Tiefsee- und Meeresforschung
#19
Zitat:Tauch ein ins Dunkel

4. April 2022 · Wir wissen weniger über die Tiefsee, als über die dunkle Seite des Mondes. Wissenschaftler wollen das mit einzigartigen Unterwasserfahrzeugen ändern. Doch der Einsatz ist riskant. Die Technik muss es mit Salz und Kälte aufnehmen, mit Finsternis und ungeheurem Druck.

Wenn der Deckel des kleinen Tauchboots schließt, verstummt der Lärm der Über-Meeresspiegel-Welt. Sonnenlicht, Lungen und Luft haben es mit jedem Meter abwärts schwerer. In 1000 Meter Tiefe ist die Finsternis absolut. Ab hier regieren Dunkelheit, Kälte und Druck. Peter Linke war noch Doktorand, als er in dieses Reich das erste Mal abtauchte. Dreißig Jahre ist es her, dass er durch das Bullauge von Tauchboot Alvin beobachtete, wie die Tiefsee aus sich selbst heraus zu leuchten begann. Biolumineszierendes Plankton trieb mit der Strömung durch die Tiefe, Salpenkolonien folgten ihm, wer Glück hatte, dem schwebte eine 20 Meter lange Riesenmedusa vors Bullauge. „Das zu sehen ist irre.“ Das findet der Meeresbiologe bis heute. [...]

Obwohl mehr als 60 Prozent der Erdoberfläche im Meer unterhalb der 1000-Meter-Grenze liegen, weiß man weniger über diesen Lebensraum, den größten der Erde, als über die dunkle Seite des Mondes. Experten schätzen, dass erst ein Prozent aller Lebewesen der Tiefsee entdeckt wurden. Nur zehn Prozent des Meeresgrunds sind überhaupt einigermaßen genau kartiert, der Rest basiert auf gravimetrischen Modellen. Wer die weißen Flecken des Planeten sucht, muss ins Schwarz der Meere abtauchen. Meeresbiologe Linke weiß aber, dass die Zeit, in der wissenschaftliche Tauchboote wie Alvin den besten Zugang dazu boten, endet. Rover, Raupenfahrzeuge und Roboter übernehmen zunehmend die Arbeit unter Wasser, senden Bilder, messen und sammeln Proben ein, während sich die Wissenschaftler oben aufs Auswerten konzentrieren.
https://www.faz.net/aktuell/technik-moto...23795.html

Schneemann
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