(See) Flottentanker des Typs 707
#1
Bis 2024 sollen die alten Einhüllen-Tanker des Typs 704 durch den Typ 707 ersetzt werden:


Typ 704 (Rhön-Klasse) Typ 707
Länge 130 Meter 170 Meter
Breite 19 Meter 24 Meter
Tiefgang 8 Meter 8 Meter
Geschwindigkeit 16 Knoten 20 Knoten
Verdrängung 14.200 Tonnen > 20.000 Tonnen
Betriebsstoffabgabekapazität 11.500 Tonnen 15.000 Tonnen
Containerstellplätze 2 20
Besatzung 42 42
Zitieren
#2
Es wird schon seine Gründe haben, weshalb die neuen Tanker soviel größer werden als die Rhön-Klasse. Aber bisher hatte ich nur vernommen, daß aus der Flotte als Wünsche für die Nachfolge genannt wurden: höhere Geschwindigkeit, Hubschrauberlandeplatz, Unterkünfte für "Badegäste".
Ich hatte da schon ein paar Gedankenspiele angestellt, daß man dazu Balticmax-Containerfrachter umbauen könnte - mit 20kts sollten die schnell genug sein, haben schon einen Doppelboden und 22.000to Nutzlast. Aber das hat sich ja jetzt erledigt.
Zitieren
#3
(10.11.2019, 20:48)PKr schrieb: Es wird schon seine Gründe haben, weshalb die neuen Tanker soviel größer werden als die Rhön-Klasse. Aber bisher hatte ich nur vernommen, daß aus der Flotte als Wünsche für die Nachfolge genannt wurden: höhere Geschwindigkeit, Hubschrauberlandeplatz, Unterkünfte für "Badegäste".
Ich hatte da schon ein paar Gedankenspiele angestellt, daß man dazu Balticmax-Containerfrachter umbauen könnte - mit 20kts sollten die schnell genug sein, haben schon einen Doppelboden und 22.000to Nutzlast. Aber das hat sich ja jetzt erledigt.

Es geht irgend wie größenmäßig Richtung EGV nur mit Krafftstoffen und 20 TEU.
Also alter Entwurf FSG:
https://www.youtube.com/watch?v=vm-iRF2K5D8

Die NL Variante wird hier gut beschrieben:
https://marineschepen.nl/schepen/combat-...-ship.html
Zitieren
#4
(10.11.2019, 20:56)Mike112 schrieb:
(10.11.2019, 20:48)PKr schrieb: Es wird schon seine Gründe haben, weshalb die neuen Tanker soviel größer werden als die Rhön-Klasse. Aber bisher hatte ich nur vernommen, daß aus der Flotte als Wünsche für die Nachfolge genannt wurden: höhere Geschwindigkeit, Hubschrauberlandeplatz, Unterkünfte für "Badegäste".
Ich hatte da schon ein paar Gedankenspiele angestellt, daß man dazu Balticmax-Containerfrachter umbauen könnte - mit 20kts sollten die schnell genug sein, haben schon einen Doppelboden und 22.000to Nutzlast. Aber das hat sich ja jetzt erledigt.

Es geht irgend wie größenmäßig Richtung EGV nur mit Krafftstoffen und 20 TEU.
Also alter Entwurf FSG:
https://www.youtube.com/watch?v=vm-iRF2K5D8

Die NL Variante wird hier gut beschrieben:
https://marineschepen.nl/schepen/combat-...-ship.html
Das die Tanker größer und schneller werden hat verschiedene Gründe:
- Die Tanker fuhren z. B. bei Atalanta mit Badegästen zum Eigenschutz und es gab sogar versuchte Angriffe von Piraten auf die Spessart. Deshalb sind Unterkünfte sinnvoll.
- Mit den Containern hat man zukünftig die Möglichkeit, Ausrüstungsmodule und das dazu gehörige Personal zu einer F125 oder MKS 180 zu bringen die irgendwo unterwegs ist.
- Die Geschwindigkeit der Rhön-Klasse wurde als zu gering empfunden um bei der Versorgung einen Verband nicht unnötig zu bremsen.
- Gleiches gilt für die Kapazität. Einmal nachtanken einer SNMG und der Tanker ist leer und muss in einen Hafen um nachzufüllen. Das ist bei größerer Kapazität zukünftig einfacher.
Zitieren
#5
https://esut.de/2019/12/fachbeitraege/ru...ung-see-s/


Betriebsstoffversorgung seegehender Einheiten

Seit mehr als 40 Jahren befinden sich die beiden Betriebsstofftransporter „Rhön“ und „Spessart“ im Besitz und im Einsatz für die Deutsche Marine. Ursprünglich für die zivile dänische Reederei Terkildsen & Oldsen A/S unter dem Namen „Okene“ und „Okapi“ gebaut, wurden beide Betriebsstofftransporter am 18. März 1976 durch die Deutsche Marine übernommen und nach einem entsprechenden Umbau im Jahr 1977 in Dienst gestellt.
Marinebetriebsstofftransporter Klasse 704, A1443 „Rhön“ (Foto: PIZ Marine )

Der Versorgungsauftrag von nationalen und internationalen Schiffsverbänden in See wird durch die beiden Betriebsstofftransporter mittels drei RAS-Stationen an Bord zu jeder Tages- und Nachtzeit durch die Abgabe von Kraftstoff und Frisch-
wasser in See erfüllt. Dadurch wird die Durchhaltefähigkeit eines Schiffsverbands signifikant erhöht. Stets im Hintergrund operieren die beiden Transporter bis heute zuverlässig und leisten im Rahmen mandatierter Einsätze wie z. B. „Atalanta“ einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Auftrags der Deutschen Marine.

Zahlreiche Einsätze gepaart mit einem hohen Lebensalter der Betriebsstofftransporter haben die Instandsetzungskosten in den zurückliegenden Jahren in die Höhe getrieben. Dieser Umstand und die über die Jahre verschärften Umweltschutzauflagen, wie z. B. die Notwendigkeit einer Doppelhülle sowie strikte Vorgaben zum Stickoxidausstoß, machen die Beschaffung von zwei Betriebsstofftankern als Ersatz für „Rhön“ und „Spessart“, die ihr voraussichtliches Nutzungsende 2023+ erreicht haben werden, notwendig.

Die Fähigkeit zur Betriebsstoffversorgung von seegehenden Einheiten ist ein essenzieller Baustein im Portfolio der Deutschen Marine und soll über die Lebensdauer der bisherigen Marinebetriebsstofftransporter hinaus sichergestellt werden. Der Forderungskatalog mit den notwendigen Fähigkeiten der neuen Tanker wurde aufgestellt und dem BAAINBw zur Erarbeitung von möglichen Lösungsvorschlägen übergeben. Neben dem Fahrprofil und der zu transportierenden Kraftstoffmenge werden hier u. a. Forderungen zur militärischen Kommunikationsausstattung, zum Betrieb in Klimaregionen, zum Hubschrauberbetrieb sowie zum Schutz der Besatzung gefordert. Ziel ist die Bereitstellung eines leistungsstarken Produkts, um die zukünftigen Einsatzszenarien der Marine optimal abzudecken.

Durch die Auswahl von einer der vorgeschlagenen Lösungen durch den Generalinspekteur der Bundeswehr am 17. Juli 2019 ist das Projekt in die Realisierungsphase übergegangen. Der Beginn des Vergabeverfahrens ist im 4. Quartal 2019 geplant, mit einem Bauvertrag wird Anfang 2021 gerechnet. Der Zulauf der ersten Einheit ab Anfang 2024 wird voraussichtlich einen nahtlosen Fähigkeitserhalt der Betriebsstoffversorgung seegehender Einheiten der Marine gewährleisten und die „Rhön“ und „Spessart“ in den wohlverdienten Altersruhestand verabschieden.


Beispielhafter Schiffsentwurf des neuen Marinebetriebsstofftransporters (Foto: MTG Marinetechnik GmbH)
https://esut.de/wp-content/uploads/2019/...582509.jpg
Zitieren
#6
Eigentlich habe ich nach Neuigkeiten zur Beschaffung gesucht, aber dabei folgende Passage im Jahresbericht 2018 des Marinekommandos -hier- gefunden:
Zitat:Betriebsstoffversorger Kl. 707
Die Betriebsstoffversorger der Klasse 704 werden das Nutzungsdauerende in den Jahren 2023 bis 2024 erreichen. Ein Erhalt der beiden Einheiten darüber hinaus würde die Bundeswehr vor große Herausforderungen stellen. Die Versorgung von schwimmenden Einheiten mit Betriebsstoffen in See, auch im multinationalen Umfeld, wird in der Marine zukünftig über die Nachfolgeklasse 707 sichergestellt. Die Klasse 707 wird ein voll automatisiertes und integriertes Schiff werden. Führungs- und Betriebssysteme werden in Netzwerken zusammengefasst. Die Besatzungsstärke liegt bei ca. 42 Personen. Die beiden geplanten Schiffe werden über Fähigkeiten verfügen, die oberhalb der derzeit realisierten Versorgung von Schiffen mit flüssigen Betriebsstoffen angesiedelt sind. Beispielsweise wird die Plattform in der Lage sein, Flugbetrieb („Spare-Deck“), Containertransport/Containerumschlag im Hafen, oder auch die Versorgung anderer Einheiten mit Festgütern in See durchzuführen. Aber auch die Aufgaben eines klassischen „Verbands- oder Flottentankers“ im „Multi-RAS“ (Bb/Stb-Seite parallel) wird die Klasse 707 zukünftig wahrnehmen können. Reserve-Kojen bieten Aufwuchspotenzial für die Stammbesatzung sowie die Möglichkeit, in Abhängigkeit der Auftragslage Einschiffungskontingente in begrenzter Zahl aufzunehmen.Eine Auswahlentscheidung, und damit der Schritt in die Realisierungsphase, wird noch für das erste Halbjahr 2018 erwartet.

Und aus dem "Deutsche Marine Blog" bei Facebook vom 26.08. -hier-
#Flottentanker Für diejenigen, die es noch nicht mitbekommen haben oder es einfach noch nicht glauben können, ja...die Deutsche Marine bekommt zukünftig als Ersatz für RHÖN und SPESSART zwei neue Betriebsstofftransporter.
Am 17. Juli hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, sich nun für ein Versorgungsschiff entschieden, das operativ-logistisch mehr Fähigkeiten hat als die noch aktuellen Tanker der RHÖN-Klasse. Diese zwei Schiffe vom Typ 704 wurden in den 1970er Jahren gebaut und haben eine Ladekapazität von rund 11.500 Kubikmetern. Die neuen Flottentanker dagegen sollen in der Lage sein, 15.000 Kubikmeter Kraftstoff abzugeben.

Die Einhüllen-Tanker RHÖN und SPESSART als Arbeitspferde der Deutschen Marine gelten zudem als technisch veraltet und anfällig.

Für die zwei neuen Flottentanker soll es in Zukunft drei Besatzungen à 42 Mann geben. Zusätzlich können die zivil besetzten Schiffe noch bis zu 30 weitere Kojen für Personal/ Bordeinsatzkomponente zur Verfügung stellen.

Neben der größeren Ladekapazität für Betriebsstoffe bietet der angenommene Vorschlag weitere Vorteile. Darunter zum Beispiel eine höhere Geschwindigkeit, um besser mit dem Tempo etwa von Fregatten mithalten zu können. Über 20 Knoten schnell sollen die neuen Tanker werden im Vergleich zu den 16 Knoten von RHÖN und SPESSART. Die zwei Doppelhüllentanker des designierten Typs 707 sollen der Flotte über die 2050er Jahre hinaus zur Verfügung stehen.

Diese und andere Eigenschaften wie die größere Zuladung machen die neuen Schiffe natürlich auch größer: Sie werden circa 170 Meter lang bei einer Verdrängung von voraussichtlich über 20.000 Tonnen und etwa gleich groß wie die Einsatzgruppenversorger der BERLIN-Klasse sein. Allerdings bleiben sie beim gleichen Tiefgang wie ihre Vorgänger: 8 Meter. Das erlaubt ihr Festmachen im Marinestützpunkt Wilhelmshaven, ohne dass der Hafen für größere Schiffe vertieft werden müsste.

Der jetzt projektierte Neubau stellt sicher, dass Deutschland spezifische Verpflichtungen gegenüber der NATO in der Marinelogistik einhalten kann: die Bereitstellung von insgesamt fünf „Logistics Ships Small“ ab 2024 – nämlich über die drei Einsatzgruppenversorger und die zwei Flottentanker der Deutschen Marine.

Die beiden leistungsstärkeren und größeren Schiffe sollen ab 2024 der Marine zur Verfügung stehen und im Marinestützpunkt Wilhelmshaven beheimatet sein.
[Bild: https://www.facebook.com/deutschemarineb...HQauAcBfKI]

[Bild: https://scontent-dus1-1.xx.fbcdn.net/v/t...e=5E83557A]
Zitieren
#7
https://www.navalnews.com/naval-news/201...il_id=8525

Die Niederländer haben ihren Tanker jetzt bestellt:



Length over all: 179.3 meters
Beam: 26.4 meters
Displacement: 22,400 tonnes
Zitieren
#8
(30.12.2019, 17:00)Mike112 schrieb: https://www.navalnews.com/naval-news/201...il_id=8525

Die Niederländer haben ihren Tanker jetzt bestellt:



Length over all: 179.3 meters
Beam: 26.4 meters
Displacement: 22,400 tonnes

Eine sinnvolle Massnahme. Hätten wir auch schon lange machen müssen.
Zitieren
#9
sollte das nicht unter Bundeswehr neue Projekte ?
Immerhin ist die Typenbezeichnung schon vergeben ?
Zitieren
#10
Ich stimme dir zu. Thema wurde entsprechend hierher verlagert. Smile

Schneemann.
Zitieren
#11
https://www.businessinsider.de/politik/d...eswehr-an/

Weitere Probleme bei Vergabe von Rüstungsprojekten: Werft von Investor Lars Windhorst greift Bundeswehr an

Doch die Auftragsvergabe für die beiden Schiffe verlief nach Informationen von Business Insider auf ungewöhnlichem Weg: So vergab das Verteidigungsministerium den Auftrag gegen Bedenken des Beschaffungsamtes der Bundeswehr in Koblenz ohne europaweite Ausschreibung. Die Ministeriumsspitze um Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) begründete das damit, dass die Beschaffung der Tanker unter einen Beschluss der Bundesregierung vom 12. Februar 2020 fällt. Danach gehört der Marine-Schiffbau zur deutschen Schlüsseltechnologie, womit der Bund auf europaweite Ausschreibungen verzichten und direkt entscheiden kann. „Der Projekt ist die erste Beschaffungsmaßnahme für die Marine, seit der Überwasserschiffbau als verteidigungsindustrielle Schlüsseltechnologie eingestuft wurde und es im nationalen Interesse liegt, diese Technologie in Deutschland zu erhalten“, so eine Ministeriumssprecherin zu Business Insider.
Interner Vermerk warnt vor hohen Risiken

In einem internen Vermerk warnte die Rechtsabteilung des Beschaffungsamtes jedoch das Ministerium eindringlich vor erheblichen juristischen Risiken dieser Argumentation. Denn nach Ansicht der Rechtsexperten in Koblenz würden die Tanker keine klassischen Kriegsschiffe sein – wären somit auch keine Schlüsseltechnologie. So könnten unterlegene Firmen womöglich erfolgreich gegen den Vergabeprozess klagen.

Wie das Verteidigungsministerium auf Anfrage bestätigt, hat eine Werft Anfang Oktober inzwischen tatsächlich mit einer offiziellen Rüge und einem so genannten Nachprüfantrag Beschwerde gegen das Vorgehen des Ministeriums eingereicht.

Bei der Werft handelt es sich nach Informationen von Business Insider um die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, die Anfang September der umstrittene Investor Lars Windhorst übernommen hat. Das Unternehmen hatte zuvor im April einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt, konnte mit einem Massedarlehen von fünf Millionen Euro von der Windhorst-Firma Tennor aber zunächst über Wasser gehalten werden. Infolge der Corona-Krise blieben jedoch weiterhin die Aufträge aus, die Firma meldete erneut Insolvenz an. Windhorst übernahm das Unternehmen daraufhin komplett.

Werft-Geschäftsführer Stefan Kindler bestätigt die juristischen Schritte seiner Firma auf Anfrage von Business Insider: „Hintergrund ist, dass wir die beabsichtigte Direktvergabe ohne wettbewerbliches Vergabeverfahren für rechtswidrig halten. Wir sind der Auffassung, dass uns als Unternehmen ein Anspruch auf Teilnahme an einem wettbewerblichen Verfahren und damit eine faire Chance auf den Erhalt des Auftrags zusteht.“

Kindler begründet den Schritt damit, dass die Tanker keine Schlüsseltechnologie seien – also genau damit, wovor das Beschaffungsamt das Ministerium gewarnt hat: Kindler: „Inhaltlich stehen wir auf dem Standpunkt, dass die beabsichtigte Direktvergabe nicht mit dem Schutz wesentlicher Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland zu rechtfertigen ist: Zum einen sind die Flottentanker keine Kriegsschiffe, sondern zivil besetzte Hilfsschiffe der Marine. Zum anderen sind die Tanker nach unserer Auffassung auch keine Schlüsseltechnologie im Sinne des Strategiepapiers der Bundesregierung. Zuletzt lassen sich alle Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik auch ohne Weiteres im Rahmen eines Vergabeverfahrens schützen.“

Angesprochen auf diese Einwände der Firma und des Beschaffungsamtes will das Verteidigungsministeriums nicht sagen.
Zitieren
#12
https://www.welt.de/politik/deutschland/...t-AKK.html

1. Teure und alte Tankschiffe

Da sind erstens die beiden Tankschiffe der Marine. Die „Rhön“ und die „Spessart“ sind seit mehr als 40 Jahren im Dienst, haben ihre geplante Nutzungsdauer damit längst überschritten.

Der schlechte technische Zustand der Schiffe führt nicht nur zu einer stark eingeschränkten Einsatzbereitschaft mit vielen Ausfällen und hohen Instandhaltungskosten nebst langen Werftliegezeiten, sondern birgt auch Risiken für die Umwelt. Die Marinetanker verfügen über nur eine Außenhülle, was seit 2005 nicht mehr den Sicherheitsstandards für Öltanker entspricht.

Seit 2009 versucht das Ministerium vergeblich, neue Tanker zu beschaffen. 2018 schaltete sich der Rechnungshof erstmals ein, rügte die Untätigkeit des Ressorts und empfahl, „Rhön“ und „Spessart“ zügig außer Dienst zu stellen.

Man regte mit Verweis auf das Vorgehen anderer Nationen „marktverfügbare, preislich vorteilhafte Ersatzbeschaffungen“ mit zivilen Tankschiffen an, die dann militärisch angepasst werden könnten. Weil es dabei nicht um Kriegsschiffe gehe, sei eine europäische Ausschreibung der beste Weg, „um kostengünstige und qualitativ hochwertige Angebote zu erhalten“.

Das Ministerium aber startete erst im Juni 2020 ein Vergabeverfahren. Die von den Rechnungsprüfern empfohlene Zeit und Geld sparende Variante, auf handelsübliche Tanker zurückzugreifen und sie für militärische Zwecke umzubauen, lehnte die Bundeswehr allerdings ebenso ab wie ein europaweites Ausschreibungsverfahren.

Dahinter steckt Industriepolitik: Es sollen deutsche Werften zum Zuge kommen. Es sei politisch entschieden, die Tanker als Kriegsmaterial einzustufen, heißt es aus dem Bendlerblock. Ziel seien ein Vertragsschluss im ersten Halbjahr 2021 und die Lieferung des ersten Tankers im Jahr 2024.
Anzeige

Der Bundesrechnungshof zeigt sich von diesen Ausführungen „nicht überzeugt“. Selbst die eigenen Vorschriften der Bundeswehr stuften Tanker als Hilfs- und nicht als Kriegsschiffe ein. Man nehme „zur Kenntnis, dass eine politische Entscheidung gegen einen europaweiten Wettbewerb bereits getroffen ist“, rege aber gleichwohl an, diese Festlegung zu überdenken.

Auch an der Lieferung im Jahr 2024 haben die Prüfer Zweifel: „Da die für das Projekt vorgesehenen Dienstposten zu weniger als einem Drittel besetzt waren, wird das Vorhaben voraussichtlich weiter verzögert werden.“ Man werde „die Beschaffung der neuen Tanker weiterhin prüferisch begleiten“.
Zitieren
#13
https://www.shz.de/lokales/flensburger-t...02737.html

Streit um Marinetanker : Flensburger Schiffbau-Gesellschaft erzielt Teilerfolg vor Gericht

https://augengeradeaus.net/2020/12/naech...offtanker/


Nächste Rüstungs-Baustelle: Verzögerung für neue Betriebsstofftanker
Veröffentlicht am 14.12.2020 von T.Wiegold

Nach mehr als 40 Jahren Dienst sind die Betriebsstofftanker der Deutschen Marine veraltet, technisch unzuverlässig und entsprechen längst nicht mehr internationalen Umweltstandards. Doch die Bemühungen um einen baldigen Ersatz haben sich jetzt weiter verzögert: Nach einer nur begrenzten Ausschreibung hat eine nicht beteiligte deutsche Werft vor Gericht erreicht, dass der Auftrag für einen Neubau vorerst nicht wie geplant erteilt werden darf.

Das Verteidigungsministerium hatte den Auftrag für die schon seit Jahren dringend benötigten Tankschiffe nicht EU-weit ausgeschrieben, sondern diese Schiffe als Kriegsschiffe eingestuft und nur eine begrenzte Ausschreibung unter einigen deutschen Werften gestartet. Dagegen ging die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) juristisch vor: Das Unternehmen gehörte nicht zu den Werften, die an dieser Ausschreibung beteiligt wurden. Von der Vergabekammer des Bundeskartellamts war dieses Vorgehen zunächst bestätigt worden.

Nach Angaben der FSG erzielte das Unternehmen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf jetzt einen vorläufigen Erfolg: Das Gericht entschied, dass eine Beschwerde der Werft gegen diese Ausschreibung aufschiebende Wirkung hat – bis zu einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung über das Verfahren. (Beschluss Vergabesenat OLG Düsseldorf vom 2.12.2020, Az. VK 2-87/20). Damit kann das Ministerium bzw. das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) den Auftrag vorerst nicht vergeben.

Hintergrund des Rechtsstreits ist, wie schon bei der Vergabe des Auftrags für die Instandsetzung des Tenders Donau, das Vergaberecht und die im Februar dieses Jahres neu eingeführte Klassifierung des maritimen Überwasserschiffbaus als nationale Schlüsseltechnologie. Aus Sicht des Verteidigungsministeriums gehören die künftigen Betriebsstofftanker der Marine zu den Kriegsschiffen, deren Bau abweichend von EU-Recht auch allein national ausgeschrieben werden kann.

Die FSG wandte sich gleich auf zwei Ebenen gegen das Vorgehen von Verteidigungsministerium und BAAINBw: Zum einen hätten auch bei einer rein nationalen Ausschreibung alle deutschen Werften berücksichtigt werden müssen. Die Flensburger Werft war jedoch in den Kreis nicht aufgenommen worden. Zum anderen sei überhaupt fraglich, ob diese Tankschiffe als Kriegsschiffe angesehen werden dürften und damit unter die Ausnahmeregelung der nationalen Schlüsseltechnologie fallen: Die Marine hat die Tanker intern aber selbst nicht in ihre Kriegsschiff-Liste aufgenommen, sondern in die Liste der Hilfsschiffe, argumentierte das Unternehmen.

Die beiden Betriebsstofftanker Spessart und Rhön werden mit zivilen Besatzungen gefahren. Da ihre Einhüllen-Technik schon seit langem nicht mehr internationalen Umweltschutzvorschriften entspricht, dürfen sie teilweise auch in NATO-Verbänden einzelne Hoheitsgewässer nicht befahren und Häfen nicht mehr anlaufen. Hinzu kamen in den vergangenen Jahren zunehmend Ausfälle der alten Maschinen, die zeitaufwändig instandgesetzt werden mussten. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt hatte deshalb ein Ersatz dieser Schiffe, die für NATO-Verbände wie für Auslandsmissionen ein kritischer Enabler sind, zur Entscheidung angestanden – die allerdings erst in diesem Jahr gefällt wurde.

Der Bundesrechungshof hatte erst in der vergangenen Woche das Vorgehen des Verteidigungsministeriums kritisiert und dazu aufgerufen, die veralteten Tanker möglichst schnell durch angepasste zivile Tankschiffe zu ersetzen:

Die technischen Probleme, der unwirtschaftliche Betrieb und die Umweltrisiken der alten Tanker sind der Bundeswehr lange bekannt. Dennoch begann sie mit der Nachfolgeplanung erst mehrere Jahre nach dem Ende der ursprünglich vorgesehenen Nutzungsdauer. Dann vergingen nochmals fünf Jahre bis zur Auswahlentscheidung. Sofern der Zeitplan eingehalten werden kann, werden die alten Tanker bereits 47 Jahre im Dienst sein, wenn der erste neue Tanker einsatzbereit ist. (…)
Die Bundeswehr hätte Zeit gewinnen und Geld sparen können, wenn sie an Stelle einer Neuentwicklung vorhandene Tanker gekauft und an den militärischen Bedarf angepasst hätte. „RHÖN“ und „SPESSART“ waren ebenfalls zivile Tanker, die entsprechend umgebaut wurden. Auch mehrere ausländische Marinen haben sich in jüngster Zeit für den Kauf handelsüblicher Tanker entschieden, die anschließend für den militärischen Bedarf angepasst wurden. Die Abkehr der Bundeswehr von Kauflösungen ist somit nicht überzeugend, zumal das BMVg selbst gefordert hatte, marktverfügbare Lösungen zu berücksichtigen. Da es sich bei den neuen Tankern nicht um Kriegs- sondern um zivil besetzte Hilfsschiffe handelt, ist die Anwendung einer vergaberechtlichen Ausnahme wegen wesentlicher Sicherheitsinteressen wenig plausibel.

Allerdings ist da ein schwieriger Punkt versteckt: Während der Bundesrechnungshof argumentiert, dass es sich bei den neuen Tankern nicht um Kriegs- sondern um zivil besetzte Hilfsschiffe handelt, wird das in der Marine durchaus anders gesehen. Die – eingestuften und deshalb nicht öffentlich verfügbaren – Kriterien für die künftigen Betriebsstoffversorger sehen technische Merkmale vor, die in der Regel bei zivilen Schiffen nicht vorhanden sind. Dass diese neuen Schiffe als Kriegsschiffe anzusehen sind, werden Ministerium, BAAINBw und Marine allerdings dann auch öffentlich plausibel machen müssen, wenn sie bei dem geplanten Verfahren bleiben wollen.
Zitieren
#14
https://augengeradeaus.net/2020/12/zu-te...a0j0OI8Z_s


Zu teuer: Verteidigungsministerium will Vergabeverfahren für neue Betriebsstofftanker der Marine stoppen (m. Korrektur)
Veröffentlicht am 18.12.2020 von T.Wiegold

Erneut will das Verteidigungsministerium ein wichtiges Beschaffungsvorhaben für die Bundeswehr stoppen, weil die absehbaren Kosten die eingeplanten Mittel weit übersteigen: Das Vergabeverfahren für neuen Tankschiffe der Deutschen Marine soll neu begonnen werden, weil nach Kalkulation der beteiligten Werften die Anforderungen der Marine fast doppelt so viel kosten wie vorgesehen. Aus ähnlichen Gründen war bereits im September das Vergabeverfahren für den neuen Schweren Transporthubschrauber der Luftwaffe gestoppt worden.

Nach Informationen von Augen geradeaus! wurde in dieser Woche im Ministerium entschieden, für die dringend benötigten Betriebsstoffversorger deutsche Werften demnächst zu einem neuen, dann abgespeckte Angebot aufzufordern.

(KORREKTUR: Die Entscheidung fiel über die Absicht, das Verfahren aufzuheben und neu zu beginnen – noch ist es nicht aufgehoben. Das hatte ich missverstanden.)

Zuvor war klar geworden, dass die geplanten zwei Schiffe mit den derzeitigen Leistungsanforderungen rund 850 Millionen Euro kosten würden – eingeplant sind dagegen lediglich rund 500 Millionen Euro.

Nach mehr als 40 Jahren Dienst sind die zwei Betriebsstofftanker Rhön und Spessart der Marine veraltet und technisch unzuverlässig. Da ihre Einhüllen-Technik schon seit langem nicht mehr internationalen Umweltschutzvorschriften entspricht, dürfen sie teilweise auch in NATO-Verbänden einzelne Hoheitsgewässer nicht befahren und Häfen nicht mehr anlaufen. Hinzu kamen in den vergangenen Jahren zunehmend Ausfälle der alten Maschinen, die zeitaufwändig instandgesetzt werden mussten. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt hatte deshalb ein Ersatz dieser Schiffe, die für NATO-Verbände wie für Auslandsmissionen ein kritischer Enabler sind, zur Entscheidung angestanden.

In diesem Jahr hatte das Ministerium zwei deutsche Werften zu einem Angebot für neue Tankschiffe aufgefordert, die deutlich größer und leistungsfähiger sein sollten als die bisherigen, umgebauten zivilen Tanker. Da der neue Schiffstyp Betriebsstoffversorger Klasse 707 als Kriegsschiff und damit als nationale Schlüsseltechnologie eingestuft wurde, wurden diese Tanker nicht EU-weit ausgeschrieben. Die – nicht öffentlich verfügbaren – Kriterien für die künftigen Betriebsstoffversorger sehen technische Merkmale vor, die in der Regel bei zivilen Schiffen nicht vorhanden sind.

Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) hatte gegen dieses Verfahren geklagt, weil die Werft an dieser beschränkten Ausschreibung nicht beteiligt worden war. Die aufschiebende Wirkung ihrer Klage, die der FSG noch Anfang Dezember vom Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigt worden war, dürfte allerdings mit der Entscheidung zu einer neuen Vergabeaufforderung hinfällig sein. Unklar bleibt, ob die FSG an der Einschätzung festhält, dass die Betriebsstoffversorger keine Kriegsschiffe seien – wenn sie an der neuen Angebotsaufforderung beteiligt wird.

Norwegen HNoMS „Maud“ Kosten 140-150 Millionen Euro.

Allerdings gebaut bei:
Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (DSME) ist ein südkoreanisches Unternehmen mit Firmensitz in Seoul.
Zitieren
#15
https://www.neues-deutschland.de/artikel...aufen.html


So wäre der Bau von zwei Tankern, bezahlt mit Steuermitteln, schon ein lukrativer Ausweg. Was aber tun, wenn man nicht einmal gebeten wird, dafür ein Angebot abzugeben? Man klagt. Und tatsächlich hat die FSG jüngst vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf einen Teilerfolg erreicht. Bis zu einer endgültigen Entscheidung untersagten die Richter dem Ministerium, den Tanker-Auftrag an eine andere Werft zu vergeben. Was beim Auftraggeber in Berlin auf Unverständnis stieß.

Nun kann man darüber streiten, ob Schiffe, die anderen Schiffen erst einen militärischen Einsatz ermöglichen, gleichfalls Kriegsschiffe sind oder nicht. Doch dieser Streit ist seit wenigen Tagen ebenso überflüssig wie die aufschiebende Wirkung des Düsseldorfer Richterspruchs hinfällig, denn: Das Verteidigungsministerium ist mit dem Vergabeverfahren für die beiden neuen Trossschiffe auf Grund gelaufen und will es - abgespeckt - neu starten. Ursache sind die Preisvorstellungen der angefragten Werften. Das Ministerium rechnete mit 500 Millionen Euro. Die Werften kalkulieren mit rund 850 Millionen.
Zitieren


Gehe zu: