Entwicklung & Nachfolge des Tornados Jabo
#91
Quintus Fabius schrieb:Kantilene:

Weil BVR Kampf zur Zeit des Vietnamkrieges vor einem halben Jahrhundert nicht so funktionierte wie erwartet oder im Kalten Krieg vor mehr als 25 Jahren nicht funktionierte wie erwartet heißt das nicht, dass er heute nicht funktioniert.

Richtig, aber es muss sich etwas grundlegendes geändert haben, damit es heute funktioniert. Das sehe ich nicht.

Quintus Fabius schrieb:Du schreibst von Erfahrung. Aber gerade die Erfahrung birgt die große Gefahr bloßer Strukturextrapolierung in sich. Und gerade die Strukturextrapolierung war in fast allen kastastrophalen militärischen Niederlagen einer der wesentlichsten Faktoren..

Nur aus Erfahrungen können wir etwas lernen. Wer den zukünftigen Luftkampf vorhersagen will, der muss zwangsläufig extrapolieren und dabei sollte er nicht leichtfertig seine Erfahrungen missachten.

Gut, du bringst zwei Beispiele, wo eine Extrapolation misslungen ist.

1. Beispiel der 1. Weltkrieg: Die Armeen waren auf Bewegungskriege vorbereitet, aber das Maschinengewehr gab der Verteidigung den entscheidenden Vorteil. Es wurde ein Stellungskrieg.

2. Beispiel der 2. Weltkrieg. Die westlichen Armeen wollten einen Stellungskrieg kämpfen, aber der Panzer gab dem Angreifer den Vorteil. Es wurde ein Bewegungskrieg.

In beiden Fällen war eine völlig neue Waffe vorhanden und es gab Leute, die verstanden haben, wie man sie richtig einsetzt. Der Panzer im ersten Weltkrieg war sehr sehr unbeweglich, konnte nur im Schrittempo auf die gegnerische Stellung zufahren, weshalb ich sage, dass die Panzerwaffe erst im 2. Weltkrieg wirklich fertig entwickelt war.

Ich sehe diese Situation nicht im Luftkampf mittels radargelenkter Waffen außerhalb der Sichtweite aus zwei Gründen:

1. Der Angreifer, der sein aktives Radar einschaltet hat einen Nachteil. Sein Signal muss zum Gegner und zurücklaufen, während das beim Gegner empfangene Signal nur die hälfte der Strecke zurücklegen muss. D.h. im günstigsten Fall - das gesamte Signal wird reflektiert - misst der angegriffene ein Signal, das 4-mal Stärker ist als der Angreifer (Die Sendeleistung sinkt mit dem Quadrat der Entfernung). In der Realität beträgt der Unterschied für ein ungestealthes Flugzeug mehr als das 100-fache. Die Chance vom Angegriffenen entdeckt zu werden ist viel größer als selber den Angreifer zu entdecken. Fazit: Stealth funktioniert nicht mit aktiven Sensoren!

2. Wenn eine radargelenkter Lenkflugkörper aus 50 Kilometer Entfernung abeschossen wird, dann hat der Angegriffene genügend Zeit, um darauf zu reagieren. Also, Täuschkörper, Jamming oder sogar die Rakete abschießen. Der radargelenkte Flugkörper ist ja auch so nett, dass er seine Position ständig zum angegriffenen Flugzeug telegrafiert. So lange das so bleibt, wird der Luftkampf in den seltensten Fällen mit radarwaffen BVR entschieden werden.

Welche Entwicklungen könnten diese Situation verändern? 1. Passive Ortung - die gibt's bereits, Infrarotsensor - nur dann kann man auf den Radarquerschnitt pfeifen. 2. Laserwaffen, die aus großer Entfernung fast verzögerungsfrei den Gegner abschießen können. Letzteres ist noch Science Fiction.

Deshalb wird auch in der voraussehbaren Zukunft der Luftkampf vom besseren Piloten im agileren Jagdflugzeug WVR entschieden werden. Klar es kommt noch auf die Lenkwaffen und Sensoren an.
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