Nationbuilding und die Alternativen
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(10.09.2021, 11:01)Quintus Fabius schrieb: Und das wäre (theoretisch) auch innerhalb dieser Definition machbar wenn:

Von den 10 Punkten sind, wenn's hoch kommt, 3 umsetzbar. Der Rest ist komplett unrealistisch für jeden westlichen Staat. Dafür müsste schon innerhalb Europas jemand komplett eskalieren und alle anderen gegen sich aufbringen, damit man auch nur ein annähernd so starkes Engagement mobilisieren könnte.

(10.09.2021, 11:01)Quintus Fabius schrieb: Man müsste genau genommen Afghanistan deshalb zerstören damit Pakistan nicht zerstört wird. Ein Taliban Staat, welcher ein Paschtunen-Staat ist, wird auf Dauer meiner Überzeugung nach für Pakistan eine Katastrophe sein. Und ja, dass führt zu neuen anderen Problemen und insbesondere zu weiteren Flüchtlingswellen. Es gibt hier im Endeffekt keine gute Lösung mehr.

Wie würdest du die Konsequenzen einer Eingliederung Afghanistans nach Pakistan bewerten? Oder einer entsprechenden Besatzung.
Das ist schon ein indoiranisch-islamischer Vielvölkerstaat mit einem großen paschtunischen Bevölkerungsanteil, der auch bei einer Vereinigung nicht die Punjabi-Mehrheit gefährden würde.
Kritisch sind natürlich die Interessen Indiens und des Irans, das ist logisch. Aber rein mit Blick auf die innere Stabilität?

(10.09.2021, 11:01)Quintus Fabius schrieb: Deine Theorie setzt voraus, dass die Beteiligten logisch und rational handeln. Die wahren Gründe für den Expansionsdrang sind aber in Wahrheit oft ideeler Natur, sie sind weder logisch noch rational. Meine Theorie inkludiert also diese Irrationalität, welche meiner Ansicht nach vorherrschend ist. Man kann heute mit Gebietseroberungen usw eigentlich keine Vorteile mehr gewinnen welche die Kosten rechtfertigen würden. Oder anders ausgedrückt: Krieg führen ist heute im Endeffekt ineffizient und unwirtschaftlich geworden. Der Expansionsdrang läuft daher jeder Logik zu wieder welche auf der rationalen Vorteilserwägung / Nachteilvermeidung basiert.

Gut, aber auch wenn die Beteiligten aus ideeller Verblendung die Notwendigkeiten ignorieren, bleiben diese doch trotzdem bestehen. Z.B. mal angenommen, die Taliban rennen jetzt zu Fuß (weil kein Sprit) wie die Lemminge gegen den Iran an. (Weil Schia und so.) Wen schert's? Weit werden sie so nicht kommen.

(10.09.2021, 11:01)Quintus Fabius schrieb: Da Nationalstaaten wie Nationalismus etwas künstliches sind, muss ich dir hier widersprechen. Man kann so etwas durchaus von außen erzwingen und dass ist auch mehrfach schon geschichtlich geschehen. Viele Völker die heute in Afrika sich gegenseitig morden sind künstlich von den Kolonialmächten geschaffen worden, und damit meine ich keine afrikanischen Staaten, sondern Stämme innerhalb dieser die sich heute als Völker selbst so verstehen, und die nicht einmal mehr wissen dass sie künstlichen Ursprungs sind.

Naja, das zwangsweise Zusammenführen von Volksgruppen in Unterdrückung würde ich nicht als Nationbuilding von außen beurteilen. Aber natürlich kann sowas unter viel Druck funktionieren, aber ich möchte bezweifeln, dass das überall funktionieren könnte. Und wenn doch, dann erfordert es Methoden, die heutzutage nicht mal mehr die KPCh gut heißen würde.

(10.09.2021, 11:01)Quintus Fabius schrieb: Nimm mal Bosnien als besonders lehrreiches Beispiel. Insbesondere da wir dort immer noch die Regierung wesentlich mitbestimmen, durch die Position des Hohen Repräsentanten, welches seit neuestem der CSU Politiker Schmidt inne hat. Diese Position ist immer noch zwingend notwendig, obwohl der Bosnienkrieg nun schon etliche Dekaden her ist.

Ich weiß nicht, ob das so ein gutes Beispiel ist. Das ist ein befriedeter Staat. Aber eine "Nation" sieht doch anders aus. Aber da sind wir wieder bei Definition und Zielvorstellung.
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RE: Nationbuilding und die Alternativen - von Broensen - 10.09.2021, 20:51

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