Freie Marktwirtschaft vs Planwirtschaft
#15
Erich schrieb:Nein - das System muss so laufen, dass jedem das (Über-)Leben möglich wird, dass aber diejenigen, die arbeiten, noch deutlich mehr Einkommen erhalten müssen. Das ist schon eine Frage der Gerechtigkeit.
Wieso ist das eine Frage der Gerechtigkeit? Lohn kann ja nur entstehen, wenn du ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen kannst. Dann bekommst du für dein Produkt einen Gegenwert in Form von Lohn, Geld oder eine andere Ware die du eintauschst. Arbeitest du jetzt gar nicht, hast du streng genommen keinen Anspruch auf einen Gegenwert, weil du ja nichts einbringst. Jetzt sind wir aber eine Solidargemeinschaft und geben denen die nicht arbeiten können, Geld damit sie leben respektive überleben können. Es geht also generell nur ums wie viel, und nicht um ob überhaupt.

Der Solidargedanke entsteht nicht zuletzt deshalb, weil es jeden von uns auch treffen kann. Niemand ist davor gefeit. Da bin ich sicher auch bei dir.

Zitat:Und komm mir jetzt bitte nicht mit "Aufstockern", also denjenigen, deren magerer Lohn noch durch Sozialhilfe aufgestockt werden muss, um ein auskömmliches "Grundeinkommen" zu erhalten.
Das hatten wir ja schon anderswo, ich bin auch der Meinung, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen in Zukunft unumgänglich sein wird.

Zitat:Es ist nicht einzusehen, dass der Staat das Fensterputzen in den Unternehmen subventioniert, oder das Haareschneiden der Bevölkerung.
Richtig, bin ich auch deiner Meinung.

Zitat:Wer sein Geld zuhause im Kopfkissen bunkert, erzeugt keine Nachfrage. Dieses Geld ist für die Wirtschaft "tot". Es könnte genauso gut verbrannt oder vergraben werden. Es kommt also nicht auf den Reichtum an sich an, sondern darauf, dass mit dem Vermögen auch entsprechende Nachfrage generiert wird. Und auch die reichsten Menschen können kaum mehr als ein Schnitzel verdrücken.
Stimmt.

Zitat:Schaut euch doch mal um. Wirtschaftskrisen gibt es überall dort, wo genau diese Voraussetzung besteht. Und das hat die fatale Eigenschaft, dass sich diese Entwicklung selbst beschleunigt, wenn eine Regierung die Wirtschaftspolitik nicht nach Volks-, sondern nach Betriebswirtschaftlichen Konzepten gestaltet.
Richtig, das ist das Problem. Die Politik folgt den Zwängen der Wirtschaft. Die grossen Unternehmen zahlen keine Steuern, weil jeder Standort mit Steuervorteilen um diese Arbeitsplätze buhlt. Am Schluss werden hier auch wieder nur die Reichen belohnt, wer viel hat, dem werden die Steuern erlassen. Deshalb braucht es eine Abkehr von diesem Standortdumping. Es ist zwingend eine Steuerharmonisierung nötig, sonst saugen uns die grossen Konzerne aus. Aber die Regierungen müssen sich einigen und ich seh jetzt da nicht die Merkel als Speerspitze gegen dieses ruinöse System. Das Gegenteil ist doch der Fall sie schenkt den reichen Betrieben alles, damit sie im Wettbewerb primär gegen die anderen EU-Staaten bestehen können.

Zitat:Quatsch, der Fall "Detroit" hat mit dem Niedergang der US-Autoindustrie zu tun. Die komplette Belegschaft der dort angesiedelten Autoindustrie wurde in die Erwerbslosigkeit katapultiert. Die Mittelschicht war plötzlich ohne Einkommen, ohne Krankenversicherung - und bald ohne Rücklagen. Wer es sich leisten konnte (z.B. als Arzt), ist der Arbeit hinterher gezogen - in andere Bundesstaaten, wer das nicht geschafft hat, der blieb in einer zunehmend desolateren und verfallenden Stadt.
Was willst du jetzt, den Unternehmen vorschreiben wo sie Arbeitsplätze zu installieren haben? Das ist Quatsch Erich. Die Wettbewerbsbedingungen musst du angleichen, damit der Exodus nicht entsteht ... aber sicher nicht allen vorschreiben wo sie was zu tun haben.

Und schlussendlich kannst du nicht Betriebe retten die nicht mehr rentabel sind. Es sind schon Millionen Betriebe auf der Welt gestorben, willst du die alle retten. Diese Solidarität kann sich der Staat niemals leisten. Du schaust isoliert auf ein paar gross in der Presse breit getretene Fälle, wie jetzt dieser eine Teil der US-Autoindustrie. Aber die Mehrzahl der Betriebe stirbt unabhängig von diesen in der Presse aufgebauschten Fälle. Es ist ein dauerndes Neuentstehen und Sterben ... wie im Leben sonst auch.

Wir müssen schauen dass die die viel verdienen, entweder von Anfang an fürs Nichtstun nicht belohnt werden (verbilligte Energie, Steuergeschenke) oder dann halt später über die Steuerprogression zur Kasse gebeten werden. Aber diese beiden Hebel, werden durch den Steuerwettbewerb torpediert. Alle guten Vorsätze die du beim Gerechtigkeit einfordern anwenden möchtest, scheitern wenn der neben dir einfach keine Steuern für den gut laufenden Betrieb einfordert. Beispiel Apple ... zahlt ja praktisch keine Steuern obwohl die Unsummen verdienen, das ist die Folge von diesem ruinösen Steuerwettbewerb der Regierungen. Dass es auf der Welt immer noch unsolidarischere Regierungen gibt, die sich sagen, dann nehm ich halt das wenige, Hauptsache etwas. Die dämlichen Leute klatschen noch in der Region, Hauptsache ich hab noch was von. Dass das generell dazu führt, dass das Ganze Geld zu ein paar wenigen Investoren und den Firmen wandert, ist leider auch eine Tatsache.

Für mich kann man ohne Steuerharmonisierung nicht auf einen grünen Zweig kommen. Die Regierungen sind gefordert. Die Politik muss sich endlich solidarisch untereinander zeigen. Aber sie haben nichts Gescheiteres zu tun als sich mit Standortdumping sämtlicher Waffen der Politik zu entledigen. Das ist hochgradig dämlich.
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