(Europa) Österreichisches Bundesheer
#91
muck:

Zitat:Persönlich halte ich das Konzept des unterschallschnellen "Hilfsjägers" für eine Totgeburt.

Sehe ich nicht so, denn gerade für eine reine Luftpolizei ist das völlig ausreichend. Das Problem ist hier eher die Quantität, wie hier ja schon von anderen angesprochen.

Allgemein:

Wurde / wird in Österreich eigentlich eine Beschaffung von T-7 aus den USA diskutiert ? Zumindest wurde dieses System in Anfragen im österreichischen Parlament genannt:

https://www.parlament.gv.at/dokument/XXV...03883.html

Zitat:7. Wie viele Hersteller von Jets wurden im Rahmen der Beschaffung einer Nachfolge des Jets Saab 105 angefragt bzw. an wie viele Hersteller ist ein entsprechender Request for Information (RFI) ergangen?

a. Wurde der Hersteller Saab, der gerade mit Boeing den Jet-Trainer T7 entwickelt, im Rahmen der Beschaffung einer Nachfolge des Jets Saab 105 angefragt?

Wäre die T7 nicht die bessere Option für Österreich ?

Wie sind aktuell die Chancen der L39NG ?
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#92
(09.08.2024, 21:38)Quintus Fabius schrieb: Sehe ich nicht so, denn gerade für eine reine Luftpolizei ist das völlig ausreichend.
Wie könnte das ausreichend sein? Ich verstehe nicht.

Stellen wir uns vor, ein von Frankfurt nach Kreta in den Urlaub düsender Airbus A320 überfliegt Österreich, ohne mit Austrocontrol zu kommunizieren. Alpha Scramble.

Die Luftstraßen kann man sich auf ADS-B Exchange angucken, auch die durchschnittlichen Geschwindigkeiten.

Es geht also durch den FIC-Sector South, bei Salzburg, die Flugzeuge fliegen dabei etwa Mach 0,65.

Der Alarmstart der bereitstehenden Rotte erfolgt nach frühestens 5 und spätestens 15 Minuten. Die Distanz vom Fliegerhorst in Zeltweg zum geographischen Mittelpunkt der Luftstraße beträgt mindestens 150 km. (Der Flieger kann ja nur dann an der Grenze abgefangen werden, wenn die Situation mit ausreichend Vorlaufzeit bekannt war, der Funkverkehr also bereits über Deutschland abgebrochen war.)

Jeder kann sich nun selbst ausrechnen, wie lange ein maximal Mach 0,91 schnelles Flugzeug von Zeltweg aus zu dem Kontakt bräuchte, und wie lange ein Flugzeug wie eine Typhoon.

Ich denke nicht, dass solche Flugzeuge wirklich dafür geeignet sind, irgendetwas schnelleres als General Aviation abzufangen. Mir gilt dafür insbesondere als Hinweis, dass niemand sonst auf der Welt dieses Konzept wirklich verfolgt. In Irland z.B. wurde vor ein paar Jahren in Überlegungen des Verteidigungsministeriums zur Anschaffung von Abfangjägern explizit ein subsonischer "Abfangjäger" als ungenügend verworfen, und dann das komplette Projekt eingestampft, weil für die stattdessen favorisierten 12 Gripen kein Geld da war.

Auch auffällig ist, dass die Ukrainer niemals um die Lieferung von subsonischen Strahltrainern gebeten haben, um ihre MiG-29 bei der Jagd auf Marschflugkörper und Drohnen zu entlasten, obwohl ein Flugzeug wie die M-346 politisch viel leichter zu bekommen gewesen wäre als F-16 und Mirage 2000.

Das Grundproblem aus meiner Sicht ist der Ressourcenkonflikt. Ein Strahltrainer macht natürlich Sinn, aber warum das teure High End-Produkt M-346 mit dem Argument, es sei für eine nirgends sonst angefragte Nischenfähigkeit geeignet, während es trotz Geldsegen immer noch an allen Ecken und Enden Mängel gibt?

Da rüste ich doch lieber mal meine verstümmelten Typhoons auf oder stopfe kritische Fähigkeitslücken, als mir ein solches Einhorn zu leisten wie einen "Hilfsjäger", dessentwegen ich anderswo Abstriche machen muss.

Und ich gehe jede Wette ein: Wird die M-346 gekauft, werden die Typhoons ausgemustert. Das war bereits vor 2022 der Plan von Grünen, SPÖ und NEOS, und an diesen Plan wird man sich mit Sicherheit erinnern, wenn der Schilling in ein paar Jahren nicht mehr ganz so locker sitzt wie jetzt.
(09.08.2024, 21:38)Quintus Fabius schrieb: Allgemein:

Wurde / wird in Österreich eigentlich eine Beschaffung von T-7 aus den USA diskutiert ? Zumindest wurde dieses System in Anfragen im österreichischen Parlament genannt:

https://www.parlament.gv.at/dokument/XXV...03883.html


Wäre die T7 nicht die bessere Option für Österreich ?

Wie sind aktuell die Chancen der L39NG ?
Die T-7 wurde heuer wegen Projektrisiken verworfen, den Link finde ich gerade nicht mehr.

Der L-39NG wurde faktisch eine Absage erteilt. (Was natürlich nur möglich ist, weil es sich um ein G2G-Geschäft und kein offenes Bieterverfahren handelt, ansonsten wären solche Aussagen schnell vor Gericht.) Der Planungschef im BMLV, Generalleutnant Hofbauer, sagte dem 'ORF' wörtlich: "Die Fähigkeitsanforderungen, die wir gestellt haben, an das Flugzeug, sprechen, aus der planerischen Sicht, eher für das italienische Modell. Weil’s das leistungsfähigere ist." (Quelle)

Ich verstehe nicht, warum Aero Vodochody nicht mit der L-159 ins Rennen gegangen ist, die dem Fähigkeitsprofil besser entspräche.
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#93
(10.08.2024, 03:14)muck schrieb: Ich verstehe nicht, warum Aero Vodochody nicht mit der L-159 ins Rennen gegangen ist, die dem Fähigkeitsprofil besser entspräche.

Weil die L-159 nicht mehr produziert wird. Aero Vodochody arbeitet schon seit einigen Jahren an dem Nachfolgemodell L-259 bzw. F/A-259 und sucht dafür immer wieder auch neue Partner (unter anderem geisterte ja auch die Ukraine mal durch die Medien). Das Programm macht bisher nach außen nur langsame Fortschritte. Vor zwei Jahren flog die L-159 T2X als Testträger zum ersten Mal, neue Avionik, neue Tragflächen, beworben aber vor allem als mögliche Nachrüstung für Bestandskunden (primär Draken International). Es ist schwer einzuschätzen, wie weit die Gesamtentwicklung fortgeschritten ist, hinsichtlich von Neuproduktionen geht es jedenfalls immer nur um L-39NG.
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#94
Muck:

Auch ein EF wird in ganz vielen Szenarien schlicht und einfach zu langsam sein und das Flugzeug nicht mehr rechtzeitig erreichen können. Dazu kommt noch die Problematik, dass man von solchen "Hochleistungsmaschinen" nur sehr viel weniger haben kann und davon dann immer nur noch weniger in der Luft. Gerade eben deshalb auch die Konzentration dieser Maschinen auf einen oder wenige Stützpunkte.

Entsprechend ist die Antwort auf deine Frage eine größere Zahl an Maschinen und eine größere Dislozierung derselben, so dass man diese also in Grenznähe an mehreren Orten stationiert, damit die Distanz zum Abfangen viel kürzer ist und die Geschwindigkeit damit völlig ausreichend.

Im übrigen bedarf der EF für sehr hohe Geschwindigkeiten entsprechende Höhen und Bedingungen. Der Geschwindigkeitsvorteil relativiert sich auch dadurch noch weiter. Desweiteren bedeutet eine extrem hohe Geschwindigkeit im Anflug über eine gewisse Strecke eine deutlich reduzierte Standzeit im Einsatzraum. Sehr schnell kommt man hier dann an Grenzen was die mögliche maximale Einsatzzeit angeht.

Besser mehr Flugzeuge, die weniger Kosten und mehr in der Luft sind, und dafür diese an mehreren Standorten von denen aus sie wesentlich schneller am entsprechenden Luftkorridor sind.

Noch ein paar Punkte: die M346 kostet in der Beschaffung nur ungefähr ein Viertel im Vergleich zu einem Überschall-Jäger und im Unterhalt ungefähr ein Sechstel und sie verbraucht sehr viel weniger Sprit. Und sie kommt sogar schneller vom Boden hoch in dem Sinne, dass ihr Triebwerk in 30 Sekunden startfähig ist. Zwischen den Bergen kann man zudem ohnehin nicht Überschall fliegen - und man bedenke in diesem Kontext zudem auch noch, dass man nicht nur sehr schnelle große Verkehrsmaschinen bedenken sollte, sondern auch Sportflugzeuge, Drohnen, Selbstmordangreifer die eine kleinere Maschine sehr tief durch die Täler fliegen - beladen mit Sprengstoff usw. Erklär mir mal, wie du solche Ziele mit einem EF im Überschall abfangen willst ?!

Natürlich kann eine M346 nicht alle Luftpolizeilichen Aufgaben erledigen, aber sie kann fast alle erledigen.
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#95
Eine Ende der Auswahlrunde?
Leonardo-Jets für Rüstungsdirektion alternativlos
Zitat: Nach der jüngsten Kritik an der Beschaffung für die Nachfolge der Saab 105 hat das Verteidigungsministerium die Typenentscheidung für die M-346FA Unterschall-Jets als alternativlos bezeichnet. Laut der Rüstungsdirektion hat nur der Jet des italienischen Herstellers Leonardo alle 78 Leistungskriterien erfüllt, die beiden anderen Mitbewerber lediglich 61 bzw. 26. Der endgültige Preis steht noch nicht fest, ein verbindliches Angebot, um das man ersucht habe, sei noch ausständig.

Die Verantwortlichen im Ministerium rechnen damit, dass dieses Ende Juni vorliegen wird. Erst dann wisse man, was der Flieger mit allen technischen Anforderungen tatsächlich kosten wird. Bei der Beschaffung handelt es sich um ein Government-to-Government-Geschäft mit Italien, das wiederum mit Leonardo verhandelt.

Klare Trennung von Planung und Beschaffung

Bei der Typenentscheidung habe es eine klare Trennung zwischen Planung und Beschaffung gegeben, wie in der Rüstungsdirektion versichert wird. Der Planungschef habe mit seinen Experten die operativen Anforderungen festgelegt, die dann in eine technische Leistungsbeschreibung geflossen sind. Mit dieser sei man dann an den Markt herangetreten, und abseits der M-346 habe es nichts Vergleichbares gegeben, heißt es.

Die Kritik, wonach man sich auf einen Anbieter aus Europa eingeschränkt habe, weist man im Ministerium zurück. Schließlich dürfe man nur außerhalb des EWR-Raumes beschaffen, wenn kein vergleichbares europäisches Produkt vorliege. Generell sei man bei Rüstungsgeschäften auf den EWR- bzw. den transatlantischen Raum fokussiert, Geschäfte mit Russland oder China seien ausgeschlossen.
...
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#96
Die Debatte ist mal wieder so typisch österreichisch.

Ganz abgesehen davon, dass die Auswahlkriterien an sich fragwürdig sind (niemand außer Österreich will einen "Hilfsjäger"), ist es absolut lächerlich, hier etwas von Korruption zu fabulieren, nur weil Österreich für ein besseres Produkt 2025 mehr Geld bezahlt als andere Staaten, die ihre Kaufentscheidung früher getätigt haben (Stichwort: Inflation).

Angesichts der Haushaltslage stehen Linke, Pazifisten und rechte Neutralisten in gewohnter Einmütig dem gemeinsamen "Feind" gegenüber: dem Bundesheer.
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#97
Französisches Forum
Zitat:In Bezug auf die Stückkosten des von Österreich erworbenen M346FA präzisiert der Artikel in Der Standard nicht, dass dieser Kauf Folgendes umfasst:
- 1 kompletter Missionssimulator (FMS)
- 1 Einheits-Trainingsgerät (ULTD)
- LVC-Systeme (Live Virtual Constructive) sowie Pakete für die Missionsplanung und -nachbesprechung
- 8 Waffengondeln für 20-mm-Maschinenkanonen von Nexter;
- Raketenwerfer LAU-32
- SPEAR-AECM-Gondeln für die elektronische Kriegsführung;
- 12 Helmdisplays (HMD) und IFF-Abfragesysteme;
- Komplette Ausbildung der Piloten und technischen Einsatzkräfte.
- Integration der IRIS-T-Rakete
- Integration von LINK16
https://aresdifesa.it/austria-acquisisce...verso-g2g/
https://www.rid.it/shownews/7306/m-346-f...in-opzione
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#98
Zitat:In Bezug auf die Stückkosten des von Österreich erworbenen M346FA präzisiert der Artikel in Der Standard nicht, dass dieser Kauf Folgendes umfasst:
Natürlich nicht. Es geht ja auch nicht um Information, sondern um politischen Meinungskampf.
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