08.09.2011, 00:36
Das Problem ist wie so oft die Korruption die den ganzen Staat bis nach oben hin verotten läßt.
Nigeria
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08.09.2011, 00:36
Das Problem ist wie so oft die Korruption die den ganzen Staat bis nach oben hin verotten läßt.
08.11.2011, 15:50
Bereits vor zwei Tagen geschehen...
Zitat:Mehr als 60 Tote in Nigeria<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/mehr-als-60-tote-in-nigeria-radikalislamistische-gruppe-boko-haram-bekennt-sich-zu-anschlaegen-11518555.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/mehr ... 18555.html</a><!-- m --> Schneemann.
28.12.2011, 13:22
Zu den Anschlägen auf Kirchen an den Weihnachtsfeiertagen, bei denen wohl um die 40 Menschen getötet wurden...
Zitat:Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/terrorgruppe-boko-haram-in-nigeria-sprengkraft-des-glaubens-1.1244165">http://www.sueddeutsche.de/politik/terr ... -1.1244165</a><!-- m --> ...und... Zitat:Anschläge auf Kirchen<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/anschlaege-auf-kirchen-nigeria-will-islamisten-energisch-bekaempfen-11580689.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ansc ... 80689.html</a><!-- m --> Ich muss sagen, dass ich es etwas komisch finde. Es mag sein, dass die meisten diese Meldungen übersehen haben, auch vielleicht wegen des Weihnachtsgetöses. Aber hier ermorden militante Islamisten 40 Menschen, bomben Kirchen in die Luft - und nirgendwo steht was im Forum, nicht mal im "Islamistischer Terror"-Thread. Wenn hingegen irgendwo in Israel eine Siedlung gebaut oder eine neue 9/11-Verschwörungstheorie kolportiert wird, so ist dies sofort eine Meldung wert. Kann es sein, dass man aus irgendwelchen Gründen hier die Augen zumacht? Schneemann.
31.12.2011, 11:10
der bekannte Terror in Nigeria ist gegenseitig
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nigeria-mindestens-fuenf-tote-bei-anschlag-nahe-moschee-11586350.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 86350.html</a><!-- m --> Zitat:Nigeriaund Resultat einer seit Jahrhunderten andaurnden Konkurrenz von Wüsten-, Steppen-, Hirten- und Bauernvölkern, die zu allem Unglück auch noch unterschiedlich missioniert wurden - im Norden durch den Islam, im Süden durch christliche Missionare. Das führt nicht zur Bildung einer gemeinsamen Identität als "Nigerianer". Allerdings ist anzumerken, dass auch der gemeinsame (sunnitische) Islam im land der Fur - in Darfur (Sudan) nicht zur Bildung einer gemeinsamen Identität führt. Auch die "Umma" besteht im geographischen Sudan (der vom Atlantik bis zum Roten Meer reicht) nur theoretisch. Insofern ... ja, es ist schlimm, was in Nigeria und den anderen Ländern der Region passiert, und - nein, ich denke nicht, dass wir genug Platz haben, um jeden Mordanschlag der Region zu melden. Wir können es uns ersparen, sämtliche Gräeltaten zwschen dem Atlantik (Liberia) und dem Roten Meer (Somalia) wieder zu geben.
01.01.2012, 19:15
Zitat:Insofern ... ja, es ist schlimm, was in Nigeria und den anderen Ländern der Region passiert, und - nein, ich denke nicht, dass wir genug Platz haben, um jeden Mordanschlag der Region zu melden. Wir können es uns ersparen, sämtliche Gräeltaten zwschen dem Atlantik (Liberia) und dem Roten Meer (Somalia) wieder zu geben.Naja, wenn es ging ja auch nicht um "jeden Mordanschlag". Es ging mir um die Verhältnismäßigkeit und ja, auch um eine gewisse Einseitigkeit. Über Israel wird man nicht müde, jeden kleinsten Zwischenfall hervorzuheben, selbst wenn es nicht mal Opfer gab, sondern nur um z. B. eine Luftraumverletzung ging. Wenn aber etwa in Afghanistan die NATO versehentlich Zivilisten tötet (wohlgemerkt: versehentlich, nicht gezielt!), so gibt es oft einen Terz und es wird ein Popanz über den (vermeintlichen) "westlichen Massenmord" aufgeblasen. Wenn aber 40 Christen von Muslimen in Nigeria ermordet werden, wenn in Ägypten ein muslimischer Mob Kirchen anzündet und mehr als ein Dutzend Leute totschlägt, wenn im Irak Christen massiv gegängelt werden, dann hält sich der Protest doch in argen Grenzen. Teils wird es auch gar nicht zur Notiz genommen. Und wenn es doch mal angesprochen wird, so kommt beinahe schon reflexhaft-masochistisch der Hinweis, dass es ja auch eine wie auch immer geartete Schuld der Gegenseite gäbe. Hingegen wird z. B. dies bei einem Verbrechen an Muslimen nie angeführt. Aus dem Irak sind z. B. seit 2004 rund 400.000 Christen geflohen oder vertrieben worden. Interessiert irgendwie kaum jemanden. Kurz: Ich bin über diese Blindheit auf dem einen Auge manchmal immer wieder überrascht. Hier im Forum scheint es Leute zu geben, die wohl auch dann noch, selbst wenn sie selbst Opfer eines Anschlags radikaler Muslime werden würden, auf dem Sterbe- oder Verwundetenbett nach einer Erklärung und Entschuldigung suchen würden, weswegen der "arme" Attentäter wohl dazu gezwungen wurde... Schneemann.
01.01.2012, 20:21
:!: OT-on:
@Schneemann: diese Differenzierung hat sicher auch etwas damit zu tun, dass die Tätigkeit der NATO unmittelbar auch Deutschland als NATO-Mitglied berührt, und Israel auch als "westlicher Staat" gilt, an den man höhere Anforderungen stellt als an einen zurück gebliebenen afrikanischen Vielvölkerstaat. Bei Israel mag auch die jüngere Geschichte mit eine Rolle spielen - aufgrund der durch die Shoah beschleunigten Auswanderung europäischer Juden fühlt man (die Kritiker sind überwiegend nciht der konservativen Bevölkerung zuzuordnen) sich irgendwie auch mitverantwortlich für die Folgen, die dadurch auf die einheimische Bevölkerung, die Palästinenser, entstanden sind. Und die Kritik an Israel könnte dann etwas damit zu tun haben, dass sich die Kritiker unbewusst von den Folgen distanzieren und dafür nicht auch noch die Verantwortung übernehmen wollen. OT-out: :!: zurück nach Nigeria: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/nigeria346.html">http://www.tagesschau.de/ausland/nigeria346.html</a><!-- m --> Zitat:Nach Anschlägen auf Christen
02.01.2012, 00:34
Antwort mit Oot bezug:
Zitat:Wenn aber 40 Christen von Muslimen in Nigeria ermordet werden, wenn in Ägypten ein muslimischer Mob Kirchen anzündet und mehr als ein Dutzend Leute totschlägt, wenn im Irak Christen massiv gegängelt werden, dann hält sich der Protest doch in argen Grenzen Was will man den machen? Essen/Hilfsgüter einstellen und alle verhungern lassen? War on Terror und als Bösewicht dastehen? Christliche Militanten ausrüsten oder gar nen neuen Kreuzzug? Egal was wir machen, es gibt wie du sags genug Leute die mit spezifischen Argumenten (je nach Land) wie ehmalige Kolonie, Nazi, oder anderen Geschichtserben direkt alles in einge gewisse "Sind doch selbst Schuld" Mentalität einordnen. Gepaart mit dem Gutmenschen der nur Frieden will und in naher Zukunft hungert damit weitere 3 Mrd Menschen auf der Welt platz haben (und trotzdem nicht genug zu Essen haben) ist das halt ein sehr stressiges Thema. Ich mein solln wir aus Rache zum nächsten Zuckerfest, oder was auch immer, Mosheen sprengen und anzünden? Gibt ja schon Tote wenn man nur Mohammed als Strichmännchen zeigt....
02.01.2012, 00:37
Was war denn das für eine Antwort? Da würde Anonymus ja ob schon alleine der Grammatik die Hände über dem Kopf zusammenschlagen...
Schneemann.
02.01.2012, 15:39
War ja klar.
Zitat:Islamistische Sekte droht Christen mit Ultimatum Schneemann schrieb:Was war denn das für eine Antwort? Da würde Anonymus ja ob schon alleine der Grammatik die Hände über dem Kopf zusammenschlagen... Wenn ich noch einem im Tee hab, dann ist mir die Grammatik relativ egal. 35% mit dennen ich Umgang habe, wissen nichtmal was Grammatik bedeutet und andere 50% haben ihren Abschluss im schlechten Türk-Deutsch(oder andere Sprachkombinationen) gemacht. Die restlichen 15% sind auch nicht die Welt. Man passt sich halt der Mehrheit an oder man geht unter. Ansonsten wars eine Antwort wie jede andere auch. Vielleicht nicht die blumigste oder neutralste aber es war eine Antwort. Was willst du den gegen den Christenhass in solchen Regionen unternehmen? Einmaschieren geht nicht. Andere afrikanische Länder wie in Somalia einmaschiern lassen auch nicht. Also lieber Schneemann sag mir wie willst du das Christenmorden in solchen Gegenden verhindern? In dem du wie z.b. Erich immer wieder an das gute im Menschen appeliers? (Nicht böse nehmen Erich, bis mir als erstes eingefallen.) Tja shit happens, klappt da "unten" leider nicht. Weitere Hilfslieferungen und dann hoffen das sich dort alles von selbst regelt? Cool belohnen wir sie quasi noch für ihr töten. Frei nach dem Motto: "Wenn der Magen knurrt mal mit dem Säbel rasseln." Das dass sehr gut funktioniert sieht man jedes Jahr an Nordkorea. Wie du so schön sagtes: Schneemann schrieb:Und wenn es doch mal angesprochen wird, so kommt beinahe schon reflexhaft-masochistisch der Hinweis, dass es ja auch eine wie auch immer geartete Schuld der Gegenseite gäbe. Man kann nix dran ändern, und bei einer Konversation schiebt man sich lieber selbst die Schuld in die Schuhe. Also da es sich nicht von selbst regelt und Gespräche eher wenig bzw gar nix bringen... Wie würde deine Lösung zu dem Problem aussehen? :?:
02.01.2012, 16:24
Das Probem ist, dass es garnicht darum geht ob wer Christ oder Muslim ist. Es sind Stammesfehden, wo die Stämme zufällig unterschiedliche Religionen haben, wie Erich schon schrieb. Das beste Beispiel ist Sudan. Religion spielt garkeine Rolle, sondern ist nur Schmuck am Nachthemd.
Und deswegen ist der Vergleich auch hinkend. Wenn du eine andere Stammesfehde aufzeigst, wo mehr drüber berichtet wird als über Nigeria, dann können wir drüber reden. Aber das wird vermutlich eher nicht der Fall sein.
02.01.2012, 19:17
Und es geht wieder los, das Monster namens Islamophobia steigt aus seinem stinkenden Loch....
@tienfung Dir ist schon bewusst, dass es sich um eine Sekte handelt und nicht um "die" Muslime Nigerias ? Sekten werden nicht ohne Grund als solche bezeichnet. Sie sind nicht anerkannte Gruppierungen, die sich auf etwas berufen, was ihnen die Masse abspricht. Wenn es "die" Muslime Nigerias wären, die Christen zu ihren Feinden erklären würden, sähe die Lage da ganz anders aus. Samun hat wohl den wichtigsten Grund genannt, weshalb es von Außen- wie von Innen einfach ist, ihnen die islamische Komponente abzusprechen: Es sind Stammesfehden, die sich der Religion bedienen, um ihre Anhänger zu fanatisieren und dem Kampf einen "heiligen" Charakter zu verleihen, um ihn zu legitimieren. Das gleiche Prinzip nutzt auch die "Lord's Resistance Army". Würdest du konsequent sein in deiner Argumentation, dass die Boko Haram und ihre Untaten islamisch oder vom Koran gedeckt seien, müsstest du auch der Meinung sein, dass es sich beim Folgenden um christlich-biblisch legitimiertes handeln müsse: Zitat:Die Lord’s Resistance Army, LRA („Widerstandsarmee des Herrn“) wurde 1987 gegründet und ist eine paramilitärische Gruppe unter der Führung von Joseph Kony, die im Norden Ugandas gegen die Regierung Musevenis und für die Errichtung eines Gottesstaates kämpft, der auf den christlichen Zehn Geboten basieren soll. (Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Lord%E2%80%99s_Resistance_Army">http://de.wikipedia.org/wiki/Lord%E2%80 ... tance_Army</a><!-- m --> ) Zitat:Für regionales Entsetzen sorgte auch der Überfall auf ein Dorf, bei dem den Opfern Hände und Köpfe abgehackt und diese Körperteile anschließend gekocht wurden. Die Überlebenden mussten dann davon essen und trinken.(Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/die-untaten-der-lords-resistance-army-haende-und-koepfe-abgehackt-1.479302">http://www.sueddeutsche.de/politik/die- ... t-1.479302</a><!-- m --> ) Wie du sicher erahnt hast, hat die LRA und das was tun und wofür sie stehen, nicht nur wenig, sondern gar nichts mit dem Christentum zu tun. Daher kann man diese Gruppierung auch nicht "dem" Christentum oder "den" Christen zuordnen, nur weil sie sich darauf berufen. Sie sind Verbrecher, Terroristen und Mörder und das gleiche gilt für Boko Haram. Man muss diesen Konflikt unbedingt vom religiösen trennen. Das wäre die erste und wichtigste Maßnahme, um ihm seine Sprengkraft zu nehmen. Boko Haram und Konsorten wollen ja, dass man es als Religionskampf sieht. Paramilitärische/Terroristische Organisationen ohne Religionskomponente bekommen weder die Aufmerksamkeit, noch erzielen sie so viel Spaltung zu ihren Gunsten, wie die oben genannten. Vllt solltest du mal 1-2 Ecken weiterdenken, als der übliche Bild-Leser. Ist das nicht auch im Sinne deiner Anonymus Freunde ? Zitat:Wenn ich noch einem im Tee hab, dann ist mir die Grammatik relativ egal. [...] Man passt sich halt der Mehrheit an oder man geht unter. Dann pass dich bitte der Mehrheit unseres Forums an, die sich bei aller Unvollkommenheit dennoch bemüht ein halbwegs ansehnliches Niveau im sprachlichen sowie inhaltlichen beizubehalten. Danke.
02.01.2012, 20:00
Ob es sich nur alleine um ein Sektenproblem handelt, bleibt abzuwarten...
Zitat:Islamismus in Nigeria<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2012/01/Nigeria">http://www.zeit.de/2012/01/Nigeria</a><!-- m --> Insofern: Die Gruppe ist sicher nicht sonderlich groß, aber sie wächst und knüpft Kontakte zu anderen radikalislamischen Gruppen. Es kann also sein, dass aus den sogenannten Sektenmassakern bald mehr wird... Schneemann.
02.01.2012, 20:10
Ich würde sie im Zweifelsfalle nicht einmal als Sekte bezeichnen, sondern ganz einfach als Terroristen. Sie arbeiten wie ähnliche Organisationen, vertreten eine ähnliche Ideologie und stehen wie du gepostet hast auch im direkten Kontakt zu ihnen.
05.01.2012, 22:05
Zitat:Sekte Boko Haram<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/sekte-boko-haram-die-karriere-der-nigerianischen-koranschueler-11592381.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 92381.html</a><!-- m --> Schneemann.
05.01.2012, 23:14
Peter Scholl-Latour schreibt in seinem neuen Buch "Arabiens Stunde der Wahrheit - Aufruht an der Schwelle Europas" auf Seite 156:
Zitat:Seit dem Jahr 2000 ist es in Nord-Nigeria fast täglich zu schweren interreligiösen Ausschreitungen gekommen. Zahlreiche Kirchen, aber auch Moscheen, wurden abgebrannt.Boko Haram ist also kein neues Problem, sondern Bestandteil eines massiven ethnischen Konflikts in Nigeria, de sich - wie Scholl-Latour anschließend schreibt - zu einer "dramatischen Spaltung" entwickeln könnte "...wie sie von Khartum gerade eingeleitet wurde." Und der von beiden Seiten voran getrieben wird. Es ist also einäugig oder halbblind, nur auf die Untaten der einen Seite zu schauen. Schneemann, ich habe auch etwas Probleme damit, wenn man ethnische Konflikte, die es entlang aller Überschneidungsgebiete (Bruchzonen) gibt, unter dem Stichwort "Koranschüler", "Taliban" und "islamischer Terrorismus" vereinheitlicht. Ja, es gibt Konflikte im Randgebiet der Umma - vom Balkan (Zerfall Jugoslawiens) über den Kaukasus bis hin zu den zentralasiatischen Staaten, in China wie auf dem indischen Subkontinent und natürlich in der Sahel-Zone Afrikas, dem geographsichen Sudan zwischen Atlantik und Rotem Meer. Aber es ist sehr pauschal, dies so zu verschlagworten. In Jugoslawien gab es genauso Zerfallsbewegung zwischen Katholien (Kroaten) und Orthodoxen (Serben) wie zwischen Muslimen (Bosniaken) und Orthodoxen (Serben), und der Konflikt zwischen Serben und Albanern ist weniger ein religiöser denn ein ethnischer Konflikt. Die Konflikte im Kaukasus sind nicht religiös motiviert, sondern haben ethnische Ursachen - es handelt sich um Völker, die seit Jahrtausenden konkurrieren und heute zufällig dann auch noch andere religiöse Orientierungen haben. Die Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien in Zentralasien (klassisches Beispiel: Afghanistan) spielen sich innerhalb der islamischen Gemeinschaft ab, genauso wie in Darfur. Es handelt sich um rein ethnische Konflikte, wobei die Paschtunen sich der extrem strengen Lehre der Deoband-Universität von Nordindien in Verbindung mit der (ursprünglich US-geförderten) wahabitischen Indktrination geöffnet haben. In Darfur findet auch ein ethnischer Konflikt zwischen sunnitischen Völkern statt. Und in Nigeria? Ich zitiere wieder Scholl-Latour (a.a.O., S. 143) Zitat:...und damit spricht Scholl-Latour genau das Problem an, das heute zu den angeblich "islamischen Taliban" führt. Durch die europäische Kolonisation wurde ohne Rücksicht auf die örtlichen Ethnien ein Verwaltungsgebiet geschaffen, das miteinander verfeindete Völker zusammen fasste. Und aus diesen Verwaltungsgebieten sind selbstständige Staaten geworden, in denen immer noch die gleichen untereinander verfeindeten Völker leben. Diese Völker befinden sich im Dauerkonflikt. Die religiöse Orientierung (christlich und islamisch) dient der eigenen Identifikation, der "Selbstorientierung" dieser Ethnien. Sie ist Auswirkung und nicht Ursache einer Auseinandersetzung, die in einen ethnischen Bürgerkrieg münden kann. Es geht nicht um "Muslim" gegen "Christen" sondern um "Haussa" gegen "Yoruba", die beide zufällig auch noch unterschiedliche religiöse Orientierungen haben - und daran dann als "die Feinde" festgemacht und identifiziert werden können. Einige Kilometer weiter östlich beweist Darfur, dass es im Kern gerade eben um keinen religiösen Konflikt geht. Dort stehen sich (in stärkerem Maße als in Nigeria) sunnitische Ethnien gegenüber, die sich nicht nur durch die Lebensweise - Hirten und Bauern - sondern auch noch durch die Sprache und die intensivere oder weniger intensive Pigmentierung der Haut unterscheiden. Und der Konflikt spielt sich auch innerhalb der Ethnien ab - zwischen moderaten, auf Ausgleich bedachten Führern wie dem von Scholl-Latour erwähnten Emir von Kano, und den jugnen Heißspornen, die sich in sektierersichen Jugendbanden zusammen schließen, und dann (die Hells Angels lassen grüßen) auch über die staatlichen Grenzen hinweg Kontakte zu gleich gesinnten Jugendbanden in anderen Staaten aufnehmen. Ohne religiösen Kontext würde man "Boko Haram" vielleicht als internationale Rockerbande, als mafiöse Verbrechergang oder als politische Terroristen einordnen. Der rein historisch übergestülpte religiöse Kontext macht diese Terror-Banden (die es im Übrigen auf "Christlicher" Seite genauso gibt) plötzlich zu islamistischen Taliban. Aber wenn es sich denn wirklich auch um eine religiöse Gruppierung handelt, dann darf man nicht vergessen, dass gerade Nordafrika viele Bruderschaften und Orden aufweist. Scholl-Latour spricht immer wieder solche Gruppierungen an. Etwa die Derwische, die Bruderschaft der Tidjaniya aus Marokko usw usw usw. und nur nebenbei: mit "Bruderschaft" oder "Orden" ist auch ein historisch wichtiger Kontext hergestellt. Diese islamischen Bruderschaften sind nämlich in Kontakt mit den Ritterorden und Laienbruderschaften der christlichen Kirchen als deren islamische Surrogate entatanden. Es wäre einmal eine interessante Aufgabe für Soziologen, die christlichen und die islamischen Bruderschaften und Orden zu vergleichen. Mit Gemeinschaften wie dem "Opus dei" sollten durchaus auch Vergleiche etwa hinsichtlich der Einbindung in das Umfeld und der Organisationsstruktur als "Quasi Parallelgesellschaft" möglich sein. |