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Quintus Fabius schrieb:srg:
Ich bin kein Gegner davon, Thesen kurz und knapp zu formulieren, obwohl ich beispielsweise immer das Gegenteil davon betreibe.
Ein Beweis für deine These sind diese Ausschreitungen übrigens ebenso wenig wie man die russischsprachigen Gruppen in der Ukraine als grooße ethnische Minderheit begreifen kann, denn dass sind sie nicht. Die meisten derjenigen die Russisch sprechen sind ebenso Ukrainer wie diejenigen die Ukrainisch sprechen. Es ist völlig verfehlt, diese Gruppen als Russen und von den Ukrainern getrennt zu begreifen.
Wikipedia gibt die Ethnien mit rund 78% Ukrainern und 18% Russen an, die in der Ukraine ansässig sind. Ein Teil der Ukrainer nutzt russisch auch als Sprache im eigenen Haushalt, ingesamt fast 40% der ukrainischen Staatsbürger. Die Russen stellen also sehr wohl eine große Minderheit dar.
Zitat:Allgemein:
Verfechter der Multikultur sollten sich übrigens tatsächlich mal Russland näher ansehen, denn dort leben schon seit langer Zeit sehr viele, sehr verschiedene Kulturen zusammen, was an manchen Stellen erstaunlich gut funktioniert, an anderen früher Reibungen erzeugt hat wo heute Ruhe herrscht und umgekehrt in Gebieten wo noch im Zarenreich nie Spannungen bestanden heute Unruhe herrscht.
Die Minderheiten waren auch noch nie wirklich groß genug, damit der von mir vorhergesagte Effekt eintriit, trotzdem zeigt sich über die Jahre immer wieder, dass es Probleme gibt. In letzter Zeit sogar in Moskau.
Zitat:Russland ist ein Multiethnisches Land, mit einer langen Multikulturellen Vergangenheit bei einer gleichzeitig diese Kulturen überspannenden russischen "Leitkultur". Gerade die Ukrainer sind dabei aber ein schlechtes Beispiel, viel interessanter sind beispielsweise die muslimischen Tataren.
Die Tataren werden vermutlich auf ukrainischer Seite stehen, wenn es drauf ankommt.
Zitat:Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gab es im Endeffekt keine echte Trennung zwischen Russen und Ukrainern. Noch bis 1900 rum nannten sich im Endeffekt alle Ukrainer selbst Russen und verstanden sich auch als solche. Eine seperate ethnische Identität gab es nicht, mit der Ausnahme der ganz im Westen gelegenen Gruppen die unter polnischer respektive österreichischer Herrschaft lebten.
Erst die Kommunisten definierten die Ruthenen als ein eigenes Volk und erst unter Lenin wurde der Begriff Ukrainer üblich, indem man einfach die jenigen, welche "ukrainisches" Russisch sprachen, also die bloße Sprachgemeinschaft zu einem eigenen Volk erklärte.
Im Endeffekt so, als ob man die Plattdeutschen in Norddeutschland zu einem eigenen Volk erklären würde und dann behaupten würde, sie wären im weiteren keine Deutschen mehr.
Wesentlich ist, dass diese Abspaltung stattgefunden hat, was bei plattdeutsch sprechenden Deutschen eben bisher nicht der Fall ist.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/sewastopol-krim106.html">http://www.tagesschau.de/ausland/sewast ... im106.html</a><!-- m -->
Zitat:ARD-Korrespondentin Golineh Atai berichtete außerdem von russischen Truppenbewegungen auf der Krim. Nach ukrainischen Angaben landeten 2000 russische Soldaten auf einer Militärbasis nahe der Regionalhauptstadt Simferopol. Russland bestätigte lediglich, den Schutz seiner Schwarzmeerflotte zu verstärken. "Wir betrachten das als Aggression", sagte der ukrainische Botschafter Juri Sergejew nach einer eilig anberaumten Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. "Deshalb ruft die Regierung meines Landes die Vereinten Nationen auf, diese Verletzungen zu verurteilen."
@Nightwatch
Anscheinend "turnen" schon russische Soldaten in der Ukraine herum.
Sofern diese Meldung stimmt und ernst zu nehmen ist.
Truppen fast in Brigadestärke.
Sind 2.000 Mann nicht etwas zu viel um Interessen zu schützen?
Edit: Der Spiegel bestätigt diese Meldung.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/lage-auf-der-krim-eskaliert-a-956399.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 56399.html</a><!-- m -->
Edit2: Mit Interessen meine ich, seine Stüztpunkte zu verteidigen. Da würden es doch 100-200 Mann auch tun? Man erwartet ja keine ukrainische Großoffensive.
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100-200 Hansel um eine Marinebasis zu verteidigen? Das würde vermutlich nicht einmal gegen paramilitärische Kräfte reichen.
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Naja paramilitärische Kräfte kann man nicht einfach herzaubern. Da braucht es auch erst mal Waffen usw.
Man darf nicht vergessen, auf der Krim sind schon 16.000 russische Soldaten auf der Marinebasis stationiert.
Von daher finde ich die Zahl 2.000 schon erstaunlich. Da scheint man sich durchaus auch Optionen offen halten zu wollen.
Des Weiteren hat man auch Militäreinrichtungen der ukrainischen Armee umstellt bzw. blockiert diese. Das war auch den von mir geposteten Links zu entnehmen. Auch Regierungseinrichtungen wurden besetzt.
Das hat nichts mehr mit Stützpunkte schützen zu tun. Mal abgesehen davon, dass man sich nicht mal auf den eigenen Stützpunkten befindet.
Ich sehe nicht, was die EU und die USA dagegen tun wollen.
Eigentlich ist man zum Zuschauen verdammt.
Truppen schicken ist keine Option für die EU und die USA. Würde die Bevölkerung nicht hinnehmen solch eine Stufe der Eskalation.
Edit: Eigentlich könnte man die Krim doch einfach besetzten aus russischer Sicht. Was sollte die USA bzw. die EU dagegen tun können?
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@srg
Zitat:Die Tataren werden vermutlich auf ukrainischer Seite stehen, wenn es drauf ankommt.
Du hast diese Aussage mal leider wieder nicht belegt (was so langsam etwas überheblich erscheint, haben ja auch schon andere Mitglieder hier angekreidet), aber du hast dennoch einen gewichtigen Punkt ins Spiel gebracht - deswegen "belege" ich mal für dich...
Und deswegen möchte ich nun etwas ausführlicher auf deinen Beitrag antworten (und dir auch sagen, dass diese deine Aussage wohl zutrifft bzw. vermutlich sich erfüllen könnte): Diese teilweise radikalen turkvölkischen und neuerdings zumindest halbradikal reislamisierten Gruppen [namentlich Tataren] werden jede Russifizierung bis aufs Blut ablehnen (und sie haben auch die Sowjetisierung abgelehnt bzw. wurden unter Stalin deswegen deportiert und grausam mit gezielt verursachten Hungerepidemien und Massenliquidierungen teilweise ausgerottet, was sie bis heute den „Russen“ nicht verziehen oder vergessen haben). Scholl-Latour beschreibt deren ethnisch-religiöse Identifikation in „Eine Welt in Auflösung – Vor den Trümmern der neuen Weltordnung“ (ab S. 76 bzw. zwischen S. 225 und 249 [im Kapitel: „Ukraine: Kosaken und Popen“] im genannten Buch von Aufl. 1993) sehr direkt und konstatiert ihnen eine gnadenlose Ablehnung des moskowitisch-antireligiösen Macht-Systemkomplexes der vormaligen UdSSR.
Indessen: Ob allerdings die westlichen Staaten und deren oft sich irrende „Großstrategen“ aus dieser fundamentalen Ablehnung des Moskauer „Rus“ durch vergangene und teils aktuelle muslimisch-intolerante "Kleinfürstenreiche" einen Vorteil schlagen könnten – und sie versuchen solches oft genug im doppelbödigen Sinne –, und wie man dies auch in Washington und vllt. auch teilweise in Berlin annimmt, sei mal entschieden dahingestellt.
Schneemann.
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Armed clashes in Simferopol
<!-- m --><a class="postlink" href="https://twitter.com/russian_market/status/439796734605418496">https://twitter.com/russian_market/stat ... 4605418496</a><!-- m -->
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Schneemann schrieb:@srg
Zitat:Die Tataren werden vermutlich auf ukrainischer Seite stehen, wenn es drauf ankommt.
Du hast diese Aussage mal leider wieder nicht belegt (was so langsam etwas überheblich erscheint, haben ja auch schon andere Mitglieder hier angekreidet), aber du hast dennoch einen gewichtigen Punkt ins Spiel gebracht - deswegen "belege" ich mal für dich...
...
Schneemann. ergänzend <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/ethnische-gruppen-auf-der-krim-unter-bruedern-1.1901747">http://www.sueddeutsche.de/politik/ethn ... -1.1901747</a><!-- m -->
Zitat:1. März 2014 11:38
Ethnische Gruppen auf der Krim
Unter Brüdern
Auf der Krim leben Tataren, Ukrainer und Russen zusammen. Das ist lange ganz gut gegangen. Doch nun erinnern sich alle an ihre Geschichte und das wirft erneut die Frage auf: Wer gegen wen, wer mit wem?
....
"Fahrt heim nach Russland!", schreien einige Tataren auf den Straßen der Hauptstadt Simferopol. "Allahu Akbar!" Sie meinen damit, dass 1,5 Millionen Menschen, darunter viele, deren Vorfahren Ende des 18. Jahrhunderts auf die Krim übersiedelten, weil Zarin Katharina die Große die Halbinsel von den Osmanen erobert hatte, nun in russische Dörfer zurück sollen.
"Jesus ist auferstanden!", schreien einige Russen zurück, und meinen damit, dass die 245 000 Moslems, deren Vorfahren auf der Krim seit der Neuzeit lebten, sich entweder eine andere Heimat suchen mögen oder eine andere Religion. Dass Jesus und Mohammed hier nur als rhetorische Knallfrösche herumgereicht werden, zeigt schon der Umstand, dass sich zu den Tataren muskulöse Mitglieder des christlichen, ukrainisch-patriotischen Rechten Sektors gesellen. Sie sind mit der Bahn aus Kiew angereist, in "Freundschaftszügen". Ethnische Ukrainer machen etwa ein Viertel der Bevölkerung auf der Krim aus.
...
tatsächlich sind die Krimtataren den Türken sehr nahe verwandt - und zur Zeit der osmanischen Herrschaft waren sie der "Brückenkopf der hohen Pforte" am Schwarzen Meer.
Stalin hat "alle Krimtataren, ähnlich wie die Russlanddeutschen, für Vaterlandsverräter, weil einige von ihnen während der deutsch-rumänischen Besatzung der Krim zwischen 1941 und 1944 an der Seite der Wehrmacht und der Waffen-SS sowjetische Partisanen gejagt hatten."
Seither gibt es massive Probleme zu den Russen. Und erst Gorbatschow hat die Rückkehr ermöglicht.
Dazu auch:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/Simferopol-Krim-Russland-Reportage">http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... -Reportage</a><!-- m -->
Zitat:1. März 2014 18:16 Uhr
Die unheimliche Ruhe in Simferopol
In Simferopol trauen viele der neuen ukrainischen Regierung nicht. Doch eine russische Machtübernahme wollen auch nicht alle – vor allem eine Minderheit sorgt sich.
...
Russland wies zunächst jede Einflussnahme in der allmählichen Machtübernahme zurück. Fest steht aber: Die Aktionen sind orchestriert und zentral geplant. Die Soldaten, die Parlament und Flughäfen besetzten, waren bestens ausgerüstet. Es ist kein spontaner Volksaufstand wie in Kiew, wo sich die Kämpfer ihre Ausrüstung erst zusammensuchen mussten. Es ist ein Einsatz, der die ukrainischen Behörden trifft und ihnen ihre Ohnmacht zeigt. Denn hier ist es nur die Minderheit, die hinter ihnen steht: die ethnischen Ukrainer und die Tataren. Der Anführer der Tataren, Refat Tschubarow, rief in einer TV-Ansprache die Bewaffneten dazu auf, "in die Garnisonen zurückzugehen". Anstatt der Offiziere und Soldaten sollten Diplomaten reden.
...
Abdurachman Egis, Mitglied der krimtatarischen Vertretung Medschlis, sagt, die Bürger seien gezwungen das zu tun: "Wir fühlen uns bedroht." Die unter Stalin ausgesiedelte Minderheit, die erst in der unabhängigen Ukraine wieder aus dem zentral-asiatischen Exil zurückkehren konnte, lehnt den russischen Einfluss ab. Egis, ein 28-Jähriger in Anzug und Krawatte, wendet sich Hilfe suchend an die internationale Gemeinschaft: Sie müsse die ukrainische Regierung nun unterstützen, damit die territoriale Einheit gewahrt bleibe. "Wir sagen unseren Mitbürgern: Bleibt ruhig und lasst euch nicht Provozieren."
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Zitat:Ukraine’s Navy flagship, the Hetman Sahaidachny frigate, has reportedly refused to follow orders from Kiev, and come over to Russia’s side and is returning home after taking part in NATO operation in the Gulf of Aden flying the Russian naval flag.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://rt.com/news/ukraine-navy-flaghsip-protest-389/">http://rt.com/news/ukraine-navy-flaghsip-protest-389/</a><!-- m -->
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/eindruecke-aus-dem-krisenherd-das-hier-ist-kein-saebelrasseln-12827784.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 27784.html</a><!-- m -->
Zitat:01.03.2014
Eindrücke aus dem Krisenherd
„Das hier ist kein Säbelrasseln“
Die Welt schaut nach Simferopol. F.A.Z.-Korrespondentin Ann-Dorit Boy schildert am Telefon ihre Beobachtungen aus der Stadt, die zum Synonym der Krim-Krise geworden ist. Von Ann-Dorit Boy, Simferopol
...
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/krim-armee-perewalne-belagerung">http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... belagerung</a><!-- m -->
Zitat: von Jutta Sommerbauer, Simferopol
2. März 2014 17:40 Uhr Wenn hier ein Schuss fällt, wird es nicht bei einem bleiben
Russische Soldaten haben ukrainische Militärbasen eingekesselt. Nachbarn stehen sich bewaffnet gegenüber. Noch verhandeln sie, aber ein Krieg scheint gefährlich nah.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/ausland/article125353032/Die-Menschen-in-Kiew-bereiten-sich-auf-Krieg-vor.html">http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... g-vor.html</a><!-- m -->
Zitat:19:20
Ukraine-Krise
Die Menschen in Kiew bereiten sich auf Krieg vor
In der ukrainischen Hauptstadt grassiert die Befürchtung, die Russen könnten bis nach Kiew vorrücken. Das Militär macht mobil, und die Protestbewegungen rufen zur Bildung von Bürgermilizen auf.
....
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Was mir bei diesem ganzen Drama um die Krim ein wenig zu kurz kommt, ist die Rolle der Krimtataren. Man hört und liest immer wieder, dass es ein Konflikt zwischen Russen bzw. russischorientierten und Ukrainern bzw. nach der Westukraine hin orientierten Kreisen sei. Der Faktor der Religion kommt indessen kaum zu Wort. Dabei werden die (sunnitischen) Krimtataren, die bislang noch weitestgehend stillgehalten haben, irgendwie oftmals ausgeblendet. Diese islamische Minderheit, die nach zwei blutigen Ausrottungskampagnen Moskaus (1919 bis 1921/22 & 1944) sich in der Ablehnung des Einflusses Russlands wohl recht einig ist und die nachvollziehbarer Weise lieber nach Kiew schaut, könnte für die Russen noch zum Problem werden. Einerseits werden derzeit anscheinend die ersten Tataren auf der Krim Opfer von Ausgrenzung und Diffamierung, und andererseits sind sie offenkundig auch notfalls zum offenen Widerstand bereit. Wenn die Russen hier nicht aufpassen und versuchen, diese ihnen zugleich auch suspekte und von ihnen fast dämonisierte Minderheit weitblickend und diplomatisch klug einzubinden oder zumindest in Frieden leben zu lassen, dann könnte diese militärische Aktion derzeit auf der Krim der Auftakt zu einem erbitterten, von Terror und Gegenterror geprägten Kleinkrieg werden, der Russland wohl mehr kosten könnte (auf Dauer gesehen) als dieser jetzige Streit mit Kiew. Ein "Protektorat Krim" mit dagestanischen Zuständen braucht man in Moskau sicher nicht auch noch...
Hierzu:
Zitat:Krimtataren
Nationale Verräter? Bitte nicht schon wieder
Seit der Kriegsdrohung Russlands haben die Krimtataren Angst vor Plünderungen und Übergriffen. Sie fürchten, wie schon nach dem Zweiten Weltkrieg als Verräter zu gelten. [...] Der Fernseher in Remzi Kafadars Haus läuft ohne Pause und mit voller Lautstärke. Im Wohnzimmer des unverputzten Hauses sitzen der 31-Jährige, seine Frau, seine beiden Töchter, Vater, Mutter und Großmutter. Sie verfolgen gebannt die Nachrichten aus der Krim-Hauptstadt Simferopol, aus Kiew und Moskau. Es sind keine guten Neuigkeiten: Russland droht mit einem militärischen Angriff in der Ukraine – und die Konfrontation könnte auf der Krim stattfinden, in der Heimat der Familie Kafadar.
Kafadar und die anderen 125 Familien in Fontany fühlen sich im Stich gelassen. "Die Regierung in Kiew unternimmt nichts", sagt er. "Und wir sind hier in der Minderheit." Sie fürchten Übergriffe der russischen Mehrheitsbevölkerung. Denn die Tataren gelten als Verbündete Kiews. [...] Die Krimtataren sorgen sich, einmal mehr als "nationale Verräter" zu gelten. Per Twitter machten am Samstag Berichte die Runde, wonach Türen von krimtartarischen Häusern von prorussischen Milizen gekennzeichnet wurden. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es nicht. Doch die Angst vor Übergriffen und Plünderungen steigt. [...]
Jetzt, nach Russlands Drohung mit Krieg, wächst die Angst der Tataren – aber auch das Bewusstsein, ihre Existenz auf der Krim verteidigen zu müssen. "Wir gehen nie mehr von der Krim weg", sagt Kafadar...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/2014-03/krimtataren-russland-krieg">http://www.zeit.de/politik/2014-03/krim ... land-krieg</a><!-- m -->
Schneemann.
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@Schneemann
Mit den 250.000 Krimtataren wird die russische Armee sicher noch fertig werden. Die Zeichen stehen auf Krieg. Vermutlich wird Rußland der Ostukraine und der Krim zu einem autonomen Status verhelfen oder sie gar annektieren. Dagegen wird die ukrainische Armee nichts machen können, da sie viel zu schwach ist. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Russen die Ukraine besetzten und der alten Führung wieder an die Macht verhelfen. Tragikkomisch sind dazu aber mal wieder die Ausführungen der USA, die den Russen das vorwerfen, was sie selbst seit Jahrzehnten betreiben.
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@srg
Zitat:Mit den 250.000 Krimtataren wird die russische Armee sicher noch fertig werden.
Behauptete ich ja auch nicht. Ich redete von einem evtl. langfristigen, blutigen Kleinkrieg. Dass man sie notfalls ausrotten könnte, ist mir schon klar. (Man hat es ja auch schon zweimal versucht.) Nur ist die Frage, wie lange dies dauert und ob es "was besser" macht oder ob dies ein "Ruhmesblatt" für die russische Toleranz wäre.
Zitat:Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Russen die Ukraine besetzten und der alten Führung wieder an die Macht verhelfen.
Ich gehe mal in der Annahme, dass eine Besetzung der Gesamtukraine a) gar nicht im Sinne Moskaus ist (eher geht es in Richtung Teilung), weil b) dann hätte Russland wirklich einen Guerillakrieg am Hals, der über evtl. Spannungen mit den Tataren auf der Krim weit hinausginge. Und so ein Durcheinander am Südrand will man in Moskau auch wiederum nicht.
Schneemann.
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Onto:
Zitat:Man darf nicht vergessen, auf der Krim sind schon 16.000 russische Soldaten auf der Marinebasis stationiert.
Von daher finde ich die Zahl 2.000 schon erstaunlich. Da scheint man sich durchaus auch Optionen offen halten zu wollen.
Die 16 000 Mann sind zum größten Teil Angehörige der Marine und keine Kampftruppen die einem Angriff von Land her auf die Stützpunkte irgend was entgegen setzen könnten. Die 2000 Mann sind eher die Untergrenze dessen, was zur Sicherung der Stützpunkt notwendig ist.
Zitat:Des Weiteren hat man auch Militäreinrichtungen der ukrainischen Armee umstellt bzw. blockiert diese. Das war auch den von mir geposteten Links zu entnehmen. Auch Regierungseinrichtungen wurden besetzt.
Das hat nichts mehr mit Stützpunkte schützen zu tun.
Diese Darstellung der Lage ist meiner Meinung nach falsch. Das auf der Krim bestimmte Positionen besetzt wurden, gehört zur militärischen Absicherung der russischen Truppen dort. Wobei da nur wenige Positionen durch konventionelle russische Streitkräfte besetzt wurden. Die besagten Regierungseinrichtungen wurden von russischen Milizen besetzt, und in einigen Fällen wurden diese dann von russischen Soldaten wieder vertrieben.
srg:
Zitat:Tragikkomisch sind dazu aber mal wieder die Ausführungen der USA
Jammern gehört zum Geschäft. Das ist nicht tragikomisch, dass ist immer geboten. Dem anderen alles vorwerfen, selber alles leugnen. Mich erstaunt immer der leicht verbitterte Tonfall bei dir. Das sind alles ganz normale Machtspielchen die jeder genau so betreibt, die Russen ebenso wie wir.
Zitat:Wikipedia gibt die Ethnien mit rund 78% Ukrainern und 18% Russen an, die in der Ukraine ansässig sind. Ein Teil der Ukrainer nutzt russisch auch als Sprache im eigenen Haushalt, ingesamt fast 40% der ukrainischen Staatsbürger. Die Russen stellen also sehr wohl eine große Minderheit dar.
Das es eben keine klare Trennung von Russen und Ukrainern gibt, kann man auch keinen genauen Anteil einer russischen Ethnie angeben. Das könnte man nach belieben festlegen. Die 18% beziehen sich auf solche Ukrainier (sic) die nur russisch sprechen. Aber sind diese damit auch Russen? Es gibt etliche Ukrainer die nur russische sprechen, aber trotzdem national-ukrainisch denken und Russland ablehnen, ebenso wie es auch Ukrainer gibt die ukrainisch sprechen aber pro-russisch sind.
Vom Hintergrund her ist das eher ein Machtkampf zwischen bestimmten ukrainischen Eliten über die Verteilung des Reichtums in der Ukraine. Die ethnische Frage wird hier zur Ablenkung nur vorgeschoben, ist nur ein Mittel zum Zweck für die Mobilisierung der Menge.
Zitat:Wesentlich ist, dass diese Abspaltung stattgefunden hat, was bei plattdeutsch sprechenden Deutschen eben bisher nicht der Fall ist.
Diese "Abspaltung" fand eigentlich erst durch die Hungerkatastrophe unter der Herrschaft Stalins statt, die in Ukraine als Holdomor bezeichnet im Endeffekt erst die heutige ukrainische Nationalität begründet hat (auch wenn dies heute von den Ukrainern selbst geleugnet wird).
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor">http://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor</a><!-- m -->
Interessant übrigens, dass gerade die west-ukrainischen Gebiete (die früher unter polnischer bzw österreichischer Herrschaft standen und teilweise katholisch sind) von denen dann der ukrainische Nationalismus ausging am wenigstens davon betroffen waren.
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@srg
Zitat:Die Auseinandersetzungen beweisen auch mal wieder, dass es einfach langfristig nicht funktioniert, wenn in einem Land zusätzlich zur einheimischen Bevölkerung eine große ethnische Minderheit anwesend ist. Verfechter der Multikultur sollten sich das ruhig mal genauer anschauen.
Es ist mehr eine Frage, ob man ein föderales System im übergeordneten Staat hat. In der Schweiz ist es z.B. so, dass die französischsprachige Schweiz in vielen Bereichen näher an Frankreich, wir in der Deutschschweiz näher an Deutschland und das Tessin näher an Italien befindet. Trotzdem bilden wir eine Einheit, weil eben jeder regional viele Dinge selber bestimmen kann. Und solang das der Fall ist und nicht alles von Oben von einer weit entfernten zentralen Regierung bestimmt wird, kann das sehr gute Ergebnisse produzieren.
Man muss sich nur die Alternative vorstellen, wenn wir Deutschschweizer den Deutschen anschliessen würden, würden wir ja auch dauernd von anderen grösseren Bundesländern überstimmt. Sobald man etwas grösserem beitritt, ist ein gewisses Mass an Fremdbestimmung sowieso gegeben. Im Gegenzug erhält man den Zugang zu grösseren Märkten, effizientere Armeen, Infrastruktur, Gesundheitswesen u.s.w.. Meistens lohnt ein Anschluss an ein grösseres System, wenn man seine Selbstbestimmung nicht vollständig aufgeben muss.
Unter dem Strich komm ich zum Schluss, dass es eigentlich völlig egal mit wem man zusammenlebt, solang man arbeitet und sich anständig zueinander verhält. Den Staat muss man so aufbauen, dass die regionalen Probleme eben vor Ort bestimmt werden können.
Zur Ukraine:
Ich find das Teilen von Staaten keine schlechte Sache, solang sie weitgehend unblutig verlaufen. Dass man sich später in einem Staatverbund wie der EU wieder trifft, ist doch in der Neuzeit eher die Regel als die Ausnahme. Ich bin in den Dingen zwar nicht so informiert, aber wenn ich z.B. das Beispiel Slowakei und Tschechien seh, find ich dass das ganz gut rausgekommen ist. Auch Ex-Jugoslawien ist mit den daraus entstandenen neuen Staaten, sicher besser aufgestellt.
Unter dem Strich glaub ich aber auch, dass sich meistens nicht viel verändert, aber besser eine Trennung als ein dauerndes Theater um Dinge die eigentlich gar nicht wichtig sind. Wenn man sieht was z.B. in Israel mit den Palästinensern abgeht, fragt man sich schon, ob da nur noch Verrückte am Werk sind. In der Ukraine sind es sicher diese paramilitärischen Truppen die gezielt die Sache destabilisieren, sie sehen im Krieg die Erfüllung ihres Daseins. Diese Leute sind wirklich gefährlich, sie arbeiten nicht an einer friedlichen Lösung (Trennung oder Einigung spielt mal nicht so die Rolle), ihre Intention ist die Zerstörung und nicht der Aufbau / Schaffung von sinnvollen Gütern. Motor der des Hasses sind meistens die übertriebenen nationalen Gefühle, leider lassen sich viele Leute von der übertriebenen Fixierung auf einen Staat immer wieder verführen.
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