(Waffe) LRASM - neue(r) Seeziel-Flugkörper für die US Navy
#1
Die US Navy hat erkannt, das ihre Fähigkeit zur Bekämpfung feindlicher Kriegsschiffe deutlich abgenommen hat.
Der bislang von ihr eingesetzte Seeziel-FK vom Typ Harpoon stammt noch aus den 70ern. Er ist damit veraltet und kann sich gegen feindliche Abwehrmaßnahmen in zunehmendem Maße nicht mehr behaupten. Schlimmer noch: Seit den 90ern sind vor allem von China und Russland neue Seeziel-FK entwickelt und eingeführt worden die Harpoon im Bezug auf Reichweite und teilweise auch Geschwindigkeit - wie z.B. die indisch-russische Gemeinschaftsentwicklung PJ-10 BrahMos - klar deklassieren.
Dieser Umstand würde es feindlichen Kriegsschiffen im Ernstfall ermöglichen, Kriegsschiffe der US Navy anzugreifen ohne Vergeltung fürchten zu müssen, da man außerhalb der Reichweite der Seeziel-FK Harpoon des US-Kriegsschiffes bleiben würde.
Die USA haben daher 2009 das LRASM-Programm ins Leben gerufen, um Seeziel-FK zu entwickeln die Harpoon ablösen können.
Das Programm umfasst zwei potentielle Seeziel-FK, LRASM-A und LRASM-B, die beide sowohl aus der Luft wie von Kriegsschiffen aus gestartet werden können. An Bord von Kriegsschiffen werden sie aus dem Mk 41 VLS gestartet werden und so den Bedarf an separaten Startbehältern für Seeziel-FK - wie bei Harpoon - eliminieren.
LRASM-A ist der weniger radikale Entwurf dieses Programmes: Er basiert auf dem JASSM-ER und wird auch die gleiche Zelle verwenden, wohl auch mit Schwenkflügeln und Heckflosse, die nach dem Start ausgeklappt werden. LRASM-A wird im Unterschallbereich fliegen und soll ein tieffliegendes Flugprofil aufweisen. Ziel bei LRASM-A scheint es zu sein, einen gegenüber feindlichen Abwehrmaßnahmen möglichst unempfindlichen Seeziel-FK zu schaffen, der vom feindlichen Radar schwer erfasst werden kann. Wohl aus diesem Grund soll LRASM-A im Unterschied zum JASSM-ER mit zusätzlichen Sensoren und anderen Systemen ausgestattet werden.
LRASM-B ist der ambitioniertere Entwurf. Er soll ein völlig neuer Entwurf werden, der mit Hilfe eines Staustrahl-Triebwerkes im Hyperschallbereich fliegen soll - im Gegensatz zu LRASM-A, der wohl einen Turbofan als Antrieb nutzt und im Unterschallbereich bleibt. Zudem soll LRASM-B ein hochfliegendes Flugprofil haben.
Beide Seeziel-FK des LRASM-Programms werden dazu fähig sein, Ziele selbständig zu finden und anzugreifen. Die Systeme des Seeziel-FK allein sollen ausreichen, um ein Ziel ohne vorherige Aufklärung aufzuspüren und zu zerstören.

Zwei Links:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.defenseindustrydaily.com/LRASM-Missiles-Reaching-for-a-Long-Reach-Punch-06752/">http://www.defenseindustrydaily.com/LRA ... nch-06752/</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://defense-update.com/features/2010/november/18112010_lrasm.html">http://defense-update.com/features/2010 ... lrasm.html</a><!-- m -->
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#2
LRASM-B ist eingestellt worden:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.darpa.mil/Our_Work/TTO/Programs/Long_Range_Anti-Ship_Missile_%28LRASM%29.aspx">http://www.darpa.mil/Our_Work/TTO/Progr ... SM%29.aspx</a><!-- m -->
Zitat:Working in close collaboration with the Navy to provide warfighters a capability that can make a difference at sea in the near term, DARPA decided in January 2012 to focus solely on technology development for LRASM-A, ceasing development of LRASM-B. By consolidating investments to focus solely on advancing LRASM-A technologies, DARPA aims to reduce risk and expedite delivery of cutting-edge capability to the fleet.
Im Grunde war das zu erwarten. LRASM-A setzt mehr auf bewährte Technologien.
Für die US Navy ist es natürlich schade, das man keinen der PJ-10 BrahMos vergleichbaren Seeziel-FK erhält.
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#3
Tiger schrieb:Wohl aus diesem Grund soll LRASM-A im Unterschied zum JASSM-ER mit zusätzlichen Sensoren und anderen Systemen ausgestattet werden.
Rein inhaltlich: Die "zusätzlichen Sensoren" dienen dazu, dass die JASSM überhaupt Seeziele bekämpfen kann. Die zusätliche Ausstattung besteht aus einem Radarsucher zur Erfassung von Zielen, einem IIR-Sucher für die Zielanflugphase, einem Datalink und einem Update für die GPS-Ausstattung.

Übrigens erfolgte im Juli der erste Captive Carriage Test der Sensorsuite der LRASM-A. Erste richtige Flugtests sind für Anfang 2013 geplant, im wesentlichen parallel zu den vorgesehenen Flugtests der JASSM-ER (die ist nämlich auch längst nicht einsatzbereit).

LRASM-A soll im wesentlichen eine vergleichbare Performance zur französischen SCALP Naval bieten.
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#4
Bei diesen Möglichkeiten kann doch niemand ernstlich Fregatten, Korvetten oder Mehrzweckkampfschiffe ohne VLS bauen lassen, oder?
Das wäre ja als ob man Kampfhubschrauber ohne schwenkbare Bordkanonen bestellt.
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#5
Oh da würde mir schon ein Kampfhubschraber einfallen :lol: :lol:
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#6
Seafire schrieb:ohne VLS
Erm, vielleicht nicht ohne RAM und ohne MASS.

ESSM und SM-2 sind jetzt nicht gerade die Waffen der Wahl zur Abwehr eines gestealthten Marschflugkörpers. Das ist ja, als würde der proverbiale Kampfhubschrauber versuchen mit einer IR-ATGM eine Einzelperson auf 100m gezielt zu treffen.

Falls du dich auf die - gecancelte - LRASM-B beziehst, taktische Mach-5-plus-Angriffsflugkörper sind was, was im wesentlichen die nächsten 20 Jahre ein feuchter Traum diverser Raketenfetischisten bleibt. Ist allerdings eigentlich auch ein anderes Thema, auch wer bei entsprechend verwendbaren Grundlagen-Forschungsprogrammen so mitmischt (*ahem*DLR*ahem*).
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#7
Ich glaube auch dass die RAM unverzichtbar sind. Es ging mir sehr langfristig nur um die Möglichkeit SSM im VLS zu platzieren und nicht um die Abwehr dieser mit SAM, die natürlich aus dem selben VLS einsetzbar sind.
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#8
VLS sind für SSM nicht der ideale Startcontainer, insbesondere wenn es sich um "Standardmodelle" an VLS (d.h. Mk41/48/56, Sylver A30/45/70 etc) handelt. Der einzige Vorteil eines VLS ist die alternative Nutzung als Startcontainer für andere Flugkörper (AAW, ASW, LA etc), wobei man aber schon die durchaus deutlich vorhandenen Nachteile abwägen sollte.

Da es praktisch sämtliche SSM* in Form von separaten, auf Freiflächen an Deck vergleichsweise simpel zu montierenden Startern gibt ist ausschließlich im Hinblick auf eine mögliche zukünftige Einrüstung bestimmter SSM der Einbau eines VLS Platz-, Tonnage- und Geldverschwindung.

* Ausnahmen, aus dem Kopf raus sogar abschließend: P700 Granit und Scalp Naval.
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#9
die Scalp Naval ist doch ein Marschflugkörper ?!?
und werden typisch wie auch bspw. Tomahawks aus einem VLS verschossen..
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#10
Ich hab einfach mal schiffsgestützte Landzielflugkörper unter "SSM" mit eingeschlossen. Scalp Naval und die P700 sind die einzigen seegestützten Oberfläche-Oberfläche-Flugkörper, die ausschließlich aus VLS verschossen werden können bzw. für die es keine alternativen eigenständigen Starter gibt. Der einzige andere Flugkörper, der in diese Kategorie passen würde, wurde vor eher kurzer Zeit eingestellt (NETFIRES).

Für Tomahawk gibt es als Alternative den Mk143 Armored Box Launcher. Der wird zwar seit rund 20 Jahren nicht mehr verbaut (und ist seit etwa 10 Jahren nicht mehr im Einsatz), kann aber grundsätzlich eine BGM-109 Tomahawk starten. Das u.a. auf Wikipedia verbreitete Gerücht, dass die aktuelle Baseline IV (TacTom) nicht in den Mk143 passen würde, stimmt nicht. Dies traf ausschließlich auf die erste Liefercharge zu, die auch nicht aus Torpedorohren verschossen werden konnte, wurde aber nachsteuernd korrigiert.
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#11
@kato
Was sind die Nachteile eines VLS als Startbehälter für Seeziel-FK wie LRASM-A?
Immerhin setzt ja auch die russische Marine Seeziel-FK von - wenn auch gesonderten - VLS aus ein, und auch die neuen chinesischen Zerstörer vom Typ 052D werden wohl ihre Seeziel-FK aus VLS einsetzen.
Ich vermute sogar, das sich die US Navy den Start von LRASM aus VLS von der russischen Marine abgeschaut hat.
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#12
warum sollte sich die us-navy da was abgeschaut haben? ich meine nicht, das die us-navy schon seit vielen jahren vls einsetzt. oder denkt man etwa auch über cold-launch-systeme nach?

auf den großen us-zerstörern und kreuzern sehe ich mit der möglichkeit alle flugkörper aus den vls-zellen verschießen zu können einen nicht zu unterschätzenden vorteil übrigens darin absolut frei darin zu sein wieviele flugkörper von welchem typ man mitnimmt (und das komplett ohne das ein gegner diese infos aufklären kann).
wenn man dann tatsächlich mal eine surface action group bilded kann man wenigstens die fehlenden trägergebundenen offensivsysteme durch deutlich mehr ashm in den vls-zellen ausgleichen.
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#13
Tiger schrieb:Was sind die Nachteile eines VLS als Startbehälter für Seeziel-FK wie LRASM-A?
Die JASSM muss für das Mk41 angepasst, genauer verkleinert werden. Der Flugkörper hat, so wie er ist, eine Breite von etwa 64cm (Flügel eingeklappt). Das breiteste was in die Mk41 passt sind die Tomahawk AUR (d.h. im Startcontainer) mit 58cm Breite. Aus dieser Anpassung resultieren auch die nötigen neuen Avionik-Tests mit LRASM-A.

Aus Kostengründen hat die USN übrigens auch nie neuere Harpoon beschafft. Block II/III wären aus VLS startbar.
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#14
Tiger schrieb:@kato
Was sind die Nachteile eines VLS als Startbehälter für Seeziel-FK wie LRASM-A?.
Der Flugkörper steigt beim Start höher als ein Flugkörper, der aus einem konventionellen Starter verschossen wird. Wenn es dumm läuft, steigt er über den gegnerischen Radarhorizont und verrät die Position des Schiffes.
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#15
LRASM fliegt weiter in Richtung Einsatzreife:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.navyrecognition.com/index.php?option=com_content&task=view&id=1406">http://www.navyrecognition.com/index.ph ... ew&id=1406</a><!-- m -->
Zitat:Lockheed Martin LRASM Anti-Ship Missile Scores Second Successful Flight Test

An unmanned target ship demonstrates the effects of the second successful flight test of a Long Range Anti-Ship Missile (LRASM) prototype, conducted November 12 off the coast of Southern California. The test reinforced the results of LRASM’s first successful free-flight transition test (FFTT) on August 27, which verified the prototype’s flight characteristics and assessed subsystem and sensor performance. Both tests achieved all of their objectives after the prototypes used their respective onboard sensors to detect, engage and hit the moving 260-foot target ships with inert warheads.
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