(Land) Unbemannte Bodenfahrzeuge für die Infanterie
#2
Sie sind deshalb auf die sogenannten schweren Züge begrenzt (welche ja unter anderem auch die Scharfschützen enthalten), weil bei den schweren Kompanien für den Transport von schwereren Waffensystemen die Wiesel zur Verfügung stehen - bzw. neben den Wieseln auch noch andere größere Transportfahrzeuge und in Zukunft auch GTK Boxer.

Man will damit im Endeffekt eine wahrgenommene Lücke zwischen dem Wiesel und dem Transport zur Fuß schließen.

Mit der komischen Formulierung 75 bis 10 kg meinen sie übrigens 7,5 bis 10 kg. Aber das bezieht sich nur auf die ungeladene Waffe selbst. Gerade die Munition produziert ein erhebliches Zusatzgewicht und drei Mann sind für solche Waffen plus Munition eigentlich zu wenig. Statt also die Trupps zu Gruppen zu vergrößern (was nicht nur den Einsatz zur Fuß deutlich verbessern würde, sondern ebenso die Befähigung einer solchen Einheit sich selbst zu sichern und auch noch was anders zu tun als fast nur mit der GMW / MELLS zu arbeiten) - will man so stattdessen weiter die gleiche Feuerkraft mit der gleichen eigentlich zu geringen Zahl von Soldaten bereit stellen.

Mehr Soldaten pro Waffe wären besser, werfen aber zugleich wieder das Problem der Bindung an GTK et al auf (Mutterschiff-Konzept) und der damit einhergehenden Beschränkung des Transportraumes. Da man aber die UGV eben auch transportieren muss, stellt sich die Frage ob nicht mehr Soldaten in jedem Fall besser wären. Mehr Soldaten bedeutet mehr Kampfkraft insgesamt, während der gleiche Transportraum für ein bloßes UGV verwendet weniger Kampfkraft bei gleicher verbrauchter Transportkapazität bedeutet. Zudem bedeuten diese Fahrzeuge mehr Komplexität, mehr Friktionen, einen nochmals erhöhten logistischen Fußabdruck, Probleme die eigene Signatur abzutarnen, zusätzliche Kosten, und sie machen die Einheit vom vorhandensein diverser Faktoren und Assets abhängig und was wenn diese ausfallen? Es fehlt hier dann jede Redundanz und jede Resilienz und so machen diese UGV die Einheit anfälliger statt sie zu stärken.

Bleibt die Frage, wie die UGV überhaupt zur Ablauflinie kommen, dazu der Artikel:

Zitat:Auch der Transport der UGV in den Einsatz ist noch nicht abschließen geklärt. Ein Transport mit Anhängern scheint die wahrscheinlichste Lösung zu sein.

Besser wäre es, wenn man die UGV selbst hinten direkt an das Fahrzeug anhängen könnte wie es manche UGV anderer Armeen bereits können und wie es schon beispielsweise in Mali praktisch getan wurde. Aber es ist mal wieder bezeichnend, dass die Bundeswehr genau diese Frage, die eigentlich wesentliche Frage noch nicht geklärt hat.

Meine rein persönliche Bewertung ist, dass bloße UGV auf dieser Ebene und mit dieser Verwendung nur Unsinn sind. Da wäre es wesentlich besser die Zahl der pro Unterstützungswaffe vorgesehenen Soldaten deutlich zu erhöhen. Man erhöht zwingend aufgrund der UGV die notwendige Transportkapazität und verschwendet diese, ohne dadurch die Kampfkraft zu erhöhen (da keine höhere Feuerkraft). Der Mobilitätsvorteil ist zudem stark geländeabhängig und keineswegs so groß wie hier euphemistisch dargestellt (bei den Gebirgsjägern klingt das im Artikel ja schon durch).

Sinn machen solche Fahrzeuge dann, wenn die Waffen auch gleich direkt ferngesteuert von diesem Fahrzeug aus eingesetzt werden können und der Artikel geht auf diesen Aspekt in keiner Weise ein. Also nicht UGV, sondern UGCV. Echte UGCV, also bewaffnete Boden-Drohnen wären tatsächlich eine deutliche Steigerung der Kampfkraft. Aber erneut bezeichnend, dass die Bundeswehr so eine Lösung primär aus politischen Gründen nicht will (Killer-Roboter = Böse).

PS: Diese neuen leichten Mörser sind im Endeffekt einfach nur eine Verlegenheits"lösung" aufgrund finanzieller und sonstiger Engpässe. Man hat einfach nicht genug 120mm Mörser und kann auch keine neuen beschaffen und man hat auch nicht genügend Transportfahrzeuge für ein solches Kaliber, also tut man im Rahmen des wenigen was möglich ist nur so als ob. Im Prinzip sind diese 60mm Systeme ein Substitut für eigentlich an dieser Stelle vorgesehene zusätzliche 120mm Mörser.

Ob die 60mm Mörser in der jetzt beschafften Form in den sogenannten schweren Zügen Sinn mehr Sinn machen würden wäre auch noch diskutabel. Man könnte sie beispielsweise anstelle der GMW verwenden. Sie aber zusätzlich noch dazu mitzunehmen ist mehr als fragwürdig. Noch eine (schwere) Munitionssorte mehr so weit unten bringt eigentlich keinerlei Gewinn und erhöht nur ohne Nutzen den Aufwand, verkleckert weiter die Mittel und wird unführbar und kaum praktisch einsetzbar.

Ich halte die sogenannten schweren Züge ohnehin für eine Fehlkonstruktion sondergleichen.
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RE: Unbemannte Bodenfahrzeuge für die Infanterie - von Quintus Fabius - 09.01.2021, 22:52

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