Wir hatten das ja schon mal vor kurzem als Thema: wie die BW attraktiver werden könnte, insbesondere da wo es drauf an kommt. Ein Musterbeispiel für die Zeitsoldaten(un)kultur der BW - hire and fire - benutzen und dann weg damit. Das ist nur scheinbar ökonomisch, nur scheinbar erhält man damit mehr Leistung für weniger Geld.
Was man tatsächlich bräuchte wäre eine Verbeamtung auf Lebenszeit, ein echtes Berufssoldatentum, in dem jeder Mann die Garantie hat, bis zur Pensionierung bei der BW arbeiten zu können - wenn er dies will. Diese Berufssicherheit würde die Attraktivität immens steigern, insbesondere bei jungen Leuten und zugleich den pro Jahr benötigten Nachwuchs reduzieren.
Das bewährte Soldaten die ihre Gesundheit eingesetzt haben von der BW regelrecht weggeschmissen werden, ist in allen Kampftruppen gang und gäbe. Ich kenne beispielsweise einen Fall persönlich, wo ein Kamerad im Auslandseinsatz sich eine seltene Tropenkrankheit zugezogen hat. Der wurde wegen Dienstuntauglichkeit entlassen und musste dann gegen die BW für seine Ansprüche streiten. So was darf nicht sein.
Und das war kein KSK Soldat sondern ganz normale Kampftruppe, da gibt es dass gleiche Trauerspiel noch öfter! Es gibt solche Vorfälle immer wieder, dass Soldaten körperlich durch Auslandseinsätze dienstunfähig werden und dann von der BW entlassen werden und ihre Ansprüche die sich daraus ergeben angefochten bzw nur mit immenser Verspätung bezahlt werden. Was ein Unsinn sondergleichen ist, weil man diese Leute an anderer Stelle in der BW durchaus weiter verwenden könnte. Warum müssen im "Geschäftszimmer" (sinnbildlich) 20jährige herum sitzen, wenn ein verdienter Soldat der jahrelang in den Kampftruppen seine Gesundheit ruiniert hat diesen Job auch machen könnte?!
Der Schlüsselsatz schlechthin des ganzen findet sich auf Seite 3 dieses Artikels:
Zitat:Sie sind von der geringen Aussicht auf eine dauerhafte Beschäftigung in der Bundeswehr enttäuscht
Und:
Zitat:Unser Informant wollte, als sein Körper endgültig streikte, einen „Freischuss“ in Anspruch nehmen. So nannte der frühere KSK-Kommandeur Reinhard Günzel die Zusage der Bundeswehr an alle Kommandosoldaten, nach Ende ihrer Dienstzeit in Calw als Berufssoldat übernommen zu werden. Das sei kein Problem, sagte Günzel in einem Interview im Oktober 2003, die Streitkräfte hätten einen hohen Bedarf an Soldaten mit Spezialkräfte-Expertise. „Dem Soldaten wird sein Wunsch nach adäquater Anschlussverwendung erfüllt“, sicherte Günzel zu.
Doch davon will die Bundeswehr nichts mehr wissen. „Kommandosoldaten wurde eine hohe Übernahmewahrscheinlichkeit zum Berufssoldaten in Aussicht gestellt, nicht jedoch eine Übernahmegarantie“, rechtfertigt sich das Verteidigungsministerium.
Dasselbe bei den meisten Kampftruppen: da ist man einige Jahre, und dann wird man entlassen weil es keine weitere Verwendung gibt, während die Kaffeekocher-Stubenhocker im Verbindungsstab Berufssoldaten werden - weil für die gibt es eine Weiterverwendung.
Zitat:Der Mann sollte sich plötzlich mit mehreren hundert Soldaten aus anderen Einheiten des Heeres um zwei Dutzend Stellen bewerben. Die anderen Soldaten hatten einen Großteil ihrer Zeit in Büros zugebracht. Auch sie wollten Berufssoldat werden. In dem Auswahlverfahren setzten sich dann regelmäßig die Soldaten mit der besten Beurteilung, dem besten Unteroffizierszeugnis und tadelloser Gesundheit durch.
Abgesehen vom letztgenannten spielen primär die Beurteilungen eine Rolle und die Sesselpupser aus den ganzen Stäben haben auf geheimnisvolle Weise immer eine bessere Beurteilung als Kampftruppenangehörige. Von einem solchen Stabsheini habe ich mir schon anhören müssen, dass man möglichst viele Soldaten mit Einsatzerfahrung entlassen muss, weil die im Schnitt zu viele psychische Schäden aufgrund der Einsätze haben und die dann langfristig höhere Kosten verursachen. Zudem würde so eine ganz ungute Einsatzkultur sich in der BW breitmachen.
Die Aussage ist an Schäbigkeit nicht mehr zu überbieten: man riskiert also Leben und Gesundheit und gerade deshalb soll man weg, gerade deshalb soll man entlassen werden, weil daraus höhere Gesundheitskosten entstehen.....