(Sonstiges) Munition: 6 mm Optimum
#11
Gewiß, beabsichtigte Verwundung gibt es. Aber eine solche selbstauferlegte Letalitätsreduzierung ist militärisch nicht repräsentativ. Das Sturmgewehr als persönliche Waffe muß zuverlässig funktionieren. Und die zu verschießende Patrone muß zuverlässig wirken. Ansonsten wäre besonders der infanteristische Kampf nur fahrlässig.

Als man mit dieser Dreischuß-Feuerstoß-Begrenzung erste Truppentests machte, stellte man schnell fest, wie pekziert das eigentlich ist: Soldaten stürmen Feindstellungen nicht, wenn sie im Voraus wissen, daß das "Sturm"-Gewehr nach drei Schuß von selbst das Feuer einstellt. Das ist keine Frage der Argumentation, denn die Zaghaftigkeit ist keine Entscheidung. Und es tut mir weh Dir recht zu geben: Es ist tatsächlich fast vollständig eine Frage des Gefühls, des Eindrucks, der Augenblickspsychologie.

Im Vietnamkrieg hatte allein der Klang der sowjetischen 7.62er eine ausgesprochen einschüchternde Wirkung auf die Amerikaner. Sie wirkt ja "tödlicher", macht also irgendwie noch toter. Man sieht, mit Logik hat das ebensowenig zu tun wie mit irgendeiner Art von Rationalität. Andererseits ist es auch nicht dumm! Es gibt da einen Aspekt, der da auf psychologischer Ebene mitschwingt: Gefahrenvorzeichen.

Intuitiv wird eine Gefahr zur Bedrohung, wenn ihr eine hinreichende Anzahl von korrespondieren Symbolen vorausgeht. Das heißt, eine Gefahr wird erst dann bedrohlich, wenn sie als Gefahr überhaupt wahrgenommen werden kann. Und sie wird zu einer großen Bedrohung, wenn der Schweregrad mitvermittelt wird. Bei Schußwaffen im Allgemeinen sind das üblicherweise der Schußknall, resp. dessen Lautstärke. Oder der bloße Anblick einer weiten Mündung, weshalb gerade Schrotflinten so viel bedrohlicher wirken. Bei Schrotflinten wäre die sogenannte Pump gun ein besonders anschauliches Beispiel, denn da wirkt auf viele schon das charakteristische Geräusch des Lademechanismus ausgesprochen angsteinflößend. Bei Großkaliber Handfeuerwaffen, gerne als Monsterrevolver oder -pistole bezeichnet, wirkt ein kolossaler Mündungsblitz als imposant, obwohl er bloßer Ausdruck von Energieverlust ist. Bei Messern wiederum wirkt eine chromblitzende Klinge viel Furcht einjagender, psychologisch mit Kastrationsangst erklärt.

Und alle diese Eigenschaften haben eben eine Symbolkraft, die schreckliche Wirkung versprechen, noch ehe sie eintritt. Je mehr solcher Symbole registriert werden, umso bedrohlicher wird die Gefahr in ihrem Potenzial intuitiv eingeschätzt. Ein Auge für Gefahrenvorzeichen zu haben ist durchaus eine Frage der Lebenstüchtigkeit oder besser noch der Überlebensfähigkeit. Das ist nur eben keine Angelegenheit akademischer Logik. Deshalb sollte eine persönliche Waffe diese Instinkte nicht unadressiert lassen. Und wie wir alle wissen, hat keine Schußwaffe irgendwelche Wirkung - es ist die Patrone. Und die sollte dem Schützen Wirkung vorzeigen, nicht erklären (wie bei der 3-Schuß-Automatik). Der psychologische Effekt wird nicht ausbleiben.
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Munition: 6 mm Optimum - von Pogu - 19.09.2020, 11:33
RE: 6mm Optimum - von Quintus Fabius - 20.09.2020, 10:44
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RE: 6mm Optimum - von Pogu - 09.02.2021, 14:04

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