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@26er
Zu Punkt 4. Ich weiß dass die U212 in der Ostsee stationiert sind. Würden diese im Konfliktfall aber nicht auch in der Nordsee gegen ein Eindringen der Nordflotte eingesetzt werden? Warum gehst du von der vollen Flotte für die Ostsee aus?
Die Baltische Flotte ist im Gegensatz zu früher schlecht ausgerüstet (z.B. nur ein U-Boot, kaum moderne Einheiten). Hier stellt sich mir die Frage ob man diese mit den deutschen und schwedischen U-Booten nicht sogar in den Griff bekäme. Das Einfahren weiterer Schiffe in die Ostsee ist vermutlich gut zu unterbinden.
Wie ist hier eure Einschätzung?
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(10.11.2021, 11:58)Leuco schrieb: @26er
Zu Punkt 4. Ich weiß dass die U212 in der Ostsee stationiert sind. Würden diese im Konfliktfall aber nicht auch in der Nordsee gegen ein Eindringen der Nordflotte eingesetzt werden? Warum gehst du von der vollen Flotte für die Ostsee aus?
Die Baltische Flotte ist im Gegensatz zu früher schlecht ausgerüstet (z.B. nur ein U-Boot, kaum moderne Einheiten). Hier stellt sich mir die Frage ob man diese mit den deutschen und schwedischen U-Booten nicht sogar in den Griff bekäme. Das Einfahren weiterer Schiffe in die Ostsee ist vermutlich gut zu unterbinden.
Wie ist hier eure Einschätzung?
@Leuco:
für mich ist dass das Maximale was wir aktuell zu bieten haben. Wo es dann tats. eingesetzt wird, muss man sehen.
Ich denke hier hat sich in der letzten Zeit einiges getan. Zur balt. Flotte gehören auch Karakurt- und Buyan-Korvetten, zudem auch Raptor-Kampfboote. Ich war selbst mal in den späten 1990er Jahren in Baltisk, das hatte etwas von Weltuntergangsstimmung, so marode war es dort im Marinehafen. Schätze mal, dass diese Zeiten schon lange vorbei sind.
Die Schweden gehören in erster Linie zwar zur EU, aber nicht zur Nato. Das gilt auch für Finnland. Zwar verfügen beide Länder über, gemessen an der Bevölkerung, respektable Seekriegsmittel, das relativiert sich aber, wenn man sich die unglaublich langen Küstenlinien anschaut. Selbst wenn sie sich an einem solchen Konflikt beteiligen sollten, wären sie damit beschäftigt ihre eigene Küste zu überwachen und ggf. zu verteidigen.
Ich glaube nicht dass Russland versuchen würde von außerhalb in die Ostsee einzudringen, aber die dortigen Einheiten würden den Westen ziemlich beschäftigen und vor allem das Baltikum bedrohen.
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26er:
Vielen Dank für deine Ausführungen.
Zitat:1. Warum sollte die russische Flotte in Baltisk bleiben, wo sie an ihren Liegeplätzen sogar mit normaler Raketenartillerie beschossen werden kann? Dabei müssten sie sich komplett auf die Luftabwehr verlassen. Das klingt für mich unglaubwürdig. Zudem ist die Gefahr auf See wahrscheinlich kleiner als im Hafen, s. 3/4/5
Auch wenn die russische Flotte „in See sticht“ ändert das nichts an meiner Grundaussage, dass die Marine in der Ostsee in einem solchen Krieg gegen Russland nicht der Hauptbereich der Kampfhandlungen sein wird. Im übrigen habe ich nicht geschrieben, dass die russische Flotte im Hafen bleiben wird, auch sie wird versuchen sich am Luftkampf um die Ostsee zu beteiligen. Auch russische Seeeinheiten werden primär in Bezug auf den Kampf um den Luftraum wirken, sowohl direkt wie auch indirekt. Man darf da nicht zu sehr von Marine vs Marine her denken. Beispielsweise könnten russische Schiffe entsprechende Luftwaffeninfrastruktur im Baltikum bzw. in Polen von See aus beschießen etc
Umgekehrt ist die primäre Gefahr für russische Schiffe ebenso die Luft. Die meisten russischen Verluste an Seeeinheiten werden von der Luft aus verursacht werden (siehe auch 2.)
Zitat:2. Die russische Flotte könnte sogar bei kleineren Vorstößen in die Ostsee die Flottenstützpunkte Wilhelmshaven und De Helder mit Flügkörpern beschießen (Reichweite Kalibr ca. 600km?). Luftschutz aus Baltisk.
Weshalb ich ja ausdrücklich schrieb, dass man unsere Flotte „nach weiter hinten“ zurückziehen muss um zu verhindern dass sie solchen Angriffen zum Opfer fällt. Warum aber nicht nach vorne in die Ostsee vordringen?!
Weil dort der Luftraum selbst im günstigsten Fall noch einige Zeit umkämpft sein wird und die Schiffe einfach zu sehr aus der Luft gefährdet sind. Das gilt umgekehrt auch für die russischen Schiffe. Diese werden nicht von unseren Schiffen, sondern von westlichen Lufteinheiten versenkt werden.
Zitat:3. Die russische Marinebasis in Kronstadt sollte nicht vergessen werden. Vor allem in Hinblick auf eine Konfrontation im Baltikum. Die Hauptfrage hier ist, wie verlegt man Bodentruppen in Baltikum und wie versorgt man diese?
Es wird zumindest anfangs, eventuell sogar noch geraume Zeit nicht möglich sein westliche Truppen per Schiff ins Baltikum zu verlegen. Auch die Versorgung wird über See kaum möglich bzw. zu Risikoreich sein. Die Frage wie man überhaupt um das Baltikum kämpfen soll und kann führt aber meiner Ansicht nach zu weit weg vom Thema des Stranges.
Zitat:4. die Ostseeanrainer der Nato haben den Russen nicht allzu viel Kampfeinheiten entgegenzusetzen. (Dänemark: 5 Fregatten, die aber nicht in der Ostsee operieren werden, Polen: 2 (ältere) Fregatten, diverse Korvetten in Kleinststückzahlen und 1 Uboot, Deutschland: 10 Korvetten und 6- 8 Uboote).
Sehe ich genau so, weshalb ich ja schrieb, dass größere deutsche Überwassereinheiten in die Nordsee zurück gezogen werden müssen und auch nicht mehr von Häfen im norddeutschen Raum aus operieren sollten.
Zitat:Den Schutz gegen FK mit sehr hoher Reichweite sehe ich im Ostseeraum eher von Land aus.
Im Ostseeraum ja, aber mir geht es eher um den Schutz von an Land befindlicher Luftwaffeninfrastruktur, welche meiner Einschätzung nach das primäre Ziel russsischer FK sehr hoher Reichweite sein wird, weil der Angriff auf diese Russland am meisten nützt. Je länger der Luftraum umkämpft bleibt, desto vorteilhafter für Russland. Die Logik gebietet daher die Luftwaffeninfrastruktur der Ostseeanrainer etc zum Primärziel zu machen. Das wird beispielsweise in Schweden und Finnland auch genau so gesehen und kommuniziert. In Deutschland habe ich aber bis dato so gut wie nichts über das von mir befürchtete Pearl Harbour Szenario gegen unsere Luftstreitkräfte gelesen, oder auch nur gehört.
Zitat:5. Luftstreitkräfte: ich schreibe hier bewusst nicht Luftwaffe. Die dt. Luftwaffe verfügt ja nicht mal mehr über Seezielfügkörper.
Weshalb solche dringend beschafft werden müssten. Bis dahin muss man sich halt mit landgestützten Systemen dieser Art behelfen.
Zitat:Die Marineflieger waren dazu bis in die 2000er Jahre in der Lage. Dazu zählt nicht nur der Angriff auf Schiffe, sondern auch auf Einrichtungen an Land, Radarstellungen, zudem Aufklärung, Eloka usw. Die Luftwaffe hält diese Fähigkeiten gar nicht, oder in gesonderten Verbänden parat. Die Marine war hier deutlich vielseitiger.
Der Wiederaufbau einer richtigen leistungsfähigen Marinefliegerei (als Teil der Luftwaffe) wäre gerade für Deutschland sehr viel wesentlicher als noch ein paar Fregatten mehr aufzustellen. Auch wegen der Vielseitigkeit und der Möglichkeit den Luftkrieg zu entscheiden und zu verkürzen und der Möglichkeit ebenso gegen Landziele zu agieren oder tief im Landesinneren.
Deshalb postuliere ich seit jeher (seit vielen Jahren) dass wir anstelle von weiteren ASW Fregatten, Korvetten, Neo-Kolonialkreuzern etc stattdessen in eine richtige Marinefliegerei investieren sollten. Allenfalls dezidierte Luftkampfschiffe (wie die F-127) machen meiner Ansicht für Deutschland Sinn, andere maritime Aufgaben sollten wir intentional unseren Verbündeten überlassen.
Allgemein:
Da hier ja schon Taurus erwähnt wurde: es gibt seit Jahren schon die Version Taurus CL, welche sowohl von Schiffen wie auch von Lkw aus abgefeuert werden kann. Diese Variante wäre besonders interessant, würde sie es aufgrund ihrer Containerisierung ermöglichen recht verdeckt von zivilen Lkw aus eingesetzt zu werden, von normalen Containerschiffen und auf andere solche verdeckte Weise von zivilen Elementen aus. Gerade in einem Krieg gegen Russland wäre dies eine wesentliche Eigenschaft. Die Reichweite wäre zwar nicht so groß wie das was zur Zeit bereits technisch möglich ist, aber aufgrund der Tarnung in Containern und der Stealth Eigenschaften des Marschflugkörpers selbst wären die 500 km völlig ausreichend.
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Eine F124/127 bei und im Schutz von insbesondere Gotland oder Bornholm kann ich mir schon vorstellen, gedeckt durch in Schweden basierte Luftwaffen. MWn hat sich die NATO diese Möglichkeit bereits geschaffen.
Die Marinen werden beim Kampf um die/Schutz der strategische wichtigen Inseln sowie vor und nach einem intensiven (aber kurzen) Konflikt ihre Rolle spielen. Dafür braucht es die kleineren Einheiten von Korvetten abwärts, Minenleger und -jäger plus kleine U-Boote.
Ich sehe nicht, dass Russland "so mal eben" einen Angriff auf die Niederlande (Den Helder) oder Deutschland (Rostock, Kiel, WHV) ausführt. Es reicht schon, dass man neben den 3 baltischen Ländern schwedische und finnische Inseln sowie Polen im Fadenkreuz hat.
Taurus unter EF: Wird nicht benötigt solange der Tornado fliegt. Eine sinnvolle Ergänzung zum Taurus müsste schneller - also kein Marschflugkörper - und landbasiert sein.
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@Quintus:
Wir entfernen und zwar teils etwas vom Titel des Strangs, letztlich ergibt sich aber doch eine interessante Diskussion.
Ist bekannt ob Taurus prinzipiell auch gegen Seeziele einsetzbar ist oder bezieht sich dies auf den Landbeschuss?
Für die Ostsee klingt das Szenario dass hier vor allem aus der Luft gewirkt werden muß bzw. dies entscheidend ist logisch. Was ich mich in dem konkreten Beispiel jedoch Frage warum es eine F124 oder 127 sein muss die hier unterstützt und ein teures Hochwertziel darstellt. Kann die Unterstützung nicht günstiger von Land aus kommen? Wir sprechen ja über ein relativ überschaubares Gebiet und eine konkrete Bedrohung. Hier sehe ich die gegebene Flexibilität einer AAW Fregatten als nicht zwingend erforderlich. Welche Argumente sprechen für den Einsatz einer solchen Fregatten in der Ostsee?
Was die ASW Ambitionen anbelangt bin ich der Meinung dass dies eine, wenn nicht die zentrale Aufgabe unserer Marine sein muss. Als Nordseeanrainer gilt es zu verhindern, dass U-Boote in die Nordsee eindringen bzw. die nördlichen Alliierten zu unterstützen. Wenn man sich ansieht in was die russische Marine investiert sind dies vor allem U-Boote. Größere Schiffe als Fregatten wurden seit 1990 nicht mehr gebaut. U-Boote und der damit mögliche Landbeschuss würde ich als größte Gefahr der russischen Marine einordnen (auch wenn wir die nukleare Komponente außen vor lassen)
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Luftverteidigungsfregatte in der Ostsee: Man muss davon ausgehen, dass feste landbasierte Radare z.B. auf den Inseln im intensiven Konflikt schnell ausgeschaltet werden. AWACS könnte zu zu grossem Abstand gezwungen sein, und sobald/solange das Baltikum über See versorgt werden soll und kann ist eine enge Begleitung nötig.
Taurus: Aus dem Kopf heraus nur gegen stationäre Ziele, also keine Seeziele.
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@Quintus Fabius:
(10.11.2021, 14:22)Quintus Fabius schrieb: Im Ostseeraum ja, aber mir geht es eher um den Schutz von an Land befindlicher Luftwaffeninfrastruktur, welche meiner Einschätzung nach das primäre Ziel russsischer FK sehr hoher Reichweite sein wird, weil der Angriff auf diese Russland am meisten nützt. Je länger der Luftraum umkämpft bleibt, desto vorteilhafter für Russland. Die Logik gebietet daher die Luftwaffeninfrastruktur der Ostseeanrainer etc zum Primärziel zu machen. Das wird beispielsweise in Schweden und Finnland auch genau so gesehen und kommuniziert. In Deutschland habe ich aber bis dato so gut wie nichts über das von mir befürchtete Pearl Harbour Szenario gegen unsere Luftstreitkräfte gelesen, oder auch nur gehört. Ich denke, hier hilft nur ein massiver Ausbau der Luftverteidigung. Die weitreichenden Systeme müßten zudem auch für den Nahbereich gegen Drohnen usw. geschützt werden.
(10.11.2021, 14:22)Quintus Fabius schrieb: Der Wiederaufbau einer richtigen leistungsfähigen Marinefliegerei (als Teil der Luftwaffe) wäre gerade für Deutschland sehr viel wesentlicher als noch ein paar Fregatten mehr aufzustellen. Auch wegen der Vielseitigkeit und der Möglichkeit den Luftkrieg zu entscheiden und zu verkürzen und der Möglichkeit ebenso gegen Landziele zu agieren oder tief im Landesinneren. Dass eine Marinefliegerei notwendig ist, da stimme ich dir voll zu. Diese muss aber Teil der Marine sein. Die Luftwaffe hat das Thema Seekrieg nicht verstanden, oder interessiert sich zumindest nicht für dieses Thema, übrigens auch historisch betrachtet. Hätte sie das Thema verstanden, wären zumindest Seezielflugkörper in Beschaffung.
(10.11.2021, 14:22)Quintus Fabius schrieb: Deshalb postuliere ich seit jeher (seit vielen Jahren) dass wir anstelle von weiteren ASW Fregatten, Korvetten, Neo-Kolonialkreuzern etc stattdessen in eine richtige Marinefliegerei investieren sollten. Allenfalls dezidierte Luftkampfschiffe (wie die F-127) machen meiner Ansicht für Deutschland Sinn, andere maritime Aufgaben sollten wir intentional unseren Verbündeten überlassen. Diese Ansicht teile ich nicht. Eine Marine muss alle Facetten des Seekrieges beherrschen. Soweit sind wir allerdings noch lange nicht. Dazu gehört m.E. eine (Klein)Bootmarine für die Ostsee, bis ca. Korvettengröße und eine Blauwassermarine für alles andere.
(10.11.2021, 14:22)Quintus Fabius schrieb: Allgemein:
Da hier ja schon Taurus erwähnt wurde: es gibt seit Jahren schon die Version Taurus CL, welche sowohl von Schiffen wie auch von Lkw aus abgefeuert werden kann. Diese Variante wäre besonders interessant, würde sie es aufgrund ihrer Containerisierung ermöglichen recht verdeckt von zivilen Lkw aus eingesetzt zu werden, von normalen Containerschiffen und auf andere solche verdeckte Weise von zivilen Elementen aus. Gerade in einem Krieg gegen Russland wäre dies eine wesentliche Eigenschaft. Die Reichweite wäre zwar nicht so groß wie das was zur Zeit bereits technisch möglich ist, aber aufgrund der Tarnung in Containern und der Stealth Eigenschaften des Marschflugkörpers selbst wären die 500 km völlig ausreichend. Der Taurus eignet sich zum Angriff gegen stationäre Ziele, aber nicht gegen Schiffe.
@Ottone:
(10.11.2021, 14:57)Ottone schrieb: Luftverteidigungsfregatte in der Ostsee: Man muss davon ausgehen, dass feste landbasierte Radare z.B. auf den Inseln im intensiven Konflikt schnell ausgeschaltet werden.
Wäre es möglich, landbasierte Luftabwehreinheiten schneller zu verlegen und diese immer von wechselnden Orten einzusetzen?
Dass es bei Versorgungskonvoi nicht ohne Begleitung geht, verstehe ich. Aber sollte man ansonsten ein Luftverteidigungsschiff derart exponieren? War das die Hamburg bei Nothern Coasts dieses Jahr?
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Bei all diesen Überlegungen stellt sich die Frage nach Sinn und Ziel der Ostsee-Kriegsführung auf beiden Seiten. Aus der geografischen Situation, insbesondere dem Verhältnis der zu schützenden Küstenabschnitte, ergibt sich für mich folgendes Bild:
Für Russland gibt es hier eigentlich nicht viel zu gewinnen, außer Kräfte des Gegners zu binden und vom Eingreifen in den Konflikt an Land abzuhalten. Daher halte ich einen tatsächlichen auf dem Wasser ausgetragenen Konflikt für äußerst unwahrscheinlich. Ich würde hier von einem ständig hoch gehaltenen Bedrohungsszenario ausgehen, dass durch ein paar wenige, aber gut geschützte Einheiten und gelegentliche kleinere Vorstöße dafür sorgen kann, dass EU/NATO enorme Anstrengungen aufbringen müssen, um den gesamten Ostseeraum permanent zu schützen, ohne dadurch einen Vorteil für den eigentlich Konflikt generieren zu können. Erst wenn dieser Zustand überwunden werden kann, kommt die von Ottone richtigerweise beschriebene Seekriegsführung kleiner Einheiten zum Tragen.
Dementsprechend muss das Ziel sein, diesen Bedrohungszustand so schnell es irgendwie geht zu überwinden, um die knapp bemessenen westlichen Kräfte nicht für eine theoretische Küstenverteidigung verschwenden zu müssen. In der Konsequenz bedeutet das für mich, wir brauchen Waffensysteme, die Schiffe in Kronstadt und Kaliningrad festnageln, wenn nicht sogar zerstören können. Dazu kommt die ohnehin unerlässliche Fähigkeit, die russische Luftverteidigung im Baltikum zu neutralisieren.
Also bleibt allein die Frage übrig, welche Systeme genau das am besten liefern können. Und um auf die Ausgangsfrage des Themas zurückzukommen, möchte ich die These in den Raum werfen, dass es vielleicht sinnvoller sein könnte, viele kleinere und weniger weitreichende Systeme näher heran zu bringen, z.B. unter Wasser oder unter Deckung der Küste, als einzelne weitreichende Waffen der starken Luftraumverteidigung auszusetzen.
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Um die Baltische Flotte festzunageln bzw. zu versenken, wäre in diesem Kontext das U-Boot wohl die richtige Wahl. Hier könnte losgelöst vom Zustand der Küstenverteidigung in Kaliningrad agiert werden. Zusammen mit dem schwedischen Booten sollte dies auch gut möglich sein.
Würde aber bedeuten dass die Fregatten und die K130 zurückgehalten werden müssten (wie Eingangs schon Mal ins Spiel gebracht) und am Kampfgeschehen im der Ostsee nicht teilnehmen, bis die Küstenverteidigung von Land oder Luft aus ausgeschaltet ist.
Die Herausforderung könnte in dem Problem liegen dass Russland vermutlich eine Schneiße zwischen Königsberg und Weißrussland schlagen würde. Dies bringt wieder die Eingangs erwähnte Notwendigkeit von weitreichender Raketenatrtillerie mit sich, da sonst von Land her gar nicht gewirkt werden könnte.
Wie potent die russische Luftverteidigung wirklich ist, ist schwer zu sagen. Es besteht aber schon die Möglichkeit, dass die Lufthoheit wegen der bodengebundenen russischen Luftverteidigung nicht so einfach zustande kommt. (Deshalb auch mein Eingangsgedanke mit den weitreichenden seegestützten Systemen)
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Dumme, intelligente und sogar sich selbst verlegende Minen können Schiffsbewegungen massiv in der Ostsee einschränken. Man darf dazu nicht vergessen, dass die Ostsee von der Handelsschiffahrt ausgesprochen stark befahren ist, und Beeinträchtigungen dieses Verkehrs schnell spürbare wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Aufrechterhaltung, Kontrolle oder Unterbinden dieses Verkehrs oder Teilen davon gehören somit unbedingt zur Betrachtung der Szenarien. Aus der Luft kann man das nicht regeln.
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Ich gehe hier im Grunde auch eher in Richtung der Minen. Auch historisch gesehen waren sie die effektivsten und gefährlichsten Waffen im Seekrieg in der Ostsee, noch vor den Luftstreitkräften (bezogen auf den Zweiten Weltkrieg; im Ersten Weltkrieg kann man alles, was über die Aufklärung hinausging, weitgehend vernachlässigen) und auch deutlich vor Überwasserschiffen und U-Booten. Hinzu kommt, dass U-Boote in der Ostsee nicht unbedingt in ihrem idealen Umfeld agieren würden. Die Randgebiete sind versandet und seicht; die Durchschnittstiefe der Ostsee liegt gerade einmal bei 50-60 Metern, das ist definitiv kein wirklicher Rückzugs- bzw. "Schutzraum" für U-Boote.
Hinzu kommt, dass man auch die Wetterbedingungen beobachten muss. Die Ostsee ist für raues Wetter, Grundseen und Eis berüchtigt, im Winter waren große Basen wie bspw. Kronstadt oder Talinn temporär handlungsunfähig wegen zugefrorener Häfen. Sicherlich, in Zeiten von Satelliten und Hyperschallwaffen kann man dies mit einem Schulterzucken kommentieren, aber die kleineren Einheiten (Minensucher, Korvetten, Raketenschnellboote etc.), die entscheidend sein werden, müssen im Winter härtesten Dienst wahrnehmen, das war in der Vergangenheit so und wird auch so bleiben.
Insofern: Minen in Kombination mit kleineren, schnellen (und ggf. - da man sicher mit einigen Verlusten rechnen muss - notfalls billigeren) Schiffen, werden, nach der Zerschlagung küstennaher Raketenbatterien, das Hauptbild des Szenarios sein.
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(11.11.2021, 03:24)Ottone schrieb: Man darf dazu nicht vergessen, dass die Ostsee von der Handelsschiffahrt ausgesprochen stark befahren ist, und Beeinträchtigungen dieses Verkehrs schnell spürbare wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Aufrechterhaltung, Kontrolle oder Unterbinden dieses Verkehrs oder Teilen davon gehören somit unbedingt zur Betrachtung der Szenarien.
Das ist aber doch ein Aspekt, der nur vor einem offenen Schlagabtsuch oder im Rahmen einer länger andauernden Auseinandersetzung relevant wird. In einem zu erwartenden kurzen, intensiven Konflikt von vielleicht ein paar Wochen, bliebe die zivile Schifffahrt wohl eh aus der Ostsee fern. In dem Kontext dürfte das nicht unsere größte Sorge sein.
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Gibt es in D noch ausreichend Minen? Was ist aus den großen Beständen des Kalten Krieges geworden?
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@Broensen: Die baltischen Staaten vom Seehandel abzuschneiden hat für diese massive Auswirkungen, beträfe aber ebenso die anderen Anrainer der östlichen Ostsee: Vordringlich Finland, Polen, Schweden, durchaus auch Russland. Man würde daher das Kind mit dem Bade ausschütten und das Geschäft des Gegners betreiben, versuchte man nicht dem entgegenzuwirken. Für EU und NATO geht es gleich nach der Integrität der baltischen Staaten darum, die Seeverbindungen offenzuhalten. Dazu gehört, dass Minenjäger und -leger in Küstennähe unter Schutz von Angriffen aus der Luft agieren, zivile Handelsschiffe kontrolliert und wichtige Transporte begleitet werden können (in Mann- oder vielmehr Raumdeckung).
@26er: Keine Ahnung was die Minen in den Depots anbetrifft, nachproduzieren kann man immer. Genau wie bei U-Booten sind die Auswirkungen von nur einer vermuteten Mine beträchtlich.
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Damit hast du sicherlich Recht, sofern man über ein Szenario wie das der Krimbesetzung spricht. Aber im Baltikum reden wir doch aufgrund der EU-Mitgliedschaft zwingend von einem offenen Krieg, in dem die baltischen Staaten höchstwahrscheinlich innerhalb von maximal ein paar Tagen russisch besetzt oder bestenfalls ein großes Schlachtfeld wären. Da ist dann der Seehandel kein Thema mehr.
Ich will deine Argumente gar nicht widerlegen, kann mir aber kein realistisches Szenario vorstellen, in dem es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der EU und Russland in der Ostsee kommt, während dort weiterhin Handel auf dem Seeweg stattfinden kann. Daher hielte ich es für falsch, ein solches bei der Auslegung unserer Kräfte in der Region zugrunde zu legen.
Hinsichtlich der erforderlichen Kapazitäten bin ich allerdings bei dir: Minen und küstennah agierende Einheiten bleiben - zusammen mit dem Luftraum - in der Ostsee entscheidend.
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