Nordkorea vs. Südkorea
fazer600 schrieb:.....

Es tut mir leid, aber für mich klingt das immer mehr danach, als wollte Kim einen Krieg oder ganz bewusst einen Krieg provozieren. Alles was er in den letzten Tagen und Wochen gemacht hat, macht man, wenn man sein Volk auf einen Krieg vorbereiten will !
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@ fazer 600 - das verbale Trommelfeuer aus Nordkorea ist vor allem psychologisch. Auch das MARINEFORUM (das über sehr gute Quellenlage verfügt) hat trotz seiner martialischen Überschrift deutliche Aussagen, dass derzeit auf NK Seite nichts auf einen tatsächlich geplanten Konflikt hindeutet:
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Zitat: Mit immer neuen Ankündigungen und Aktionen eskaliert Nordkorea die Lage auf der koreanischen Halbinsel weiter.

Am 1. April verabschiedete die Volksversammlung ein Gesetz, dass Atomwaffen „unverhandelbar“ macht. Einen Tag später wurde die Reaktivierung der 2007 in einem Abkommen stillgelegten Atomanlage Yongbyon angekündigt, die früher vor allem der Herstellung waffenfähigen Plutoniums gedient hatte. Beim baulichen Zustand der Anlage dürfte ein neuerliches Hochfahren des Reaktors allerdings länger auf sich warten lassen.

Am 3. April gab Nordkorea mit der Sperrung des Zugangs zur gemeinsam mit Südkorea betriebenen Sonderwirtschaftszone Kaesong das bisher stärkste Signal, sämtliche Kontakte abbrechen zu wollen. Immerhin ist Kaesong eine der wenigen Deviseneinnahmequellen Nordkoreas. Die südkoreanischen Arbeiter sollten bis zum 10. April die dortigen Betriebe verlassen. Noch am gleichen Tag „ratifizierte“ Machthaber Kim Jong-un „den Plan für einen nuklearen Angriff auf die USA“.

Am 4. und 5. April wurde die Verlegung von zwei mobilen Mittelstreckenraketen Musudan an die nordkoreanische Ostküste erkannt. Mit einer Reichweite von bis zu 4.000 km decken die auch unter den Namen Taepodong X und Nodong bekannten ballistischen Raketen Südkorea und das gesamte Japan ab, können auch das amerikanische Guam erreichen.
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Auch Südkorea stellt sich auf eine Provokation Nordkoreas ein und bereitet sich auf eine mögliche Eskalation vor. Zwei Raketenabwehrfähige Aegis-Zerstörer vom Typ KDX-III bezogen östlich und westlich der koreanischen Halbinsel Position. Präsidentin Park Geun-hye soll der militärischen Führung bereits grünes Licht gegeben haben, auf jeden Angriff aus dem Norden sofort und ohne weitere Rücksprache zu reagieren. Aus Japan gibt es bisher keine ähnlichen Meldungen, aber man kann wohl davon ausgehen, dass die Landesluftverteidigung in höchster Bereitschaft ist und auch Raketenabwehr-fähige Schiffe Position beziehen werden.

Bisher bleibt der Konflikt mit Nordkorea weitgehend auf der verbalen Ebene, aber jede Provokation könnte in eine (begrenzte) militärische Eskalation münden. Eine solche Provokation könnte der offenbar geplante „Testschuss“ der beiden Mittelstreckenraketen werden. Sollten die Raketen bei Kurs in Richtung Japan oder Guam nach dem Start aus Vorsichtsgründen bekämpft werden, könnte dies Nordkorea Anlass für weiter gehende militärische Maßnahmen wie z.B. Beschuss grenznaher Inseln geben. Andererseits böte ein nur „interessiertes Verfolgen aber nicht Bekämpfen“ der nordkoreanischen Raketen Gelegenheit zu allmählicher Entspannung.

Zurzeit werden in Nordkorea noch keine Truppenbewegungen oder sonstige Aktivitäten erkannt, die auf größere militärische Vorhaben deuten. In der Hauptstadt geht das Leben seinen gewohnten Gang; auf dem Lande hat die Aussaat und Bepflanzung der Felder begonnen. Allerdings befinden sich die nordkoreanischen Streitkräfte nach Abschluss des Ausbildungsjahres (31. März) auf dem Höhepunkt ihrer Einsatzbereitschaft, und die Machthaber haben die Bevölkerung so ausgiebig wie fast nie zuvor auf Krieg vorbereitet. Zeitlich könnte die Krise durchaus noch andauern. Einige Beobachter sehen eine mögliche Entspannung der Lage erst mit Abschluss der jährlichen südkoreanisch-amerikanischen Übungen – und „Key Resolve“ soll noch bis zum 30. April dauern.

Überwiegend wird davon ausgegangen, dass die nordkoreanischen Machthaber kein wirkliches Interesse an einem Krieg haben, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein schnelles Ende ihres Regimes bedeuten würde. Experten sind sich allerdings uneins in der Deutung eines „irrational und paranoid“ anmutenden Verhaltens, bei dem immerhin die wenigen noch verbliebenen politische Freunde (China) vor den Kopf gestoßen und volkswirtschaftliche Notwendigkeiten (Kaesong) über Bord geworfen werden. Einige sehen hier einen bloßen Versuch des jungen Staatschefs Kim Jong-un, sich ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen vor der eigenen Bevölkerung als fähiger Führer zu präsentieren. Andere glauben, dass Nordkorea gerade durch das Bewusstmachen einer „irrationalen“ Handlungsweise nur die zwingende Notwendigkeit einer bilateralen Annäherung zu den USA (formelle Anerkennung und Friedensvertrag) deutlich machen möchte.

Ob ein solches Vabanquespiel erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Die größte Herausforderung für Nordkorea dürfte zunächst einmal sein, einen tatsächlichen militärischen Konflikt zu vermeiden, dabei aber etwas zu finden, das Kim Jong-un seiner Bevölkerung als positives Ergebnis seiner wochenlangen Ankündigungen und Kriegsdrohungen „verkaufen“ kann.
ich denke mal, die Hype vor einem nordkoreanischen "Atomschlag" ist weit überzogen. Die wenigen aufsteigenden Raketen können bereits durch die die seegestützte Radarplattform SBX-1 in der Startphase erfasst und von den - vor den Küsten Koreas stationierten - Raketenabwehrzerstörern (u.a. USS DECATUR, USS CHUNG HOON, südkoreanische Aegis-Zerstörer vom Typ KDX-III, japanische Zerstörer, und die im möglichen Zielgebiet stationierten mobilen landgestützten Raketenabwehrbatterien (z.B. THAAD (Terminal High-Altitude Area Defense) auf Guam) restlos abgefangen werden.
Als wesentlich problematischer würde ich nach wie vor sehen, dass Südkoreas Hauptstadt in der Reichweite tausender konventioneller Kanonen Nordkoreas liegt. Ein Trommelfeuer aus diesen Artillerie-Stellungen lässt sich nicht abfangen - und wäre die Einleitung für eine völlige Zerstörung auf der Halbinsel.
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