Nasenbaer schrieb:Die Fridtjof Nansen ist eine nur Light-Version der F 100. Aber selbst die Fridtjof Nansen ist der Neustrashimij klar überlegen.
Tatsächlich ist die Bewaffnung bei beiden annährend gleich:
Neustrashimij: Antischiffraketenkomplex
Uran mit vier Vierfachstartern für 16 Raketen 3M24 (SS-N-25), Flugabwehrkomplex
Kinzhal (SA-N-9) mit vier Achtfachstartern für 32 Raketen, zwei
Kortik, ein RBU-6000, ein AK-100, sechs integrierte Torpedowerfer und ein Ka-27PL.
Fridtjof Nansen: Acht Kongsberg Naval Strike Missile (NSM), acht Zellen Mk. 41 VLS für 32 ESSM, ein Oto Melara 76 mm Super Rapid, vier Rohre für Stingray-Torpedos.
Während die
Neustrashimij mit Antischifffähigkeiten par exellence aufwarten kann, hat die
Fridtjof Nansen das Aegis-Kampfsystem. Der Kinzhal-Komplex mag die Fähigkeiten des Aegis kaum erreichen, die 32 Raketen sind dennoch ausreichend für die Schiffsverteidigung. Letztendlich nehmen sich beide mit 32 Flugabwehrraketen nichts.
tiger schrieb:Die Neustrashimiy-Klasse war etwa nie für die Luftabwehr entwickelt worden, sondern für die U-Boot-Jagd und Seezielbekämpfung vor allem in der Ostsee. In gewisser Hinsicht ist sie sogar nur ein Versuchsmodell oder gar Prunkstück.
Nicht ganz. Vorausgegangen war dieser Schwachsinn mit den "spezialisierten Überwassereinheiten": Sowremennij gegen Schiffe, Udaloj gegen U-Boote. Die
Sowremennij hätte gegen U-Boote keine Chance gehabt und die
Udaloj hätte gegenüber jeder 1.000-Tonnen-Korvette wie auf dem Präsentierteller gelegen. Als man dann obendrein noch gemerkt hat, das dieser Blödisnn zu teuer wird, hat man beide einfach gekreuzt und ein Multi Role Ship draus gemacht: Heraus kam die
Admiral Tshabanenko (
Udaloj II). Ungeachtet der Tatsache, das man sie erst 1999 in Dienst gestellt hat, ist der Kahn eigentlich DER Zerstörer der WMF, blöderweise aber auch der einzige. Nicht umsonst plant man jetzt auf Udaloj II-Basis den neuen Zerstörer (Projekt 21956).
Die
Neustrashimij wurde nach dem gleichen Prinzip gebaut: 16
Uran oder acht
Moskit (die Werfer sind austauschbar) und die halbe Flugabwehr einer
Udaloj. Nicht umsonst hat man die SA-N-9 installiert. Die findet man auf der
Admiral Kuznetsow, auf der
Udaloj II und den
Udaloj. Das Ziel war nichts weiter, als die Luftverteidigung des Verbandes zusammenzulegen.
Kirow und
Slawa fallen da übrigens raus: Die sollten mit den
Sowremennij zusammen auf CVBG-Jagd gehen.
Zum Versuchsmodell bzw. Prunkstück wurde die
Neustrashimij selbst erst, als man in den Neunzigern an ihr herumwerkelte um neue Export-Systeme auf ihr zu testen. Ihr dürft an dieser Stelle nicht vergessen, das das Projekt 1154.1 auf im Katalog von Rosoboroneksport zu finden sind.
tiger schrieb:Der Bau der Neustrashimiy-Klasse soll teilweise auf erheblichen Widerstand gestoßen sein, was vielleicht auch den schleppenden Bau der Einheiten dieser Klasse erklärt.
Die
Neustrashimij wurde am 25.03.1987 auf Kiel gelegt, lief am 25.03.1988 vom Stapel und wurde am 14.03.1991 übergeben. So schleppend gings also nicht: Der Rumpf wurde binnen einem Jahr zusammengebaut, danach folgten am Ausrüstungskai die Aufbauten mit Elektronik und Sensorik, dann sie Seeerprobung. Wenn man bedenkt, das man an heutigen Fregatten auch vier bis fünf Jahre werkelt, ging das eigentlich schnell.
Die Jaroslaw Mudrij wurde am 27.05.1988 auf Kiel gelegt, 1990 vom Stapel gelassen und blieb letztendlich am Kai liegen, weil das Geld ausging. Letzendlich wurde sie sogar nochmal modernisiert: Man baute sie so um, das man die Systeme der Admiral-Gorshkow-Klasse auf ihr testen konnte und übernahm bei den Waffensystemen und Sensoren nur das neueste bzw. die neuesten Modifikationen. Die ganzen Umbauten dauerten bis etwa 2008 und letztendlich stellte man sie auch deswegen in Dienst, weil die letzte Kriwak der Baltischen Flotte auf dem letzten Loch pfeift.
tiger schrieb:Die Fridtjof Nansen-Klasse wurde dagegen entwickelt, um die weiten norwegischen Seegebiete bis hin nach Spitzbergen und ins Nordmeer hinein zu patrouillieren. Die Größe - und der Mangel der norwegischen Luftwaffe an Kampfflugzeugen - erklärt auch die starke, durchaus offensiv zu nennende Luftabwehrbewaffnung dieser Klasse.
Deswegen sagte ich ja, wenn die Russen schon
Mistral kaufen, sollte man über die
Fridtjof Nansen nachdenken. Die Russen stehen nämlich inzwischen vor dem selben Problem: Sie haben im Norden zu wenig Flugzeuge.
Vorgeschlagene russifizierte Version der
Fridjof Nansen:
S-300FM
Rif (SA-N20) mit 32 Raketen,
Uran mit acht Raketen, 1 AK-100 und angepasste Torpedorohre (533 mm).
Reicht, und in anbetracht der Tatsache, das die Kähne sowieso für dortige Gewässer gebaut wurden, braucht man sich um Kälteresitenz wohl keine Sorgen machen.
Achja, ich hab ja noch was für euch ...
Besonders die WMF zeichnet sich dadurch aus, das man nicht einfach (grob umschrieben) Flugzeugträger, Kreuzer, Zerstörer, Fregatten, und Korvetten hat, sondern seine eigenen Bezeichnungen mit verschiedenen Unterordnungen verwendet.
TAKR = Tjashelij Awianesushij Krejser
Schwerer flugzeugtragender Kreuzer oder auch Flugdeckkreuzer nennt man das einzige Schiff der WMF, das einem Flugzeugträger am nächsten kommt: Die
Admiral Flota Sowetskogo Sojuza Kuznetzow. Durch den Vertrag von Montreux kann die Türkei einem Flugzeugträger die Durchfahrt der Dardanellen verweigern. Blöd also, wenn die einzige Werft für Schiffe dieser Größe im Schwarzen Meer liegt. Was macht man in diesem Fall? Man baue einen Hybrid. Nein, keinen schwimmenden Prius und schon garnicht so hässlich, sondern eine Mischung aus Kreuzer und Flugzeugträger. Anstelle eines Katapultes baut man eine Sprungschanze und installiert eine Zwölferbatterie Antischiffraketen.
TARK = Tjashelij Atomnij Raketnij Krejser
Schwerer Atomgetriebener Reketenkreuzer oder auch Schlachtkreuzer: Dieses Ding kam raus, nachdem man in der guten alten Zeit beschloss, ein Kampfschiff zu bauen, das mit ganzen NATO-Verbänden den Boden aufwischen sollte. Die Kirow-Klasse (Projekt 1144). Antischiff- und Flugabwehrfähigkeiten par exellence, vier ASW-Hubschrauber, Nuklearantrieb und ölbefeuerte Dampfkessel, zwei Monate Seeausdauer. Das Vergnügen war jedoch von kurzer Dauer. Die Unterhaltskosten sorgen dafür, das die
Admiral Ushakow (ex-Kirow) ausgmustert wurde, bevor die
Petr Welikij in Dienst kam. Die Admiral Lazarew verrostet in Bolshoj Kamen und die
Admiral Nakhimow wird bis 2012 modernisiert. Letztendlich bleiben die Dinger nur für das Prestige im Dienst.
RK = Raketnij Krejser
Der normale Raketenkreuzer - in diesem Fall die Slawa-Klasse (Projekt 1164) - eigentlich nichts weiter als die Billig-Alternative zur Kirow-Klasse. Ebenso dazu entwickelt, Löcher in CVBG's zu stanzen, nicht minder schlagkräftig (wird nur noch von der Kirow-Klasse übertroffen), konventionell angetrieben. Drei Schiffe fertiggstellt.
Moskwa bei der Schwarzmeerflotte,
Marshal Ustinow bei der Nordflotte und
Warjag bei der Pazifikflotte. Das vierte Schiff liegt heute noch am Ausrüstungskai in der Ukraine.
BRK = Bolshoj Raketnij Korabl bzw. Eskadrennje Minonosets
Großes Raketenschiff bzw. Eskortschiff, also Zerstörer. Die Sowremennij-Klasse (Projekt 956) mit neun Einheiten fällt darunter, ganz gleich ob davon nur vier wirklich einsatzfähig sind. Gleichwohl die Kähne für Schiffsbekämpfung auf dem offenen Ozean konzipiert sind, sollte man beten, das sie niemals auf sich allein gestellt sind. Zwar fehlt dem Kahn gegen U-Boote und Flugzeuge der Punch aber dafür kann er mit jedem anderen Zerstörer den Boden aufwischen. Dazu kommt die
Admiral Tshabanenko als einzige ihrer Klasse. Für die WMF natürlich DER Zerstörer schlechthin aber nach dem Zusammenbruch der UdSSR unbezahlbar.
BPK = Bolshoj Protiwolodokhnij Korabl
Großes U-Bootabwehrschiff oder ASW-Zerstörer. Udaloj-Klasse (Projekt 1155). Ursprünglich mal 12 Einheiten, vier wurden inzwischen ausgemustert, einer liegt in der Werft. Gänzlich auf die U-Bootabwehr spezialisiert und null Punch gegen Überwasserschiffe.
SKR = Storoshewoj Korabl
Übersetzt Wachschiff, bei uns eigentlich Fregatte und/oder Korvette. Darunter fällt zunächst die Neustrashimij-Klasse (Projekt 1154.1) mit zwei Einheiten. Dann gibt's da die alte Kriwak-Klasse, deren letze drei Schiffe auf dem Weg zur Ausmusterung sind, deswegen erspare ich mir das. Vor kurzem kam die neue Steregushij-Klasse (Projet 20380, weitere vier im Bau) in Fahrt. Und schließlich gibt's da noch die Tartastan-Klasse (Projekt 1166.1) mit einem einzigen Schiff im Kaspischen Meer. Könnte es ebenfalls mit einem Zerstörer aufnehmen, aber die wird man im Kaspischen Meer vergebens suchen.
MRK = Malij Raketnij Korabel
Kleines Raketenschiff. Die am ehesten treffende Bezeichnung bei uns wäre wohl Raketenkorvette, denn für Schnellboote sind diese Biester mit 500 bis 1.000 Tonnen zu groß, um als "Boot" durchzugehen. Sie sind dafür gedacht, trotz beschränkter Größe eine gwaltige Feuerkraft aufzubringen. Offensiv können sie so manche Battle Group zusammenschießen und sollten sie das nicht können, sind sie schnell genug, sich ganz fix aus dem Staub zu machen. Bei der Schwarzmeerflotte verrichtet das Nonplusultra in dieser Klasse seinen Dienst: Die Bora-Klasse (Projekt 1239). 1.050 Tonnen, Katamaranrumpf mit Luftkissen zwischen den Rumpfteilen, CODAG-Antrieb für 55 Knoten und darüber hinaus voll ozeantauglich - sofern ein Tanker in der Nähe ist. Natürlich sind diese Schiffe der Traum einer jeden Küstenflotte, aber selbst für Russland zu teuer. Danach kommt die Nanuchka-Klasse (Projekt 1234.1), die ebenso toplastig wie hässlich ist. Zwar sind die alten Kähne nicht mehr der Renner, reichen aber ebenfalls locker aus, diverse küstennahe Ziele zu Klump zu schießen. Und dann hätten wir da die Tarantul-Klasse. Und da ich jetzt zu faul bin, die Unterschiede zwischen vier Versionen aufzuzählen, wäre ich euch dankbar, wenn ihr euch darüber selbst informiert.
MPK = Malij Protiwolodokhnij Korabl
Kleines U-Bootabwehrschiff oder auch ASW-Korvette. Diese Schiffe dienen dazu, feindliche U-Boote innerhalb der 200-Meilen-Zone zu bekämpfen. Der neueste Vertreter ist die Grisha V-Klasse (Projekt 1124M) mit 28 Einheiten. Mit 31 Knoten relativ schnell, allerdings sind die Dieselmotoren so laut, das sich jedes U-Boot im Umkreis von 50 km ohnehin fernhalten wird. Ein weitere und sehr interessanter Vertreter dieses Typs ist die Parchim-Klasse (Projekt 133.1). In der DDR entwickelt und auch gebaut wurden 12 Schiffe dieser Klasse an die Baltische Flotte ausgeliefert. Von denen sind noch sieben im Dienst, nachdem die
Bashkortostan 2007 abgefackelt ist. Mit 24 Knoten relativ langsam und ebenso laut wie die Grisha-Klasse. Der dritte Vertreter der MPK's ist die Pauk-Klasse mit 18 Einheiten, die jedoch größtenteils den Grenztruppen unterstehen. Man sollte dabei aber nie vergessen, das bei Sub vs. Surface bis jetzt immer das U-Boot gewonnen hat (zumindest nach WWII).
Das war jetzt erstmal ein kleiner Überblick über die wichtigen Schiffstypen der WMF. Demnächst geht's mit den U-Booten weiter.
Zitat:Die Schwarzmeerflotte kann wieder über ihren FK-Kreuzer KERCH verfügen. Das zur KARA-Klasse gehörende, bereits 35 Jahre alte Schiff wurde nach Abschluss von Reparatur und Modernisierung am 25. Dezember als „operativ wieder voll einsatzklar“ in die Einsatzgruppe der Schwarzmeerflotte integriert.
Übrigens interessant, das man diesen Eimer noch nach einer ukrainsichen Stadt benennt, obwohl die Ukraine alles daran setzt, die Flotte aus Sewastopol rauszuekeln.