(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Die meisten deiner Grundannahmen zur Thematik Tornado und Ersatz teile ich nicht, sie sind für mich technisch nicht nachvollziehbar und meiner Ansicht nach willkürlich und spekulativ zur Unterstützung der Thesen optimiert. Warum, das habe ich hier und in den jeweiligen Themen bereits ausgeführt, ich will das hier nicht vertiefen, weil das meines Erachtens eher in die Fachthemen passt.

Was den Grundgedanken hinsichtlich der Ausrichtung auf die Luftwaffe angeht, so sehe ich das etwas differenzierter. Ich stimme dir vollkommen zu, dass gerade "besondere" Fähigkeiten, also jene, die nicht die Basis vieler europäischer Streitkräfte bilden und daher in Europa dementsprechend auch nicht in der Breite zur Verfügung stehen von den großen Nationen, allen voran Deutschland, dem Bündnis zur Verfügung gestellt werden müssen. Im gleichen Maße wie Frankreich oder Italien als Leitnation für den maritimen Bereich aufgebaut werden kann, könnte Deutschland so eine besondere Rolle im Bereich der Luftstreitkräfte einnehmen. Wobei ich diese Form der Spezialisierung nicht nur auf die Luftwaffe beschränken würde.
Allerdings würde sich daraus ein praktisches Problem ergeben, denn während diese "besonderen" Fähigkeiten eine herausragende Rolle im Bereich LV/BV spielen würden, so könnten sie in der tatsächlichen Einsatzrealität, bezogen auf jene der letzten zwanzig Jahre, leicht als mangelnder Willen verstanden werden, sich "die Hände schmutzig zu machen". Es wären die kleinen Nationen, die die "Drecksarbeit" am Boden verrichten müssten, während die großen Nationen und allen voran Deutschland den vermeintlich klinischen Krieg aus der Luft oder sogar aus der Distanz (Drohnen) führt.

Ich denke, diese gesamte Konzept wird erst dann zu einer tragfähigen Einheit, wenn es tatsächlich eine EU-Armee gibt, in der weniger die Nationalität der einzelnen Soldaten im Vordergrund steht.

Edit:
Ich bitte darum, die Diskussion um konkrete Fähigkeiten einzelner Systeme in diesem Thema nicht zu weit zu treiben. Es gibt dafür im Technikbereich passende Stränge, in denen etwa alle Fragen rund um den Tornado geklärt werden können. Danke!
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Zitat:Allerdings würde sich daraus ein praktisches Problem ergeben, denn während diese "besonderen" Fähigkeiten eine herausragende Rolle im Bereich LV/BV spielen würden, so könnten sie in der tatsächlichen Einsatzrealität, bezogen auf jene der letzten zwanzig Jahre, leicht als mangelnder Willen verstanden werden, sich "die Hände schmutzig zu machen". Es wären die kleinen Nationen, die die "Drecksarbeit" am Boden verrichten müssten, während die großen Nationen und allen voran Deutschland den vermeintlich klinischen Krieg aus der Luft oder sogar aus der Distanz (Drohnen) führt.

Das Bild dass andere die Drecksarbeit machen während wir uns gemütlich zurück lehnen und nur so tun als ob geben wir bereits hier und heute ab. Und dies ohne an anderer Stelle wenigstens substanzielle militärische Leistung zur Verfügung zu stellen. Das schlechteste also von beidem.

Unterhalte dich mal mit mongolischen Soldaten was diese von der Bundeswehr halten, deren Lager sie in Afghanistan außen herum sichern "durften", oder mit US Soldaten was diese von der Gayforce halten (der Begriff ist ein wörtliches Zitat). Oder frag Franzosen was sie von der Bundeswehr in Mali halten.

Unser Ansehen ist hier und heute sehr schlecht, gerade in diesem Punkt: dass wir nämlich allgemein den Eindruck geweckt haben, dass wir nur so tun als ob wir unsere Bündnisverpflichtungen ernst nehmen würden, und dass wir in den Auslandseinsätzen ebenso überwiegend nur so tun als ob - und gerade eben, dass andere für uns die Drecksarbeit machen.

Würden wir den anderen wenigstens eine massive Luftunterstützung geben können, mit einer nachhaltig hohen Einsatzdichte, so wären deren Bodentruppen deutlich weniger unglücklich über uns. Es gibt keine größere Dankbarkeit als die von Bodentruppen wenn zeitnah massiv Luftnahunterstützung zur Verfügung steht, MedEvac funktioniert (Schwere Transporthubschrauber; eigentlich doch genau dein Thema) und wenn man sich wesentlich sicherer fühlt weil man weiß dass leistungsfähige Verbündete in der Luft über einem sind.

Unser Ansehen würde durch eine leistungsfähige und kampfstarke Luftwaffe also in Wahrheit deutlich steigen, ebenso würde es ein Beweis unserer Zuverlässigkeit gerade in Fragen der BV sein. Und es wäre noch darüber hinaus leichter der Bevölkerung dieser Bundesrepublik zu verkaufen, weil der Luftkrieg in der heutigen modernen Form zu abstrakt ist und daher eher ein ernsthafter Beitrag aus der Luft geleistet werden kann als ein ernsthafter Beitrag am Boden.

Meiner Ansicht nach wäre es vorteilhaft die gesamte DSK und insbesondere das KSK sowie die (wiederaufgestellten) Fernspäher aus dem Heer heraus zu lösen und der Luftwaffe zu unterstellen. Das wäre nicht nur organischer, würde die leichte Infanterie und die Sondereinheiten von der Gängelung durch das Heer und dessen Konservatismus befreien, es würde auch insgesamt der Luftwaffe mehr Masse verleihen und damit ein höheres Gewicht in der Frage der Mittelzuteilung. Aber auch in Bezug auf die Weiterentwicklung solcher Einheiten ist es vorteilhaft, wenn diese einer Teilstreitkraft unterstehen, die sozusagen fachfremd ist, dass ermöglicht neue Perspektiven, Außenansichten und hilft sehr viel dem ganzen Inzuchtwesen und der Strukturextrapolierung entgegen zu wirken. Es hätte sogar eine gewisse Tradition, waren doch die Fallschirmjäger in ihren Anfängen gerade eben Einheiten der Luftwaffe und es hatte auch damals gute Gründe warum dem so war.

Aus diesem Grund halte ich auch die Zuteilung der schweren Transporthubschrauber zur Luftwaffe keineswegs für einen Fehler, sondern gerade eben für sinnvoll im Sinne dieser Zielsetzung.
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(24.06.2021, 22:12)Quintus Fabius schrieb: Meiner Ansicht nach wäre es vorteilhaft die gesamte DSK und insbesondere das KSK sowie die (wiederaufgestellten) Fernspäher aus dem Heer heraus zu lösen und der Luftwaffe zu unterstellen. Das wäre nicht nur organischer, würde die leichte Infanterie und die Sondereinheiten von der Gängelung durch das Heer und dessen Konservatismus befreien, es würde auch insgesamt der Luftwaffe mehr Masse verleihen und damit ein höheres Gewicht in der Frage der Mittelzuteilung. Aber auch in Bezug auf die Weiterentwicklung solcher Einheiten ist es vorteilhaft, wenn diese einer Teilstreitkraft unterstehen, die sozusagen fachfremd ist, dass ermöglicht neue Perspektiven, Außenansichten und hilft sehr viel dem ganzen Inzuchtwesen und der Strukturextrapolierung entgegen zu wirken.
Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass man Missstände nicht beseitigt, sondern gezielt ausnutzt, um damit andere Missstände abzumildern... Confused
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(24.06.2021, 22:12)Quintus Fabius schrieb: Das Bild dass andere die Drecksarbeit machen während wir uns gemütlich zurück lehnen und nur so tun als ob geben wir bereits hier und heute ab. Und dies ohne an anderer Stelle wenigstens substanzielle militärische Leistung zur Verfügung zu stellen. Das schlechteste also von beidem.

Das steht außer Frage und wird ja inzwischen auch sehr laut und vielfach kritisiert. Die anderen Nationen werden nicht so dumm sein, sich hier mit einer Alibi-Lösung zufrieden zu geben, und aus deren Sicht wäre das eine Alibi-Lösung. Ich halte es hier daher für zwingend geboten, auch Seitens der Bundeswehr Einheiten vorzuhalten, die sich dann auch tatsächlich an den Einsätzen im sinnvollen Umfang beteiligen. Das muss dem grundsätzlichen Gedanken zur Ausrichtung, den ich durchaus Teile, nicht im Wege stehen. Mal ganz plakativ und nicht ganz ernst gemeint: beim nächsten Hochwasser brauchen wir auch wieder in Deutschland selbst "Bodeneinheiten", nur schöne Bilder aus der Luft werden da nicht helfen. Wink
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Für das nächste Hochwasser hätte das Heer bereits hier und heute genug Bodeneinheiten. Es gibt beispielsweise fast schon ein Übermaß von Pionierkräften wenn man das mit früher vergleicht - statt 1 Kompanie pro Brigade (was sinnvoll wäre) sind wir schon bei 1 Bataillon pro Brigade usw

Um aber den Schwerpunkt Luft mal in diesem Kontext zu betrachten und zugleich im Kontext von Auslandseinsätzen: Nehmen wir mal die von dir so geschätzten schweren Transporthubschrauber: Eine solche Fähigkeit wäre sowohl in den Auslandseinsätzen extrem hoch geschätzt (Frankreich moniert beispielsweise in Mali ständig einen Mangel an Helis, in Afghanistan war es das gleiche), als auch bei einem Katastropheneinsatz in Deutschland von immenser Bedeutung.

Das wäre also nicht nur ein hervorragendes Argument Pro-Luft Einheiten - sondern zugleich auch für "deine" schweren Transporthubschrauber.

Und um mich da nochmal zu widerholen: Hochqualitiative und zugleich von der Quantität her weitreichende Luftnahunterstützung ist das was Bodentruppen aller Länder am meisten schätzen, am meisten wollen und was sich viele Staaten so nicht leisten können.

Wenn wir in Auslandseinsätzen eine ernsthafte Luftnahunterstützung gewährleisten könnten, mit einer nachhaltig sehr hohen Einsatzdichte, dann trainiert dass nicht nur zugleich unsere Luftstreitkräfte in genau dem Feld was in den nächsten Dekaden militärisch entscheidend sein wird, sondern es wird uns auch allgemein beliebt machen und es wäre hierzulande politisch eher durchsetzbar.

Spezifisch in Bezug auf Drohnen möchte ich hier noch anmerken, dass das Beste Mittel gegen (größere) Drohnen schlicht und einfach eine andere Lufteinheit ist, welche diese abschießt. Konventionelle Drohnen haben hier und heute einfach keinerlei Chance gegen ein Kampfflugzeug, dass müsste dafür noch nicht mal besonders elaboriert sein. Wenn beispielsweise aktuelle Schriften der Führungsakademie und des angegliederten GIDS behaupten, die Bundeswehr würde gegen Azerbeidschan verlieren lässt dass außer Acht, dass die entsprechenden türkischen Drohnen schlicht und einfach von uns durch Kampfflugzeuge abgeschossen werden könnten.

Ein Schwerpunkt in der Luft ist zugleich auch ein Schwerpunkt gerade eben gegen Drohnen. Was relevant sein wird.
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(24.06.2021, 10:25)Quintus Fabius schrieb: Die Luftwaffe so schnell wie möglich kriegsfähig und leistungstärker als die aller anderen NATO Staaten unterhalb der USA zu machen und zur stärksten in Europa wäre ein sehr starkes Signal dass die Bundesrepublik ihre Verpflichtungen nun endlich ernst nimmt und im Rahmen unserer Bündnisse genau die Fähigkeiten beisteuert welche allein wir in der EU tatsächlich finanzieren könnten.

Von älteren regionalen SPD- und sogar CDU-Politikern habe ich schon oft die Argumentation gehört dass wir gerade nicht anstreben sollten militärisch irgendwo Spitze zu sein, weil das unsere ehemaligen Kriegsgegner verunsichern könnte. Jegliche Argumentationslinie dagegen führt zu nichts, weil die Herren völlig emotional an das Thema herangehen und nicht verstehen wollen dass die Sachlage eine völlig andere heutzutage ist. Ich persönlich halte diese Einstellung für borniert und denke dass da nicht mehr viel zu machen ist weil sie in einer anderen Zeit aufgewachsen sind. Letztens habe ich darüber aber mal länger nachgedacht und mit einem guten Freund darüber sinniert. Der meint dass er sich vorstellen könnte dass die ehemaligen Gegner, die jetzt NATO-Verbündete sind, in der Altersgruppe eine ähnliche Meinung vertreten könnten, also dass man ein Deutschland mit einer starken Bundeswehr durchaus wieder als Gefahr einstufen würde und sich dadurch diplomatische Beziehungen verschlechtern könnten. Was denkt ihr darüber?
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(25.06.2021, 13:36)lime schrieb: Von älteren regionalen SPD- und sogar CDU-Politikern habe ich schon oft die Argumentation gehört dass wir gerade nicht anstreben sollten militärisch irgendwo Spitze zu sein, weil das unsere ehemaligen Kriegsgegner verunsichern könnte. Jegliche Argumentationslinie dagegen führt zu nichts, weil die Herren völlig emotional an das Thema herangehen und nicht verstehen wollen dass die Sachlage eine völlig andere heutzutage ist. Ich persönlich halte diese Einstellung für borniert und denke dass da nicht mehr viel zu machen ist weil sie in einer anderen Zeit aufgewachsen sind. Letztens habe ich darüber aber mal länger nachgedacht und mit einem guten Freund darüber sinniert. Der meint dass er sich vorstellen könnte dass die ehemaligen Gegner, die jetzt NATO-Verbündete sind, in der Altersgruppe eine ähnliche Meinung vertreten könnten, also dass man ein Deutschland mit einer starken Bundeswehr durchaus wieder als Gefahr einstufen würde und sich dadurch diplomatische Beziehungen verschlechtern könnten. Was denkt ihr darüber?

Ja, die von dir genannte Meinung unserer Politiker ist leider immer noch sehr präsent. Tatsächlich glaube ich aber sehr wohl, dass sich unsere Verbündeten eine leistungsfähige und einsatzwillige BW wünschen. Alleine schon, um sich selbst in den Einsätzen zu entlasten.

Für mich ist das letztendlich auch nur eine Ausrede hinter der man sich verstecken möchte, um innenpolitisch keinen Schaden, wie z.B. durch Kampfeinsätze, zu nehmen. Da bringt auch die beste Technik nichts, wenn man nicht gewillt ist, diese einzusetzen..... Das sorgt doch bei den Verbündeten für die meiste Missstimmung.

Das hier passt ganz gut in die Diskussion, vor allem weil es, wie ich finde, neue Töne zu hören sind:

Erste Grundsatzrede des neuen Marineinspekteurs:

"Deshalb ging Schönbach dezidiert auf das Mindset der Marinesoldatinnen und -soldaten ein. „Nicht Schiffe, sondern Menschen kämpfen“, erinnerte er und forderte auf: „Was wir deshalb sofort anpacken können, ist eine Refokussierung auf die Fähigkeit und den Willen zum Kampf. Dieser Fähigkeit muss sich alles andere unterordnen. Wenn wir das hochintensive Gefecht beherrschen, sind alle anderen Aufträge automatisch abwärtskompatibel.“
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Wie bedauerlich, dass derart treffliche Worte als Mindset von Soldatinnen und Soldaten bezeichnet werden. In Wahrheit gibt es nur Soldaten - und spielt das Geschlecht genau so wenig eine Rolle wie alles andere menschliche. Entweder dient es dem Zweck oder nicht.

Aber immerhin: die Wortwahl an sich ist ja schon ein Hoffnungschimmer. Sollte ich doch insgesamt zu pessimistisch sein? Meine Hochachtung also vor dem neuen Inspekteur der Marine !

Das ganze niemand will dass Deutschland militärisch stark ist wird meiner Kenntnis nach so nur innerhalb dieser Bundesrepublik vertreten. Im Ausland habe ich bis dato nur unisono gehört, dass die Schwäche der Deutschen ein Problem ist und alle beunruhigt sind gerade eben weil wir nicht mehr militärisch stark sind.
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(25.06.2021, 13:36)lime schrieb: Von älteren regionalen SPD- und sogar CDU-Politikern habe ich schon oft die Argumentation gehört dass wir gerade nicht anstreben sollten militärisch irgendwo Spitze zu sein, weil das unsere ehemaligen Kriegsgegner verunsichern könnte. Jegliche Argumentationslinie dagegen führt zu nichts, weil die Herren völlig emotional an das Thema herangehen und nicht verstehen wollen dass die Sachlage eine völlig andere heutzutage ist. Ich persönlich halte diese Einstellung für borniert und denke dass da nicht mehr viel zu machen ist weil sie in einer anderen Zeit aufgewachsen sind. Letztens habe ich darüber aber mal länger nachgedacht und mit einem guten Freund darüber sinniert. Der meint dass er sich vorstellen könnte dass die ehemaligen Gegner, die jetzt NATO-Verbündete sind, in der Altersgruppe eine ähnliche Meinung vertreten könnten, also dass man ein Deutschland mit einer starken Bundeswehr durchaus wieder als Gefahr einstufen würde und sich dadurch diplomatische Beziehungen verschlechtern könnten. Was denkt ihr darüber?
Ja sicherlich, wenn wir wieder eine Mobilnachungsstärke von 1 Mio. Mann haben und der GI Freitags bekannt gibt wer Montags zur efp nach Litauen verlegt :-)
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(25.06.2021, 12:40)Quintus Fabius schrieb: Es gibt beispielsweise fast schon ein Übermaß von Pionierkräften wenn man das mit früher vergleicht - statt 1 Kompanie pro Brigade (was sinnvoll wäre) sind wir schon bei 1 Bataillon pro Brigade usw
Bitte? Der Witz war gut.

Der Gesamtansatz in der Heeresstruktur IV lag für ein Korps mit drei Divisionen und 9 Brigaden und dazu ein Drittel des Territorialheers - also grob den Umfang, den Heer und SKB heute haben - bei:
- 68 Pionier- und Panzerpionierkompanien
- 23 Pioniermaschinen-, Schwimmbrücken- und Amphibische Pionierkompanien
(davon etwa die Hälfte beim Feldheer, bevor dazu was aufkommt)

Im Vergleich zu diesen 91 Kompanien kommt das Heer heute auf:
- 18 Panzerpionier- und Luftlandepionierkompanien
- 6 Pioniermaschinen-, Schwimmbrücken- und Amphibische Pionierkompanien
- 12 Kompanieäquivalente verteilt auf die RSU-Kompanien, großzügig gerechnet

Insgesamt erfolgte demnach eine Kürzung um 60%; im Feldheeresanteil um 53%, im Territorialbereich um 70%. Im Territorialbereich müßte man allerdings an sich aufgrund einer Abbildung auf Fläche statt Kampftruppe eher einen Rückgang um 93% berechnen.

Die Brigadepionierbataillone im Heer bestehen übrigens lediglich aus zwei Panzerpionierkompanien für die Brigade. Weitere vorhandene Kompanien in diesen Bataillonen - das PiMaschZeug - werden in Gefechtsgliederung an die beiden schweren Bataillone auf Divisionsebene überstellt.
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kato:

Auch schon in der Heeresstruktur IV - welche sich - wie dir ja bekannt ist - auf eine wesentlich größere Streitmacht bezog (Mannstärke an die 600.000 Mann!)

https://de.wikipedia.org/wiki/Gliederung...truktur_4)

gab es bereits zu viel Pioniere im Verhältnis.

Zitat:Die Brigadepionierbataillone im Heer bestehen übrigens lediglich aus zwei Panzerpionierkompanien für die Brigade. Weitere vorhandene Kompanien in diesen Bataillonen - das PiMaschZeug - werden in Gefechtsgliederung an die beiden schweren Bataillone auf Divisionsebene überstellt.

Eine Kompanie würde genügen, und insgesamt hat die Division damit bei 3 Brigaden nicht weniger als 4 Pionier-Bataillone (wenn auch einige von diesen deutlich unter der üblichen Stärke eines Bataillons sind).

Aber ich will gar nicht so sehr auf diesem Punkt Pioniere allein herum reiten, ganz allgemein haben wir heute ein Übermaß an Kampfunterstützungstruppen und stellt dies ein Problem dar. Und dieses Problem ist sozusagen während des Kalten Krieges so organisch gewachsen. Man hat immer mehr Unterstützungstruppen im Verhältnis zu den Kampftruppen geschaffen, mit dem Ergebnis, dass im Verhältnis zur Zahl die Kampfkraft ständig abgenommen hat.

Es gibt meiner Meinung nach einfach keinen realen praktischen Grund für 4 Pionier-Bataillone pro Division, selbst wenn einige davon Unterstärke sind.
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Katastrophale Zwischenbilanz für die Marine vom neuen Inspekteur Marine

Die Marine steht vor “wirklich großen Problemen”

Zitat: Dieser steigenden Bedrohung stehe allerdings eine Marine gegenüber, die tatsächlich nicht den Ansprüchen und Anforderungen genüge. So habe er bei seiner Antrittsreise erleben müssen, dass dem leistungswilligen Personal, den hoch motivierten Soldatinnen und Soldaten, eine ungenügende Ausrüstung gegenüber stehe. “Man könnte meinen, nichts ist gut in unserer Marine”, sagte der Inspekteur. “Die Marine steht gegenwärtig nicht nur vor Herausforderungen, wie vielfach relativierend formuliert wird – die Marine steht vor wirklich großen Problemen und die müssen wir auch ehrlich so benennen.”

Vorgaben würden zum Hemmschuh. “Instandsetzungs- und Beschaffungsvorhaben verzögern sich viel zu oft, die Auftragserfüllung im Zeitrahmen scheint im Wirkungsdreieck BAAINBw – Industrie – Marine nicht mehr möglich”, so der Inspekteur. Die verbleibenden einsatzbereiten Einheiten seien mit der Erfüllung von Aufträgen langfristig ausgelastet, zu Lasten der Ausbildung und Übungen. So scheitere das Training des hochintensiven Gefechts, das für die Landes- und Bündnisverteidigung allerdings dringend geübt werden müsse, regelmäßig am Mangel an Spielraum in den Jahresplanungen, weil die Einheiten bereits in anderen Aufträgen gebunden sind.

Die hoch motivierten Soldatinnen und Soldaten der Marine, die noch manches möglich machen würden, verschleierten dabei das ganze Ausmaß des Problems. “Das ist unser Dilemma”, sagte Vizeadmiral Schönbach. “Trotz widrigster Umstände machen wir stets alles möglich. Wie schon angesprochen, schicken wir trotz einer katastrophalen Instandsetzungslage in der Marine die Fregatte BAYERN in den Pazifik. Die allgemeine Wahrnehmung, insbesondere im fernen Berlin, ist dann meist ‘geht doch!’. Das Preisschild, nämlich, dass wir dafür die halbe Flotte auf den Kopf stellen mussten und die Besatzungen an ihre Belastungsgrenze bringen, geht dagegen meist im Nebel des Krieges unter.”

https://www.behoerden-spiegel.de/2021/06...rs-marine/
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Zitat:Die verbleibenden einsatzbereiten Einheiten seien mit der Erfüllung von Aufträgen langfristig ausgelastet, zu Lasten der Ausbildung und Übungen.

Selbst mit mehr Mitteln ist es in sehr vielen Fällen immer ein Entweder - Oder. Eine Armee kann immer nur einen Bereich oder wenige Bereiche richtig bearbeiten, was dann andere Bereiche ausschließt. Entweder ist man im Einsatz, oder man modernisiert sich, oder man hat eine hohe Einsatzbereitschaft (einer der aufwendigsten Bereiche der von seinem Aufwand drastisch unterschätzt wird), oder man rüstet auf, oder man rüstet ab (auch extrem schwierig wenn man es richtig machen will), oder man trainiert usw

Die zwingende Schlußfolgerung daraus ist, dass die Bundeswehr dringend ihre Einsätze und Aufträge herunter fahren muss. Ich würde alles außer Mali einstampfen und Mali mehr zum Üben unter Realbedingungen verwenden als zu irgend etwas anderem, es also als eine Art Dauermanöver betrachten und entsprechend dort auch so agieren.
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(26.06.2021, 11:28)Quintus Fabius schrieb: Ich würde alles außer Mali einstampfen und Mali mehr zum Üben unter Realbedingungen verwenden als zu irgend etwas anderem, es also als eine Art Dauermanöver betrachten und entsprechend dort auch so agieren.

Dann aber bitte nicht länger als Blauhelmeinsatz, wo einem beide Hände auf den Rücken gebunden sind. In dem Fall sollte man eine Strategie haben (und anwenden), um die Terroristen effektiv zu bekämpfen und nicht nur Flagge zeigen. Die Große Frage ist, ob die Wähler (bis September ist nicht mehr lange) eine aggressive Vorgehensweise akzeptieren würden. Meine Einschätzung: Nein.
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(26.06.2021, 12:34)aramiso schrieb: Die Große Frage ist, ob die Wähler (bis September ist nicht mehr lange) eine aggressive Vorgehensweise akzeptieren würden. Meine Einschätzung: Nein.
Das ist alles eine Frage der Kommunikation. Man dürfte das dem Wahlvolk natürlich nicht von Quintus Fabius erklären lassen. Tongue
Aber da politische Kommunikation bei uns eine 1a-Katastrophe darstellt, dürfte dein Fazit wohl leider stimmen, auch wenn das eigentlich gar nicht so sein müsste.

Dass unsere Marine so ausgelastet ist, liegt (neben der mangelnden Ausstattung/Personal) ja auch daran, dass Marineeinsätze politisch-populistisch besser zu verkaufen sind als "Kampfeinsätze".
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