Freie Marktwirtschaft vs Planwirtschaft
#14
Quintus Fabius schrieb:Werter Erich:

Zitat:Den Wettbewerb zwischen Plan- und Marktwirtschaft hatten wir im letzten Jahrhundert. Und die planwirtschaftlich gelenkte UdSSR hat trotz gewaltiger Ressourcen in Russland gegen die marktwirtschaftlich agierenden USA genauso abgeloost wie die (bei vergleichbarer Ausgangslage) planwirtschaftlich geführte DDR gegen die BRD.

Und das ist exakt der Grund, warum ich diese Diskussion starten wollte, weil wir heute ganz andere Bedingungen haben als vor 50 Jahren. Es ist dieses billige empirische Argument: In der Sowjetunion hat die Planwirtschaft nicht funktioniert - Beweis: die Sowjetunion ist wirtschaftlich schlecht da gestanden und dann untergegangen - und dass ist der Beweis: Marktwirtschaft ist immer und überall überlegen.

Selbst wenn man die völlig anderen Voraussetzungen heutzutage außer Acht lässt ist nicht einmal die Idee, dass die Sowjetunion aufgrund ihres Wirtschaftssystems scheiterte richtig. Wir haben eben nicht das Ende der Geschichte erreicht und Freie Marktwirtschaft Anglo-Amerikanischer Prägung könnte inzwischen genau so überholt sein wie die frühere Zentralverwaltungswirtschaft der UdSSR und könnte ebenso zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen und ad extremum wird sie zum Zusammenbruch der gesamten menschlichen Zivilisation führen.
....
Werter Quintus,
darf ich das historische Beispiel durch aktuellere Beispiele (in alphabetischer Reihenfolge) erweitern?
Brasilien hat sein Wachstum der Förderung der Mittel- und Unterschicht durch Lula zu verdanken,
China wächst erst, seit es von der Planwirtschaft abgegangen und freies Unternehmertum zugelassen hat,
Indien hat zwar theoretisch auch "freies Unternehmertum", das allerdings durch einen bürokratischen Dschungel gebremst wird und daher hinter China zurück bleibt,
Russland stürzt in die Rezession, seit dem unter Putin die Staatswirtschaft wieder gefördert wird,
Vietnam hat erst seit der Abkehr von der Planwirtschaft entsprechendes Wirtschafswachstum und schließt zu den Tigerstaaten auf ....

und das lässt sich auch entsprechend begründen, ich möchte dazu die Erwiderung zu Phantom nutzen:

phantom schrieb:@Erich
Im Prinzip kann man es auf den Nenner runterkürzen, dass du einen Betrag für einen der in der Marktwirtschaft nicht arbeiten kann, aus was für Gründen auch immer, nicht mehr aus dem Sozialsystem zahlen darfst, als einer der 100% arbeitet. Es muss immer einen Anreiz zur Arbeit geben, sonst wird das Sozialsystem unterlaufen.
Ich bin der Meinung, dass das System härter sein muss, ähnlicher so wie in den USA, damit alle die nicht aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig sind, sich anstrengen und auch Abstriche in Kauf nehmen müssen.
und was ist mit denen, die arbeitswillig sind aber keine Arbeit erhalten? Ich kann Dir dafür Beispiele nennen.
Nein - das System muss so laufen, dass jedem das (Über-)Leben möglich wird, dass aber diejenigen, die arbeiten, noch deutlich mehr Einkommen erhalten müssen. Das ist schon eine Frage der Gerechtigkeit.
Und komm mir jetzt bitte nicht mit "Aufstockern", also denjenigen, deren magerer Lohn noch durch Sozialhilfe aufgestockt werden muss, um ein auskömmliches "Grundeinkommen" zu erhalten.
Es ist nicht einzusehen, dass der Staat das Fensterputzen in den Unternehmen subventioniert, oder das Haareschneiden der Bevölkerung.
Zitat:Ich möchte von dir konkret wissen, was du verändern würdest? Die ideale Welt aufzeichnen ist immer viel einfacher, als sie dann umzusetzen.
Die Steuergeschenke für die Besserverdiener zurück zu nehmen, die seit der Aera des "Genossen der Bosse" eingezogen sind, würde schon viel helfen.
Dazu das konservative Gegenstück zum SPIEGEL:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.focus.de/finanzen/news/steigende-ungleichheit-kluft-zwischen-arm-und-reich-so-gross-wie-nie_id_3796698.html">http://www.focus.de/finanzen/news/steig ... 96698.html</a><!-- m -->
Zitat:Steigende Ungleichheit

Kluft zwischen Arm und Reich ist so groß wie nie

Die Vermögen sind in Deutschland so ungleich verteilt wie nirgendwo sonst in der Eurozone – und die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Vom Aufschwung in der deutschen Wirtschaft profitieren viele Beschäftigte nicht: Die Armutsquote ist auf einem Höchststand.


Donnerstag, 24.04.2014, 16:39 ...
die Wirtschaftswoche (auch kein "linkes Medium")
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/deutschland-kluft-zwischen-arm-und-reich-waechst-/11093122.html">http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/d ... 93122.html</a><!-- m -->
Zitat:09. Dezember 2014
Kluft zwischen Arm und Reich wächst


Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich verlangsamt in vielen OECD-Ländern das Wirtschaftswachstum
. Auch in Deutschland nimmt die Kluft zwischen Arm und Reich mehr und mehr zu.
...
da wird da schon eine Konsequenz angesprochen, die von anderen Wirtschaftsblättern auch wiedergegeben wird:
ein Printmedium der Wirtschaft:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/oecd-studie-kluft-zwischen-arm-und-reich-bremst-deutschland/11092886.html">http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 92886.html</a><!-- m -->
Zitat:09.12.2014, 00:43 Uhr

OECD-Studie

Kluft zwischen Arm und Reich bremst Deutschland
Die OECD stellt fest: Das BIP in Deutschland könnte fast sechs Prozent höher liegen - hätte sich nicht die Einkommensschere zwischen Arm und Reich seit den 80er Jahren so stark geöffnet. Es gibt aber noch einen Ausweg.
...
und das ist keine neue Erkenntnis: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/oekonomie-das-problem-der-schere-zwischen-arm-und-reich/3820264.html">http://www.handelsblatt.com/politik/oek ... 20264.html</a><!-- m -->
Zitat:31.01.2011, 17:39 Uhr

Das Problem der Schere zwischen Arm und Reich

Ungleichheit zwischen Arm und Reich war Volkswirten lange egal. Die meisten Ökonomen hielten die Einkommensunterschiede gar für eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Marktwirtschaft. Jetzt entdecken sie die Verteilungsfrage neu.
...
ok, wer vor 2011 Volkswirtschaft studiert hat, könnte diese Erkenntnis verschlafen haben. Allerdings gab es schon seit jeher einen namhaften Ökonomen, der eindeutlich belegt hat:
"Wirtschaftswachstum generiert sich aus der Nachfrage".
Wer sein Geld zuhause im Kopfkissen bunkert, erzeugt keine Nachfrage. Dieses Geld ist für die Wirtschaft "tot". Es könnte genauso gut verbrannt oder vergraben werden. Es kommt also nicht auf den Reichtum an sich an, sondern darauf, dass mit dem Vermögen auch entsprechende Nachfrage generiert wird. Und auch die reichsten Menschen können kaum mehr als ein Schnitzel verdrücken.
Was aber passiert, wenn immer mehr Menschen die Möglichkeit zur Nachfrage genommen wird? Wenn die Armen und die Mittelschicht immer ärmer und die Reichen immer reicher werden?
Schaut euch doch mal um. Wirtschaftskrisen gibt es überall dort, wo genau diese Voraussetzung besteht. Und das hat die fatale Eigenschaft, dass sich diese Entwicklung selbst beschleunigt, wenn eine Regierung die Wirtschaftspolitik nicht nach Volks-, sondern nach Betriebswirtschaftlichen Konzepten gestaltet.
Zitat:Den Fall "Detroit" gibt es natürlich bei uns im kleineren Massstab, reiche Leute die ausziehen sobald Migranten zuziehen, wie an der Börse bringen die Reichen ihre Schäfchen ins Trockene und retten vor den verfallenden Immobilienpreisen, ihr Geld mit einem Auszug in noblere Gegenenden. Folge: die Kaufkraft fällt im Quartier/Dorf/Stadt rapide ab, Geschäfte darben dahin, alles gerät in eine rezessive Abwärtsspirale die man nicht mehr aufhalten kann.
...
Quatsch, der Fall "Detroit" hat mit dem Niedergang der US-Autoindustrie zu tun. Die komplette Belegschaft der dort angesiedelten Autoindustrie wurde in die Erwerbslosigkeit katapultiert. Die Mittelschicht war plötzlich ohne Einkommen, ohne Krankenversicherung - und bald ohne Rücklagen. Wer es sich leisten konnte (z.B. als Arzt), ist der Arbeit hinterher gezogen - in andere Bundesstaaten, wer das nicht geschafft hat, der blieb in einer zunehmend desolateren und verfallenden Stadt.
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