(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Nun denn:

Zitat:Die meinerseits mit dem Generalinspekteur eingegangene Zielvereinbarung Heer gibt uns den klaren Auftrag, eine einsatzbereite Division bis 2027 sicherzustellen.

Ungeachtet der Frage ob das sinnvoll, notwendig, oder ausreichend ist und was genau diese eine Division eigentlich tun soll. Es fehlt da wie so oft der Kontext. Was exakt soll diese Division beispielsweise bei einem Konflitk um das Baltikum tun und auf welche Weise genau? Gegen welche Kräfte, in welchem Raum? usw. Mein persönlicher Eindruck ist, dass viele der aktuellen Planungen zu wenig im Kontext des Gesamtzusammenhanges stehen.

Zitat:Diese Division erfüllt nicht nur den unstrittigen operativen Bedarf, um angesichts der realen Bedrohungen in Europa glaubhafte Abschreckung und die erforderliche reaktionsfähige Sicherheitsvorsorge zu betreiben.

Zu ungenau. Noch darüber hinaus ist Abschreckung und Sicherheitsvorsorge etwas auf der strategischen Ebene. Man müsste also eigentlich schreiben: sie erfüllt einen unstrittigen strategischen Bedarf. Ob auf der operativen Ebene überhaupt noch eine Division oder gar die Divisionsstruktur sinnvoll sind müsste man überhaupt erstmal im Kontext diskutieren. Noch darüber hinaus ist die geplante Divisionsstruktur so gar nicht einsetzbar bzw. im Krieg moderneren Formen von Großkampfverbänden gerade eben auf der operativen Ebene unterlegen.

Zitat:Gleichzeitig höre ich aber auch nicht auf, zu betonen und darauf hinzuweisen, dass sich an dieser Division entscheidet, ob Deutschland abseits der 2%-Diskussion seine fähigkeitsbezogenen Bündnisbeiträge erfüllt und seine Landstreitkräfte zukünftig in der Mitte Europas von kleineren europäischen Staaten als Anlehnungsna-tion akzeptiert werden können.

Ob das sogenannte Rahmennationenkonzept aufgeht oder nicht wird nicht daran liegen ob wir eine Division haben oder nicht, sondern ob wir auf der Ebene welche diese kleineren Nationen nicht stemmen können und bei Spezialfähigkeiten welche diese kleineren Nationen so nicht vorhalten können entsprechende Kapazitäten haben. Aber ob wir noch ein paar Kampfpanzer mehr oder weniger haben ist für diese Frage irrelevant. Es verkennt völlig was die kleineren Nationen im Rahmennationenkonzept eigentlich benötigen.

Drei Heeresfliegerbrigaden (mit entsprechenden Drohnen-Regimentern) auf Korps-Ebene wären hier wesentlich besser als eine Panzerdivision mit drei mechanisierten Brigaden mit organischen Helis. Und vergleichbar teuer. Gerade wenn wir eine Metaarmee aufbauen wollen deren Großkampfverbände von kleineren Nationen gestellt werden, brauchen wir ganz andere Rüstungsschwerpunkte als selbst Panzerdivisionen aufzustellen.

Zitat:Wir müssen, insbesondere im Bereich der Führungsfähigkeit diese Rolle überzeugend wahrnehmen und ausgestalten.

Mit Nachbauten von 80er Jahre Funkgeräten .... aber mal ernsthaft: es ist nicht die Führungsfrage hier das entscheidende, sondern die Frage was für Spezialfähigkeiten wir insbesondere auf Korps-Ebene zur Unterstützung der jeweiligen nationalen Streitkräfte in Osteuropa zur Verfügung stellen können. Dessen ungeachtet setzt der Einsatz dieser Spezialfähigkeiten natürlich voraus, dass man entsprechend kompatible Kommunikationsinfrastruktur hat damit man überhaupt mit den kleineren Nationen tatsächlich interagieren kann.

Zitat:Das wurde mir jüngst bei meinem Besuch bei der eFP Battle Group in Litauen deutlich vor Augen geführt. Selbst in diesem kleinen Rahmen mit hoher bündnispolitischer Bedeutung werden wir als formale Leitnation mittlerweile als das schwächste Glied im Bereich der Führungsfähigkeit identifiziert. Ergebnis: Man nimmt Deutschland durch fehlende Interoperabilität aufgrund technischer Rückständigkeit immer mehr als Hemmschuh der militärischen Performance wahr.

Es EHRT den Generalinspekteur dass diesen Fakt hier mal öffentlich ausspricht !

Fehlende Interoperabilität ist das eine, fehlende ernsthafte Fähigkeiten gerade in Unterstützungseinheiten ist das andere. Was sollen polnische Panzerverbände mit einer zusätzlichen deutschen Panzerbrigade?! Ein zusätzliches deutsches Raketenartillerie-Regiment wäre hier wesentlich nutzvoller. Und setzt natürlich voraus, dass dieses mit den Polen kommunizieren und interagieren kann etc

Zitat:Es ist ein Gebot der sicherheitspolitischen Vernunft, diese Handlungsfähigkeit im Rahmen der Bündnisverteidigung schnell herzustellen. Die von uns geforderte Ausstattung der Division 2027 ist dafür essentiell.

Den ersten Satz kann ich nur unterstreichen. Der zweite aber ist fragwürdig und viel zu sehr von Strukturextrapolierung geprägt.

Zitat:Dabei ist das Ziel, eine modern ausgestattete LV/BV-fähige Division mit ver-
gleichsweise wenig Geld zu erreichen.

Gerade in der Form wie sie jetzt geplant wird ist genau dies aber nicht möglich.

Zitat:....möchte ich einige wesentliche Projekte des Heeres exemplarisch nennen. Die umfängliche konsolidierte Nachrüstung des SPz Puma (1. Los), die Entwicklung und Beschaffung des schweren Waffenträgers Infanterie, Transportfahrzeuge (u.a. Wechselladesysteme 15 t, Sattelzugmaschinen 70 t
mit Sattelanhänger 70 t) und Container. Im besonderen Fokus stehen die Projekte zur Führungsfähigkeit (u.a. TaWAN, D-LBO, Zellulare Netze, Regeneration der Funkgeräte).

Gehen wir das mal durch: Die Führungsfähigkeit ist die größte Baustelle. Diese also zuerst und vor allem anderen. PUMA kann, muss aber nicht zwingend. Wechselladesysteme 15 t ebenso. 70 t nein und insbesondere opfere man die Waffenträger Infanterie - lies GTK Boxer mit MK. Wenn man schon erkennt wo der Schwerpunkt hin muss, dann sollte man dort auch den Schwerpunkt bilden.

Natürlich wären GTK mit MK eine feine Sache, natürlich benötigt man die 70t Schlepper für die KPz, aber: wer alles defendieren will der defendiert am Ende gar nicths. Man muss daher bestimmte Dinge auf dem Altar der zwingenden Notwendigkeit opfern.

Zitat:Wir dürfen jedoch nicht nur immer über Bedarfe sprechen, sondern müssen die notwendigen Projekte jetzt gesichert ins Geld bringen.

BW Typisch konzentriert sich der Inspekteur vor allem auf materielle Faktoren. Dabei ist noch vor allem anderen die Frage der Personalgewinnung und der Personalentwicklung die entscheidende. Technik kriegt man zur Not dann schon irgendwo noch her, aber das Personal nicht, organische Verbände nicht und insbesondere keine begabten Kriegshandwerker. Gerade in Bezug auf ihre persönlichen menschlichen Fähigkeiten aber überschätzt sich die aktuelle deutsche Offizierskaste drastisch. Sie hält die Führungsakademie für das Mekka der Militärischen Kunst und sich selbst für weit überlegen. Nichts könnte ferner der Realität sein. Wir brauchen keine Studentenbubis mehr, sondern Kriegshandwerker die tatsächlich dieses Handwerk verstehen. Es gibt natürlicih wie immer auch Ausnahmen, aber das Problem ist hier die Mehrheit, welche nicht mehr den Krieg im Mittelpunkt ihres Denkens hat.

Zitat:Das Eckpunktepapier verlangt vom Heer drei Handlungslinien zu verfolgen: In der ersten Handlungslinie müssen die Weichen für den Aufbau des Kräftekontinuums von leichten, mittleren und schweren Kräften gestellt werden. Insbesondere zur Generierung der neuen Kategorie der „Mittleren Kräfte“ werden mittelfristig moderate strukturelle Entscheidungen, aber auch veränderte Schwerpunktsetzungen bei Beschaffungsvorhaben erforderlich.

Und schon geht es wieder los: man hat noch nicht mal das was ist im Griff, will aber eine neue Kategorie einführen welche veränderte Schwerpunktsetzungen zur Folge hat, obwohl man sich genau das eben nicht leisten kann. Wie wäre es mit folgendem: wir streichen die mittleren Kräfte vollständig und kannibalisieren ihre Anfänge in die schweren und leichten Kräfte und sparen uns so eine komplette Kategorie ?! Denn Fokus und Schwerpunktsetzung sehen eben anders aus als dies hier skizziert wird.

Zitat:Die Realisierung u.a. der bereits für die Division 2027 geplanten 48 Schweren Waffen-
träger Infanterie als Nukleus sowie des zukünftigen Systems „Indirektes Feuer mittlerer Reichweite“ sind dabei eine notwendige Voraussetzung, damit der Einstieg in diese neue Kräftekategorie
gelingen kann.

48 (in Worten achtundvierzig) ... die Russen bibbern schon und machen sich in die Hose. Sinnvoller wäre es diesen Nukleus vollständig zu streichen und die freiwerdenden Gelder gerade eben in das System indirektes Feuer zu invenstieren.

Zitat:Mit dem Aufbau Mittlerer Kräfte gelingt es uns, die Balance zwischen der Landes- und Bündnisverteidigung als anspruchsvollstem Einsatz und den wahrscheinlicheren Einsätzen
im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements gleichrangig im Heer zu halten und die Last auf breitere Schultern zu verteilen.

Es gelingt eben nicht, es schwächt nur alle gleichermaßen. Die Last wird nicht auf mehr Schultern verteilt, sondern die Schultern werden dergestalt geschwächt dass sie die Last nicht mehr tragen können.

Zitat:n der zweiten Handlungslinie gilt es, Kohäsion mit Blick auf unsere Reaktions-
fähigkeit der Großverbände zu stärken. Die geplante Unterstellung der Fähigkeitskommandos ABC-Abwehr, Feldjägerwesen und CIMIC aus der Streitkräfte-basis ist bereits ein großer, erster Schritt.
Der Unterstellungswechsel wird nach derzeitigen Planungen bis April 2022 angestrebt. Ein durchaus komplexer Vorgang.

Da Komplexität und Reaktionsfähigkeit sich ein klein wenig gegenseitig ausschließen bedeutet dies zunächst mal einen Abfall der Reaktionsfähigkeit mit der Hoffnung dass diese dann später besser wird. Aufgrund der barocken Rokkoko Strukturen der BW besteht hier allerdings zu befürchten, dass die Integration dieser Einheiten dauerhaft die Komplexität der Strukturen erhöht, diese überladen und damit die Reaktionsfähigkeit eben nicht gesteigert werden kann. Der General räumt dies aber auch gleich selbst ein:

Zitat:Damit sind wir noch ein Stück vom „organize as you fight“ entfernt, haben aber schon mal signifikante Schnittstellen von außerhalb in das Heer unter einheitliche Führung verlagert.

Und da hört man schon die eigentliche Zielsetzung trapsen: nämlich mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Mittel und mehr Planstellen für mehr Karrieren und höhere Offiziersposten fürs Heer. Passend dazu:

Zitat:Die dritte Handlungslinie verfolgt die Anpassung der Führungsorganisation. Neben dem Umbau des Kommandos in Strausberg, das zukünftig bei Bedarf auch die Rolle eines nationalen Land Component Command wahrnehmen soll, geht es vor allem um die Ausgestaltung eines Systemhauses Land, welches ....

vor allem anderen noch mehr Offiziers- und Führungsstellen generieren soll damit man schlußendlich noch mehr Generalsposten generieren kann. Aber mal ernsthaft(er): auch hier besteht erheblich die Gefahr dass sich einsatzuntaugliche Strukturen noch weiter ausbreiten und die Komplexität noch erhöht wird statt sie zu vermindern. Dies könnte nur verhindert werden wenn man eine geeignete, richtige Doktrin einführt und durchsetzt:

Zitat:Operative Leitlinien des Heeres – Zur Zukunft deutscher Landstreitkräfte 2030+

Dies könnte eine solche sein oder werden, ich habe sie aber noch nicht gelesen und kann sie daher nicht direkt kommentieren.

Zitat:Nach innen gerichtet werden die OpLL LaSK für unser Führungspersonal aller
Ebenen Vorgabe und Richtschnur für die Gestaltung ihres Verantwortungsbereichs, insbesondere für Führung, Ausbildung und Erziehung, kurzum für die Prägung unserer Soldatinnen und Soldaten sein. Denn uns allen ist eines klar: eine motivierte, von ihrem Auftrag und Handeln überzeugte Truppe ist unab-
dingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Gestaltung der Zukunft.

So ist es. Wie schon oben geschrieben sollte die BW ihren wichtigsten Schwerpunkt auf die Soldaten selbst legen, auf die menschliche Komponente des Krieges.

Fragwürdig ist allerdings inwieweit das was diesbezüglich BW Intern gemacht wird tatsächlich die Kampfkraft erhöht und inwieweit die aktuelle Personalentwicklung der Kriegsfähigkeit dient oder diese mindert. Das hier so zu schreiben wie es der Inspekteur getan hat lässt Interpretationsspielraum in Bezug auf die reale praktische Ausgestaltung und gerade diese weicht in der BW von den Erfordernissen des Krieges drastisch ab.

Zitat:Denn nur im Verbund einer gut ausgebildeten und motivierten Truppe mit durchsetzungsfähiger, gefechtstauglicher Ausrüstung werden wir gemeinsam in einem zukünftigen Konflikt, gleich welcher
Art, bestehen können.

Vor allem aber auch muss diese Truppe deutlich innovativer, deutlich kreativer und deutlich freier im Denken und Handeln werden. Mit dem was ist wird beschämend wenig militärisch geleistet im Vergleich zu dem was damit möglich wäre. Von einer Kosten - Leistung Betrachtung aus hat die Bundeswehr eine katastrophale Bilanz. Man sollte daher diesen Satz unbedingt dadurch ergänzen, dass die Truppe wesentlich effizienter werden muss und das Fundament dieser Effizienzsteigerung vor allem anderen ein Ausbruch aus den versteinerten erstarrten tradierten Denk- und Handlungsmustern sein sollte.

Dazu muss die Truppe wesentlich innovativer werden, damit dies gelingt muss sie aufhören eine Behörde mit bewaffneten Bürokraten zu sein, muss aufhören eine Sammlung von Beamten zu sein und muss komplett mit dem Behörden/Beamtenwesen brechen.

Zitat:Schlussbemerkung

Insgesamt meiner Meinung nach ein sehr beachtenswerter und wertvolller Artikel des Inspekteurs, den ich aufgrund seiner Aussagen darin nun wesentlich mehr schätze - verbunden mit der Hoffnung dass er wesentlich besser sein möge als seine Vorgänger, zumal dies angesichts dieser Augiasställe auch zwingend notwendig sein wird, wesentlich besser sein zu müssen als es sonst notwendig wäre. Insgesamt bin ich positiv überrascht, was nicht oft der Fall ist.
Zitieren
(18.10.2021, 10:06)Quintus Fabius schrieb: Ob das sogenannte Rahmennationenkonzept aufgeht oder nicht wird nicht daran liegen ob wir eine Division haben oder nicht, sondern ob wir auf der Ebene welche diese kleineren Nationen nicht stemmen können und bei Spezialfähigkeiten welche diese kleineren Nationen so nicht vorhalten können entsprechende Kapazitäten haben. Aber ob wir noch ein paar Kampfpanzer mehr oder weniger haben ist für diese Frage irrelevant. Es verkennt völlig was die kleineren Nationen im Rahmennationenkonzept eigentlich benötigen.
...
Und schon geht es wieder los: man hat noch nicht mal das was ist im Griff, will aber eine neue Kategorie einführen welche veränderte Schwerpunktsetzungen zur Folge hat, obwohl man sich genau das eben nicht leisten kann. Wie wäre es mit folgendem: wir streichen die mittleren Kräfte vollständig und kannibalisieren ihre Anfänge in die schweren und leichten Kräfte und sparen uns so eine komplette Kategorie ?! Denn Fokus und Schwerpunktsetzung sehen eben anders aus als dies hier skizziert wird.

Es macht so wenig Sinn, das vom Grundgedanken her wirklich sinnvolle Rahmennationenkonzept zu verfolgen, wenn man gleichzeitig krampfhaft versucht, alles das selbst abzudecken, was die kleineren Nationen zu Genüge vorhalten. Mittlere Kräfte sind wirklich das Letzte, was der Bundeswehr aktuell fehlt.

(18.10.2021, 10:06)Quintus Fabius schrieb: damit dies gelingt muss sie aufhören eine Behörde mit bewaffneten Bürokraten zu sein, muss aufhören eine Sammlung von Beamten zu sein und muss komplett mit dem Behörden/Beamtenwesen brechen.

Das wäre doch mal ein sinnvoller Ansatz für eine echte Reformagenda eines neuen Verteidigungsministers, der keine Rücksicht mehr nehmen muss auf all den Mist, den die Union hier über 4 Legislaturen hinweg verzapft hat: Bundeswehr raus aus dem Beamtentum, rein in eine eigene Kategorie von Staatsdienern, die den besonderen Anforderungen der Materie Rechnung tragen kann.
Zitieren
Das Hauptproblem war und wird immer sein, geeignete militärische Führer unter den höheren Offizieren zu identifizieren und diese an die richtigen Stellen zu bringen. Ein praktisches Beispiel:

https://www.europeafrica.army.mil/Who-We...embritzki/

Warum zur Hölle vergeudet man Brigadegeneral Sembritzki in einer solchen Verwendung und warum ist er nicht längst viel höher vom Dienstgrad her ?! Meiner Meinung nach ein Musterbeispiel dafür, wie man einen wirklich herausragenden Offizier und seine Fähigkeiten im Endeffekt verschenkt (hier mal wortwörtlich). Sicher gut für die US Army Europe, aber für uns schlecht. Genau solche Leute (wenn denn mein Eindruck und das was ich über ihn weiß so stimmt) müssten die tatsächliche Macht und weitgehende Befugnisse erhalten um frei die Armee so zu gestalten wie es notwendig ist. Im Endeffekt brauchen wir eine Art Prokonsul, dem wir tatsächlich gestatten frei nach seinen Vorstellungen die Dinge umzusetzen. Dann wird zweifelsohne nicht das heraus kommen was ich oder andere für ideal halten würden, aber es würde etwas heraus kommen was kriegsfähig ist und gleichauf ebenso gut oder besser. Beispielsweise kann man Sembritzki inzwischen fast schon als Retter der Kriegsfähigkeit unserer Gebirgsjäger betrachten und wieviele höhere Offiziere haben denn wie er eine Tapferkeitsauszeichnung für ihren persönlichen Einsatz im Gefecht ?!

https://www.bundeswehr.de/de/organisatio...-1-2964714

Wenn der jetzt heute Nacht bei mir an der Türe klingeln würde um mich aufzufordern auf der Stelle mit ihm zusammen in den Krieg zu ziehen, ich würde ohne jedes Wort einfach sofort mitkommen, der Rucksack steht ja eh immer gepackt im Flur.

Warum gibt man solchen Offizieren nicht deutlich mehr Gestaltungsspielraum und tatsächliche Macht und warum setzt man sie nicht dort ein wo sie mehr bewirken könnten ?!

Die Antwort auf die von mir gestellte Frage findet sich vielleicht (auch) hierin:

http://www.afghanistan-connection.de/shahabuddin/

In dem Artikel wird eigentlich exakt beschrieben was das wahre Problem der Bundeswehr ist und warum sie weitgehend kriegsunfähig geworden ist. Und ebenso was notwendig wäre um dies zu ändern.
Zitieren
Man könnte natürlich sagen, dass die Aufstockung ohnehin nicht funktioniert hätte.

"Ampelbündnis will bereits geplante Aufstockung der Bundeswehr stoppen"
FDP mit dabei

https://www.welt.de/politik/bundestagswa...oppen.html
Zitieren
Eine Aufstockung der bloßen Zahl der Soldaten wäre tatsächlich nicht sinnvoll, sind die Personalkosten bereits jetzt zu hoch. Man sollte meiner Ansicht nach sogar die Zahl der Soldaten noch reduzieren, auf um die 170.000 - und zugleich die Mittel deutlich erhöhen. Das ständige Gejammer das Soldaten als Personal fehlen lässt außer Acht, wie extrem ineffizient die Bundeswehr mit dem vorhandenen Humankapital umgeht und wieviele Soldaten und Dienstposten frei gemacht werden könnten für die tatsächlich notwendigen Verwendungen.

Aber die Ampel wird meiner Einschätzung die Mittel für die Bundeswehr noch kürzen. Man wird dann so Modelle wie das der FDP hernehmen und alle möglichen Ausgaben anderswo als "Sicherheitsausgaben" deklarieren um diesen absehbaren Fehler legitimieren zu können. Dann ist die Verschwendung von Entwicklungshilfegeldern an korrupte Drecksregime halt eine Sicherheitsausgabe und kann zur Begründung heran gezogen werden warum man der Bundeswehr Miittel streicht oder vorenthält.
Zitieren
Tatsächlich nehme ich es Scholz ab, dass er die Bundeswehr stärken möchte. Insofern warte ich erstmal ab, was nun genau passiert.

In einer perfekten Welt bestellen wir 2022 die F-35 und den AH-64E im Kombipaket.
Zitieren
In einer perfekten Welt würden wir 2022 anstelle des AH-64E mehr F-35A bestellen.
Zitieren
Zitat:In einer perfekten Welt bestellen wir 2022...
...sinnvolle, gemeinsame europäische Rüstungsprogramme. Tongue

Ich trage mich noch mit der Hoffnung, dass alle drei Parteien tatsächlich mit dem Anspruch herangehen werden, es außen- und sicherheitspolitisch einfach nur BESSER zu machen als bisher. Und das wäre ja schonmal was erfrischend neues.
Zitieren
(27.10.2021, 12:09)Quintus Fabius schrieb: Eine Aufstockung der bloßen Zahl der Soldaten wäre tatsächlich nicht sinnvoll, sind die Personalkosten bereits jetzt zu hoch. Man sollte meiner Ansicht nach sogar die Zahl der Soldaten noch reduzieren, auf um die 170.000 - und zugleich die Mittel deutlich erhöhen. Das ständige Gejammer das Soldaten als Personal fehlen lässt außer Acht, wie extrem ineffizient die Bundeswehr mit dem vorhandenen Humankapital umgeht und wieviele Soldaten und Dienstposten frei gemacht werden könnten für die tatsächlich notwendigen Verwendungen.

Hast Du zufällig die Zahlen zur Hand wie hoch die Personalkosten insgesamt (Zivilangestellte usw.) sind?
Zitieren
Letztes Jahr (2020) lagen die reinen Personalkosten für die Soldaten bei 19,44 Milliarden Euro.

Für militärische Beschaffungen wurden 7,72 Milliarden Euro aufgewendet.

Die Liegenschaften sowie die unter diesem Posten inkludierte Unterbringung der Soldaten kosteten 5,88 Milliarden Euro.

Für die Materialerhaltung wurden 4,1 Milliarden Euro aufgewendet.

Für die Wehrforschung, Entwicklung und Erprobung wurden 1,55 Milliarden Euro aufgewendet.

Das sind zusammen 38,69 Milliarden Euro.

Der Wehretat selbst betrug 2020 aber 45,65 Milliarden Euro.

Die Differenz von 6,96 Milliarden Euro fließt für Versorgungsausgaben (Pensionen) für ehemalige Soldaten, Heilbehandlung Dritter, Berufsförderung, etc pp

Damit sind die Personalkosten mit weitem Abstand der größte Posten im Wehretat. Der am schnellsten steigende Bereich (prozentual) sind aktuell zudem die Pensionskosten. Genau deshalb wäre es falsch mehr Mittel in mehr Soldaten zu investieren. Stattdessen sollte man mehr Mittel in Waffensysteme und in die Ausbildung investieren um die vorhandenen Soldaten signifikant besser zu bewaffnen und dazu zu befähigen mit diesen besseren Waffen wesentlich besser umgehen zu können. Zudem sollte man endlich klar umrissene Schwerpunkte bilden und dieses barocke Rokokko Stuckwerk beenden welches man zur Zeit immer noch weiter ausbreitet.

Das amüsante an den Personalkosten der Bundeswehr ist zudem, dass diese seit 1989 deutlich gestiegen sind, obwohl die Armee wesentlich kleiner geworden ist. Nun wird ein jeder einwenden, dass dies natürlich am Ende der Wehrpflicht liegen muss, weil Wehrpflichtige ja viel weniger kosten. Der Clou aber ist, dass die Kosten selbst dann gestiegen sind wenn man die Einsparungen durch die Wehrpflicht heraus rechnet. Der Grund dafür ist, dass sich in den letzten Jahren immer mehr die Besoldungsstruktur verschoben hat. Einer steigenden Zahl von Offizieren steht eine immer kleiner werdende Zahl von Unteroffizieren gegenüber. Und die Offiziere selbst sind im Schnitt höherrangiger geworden, zudem steigt die Zahl hochrangiger Offiziere. Diese Fehlentwicklung hat auch dazu geführt, dass wir bei einer viel kleineren Bundeswehr heute pro Kopf gerechnet wesentlich mehr Generale haben als früher bei einer viel größeren Bundeswehr. Aber die sind es natürlich nicht allein, dazu kommen ja noch die ganzen Obersten, Majore usw und all das erzeugt natürlich dann auch rasant steigende Pensionskosten für höherrangige Offiziere etc etc
Zitieren
https://www.spiegel.de/politik/deutschla...obal-de-DE

Bundeswehr Geheimdienste besorgt über hohe Zahl von Extremisten in Uniform
Verfassungsschutzpräsident Haldenwang nennt die Lage »besorgniserregend«: Bei Soldaten und Sicherheitsbeamten in Deutschland haben rechtsextremistische Aktivitäten zugenommen.
Zitieren
Ist es nicht erstaunlich wie der Artikel sich eigentlich selbst wiederlegt:

Zitat:1397 extremistischen Verdachtsfälle

Zitat:Die Zahlen würden zwar »sehr hoch« erscheinen, sagte Rosenberg. Der Verdacht auf eine extremistische Gesinnung bestätige sich in den Prüfungen durch ihre Behörde aber nur in einem kleinen Teil der Fälle.

In diesem Jahr seien 23 Fälle als »Rot« eingestuft worden – das heißt, die betroffene Person sei in der Prüfung durch den MAD tatsächlich als Extremistin oder Extremist eingestuft worden.

23 von 1397 - und dass auf über 183.000 Soldaten.

Zitat:Die beiden Behördenchefs betonten, dass die steigenden Verdachtszahlen darauf zurückzuführen sein könnten, dass es in den Behörden inzwischen eine höhere Sensibilität für Rechtsextremismus gebe und dass vermehrt Verdachtsfälle aus den Behörden heraus gemeldet würden.

Haldenwang sprach in diesem Zusammenhang von einer »Scheinzunahme«: In den Zahlen spiegele sich vor allem ein »gesteigertes Aufdecken dieser Fälle« wider. Rosenberg argumentierte ähnlich: »Wir schauen verschärft, damit können mehr Fälle aufgedeckt werden.«

Aber selbst wenn es keine Scheinzunahme wäre - was es ist - haben wir also hier einen prozentualen Anteil von 0,012 % in Bezug auf die Gesamtzahl der Soldaten.

Wie wäre es aufgrund der in diesem Artikel genannten Zahlen mal die Überschrift zu ändern:

Bundeswehr die am wenigsten rechtsextremistische staatliche Organisation dieser Bundesrepublik

Aber mal ernsthaft: Was da - insbesondere in den letzten Jahren an einer regelrechten Hexenjagd veranstaltet wurde und wie da seitens der Geheimdienste gegen Kameraden vorgegangen wurde, nicht nur beim KSK, sondern auch insbesondere bei den Reservisten ist inakzeptabel, unwürdig eines freiheitlich demokratischen Rechststaates und dass die Bundeswehrführung diesen Missständen aus vorauseilendem Gehorsam zum Nutzen der eigenen (politischen) Karriere nicht auf der Stelle ein Ende setzt zeigt auf, was für eine drastische Fehlentwicklung diese Armee - und insbesondere diese sogenannten Geheimdienste genommen haben.

Zum MAD kann man ohnehin nur noch sagen: Unwürdig und erbärmlich !
Zitieren
"Die VJTF (L) 2023, die Speerspitze und Vorzeigereaktionseinheit der NATO, welche potentielle Aggressoren von der Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses überzeugen soll, droht für Deutschland zu einer erneuten Peinlichkeit zu werden."


“Wir wissen heute, dass wir unsere Kameradinnen und Kameraden in die VJTF hineinschieben, ohne unsere Zusagen halten zu können”, sagte OTL Dr. Igel bezogen auf den deutschen Lead der VJTF (L) 2023. “Wir versuchen gerade es so hinzubekommen, dass es nicht allzu peinlich wird.”

Ein Problem sei die Kleinteiligkeit im Heer. So seien beipsielsweise über 90.000 Funkgeräte aus der analogen in die digitale Welt zu übertragen. “Wir haben hier viel im elektromagnetischen Spektrum, weit davon entfernt IP-fähig zu sein.” Ein weiteres Problem seien die langen Beschaffungszyklen. Dennoch führe an der Digitalisierung kein Weg vorbei. Die Beschaffung von Funkgeräten mit Technologien aus dem Zeitalter des Kalten Krieges könne weder den Notwendigkeiten noch den Ansprüchen der deutschen Streitkräften genügen.

https://www.behoerden-spiegel.de/2021/11...tf-l-2023/
Zitieren
Und wenn man denkt man habe wirklich alles gehört:

Zitat:Defence Innovation Pitch Day

Aber noch ein Gedanke dazu:

Zitat:gehe es vor allem um die Soldaten, welche Deutschland im Ernstfall an die vorderste Front schickt. Mit der Einrüstung oder Nichteinrüstung moderner Kommunikations- und Informationssysteme entscheide der Beschaffer im Zweifel über Leben und Tod.

Auch wenn Technik natürlich Leben retten kann, so glaube ich seit Jahren schon eine zunehmende und übergroße Abhängigkeit von derselben bei der Bundeswehr festzustellen (und anderen westlichen Armeen ebenso).

Man kann durch Adaption an die realen Begebenheiten, Improvisation, Kreativität und Innovation sehr vieles ausgleichen, ebenso kann Technik weitgehend durch Können ersetzt werden. Das Problem ist also nicht allein der Beschaffer, sondern vor allem auch die eigene geistige Inflexibiliät, die Steifheit im Denken wie im Handeln und die ganz grundsätzliche Vollkasko- und Absicherungsmentalität.

Nehmen wir mal beispielsweise das aktuelle hochehrgeizige französische System mit dem im Orts- und Häuserkampf jede Einheit die Position aller anderen Einheiten weiß, ohne Satelliten die dazwischen geschaltet wären. Alles hervorragend und in das gleiche System werden auch noch alle aufgedeckten Feinde eingepflegt. Zweifelsohne sehr vorteilhaft. Aber es geht auch komplett ohne solche technischen Spielereien. Korrektererweise muss man hier noch anfügen, dass die französische Armee solche Fähigkeiten ohne diese technischen Lösungen auszukommen parallel dazu ausbilden und deutlich fördern will, gerade im Wissen um diese Problemstellung.

Je mehr wir selbst durch Können und Wissen kompensieren können, desto weniger Technik benötigen wir, und desto einfacher und damit robuster und störrunanfälliger kann diese gehalten werden. Und je weniger man davon benutzt und je schlichter das technische Netz ist, desto besser, denn dann ist es wesentlich robuster gegen feindliche Einwirkung.

Hier den exakten Schnittpunkt zu finden - also das perfekte Maß an Technik festzustellen und entsprechend auf dieses hin zu rüsten - ist ziemlich schwierig.Insbesondere wenn man Streitkräfte ganzheitlich betrachtet. Gerade in Bezug auf den Funk möchte ich aber aus eigener persönlicher Anmerkung anmerken, dass hier manchmal weniger mehr ist. Entsprechend sollte ein neuer moderner digitaler Funk ebenso nicht mit Funktionen überladen werden - sondern stattdessen so schlicht wie möglich gehalten werden. Je mehr ich alle mit Informationen überlaste, desto schlechter, weil dies immer eine Verlangsamung nach sich zieht.

Genau nur die Informationen welche tatsächlich zwingend notwendig sind exakt dahinzu steuern wo sie benötigt werden ist auch mehr eine Frage des Könnens als eine Frage der Technik. Und hat man mehr technische Möglichkeiten, werden diese zwingend "missbraucht" werden - es kommt zu Rebound-Phänomenen bei denen das was eigentlich die Kampfkraft erhöhen sollte diese senkt.

Es führt also nicht nur an der Digitalisierung kein Weg vorbei, sondern diese muss auch entsprechend sinnvoll gestaltet und mit entsprechender Ausbildung und entsprechendem Können verbunden werden. Sonst wird die Digitalisierung (zur Überraschung vieler) viel weniger als erwartet - oder sogar gar nichts bringen.
Zitieren
mal ein kurzer Ausflug der ein paar Themen anschneidet...
- die Rolle Deutschlands als Anlehnungsnation in Europa (wir stellen den Rahmen einer Division müssen aber nicht alle Einheiten selbst stellen, Stichwort Multinationale Division mit einzelnen Brigaden aus unterschiedlichen europäischen Ländern)
- gemeinsame europäische Beschaffungen (Stichwort Interoperabilität)
- 2. Los SPZ Puma / Nachfolger Marder
- MGCS (teuer und unterschiedliche Ziele der Länder)
- Verteidigungspolitik der Ampel und knappe Ressourcen/Haushaltsmittel aufgrund von Corona und nötige Investitionen bzgl Klima
- Personalmangel bei der Bundeswehr
- hohe Instandhaltungskosten

ich würde aufgrund der oben genannten Themen und Rahmenbedingungen vorschlagen auf das große Vorhaben MGCS (u.a. Nachfolger Leopard 2) zu verzichten.
Statt eines 2. Loses Puma SPZ und statt eines direkten Nachfolgers für den Leopard 2 würde ich eine größere Anzahl an Lynx SPZ beschaffen (1.000-1.200 Fahrzeuge).
Vom 1. Los Puma würde ich nur 200 auf den VJTF 2023 Stand bringen, den Rest einlagern.
Ich würde den Lynx SPZ in den Ländern CZ und SK massiv vermarkten und bezuschussen.
Die Länder HU, CZ und SK würde ich dann im Zusammenhang des Rahmennationskonzeptes in 3 europäische Divisionen integrieren. Diese Länder können dann jeweils 1-2 Brigaden mit SPZ Lynx diesen Divisionen beistellen.
Deutschland (ggf noch Benelux dazu) würde die fehlenden Brigaden auffüllen.
Ich halte den Lynx SPZ für den deutlich moderneren SPZ ggü des Pumas, außerdem vermutlich pro Stück nur halb so teuer in der Beschaffung.
Ein gemeinsamer Einsatz in mehreren europäischen Ländern könnte viele Vorteile bzgl Logistik und Interoperabilität bringen.
Der Lynx SPZ wird als Hunter-Killer Panzer eingestuft und kann es somit auch mit Kampfpanzern aufnehmen.
Zentral Europa hätte hiermit 3 Divisonen mit 2.000 modernen Schützenpanzern (alle Hunter-Killer) einsatzbereit und könnte so ausreichend konventionelle Abschreckungsmöglichkeiten ggü Russland aufbieten.
Man bindet die Länder HU,CZ und SK und integriert sie in Richtung Europa.
Für Deutschland könnten sich die Gesamtkosten für Betrieb und Beschaffung deutlich reduzieren.
soweit mal ein kurzer Einstieg
Zitieren


Gehe zu: