Allgemein:
Die polnischen Aufrüstungspläne sind extremst ehrgeizig um mich mal noch äußerst vorsichtig auszudrücken, und deshalb sind sie nicht nachhaltig. Es genügt nicht sich so viel Militärmaterial wie möglich auf den Hof zu stellen, dieses muss auch Instandgehalten werden, man benötigt Ersatzteile, man muss die Kosten für den Regieaufwand, die Ausbildung, den Sold usw usf bedenken und vieles mehr. Was Polen da vorhat sieht auf dem Papier immens beeindruckend aus, ist aber bei genauerem Hinsehen vogelwilde Planlosigkeit.
Dadurch wird ganz genau so Geld versenkt und hat man dann im Verhältnis zu den eingesetzten Mitteln am Ende weniger Kampfkraft als man auf andere Weise hätte erzeugen können.
Und exakt das ist auch das Thema bei der Bundeswehr. Man könnte und man sollte mit den Mitteln die man hat und dem Personal welches man real zur Verfügung hat einfach viel mehr generieren können. Die Bundeswehr ist hierbei nicht nur hochgradig ineffizient, sie vergeudet also Mittel in geradezu abenteuerlichen bizarren Ausmaß, sie versucht auch immer weiter den gleichen tradierten Wege zu folgen, obwohl längst die Grundlagen für diese weggebrochen sind.
Mal als Beispiel: die Bundeswehr könnte wenn sie alles zusammenkratzt gerade mal eine einzige mechanisierte Brigade zum realen Gefecht der verbundenen Waffen mobilisieren. Was aber soll diese bewirken? Wie soll mit so wenig ein hochdynamisches mechanisiertes Offensivgefecht tief in den gegnerischen Raum hinein geführt werden? Und der stete Verweis auf die lieben Verbündeten nützt hier allwenig, denn die stehen genau so blank da.
Wir haben je nach Rechnung der 6 höchsten / oder 7 höchsten Wehretat weltweit, und gerade mal eine einzige mechanisierte Brigade die man nachhaltig und vor allem vollumfänglich einsetzen könnte (entsprechende Umlaufreserve etc mit berüchsichtigt).
Es ist also absurd, wie wenig militärische Leistung mit diesen Unsummen erzielt wird.
Und das führt zu einem weiteren Punkt: die Forderung nach mehr - mehr Geld, mehr Mittel, mehr Ansehen, mehr Achtung für die Soldaten, würde beim aktuellen Effizienzniveau absolut gar nichts bringen, außer nur noch mehr Geldverschwendung. Was nützt militärische Begeisterung wenn die real verfügbaren Kampfverbände reihenweise nicht gefechtstauglich sind und nicht in der Lage wären im Krieg ernsthaft länger als wenige Tage zu kämpfen?! Was nützt es die Bevölkerung fürs Militär zu begeistern, wenn dieses so unfähig ist ?!
Zuerst muss man mit allen Mitteln die internen Probleme der Armee in den Griff kriegen, dann mit dem was ist sehr viel mehr Leistung generieren, und dann wird sich eine Begeisterung der Bevölkerung für so eine Arrmee wie von selbst einstellen. Der Weg dahin ist unkonventionelles Denken, neue Wege, andere Ansätze in der Kriegsführung, eine echte Militärreform, an deren Ende eine komplett andere Art von Streitkraft stünde, die komplett anders aufgestellt ist und vollständig anders kämpft.
Broensen:
Zitat:während das Problem fehlender Infanterie in der Breite erheblich schwieriger zu beseitigen wäre.
Anbei: auf diesen Punkt wollte ich noch mal gesondert eingehen, weil er ganz allgemein das Problem illustriert dass unsere Armee hat. Zur Zeit hat die Bundeswehr mehr als 20.000 Sanitätskräfte wenn man alles zusammen rechnet, allein der Zentrale Sanitätsdienst kommt schon auf 19.664 Mann (Stand dieses Jahr), aber die Infanterie ist zu personalintensiv?
Wir haben mehr Sanitäter als Angehörige der Marine insgesamt, aber die Infanterie ist zu personalintensiv? Wir haben sogar so viel Sanitäter das für jeden Infanteristen gleich mehrere Sanitäter herum springen könnten.
Die simple Wahrheit ist, dass wir ein Übermaß an rückwärtigen Diensten haben (nicht nur Sanitäter, dass betrifft ja alles was da an rückwärtigen Diensten exisitert). Der Grund dafür ist die Struktur, die Verfasstheit, die Konzipierung der Streitkräfte selbst.
Beispielsweise ziehen schwere konventionelle MBT einen immensen Rattenschwanz an notwendigen Unterstützungsdiensten hinter sich her, das gleiche gilt für etliche andere Systeme. Das bindet alles Personal welches in einer anderen Verwendung, bei einer Konzentration auf bestimmte Grundfähigkeiten ebenso Kampftruppe sein würde - in dieser aktuellen Konzeptierung aber keine Kampftruppe sein kann.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Das Kampfhubschrauber-Regiment 36 umfasst ca. 1.400 Soldaten. Es hat zwei Staffeln mit dem Tiger. Wieviele davon überhaupt vollumfänglich Gefechtstauglich und Einsatzfähig wären ist höchst unklar, Anfangs diesen Jahres kolportierte man eine Zahl von 9 Hubschraubern. Lassen wir es mal einfach frei aus der Luft gegriffen derer 30 sein, also mehr als das dreifache. Dann werden 1.400 Soldaten damit gebunden, dass 30 Helis herumfliegen die sich im Krieg in kürzester Zeit abnutzen würden. Wieviele Flugabwehr-Trupps mit Stinger die zugleich vollumfänglich als Infanterie qualifiziert sind könnte man aus diesen 1.400 Mann bei deutlich geringeren Kosten generieren ?! Was wäre nützlicher? In welchem Szenario, unter welchen Umständen ? Was würde sich, wenn man die +/- 30 Helis gegen hunderte Trupps mit Stinger stellen würde durchsetzen ?
Das sind natürlich jetzt allergröbste Beispiele, stark vereinfachende und plakative Darstelllungen, sie sollen nur das allgemeine Prinzip verdeutlichen. Und das Prinzip sollte sein: Man könnte mit einer völlig anderen Aufstellung, völlig anderen Doktrin und völlig anderen Herangehens- und Kampfweise aus dem gleichen Personal immens viel mehr Kampfkraft generieren. Und immens viel mehr Kampftruppe.
Dass würde aber auch die Pfründe der Rüstungsindustrie mit allem was daran hängt angreifen, entsprechend natürlich auch die Politik und ihre Klüngel, und auch die Karrieren und/oder zukünftigen Pfründe in der Privatwirtschaft bestimmter Offiziere, darüber hinaus ist natürlich zu bedenken, dass die höheren Führungs-Ebenen über viele Jahre hinweg durch ihre militärische Sozialisation massiv geprägt wurden und gar nicht anders können als so zu denken wie sie denken.
Das ist ja ganz allgemein ein allzu typisches Geschehen im militärischen Bereich, dass man in einer bloßen Strukturextrapolierung festhängt, bevor die militärische Wirklichkeit diese als überholt belegt. Schon sehr oft hat das Militär wieder besseres Wissen davor seinen tradierten Weg nicht verlassen können.
Weder mehr Geld, noch mehr Begeisterung, noch mehr Achtung für die Soldaten ändern irgend etwas daran, dass der von der Bundeswehr für den Krieg angedachte Weg nicht funktioniert und nicht mehr funktionieren kann und auch in einem Bündnis nicht wirklich funktioniert. Wir belügen uns nur einfach selbst und sind nichts weiter als ein Wurmfortsatz der USA.
Dafür aber soviel Geld aufzuwenden wie es aktuell bereits geschieht ist höchstgradig fragwürdig. Und selbst wenn man glaubt man würde den Auftrag des Grundgesetzes über das Bündnis als Wurmfortsatz desselben erfüllen - Nein, das tut man nicht. Die Bundeswehr erfüllt ihren Verfassungsauftrag eben nicht, auch nicht im Bündnis.
Überspitzt könnte man sagen, die USA erfüllen den Auftrag der Bundeswehr im Grundgesetz anstelle derselben.
Die einzige Lösung liegt vor uns: wir müssen den bisherigen militärischen Weg komplett verlassen.