Bosnien und Herzegowina
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@Mitleser
Zitat:Ich hab an anderer Stelle schon erwähnt dass in Bosnien überall neue Moscheen aus dem Boden schießen. SA bezahlt Moscheen und sicherlich mehr, der IS sieht das Land wohl als Brückenkopf nach Europa.
Im Film wird erwähnt, dass das nur eine von vielen Salafistengemeinden in Bosnien ist.
Dass es einen Islamismus bzw. einen Nährboden für diesen in Bosnien gibt, ist allerdings nicht wirklich neu. Bereits während des Bosnienkrieges (1992 bis 1995) ließ es der damalige dortige Präsident der früheren Republik Bosnien und Herzegowina, Alija Izetbegović, zu, dass militante Islamistengruppen auf der Seite der "bosnischen Regierungstruppen" (wenn man diesen doch arg zersplitterten Milizhaufen so nennen kann) kämpfen. Izetbegović war bereits zuvor (noch unter Tito) mit seinen Thesen zu einer "islamischen Erneuerung" und "Entsäkularisierung des Islam" aufgefallen, die Anwerbung dürfte ihm also nicht schwer gefallen sein.

Der Hintergrund war ferner, dass Bosnien quasi keine internationale Unterstützung erhielt und in Gefahr geriet, unter die Räder der weit überlegenen serbischen (und in der frühen Phase auch kroatischen) Truppen sowie der Srpska-Freischärler des Kriegsverbrechers Karadžić zu kommen. Dazu kam noch ein internationales Waffenembargo, das es den Bosniern fast unmöglich machte, sich legal Waffen auf dem Weltmarkt zu beschaffen. Für Izetbegović war die Verpflichtung irgendwelcher Dschihadisten insofern a) eine militärische Notwendigkeit und zugleich b) aber auch kein religiöses oder ideologisches Problem - da er mit ihnen ja durchaus sympathisierte.

Das Problem war allerdings, dass diese islamistischen Gruppen nach Kriegsende 1995 weitgehend im Land blieben. Ein geringer Teil wanderte zwar ab - z. B. nach Afghanistan zu den damals vorrückenden Taliban oder nach dem damaligen Brennpunkt Tschetschenien (einige bosnische Islamisten tauchten auch im Sudan Mitte der 1990er zusammen mit bin Laden auf) -, ein größerer Teil verblieb indessen als stummes Kriegsüberbleibsel im Land, wenngleich auch zunächst ohne größere Mittel oder politische Einflussmöglichkeiten. Das Land war auch zu sehr verwüstet durch die Balkankriege, als dass es eine "Basis" für irgendeine Absicht hätte sein können.

Aber: Auf diesen "ausgedörrten Boden" fiel dann ab grob Ende der 1990er eine zunehmende finanzielle Unterstützung seitens Saudi-Arabiens - ob Izetbegović diese maßgebend mit eingefädelt hat, ist allerdings umstritten -, die offiziell als "Wiederaufbauhilfe" deklariert war. Und das Ergebnis ist heute u. a. eine schnelle Ausbreitung des Islamismus und eine wachsende Zahl von Moscheen, in denen oftmals der Salafismus bestimmend sein dürfte. Indessen ist dies aber, wie gesagt, keine Entwicklung der jüngeren Zeit, sie hat Wurzeln, die mehr als 22 Jahre zurückliegen.

Schneemann.
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