Leichte Infanterie
#76
Zitat:Zur Can Cannon: In der Not frisst der Teufel fliegen und Handgranaten (oder Sprengstoff in Getränkedosen, Mollotowcoktails, weiß die Hölle) finden sich momentan leichter als Gewehrgranaten. Wie gesagt, wohl eher nichts, um reguläre Truppen damit standartmäßig zu bewaffnen

Eine vielleicht ganz interessante Abschweifung:

Die Imperiale Japanische Armee hatte im WK2 einen leichten Granatwerfer welcher sehr ähnlich vom Funktionsprinzip war, wobei der Gasdruck hier auf andere Weise erzeugt wurde. Es handelte sich um den sogenannten Typ 100 Granatwerfer.

Das war eine einfache Röhre mit einem Anbauteil welche vorne unter dem Lauf befestigt wurde und mit der Bajonetthalterung arretiert wurde. Von der Laufmündung entnahm diese Vorrichtung dann einen Teil des austretenden Gases in die Röhre wenn ein normaler Schuß abgefeuert wurde. Dadurch wurden dann aus der Röhre konventionelle Handgranaten welche man vorher in diese entsichert gesteckt hatte abgefeuert. Die Reichweite betrug 95 m und das Gewehr konnte trotz Aufsatz abgefeuert werden (was ja sogar notwendig war weil man den benötigten Druck mit Gasen eines konventionellen Schußes erzeugte).

Das konventionelle Handgranaten vom Typ 99 abgeschossen wurden, hatten diese natürlich keinen Aufschlagzünder sondern explodierten erst wenn die 5 Sekunden bis zur Zündung vorbei waren, wobei die maximale Flugzeit bei Ausschöpfung der Höchstreichweite 4 Sekunden betrug. Aufgrund dessen war es bei einem steileren Winkel und einem sehr geschickten Schützen sogar möglich, eine Airburst-Wirkung zu erzielen weil dann die Granate noch in der Luft über dem Ziel explodierte. Das System galt als sehr robust, sehr einfach zu benutzen und war bei der Truppe sehr beliebt, wurde aber nur in geringen Stückzahlen und dann vor allem auch für Sondereinheiten (Fallschirmjäger, Überfallkommandos usw) verwendet während es bei konventionellen Truppen höchst ungleich verteilt war.

Mit gewissen geringen Vorbehalten:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.lonesentry.com/articles/jp_rifle_grenade/index.html">http://www.lonesentry.com/articles/jp_r ... index.html</a><!-- m -->

Beispielsweise stimmt nicht, dass man das Bajonett aufpflanzen musste um das Gerät zu verwenden. Es gibt Bilder welche die Benutzung auch ohne Bajonett zeigen.

Nun ist so ein System bei den heutigen technischen Möglichkeiten natürlich obsolet, aber die Grundsätzliche Konzeption, diejenigen Granaten welche man auch per Hand wirft zugleich auch vom Gewehr als Gewehrgranate abzufeuern ist meiner Meinung nach der bessere Weg als die 40mm UGW.

Die Japaner hatten übrigens auch eine solche Gewehrhandgranate, die Typ 91 Granate, welche sowohl konventionell als Handgranate geworfen, als auch mit einer anschraubbaren Verlängerung als Gewehrgranate verwendet werden konnte. Damals war noch das Problem, dass man zum Abfeuern der Gewehrgranate von einem Gewehr einen Adapter und Spezialpatronen brauchte, heutige Gewehrgranaten kann man demgegenüber ganz normal auf den Lauf stecken und mit einer normalen Patrone abfeuern. Die Reichweite betrug nur 110 m, die Wirkung war aber für die damalige Zeit vergleichsweise stark (weil die Granate selbst schwer und Wirkstark war).

Eine echte Gewehrhandgranate für die heutigen Jäger würde immense Möglichkeiten bieten. Insbesondere wäre sie technisch sehr einfach zu bewerkstelligen, würde alles vereinheitlichen, die Logistik erleichtern, hätte dank dem längeren Stiel eine höhere Reichweite wenn per Hand geworfen und jeder Gewehrschütze könnte damit eine Flächenwirkung beitragen, die Feuerkraft einer Infanteriegruppe würde sich damit in den üblichen Kampfdistanzen immens erhöhen. Zudem könnten diese Granaten untereinander nach belieben getauscht werden und die Rolle des Grenadiers wäre damit nicht auf diejenigen beschränkt welche einen UGW an ihrem Gewehr haben. Ohne UGW sind die Gewehre selbst zudem leichter und man kann damit besser und präziser schießen.

Insgesamt spart man sogar noch Gewicht bei gleicher Leistung in der Wirkung (wenn auch nicht in der Reichweite).

Die Japaner gingen noch einen Schritt weiter und führten leichte Kommando-Mörser ein (Typ 10 und Typ 89), für die es eine eigene Mörser-Munition mit hoher Reichweite und Wirkung gab, die aber darüber hinaus auch die Typ 91 Handgranaten als Ersatz- und Notmunition verschießen konnten (dann natürlich mit deutlich reduzierter Reichweite). Analog dazu könnte man auch moderne Gewehr(hand)granaten so beschaffen, dass man sie ergänzend auch durch einen Kommando-Mörser abfeuern kann wodurch man sie situationsbedingt steiler präziser und schneller nacheinander abfeuern kann und das Gewehr nicht damit belegt wird. Wenn also die Schützen mit ihren Gewehren weiter-wirken (nach dem Abfeuern einer ersten aufgesteckten Gewehr(hand)granate kann der Mörserschütze entsprechend übrig gebliebene Gewehrgranaten der Gruppe zusätzlich durch seinen Kommando-Mörser raushauen.
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