner Kriegsgrund. Zitat: Und genau auf diesen schnellen Waffenstillstand läuft das Engagement des Westens mittlerweile hinaus – stillschweigend natürlich.Sehe ich so nicht, dazu müsste die Kampfkraft der ukrainischen Armee weitgehend erschöpft sein und da sind wir noch lange nicht. Auch, weil vielleicht längst nicht genug, aber eben doch üppig geliefert wird. Vielmehr bleibt das Engagement des Westens bei dem Ansatz, die Ukraine nicht verloren gehen zu lassen aber sie auch nicht zum Sieg zu befähigen. Das Risiko dabei ist (abgesehen davon das es ein strategisch falscher und moralisch bankrotter Ansatz ist), dass man sich verkalkuliert und die Russen demnächst mehr Erfolg haben werden als gedacht und gewünscht.
01.02.2023, 22:29
Gerüchten zufolge wäre man im Westen TM (also den USA) dazu bereit ukrainisches Land gegen Frieden zu tauschen. Sollte dies tatsächlich stimmen, würde es etliche negative Schlußfolgerungen bezüglich der tatsächlichen militärischen Lage bedeuten:
https://www.nzz.ch/international/kampfpa...ld.1724136 Zitat:Einer der Hinweise ist ein vertrauliches Gespräch der NZZ mit zwei einflussreichen Aussenpolitikern, einer aus der Regierungskoalition, der andere aus der Opposition. Beide bestehen auf Anonymität, weil das, was sie unabhängig voneinander sagen, brisant ist. Danach habe US-Präsident Joe Biden Mitte Januar den CIA-Chef William J. Burns in geheimer Mission nach Kiew und Moskau geschickt. Burns, heisst es, habe die Bereitschaft beider Seiten für Verhandlungen ausloten sollen.
01.02.2023, 22:41
Die Untriebe von Jake The Snake Sullivan haben wenig mit der militärischen Lage zu tun als mit seiner ganz persönlichen Weltsicht und seinem hemmungslosen Hang zum Narzismus.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das so gelaufen ist. Das in der US-Regierung zwei unterschiedliche Lager um den richtigen Kurs ringen und Biden dazwischen nicht die nötige Führungsstärke aufbringen kann haben wir hier bereits vor vielen Monaten erörtert.
01.02.2023, 23:01
Werter Nightwacht,
ein paar Gedanken zu deinen Ausführungen: Zitat:Russland selbst kann überhaupt kein Interesse daran haben, dass es zu einem Spillover Effekt kommt und die Nato in eine aktivere Rolle hineingedrängt wird. Dabei gehst du aber davon aus, dass Russland sich rational verhält. Die eine Möglichkeit welche hier zu einer Eskalation führen könnte ist daher, dass das russische Regime nicht rational handelt. Da wir aber darauf so oder so keinen Einfluss haben und auch so jederzeit eine irrationale Handlung erfolgen könnte, ist dies natürlich kein Argument. Das andere, wesentlichere Argument ist meiner Meinung nach, dass Russland eine solche aktivere Involvierung der NATO dazu verwenden könnte die eigene militärische Niederlage gegenüber der eigenen Bevölkerung zu legitimieren. Tatsächlich könnte ein aktiveres Eingreifen von NATO Truppen für Russland hier sogar einen Ausweg aus der aktuellen Zwickmühle weisen. Zitat:Ich kann jetzt nicht sagen, wie viel Prozent welcher Infrastruktur nicht wiederherstellbar 'zerstört' sein sollen. Nach mehreren Monaten und etlichen Angriffswellen sehe ich aber, dass ...... b) es jenseits der Front nirgendwo zu einem dauerhaften Zusammenbruch der Grundversorgung gekommen ist und die Menschen auch im tiefsten Winter überleben, Bloßes Überleben ist aber etwas völlig anderes, als eine funktionierende Volkswirtschaft und die Versorung der Bevölkerung mit einem auch von dieser geforderten Mindestmaß an Lebensstandard. Meiner Meinung nach unterschätzt du die (langfristigen) Auswirkungen der aktuellen Zerstörungen. Man darf dies meiner Ansicht nach nicht zu sehr auf den bloßen Jetzt-Zustand reduziert betrachten. Zitat:In der Praxis bleibt es nicht beim Panzerzählen irgendwo hinter dem Ural, in der Ukraine wollen diese Panzerarmeen verlegt, bemannt und versorgt werden. Und diesbezüglich sind die Möglichkeiten der Russen seit letzem Jahr nicht gerade gewachsen wenn man sie ansieht, wie HIMARS der russischen Logistik zusetzt. Warst du es nicht, der mich erst vor kurzem gefragt hat, was die Ukraine mit MARS II soll ? Im übrigen ja die exakt gleichen Raketen. Der beste Schutz vor einem russischen Panzerangriff sind eben nicht westliche Kampfpanzer, die alte und überkommene Wahnidee, dass die beste Panzerabwehrwaffe ein anderer Kampfpanzer sei, sollte doch inzwischen überwunden sein. Der beste Schutz gegen russische mechanisierte Angriffe sollte der weiter ausholende Schlag gegen deren Infrastruktur sein. Zitat:Der gleiche BS wie bei Reisner. Zaluzhnyi sagte im Dezember, dass er kein Manpowerproblem hat, ihm fehlt die Ausrüstung. Könnte man mal zu Kenntnis nehmen. Oder den Umstand, dass die Ukraine im letzten Herbst keine neuen Wehrpflichtigen eingezogen hat. Die Ukraine hat im letzten Herbst Wehrpflichtige eingezogen. Genau zu dieser Zeit kamen junge Männer als Flüchtlinge aus der Ukraine um gerade eben dieser Einziehung zu entgehen, weshalb ich dies sozusagen aus erster Hand weiß. Ganz allgemein gab es in der Ukraine auch eine ganze Reihe von "nicht-offiziellen" Zwangsaushebungen, und keineswegs läuft dabei in der Ukraine alles rund. Zudem haben die Ukrainer durchaus ein "Manpower" Problem was die Frage der Ausbildung angeht, es fehlen also zwar (noch) nicht Männer, aber es fehlen ausgebildete Soldaten. Der Mangel an Ausbildung ist meiner Einschätzung nach in der Ukraine relevanter als der Mangel an Ausrüstung. Es nützt ja nichts einfach irgendwelche Leute einzuziehen, wenn man sie mangels Kenntnissen praktisch gesehen gar nicht einsetzen kann. Zitat:Richtig ist: Die Ukraine bräuchte viel viel mehr Gerät um optimal ausgerüstet zu sein. Vollste Zustimmung. Was der Westen liefert ist viel zu wenig. Aber dass zu wenig geliefert wird geht meiner Ansicht nach nicht auf Angst, Verzagtheit usw. zurück, sondern auf die von mir schon öfter beschriebene Strategie die Ukrainer dazu zu benutzen, die Russen langsam auszubluten und zugleich dadurch dann Europa und insbesondere auch Deutschland indirekt so weit wie möglich zu schädigen. Anfangs hielt ich diese Strategie selbst noch für richtig, weil ich nur an die Schädigung der Russen dachte, heute aber sehe ich mehr und mehr, wie sehr diese Strategie der USA sich auch dezidiert gegen Deutschland richtet. Gerade eben deshalb müsste Deutschland entschlossen und massivst und so schnell wie möglich liefern. Weit über das hinaus was wir bisher getan haben, um so den Krieg zu verkürzen, während die USA ihn offenkundig explizit verlängern wollen. Zurück zur zitierten Eingangsaussage: die Ukraine benötigt aber nicht nur VIEL VIEL mehr Gerät, sie benötigt auch deutlich mehr Ausbildung für ihre Soldaten. Auch hier wird viel zu wenig getan.
01.02.2023, 23:31
https://warontherocks.com/2023/01/manpow...n-ukraine/
Zitat:In his latest discussion with Ryan on the war in Ukraine, Mike Kofman explains why the coming spring and summer will be strategically decisive. He also offers his analysis on the Russian command reshuffle, new Western kit, and the grinding battle for Bakhmut. Im Kontext einer neuen Offensive der russischen Streitkräfte über die verbliebene Stärke und Anpassungen der russischen Armee im aktuellen Krieg von PERUN: https://www.youtube.com/watch?v=V9xQf8LQgCU Die aktuelle militärische Lage von MACRONOMIST: https://www.youtube.com/watch?v=EwQJAA0UYMU Und noch ein Kanal den ich noch nie gesehen habe bisher, mit kaum Abonennten. Heißt jetzt nicht, dass er irgendwie gut wäre, aber schon erstaunlich was es alles inzwischen für Kanäle gibt die keiner kennt: https://www.youtube.com/@warandtactic/videos https://www.youtube.com/watch?v=9fyLxXFMr6E
01.02.2023, 23:39
@Quintus Fabius
Zitat: Das andere, wesentlichere Argument ist meiner Meinung nach, dass Russland eine solche aktivere Involvierung der NATO dazu verwenden könnte die eigene militärische Niederlage gegenüber der eigenen Bevölkerung zu legitimieren. Tatsächlich könnte ein aktiveres Eingreifen von NATO Truppen für Russland hier sogar einen Ausweg aus der aktuellen Zwickmühle weisen. Auch in diesem Szenario wäre es egal wie wir uns verhalten. Wenn uns Russland in diesen Krieg hineinziehen will um ehrenvoll unterzugehen oder dergleichen, dann können sie das tun. Ganz egal wie viele Pseudogründe wir ihnen durch Waffenlieferungen bieten. Zitat: Bloßes Überleben ist aber etwas völlig anderes, als eine funktionierende Volkswirtschaft und die Versorung der Bevölkerung mit einem auch von dieser geforderten Mindestmaß an Lebensstandard. Meiner Meinung nach unterschätzt du die (langfristigen) Auswirkungen der aktuellen Zerstörungen. Man darf dies meiner Ansicht nach nicht zu sehr auf den bloßen Jetzt-Zustand reduziert betrachten.Die Frage ist doch, ob der Lebensstandard dort hoch genug ist um den Wehrwillen aufrecht zu erhalten. Ich sehe jetzt nicht, dass die Moral der Ukrainer irgendwie eingebrochen ist. Und was langfristig in Jahren mal sein wird spielt für den Kriegsverlauf eine sehr nachrangige Rolle. Kann mir da nicht helfen, wir lernen halt mal wieder, dass strategischer Luftkrieg keine Entscheidung erzwingen kann. Zitat: Warst du es nicht, der mich erst vor kurzem gefragt hat, was die Ukraine mit MARS II soll ?Ich habe die Frage gestellt was die Ukrainer mit noch mehr Werfern sollen, wenn für die Werfer die sie schon haben nicht genügend Munition da ist. Davon ab, ja natürlich, die Wirkung gegen die feindliche Panzerwaffe war schon im Kalten Krieg die Hauptaufgabe der Raketenartillerie. Zitat: Die Ukraine hat im letzten Herbst Wehrpflichtige eingezogen.Medien berichten gegenteiliges: https://euroweeklynews.com/2022/10/01/au...-zelensky/ Das weiterhin auch unfreiwillig wer auch immer alles eingezogen wird schließt das ja nicht aus. Den Punkt mit der Ausbildung sehe ich so nicht. Es ist jetzt ein Jahr Krieg. In der Zeit bilde ich notfalls sogar einen Kampfpiloten hinreichend aus. Das ist eine organisatorische Herausforderung (und die Nato-Staaten helfen hier durchaus einiges), mehr nicht. Zitat: Aber dass zu wenig geliefert wird geht meiner Ansicht nach nicht auf Angst, Verzagtheit usw. zurück, sondern auf die von mir schon öfter beschriebene Strategie die Ukrainer dazu zu benutzen, die Russen langsam auszubluten und zugleich dadurch dann Europa und insbesondere auch Deutschland indirekt so weit wie möglich zu schädigen.Der NZZ Artikel belegt doch schön, dass es im Westen / in den USA überhaupt keine einheitliche Strategie gibt, sondern der jetzige Murks das Ergebnis des Ringens verschiedener Lager mit verschiedenen Interessen, Weltsichten und Befindlichkeiten ist. Und zu denen gehört auf unserer Seite des Atlantiks IMO auch durchaus Angst, Verzagtheit und Feigheit. Das größere Problem in Europa bzw. besonders in Deutschland das völlige Fehlen militärischen und strategischen Sachverstands auf politischer Entscheidungsebene. Wir Leben in einem Land, indem derartige Fähigkeiten gelinde gesagt verpönt sind und von weiten Teilen des politischen Sepktrums als überkommen abgelehnt werden. Man braucht sich über das Ergebnis nicht zu wundern - kein einziger politischer Entscheidungsträger ist mit dem ganzen Themenkomplex irgendwie bewandert, miltiärstrategisches Denken ist denen völlig fremd. Wir haben keinen einzigen höherrangigen Offizier in der Bundesregierung (kaum mal einen im Bundestag), nichtmal einen ordentlich beratenden Generalstab - wobei das bei dem was die Herren in Lodenmänteln aktuell so absondern vielleicht nicht mal negativ ist.
01.02.2023, 23:58
Werter Nightwatch:
Zitat:Ich habe die Frage gestellt was die Ukrainer mit noch mehr Werfern sollen, wenn für die Werfer die sie schon haben nicht genügend Munition da ist. Davon ab, ja natürlich, die Wirkung gegen die feindliche Panzerwaffe war schon im Kalten Krieg die Hauptaufgabe der Raketenartillerie. Du hast recht, da hatte ich dich falsch verstanden. Und mich ungenau ausgedrückt: ich meinte natürlich schon die MARS II Werfer zusammen mit ausreichend Munition für diese. Und ich bleibe ausdrücklich bei meiner Aussage, dass die Lieferung von MARS II der Bundeswehr in die Ukraine wesentlich mehr bringen würde als die Leopard2 welche wir jetzt liefern.
02.02.2023, 12:39
40 MARS-II mit ausreichend Munition und am besten noch ER-GMLRS und ATACMS (ginge wohl garnicht) wären 100 Leopard sicherlich vorzuziehen.
Ausreichend Munition könnte/würde aber eben nicht geliefert werden und die reichweitengesteigerten Modelle erst recht nicht. Von daher lieber 100 Leos, da sollte sich wenigstens genügend 120mm Munition für finden lassen.
02.02.2023, 12:50
Ist ein Argument. Ich bin sehr gespannt darauf, ob die Ukrainer die Leo ebenfalls als Sturmgeschütze im ballistischen Feuer auf große Distanzen einsetzen werden.
02.02.2023, 13:13
@Quintus
Zitat:Bloßes Überleben ist aber etwas völlig anderes, als eine funktionierende Volkswirtschaft und die Versorung der Bevölkerung mit einem auch von dieser geforderten Mindestmaß an Lebensstandard. Meiner Meinung nach unterschätzt du die (langfristigen) Auswirkungen der aktuellen Zerstörungen. Man darf dies meiner Ansicht nach nicht zu sehr auf den bloßen Jetzt-Zustand reduziert betrachten.Nach jetzigem Stand sind die Versorgungseinrichtungen (von direkten, frontnahen und umkämpften Gebieten abgesehen) wieder in einem erstaunlich guten Zustand. Und ich hatte das auch schon mehrfach betont, es ist erstaunlich, wie wieselhaft rasch die Ukrainer selbst stärkere Schäden wieder beseitigen konnten. Hierzu kommt meiner Meinung nach der Umstand hinzu, dass ein erheblicher Teil der offiziellen Klagen über schwere Schäden ukrainischerseits auch mit großer Wahrscheinlichkeit dem Hintergrund geschuldet war, dass man diese nur aus taktischen Gründen kommunizierte - einerseits um den Westmächten zu suggerieren, dass der Zustand sehr schlimm sei, um eben so eine verstärkte Unterstützung zu erfahren; und andererseits natürlich auch, um die Russen davon zu überzeugen und in dem Glauben zu lassen, dass sie "schwere Schäden" verursacht hätten. Hinzu kommt, dass die Russen seit einigen Wochen nur sehr wenige Attacken ausgeführt haben, was den Ukrainern eine durchaus willkommene Atempause bereitet hat und was die Instandsetzungen ebenso stark begünstigte. Ob diese russische Zurückhaltung nun dem Umstand geschuldet ist, dass man glaubt, man habe bereits entsprechende Schäden verursacht oder ob man schlicht den Großteil des Arsenals verschossen hat oder aber ob man derzeit alles zurückhält für einen schweren Schlag am Jahrestag - das kann ich nicht zur Sicherheit sagen. Fakt ist aber, dass die Ukrainer diese Atempause sehr gut genutzt haben, in vielen Gebieten sind wir wieder auf Vorkriegsniveau... Schneemann
02.02.2023, 21:38
Das ganze Theater ist von einer gewissen Ironie nicht ganz fernzuhalten...
Zitat:"Wieder sind es deutsche Panzer"https://www.n-tv.de/politik/Putin-droht-...89151.html Im halbwegs ironischen Sinne zu verstehen: Eine "nette", unterhaltsame, ja beinahe "spannende" Propaganda-Rede. Aber zugleich auch ein Eingeständnis der russischen Unfähigkeit. Also, nun ja, ich versuche mich irgendwie zu orientieren, d. h. quasi, dass drei Millionen hochmotivierte und gut ausgebildete Wehrmachtssoldaten (mit verbündeten Rumänen, Finnen und Co. ca. 3,6 Millionen) und 3.200 Panzer und 1.950 Flugzeuge (mit Verbündeten ca. 2.500) heutzutage in etwa eine Gefährdung Russlands bedeuten würden, wie jetzt...ähm...Moment, ich zähle eben nochmals nach, ich zähle wirklich nochmals...16 (?) Leopard-2-Panzer (naja, mit Verbündeten sagen wir mal ca. 90 Stück?). Also dass die russische Armee in einem katastrophal schlechten Zustand ist, dies wusste ich (und wissen wir alle). Aber dass sie so schlecht ist, das wusste ich nicht. Aber vielleicht meinte der Herrscher des Kreml das auch nur humoristisch (wofür ich aber bislang keinen direkten Beleg habe). Schneemann
02.02.2023, 21:58
Zitat: d. h. quasi, dass drei Millionen hochmotivierte und gut ausgebildete Wehrmachtssoldaten (mit verbündeten Rumänen, Finnen und Co. ca. 3,6 Millionen) und 3.200 Panzer und 1.950 Flugzeuge (mit Verbündeten ca. 2.500) heutzutage in etwa eine Gefährdung Russlands bedeuten würden, wie jetzt...ähm...Moment, ich zähle eben nochmals nach, ich zähle wirklich nochmals...16 (?) Leopard-2-Panzer 14 plus 5 als Umlaufreserve. Womit übrigens ironischerweise die Bundeswehr dann aktuell de facto ein einsetzbares Panzer-Bataillon weniger hat. Nun könnte man einwenden, dass ein Panzer-Bataillon ja mehr Kampfpanzer hat, aber der Rest des Bataillons aus dem sie entnommen werden ist gerade auch abseits bei der Industrie bzw. nicht einsatzfähig. Auch umgekehrt betrachtet einfach nur krass, wie weit wir militärisch von dem herunter gekommen sind, was einmal war. |