Leichte Infanterie
Vorab vielen Dank für deine Ausführungen! Rein persönlich komme ich aus dem Infanterie / Aufklärungsbereich und bin daher kein Pionier, man sehe mir daher bitte gewisse Unschärfen bei den Begrifflichkeiten nach.

Zitat:solche Bastelarbeiten können kein planerischer Ausrüstungsbestandteil sein für eine Militäreinheit......Erstausstattung......In den Ausrüstungsplan gehört Sprengstoff + x Zünder und der rest ergibt sich eh.

Und was schrieb ich in den Ausrüstungsplan ? Sprengstoff und Zünder. Und wie gesagt geht es bei den ganzen sonstigen Ausführungen von mir nicht so sehr um konkrete spezifische Zielhandlungen, sondern nur um eine Illustration des grundlegenden Konzepts, der Doktrin wenn man so will. Ich müsste also dazu einiges ausführen wie eine solche Einheit insgesamt überhaupt wirken soll, was ihre militärische Aufgabe wäre, nämlich beispielsweise eben nicht Gelände zu halten, Sperren zu verteidigen, Stellungssysteme anzulegen, sondern sich bewusst und explizit überrollen zu lassen, während dessen mit unehrgeizigen Zielsetzungen den Feind bedingt abzunutzen und dadurch vor allem anderen zu verzögern und schließlich in dem Gelände zu verbleiben welches der Feind einfach passiert hat. An die Stelle von Fronten / Stellungssystemen und Sperren tritt ein Netz aus Einheiten welche Lokal verankert sind, entsprechend Lokal das Gelände kennen und die Lokal vorhandenen Möglichkeiten und die damit in der Lage sind diese zu nutzen (dazu unten mehr). Der Gegner verfängt sich entsprechend in diesem Netz, also einer Raumverteidigung statt auf Fronten, Stellungen und Sperren aufzulaufen, entsprechend ist das Ziel vor allem auch die Verzögerung und bedingt die Abnutzung im Rahmen dieser, also die Ertüchtigung leichter Infanterie zur Verzögerung. Entsprechend dieser Zielsetzung und auch aufgrund anderer Faktoren benötige ich eine andere Erstausstattung als wenn ich konventionell agieren würde. Stichwort grundlegende Konzepte:

Zitat:Die schweren Züge sind das Fernkampfäquivalent, Pionierzüge sind das Nahkampfäquivalent, im Infanteriekampf. SSG = Sprengfallen, GMW = Sprengladungen/Flammenwerfer, PALR = Minen
Es kommt also nur drauf an ob man ran an den Gegner will oder nicht

Und das will ich, weil dies den Gegner erheblich darin einschränkt mit Flächenwaffen auf mich einzuwirken, entsprechend so nah ran wie möglich.Noch darüber hinaus können die genannten Wirkmittel aber eben auch indirekt ohne persönliche Präsenz und trotzdem ohne persönliche Gefährdung eingesetzt werden, so dass man insgesamt damit infanteristisch viel flexilber und effektiver ist, als mit dem "Fernkampfäquivalent".

Zitat:Die Einheit muss vor ihrem Einsatz einen Grundstock an Ausrüstung haben mit dem sie abrufbare Taktiken hervorbringt, wen die Soldaten dann vor Ort Gerät "finden" das Ihre Arbeit leichter macht ist das schön und je breiter gestreut die Vorausbildung der Soldaten war um so einfacher wird es für sie anderes brauchbares Gerät zu erkennen. Aber wie soll das trainiert werden, jeder Pio geht einmal durch alle PioFertigkeiten der Bundeswehr um verschiedene Ausrüstung und Herangehensweisen zu erleben, die dann für den Improviationsfall als Vorgehensmuster dienen die er abwandelt? Das wären Jahre an Ausbildung, die SGA hat 3 Monate.

Und nicht zuletzt auch deshalb sind die Pioniere gesonderte Spezialisten bzw. gibt es eine Pionier-Sektion getrennt von der übrigen Infanterie welche entsprechend deutlich mehr Ausbildung erhält. Denn ansonsten könnte man diese Fähigkeiten ja auch einfach in den normalen leichten Infanteristen vorhalten.

Zitat:das ist logistisch für die Erstausstattung ein Albtraum und macht jede tactische Zeitkalulation zu einem Glückspiel

Nicht so sehr wie du meinst, weil in diesem Konzept die Idee ist, dass solche Einheiten in einem bestimmten Gebiet verankert sind, in welchem sie dann auch bleiben. Und zwar unabhängig davon ob der Feind dieses Gebiet passiert hat oder nicht. Entsprechend ist schon vorher bekannt, was zur Ergänzung der Erstausstattung vorhanden ist, und ja, dass kann sich dann von Gebiet zu Gebiet unterscheiden, je nach den Möglichkeiten.

Zitat:diese Behältnisse sind für einen Molotow Cocktail wie von mir beschrieben, sind sowohl Dosen wie auch PET-Flaschen nicht zu brauchen.

Natürlich nicht. Aber ich würde entsprechende Wurfbrandsätze auch nicht so hoch gewichten, dessen ungeachtet: in Osteuropa gibt es genug Glasflaschen und warum sollten wir in einem offensiven Einsatz in einem dieser Neokolonialscharmützel auf diese Weise kämpfen ?

Zitat:Pol in den Deckel, Pol an den Boden, Flasche wird umgestoßen

Ich meinte da ein ganz anderes System, mit einem Schlauch, aber die Details sind hier gar nicht wichtig. Wir könnten hier endlos spezifische Methoden anführen, relevant ist die dahinter stehende Einstellung und Doktrin, nicht die spezifische Methode für sich.

Zitat:Du wolltest doch "Zehenabtrenner" .....entsprechend kann man die durch anstreifen der fläche mit einem Paddel, einer Zeltbahn, einem umgedrehten Besen,.... zu Umsetzung bringen ohne sich zu gefährden.

Ja richtig, da habe ich dich falsch verstanden .Toe-Popper kann man natürlich auch so umsetzen.

Zitat:es ist auch keine Frage des können überhaupt sondern das man einfach weniger Platz zum schwenken braucht und die Waffe so auch schneller im Ziel ist.

Glaubs mir oder nicht, aber das ist mal wirklich mein Bereich und nein, du hast da keinen Geschwindigkeitsvorteil. Die Idee hier in einer Art überraschendem Begegnungs-feuergefecht möglichst schnell die Waffe ins Ziel zu schwenken kann nur dann relevant sein, wenn vorher schon etliches falsch gelaufen ist bzw. es am Können fehlt. Aber selbst wenn, ist der längere Lauf in so gut wie allen Situationen kein Nachteil, in sehr vielen anderen Fällen im Orts- und Häuserkampf aber ein erheblicher Vorteil, dass reicht von der Mannstoppwirkung bis hin zur effektiven Reichweite und der größeren Durchhaltefähigkeit der Waffen selbst (Überhitzung etc)

Zitat:dafür und das bisschen Fuchsschwanz ne Machete mit schleppen, ne, besser ein Bajonett wie das von Eickhorn fürs H416F, ein Kettenzugsäge und dann einen ordentlichen Stiehl am Spaten

An der russischen Maulwurfspfote kann übrigens problemlos ganz genau so ein ordentlicher Stil befestigt werden, muss man nur den kurzen Stiel rausnehmen und einen längeren einsetzen und festschrauben. Und weil die Maulwurfspfote kleiner und kompakter ist, kommt man damit besser in schwierigen Boden hinein als mit einem normalen Spatenblatt.

Das Bajonett für das HK416F halte ich für weniger gut

https://www.eickhorn-solingen.de/SG-2000-WC-F/en

im Vergleich mit anderen möglichen Bajonetten oder entsprechenden Kampfmessern, beispielsweise und um bei Eickhorn zu bleiben:

https://www.eickhorn-solingen.de/epages/...cts/825259

Und ein Bajonett hält einfach nicht ansatzweise mit einer sinnvollen Machete mit was solche Aufgaben angeht. Ich komme privat aus der Forstwirtschaft und habe viele Jahre mit Heppen, Gerteln usw gearbeitet. Bezüglich der Kettenzugsäge habe ich dir ja bereits vorher zugestimmt, aber dass ist ja kein Widerspruch solche Sägen zusätzlich dabei zu haben.

Zitat:CO wird chemisch durch Oxidation von Kohlenstoff hergestellt, im alltags Soldatendeutsch heißt das "Feuer"

Ich will eigentlich gar nicht so sehr auf solchen nicht so relevanten Unterpunkten herum reiten, weil es mir wie gesagt mehr um den dahinter stehenden Gedanken geht als um die konkrete Methode. CO kann man auch in einer exothermen Reaktion aus der Vermischung von zwei Säuren herstellen, und ich könnte auch noch anmerken, dass CO selbst brennbar ist und mit Luft explosive Gemische erzeugen kann usw usf

Aber um das nochmal zu betonen: ich will gar nicht auf die jeweiligen spezifischen Einzelpunkte hinaus, ich führte nur eine ganze Reihe von meiner Meinung nach unkonventionellen Methoden an, um damit die Idee einer unkonventionellen Kampfweise zu illustrieren bzw. zu verdeutlichen und damit das grundlegende Konzept.

Zitat:Übrigens halte ich von kleinen Mörsern gar nichts, GwHGr werden mit dem Gewehr verschossen und gut. Besser sie üben dafür mehr schießen und nehmen im V-Fall mehr GwHGr mit. (Sollte man Angst um seinen Zeigefinger haben ein serbischer Tipp "nimm einen Ast um den Abzug betätigen", Bajonett geht auch wen es in den Abzug passt)

Sehe ich ganz genau so, und gerade eben deshalb bin ich ja ein großer Befürworter von Gewehrgranaten.

Das war also nicht so gut von mir formuliert. Ich schrieb nämlich nicht kleine Mörser, sondern leichte Mörser. Damit meinte ich dann schon Kaliber von 81mm oder sogar mehr. Es gibt beispielsweise schon seit Jahren finnische Mörser im 81mm Kaliber die insgesamt nur 25 kg wiegen. Und heute wären noch leichtere Mörser entsprechender "mittlerer" Kaliber möglich.

Zitat:die Bundeswehr als Wehrpflichtarmee auf Fernkampf weil der Kampfwertunterschied in der Verteidigung/Stellungskampf zwischen Veteran und Reserve kleiner ist

Aber wie schon geschrieben will ich mit leichter Infanterie in der beschriebenen Art gar nicht auf einen Stellungskampf hinaus. Sondern auf ein Netz, in welchem sich der Gegner ohne auf dezidierte Stellungssysteme zu stoßen frei bewegen kann.

Und beschließend als Frage:

Mal unabhängig von meiner hier vorgestellten Gliederung:

Wo und wie würdest du leichte Pioniere in die Infanterie einziehen ? Als gesonderte Kompanien (wie beispielsweise bei den Luftlandepionieren) - oder als Untereinheit eines Infanterie-Bataillons ? Wenn ja in welcher Stärke und Auslegung ? Wie stehst du zu der Idee in Infanterie-Kompanien entsprechend eine organische leichte Pionier-Gruppe zu haben ? Oder wäre ein Zug als Teil einer schweren Kompanie / oder Unterstützungs-Kompanie besser ? Oder eine leichte Pionier-Kompanie als Teil eines Bataillons ?

Wie sind hierzu deine Ansichten als Pionier ?
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