Entwicklung & Nachfolge des Tornados Jabo
#19
Ich erstehe einfach nicht warum es eine Eigenentwicklung sein muss wenn uns die Amerikaner auf dem fraglichen Gebiet nicht nur meilenweit voraus sind, sondern auch noch aktuell Produkte anbieten die uns auch langfristig mehr als ausreichen werden.
Anstatt in sinn- und aussichtslose Konkurrenz zu treten wäre es vielleicht sinnvoller uns auf Gebieten zu positionieren, die die Amerikaner aktuell nur unzureichend abdecken. Das ist nicht unbedingt der Kampfflugzeugbau, aber die Luftrüstung reduziert sich nicht auf prestigeträchtige Waffenträgerplattformen.

Das israelische Modell ist da doch viel sinnvoller. Die hatten schon für 4th Gen nicht die Ressourcen etwas eigenes zu bauen, verlegten sich dementsprechend auf Subkomponenten und sind mit vergleichsweise wahnwitzig geringen Mitteln in nicht wenigen Bereichen Weltmarktführer.
Und anders als die Israelis hätte Europa gegenüber den USA auch genug politische Zugkraft um die F-35 komplett aufzumachen. Was wäre so schlimm daran eine amerikanische Zelle mit europäischen/deutschen Innenleben zu fliegen? Warum kaufen wir von Israel Drohnen und diverseste elektronische Bauteile und bekommen auf dem internationalen Markt keinen Fuß auf den Boden?
Unsere Rüstungspolitik verfolgt eine völlig verquere Philosophie, wie rennen hinter Prestigeträchtigen Zellenbau her und vergessen, dass der eigentliche Mehrwert anderweitig generiert wird.

Was die vergangenen Programme angeht, sicher, hinterher ist man immer schlauer. Aber wie gesagt, schon aus damaliger Sicht war die Entscheidung ein europäisches Kampfflugzeug zu bauen im Angesicht der strategischen Gesamtlage militärisch verantwortungslos. Das einzig richtige wäre es gewesen den europäischen Luftstreitkräften so schnell wie möglich F-teens in möglichst großer Zahl zuzuführen.

Natürlich mag es sein, dass wir nach Ende des Kalten Krieges keinen Pfennig mehr in Blockfrühe F-teens investiert hätten. Aber der entscheidende Unterschied ist doch: Anstatt Abermilliarden in den Eurofighter zu versenken und einen extrem mühsamen Upgradeweg selber zu finden hätten wir uns für kleines Geld an irgendein amerikanisches Kampfwertsteigungsprogramm hängen oder einfach ein paar modernere F-teens ordern können. Das wäre wesentlich beherrschbarer als selber ein eigenständiges Kampfflugzeugprojekt auf die Beine zu stellen.
Das ist festzuhalten bevor man über die desaströse Entwicklungsgeschichte des Eurofighters überhaupt nur ein Wort verlieren muss.

Diese kann man freilich dem Ende des Kalten Krieges zu guten Teilen anrechnen, aber es gilt auch sie im Zusammenhang mit den restlichen europäischen Rüstungsvorhaben der Neunziger zu sehen, die alle mehr oder weniger desaströs verliefen.
Wenn man sich da einfach ins nächste Projekt stürzt wird sich garnichts ändern. Das Grundproblem ist schlicht die fehlende Konkurrenz. Airbus kann machen was sie wollen, der nächste Auftrag geht sowieso wieder an sie. Solange sich das nicht ändern wird sich auch nichts ändern.

Was den Raptor angeht, dass ist ein riesiges Fass und sprengt hier wohl den Rahmen.
Nur soviel, das Flugzeug leidet vor allen Dingen unter der Existenz der F-35 und erhält nur minimalen Support. Es ist weder in der Luftüberlegenheitsrolle noch im AtG Bereich auch nur Ansatzweise am Endausbau angelangt und wird das auch niemals mehr werden.

Insofern, dass das Flugzeug als reiner Jäger heute als Relikt und überflüssig betrachtet wird ist grober Unfug. Man kann die F-22 ohne weiteres so zum Multirole aufblasen wie es mit der F-16 und F-15 auch geschehen ist. Ihre 5th Gen Stealth Strike Fähigkeiten sind quasi identisch mit denen der F-35 und wurden über Syrien schon im Einsatz demonstriert.
Kurzum, wäre Deutschland warum auch immer an die Raptor gekommen und hätte man das Muster aufgrund der Nichtexistenz der F-35 konsequent supported wäre die Luftwaffe heute grandios aufgestellt. Stattdessen haben wir halt den Eurofighter. Eine Generation hinterher und im AtG nichtmal leistungsfähiger als die F-22.

Europäischer Stolz und Europäisches Selbstverständnis ist gut und schön, aber was nutzt das wenn die Truppe am Ende mit Gerät dasteht, dass nicht an das der Konkurrenz heranreicht und dazu noch überteuert ist und verspätet kommt?

Natürlich wäre es toll wenn wir den Amerikanern beim Kampfflugzeugbau auf Augenhöhe begegnen könnten. Die Realität aber ist eine andere. Wir müssen uns deshalb grundsätzlich fragen ob wir europäische Rüstungsgüter wollen oder die bestmögliche Ausrüstung zu vertretbaren Preisen.
Ich bin da der Auffassung, dass man paneuropäischen Pioniergeist oder wie auch immer du das formulieren willst nicht auf dem Rücken unserer Soldaten ausleben sollte. Wir erwarten von diesen Menschen im Zweifelsfall mit ihrem Leben für unsere Interessen einzustehen, dass allererste was wir ihnen schuldig sind ist sie auch mit vernünftiger Ausrüstung rauszuschicken.

Die Verwirklichung von Zukunftsorientierten Projekten darf gerne sein, aber nicht dort wo es um Leib und Leben von Soldaten und im Zweifelfall um den Fortbestand des Staates in der derzeitigen Form geht.

Warum muss es da eine NextGen Strike Plattform sein? Warum nicht die Forschung zB im Bereich der Kernfusion auf europäischer Ebene intensivieren? Es gibt vieles was man machen könnte ohne es auf dem Rücken der Streitkräfte auszutragen.
Aber da wären wir wieder bei dem Punkt der hier in Europa im Argen liegt und ein weiteres mal auch aus deinem Post herausspringt. Rüstungspolitik ist Industriepolitik, Bedarf und Wünsche der Truppe sind zweitrangig.

Ich persönlich halte das für vollkommen verfehlt.

Ich würde ohne zu zögern durch die Bank auf amerikanische/israelische/japanische/südkoreanische Produkte setzen wenn sie wirtschaftlich vertretbar sind und einen militärischen Mehrwert für die Streitkräfte darstellen. Europäisch/Deutsch gerne, aber nur dann wenn Preis und Leistung überzeugen und das vorstehende Kaufargument nicht die Herkunft ist.
Politisch betrachtet ist diese Herangehensweise natürlich unrealistisch.

Ach ja, natürlich können die Russen einpacken. Pakfa als 5th Stealth Fighter ist ein schlechter Witz, da sind selbst die Chinesen weiter.
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