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(29.11.2021, 00:11)Quintus Fabius schrieb: Das ist mal wirklich überzeugend (Kunststück, entspricht es ja genau meinen grundsätzlichen Vorstellungen). Es basiert ja auch zu großen Teilen auf Konzepten, die ich von dir übernommen habe, gepaart mit etwas Realismus.
Erwähnenswert finde ich die Rückbesinnung auf die klassische Gliederung der Pioniere in Sappeure, Mineure/Sturmpioniere und Pontoneure/Brückenpioniere.
Bei ein paar Details der Luftwaffe - wie dem A400 - kann ich dir nicht ganz folgen, aber das sind Marginalitäten.
Und wer von uns macht jetzt kurzfristig Karriere in der SPD und setzt das Ganze dann als Minister um?
(29.11.2021, 00:17)Ottone schrieb: Die Niederländer operieren seit langem mit 4 Dieselbooten, allerdings vermute ich, dass die Präsenz nicht nahtlos ist. Dann gehe ich mal davon aus, dass mit 6 U-Booten und gelegentlicher Nutzung eines norwegischen Hafens eine konstante Präsenz im Nordatlantik zu erreichen ist, während sich ein zweites Boot entweder auf dem Ablösemarsch oder zumindest heimatnah befindet, so dass dieses im Notfall in der Ostsee kurzfristig eingreifen könnte.
Zitat:aber eigentlich müssten wir uns viel stärker mit den Unterstützern befassen und nicht den schicken Waffensystemen.
Das war ja Kern der Ausgangsthese, dass wir das Rahmennationskonzept ernst nehmen und den Anteil der Korps- und Unterstützungstruppen im Verhältnis zu den Kampftruppen erhöhen wollten. Dementsprechend haben wir, vor allem beim Heer, nur Kampftruppen reduziert, keine Unterstützer.
Gibt es da deiner Meinung nach etwas weiteres anzugehen, was im Rahmen dieser Kästchenschieberei Sinn ergibt, oder verhält es sich da eher wie bei den Wirkmitteln? Wir brauchen halt mehr. Von allem.
(29.11.2021, 01:11)LeutnantLuftig schrieb: Wie stellst du dir die Bewaffnung des KF41-CSV vor? Wäre eine Waffenstation mit .50 oder 40mm ausreichend? Ich denke, dass für die von euch konzipierten Aufgaben etwas Potenters mitgeführt werden sollte. Da die eigentlichen Aufgaben weit jenseits .50 oder GMW liegen, ist hier der übliche Selbstschutz ausreichend. Der CSV ist übrigens eine bereits entwickelte Lynx-Variante, bei der eine gängige Waffenstation für 7,62/.50/GMW vorgesehen ist, und die eh schon einen kompromissbehafteten Allrounder darstellt. Den sollte man nicht noch mit einer übermäßigen Bewaffnung belasten, zumal im selben Bataillon 105er vorhanden sind und man im Einsatz auch tlw. aus den drei Kampfbataillonen der Brigaden zwei RCTs bilden würde, in denen dann sogar MBT/IFV zusammen mit den CSV agieren.
Übrigens...
Mal so auf's Ganze betrachtet ist dieses Konzept zwar keine Schwerpunktbildung gemäß der Umfrage, aber wir wissen zumindest, wo wir einen Schwerpunkt der Einsparmöglichkeiten sehen. Und zwar genau da, wo zuletzt eigentlich wieder ausgebaut werden sollte: Heeres-Kampfverbände und mittlere Kräfte.
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(28.11.2021, 21:59)Quintus Fabius schrieb: In Teilen des Heeres, und insbesondere in meinem Gau der Infanterie ist man leider richtiggehend marinefeindlich.
Ich weiß, ich kenne das, und es ist ein Problem, weil sich die Politik und die Industrie diesen inneren Dissens der Bundeswehr immer wieder geschickt zu nutze macht. Man sollte halt mehr mit- statt übereinander reden, aber das gilt ja für alle Bereiche und Fragen unserer Gesellschaft (weswegen Orte wie dieser meiner Ansicht nach enorm wichtig sind).
(29.11.2021, 02:58)Broensen schrieb: Und wer von uns macht jetzt kurzfristig Karriere in der SPD und setzt das Ganze dann als Minister um?
Ich möchte nur mal anmerken, so sehr ich eine gewisse Schwerpunktbildung auch mitgehe, ich denke nicht, dass die nun erarbeitete Aufstellung tatsächlich realisiert werden sollte. Und das liegt zum einen daran, dass sie zwar die finanziellen, nicht aber die politischen Rahmenbedingungen hinreichend berücksichtigt. Wir brauchen mittelfristig eine Vision für Europa und für Europäische Streitkräfte, in der Deutschland als ein verlässlicher Eckpfeiler zur Wahrung unserer gemeinsamen Interessen gilt, und nicht nur als potenter Vebündeter für den Fall, dass der Russe sich nach Westen aufmacht. Die ganzen Routineaufgaben in Friedenszeiten, die multilateralen Verpflichtungen, auch der Beitrag am IKM binden enorme Mittel und verhindern eine auf den großen Konflikt optimierte Bundeswehr (auch ohne Schwerpunktbildung, insbesondere aber mit), sie stellen aber die tatsächliche Einsatzrealität dar und würden das umso mehr, je stärker der politische Wille zur echten Übernahme von Verantwortung wird, was die Basis für jede zukünftige positive Gestaltung der Bundeswehr sein müsste.
Aber selbst wenn wir das ausklammern und die notwendigen politischen Voraussetzungen als gegeben betrachten würden (auch wenn ich nicht weiß, warum wir dann beim strikten Finanzrahmen bleiben sollten), so bleibt zum anderen, und das habe ich hier schon erwähnt, dass wir eigentlich über die falschen Dinge sprechen. Die Aufstellung ist nett, aber streng genommen ist es nur eine Transformation "kranker" Strukturen in andere "kranke" Strukturen. Bevor man sich überlegt, wie moderne Panzer aussehen sollten oder wie viele Fregatten man streichen muss, um eine bestimmte Zahl an zusätzlichen Flugzeugen zu beschaffen, brauchte es die Überlegung, wie wir das aktuelle Inventar tatsächlich einsatzfähig bekommen. Und das meine ich sowohl direkt, also in Form einer hinreichend hohen generellen Einsatzbereitschaft, aber vor allem auch indirekt, für einen intensiveren Konflikt und für mehr als nur eine Angriffs- bzw. Verteidigungswelle.
Solange nicht fest steht, welche Mittel es benötigt werden um unsere aktuellen Streitkräfte zu gesunden, ergibt es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, was wir wie verändern.
Eigentlich müsste man sich überlegen, welche Ziele jeweils erreicht werden sollen (durchaus auch mit der Spezialisierung), dann kommt die Frage, welche Mittel dafür in einem Konflikt tatsächlich benötigt werden, und am Ende erst, wie viele Systeme dafür anzuschaffen sind. Das Problem ist natürlich, dass solch eine Diskussion reichlich "unsexy" ist, immerhin sprechen wir dann nicht über Lynx, Eurofighter oder F127.
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Meiner Meinung nach ist das schon ein recht eindeutiger Schwerpunkt im Bereich Luft. Die Marine wäre so ziemlich schwach aufgestellt (12 Fregatten, 6 U-Boote) und de facto an der Untergrenze dessen was überhaupt noch Sinn macht (bei weniger könnte man eigentlich gleich komplett verzichten), das Heer würde ordentlich bei den Kampftruppen bluten, die Luftwaffe hingegen kommt auf 220 Kampfflugzeuge.
Im übrigen hatte ich Ottone so verstanden, dass er vor allem die Frage der Unterstützungseinheiten bei der Luftwaffe meint und dass diese bereits jetzt ein Übermaß der Mittel verschlingt.
Ottone:
Zitat:Der deuschen Luftmacht traue ich, ehrlich gesagt, nicht zu viel zu. Das hat vielleicht auch mit der Geschichte und (zu) wenig mit der Welt von heute zu tun, aber trotzdem: Hier sehe ich Amerikaner und Briten vorne, während der klassische Fokus der Bundeswehr beim Heer liegen sollte. Eine Luftwaffe ist letztlich nur enabler, alleine entscheidet sie gar nichts.
Der Aussage kann ich schon zustimmen, aber: im Verbund der Europäischen Armeen (und jeder ernsthafte Krieg, insbesondere einer gegen Russland, ist ein Krieg der EU - haben die osteuropäischen Länder am Boden, also beim Heer jede Menge brauchbarer Einheiten, was ihnen aber fehlt ist eine moderne Luftwaffe. Diese können sie so nicht aus eigenen Kräften stellen. Polen ist ein Musterbeispiel dafür. Das polnische Heer ist sehr leistungsstark, und die Polen versuchen auch ihre Luftwaffe zu modernisieren, gerade weil sie u.a. unsere Luftwaffe für unzureichend zu unzuverlässig halten, aber das reicht nicht. Polen hat 48 F-16 und hat letztes Jahr insgesamt 32 F-35A bestellt, und deren Finanzierung ist nicht in trockenen Tüchern. Das ist zwar ganz nett, aber völlig unzureichend angesichts der Bedrohung der Polen gegenüber steht.
Dazu kommt das strategische Problem, dass jeder solche Krieg (im rein konventionellen Bereich) zwingend sehr kurz sein wird. Man hat ein ziemlich knappes Zeitfenster in welchem man militärische Macht verschieben muss. Militärische Schlagkraft am Boden zu verschieben ist aber unter den Bedingungen welche dann auftreten werden ziemlich schwierig (zerstörte Brücke, zerstörte Eisenbahninfrastruktur, kein Seetransport möglich, Luftransport zu risikoreich etc), während die Marinen mehr als ausgelastet sein werden. Da zudem ein Krieg am wahrscheinlichsten als Überraschungsangriff geführt werden wird, ist auch eine ausreichende Vorverlegung vor Ausbruch des Krieges gar nicht so sicher gegeben.
Wenn die militärische Schlagkraft aber in der Luft liegt, kann sie vergleichsweise leicht sehr schnell über große Distanzen hinweg wirken. Und gerade auch deshalb ein Primat in der Luft, damit die Bodeneinheiten der Osteuropäer durch uns aus der Luft so unterstützt werden, dass sie mit dem ihnen gegenüber stehenden Gegner fertig werden.
Deshalb stimme ich ja auch deiner Aussage zu, dass die Luftwaffe ein Enabler ist, und sie wäre gerade eben eine für die Heere der Osteuropäer.
Helios:
Zitat:Die ganzen Routineaufgaben in Friedenszeiten, die multilateralen Verpflichtungen, auch der Beitrag am IKM binden enorme Mittel und verhindern eine auf den großen Konflikt optimierte Bundeswehr (auch ohne Schwerpunktbildung, insbesondere aber mit), sie stellen aber die tatsächliche Einsatzrealität dar und würden das umso mehr, je stärker der politische Wille zur echten Übernahme von Verantwortung wird, was die Basis für jede zukünftige positive Gestaltung der Bundeswehr sein müsste.
Genau in dieser politischen Hybris (ich will es mal so benennen) liegt aber das eigentliche Problem und eine der Hauptursachen für den Niedergang der Bundeswehr. Das sogenannte IKM ist größtenteils eine Fehlentwicklung und nur Großmannsgetue. Es ist auch nicht Grundgesetzkonform. Weder wird unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt, noch macht es irgendeinen Sinn Fregatten nach Ostasien zu schicken.
Bezüglich der Räume außerhalb der EU bräuchte man stattdessen endlich eine klar definierte und eindeutig begrenzte Politik welche sich auf einige wenige spezifische Räume konzentriert und das bedeutet auf die Sahelzone, auf die Türkei und Osteuropa.
Zitat:Die Aufstellung ist nett, aber streng genommen ist es nur eine Transformation "kranker" Strukturen in andere "kranke" Strukturen. Bevor man sich überlegt, wie moderne Panzer aussehen sollten oder wie viele Fregatten man streichen muss, um eine bestimmte Zahl an zusätzlichen Flugzeugen zu beschaffen, brauchte es die Überlegung, wie wir das aktuelle Inventar tatsächlich einsatzfähig bekommen.
Diese Überlegung ist durchaus einer der wichtigsten Aspekte der vorgestellten Struktur. Gerade deshalb die erheblichen Abstriche (beispielweise 4 Pz Bataillone statt 6, und nach Ablösung der LEO2 in diesen schlußendlich aber nur noch 3 Bataillone welche den LEO2 neben anderen Systemen führen, 4 PzGrenadier Bataillone statt 11 usw usf).
Wir werden das Inventar nicht einsatzfähig bekommen ohne Abstriche. Deutlich weniger Einheiten, diese dafür mit einer Ausrüstung auf dem Stand der Dinge und einem neuen Konzept - dass hat explizit das Ziel das vorhandene Einsatzfähig zu kriegen. Exakt dass ist der dahinter stehende Gedanke.
Zitat:Solange nicht fest steht, welche Mittel es benötigt werden um unsere aktuellen Streitkräfte zu gesunden, ergibt es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, was wir wie verändern.
Eigentlich müsste man sich überlegen, welche Ziele jeweils erreicht werden sollen (durchaus auch mit der Spezialisierung), dann kommt die Frage, welche Mittel dafür in einem Konflikt tatsächlich benötigt werden, und am Ende erst, wie viele Systeme dafür anzuschaffen sind. Das Problem ist natürlich, dass solch eine Diskussion reichlich "unsexy" ist, immerhin sprechen wir dann nicht über Lynx, Eurofighter oder F127.
Das Ziel ist zuvorderst der Auftrag des Grundgesetzes. Erst wenn dieser erfüllt ist, kann man davon aus irgendwohin weiter gehen. Von daher ging ich davon aus, dass zumindest ich meine Zielsetzung und meinen Schwerpunkt schon klar forumuliert hätte. Primär geht es darum die EU nach Osten abzusichern. Das ist das Ziel, darauf hin ist die vorgestellte Struktur ausgerichtet und wenn man so will spezialisiert. Sekundär ist massenweisen Terrorismus und bürgerkriegsartigen Unruhen im eigenen Land zu begegnen (beispielsweise einer 5 Kolonne eines Feindstaates in unserem Gebiet). Auch dafür ist die vorgestellte Struktur geeignet. Im weiteren bindet man enge Verbündete mit ein und bietet Strukturen die für andere EU Länder interessant sind, weil sie deren Streitkräfte ergänzen.
Mir geht es auch gar nicht so sehr um spezifische Systeme, ich bin da nicht auf irgendwelche Technik fixiert. Der größte Teil dessen was ich dargelegt habe sind in Wahrheit starke Veränderungen in der Struktur, in der Anordnung der Einheiten (spezifisch beim Heer) und de facto eine neue Doktrin (in gröbsten Zügen).
Wenn man deine Reihenfolge einhält (was ich prinzipiell schon richtig finde), dann fehlt in deiner Abfolge nämlich die Frage der Doktrin und die der Struktur. Noch bevor man über Systeme und deren Stückzahlen nachdenkt muss man sich fragen, wie die Einheiten welche diese führen sollen eingesetzt werden, was für einen Auftrag sie haben und was für eine Struktur und Anordnung sie dafür benötigen. Es wird daher meiner Meinung nach zu wenig über die grundsätzliche Doktrin diskutiert. Die Ziele die erreicht werden sollen sind demgegenüber viel einfacher und meiner Meinung nach in Bezug auf meine Person auch klar und eindeutig festgelegt.
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Die Grundgesetzkonformität vom IKM wurde schon vor Jahrzehnten bestätigt, das mag dir nicht gefallen, es ist aber so. Und das Argument, die Streitkräfte hätten erst den Auftrag des Grundgesetzes zu erfüllen ist letztlich keines, weil das Grundgesetz kein Kriterium zur Bewertung bietet oder bieten will. Das wurde an anderer Stelle auch schon ausführlicher ausdiskutiert, ich glaube nicht, dass wir das hier weiter vertiefen sollten (ich erwähne es nur, weil du es explizit erwähnt hast).
Um derlei geht es mir auch nicht, ich wollte nur festhalten, dass ich zwar gern deine Aufstellung inhaltlich kommentiere und diskutiere, ich damit aber nicht ausdrücken möchte, dass ich sie so mittrage. Auch wenn du den Kostenrahmen enger setzt als dies in diesem Thema üblich ist ändert sich für mich nichts daran, dass es kein für mich sinnvoller Plan einer Umgestaltung wäre. Die beiden Gründe, warum ich das so sehe, habe ich genannt (wobei "Struktur" bei mir nicht nur reine Organisation bedeutete, sondern schon deutlich tiefer reichte).
Die Frage der Doktrin und der Strukturen ist für mich Teil der Mittel, die definieren wie die Ziele zu erreichen sind, und die bestimmen, welche Systeme benötigt werden. Das ganze Konstrukt lässt sich ja immer weiter aufschlüsseln, ich wollte es bewusst einfach halten, weil auch diese Diskussion hier nicht in diesen Strang gehört.
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man könnte in den einzelnen Bereichen auch komplett neue/sehr radikale Wege gehen...
Heer:
Einheitsplattform gepanzert 4x4 (ähnlich JLTV) modular ausgelegt.
Grundplattform kostet 500.000€ komplett ausgerüstet 1 Mio €
mögliche Module:
Kampf (30mm + SPIKE LR)
Shorad
Feuerunterstützung (SPIKE NLOS / Mörser (HERO=250/400 Loitering)
Sanitäter
usw
diese Fahrzeuge wären um Faktor 10-20 günstiger als ein Puma oder Lynx
und im Unterhalt deutlich günstiger.
Das Heer könnte einfach 5.000-10.000 dieser Fahrzeuge anschaffen...
und wäre möglichen Feinden so einfach durch die reine Masse an Fahrzeugen und Feuerkraft überlegen.
Mit entsprechender Munition kann man auch Kampfpanzer ausschalten.
Dafür verzichte ich auf alle anderen Plattformen (kein Leo, kein Puma, kein Marder, kein Fuchs, kein Boxer).
Zusätzlich kann man auf UGV setzen.
Aufklärung mit Drohnen (LUNA NG) und Artillerie (auf Boxer Basis) werden zusätzlich wichtig!
Bei Helikoptern verzichtet man auf STH und Nachfolger Tiger und beschafft stattdessen 80 H145M
Luftwaffe:
man verzichtet auf NT
man bringt 160 Eurofighter auf den neuesten Stand (Tranche 4/5)
man integriert massiv Drohnen/UCAV auf Grundlage loyal Wingman (Stückpreis 10Mio).
Jeder Eurofighter bekommt 2-3 loyal Wingmans zur Seite gestellt.
Man investiert in Abfang FK (Iris-T die andere AA Missiles abschießen kann)
Marine:
statt F127 beschafft man 4 weitere F126 mit zusätzlichen AAW Fähigkeiten.
man beschafft 6-8 Drohnen-Basisschiffe (Basis MPV120) als Stützpunkt für USV.
Die USV werden ausgerüstet für U-Jagd, Minenjagd und ASuW
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Helios:
Ich habe nicht bestritten dass IKM grundgesetzkonform ist, aber: nur weil man etwas darf bedeutet das nicht dass man es muss und es gibt meiner Auffassung nach einen klaren und greifbaren Unterschied zwischen dem eigentlichen Auftrag des Grundgesetzes und IKM. Es gibt also einen Auftrag (ein Muss) und über dieses hinaus in Bezug auf andere Möglichkeiten ein kann / darf. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Der Auftrag des Grundgesetzes lautet: Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Art 87a
Irgendwelche Expeditionskriegsführung welche bis dato größtenteils völlig sinnbefreit, völlig wirkungslos und primär aus Hybris heraus erfolgte, ist keine Verteidigung des Bundes, gleichgültig wie oft man das noch behaupten will.
Zitat:Die Frage der Doktrin und der Strukturen ist für mich Teil der Mittel
Dann teile ich deine Reihenfolge. Das ist ja immer ein Problem: was genau meint man mit welchem Begriff und wie ist dieser definiert.
Zitat:das liegt zum einen daran, dass sie zwar die finanziellen, nicht aber die politischen Rahmenbedingungen hinreichend berücksichtigt. Wir brauchen mittelfristig eine Vision für Europa und für Europäische Streitkräfte, in der Deutschland als ein verlässlicher Eckpfeiler zur Wahrung unserer gemeinsamen Interessen gilt, und nicht nur als potenter Vebündeter für den Fall, dass der Russe sich nach Westen aufmacht. Die ganzen Routineaufgaben in Friedenszeiten, die multilateralen Verpflichtungen, auch der Beitrag am IKM binden enorme Mittel und verhindern eine auf den großen Konflikt optimierte Bundeswehr (auch ohne Schwerpunktbildung, insbesondere aber mit), sie stellen aber die tatsächliche Einsatzrealität dar und würden das umso mehr, je stärker der politische Wille zur echten Übernahme von Verantwortung wird, was die Basis für jede zukünftige positive Gestaltung der Bundeswehr sein müsste.
Genau aus diesem Komplex heraus müssen die politischen Rahmenbedingungen geändert werden. Weil die aktuellen politischen Rahmenbedingungen falsch sind. Wir werden keine Vision für Europa entwicklen können, keine europäischen Streitkräfte und keine gesunde Bundeswehr, wenn wir nicht ganz klar die aktuelle Expeditiongskriegsführung und diese sinnlosen Neo-Kolonial-Scharmützel einstellen bzw. entschieden einschränken.
Ich habe schon 2001 geschrieben dass Afghanistan rein gar nichts wird, ich habe es in diesem Forum geschrieben seit ich angemeldet bin (damals sprachen etliche Nutzer hier noch davon, Afghanistan könnte so etwas wie die Schweiz Zentralasiens werden und werde sich hervorragend entwickeln) und ich habe auch vor wenigen Jahren nie etwas anderes geschrieben.
Die politische Hybris ist der Grund warum die Bundeswehr zugrunde gegangen ist, und sie ist auch der Grund warum keine Europäische Armee zusammen kommt und warum wir in völlig sinnlosen Auslandseinsätzen versumpfen. Und schlimmer noch: all dies entspricht eben nicht dem reinen ursprünglichen Auftrag des Grundgesetzes und dafür ist es völlig gleich ob es ansonsten grundgesetzkonform ist oder nicht.
Niemand will sich unterordnen, niemand will sich einordnen, niemand will sich beschränken. Lauter Gruppen versuchen ihre Partikularinteressen über die der anderen Gruppen durchzusetzen und am Ende kommt ein einziges Rumgeeiere heraus, dass keinerlei tatsächliche militärische Leistung mehr bietet. Und daran wird sich ändern, bis man endlich anfängt sich zu bescheiden und sich auf das zurück zu ziehen was eigentlich als einziges zwingend erforderlich ist.
ObiBiber:
Zitat:diese Fahrzeuge wären um Faktor 10-20 günstiger als ein Puma oder Lynx
und im Unterhalt deutlich günstiger.
Das Heer könnte einfach 5.000-10.000 dieser Fahrzeuge anschaffen...
und wäre möglichen Feinden so einfach durch die reine Masse an Fahrzeugen und Feuerkraft überlegen.
Mit entsprechender Munition kann man auch Kampfpanzer ausschalten.
Dafür verzichte ich auf alle anderen Plattformen (kein Leo, kein Puma, kein Marder, kein Fuchs, kein Boxer).
Eine solche Massenarmee könnte tatsächlich die Zukunft sein und die aktuellen Streitkräfte einfach überrennen, insbesondere wenn sie den Kampf gegen diese meist vermeidet und stattdessen einfach das ganze Land kassiert. Beispielsweise gibt es ja keine bessere Flugabwehr als ein Fahrzeug mit Maschinenkanone an einer Landebahn etc
Ich hatte mal aus Spaß sogar schon eine reine Infanterie-Armee propagiert die dann mit requirierten Fahrzeugen und zur Fuß einfach ein Land überrennt, ohne dass es gelingt sie zu greifen bevor einfach alles gefallen ist. Das einzige Problem was hier geklärt werden müsste ist das des Personalmangels.
Man könnte ein solches Konzept im weiteren auch auf die Marine ausdehnen und hier stark auf selbstverlegende Seeminen, Unterwasser-Drohnen, Zivile Schiffe, verdeckte Kriegsführung, Anschläge und schließlich die rasche Besetzung von Häfen des Feindes setzen, womit dessen Flotten schlußendlich irrelevant werden. Wenn ich beispielsweise gleich zu Kriegsbeginn ein mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff beladenes Containerschiff im feindlichen Hafen in die Luft jage und im weiteren Raketen und Marschflugkörper von Containern aus einsetze und von zivilen Schiffen aus verdeckt kämpfe und eine Art maritimer Miliz dazu aufbaue (wie es die VR China zur Zeit tut), wäre damit sehr viel möglich, für sehr viel weniger Geld.
Wir (sicher meine Wenigkeit) denken vermutlich allesamt viel zu konventionell.
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(29.11.2021, 08:37)Quintus Fabius schrieb: Das sogenannte IKM ist größtenteils eine Fehlentwicklung und nur Großmannsgetue. Es ist auch nicht Grundgesetzkonform.
(29.11.2021, 11:13)Quintus Fabius schrieb: Ich habe nicht bestritten dass IKM grundgesetzkonform ist
Zum Thema selbst, dass müssen wir hier auch nicht weiter diskutieren, das haben wir an anderer Stelle schon gemacht und eben unterschiedliche Ansichten dazu. Ich verstehe deinen Standpunkt, aber ich Teile ihn zumindest in deiner Absolutheit nicht, vielmehr ist für mich IKM ein wichtiger Punkt, und ich denke, er wird in einem fließenden Übergangs zum echten Krieg in Zukunft noch wichtiger. Du darfst das anders sehe, ich wollte nur darlegen, warum ich deine Gedanken nicht teile.
Zitat:Dann teile ich deine Reihenfolge. Das ist ja immer ein Problem: was genau meint man mit welchem Begriff und wie ist dieser definiert.
Klar, und ich finde es sehr gut, dass hier nachgefragt und erklärt wird, da bringen die Diskussionen nicht nur Freude, sondern einen echten Erkenntnisgewinn.
Was die Änderung der politischen Rahmenbedingungen angeht bin ich bei dir, aber auch wenn wir uns einig sind, dass sie aktuell nicht stimmen, so wäre der Wandel bei mir ein anderer als bei dir. Für mich ist das IKM ein zentraler Baustein der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik, insofern stimme ich dir zu, dass die aktuelle Umsetzung falsch ist, die Vision für Europa aber keine Einstellung bedeutet, sondern eine Umstellung hin zu einer funktionierenden Umsetzung.
Die Chancen dafür sind gering, die Gründe hast du genannt, allerdings bezweifel ich, dass die Chancen auf eine Verbesserung der Zukunftsaussichten besser wären, wenn man sich auf das zwingend erforderliche zurückziehen würde. Meines Erachtens wären Streitkräfte, die nicht einmal in der Lage sind, überhaupt in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit (und damit in Vertretung gesellschaftlicher Interessen) zu handeln noch in einem viel stärkeren Maße gefährdet, unter den Tisch zu fallen, weil in der gesellschaftlichen Wahrnehmung jegliche Relevanz verloren geht.
Wir kommen damit aber von einem eher technisch-organisatorischen Wunschkonzert über die Grundlagen der Wehrplanung über die Politik wieder mal zur Gesellschaft, und bitte sehe es mir nach, darüber möchte ich hier wirklich nicht weiter diskutieren (du kennst mein aktuelles Problem).
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@Helios:
ja... mit meinem Vorschlag könnte man trotz recht geringer Personalstärke eine Art Massenarmee mit großer Feuerkraft aufstellen...
sowohl beim Heer:
man überlege mal man hätte 5.000 gepanzerte (gegen Beschuss bis 12,7mm) 4x4 Fahrzeuge mit ggf aktiven Abwehrmaßnahmen (APS) + offensive Bewaffnung mit 30mm Kanone + 2-4 SPIKE LR
Diese Fahrzeuge können dann bei Bedarf zur Besatzung von 2 Mann noch 4 Mann Infanterie/leichte Grenadiere/Jäger aufnehmen.
Die Feuerkraft wäre schon immens... dazu dann 5.000 Unterstützungsfahrzeuge auf der gleichen Basis...
kombiniert mit massiver Aufklärung (LUNA NG) und Artillerie Support (durch AGM 155mm, durch SPIKE NLOS, durch HERO Loitering Munition)
dazu dann noch die hohe Reichweite >800km und Eigenverlegbarkeit der 4x4 Fahrzeuge
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ObiBiber:
5.000 mal 6 sind 30.000 und laß es für jedes Unterstützungsfahrzeug nur 3 Mann sein, kommen weitere 15.000 hinzu. Das heißt die Fahrzeug selbst binden unmittelbar 45.000 Mann. Dazu kommen aber die ganzen notwendigen rückwärtigen Dienste, und was die Fahrzeuge sonst noch sekundär für einen Aufwand erzeugen. Hier wäre aber natürlich der Vorteil, dass eine solche Struktur mit den von dir vorgeschlagenen Fahrzeug sehr viel weniger Aufwand pro Fahrzeug bedeutet. Der Anteil von Kampftruppen zu sonstigen Truppen (insbesondere Versorgern etc) würde sich deutlich verbessern, pro Kopf gerechnet hätte man mehr Kampfkraft generiert und wäre ein größerer Teil der Truppe Kampftruppe. Dennoch muss man wohl noch mal um die 45.000 Mann mindestens ansetzen. Damit würde das Heer nur für diese Fahrzeug-Armada ca. 90.000 Mann binden (und das ist sehr optimistisch gerechnet).
Aktuell hat das Heer aber ca. 62.000 Soldaten, es würden also um die 30.000 Soldaten fehlen. Das meinte ich mit Personalmangel.
Wie schon geschrieben wäre die Lösung aber höchst einfach: eine vollumfängliche Wehrpflicht, welche zugleich der Bildung starker Reserven dient. Auch hier könnte man unkonventionelle Wege gehen und beispielsweise die Soldaten daheim belassen - so dass keine Kasernierung der Wehrpflichtigen selbst stattfindet - sondern nur das Material selbst kaserniert ist. Entsprechend werden Einheiten immer regional gebildet und bestehen aus den Leuten aus einer spezifischen Gegend usw
Helios:
IKM in den Vordergrund zu stellen ist eine interessante Sichtweise. Das benötigt natürlich völlig andere Streitkräfte und man könnte dann auch ganz andere Wege gehen.
Die von mir hier eingestellte Struktur richtet sich ja schon sehr spezifisch auf etwas anderes und ist daher eine anders gewichtete Spezialisierung. Würdest du dann die Streitkräfte tatsächlich auf IKM spezialisieren, also auch in ihren Mitteln und den zu beschaffenden Systemen?
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Ich sehe die 4 zusätzlichen Infanteristen nicht auf allen Fahrzeugen…
diese werden maximal auf 1/3 der Fahrzeuge benötigt…
der Gedanke mit der Reserve ist gut…
Für diese Rolle des leichten Infanteristen/Jägers ist es natürlich viel einfacher Reservisten auszubilden
bzgl Support und rückwärtiger Unterstützung denke ich dass dies sehr klein gehalten werden kann
ein einfaches/robustes 4x4 Fahrzeug kann auch durch die Industrie viel breiter und einfacher gewartet/unterstützt werden
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Du benötigst bei diesem Konzept in jedem Fall eine Menge Luftraumverteidigung und weitreichende Artillerie. Man könnte das ganze sogar danach aufteilen, dass man für diese anspruchsvolleren Aufgaben weitgehend Berufssoldaten heran zieht und die Kampftruppen-Bataillone auf diesen Fahrzeugen dann die Wehrpflicht-Einheiten sind. Man könnte das ganze sogar noch größer denken. Warum "nur" 10.000 Fahrzeuge? Warum nicht mehr?! Zudem müsste nicht jedes dieser 4x4 entsprechend geschützt sein, man könnte für viele Aufgaben auch auf ungeschützte schlichte Pick-Ups setzen und dann noch wesentlich größere Zahlen erzielen. Und wiederum sinkt dadurch der logistische Aufwand pro Einheit und kann dies noch umso leichter von der zivilen Industrie aus gewartet werden.
Das Konzept würde zweifelsohne funktionieren und aktuelle Armeen weit überfordern, es würde aber auch ein komplettes Umdenken in allem anderen benötigen, in der Ausbildung, in der Kampfweise, in der grundsätzlichen Auffassung was Soldaten sind und was Streitkräfte sind, in den Hierarchien, dass wäre ein durchaus futuristischer Ansatz der schließlich eine komplett andere Art von Streitkraft hervor bringen würde (weil er nur so funktioniert).
Und es setzt fast schon zwingend voraus, dass der Luftraum beherrscht wird, oder zumindest umkämpft ist. Hat der Gegner die Lufthoheit, kann man zwar immer noch damit in eine totale Defensive gehen, aber darüber hinaus wäre nicht mehr viel erreichbar. Zudem würde man in großen urbanen Komplexen auf Schwierigkeiten stoßen. Aber auch das kann man umgehen (wortwörtlich) und den Kampf in diesen einfach verweigern.
Man müsste dann eigentlich ganzheitlich alles neu denken. Naturgemäß gefällt mir daher diese Idee von dir seit jeher.
In ähnlicher Richtung und vom Grundgedanken her ähnlich:
https://smallwarsjournal.com/blog/journa...0-owen.pdf
Zitat:It’s no good training to fight a lone skilled samurai when you lack the skill and understanding to combat five angry women with domestic steak knives.
Und aus dem folgenden Grundgedanken (den ich vollauf teile) resultiert auch ein Gros meiner Kritik an der aktuellen Form von IKM:
Zitat:Since 911 the US, UK and NATO have been extremely lucky to encounter the almost child-like tactical and operational skill possessed by either Iraqi regulars or the Afghan and Iraqi insurgents. It is extremely dangerous to assume that
this level of skill-free performance will persist. It would also be wrong to assume that the levels of skill that triumphed in 1991, for example, would be of the required standard to be successful again. We cannot predict the future, but hopefully this article has demonstrated the extreme negligence of assuming that tomorrow’s most dangerous threat is the poorly defined insurgent of
popular fascination. He is not and never should have been.
Nehmen wir mal rein theoretisch eine Armee mit lauter 4x4 Fahrzeugen (teilweise geschützt in der Art eines JLTV, teilweise einfache Pick-Ups) udn nehmen wir ferner 20.000 solcher Fahrzeuge an. Nehmen wir ferner an, jedes Fahrzeug erhiele eine Fliegerfaust. Dann sprechen wir von 20.000 Fliegerfäusten welche ständig schnell unterwegs sind. Für den Feind ein kaum noch beherrschbares Problem. Dann sprechen wir von 10.000 Maschinenkanonen und Panzer-Abwehrlenkraketen. Wie ObiBiber es so perfekt ausgedrückt hat:
Zitat:Die Feuerkraft wäre schon immens
Die zudem kaum irgendwo greifbar sind, in den Räumen mit geringer Truppendichte an feindlichen Großkampfverbänden einfach vorbei fluten und diese de facto irrelevant machen und die schon mitten in den feindlichen rückwärtigen Diensten und kritischer Infrastruktur des Gegners stehen, bevor dieser überhaupt darauf reagieren kann. Und die extrem disloziert agieren können womit sie keinen Schwerpunkt haben den der Gegner angehen kann - die aber viel leichter und schneller als alle anderen aktuellen Verbände zusammen gezogen werden können, womit dann schlagartig eine immense Feuerkraft gegen feindliche Schwachstellen zusammen gefasst werden kann.
Wenn man die Luftherrschaft erringt wäre ein solches Heer in Osteuropa kaum aufhaltbar.
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Korrekt wiedergegeben..
Luftherrschaft wäre wichtig…aber ggf auch nicht zwingend…
man muss aus der Luft erstmal 20.000 bewegliche Ziele zerstören…
Da fehlt es selbst den USA an ausreichend Masse an effektoren
aber luftherrschaft ist im Rahmen der NATO ja meist kein Problem
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Das eigentliche Hauptproblem ist die Militärkultur. Man würde eine komplett andere militärische Kultur benötigen, im Rahmen der bisherigen tradierten Wege wäre das nicht umsetzbar. Das ist auch der primäre Grund warum ich mich mit derart konventionellen Aufstellungen wie der obigen beschäftigt und warum ich Broensens Vorschläge dazu so gut finde: weil es innerhalb der Bundeswehr schlicht und einfach praktisch real nicht möglich ist derart radikale Umbrüche umzusetzen. Das geht schon so weit dass man seine ach so geliebten Kampfpanzer nicht aufgeben will und immer noch propagiert die Duellfähigkeit der Panzer sei das A und O und die beste Waffe gegen feindliche Kampfpanzer der eigene Kampfpanzer usw
Für so eine Armee (welche ich absolut gutheißen würde), müsste man also eine komplett neue militärische Kultur erschaffen, und innerhalb der Strukturen der bisherigen Bundeswehr wird das am systemischen Widerstand scheitern.
Man müsste also zumindest das Heer de facto auflösen und komplett von Grund auf neu aufstellen. Ein derartiger Umbruch ist allein schon aufgrund seiner futuristischen Perspektive höchst reizvoll. Es gab ja geschichtlich früher durchaus solche militärischen Umbrüche aus denen dann komplett neue und andere Armeen hervor gingen. Das würde aber einen echten Militärreformer benötigen und darüber hinaus müsste dieser auch noch über die tatsächliche Macht verfügen diese Maßnahmen durchzudrücken. Von daher ist das LEIDER in dieser Bundesrepublik so wie sie nun einmal ist völlig undenkbar.
Da sind schon wesentlich konservativere Vorschläge auf viel kleinerer Ebene rigide zurück gewiesen worden.
Grundsätzlich geht dein Konzept auch in Richtung der RMA Thesen.
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Auch unter der Gefahr, hier etwas weit auszugreifen, versuche ich trotzdem mal, die ausgearbeitet Struktur in den ihr mMn zugrunde liegenden Rahmen zu fassen. Man verzeihe mir, falls ich mich dabei wiederhole:
Politik
Ich bin ein Anhänger der ever-closer-union und dabei zuallererst einer tiefgreifenden und ambitionierten GASP, natürlich im Rahmen der NATO. Daher sollten diese perspektivischen Ziele in der Aufstellung der Bundeswehr abgebildet sein und durch die nationale Außen- und Sicherheitspolitik voran getrieben werden. Dazu gehört auch, dass eine Veränderung der Beiträge Deutschlands zum IKM der Bündnisse in ihrer Summe keine Verringerung darstellen darf, sondern einen spürbaren Gewinn an Gesamt-Fähigkeiten und vor allem Verlässlichkeit generieren und unsere Partner entlasten muss.
Dieser Konsens ist elementar, da ohne ihn eine Kombination der Landesverteidigung mit der militärisch hinterlegten Wahrung internationaler Interessen für Deutschland im gegebenen finanziellen und gesellschaftlichen Rahmen mMn schlicht unmöglich bzw. maximal ineffizient sein muss. Damit setze ich - anders als Quintus - zugleich als Konsens voraus, dass in der Gesamtheit ein gewisses Gleichgewicht zwischen BV und IKM angestrebt werden sollte.
Nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, macht es überhaupt Sinn, sich Gedanken über eine so tiefgreifende Reform wie die beschriebene zu machen.
In der Realität sehe ich dabei durchaus Möglichkeiten, diesen gesamtpolitischen Kontext im Rahmen einer Strukturreform der Bundeswehr aus dem Verteidigungsministerium heraus anzugehen, indem man z.B. - als Teil der Regierung - Einfluss auf die den Bündnissen zugesagten Mittel und Fähigkeiten nimmt, um diese mit der Reform in Einklang zu bringen, was natürlich im Vorfeld mit Partner-Streitkräften abgestimmt und letztendlich für alle von Vorteil sein muss. (Nach 16 Jahren Union im BMVg ist ein solcher Bruch des Strukturkonservatismus natürlich auf den erste Blick schwer vorstellbar.) Im Endeffekt muss dieses Ministerium eigentlich nur seine Kernaufgabe als Schnittstelle zwischen Politik und Militär erfüllen, um der Reform die notwendige politische Dimension zu verleihen, was aufgrund der damit verbundenen gesellschaftlich-medialen Dimension allerdings in hohem Maße von der Person im Ministeramt abhängt.
Bündnisverteidigung
Die bisher nur halb vollzogene europäische Einigung setzt hinsichtlich der Vereinheitlichung europäischer Verteidigungsbestrebungen Grenzen dadurch, dass jeder Partner die Wahrung der eigenen Interessen in den Vordergrund stellt, das wird sich vorerst auch nicht überwinden lassen. Mangels Mitteln (bzw. Willen) kann kein EU-Mitglied alle seine Interessen selbst militärisch hinterlegen, also fokussiert man sich auf das Wichtigste. Das ist für Frankreich IKM in Afrika, für Polen ist es die Ostfront und wir liegen bekanntlich dazwischen.
Unter Berücksichtigung aller sich daraus ergebenden real existierenden Kapazitäten der EU-Partner, ergibt sich für uns eine mehr oder weniger ausgeglichene IKM/BV-Aufstellung. Davon ausgehend, dass die vorhandenen Mittel es jedoch nicht zulassen, beides unabhängig voneinander in einem jeweils hinreichend effektiven Umfang zu leisten, muss ein diesbezüglich möglichst hoher Dual-Use-Effekt der aufgebrachten Mittel erzielt werden. Ohne das an dieser Stelle erneut ausdetaillieren zu wollen, komme ich persönlich zu dem Schluss, dass Deutschland seinen Anteil einer BV am effektivsten durch eine konzentrierte LV leisten kann. Da für eine solche über das gesamte erforderliche Fähigkeitsspektrum die Mittel - vor allem personell - fehlen, muss hier der Grundsatz Breite vor Tiefe mMn gewahrt bleiben und darf erst dort enden, wo auch die konzentrierte LV endet. Fehlende Tiefe muss durch das Rahmennationen-Prinzip ausgeglichen werden, da bei kleineren Partnern die Breite verständlicherweise deutlich früher endet. Und das setzt den Rahmen, der sich aus dem viel diskutierten Verfassungsauftrag ergibt. Darunter geht es halt nicht.
Bündnisbeiträge/IKM
Was natürlich nicht heißen darf, dass die andere erkannte Hälfte der Verpflichtungen auf der Strecke bleibt. Doch wenn der Verfassungsauftrag - bzw. die russisch getriebene Rückbesinnung auf ebendiesen - bereits nahezu alle strukturell verfügbaren Mittel erfordert, ergibt sich daraus, dass zumindest die Hälfte der Kapazitäten "Dual-Use" sein müssen, auch wenn dies die LV-Struktur weiter schwächt.
An dieser Stelle verweise ich als Beispiel auf meinen Dissens mit Quintus hinsichtlich der Anzahl A400M und des Tiger Mk.III als wichtige Mittel europäischer Bündnis-IKM sowie auch meine Anerkennung von Helios' Argumentation für AAW-Zerstörer.
Unabhängig von den konkreten technischen Mitteln, ist es jedoch - wie anfangs ausgeführt - von elementarer Wichtigkeit, mit einer Änderung der dem Bündnis für IKM zur Verfügung gestellten Beiträge einen tatsächlichen Aufwuchs gesamteuropäischer Leistungsfähigkeit und Autonomie zu erlangen. Daher sehe ich bspw. für Einsätze in Afrika die Bundeswehr und das BMVg gefordert, sich proaktiv bei Regierung und Bundestag um den Einsatz eigener Fähigkeiten zu bemühen, die in der Summe zwar mehr Aufwand erfordern, jedoch besser auf die - sich aus der LV ergebenden - vorhandenen Kapazitäten abgestimmt sind und für unsere Partner einen echten Mehrwert darstellen. Hierzu ist auch eine breite mediale Kommunikation erforderlich, um die in Deutschland dazu äußerst relevante gesellschaftliche Wahrnehmung einzubeziehen. (Eine Aufgabe, die mMn besonders gut durch einen "linken" Verteidigungsminister erbracht werden könnte)
Trotz allem setzt uns die besonders anti-bellizistische Grundtendenz in Deutschland Grenzen, was den öffentlich wahrgenommenen Waffeneinsatz im IKM-Rahmen angeht. Da nun bereits das Rahmennationskonzept für die BV einen deutschen Schwerpunkt auf Führungs-, Unterstützungs- und Logistikkapazitäten sowie den Einsatz von nur indirekt letal wahrgenommenen Hochwert-Technologien (AAW, EloKa, ECR etc.) erfordert, sollte dies auch im Rahmen der IKM genutzt werden - was ja auch defacto schon passiert, nur halt noch in zu kleinem Maßstab, um von den Partnern nicht als reines "Wegducken" aufgefasst zu werden.
Einsatzbereitschaft
Die Erhöhung der Einsatzbereitschaft ist zentrales Ziel der angedachten Reform und soll durch eine zahlenmäßige Reduzierung der Einheiten und des Personalbedarf, sowie mittelfristige technische Vereinheitlichung unterstützt werden, während selbstverständlich auch viele andere Missstände (Beschaffungswesen, Instandhaltung, Munitionsbestände, Ersatzteilversorgung, Beamtenrecht usw. usf.) beseitigt werden müssen, die jedoch weitestgehend unabhängig von der Gliederung sind, in anderen Themensträngen bereits diskutiert wurden und somit im Rahmen dieser "sexy"-Kästchenschieberei nicht explizit wiederholt werden müssen sondern ihr bereits als angenommener Konsens zugrunde liegen.
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Natürlich schwingt bei alldem ein gewisser Optimismus mit, zugegeben. Aber ohne den wird sich halt auch nichts ändern. Und selbst wenn man bspw. auf eine Änderung im politisch-gesellschaftlichen Bewusstsein hofft, sollten von militärischer Seite dazu auch konkrete Angebote gemacht werden können.
(29.11.2021, 10:42)ObiBiber schrieb: man könnte in den einzelnen Bereichen auch komplett neue/sehr radikale Wege gehen...
Ich stimme der Analyse von Quintus hierzu weitestgehend zu.
Tatsächlich würde ich eine solche Aufstellung auch unter gewissen Umständen für praktikabel halten. Diese umfassen mindestens einen reinen Verteidigungszweck sowie eine entsprechend geeignete Gesellschaft (also definitiv nicht in Deutschland) und eine konsequente Umsetzung:
- radikaler Verzicht auf ein Berufsheer, dafür allumfassende Miliz-Strukturen
- Berufsarmee nahezu ausschließlich zur Beherrschung des Luftraumes sowie Anwendung technischer Spezialfähigkeiten
- Seekampffähigkeit über den küstengebundenen Infanteriekampf hinaus ausschließlich unbemannt bzw. aus der Luft
Bei der Milizausstattung würde ich noch weiter gehen und die spezialisierten Militärfahrzeuge auf den Einsatz der technisch anspruchsvollen Mittel der Berufsarmee sowie schwere Waffen (Mrs, MK, Hbz) der Miliz beschränken und alles weitere durch die Milizstruktur mit zivilen Mitteln abdecken. Denn dieses Konzept kann nur funktionieren, wenn man wirklich enorme Massen mobilisiert bekommt und auch im hohen Maße Verluste kompensieren kann.
Das heißt z.B. auch, dass eine Zahl von 80 H145M für eine solche Struktur inkonsequent ist. Entweder man beschafft nur diesen einen Heli und setzt ihn in wirklich großen Mengen ein, oder man lässt es ganz und greift auf andere Mittel wie Drohnen zurück - und das dann in entsprechender Menge.
Für mich ist das ein ganz-oder-garnicht-Konzept, das vom radikalen Tiefe-vor-Breite-Zuschnitt sowie hoher Verlustbereitschaft- und Kompensationsfähigkeit abhängig ist.
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Es ist gar nicht gesagt dass die Verluste so viel höher wären. Eine solche Streitmacht könnte eine immense Geschwindigkeit erreichen und ein erhebliches Moment erlangen - der Krieg könnte für eine konventionelle Streitmacht vorbei sein bevor diese sich überhaupt richtig positionieren kann. Darüber hinaus unterschätzt du meiner Meinung nach die Feuerkraft welche eine solche Struktur entfalten kann. Im Endeffekt gibt man die Panzerung als Faktor auf, diese könnte aber auch in erheblichem Umfang durch Tarnung ersetzt werden. Dafür hat man eine insgesamt gigantisch größere Feuerkraft und zugleich Reserven ohne Ende. Da die Fahrzeuge zivil wären oder zivil daher kämen (ein Gefechtsradar könnte beispielsweise so eine Art JLTV auf Distanz nicht von einem zivilen Fahrzeug unterscheiden) wäre es gar nicht so leicht sie zu greifen.
Konventionelle Streitkräfte könnten durch die bloße Geschwindigkeit, die Simultanität und den Umstand dass es keine konventionellen Großkampfverbände gibt welche man angehen kann völlig überfordert werden und regelrecht in sich zusammen brechen. In der Explorierung des Schlachterfolges der gleich zu Beginn geführten Entscheidungsschlacht ist dann wiederum eine solche Streitmacht wie ObiBiber sie hier skizziert hat erneut weit überlegen dem was an konventionellen Truppen jetzt aktuell ist.
Das ist halt vor allem auch eine Frage der Innovation, der Kreativität und völlig neuer Wege wie man Streitkräfte einsetzt.
Das setzt aber dennoch natürlich sowohl im Zivilen wie auch im Militärischen, von Gesellschaft wie Armee eine völlig andere grundlegende Kultur voraus. Beispielsweise müssten Hierarchien extrem flach sein, müssten anders konzipiert werden, und müsste man de facto eher wie ein intelligent handelndes Netz vorgehen, wobei es egal ist ob und wo der Gegner dieses zerreißt, da der Rest dessen ungeachtet vollauf funktional bleibt. Vergleichbar vielleicht der grundlegenden Struktur des Internets, dass ja ebenso schwer ausschaltbar ist.
Beschließend wäre eine solche Armee auch für Bürgerkriegsartige Szenarien, Terrorismus usw im eigenen Land deutlich besser geeignet als die jetzt bestehenden Streitkräfte. Sie würde noch darüber hinaus ja gerade eben Mittel frei machen um damit eine stärkere Luftwaffe aufzubauen, da sie trotz der immensen Quantität deutlich günstiger ausfällt.
Lange Rede kurzer Sinn: dass wäre absolut funktional, wenn nicht sogar überlegen, aber es scheitert hat LEIDER an der hierzulande real existierenden Sozialkultur und ist daher LEIDER eine unmögliche Utopie. In der Realität würden wir schon daran scheitern auch nur die Kampfpanzer abzuschaffen.
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