Mit dem Thema "Nachfolger Charles de Gaulle" beschäftige ich mich schon länger. Das Problem sind die vielen Aspekte, die in eine solche Entscheidung einfließen und die unterschiedlich bewertet werden können. Deswegen ist eine Entscheidung immer POLITISCH.
Einige (garantiert nicht alle) Aspekte in der französischen Diskussion sind
- Technologie: ein Flugzeugträger wie die "Charles de Gaulle" (CdeG) als Symbol Frankreichs sollte auch die beste französische Technologie besitzen. Den Einen reicht dafür die Rafale, Andere wollen gerade deswegen einen Nuklearantrieb.
- Synergien: schon länger wird über die Entwicklung neuer Reaktoren für die zukünftigen Raketen-U-Boote diskutiert. Die Unterwassertruppe sähe es natürlich gerne, wenn die Entwicklungskosten nicht komplett bei ihr hängen bliebe
- Prestige (in Frankreich immer nicht zu unterschätzen): Mit einem nuklearen Flugzeugträger sähe man sich weiterhin auf Augenhöhe mit den USA, selbst China hat bisher "nur" konventionelle Träger.
- Seilschaften: "Naval Group" ist die ehemalige Staatswerft und hat das Monopol bei maritimer Nukleartechnik. Die haben natürlich kein Interesse an einem konventionellen Antrieb, der dann vielleicht sogar komplett in St. Nazaire gebaut werden könnte, auf einer schnöden Privatwerft für Kreuzfahrtschiffe..
Einige Kontra-Aspekte:
- Operationelle Einschränkungen: Viele Häfen sind für Schiffe mit Atomantrieb gesperrt
- Betriebskosten: Die nukleare Infrastruktur ist extrem teuer
- fehlende operative Vorteile: da ein Flugzeugträger alle paar Tage neues Flugbenzin benötigt und seine Eskorten sowieso Nachschub benötigen, ist die "unbegrenzte Reichweite" nur ein schicker Werbeslogan
- Kosten: Die Franzosen sehen gerade, wie die Kosten der beiden britischen Träger gerade den Rest der Royal Navy auffressen. Die Aufrechterhaltung einer weltweiten Präsenz auf See ist aber für die Franzosen Teil des nationalen Selbstverständnis, deswegen ist die "Charles de Gaulle" ja ein Einzelstück geblieben.
Und gerade heute ist in "Mer et Marine" -
hier- ein Artikel über eine Studie zum PANG aus diesem Frühjahr erschienen. Beteiligt waren die Direction Générale de l’Armement (Beschaffungsamt), die Marine nationale, die Atomenergiekommission CEA und auf Seiten der Industrie Naval Group, les Chantiers de l’Atlantique, TechnicAtome, Thales, Dassault Aviation und MBDA.
Da der Nachfolger der Rafale größer werden soll (bis zu 35 to Startgewicht vs, 25 to für die Rafale), sind längere Katapulte (90 m gegen 75 m bei der CdeG) notwendig. Daraus leiten sich dann die weiteren Parameter für den PANG ab: über 280m Länge und 70.000to Verdrängung.
Operativ logisch leitet sich dann die abgewinkelte Landepiste ab. Da man für die Katapulte auch schon bei der CdeG auf US-Technik gesetzt hatte, läuft es beim PANG auf die EMALS-Technologie der "Ford"-Klasse hinaus. In der Studie werden zwei Katapulte (und Kosten von mehreren hundert mio EUR dafür) genannt.
Wer französisch kann, findet hier eine sehr interessante Lektüre (für die ich jetzt nicht mehr Zeit habe..).