Aufbau von 120mm Mörser
#1
Hallo Ihr Wissenden,

ich würde gerne wissen, wie lange es dauert, bis eine Gruppe einen 120mm Mörser schußbereit aufgestellt hat. Also aus dem zerlegten Transportzustand zusammengebaut, aufgestellt, vielleicht auch die Position erfasst und eingerichtet, ausgerichtet und einsatzbereit hat.
Also bis die erste Granate eingeworfen werden kann.

Das ganze natürlich auch umgekehrt, zum Abbau.

Wenn in Afghanistan die Camps mit Mörserfeuer angegriffen wird, die vieleicht hinter einem Berg versteckt sind, wie können die VErteidiger dann herausfinden, woher das Feuer kommt. Kann man zurück schießen, bevor die Angreifer es schaffen den Mörser wieder abzubauen und die Stellung zu wechseln oder zu fliehen?

Danke für Eure Antworten

Andrea
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#2
Das hängt davon ab, wieviele Aufständische oder Terroristen ihn bedienen. Zunächst muss der Mörser vor Ort gebracht werden, was in unwegsamem Terrain (vermutlich) zu Fuss geschehen würde. Hierbei müssten aber mindestens vier Großteile (Rohr, Bodenplatte, Standbein/Zweibein, Munition) transportiert werden. Alleine das Rohr (ca. 90 – 120 Pfund) und vor allem die Bodenplatte (ca. 120 – 150 Pfund) halten einen einzelnen Insurgenten voll in Atem, vor allem im Gebirge und wenn er diese einzeln tragen muss. D. h. es sollten mindestens vier Mann sein, die das Ding tragen und aufbauen.

Wenn die Angreifer gut trainiert sind, ist es möglich, denn Mörser in ca. 1½ bis 2 Minuten aufzustellen bzw. schussbereit zu haben. Wenn die Gruppe aber dies nachts und bei Furcht vor Sichtung machen muss (also in der Finsternis und im Fels) sind 4-5 Minuten realistischer.

Die danach mögliche Feuerrate ist unsicher, zumeist liegen die Werte zwischen vier und 14 Granaten pro Minute bei einer Reichweite von ca. 6000 bis 7.000 Metern (maximal). Bei Nacht und Stress wird die Präzision aber sicher eher schlecht sein.

Allerdings ist es so, dass ein Mörserabschuss bei Nacht infolge des Feuerschlages recht leicht geortet werden sollte, was einen Gegenschlag innerhalb weniger Minuten wahrscheinlich werden lässt. Durch Gefechtsfeldbeobachtung dürfte auch ein Vier-Mann-Trupp mit Mörser schnell gesehen werden, wenn man halbwegs wachsam ist. Bei Tage ist die Annäherung noch schwieriger, wenn der Gegner das Umfeld im Auge hat. Von anderen Details rede ich mal noch nicht (Luftüberwachung). Daneben gibt es noch artilleristische Ortungsverfahren, die ich mir hier aber mal spare. Es sei so viel gesagt: Man ist in der Lage, Abschüsse und Flugbahnen recht leicht zu verfolgen (wenn gewisse Systeme vor Ort sind)...

Vermutlich ist es dem Trupp insofern nicht möglich, über längere Zeit (hier: Minuten) zu feuern, ohne selbst getroffen zu werden. Es werden 5-6 Granaten abgeschossen, dann muss man sich absetzen (und evtl. das Gerät dort lassen). Ein geordneter Abbau wäre insofern schwer. Das zeigen auch Mörserangriffe der Vergangenheit.

Schneemann.
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#3
Die Beschaffenheit des Bodens dürfte eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Wenn der Untergrund, in dem die Bodenplatte befestigt werden soll hart ist dürfte es eben länger dauern.
Insgesamt ist es wenig verwunderlich, das viele Streitkräfte ihre Mörser heute von umgerüsteten Mannschaftstransportern aus einsetzen.
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#4
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten.

Ich habe in den letzten Tagen etwas im NET recherchiert. Leider wurde nie gezeigt, wie die Mörser aufgebaut werden, aber ich habe trotzdem interessantes gefunden.

Vielleicht interessiert es auch andere und ich wollte die Links hier mal reinstellen:

Hier mal eine Seite wo die Preise spanscher Mörser 60, 81 und 120mm aufgelistet sind.
Bei Preisen von nur 12.900 $ für einen weitreichenden (8250m) 120mm Mörser wird einem klar, warum die für Gueriillakrieger so interessant sind.

http://www.pmulcahy.com/mortars/spanish_mortars.html

Hier nun eine Seite mit Preisen für Mörsergranaten verschiedenster Bauarten, beispielsweise eine HE 120mm für 100$ und eine Infrarotzielsuchende Antipanzer-Granate vom Typ Strix 5000$:

http://www.pmulcahy.com/ammunition/mortar_rounds.html


Nun 2 Videos die, wie ich finde, die Situation von Mörserangriffen in Afghanistan recht gut dokumentieren und meiner Meinung nach die Vorteile eher auf Seiten der Taliban mit Mörsern darstellen.

Zuerst ein Video von den Amis, die aus den Bergen mit einem Mörser beschossen werden. Nach kurzem Einschießen treffen die Taliban mehrere Male in das Camp. Der Artilleriebeschuß der Amis scheint sie nicht daran zu hindern weiter zu schießen. Es ist also fraglich, ob die Artillerie den genauen Standort des Mörsers erkannt hat.

http://www.youtube.com/watch?v=2LKDrZ4x1aA


Nun ein Video aus sicht der Taliban. Die einen amerikanischen Stützpunkt aus einem Wald heraus, mit einem 60mm Mörser beschießen, beschießen.
Die antwrotende Artillerie der Amerikaner trifft sie nicht und die Hubschrauber ballern auch weit entfernt herum in die Büsche, wo sie die Taliban vermuten.
Zu sehen ist, wie einer der Taliban mit einem Funkgerät funkt. Ich vermute er funkt mit einem Beobachter, der die Einschlagsorte durchgibt, damit die Zieleinstellungen des Mörsers, der keine direkte Sicht auf das Ziel hat, zu korrigieren.

http://www.youtube.com/watch?v=A4G0OTXVs3c&translated=1

Da die Taliban eher in kleinen Gruppen arbeiten (vielleicht bis 5 Mann incl Beobachter) scheint mir deren Verlust-Risiko relativ gering zu sein, gegenüber den Alliierten, deren Standorte ja bekannt, groß und leicht zu treffen sind.

Ich halte Mörser für die perfekte Waffe für Aufständige, die in kleinen Gruppen operieren und denen nur geringe Finanzmittel zur Verfügung stehen. Besser noch als RPG und AK47, die in einem direktem Kampf auf Sichtweite auch ein höheres Risiko für die Angreifer darstellen.


Edit: das letzte Video war falsch. War eine einminüte Kurzfassung, ohne Heliangriff. Jetzt ist es das richtige 7 Minütige.
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#5
Agriese schrieb:Ich halte Mörser für die perfekte Waffe für Aufständige, die in kleinen Gruppen operieren und denen nur geringe Finanzmittel zur Verfügung stehen. Besser noch als RPG und AK47, die in einem direktem Kampf auf Sichtweite auch ein höheres Risiko für die Angreifer darstellen.
Naja, der Mörser stellt vermutlich die bessere der beiden Artilleriewaffen dar, welche die Taliban zur Verfügung haben. Die andere sind Kurzstreckenraketen, ähnlich der Kassam. Der Nachteil vom Mörser ist halt - und das sieht man auf den Videos (übrigens besten Dank für die Links!) - dass sich eine Gruppe von Leuten längere Zeit an einer Position aufhalten muss, um Wirkung zu erzielen. Beim ersten Video sieht man es gut, dass ein "Einschiessen" stattfindet, um überhaupt ein Ziel zu treffen. Raketen kann man per Zeitzünder aktivieren, muss also nur vor Ort sein, um die Startschiene auf- und abzubauen.

Eine andere Frage ist die der Effektivität. IEDs sind wesentlich effektiver als Mörser, schnell installiert und offensichtlich auch billig. Sowohl im Irak als auch in Afghanistan sterben wesentlich mehr NATO-Truppen durch IEDs als durch Mörserfeuer. Mit letzeren gelingt allenfalls mal ein lucky punch, d.h. wenn die erste Granate gleich die Basis trifft und dort bspw. ein volles Zelt. Das scheint aber noch nicht passiert zu sein. Bei IEDs ist es hingegen so, dass in Fahrzeugen meist mehr als eine Person ist und die Waffe gegen eine eng beieinander sitzende Gruppe wirkt.
Mit IEDs lassen sich zudem wirksam auch gepanzerte Fahrzeuge bekämpfen, das ist beim Mörser nur mit sehr teurer gelenkter Munition möglich.

Und schliesslich lassen sich mit Mörsern keine Infanteriekämpfe gewinnen. Dazu brauchts Handfeuerwaffen.

Die Mörser sind sicherlich interessant für Aufständische, aber eben nicht alles.
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#6
@agriese

Vielleicht findest du ja hier auch noch was brauchbares...

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globalsecurity.org/military/systems/ground/mfcs.htm">http://www.globalsecurity.org/military/ ... d/mfcs.htm</a><!-- m -->

...auch noch was zur Feuerrate...

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globalsecurity.org/military/systems/ground/mortar-specs.htm">http://www.globalsecurity.org/military/ ... -specs.htm</a><!-- m -->

Schneemann.
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#7
War selber bei der Arie (LARS) Raketenwerfer. Unsere Zeit vom einfahren in die Feuerstellung bis zum ersten Schuß 30-40 Sekunden. Feuern der Vollserie 36 Sekunden (144 Racketen). Ausfahren aus der Feuerstellung 20-30 Sekunden. Damit waren wir einer der schnellsten Einheiten mit diesem Waffen-System.( Danke Hauptfeldwebel Kalf!) Diese Zeiten haben wir auch Nachts oder bei schlechtem Wetter gefahren und natürlich alles mit Kurbel von Hand, selbst die Feuerleitdaten. Mit Ablagen von 200-300 Metern. Aber wir sind 2 Monate nur auf dieses Waffensystem gedrillt worden. Konnten alles Wortwörtlich im "Schlaf". Bezweifle das "Rebellen" solchen Ausbildungstandart erreichen.
Man hat uns beigebracht, das man nach dem Feuerüberfall innerhalb von 30 Sek. die Stellung verlassen muß. Das ist die Zeit die der Gegner zum Gegenschlag braucht.

Hoffe die Infos sind intressant für dieses Thema.
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