Freie Marktwirtschaft vs Planwirtschaft
#46
Phantom:

Zitat:
Noch schlimmer, jetzt schreibst du noch den Inhalt vor.

Die Zielsetzung ist es gerade eben nicht, den Inhalt vorzuschreiben, sondern die Kultur selbst nachhaltig zu verändern. Eine zwanghafte Änderung der Inhalte ist hier einleitend nur insoweit notwendig, wie dies zur Änderung der Kultur notwendig ist. Wenn diese aber dann geändert wurde, ist kein Zwang in diesem Bereich mehr notwendig, da die Kultur selbst dafür sorgt, dass die "richtigen" Inhalte, also die des jeweiligen Großraums ganz von selbst angestrebt werden.

Vereinfacht gesagt: Wenn jeder Blue-Jeans aufgrund der vorherrschenden Kultur hasst, muss man das Tragen von Blue-Jeans nicht verbieten, weil sie aufgrund der Kultur ohnehin keiner trägt. Das ist die Zielsetzung.

Zitat:Du musst die Leute zum eigenständigen Denken erziehen.

Die Mehrheit der Menschen denkt so oder so nicht eigenständig und die von dir angedachte Erziehung verliert sich daher im Nichts. Viel wesentlicher wäre es, den Leuten die richtigen Meme einzuimpfen, ihre Kultur zu festigen und diese Kultur so fest wie möglich in der Gesellschaft des Großraumes zu verankern.

Zitat:Das ist doch ein Widerspruch in sich. Sobald du vorschreibst, bist du 1:1 die Nanny.

Warum sind heute überhaupt so viele Vorschriften notwendig? Warum kam das deutsche Kaiserreich 1900 herum mit so viel weniger Beamten aus als heute die Bundesrepublik? Warum entwickelt sich der Staat heute zum Nanny-Staat? Aufgrund des Individualismus, also der Überbetonung der Freiheit des Individuums. Den genau diese führt dann zu einer erheblichen Erhöhung der Konflikte in der Gesellschaft insgesamt. Man sieht das sehr schön an der ständig steigenden Flut von Klagen, Anzeigen, Anwälten und Gerichtsverfahren. Lauter Individueen die ihre Individualinteressen über alles andere stellen (Liberalismus) führen zwingend dazu, dass diese Interessen untereinander kollidieren. Damit dies nicht zum Zusammenbruch der Gesellschaft führt, muss der Staat immer mehr regulieren, vorschreiben, gerichtlich klären usw

Der Nanny-Staat resultiert gerade eben aus dieser Kollision der vielen übersteigerten Individualinteressen welche vom jeweiligen Individuum als das höchste angesehen werden - aufgrund der Kultur ! Du hast es selber irgendwo schon geschrieben: deiner Meinung nach ist sich jeder selbst der nächste. Exakt dieser Ansatz hat den Nanny-Staat zur Folge weil er das Konfliktpotential immens erhöht.

Zudem ist diese Behauptung von dir eine dir lediglich aus der Kultur resultiert und daher nur innerhalb dieser gültig ist. In anderen Kulturen ist sich beispielsweise nicht jeder selbst der nächste was ganz andere Folgen für die Gesellschaft hat.

Je stärker die Kultur den Individualismus ablehnt, desto weniger Bevormundung der Bürger brauchst du weil das Konfliktpotential in der Gesellschaft abnimmt, die Kohäsion steigt und man weniger staatlich regeln muss, weil die Kultur diese Regelung übernimmt.

Zitat: Also pure Willkür wie bei einer Revolution wo die neue Macht ohne Justiz Zugriff auf fremdes Eigentum hat. Der Staat hat ja die Dinge nicht erschaffen, was für eine völlig schräge Vorstellung.

Genau genommen ist diese Willkür hier und jetzt Realität, auch in den sogenannten westlichen Rechtsstaaten. Die liberale Ideologie behauptet lediglich, dass keine solche Willkür herrschen würde. Genau so wie behauptet wird, dass alle Nationalstaaten untereinander gleich wären was genau so nur ein schöner Schein ist, welcher der genaueren Überprüfung nicht stand hält.

Mir geht es also um eine gesetzliche Anerkennung und Kanalisierung dieser Willkür welche im jetzigen System gar nicht stattfindet, weil sie kulturell geleugnet wird. Das heißt insbesondere, dass diese Willkür nicht heuchlerisch hinter den Kulissen entgegen dem geltenden Recht stattfindet, sondern offen und allgemein bekannt sich gegen bestimmte Dinge richtet, in dem Fall (um deine Zahlen aufzugreifen) gegen die "0,3% der Unternehmen" statt wie heute verlogen primär gegen die Bürger gerichtet zu sein.

Zitat:Das wäre noch schöner, dann hätten die Reichen viel mehr Stimmrecht als jetzt. Dann braucht man nicht mal mehr Angst Lobbyismus haben, das ist staatlich verankerter Lobbyismus.

Deswegen meine entscheidende Formulierung einer prozentualen Berücksichtigung. Ein Reicher kann sich damit also politischen Einfluss kaufen, aber er muss dafür wesentlich mehr zahlen als ein ärmerer Bürger. Und auch dies wäre schlicht und einfach eine offene gesetzliche Anerkennung dessen was real ist, was aber die liberale Ideologie heuchlerich leugnet. Die Realität ist, dass heute Reiche viel mehr politischen Einfluss haben als Arme, dafür aber nicht zahlen müssen! In meinem System würde sie dieser Einfluss erhebliche Mengen kosten und wer bereit ist so viel für die Nation zu geben, der sollte auch dann mehr bestimmten dürfen.

Zitat:Aber kein Willkür, man kann doch das Kapital höher besteuern. Stell dir mal vor der Staat könnte einfach enteignen so wie du das hier ansprichst. Das wäre ja eine Bananenrepublik erster Güte.

Die Realität ist, dass der Staat hier und heute einfach so enteignen kann. Dass dies aber von der liberalen Ideologie geleugnet wird und das Märchen des Rechtsstaates erzählt wird. Und dass sich diese Enteignungen wenn sie den stattfinden primär gegen die Armen richten, und nie gegen die Reichen/Großunternehmen. Der Grund dafür ist die Deckungsgleichheit der letztgenannten mit der Politik.

Mir geht es vor allem anderen um ein Ende der Heuchelei und die Anerkennung der Realität sowie eine möglichst gesellschaftsnützliche Kanalisierung eben der Methoden welche deshalb auch hier und heute angewendet werden weil sie schlicht und einfach effizient sind.

Zitat:. Wenn du alles so schlecht siehst, und so wie IS allen deine Ideologie auf Auge drücken willst, bist doch du kein Menschenfreund. Du verabscheust alles was jetzt ist

Ich will keineswegs allen eine Ideologie aufs Auge drücken, sondern ich bin ein entschiedener Vertreter einer multipolaren Welt, in der verschiedene Ideologien in ihren jeweiligen Räumen nebeneinander koexistieren. Es ist gerade eben die Liberale Ideologie, welche den Anspruch des Universalismus erhebt, sich also selbst zum Ziel für alle erklärt. Und gerade diese Nivellierung der menschlichen Zivilisation auf die US Kultur ist es, die ich für einen großen Fehler halte. Daher will ich keineswegs anderen eine Ideologie vorschreiben, sondern gerade eben umgekehrt das immer massiver werdende Eindringen der liberalen Ideologie abwehren. Mein Ansatz ist also ein ganz defensiver.

Organisationen wie der IS würden ohne die liberalistische Ideologie gar nicht existieren, weil sie in einer ungestörten, traditionellen islamischen Kultur gar nicht erst entstanden wären. Es ist gerade dieses gewaltsame Eindringen des Liberalismus und die Beschädigung der islamischen Kulturen dadurch, welche diese Verbrecher erschaffen hat. Der Islamismus ist im Endeffekt eine Folge der Modernisierung und gerade diese lehne ich ab und bevorzuge die Tradition.

Zitat:Ohne Anreizsystem, arbeiten die Leute doch nichts, die sitzen einfach ihre Stunden ab.

In einer Gesellschaft mit einer Kultur welche vom Liberalismus geprägt wurde ist das so, keine Frage. In einer anderen Kultur kann es auch anders sein. Und diesen Gedankensprung kannst du anscheinend nicht nachvollziehen.

Das Denken von Menschen in anderen Kulturen kann sich drastisch von deinem unterscheiden. Das ist ein wissenschaftlicher Fakt der aber irgendwie völlig an dir vorbei geht. Diese Multikulturalität sollten wir anerkennen, sollten wir zulassen und auch schützen. Dazu ist es notwendig, andere Großräume zu akzeptieren und zwar nicht nur politisch, sondern auch kulturell.

Zitat:Was soll Letzteres beinhalten. Willst du die Grenzen neu abstecken?

Ein Großraum wird keine klare Grenze mehr haben, sondern es werden zwischen den Großräumen Pufferzonen notwendig werden die von beiden jeweils betroffenen Großräumen als Zonen der Nichteinmischung beider Seiten akzeptiert werden.

Das würde beispielsweise hier und heute konkret für die Europäische Union und Russland bedeuten, dass beide Seiten sich in Bezug auf die Ukraine als einer solchen Pufferzone einigen.

Zitat:Da hätten die Franzosen, Italiener und Briten aber Freude an deinen Gedankengängen.

Es gibt ein Buch eines britischen Historikers, welcher in diesem und vielen Artikeln die er geschrieben hat bitterlich über den mangelnden Führungswillen der Deutschen heute auslässt. Die geographische Position der Mitte und die realen Begebenheiten erfordern schlicht und einfach diese Führung.

Und Franzosen und Italiener sollten mehr als Dankbar sein, dass wir mit unseren Geldern ihre Volkswirtschaften mittragen. Nicht umsonst betonte ich übrigens in dem Satz das Wort: Opfer. Es ist für Deutschland genau genommen nicht vorteilhaft (im rein egoistischen Sinne) die Führung wahrzunehmen, sondern es ist eine harte und Opfer erfordernde Pflicht. Gerade deshalb verweigern wir hier und heute die eigentlich notwendige Führung.

Die Briten sind wiederum ein sehr spezieller Fall: man müsste diskutieren, ob sie überhaupt zu unserem Großraum gehören oder ob sie nicht besser beim US Großraum verbleiben sollten mit dem sie mehr verbunden sind als mit uns.

Zitat:Ist das der Massstab einer jeden wissenschaftlichen Erkenntnis ... dass das uns glücklich machen muss? Die Entdeckung/Wissen wurde einfach gemacht. Was du daraus machst, ist dir überlassen. Aber sollen wir dem Wissenschaftler einfach den Mund verbieten, weil wir dann möglicherweise 1% weniger zufrieden leben können?

Du sprachst davon, dass wir Darwin dankbar sein müssten. Dankbarkeit setzt irgendeine positive Leistung/Sache voraus welche sich daraus ergeben hat. Welche konkret soll das nun in Bezug auf Darwin sein? Einem Atheisten der primär gut geraten hat (den rein wissenschaftlich war ein Gros dessen was er behauptete entweder nicht haltbar oder einfach nur von Lamarck abgeschrieben).

Beschließend will ich noch mal den Versuch machen deine und meine Aussagen nebeneinander zu stellen:

1 Menschen sind nur Tiere - Menschen sind keine Tiere
2 Jeder ist sich selbst der nächste - Jeder sollte für den anderen einstehen
3 Ohne materiellen Anreiz tut niemand etwas - Menschen handeln auch ohne diesen
4 Allein der materielle Zugewinn zählt - Allein der geistige Zugewinn zählt
5 Individuelle Freiheit - Kollektive Freiheit
6 Vernunft/Rationalismus - Wille/Voluntarismus
7 Naturalismus - Idealismus
8 Primat der Wirtschaft - Primat der Nation
9 Fortschritt - Tradition
10 Materialismus - Kultur

Rein instinktiv auf den ersten Blick: welche gesellschaftliche Konzeption erscheint sozialer ? angenehmer ? als erstrebenswert ?
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