(12.02.2025, 21:35)Quintus Fabius schrieb: 26er:
Nehmen wir einmal an, wir halten den Seeweg durch die Ostsee ins Baltikum offen und haben eine Flotte die erheblich dazu beiträgt dass die Russen den Weg ins Baltikum nicht sperren können und welche die Luftraumverteidigung dort wesentlich unterstützen / stellen kann, dann würde diese Flotte ja erheblich dazu beitragen die Seewege insgesamt frei zu halten, weil dann andere Nationen sich nicht darum kümmern müssen.
Statt überall mitspielen zu wollen, und am Ende alles und nichts davon richtig zu können, würde eine Spezialisierung gerade eben ein tatsächlicher Beitrag sein !
Die Diskussion hatten wir schon mindestens 1x:
https://www.forum-sicherheitspolitik.org...#pid202324
Eine ähnliche Diskussion gab es im Wunschkonzert 2024.
Nun konkret:
Meine These ist, dass wir uns eine "Hochseeflotte", damit meine ich unsere Fregatten, leisten müssen:
1. wir sind die größte Volkswirtschaft in Europa und wir müssen auch unseren Beitrag leisten.
Große Überwasserkriegsschiffe sind am kostenintensivsten sind, d.h. wir können das nicht ausschließlich den kleineren Ländern überlassen
2. Die Anzahl an verfügbaren Fregatten ist in Nord- und Mitteleuropa eher gering. Dazu gab es mal einen alten Beitrag von mir, den ich aber gerade nicht finde:
Norwegen: 4 Fregatten
Dänemark: 5 Fregatten
Niederlande: 6 Fregatten
Belgien: 2 Fregatten
Bzgl. der Polnischen Marine mit ihren aktuell 2 Fregatten können wir uns überlegen, ob wir sie überhaupt der Hochseeflotte zuordnen wollen, oder ob diese in der Ostsee operieren, das gleiche gilt für einen Teil der dänischen Marine.
Royal Navy: ca. 17 Fregatten und Zerstörer, die Frage ist, wie viele können hier überhaupt zur Seeraumüberwachung und Ubootjagd abgestellt werden und sind nicht für den Schutz der beiden Träger gebunden, ich schätze mal 2 - 3
Französische Marine:
4 Fregatten in Brest, ich gehe mal davon aus, dass der Rest im Mittelmeer und zum Schutz des Flugzeugträgers gebunden ist.
Portugal: 2 Fregatten
Spanien (11), und Italien (ca. 15) würde ich in dieser Betrachtung außen vor lassen, da sie in anderen Regionen operieren und/ oder ggf. auch eigene Träger schützen. Ähnliches gilt für die anderen Mittelmeeranrainer.
d.h. ich komme ich auf ca. 26 Schiffe für den Mittelatlantik, Biskaya, Ärmelkanal und Nordeuropa, ohne Deutschland und ohne jegliche Betrachtung der Verfügbarkeit.
3. Seewege:
3.1 Versorgung in Kriegszeiten:
Nehmen wir einfach mal als plakatives Bsp. Rohölimport. Diese kommen mit dem Schiff nach Wilhelmshaven. Wie willst du das umleiten?
Auf eine mögliche Versorgung oder Teilnahme durch die USA an einem pot. Krieg in Europa möchte ich gar nicht eingehen. Ich betrachte das aktuell aus rein europäischer Sicht.
3.2
Wir sehen aktuell am Ukrainekrieg den wirtschaftlichen Anteil sehr deutlich. So versucht die Ukraine ganz gezielt die russische Öl- und Gasindustrie anzugreifen. Warum machen sie das? Die Absicht ist, dass der russische Staat wirtschaftlich implodiert. Deshalb ist es für uns extrem wichtig, die Wirtschaft am Laufen zu halten und dazu sind wir abhängig von Importen, die auf dem Seeweg kommen, genauso müssen die Export wieder raus.
Als Beispiel möchte ich hier die Blockade vom Suezkanal durch die "Ever Given" anführen. Das dauerte gerade mal 6 Tage und war infolge einer Havarie, hatte also nichts mit kriegerischen Handlungen zu tun.
"Die volkswirtschaftlichen Schäden solcher Verzögerungen sind jedoch enorm. So hielt der verstopfte Kanal laut BBC Waren im Wert von 9,6 Milliarden US-Dollar auf – pro Tag. Würden indes Reedereien und Behörden nun darüber streiten, welches Schiff denn am wichtigsten ist und deshalb Vorfahrt genießen soll, dürfte das die Lage wohl nur weiter verkomplizieren."
https://www.spiegel.de/auto/ever-given-i...7a7834e6da
Allgemein: Jetzt können wir uns einfach mal eine Szenario ausmalen, wo plötzlich Handelsschiffe auf See verschwinden. Die russische Marine hat immer noch genügend Uboote, um uns das Leben sehr schwer zu machen. Was passiert wenn hier und dort ein Schiff einfach so angegriffen würde? Am besten noch ein vollbeladener Öltanker am Eingang zum Ärmelkanal.
Halten wir uns da raus und sagen wir, dass wir mit der ohnehin schon blockierten Baltische Flotte überlastet sind?
Meine Meinung zum Thema Finanzen möchte ich jetzt nicht nochmals wiederholen. Wir haben fast jedes Jahr zudem einige Milliarden Verteidigungsbudget, die am Jahresende nicht ausgegeben werden konnten. Warum haben wir keine Rahmenverträge für Munition, wo am Jahresende das nicht ausgegebene Budget verwendet wird?